Geschichten:Der Waldkauz – Tintenschwarz: Unterschied zwischen den Versionen
(Vorlage „Briefspielindex“ bearbeitet.) |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
'''[[Handlungsort ist::Garetien:Stadt Leihenbutt|Baronie Leihenbutt]], Ende Tsa 1038 BF''' | |||
Es war eine tintenschwarze Nacht, in der [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Junkobald von Hirschfurten|Junkobald von Hirschfurten]] ermordet worden war. Sein Leichnam lag in der aufgewühlten Erde und dem befleckten Schnee, die noch die Spuren des vorangegangenen Kampfes zeigten. Sein Mörder saß neben ihm auf dem Boden, nach Atem und Fassung ringend. Bevor Kälte und Schock in gänzlich lähmen konnten rappelte er sich auf und machte sich an die Arbeit. Jeder Insignium, jeder Hinweis auf die Identität des Toten wurden sorgfältig entfernt und unter einem nahen Baum vergraben. Dann war der Körper an der Reihe. Er ging zu seinem Pferd, dass unweit im Wald verborgen war, und holte die schweren Eisenfesseln und die Gewichte aus der Satteltasche. Die Leiche zu fesseln und zu beschweren war leichter als gedacht, schwerer war es, sie an den Rand des Sees zu schleppen. Wie er wusste war dieser See überraschend tief mit einem steil abfallenden Ufer. Er wuchtete das verschnürte Bündel über die Böschung und sah zu, wie es die Eisdecke durchstieß. Kaum einen Herzschlag später versank der Baron von Leihenbutt in dem dunklen Wasser des Sees. Nur noch das Loch in der Eisdecke und einige vereinzelte Luftblassen kündeten vom Geschehenen. Mit einem Schaudern wandte sich der Mörder ab und begutachtete die Lichtung. Fast geschafft. Mit bloßen Händen sammelte und kehrte er den blutigen Schnee zum See und sah auch diesen in der Finsternis schmelzen. Abschließend zog er sich noch um und verschnürte seine blutige Kleidung und Stiefel zu einem weiteren Bündel, dass er später auf seinem Weg im Wald vergraben würde. Der Morgen graute herauf und brachte neuen Schnee mit sich. Das Loch im Eis begann bereits wieder zu gefrieren. Der Mörder blickte kein einziges Mal zurück als er auf sein Pferd stieg und über verschlungene Waldwege davonritt. Und dennoch spürte er den ganzen Weg zurück, wie ihn die kalten, toten Augen aus der tintenschwarzen Finsternis des Waldsees her verfolgten. | |||
{{Briefspielindex | {{Briefspielindex | ||
|Titel=Tintenschwarz | |Titel=Tintenschwarz |
Aktuelle Version vom 22. März 2016, 18:03 Uhr
Baronie Leihenbutt, Ende Tsa 1038 BF
Es war eine tintenschwarze Nacht, in der Junkobald von Hirschfurten ermordet worden war. Sein Leichnam lag in der aufgewühlten Erde und dem befleckten Schnee, die noch die Spuren des vorangegangenen Kampfes zeigten. Sein Mörder saß neben ihm auf dem Boden, nach Atem und Fassung ringend. Bevor Kälte und Schock in gänzlich lähmen konnten rappelte er sich auf und machte sich an die Arbeit. Jeder Insignium, jeder Hinweis auf die Identität des Toten wurden sorgfältig entfernt und unter einem nahen Baum vergraben. Dann war der Körper an der Reihe. Er ging zu seinem Pferd, dass unweit im Wald verborgen war, und holte die schweren Eisenfesseln und die Gewichte aus der Satteltasche. Die Leiche zu fesseln und zu beschweren war leichter als gedacht, schwerer war es, sie an den Rand des Sees zu schleppen. Wie er wusste war dieser See überraschend tief mit einem steil abfallenden Ufer. Er wuchtete das verschnürte Bündel über die Böschung und sah zu, wie es die Eisdecke durchstieß. Kaum einen Herzschlag später versank der Baron von Leihenbutt in dem dunklen Wasser des Sees. Nur noch das Loch in der Eisdecke und einige vereinzelte Luftblassen kündeten vom Geschehenen. Mit einem Schaudern wandte sich der Mörder ab und begutachtete die Lichtung. Fast geschafft. Mit bloßen Händen sammelte und kehrte er den blutigen Schnee zum See und sah auch diesen in der Finsternis schmelzen. Abschließend zog er sich noch um und verschnürte seine blutige Kleidung und Stiefel zu einem weiteren Bündel, dass er später auf seinem Weg im Wald vergraben würde. Der Morgen graute herauf und brachte neuen Schnee mit sich. Das Loch im Eis begann bereits wieder zu gefrieren. Der Mörder blickte kein einziges Mal zurück als er auf sein Pferd stieg und über verschlungene Waldwege davonritt. Und dennoch spürte er den ganzen Weg zurück, wie ihn die kalten, toten Augen aus der tintenschwarzen Finsternis des Waldsees her verfolgten.
◅ | Verratene Verräter |
|
Abschied | ▻ |