Geschichten:Kaiserturnier 1041 BF - Knappensorgen: Unterschied zwischen den Versionen

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Gael ui Flanarag, Knappe der Edlen von Unkengrund, hatte es nun doch getroffen. Er saß mit Waffenöl, heißem Wasser, Lumpen und Seife über dem Wappenrock seiner Schwertmutter und tat sein Möglichstes, einen fettigen Fleck aus dem Leinen zu treiben. Die Herrin Leanna saß derweil mit dem Ritter von Alderstein beisammen. Um sich mal wieder über unsichere Zeiten zu unterhalten. Vergangene wie auch kommene. Die beiden Ritter pflegten einen regen Austausch, aber Gael war froh, sich nicht immer alles anhören zu müssen. Der Distelritter Alderstein wollte alle Einzelheiten über die Fehde in den Heckenlanden wissen, in der die Edle mit Gael an ihrer Seite für das Grafenhaus, die Gerechtigkeit und die Wiederherstellung der Ordnung in Bredenhag gestritten hatte. Und die Frau Leanna war begierig zu erfahren, was sich in Winhall ereignete, wo es ebenfalls Anzeichen von aufziehendem Ärger zu geben schien.
Doch Gael mochte nach diesem Tag jedoch lieber nicht mehr hinhören. Bei den Götterdiensten zur Mittagsstunde waren dem 17-jährigen düstere Gedanken begegnet, die von der Ankunft im farbenprächtigen Zeltlager erst einmal beiseite geschoben worden waren. Nun hatten die unheilvollen Gedanken wieder Besitz von ihm ergriffen und daran mochte auch die Tatsache nichts ändern, dass Gael ein Mädchen getroffen hatte, das ihm gefiel. Die wusste nur nichts von ihm; besser gesagt, interessierte sie sich nicht für ihn, denn er war ja ‚nur‘ Knappe und sie, obwohl kaum viel älter als er, schon Ritterin! Zumindest kannte er ihren Namen und ihre Herkunft und er wusste, dass seine Schwertmutter die junge Ritterin aus den Nordmarken gerne bei sich auf Unkengrund wissen würde. Gael gefiel der Gedanke, neben der Plötzbogen zu dienen. Vielleicht… Nein, die Herrin war in ihren Anweisungen eindeutig gewesen und Gael achtete die Ritterin Vialigh sehr, um sich über ihr Wort hinwegzusetzen. Ebenso wie es sein Vater tat, dessen Junkertum an das der Edlen grenzte. Ein Junkertum, das Gael irgendwann mal erben würde – und das seine Schwester in jüngster Vergangenheit wieder einmal zum Gespött gemacht hatte. Wut stieg in Gael auf, wenn er nur daran dachte, dass der Name Flanarag wieder mal kein guter war.
Und alles nur wegen Roanas Selbstsucht!
Zornig tunkte der Graugarder seine Hand in den Eimer mit dem heißen Wasser, um die Seife herauszuholen, die an dessen Grund lag. Dass er sich beinahe dabei verbrühte, war Gael egal. Er empfand einfach nur Wut und die betäubte den Schmerz. Mit der Seife in der Hand ballte der Knappe die Faust. Oh ja, gerne hätte er seiner Schwester selbst den Kopf abgeschlagen! Der Baron von Aiwiallsfest mochte dies getan haben, und das mit Recht, denn Verrat musste gesühnt werden. Gael störte nur, dass er der Hinrichtung der älteren Schwester nicht selbst hatte bewohnen können, denn er und die Frau Leanna waren im INGerimm schon unterwegs nach Gareth gewesen. Bedauerlich. Wirklich sehr bedauerlich. Gerne hätte der Heranwachsende der Anverwandten noch ein letztes Mal ins Gesicht gespiehen, was er von ihrem Verhalten hielt. Hatte sie es doch gewagt, die mühevoll aufgebaute Ehre des Hauses Flanarag so leichtfertig aufs Spiel zu setzen und in Abwesenheit des in Tobrien gegen Haffax kämpfenden Vaters das Familienvermögen einem intriganten Thronräuber in den machtgierigen Rachen zu werfen. Enthauptung fand der tugendhafte Knappe bei dem, was dieses Weib seiner Familie und damit auch ihm, Gael, angetan hatte, als noch recht mildes Urteil. Hätte man ihn gefragt, dann wäre seine Schwester wohl eines weitaus unehrenhafteren Todes gestorben. Entehrt, ja dies traf es sehr schön. Gael als Spross derselben Familie fühlte sich durch das Verbrechen der Älteren entehrt. Sein Vater hatte nun Angst vor einer Entlehnung? Gael konnte diese Angst sehr gut nachvollziehen. Immerhin ging es hier nicht nur um den Ruf des Familiennamens, sondern auch um ein Erbe. Nicht jenes von Roana und auch nicht das von Elin oder Elric, seinen beiden anderen Geschwistern, sondern um das Seine! Ihn hatte der Vater zum nächsten Junker über Graugard bestimmt. Ihm wurde eine Ausbildung zum Ritter zuteil, auf dass er das Lehen am Gemhar ritterlich und hoffentlich in Zukunft etwas geachteter vom Rest des Aiwiallsfester Adels führen würde. Er würde das Vermögen, welches die Familie sich durch harte Arbeit anhäufte, erben. Ihm war es vorbestimmt, die Geschicke des Hauses weiter dahingehend zu lenken, dass man in Aiwiallsfest den Namen Flanarag auch in etlichen Dekaden noch mit Achtung aussprach. Wahrlich jetzt nach den jüngsten Ereignissen eine Achtung, für die der Vater einst und immer noch hart kämpfen musste, und welche die jüngste Flanarag-Tochter durch ihr selbstsüchtiges, unüberlegtes Handeln gar leichtfertig aufs Spiel setzte. Gael drückte die Faust fester zusammen. Oh er hatte so eine riesen …. Wut.
„Farindels fauliger Furz!“ fluchte Gael unerwartet laut, als ihm die Seife aus der Hand flutschte und das glitschige Stück einen guten Schritt weit fortflog, so dass er sich erheben musste, wollte er es wiederhaben.
„Gael!“ schallte sein Name von nebenan. Wenige Augenblicke später stand die Elde vor ihrem Zögling und eine saftige Ohrfeige traf den 17-Jährigen, just, als er sich mit dem Stück Seife in der Hand aufrichtete. Gael wusste, er hatte diese Backpfeife verdient. Denn eines der obersten Gebote auf Unkengrund lautete: Ehre die Herrin des Waldes, die Flussgeister und die Zwölfe! Doch gerade eben war ihm der Fluch einfach so über die Lippen gekommen. Vor lauter Zorn. Sei’s wie es sei. Gael grämte sich, denn das hätte ihm nicht passieren dürfen. Ja, er hatte sich versündigt. An den Tugenden, die ihm so lieb waren und an den Geboten der Herrin. Daher sparte der Knappe sich jegliches Widerwort ebenso wie eine Entschuldigung.
„Du wirst in Ermangelung eines Flusses, den ich dich für dein unbedachtes Wort aufwärts jagen könnte, nach unserer Rückkehr vom Festbankett den Rest der Nacht wachend unter dem Feenschrein des Herrn Yeskel verbringen und im Gebet über diese Ohrfeige nachsinnen, Gael ui Flanarag. Haben wir uns verstanden? Außerdem wirst du, sobald wir zurück in Bredenhag sind, die ‚Herrin‘ um Vergebung bitten und ihr darlegen, was dich dazu verleitet hat, ihren Namen so schändlich zu benutzen - und das hier, im Beisein eines Ritters der Distel! Was für eine --“ Die Vialigh sprach das Reizwort nicht aus. „Sei froh, dass dich der Herr Yeskel nicht auch noch zur Rechenschaft zieht.“
Der Knappe ließ die Rüge stumm über sich ergehen. Sah erst den fremden Distelritter an, der ebenso hart auf ihn herniedersah, dann fiel sein Blick reuevoll zu Boden, während er gegen den Drang ankämpfte, sich an die schmerzende Wange zu fassen. Er akzeptierte wortlos die Strafe. Kein Zweifel, seine Schwertmutter war alles andere als erfreut. Ebenfalls bestand kein Zweifel daran, dass ihm heute Abend beim Festbankett der Kaiserin jeder ansehen würde, dass er gezüchtigt worden war. Nun, dann sollte das wohl so sein. Er würde es mit Fassung und Demut ertragen.
Der Blick der Edlen fiel an ihm vorbei auf seine Arbeit. „Wie weit bist du mit dem Fleck?“
Gael sah auf. „Fast fertig, Frau Leanna.“
„Dann erledige das zur Gänze und bereite anschließend alles für später vor. Wir werden zusammen zur Phexensstunde mit dem Herrn Yeskel zum Bankett gehen. Leg das dunkelblaue Kleid zurecht.“
„Ja, Herrin. Wünscht ihr dazu auch eure Waffe zu gürten, Herrin?“ Gael bemühte sich um Anstand, aber seine Wut war ungebrochen, denn auch für diese Ohrfeige machte er letztlich seine ehrlose Schwester verantwortlich. Er wusste natürlich, dass das reiner Blödsinn war. Die Schuldzuweisung fühlte sich trotzdem gut an und ließ ihn fast vergessen, dass er erkannt hatte, wie weit der schändliche Verrat der Anverwandten ihn selbst gebracht hatte: nämlich, dass er sich vor lauter Zorn selbst vergaß und damit wider aller seiner eigenen Überzeugungen Mächten die Türen öffnete, die weder die Zwölfe, noch die verehrten Flussgeister, noch die Herrin des Waldes waren.
Die Ritterin schüttelte zur Antwort den Kopf. Dann legte sie dem Knappen eine Hand auf die Schulter und sah ihn streng, aber mütterlich an. Die starken Gefühlsregungen, die ihren Zögling umtrieben, spürte sie genau. Sie prägte Gaels Unrechtsempfinden durch ihr Vorleben wesentlich mit und kannte seine Empörung über den Hochverrat der eigenen Schwester. Darum ließ sie von weiteren Vorwürfen ab. „Wut, Gael, macht uns zu Menschen, die wir nicht sind. Das Fatale ist: sie gehört zu uns und kann uns überkommen. Das Schöne ist: man kann lernen, mit ihr umzugehen.“ sagte sie stattdessen, ehe sie die Schulter des jungen Mannes losließ und das Gespräch mit dem Winhaller Nachbarn gegenüber fortsetzte.
Gael sank auf seinen Schemel nieder und machte sich weiter an die Arbeit, während er das Brennen auf seiner Wange als stumme Warnung hinnahm, dafür zu sorgen, dass ihn der Ärger, den seine Familie gerade erlitt, nicht noch einmal an den Rand des Abgrunds brachte.
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Aktuelle Version vom 23. Dezember 2017, 22:22 Uhr

Gael ui Flanarag, Knappe der Edlen von Unkengrund, hatte es nun doch getroffen. Er saß mit Waffenöl, heißem Wasser, Lumpen und Seife über dem Wappenrock seiner Schwertmutter und tat sein Möglichstes, einen fettigen Fleck aus dem Leinen zu treiben. Die Herrin Leanna saß derweil mit dem Ritter von Alderstein beisammen. Um sich mal wieder über unsichere Zeiten zu unterhalten. Vergangene wie auch kommene. Die beiden Ritter pflegten einen regen Austausch, aber Gael war froh, sich nicht immer alles anhören zu müssen. Der Distelritter Alderstein wollte alle Einzelheiten über die Fehde in den Heckenlanden wissen, in der die Edle mit Gael an ihrer Seite für das Grafenhaus, die Gerechtigkeit und die Wiederherstellung der Ordnung in Bredenhag gestritten hatte. Und die Frau Leanna war begierig zu erfahren, was sich in Winhall ereignete, wo es ebenfalls Anzeichen von aufziehendem Ärger zu geben schien.

Doch Gael mochte nach diesem Tag jedoch lieber nicht mehr hinhören. Bei den Götterdiensten zur Mittagsstunde waren dem 17-jährigen düstere Gedanken begegnet, die von der Ankunft im farbenprächtigen Zeltlager erst einmal beiseite geschoben worden waren. Nun hatten die unheilvollen Gedanken wieder Besitz von ihm ergriffen und daran mochte auch die Tatsache nichts ändern, dass Gael ein Mädchen getroffen hatte, das ihm gefiel. Die wusste nur nichts von ihm; besser gesagt, interessierte sie sich nicht für ihn, denn er war ja ‚nur‘ Knappe und sie, obwohl kaum viel älter als er, schon Ritterin! Zumindest kannte er ihren Namen und ihre Herkunft und er wusste, dass seine Schwertmutter die junge Ritterin aus den Nordmarken gerne bei sich auf Unkengrund wissen würde. Gael gefiel der Gedanke, neben der Plötzbogen zu dienen. Vielleicht… Nein, die Herrin war in ihren Anweisungen eindeutig gewesen und Gael achtete die Ritterin Vialigh sehr, um sich über ihr Wort hinwegzusetzen. Ebenso wie es sein Vater tat, dessen Junkertum an das der Edlen grenzte. Ein Junkertum, das Gael irgendwann mal erben würde – und das seine Schwester in jüngster Vergangenheit wieder einmal zum Gespött gemacht hatte. Wut stieg in Gael auf, wenn er nur daran dachte, dass der Name Flanarag wieder mal kein guter war.

Und alles nur wegen Roanas Selbstsucht!

Zornig tunkte der Graugarder seine Hand in den Eimer mit dem heißen Wasser, um die Seife herauszuholen, die an dessen Grund lag. Dass er sich beinahe dabei verbrühte, war Gael egal. Er empfand einfach nur Wut und die betäubte den Schmerz. Mit der Seife in der Hand ballte der Knappe die Faust. Oh ja, gerne hätte er seiner Schwester selbst den Kopf abgeschlagen! Der Baron von Aiwiallsfest mochte dies getan haben, und das mit Recht, denn Verrat musste gesühnt werden. Gael störte nur, dass er der Hinrichtung der älteren Schwester nicht selbst hatte bewohnen können, denn er und die Frau Leanna waren im INGerimm schon unterwegs nach Gareth gewesen. Bedauerlich. Wirklich sehr bedauerlich. Gerne hätte der Heranwachsende der Anverwandten noch ein letztes Mal ins Gesicht gespiehen, was er von ihrem Verhalten hielt. Hatte sie es doch gewagt, die mühevoll aufgebaute Ehre des Hauses Flanarag so leichtfertig aufs Spiel zu setzen und in Abwesenheit des in Tobrien gegen Haffax kämpfenden Vaters das Familienvermögen einem intriganten Thronräuber in den machtgierigen Rachen zu werfen. Enthauptung fand der tugendhafte Knappe bei dem, was dieses Weib seiner Familie und damit auch ihm, Gael, angetan hatte, als noch recht mildes Urteil. Hätte man ihn gefragt, dann wäre seine Schwester wohl eines weitaus unehrenhafteren Todes gestorben. Entehrt, ja dies traf es sehr schön. Gael als Spross derselben Familie fühlte sich durch das Verbrechen der Älteren entehrt. Sein Vater hatte nun Angst vor einer Entlehnung? Gael konnte diese Angst sehr gut nachvollziehen. Immerhin ging es hier nicht nur um den Ruf des Familiennamens, sondern auch um ein Erbe. Nicht jenes von Roana und auch nicht das von Elin oder Elric, seinen beiden anderen Geschwistern, sondern um das Seine! Ihn hatte der Vater zum nächsten Junker über Graugard bestimmt. Ihm wurde eine Ausbildung zum Ritter zuteil, auf dass er das Lehen am Gemhar ritterlich und hoffentlich in Zukunft etwas geachteter vom Rest des Aiwiallsfester Adels führen würde. Er würde das Vermögen, welches die Familie sich durch harte Arbeit anhäufte, erben. Ihm war es vorbestimmt, die Geschicke des Hauses weiter dahingehend zu lenken, dass man in Aiwiallsfest den Namen Flanarag auch in etlichen Dekaden noch mit Achtung aussprach. Wahrlich jetzt nach den jüngsten Ereignissen eine Achtung, für die der Vater einst und immer noch hart kämpfen musste, und welche die jüngste Flanarag-Tochter durch ihr selbstsüchtiges, unüberlegtes Handeln gar leichtfertig aufs Spiel setzte. Gael drückte die Faust fester zusammen. Oh er hatte so eine riesen …. Wut.

„Farindels fauliger Furz!“ fluchte Gael unerwartet laut, als ihm die Seife aus der Hand flutschte und das glitschige Stück einen guten Schritt weit fortflog, so dass er sich erheben musste, wollte er es wiederhaben.

„Gael!“ schallte sein Name von nebenan. Wenige Augenblicke später stand die Elde vor ihrem Zögling und eine saftige Ohrfeige traf den 17-Jährigen, just, als er sich mit dem Stück Seife in der Hand aufrichtete. Gael wusste, er hatte diese Backpfeife verdient. Denn eines der obersten Gebote auf Unkengrund lautete: Ehre die Herrin des Waldes, die Flussgeister und die Zwölfe! Doch gerade eben war ihm der Fluch einfach so über die Lippen gekommen. Vor lauter Zorn. Sei’s wie es sei. Gael grämte sich, denn das hätte ihm nicht passieren dürfen. Ja, er hatte sich versündigt. An den Tugenden, die ihm so lieb waren und an den Geboten der Herrin. Daher sparte der Knappe sich jegliches Widerwort ebenso wie eine Entschuldigung.

„Du wirst in Ermangelung eines Flusses, den ich dich für dein unbedachtes Wort aufwärts jagen könnte, nach unserer Rückkehr vom Festbankett den Rest der Nacht wachend unter dem Feenschrein des Herrn Yeskel verbringen und im Gebet über diese Ohrfeige nachsinnen, Gael ui Flanarag. Haben wir uns verstanden? Außerdem wirst du, sobald wir zurück in Bredenhag sind, die ‚Herrin‘ um Vergebung bitten und ihr darlegen, was dich dazu verleitet hat, ihren Namen so schändlich zu benutzen - und das hier, im Beisein eines Ritters der Distel! Was für eine --“ Die Vialigh sprach das Reizwort nicht aus. „Sei froh, dass dich der Herr Yeskel nicht auch noch zur Rechenschaft zieht.“

Der Knappe ließ die Rüge stumm über sich ergehen. Sah erst den fremden Distelritter an, der ebenso hart auf ihn herniedersah, dann fiel sein Blick reuevoll zu Boden, während er gegen den Drang ankämpfte, sich an die schmerzende Wange zu fassen. Er akzeptierte wortlos die Strafe. Kein Zweifel, seine Schwertmutter war alles andere als erfreut. Ebenfalls bestand kein Zweifel daran, dass ihm heute Abend beim Festbankett der Kaiserin jeder ansehen würde, dass er gezüchtigt worden war. Nun, dann sollte das wohl so sein. Er würde es mit Fassung und Demut ertragen.

Der Blick der Edlen fiel an ihm vorbei auf seine Arbeit. „Wie weit bist du mit dem Fleck?“

Gael sah auf. „Fast fertig, Frau Leanna.“

„Dann erledige das zur Gänze und bereite anschließend alles für später vor. Wir werden zusammen zur Phexensstunde mit dem Herrn Yeskel zum Bankett gehen. Leg das dunkelblaue Kleid zurecht.“

„Ja, Herrin. Wünscht ihr dazu auch eure Waffe zu gürten, Herrin?“ Gael bemühte sich um Anstand, aber seine Wut war ungebrochen, denn auch für diese Ohrfeige machte er letztlich seine ehrlose Schwester verantwortlich. Er wusste natürlich, dass das reiner Blödsinn war. Die Schuldzuweisung fühlte sich trotzdem gut an und ließ ihn fast vergessen, dass er erkannt hatte, wie weit der schändliche Verrat der Anverwandten ihn selbst gebracht hatte: nämlich, dass er sich vor lauter Zorn selbst vergaß und damit wider aller seiner eigenen Überzeugungen Mächten die Türen öffnete, die weder die Zwölfe, noch die verehrten Flussgeister, noch die Herrin des Waldes waren.

Die Ritterin schüttelte zur Antwort den Kopf. Dann legte sie dem Knappen eine Hand auf die Schulter und sah ihn streng, aber mütterlich an. Die starken Gefühlsregungen, die ihren Zögling umtrieben, spürte sie genau. Sie prägte Gaels Unrechtsempfinden durch ihr Vorleben wesentlich mit und kannte seine Empörung über den Hochverrat der eigenen Schwester. Darum ließ sie von weiteren Vorwürfen ab. „Wut, Gael, macht uns zu Menschen, die wir nicht sind. Das Fatale ist: sie gehört zu uns und kann uns überkommen. Das Schöne ist: man kann lernen, mit ihr umzugehen.“ sagte sie stattdessen, ehe sie die Schulter des jungen Mannes losließ und das Gespräch mit dem Winhaller Nachbarn gegenüber fortsetzte.

Gael sank auf seinen Schemel nieder und machte sich weiter an die Arbeit, während er das Brennen auf seiner Wange als stumme Warnung hinnahm, dafür zu sorgen, dass ihn der Ärger, den seine Familie gerade erlitt, nicht noch einmal an den Rand des Abgrunds brachte.  



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Texte der Hauptreihe:
1. Pra 1041 BF zur abendlichen Hesindestunde
Knappensorgen
Abseits des Turniergeschehens: Haus Timerlain


Kapitel 62

Beginn des Festbanketts
Autor: (Tanja F.)