Geschichten:Ich höre die Brandung: Unterschied zwischen den Versionen

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Ein Ritterleben war das nun her, ein Menschenleben.
 
Kordian hatte Verrat gesehen: den Retos an seinen Verwandten; den Answins an Retos Sohn: den Haffax‘ am Reich und seinen alten Kameraden. Kordian war Ritter, aber er war dennoch stets ein Bewunderer des Marschalls gewesen. Doch seinen Verrat konnte er nicht verzeihen. Reto handelte zum Besseren des Reiches. Und Answin dachte dasselbe. Aber Haffax?
 
Wie gern wäre er in den Kampf gegen Haffax gezogen, ach wie gern! Als der Heerbann ausgerufen wurde, da verschwanden Gicht und Schmerz aus seinen Gliedern und Gelenken: endlich wieder mit der eingelegten Kriegslanze auf den Feind stürzen. Kämpfen! Kämpfen heißt Leben! Siegen heißt Leben! Siegen ist wie noch einmal jung zu sein.
 
Und nun. Das Ross, das er sich zureiten wollte, hatte Kordian nicht nur abgeworfen, sondern auch mit stahlharten Füßen regelrecht zertrampelt. Die alten Verletzungen waren wie Sollbrüche gesplittert. Immerhin spürte Kordian keine Schmerzen. Nicht von der Brust abwärts …
 
Abwärts. Wie würde es mit seiner Familie weitergehen? Er war jetzt Uropa! Wie unvorstellbar, dass seine sanfte [[Briefspieltext mit::Garetien:Algerte von Steinfels|Enkelin]] ihm dieses [[Briefspieltext mit::Garetien:Voltan von Steinfels|Geschenk]] hat machen können. Ihr [[Briefspieltext mit::Garetien:Luman von Karseitz|Mann]] war ein Trottel wie ihr [[Briefspieltext mit::Garetien:Borian von Steinfels|Vater]] es gewesen war, Kordians Sohn, der sein Leben bei der sinnlosen Tralloper Turnei hatte geben müssen. Würde es abwärts gehen oder aufwärts? Wenn nur seine [[Briefspieltext mit::Garetien:Gunelde von Steinfels|Schwester]] noch durchhielte!
 
Kordian stöhnte und schlug die Augen auf. Er lächelte in den Kreis der Menschen, die ihn umgaben, auf ihn herabstarrten und ihm beinahe Angst machen könnten mit ihren Sorgenmienen.
 
»Herr, gleich erreichen wir das Ufer. Ich höre die Brandung. Herr, es dauert nicht mehr lang. Lasst mich an Bord gehen, Herr. Ich habe alles erledigt, was Ihr befühlen habt.«
 
»Das habt Ihr, mein Freund«, erwiderte der Herr, »Ihr könnt an Bord gehen, auch wenn wir Euch nur ungern ziehen lassen.«
 
»Danke, [[Briefspieltext mit::Garetien:Berdin von Vierok|Dom Berdin]]. Ich höre die Brandung.«
 
Kordian erschlaffte und atmete ein letztes Mal aus. Der [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Barnhelm von Rabenmund|Markvogt]] seufzte: »Bis zum Schluss tapfer und treu …« Er erhob sich und murmelte leie, dass nur sein Schatten [[Nebendarsteller ist::Garetien:Grothan Spalotin|Spalotin]] es vernehmne konnte: »… aber dumm.«
 
 
 
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Aktuelle Version vom 20. März 2016, 18:59 Uhr

Gestüt nahe dem Schloss Sonnentor, 30. Rondra 1039 BF

»Bleibt liegen, mein Freund, bleibt liegen«, floss es samten aus dem Mund seines Herrn. »Ihr seid schwer gestürzt, wie ich von Meister Schimmelgeiß erfahren habe. Sehr schwer.« Kordian vernahm die Worte seines Herrn, doch er verstand sie kaum. Seine Sinne schwanden dahin, immer wieder fielen ihm die Augen zu, drifteten seine Gedanken fort, wähnten sich an einem weiten Ozean, wo das Rauschen der Brandung anschwoll. Er atmete tief ein und wieder aus. fast roch er den salzigen Duft des Perlenmeeres. Den Duft seiner Jugend, als er mit Kaiser Reto nach Maraskan gefahren war.

Ein Ritterleben war das nun her, ein Menschenleben.

Kordian hatte Verrat gesehen: den Retos an seinen Verwandten; den Answins an Retos Sohn: den Haffax‘ am Reich und seinen alten Kameraden. Kordian war Ritter, aber er war dennoch stets ein Bewunderer des Marschalls gewesen. Doch seinen Verrat konnte er nicht verzeihen. Reto handelte zum Besseren des Reiches. Und Answin dachte dasselbe. Aber Haffax?

Wie gern wäre er in den Kampf gegen Haffax gezogen, ach wie gern! Als der Heerbann ausgerufen wurde, da verschwanden Gicht und Schmerz aus seinen Gliedern und Gelenken: endlich wieder mit der eingelegten Kriegslanze auf den Feind stürzen. Kämpfen! Kämpfen heißt Leben! Siegen heißt Leben! Siegen ist wie noch einmal jung zu sein.

Und nun. Das Ross, das er sich zureiten wollte, hatte Kordian nicht nur abgeworfen, sondern auch mit stahlharten Füßen regelrecht zertrampelt. Die alten Verletzungen waren wie Sollbrüche gesplittert. Immerhin spürte Kordian keine Schmerzen. Nicht von der Brust abwärts …

Abwärts. Wie würde es mit seiner Familie weitergehen? Er war jetzt Uropa! Wie unvorstellbar, dass seine sanfte Enkelin ihm dieses Geschenk hat machen können. Ihr Mann war ein Trottel wie ihr Vater es gewesen war, Kordians Sohn, der sein Leben bei der sinnlosen Tralloper Turnei hatte geben müssen. Würde es abwärts gehen oder aufwärts? Wenn nur seine Schwester noch durchhielte!

Kordian stöhnte und schlug die Augen auf. Er lächelte in den Kreis der Menschen, die ihn umgaben, auf ihn herabstarrten und ihm beinahe Angst machen könnten mit ihren Sorgenmienen.

»Herr, gleich erreichen wir das Ufer. Ich höre die Brandung. Herr, es dauert nicht mehr lang. Lasst mich an Bord gehen, Herr. Ich habe alles erledigt, was Ihr befühlen habt.«

»Das habt Ihr, mein Freund«, erwiderte der Herr, »Ihr könnt an Bord gehen, auch wenn wir Euch nur ungern ziehen lassen.«

»Danke, Dom Berdin. Ich höre die Brandung.«

Kordian erschlaffte und atmete ein letztes Mal aus. Der Markvogt seufzte: »Bis zum Schluss tapfer und treu …« Er erhob sich und murmelte leie, dass nur sein Schatten Spalotin es vernehmne konnte: »… aber dumm.«