Benutzer:Treumunde/Briefspiel: Unterschied zwischen den Versionen

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=Briefspiel Ina=
=Flügelschlag=
==Schatten in der Nacht==


=Im Wald von Kroandal=
In der [[Garetien:Villa Ox|Villa Ox]] herrschte nächtliche Stille, als der Mond sein silbernes Licht auf das Anwesen warf. In ihrem geteilten Zimmer lagen [[Perricum:Aliyah von Palmyramis|Aliyah von Palmyramis]] und [[Perricum:Elaisha von Waraqis|Elaisha von Waraqis]] in ihren Betten, bereit für eine ruhige Nacht. Die Mädchen, beide von der gleichen [[Isha al‘Shaya|aranischen Schwertgesellin]] ausgebildet, waren vertraut mit den Geräuschen des Anwesens. Neben Aliyahs Bett stand ein kleines Bett mit einem Samtkissen, worin ihre Edelkatze Nala schlief.
==Kleine Quasselstrippe==
[http://www.garetien.de/index.php/Geschichten:Im_Wald_von_Kroandal_-_Kleine_Quasselstrippe Kleine Quasselstrippe]


==Meinungsaustausch in der Madaburg==
Aliyah war bereits eingeschlafen, während Elaisha noch wach lag, den Mondschein betrachtend, der durch das Fenster fiel. Nala, die neugierige Katze, hatte sich auf den Fenstersims gelegt und schnurrte leise, als plötzlich Elaisha etwas Ungewöhnliches bemerkte. Große Schatten bewegten sich lautlos am Himmel. Neugierig ging Elaisha zum Fenster und beobachtete, wie eine große Gestalt mit gewaltigen Flügeln auf einem Dach landete.
[http://www.garetien.de/index.php/Geschichten:Im_Wald_von_Kroandal_-_Meinungsaustausch_in_der_Madaburg Meinungsaustausch in der Madaburg]


==Im Blick der Eule==
„Aliyah! Wach auf!“, flüsterte Elaisha aufgeregt und stieß ihre Freundin an. „Da draußen ist etwas!“
[http://www.garetien.de/index.php/Geschichten:Im_Wald_von_Kroandal_-_Im_Blick_der_Eule Im Blick der Eule]


==Ein mystischer Forst==
Aliyah rieb sich die Augen und setzte sich langsam auf. „Was ist los, Elaisha?“
[http://www.garetien.de/index.php/Geschichten:Im_Wald_von_Kroandal_-_Ein_mystischer_Forst Ein mystischer Forst]


==Das Erbe der ersten Lilie==
„Schau doch! Da draußen, auf dem Dach in der Weststadt!“
[http://www.garetien.de/index.php/Geschichten:Im_Wald_von_Kroandal_-_Das_Erbe_der_ersten_Lilie Das Erbe der ersten Lilie]


==Hoch in den Baumwipfeln==
Gemeinsam blickten sie aus dem Fenster und sahen die geheimnisvolle Gestalt. Plötzlich schreckte Nala auf dem Fenstersims auf, ihre Augen weiteten sich vor Angst. Mit einem erschrockenen Maunzen verlor sie das Gleichgewicht und fiel vom Sims.
[http://www.garetien.de/index.php/Geschichten:Im_Wald_von_Kroandal_-_Hoch_in_den_Baumwipfeln Hoch in den Baumwipfeln]


==Verborgener Schlangentempel==
„Nala!“, rief Aliyah entgeistert und eilte zum Fenster. Die Katze landete zum Glück sicher auf ihren Pfoten und schoss unter das Bett, wo sie sich zitternd versteckte.
[http://www.garetien.de/index.php/Geschichten:Im_Wald_von_Kroandal_-_Verborgener_Schlangentempel Schlangentempel]


==Das weiße Auge==
„Was denkst du, was das ist?“, fragte Aliyah, ihre Stimme bebte leicht vor Angst.


[http://www.garetien.de/index.php/Geschichten:Im_Wald_von_Kroandal_-_Das_wei%C3%9Fe_Auge Das weiße Auge]
„Ich weiß es nicht“, flüsterte Elaisha zurück. „Aber es sieht aus, als wäre es aus Stein. Und es bewegt sich weiter!“


==Eins mit der Natur==
Plötzlich breitete die Gestalt ihre Flügel aus und erhob sich lautlos in die Luft. Die Mädchen verfolgten ihren Flug mit den Augen, wie sie auf dem Dach der zweistöckigen Villa der Patrizier [[Garetien:Familie Weidenhoff|Weidenhoff ]] landete. Dort blieb sie kurz, bevor sie weiter zum Haus der Alchimistin [[Garetien:Clea Cornweyler|Clea Cornweyler]] flog, die auch die Lehrmeisterin von Elaishas großem Bruder [[Perricum:Amaryd von Waraqis|Amaryd]] war.
[http://www.garetien.de/index.php/Geschichten:Im_Wald_von_Kroandal_-_Eins_mit_der_Natur Eins mit der Natur]


==Dunkle Pforten==
„Warum landet sie ausgerechnet dort?“, fragte Aliyah, ihre Augen geweitet vor Neugier.
[http://www.garetien.de/index.php/Geschichten:Im_Wald_von_Kroandal_-_Dunkle_Pforten Dunkle Pforten]


==In Ornavals Reich==
„Was könnte sie dort wollen?“, fügte Elaisha hinzu. „Clea Cornweyler ist doch eine angesehene Alchimistin. Was hat diese Gestalt bei ihr zu suchen?“
[http://www.garetien.de/index.php/Geschichten:Im_Wald_von_Kroandal_-_In_Ornavals_Reich In Ornavals Reich ]


==Auf Elfenpfaden==
„Meinst du, sie könnte Clea etwas Böses wollen?“, spekulierte Aliyah, ihre Stimme voller Besorgnis.
[http://www.garetien.de/index.php/Geschichten:Im_Wald_von_Kroandal_-_Auf_Elfenpfaden Auf Elfenpfaden]


==(K)ein zurück==
„Ich weiß es nicht“, sagte Elaisha. „Aber schau, sie fliegt weiter!“


Die steinerne Gestalt hob sich erneut in die Luft und flog weiter in Richtung der Lynciriumsgasse der Bernsteinschleifer. Die schmalen Gassen waren bei Nacht von Schatten verhüllt, und die Gestalt bewegte sich darin wie ein lautloser Schatten. Schließlich landete sie an einer Ecke der Gasse und verschwand kurz aus ihrem Sichtfeld. Die Mädchen hielten den Atem an und warteten gespannt. Nach einer Weile sahen sie die Gestalt wieder, wie sie plötzlich schnell und lautlos aus der Gasse herausflog und in der Dunkelheit verschwand.


Gut Eibenheim, Junkertum Eibenhain, Boron 1042 BF:
„Was macht sie dort?“, fragte Aliyah, das Herz schlug ihr bis zum Hals.


Die Wissen suchende Gruppe folgte dem Lauf des Eibenbaches. Bald schon ließen sie den dichten Wald hinter sich und eine dichte Dornen bewehrte Hecke versperrte ihren Weg. Hinter der Hecke konnten die Reisenden einzelne Rauchschwaden ausmachen.  
„Ich habe keine Ahnung“, murmelte Elaisha. „Aber es sieht aus, als hätte sie ein Ziel. Vielleicht ist es ein Wächter oder ein Bote.


„Wir haben Eibenheim erreicht“, stellte Hesindian trocken fest.
„Wir müssen unbedingt Amaryd davon erzählen“, entschied Elaisha schließlich. „Er wird wissen, was zu tun ist.“


„Nun ja, wir haben es fast erreicht“, verbesserte ihn Madalena.
Aliyah nickte, erleichtert, dass sie einen Plan hatten. „Das ist eine gute Idee. Er kann uns helfen.“


„Diese Art von Wehrhecke dient scheinbar dem Schutz des Dorfes vor den Kreaturen des Waldes.“ Iseria schaute sich die ineinander verschlungenen Pflanzen genau an.
In der Zwischenzeit fiel den Mädchen auf, dass die fliegende Gestalt den zahlreichen Steinstatuen auf dem Alten Wasserturm ähnelte. Diese Statuen waren bekannt für ihre finsteren Ausdrücke und düstere Ästhetik.


„Wir werden dem Verlauf des alwa weiter folgen“, Marnion deutete auf den Eibenbach.
„Sieht diese Gestalt nicht genauso aus wie die Statuen auf dem Alten Wasserturm?“, fragte Aliyah, ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen.


„Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.“ Die kleine Lechmin schaute belustigt zu den anderen, denn die Gruppe musste durch den Bach waten um das Dorf zu erreichen.  
„Ja, das tut sie tatsächlich“, stimmte Elaisha zu, ihre Stimme vor Verwunderung kaum hörbar. „Was hat es damit auf sich? Warum bewegt sich eine Statue durch die Nacht?“


Auf der anderen Seite liefen sie zwischen Feldern, Wiesen und einer Handvoll Bauernhäuser vorbei, bis sie die Dorfmitte erreichten. Hier, an einem kleinen Teich unweit einer in einem hölzernen Pavillon stehenden, steinernen Statue, wartete bereits ein praktisch, aber tadellos gekleideter Mann um die 40, sowie ein in Leder gekleidetes Mädchen. Iseria nahm ihn erst gar nicht richtig wahr und blickte wie gebannt zu der Statue, die das Abbild eines Mannes zeigte, der eine geschwungene und verästelte Krone trug und in der Hand einen faustgroßen Feueropal hielt. Im Sockel waren Töpferscheibe und Webstuhl sowie einige Schwalben eingemeißelt. „Ha“, murmelte Iseria vor sich hin, „eine Simia-Statue … König Simia … der Elfenkönig … wie interessant.
Die Mädchen beschlossen, bis zum Morgen zu warten, bevor sie jemanden alarmierten. Beide legten sich wieder hin, aber der Schlaf wollte nicht kommen. Die Bilder der steinernen, geflügelten Gestalt verfolgten sie die ganze Nacht. Was immer das Wesen war, das sie gesehen hatten.


„Verehrte Gäste, willkommen in Eibenheim“, der Mann erhob seine Arme zu Gruße, „Ich bin Hartudan von Hartwalden-Hartsteen, Vogt dieser Lande und das ist meine Knappin Jurga. Meine Herrin, die Dame Elaya von Feenwasser erwartet euch bereits. Bitte folgt mir.
==Bericht der Garethischen Criminal-Cammer==
'''Garethische Criminal-Cammer'''<br>
<big>'''Bericht zum Diebstahl von Bernsteinen'''<br></big>
'''Abteilung:''' Amt VI. der [[wikav:Garethischen Criminal-Cammer|Garethischen Criminal-Cammer]]<br>
'''Verfasserin:''' Inspectorin [[wikav:Vallusa Engstrand|Vallusa Engstrand]]<br>
'''Leitender:''' Rechtswahrer [[wikav:Geronius Bosko|Geronius Bosko]]<br>
<br>
'''Bericht:'''<br>
'''Datum:''' 16.04.1047<br>
'''Ort des Vorfalls:''' [[Garetien:Kaiserstadt Gareth|Lynciriumsgasse]] der Bernsteinschleifer, Weststadt, Gareth<br>
In der Nacht vom 15. auf den 16. wurde ein schwerer Diebstahl in der Lynciriumsgasse der Bernsteinschleifer verübt. Der Vorfall ereignete sich in den frühen Morgenstunden, als die meisten Bewohner der Gegend schliefen.<br><br><br>
'''Tatbestand:'''<br>
• Unbekannte Täter drangen gewaltsam in mehrere Werkstätten und Geschäfte ein.<br>
• Die Eingangstüren wurden mit erheblicher Kraft zerschmettert, was auf den Einsatz von schwerem Werkzeug oder magischen Mitteln schließen lässt.<br>
• Große Mengen an bearbeiteten und unbearbeiteten Bernsteinen wurden gestohlen.<br>
• Die Täter konnten ungesehen entkommen, obwohl es Anzeichen dafür gibt, dass sie sich eine gewisse Zeit in den Gassen aufhielten.<br><br><br>
'''Zeugenberichte:'''<br>
• Anwohner berichteten, sie hätten verdächtige Geräusche gehört, jedoch konnte niemand genau beschreiben, was oder wer diese verursachte.<br>
• Eine Zeugin erwähnte flüchtig, sie habe in der Dunkelheit schemenhafte Gestalten gesehen, die sich schnell und lautlos bewegten.<br><br><br>
'''Tatortbesichtigung:'''<br>
• Die Werkstätten wiesen keine Anzeichen von Aufbruchsspuren an Fenstern oder Hintereingängen auf, was darauf schließen lässt, dass die Täter gezielt die Vordertüren zerstörten.<br>
• An den Tatorten wurden keine Spuren oder andere direkte Beweise gefunden, die auf die Identität der Täter hinweisen könnten.<br><br><br>
'''Besondere Beobachtungen:'''<br>
• In der Nähe des Tatorts wurde eine ungewöhnliche Spur von steinernen Bruchstücken gefunden, die möglicherweise mit der Tat in Zusammenhang stehen könnten.<br>
• Zeugen haben angegeben, dass sie in der Nacht eine steinerne, geflügelte Gestalt beobachtet hätten, die sich in der Nähe der Tatorte bewegte. Diese Berichte entsprechen den Beschreibungen von Statuen auf dem Alten Wasserturm.<br><br><br>
'''Zugewiesene Unterstützung:'''<br>
• Die Praioskirche wurde über den Diebstahl in Kenntnis gesetzt.<br>
• Der Geweihte [[Garetien:Aurentian von Luring|Aurentian von Luring]] von der Priesterkaiser-Noralec-Sakrale wurde als Verbindungsperson zugeteilt und wird bei den Ermittlungen unterstützen.<br>
• Der Richter des Freigerichts in Gareth ist über die weiteren Ermittlungen in Kenntnis zu setzen.<br><br><br>
'''Schlussfolgerung:''' Der Diebstahl von Bernsteinen in der Lynciriumsgasse der Bernsteinschleifer stellt ein schwerwiegendes Verbrechen dar, das mit großer Raffinesse und Gewalt verübt wurde. Die Spuren deuten darauf hin, dass die Täter möglicherweise ungewöhnliche oder magische Fähigkeiten besitzen könnten. Die Berichte über die steinerne Gestalt werfen zusätzliche Fragen auf, die einer näheren Untersuchung bedürfen.<br><br><br>
'''Empfohlene Maßnahmen:'''<br>
• Verstärkte Patrouillen in der Lynciriumsgasse und umliegenden Vierteln.<br>
• Befragung weiterer Zeugen und Anwohner zur Sammlung zusätzlicher Hinweise.<br>
• Untersuchung der steinernen Bruchstücke und Vergleich mit den Statuen auf dem Alten Wasserturm.<br>
• Einholung magischer Expertise zur Bewertung und Analyse möglicher magischer Einflüsse.<br><br><br>
Gez. Inspectorin Vallusa Engstrand<br>
Überprüft und genehmigt Rechtswahrer Geronius Bosko
<br><br>
• nachträgliche Anmerkung: [[Garetien:Racalla von Hirschfurten|Racalla von Hirschfurten]] wird von der [[Garetien:Akademie der Magischen Rüstung zu Gareth|Akademie der Magischen Rüstung zu Gareth]] als Experte in magischen Sachverhalten zur Verfügung gestellt


Die Reisenden begleiteten den Vogt. Linker Hand konnten sie einen kleinen See und an dessen Ufer eine große, uralte Blutulme ausmachen. Rechter Hand war ebenfalls ein See zu sehen, in dessen Mitte die rußgeschwärzten Ruinen einer Burg klagend ihre Mauern erhoben. Zwischen den Seen führte sie der Weg zum Gut der Junker von Eibenhain.  
==In den verwinkelten Gassen==
Die Nacht legte sich langsam über Gareth, und in der [[Garetien:Haus der Alchimie Cornweyler|Alchimistenwerkstatt]] von [[Garetien:Clea Cornweyler|Clea Cornweyler]] brannte noch immer Licht. [[Perricum:Amaryd von Waraqis|Amaryd]], ihr Schüler, saß an einem Arbeitstisch und beobachtete gespannt, wie Clea verschiedene Zutaten in einen großen Kessel gab. Die ehemalige Hesindegeweihte war bekannt für ihre Kunstfertigkeit im Brauen von Tränken und lehrte ihren wissbegierigen Schüler mit Geduld und Hingabe.


Iseria, sonst nicht an den Verstrickungen des Adels interessiert, sprach den Vogt auf seinen Familiennamen an und tatsächlich, Hartudan war der Bruder von Raulbrin, dem Prior von St. Ancilla, Iserias Heimatkloster. Dere war doch klein.  
„Das Elixier, das die Widerstandsfähigkeit erhöht, wird des Nachts bereitet, wenn das sich rundende oder volle Mal der Mada im Sternenbild des Gehörns steht,“ erklärte Clea und goss sorgfältig eine dickflüssige, goldene Substanz in den Kessel. „So steht es in den alten Büchern geschrieben.


Als sie den Innenhof des Gutes erreichten, führte sie der Vogt eine hölzerne Treppe hinauf zum Haupthaus. In der Eingangshalle wartet bereits eine ältere Frau. An ihrer Seite standen ein Junge und ein Mädchen, ungefähr so alt wie Lechmin und allen Anschein nach Zwillinge.
Amaryd notierte sich ihre Worte gewissenhaft in sein Lehrbuch. „Aber warum genau in dieser Nacht, Meisterin?“


„Ich habe euch bereits erwartet, Reisende der vergessenen Pfade“, sprach die alte Dame freundlich aber bestimmt. „Kommt herein, das Mahl ist gerichtet.“
Clea lächelte weise und rührte langsam im Kessel. „Die Stellung der Sterne und der Monde beeinflusst die magischen Kräfte der Zutaten. In dieser speziellen Konstellation entfalten sie ihre volle Wirkung.“


Plötzlich durchbrachen ungewöhnliche Geräusche die Stille der Nacht. Ein leises Krachen und Rascheln drang durch die Wände der Werkstatt. Clea und Amaryd blickten sich alarmiert an.


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„Hast du das gehört?“, fragte Amaryd.
 
„Ja, das kam aus den Nachbarhäusern,“ antwortete Clea besorgt. „Lass uns nachsehen.“
 
Sie legten ihre Utensilien beiseite und schlichen zur Tür. Als sie die Werkstatt verließen, sahen sie im dämmrigen Licht eine große Gestalt, die sich zwischen den Häusern bewegte. Die Gestalt war groß, mit ausgebreiteten Flügeln, die im Mondlicht glänzten.
 
„Das ist ein Gargyl,“ flüsterte Clea und zog Amaryd hinter eine Ecke. „Aber er verhält sich seltsam.“
 
Der Gargyl schien sich an einer Tür zu schaffen zu machen, als Amaryd plötzlich rief: „Halt, wer da!“
 
Der Gargyl zuckte zusammen, ließ von der Tür ab und breitete schnell seine Flügel aus. Mit einem kräftigen Flügelschlag erhob er sich und flog in eine nahegelegene Gasse. Clea sah ihm nach, ihre Stirn in Falten gelegt.
 
„Er verhält sich nicht wie ein normaler Gargyl,“ murmelte sie.
 
Doch bevor Clea Amaryd aufhalten konnte, rannte er der fliegenden Gestalt nach. „Wir müssen ihn aufhalten!“
 
Zwei Stadtgardisten, die in der Nähe patrouillierten, sahen den jungen Mann rennen und schlossen sich ihm an. Gemeinsam jagten sie durch die engen, verwinkelten Gassen der Stadt. Der Gargyl schien immer einen Schritt voraus zu sein, doch sie ließen nicht locker.
 
„Da vorne, er fliegt wieder höher!“, rief einer der Gardisten. „Schnell, wir müssen ihn einholen!“
 
Sie hasteten durch dunkle Gassen, sprangen über niedrige Mauern und wichen Hindernissen aus. Der Gargyl flog über ihren Köpfen, immer wieder die Richtung wechselnd, als ob er versuchte, sie abzuschütteln. Amaryd spürte sein Herz rasen, doch er gab nicht auf.
 
Plötzlich schwebte der Gargyl auf eine hohe Mauer zu und verschwand spurlos. Amaryd und die Gardisten blieben abrupt stehen, keuchend und völlig außer Atem. Clea holte wenig später auf, ihr Gesicht ebenso verwirrt.
 
„Wo ist er hin?“, fragte einer der Gardisten ungläubig. „Er war doch direkt vor uns!“
 
„Das... das ist unmöglich,“ stammelte Amaryd. „Er kann doch nicht einfach verschwunden sein.“
 
Die zweite Wache sah sich hilflos um und meinte schließlich: „Magier... wir benötigen Magier.“
 
==Das Geheimnis der Nirgendgasse==
Die Nacht hatte sich tief über die Kaiserstadt Gareth gesenkt, als [[Garetien:Clea Cornweyler|Clea Cornweyler]] und die Magierin [[Garetien:Racalla von Hirschfurten|Racalla von Hirschfurten]] in die schmale Gasse traten, in der der Gargyl vor Amaryds Augen plötzlich verschwunden war. Die Magierin wurde von ihrer Akademie mit dieser Aufgabe betraut, nachdem die Garethische Criminal Kammer nach magischer Unterstützung anfragte. Der Praiosgeweihte [[Garetien:Aurentian von Luring|Aurentian von Luring]] begleitete sie, seine Miene grimmig und skeptisch.
 
„Es war hier,“ sagte Amaryd, als er auf die Stelle zeigte, an der der Gargyl in der Luft verschwand. „Genau hier hat er sich in Luft aufgelöst.“
 
Racalla betrachtete die Umgebung aufmerksam, ihre Augen leuchteten sanft im Mondschein, als sie ihre magische Energie fokussierte. „Hier hat eindeutig Magie gewirkt. Es liegt eine seltsame Aura über diesem Ort,“ murmelte sie und strich mit den Fingern über die Luft, als würde sie unsichtbare Fäden berühren.
 
Aurentian verzog das Gesicht. „Magie? Natürlich. Was auch sonst.“
 
Clea, die mit besorgter Miene die Gasse entlangblickte, wandte sich an die anderen. „Scher dich in die Nirgendgasse“, sagte sie nachdenklich, eine alte Redewendung der Garether Bürger gebrauchend.
 
Racalla hob eine Augenbraue und nickte verstehend. „Das könnte sehr gut sein.“ Sie begann, mit komplizierten Handbewegungen eine magische Abhandlung zu vollführen, ihre Bewegungen elegant und präzise. „[[wikav:Nirgendgassen|Nirgendgassen]] sind teilweise temporäre Wege in oder durch den Limbus, manchmal auch Stellen oder Wege, die durch magische Einwirkung verkrümmt, verborgen oder anderweitig verändert sind. Es ist, als ob sie zwischen den Welten existieren, sich unserem gewöhnlichen Blick entziehen.“
 
Aurentian seufzte schwer und verschränkte die Arme. „Diese finden sich nur in Gareth. Seitdem in der Ersten Dämonenschlacht bei Gareth eine Globule zerstört wurde, ist das Sphärengefüge vor Ort dauerhaft verändert. Die Anwohner sind meist so an diese Seltsamkeiten gewöhnt, dass sie sie kaum mehr wahrnehmen und wie selbstverständlich benutzen. Sie nennen es auch Schattenpfade.“
 
Clea runzelte die Stirn, ihr Blick intensiv auf den Boden gerichtet. „Das könnte auch erklären, warum der Gargyl anders war. Vielleicht war es diese [[wikav:Gagolschwinge|Unterart]] aus den Feenwelten.“
 
Aurentian rollte genervt mit den Augen. „Hatte der Bernsteindiebstahl wirklich mit Feenwesen und [[wikav:Mandariels Reich|Feenwelten]] zu tun? Ich hasse diese magischen Phänomene.“
 
In der Nähe standen [[Perricum:Amaryd von Waraqis|Amaryd]], seine Schwester [[Perricum:Elaisha von Waraqis|Elaisha ]] und ihre Freundin [[Perricum:Aliyah von Palmyramis|Aliyah]] und lauschten neugierig. Die drei Jugendlichen konnten kaum ihre Aufregung verbergen.
 
„Hörst du das?“, flüsterte Elaisha. „Nirgendgassen, Schattenpfade, Feenwesen, Feenwelten. Das klingt alles so spannend!“
 
Aliyah nickte begeistert. „Wir müssen herausfinden, wie wir der Spur des Gargyls folgen können. Wer weiß, wohin uns das führt!“
 
Amaryd war ebenfalls fasziniert und flüsterte: „Lasst uns die Erwachsenen im Auge behalten. Das wäre ein echtes Abenteuer!“
 
Während die Erwachsenen ihre Diskussion fortsetzten und nach Hinweisen suchten, schritten die drei Jugendlichen in die Dunkelheit der Gasse, ihre Herzen klopften vor Aufregung. Die schmalen Straßen und engen Gassen Gareths schienen voller Geheimnisse und Mysterien zu sein, und die Vorstellung, Teil dieses Abenteuers zu werden, ließ ihr Blut in den Adern pulsieren.
 
Racalla wandte sich plötzlich um und blickte die Jugendlichen streng an. „Ihr solltet hier nicht herumlungern. Dies ist keine Spielerei.“
 
Amaryd, Elaisha und Aliyah sahen sich an, wissend, dass sie trotz der Ermahnung nicht einfach gehen würden. Auch war Racalla kaum älter als sie selbst, und schon so bestimmend im Tonfall. Sie wollten mehr über diese Nirgendgassen erfahren und das Geheimnis des Gargyls lüften.
 
Clea seufzte und schüttelte den Kopf. „Es gibt immer mehr Fragen als Antworten. Aber wir müssen dranbleiben. Lasst uns zurück zu meiner [[Garetien:Haus der Alchimie Cornweyler|Werkstatt]] gehen und unsere Forschungen vertiefen.“
 
„Und vielleicht finden wir endlich heraus, was wirklich vor sich geht,“ ergänzte Racalla, ihre Augen leuchteten. Es schien interessant zu werden.
 
„Das wird eine lange Nacht,“ murmelte Aurentian düster.
 
Amaryd, Elaisha und Aliyah folgten im gebotenen Abstand. Aber abschütteln lassen, wollten sie sich nicht.
 
==Kieselchen, ganz groß==
In einer unterirdischen Höhle, verborgen tief im Herzen eines dichten Waldes nahe des Einhornturms, werkelte Dehmahk, der Grolm, an seinen alchemistischen Tränken. Die Wände der Höhle waren mit leuchtenden Kristallen gesäumt, die in allen Farben des Regenbogens schimmerten. Dehmahk hatte eine große Anzahl von Gerätschaften um sich herum angeordnet, und in einem großen Kessel blubberte ein geheimnisvoller Trank.
 
„Bernstein, Bernstein... immer nur Bernstein...“ brummte Dehmahk vor sich hin, während er sorgfältig einen leuchtenden Bernsteinstein zerkleinerte und die Splitter in den Kessel warf. „Zauberkraft muss herbei... und ein Schuss Mondlicht dazu...“


Nachdem sich die Reisenden im Speisesaal ordentlich gestärkt hatten – der Vogt und seine Knappin hatten sich empfohlen - erzählten sie der Hausherrin von ihrer Reise durch den Feenpfad. Elaya schien nicht überrascht. Ihr Blut unterhielt schon seit vielen Jahrhunderten gute Beziehungen zu den Elfen von Aydindril. Dies führte soweit, dass die Familie ihre Magiebegabten der Elfensippe überließ, damit diese die Sitten und Bräuche der Elfen erlernten und so als Mittler dienen konnten. Das junge Mädchen an der Seite Avalarions war Elayas Urenkelin Mayana.  
Mit mürrischen Bewegungen mischte und zauberte er weiter, als plötzlich ein großer Schatten den Höhleneingang verdunkelte. Ein mächtiger Gargyl schwebte lautlos herein. Doch kaum hatte er den Boden berührt, schrumpfte er zusammen und verwandelte sich in einen winzigen, tolpatschigen Gargyl.


Die Hausherrin bot der Reisegruppe an, hier zu nächtigen, was alle auch dankbar annahmen.
„Kieselchen, was bist du außer Atem?“ rief Dehmahk und blickte auf den kleinen Gargyl, der keuchend vor ihm stand und wild mit den Flügeln flatterte.


„Oh, Meister Dehmahk,“ begann Kieselchen, während er versuchte, seine Flügel zu ordnen und dabei über seine eigenen Füße stolperte. „Ich war in der [[Garetien:Kaiserstadt Gareth|großen Stadt]], um die benötigten Materialien für deine Tränke zu besorgen, aber beim versuchten Einbruch wurde ich von einem [[Perricum:Amaryd von Waraqis|Menschling]] gestört!“


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Dehmahk hob eine buschige Augenbraue und schüttelte den Kopf. „Kieselchen, du bist wohl auf einem tollkühnen Abenteuer!“


Kieselchen ließ die Schultern hängen, wobei er fast über den eigenen Schwanz stolperte. „Ja, Meister. Ich konnte nicht alle Materialien beschaffen. Ein paar wachsame [[Garetien:Clea Cornweyler|Bürger]] haben mich gesehen und ich musste fliehen. Fast hätte ich einen Brunnen mit dem Kopf gerammt!“


Am nächsten Morgen versammelten sich alle Abreise bereit im Innenhof des Gutes. Es lag eine schwer fassbare Harmonie über diesen Ort. Das Summen der Bienen im nahen Bienenstock; die junge Falknerin, die ihren gefiederten Jagdgefährten auf die bevorstehende Jagd vorbereitete; das Hämmern des Schmiedes– alles wirkte so … richtig. Der Reichsforst war ein seltsamer, ein besonderer Ort. Wer hier überleben wollte, lebte MIT dem Wald.  
Dehmahk lachte leise und klopfte dem kleinen Gargyl freundlich auf den Rücken. „Ach, mein lieber Kieselchen, du hast es versucht. Aber keine Sorge, wir werden schon einen Weg finden, um die fehlenden Zutaten zu beschaffen. Vielleicht brauchen wir einfach einen besseren Plan.


Als der Aufbruch nahte, wandte sich Iseria an ihre Gefährten. „Meine Freunde, viele Monde haben wir zusammen Fantastisches erlebt, Wissen gesammelt und unsere eigenen Horizonte erweitert. Auch wenn ich anfangs skeptisch war“, der Blich der Geweihte ruhte dabei kurz liebevoll auf Lechmin, „habe ich euch alle liebgewonnen. Doch unsere Wege werden sich nun trennen.“ Überraschung, zuweilen auch Entsetzen grub sich in die Gesichter der Angesprochenen. „Avalarion wird mir das Tor zum Feenpfad wieder öffnen, so dass mich mein Weg, wenn es die Allwissende will, wieder in den Kroandal-Wald führt. Ich habe meine Aufgabe dort noch nicht beendet, es gibt noch so viel zu erkunden, noch so viel Wissen zu erlangen. Bitte überreicht diesen Brief an meinen Abt.“ Mit diesen Worten gab sie Hesindian einen gesiegelten Brief.  
„Meinst du wirklich, Meister?“ fragte Kieselchen hoffnungsvoll, während er versuchte, eine Rolle Pergament aufzuheben und dabei fast ein Regal umwarf.


[Bega]
„Natürlich!“ brummte Dehmahk. „Alchemie erfordert Geduld und Erfindungsreichtum. Und manchmal... auch ein bisschen Abenteuerlust,“ sagte er augenzwinkernd.


==Bund von Kroandal==
„Wie können wir das nächste Mal sicherstellen, dass wir erfolgreich sind?“ fragte Kieselchen, während er unbeholfen versuchte, auf einem Stuhl Platz zu nehmen und dabei fast herunterfiel.
[[Datei:Wappen Bund Kroandal.svg|miniatur]]


Dehmahk überlegte einen Moment und kratzte sich am Bart. „Vielleicht sollten wir eine Tarnung verwenden. Ich könnte Dich als Vogel verzaubern oder...“ Dehmahk stutzte und lachte dann herzhaft. „Oder vielleicht als eine kleine, harmlose Katze!“


''Dorf Eibenheim, Junkertum Eibenhain, Boron 1042 BF:''
Kieselchen kicherte bei dem Gedanken und stolperte fast über seine eigenen Flügel. „Eine Katze? Das wäre lustig!“


Da standen sie nun im Innenhof, schweigend und starrten entgeistert Iseria an. Hesindian, Madalena, Marnion und auch die kleine Lechmin, sie alle waren von der Entscheidung der Hesinde-Geweihten mehr als überrascht.  
„Ja, lustig und nützlich,“ stimmte Dehmahk zu. „Und jetzt, lass uns sehen, was wir aus den gesammelten Materialien zaubern können. Ich habe da so meine Ideen. Vielleicht gelingt uns trotz allem ein wunderbarer Trank!“


„Dies ist eine große Bürde, die du dir auferlegst, doch ich bin mir sicher du weißt was du tust.“ Güte und Verständnis lag in den Augen Hesindians. „Ein wenig beneide ich dich auch und wäre ich nicht so in stark in unserer hiesigen Welt gebunden, so würde ich es dir wohl gleichtun.“


„Hesindes Geist wird mit dir wieder in den Kroanwald einziehen und die Erkenntnisse der vergangenen Jahrhunderte werden gesichert werden. Welch ein erhabeneren Dienst an der Allweisen kann es geben?“ Madalena legte sanft ihre rechte Hand auf die Schulter Iserias.


„Ich werde dich besuchen kommen, ganz bestimmt!“ Die Augen der kleinen Lechmin füllten sich mit Wasser und sie stürzte auf Iseria zu. Auch wenn die beiden einen schwierigen Anfang gehabt hatten, waren sie sich doch nun sehr zugetan.


Elaya blickte zu Marnion und sprach dann zur Gruppe. „Ihr müsst aufbrechen. Iseria und ich werden euch noch bis zum Dorfplatz begleiten. Hartudan, Jurga, ihr bleibt hier.
==Das Geheimnis des Alten Wasserturms==
Nachmittags beschlossen [[Perricum:Amaryd von Waraqis|Amaryd]], [[Perricum:Elaisha von Waraqis|Elaisha ]] und [[Perricum:Aliyah von Palmyramis|Aliyah]], aus der [[Garetien:Villa Ox|Villa Ox]] hinauszutreten und durch die Weststadt von Gareth zu flanieren. Ihre Schritte führten sie bald zum Alten Wasserturm, einem beeindruckenden Bauwerk aus der Rohalszeit, das hoch oben mit steinernen Gargylfiguren geschmückt war.


„Schaut euch das an,“ rief Amaryd begeistert. „Diese Gargyle sind unglaublich detailliert. Ob die im Zusammenhang mit „unserem“ Gargyl stehen?“


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„Ja, es wirkt fast, als könnten sie jeden Moment zum Leben erwachen,“ fügte Elaisha hinzu, ein Schauer lief ihr über den Rücken.


„Ich wette, wir könnten einen Weg hineinfinden,“ sagte Aliyah schelmisch und deutete auf den Turm.


So schritt die Gruppe schweigend den Weg zum Dorfplatz. Für Lechmin schien es ewig zu dauern.
Am Eingang des Turms trafen sie auf den alten Wassermeister [[wikav:Brandwig von den Wassern|Brandwig von den Wassern]]. Der rothaarige, fast taube Mann kümmerte sich um die Wasserleitungen der Stadt. Er sprach laut und mit einer gewissen Autorität.
Am Dorfplatz angekommen, versammelte Elaya die anderen um die Simia-Statue im Pavillon. Die  geschwungene und verästelte Krone wirkte majestätisch,  der Feueropal in den steinernen Händen schimmerte Dunkelrot.  


„Meine Kinder, fasst euch an den Händen“, durchbrach Elaya das Schweigen. „Es gilt zu schmieden einen Bund, der nur im Verborgenen existieren kann. Was ihr gesehen, was ihr aufgeschrieben habt, ist nicht für Unwissende gedacht, denn verborgen für die Unwissenden sollen die Geheimnisse des Kroandalwaldes bleiben. So geloben wir, uns einmal jährlich an diesem Tage hier vor dem Herren des Waldes zu versammeln um Rat zu schlagen und die gewonnen Erkenntnisse auszutauschen. Der Bund von Kroandal sei aus unserer Mitte heraus ausgerufen, möge er die weisen Herrschaften Adran von Feenwasser und Canyzeth von der Lohe mit einschließen.“
„Was wollt ihr hier, Kinder?“ brummte Brandwig, seine Stimme donnerte durch die Gasse.


Elaya zeichnete mit ihrem Stock drei ineinander verschlungene Schlangen in den erdigen Boden.
„Oh, geehrter Wassermeister, könnten wir den Turm besichtigen?“ fragte Aliyah mit einem charmanten Lächeln und einem unnachahmlichen Augenaufschlag. „Wir haben auch einige der besten Süßigkeiten aus Meister Marcipanus Geschäft für Sie.


„Möge dies unser Zeichen sein!
Brandwig betrachtete die Süßigkeiten mit leuchtenden Augen und konnte nicht widerstehen. „Na gut, aber nur kurz,sagte er schließlich und öffnete die schwere Tür des Turms.


Nun war es an den Geweihten den Eidsegen zu sprechen und der Bund von Kroandal ward geschlossen.  
Der achteckige, 20 Meter hohe Turm war mit Strebepfeilern verstärkt und beeindruckte mit Fratzen, Neidköpfen und Statuen von Fabelwesen. Brandwig führte die Jugendlichen hinein und erklärte stolz die Funktionsweise der Wasserleitungen.


„Diese Rohre bringen das Wasser aus dem Erdinneren nach oben und verteilen es in die Villen, Häuser und Brunnen der Weststadt,“ sagte Brandwig laut. „Die Ochsen treiben das Hebewerk Tag und Nacht an.“


[Bega]
Aliyah zeigte sich interessiert und heuchelte Begeisterung, während Amaryd und Elaisha die dunklen Ecken des Turms erkundeten. In einer versteckten Kammer entdeckten sie die Statuen zweier Versteinerten, die achtlos herumlagen, und zerbrochene Teile von Gargylen.


=In den Zimmern der Villa OX=
„Das ist unheimlich,“ flüsterte Elaisha, als sie die steinernen Fragmente betrachtete. „Ob das mal Lebewesen waren?“


===Wie bei den Rotpüscheln===
Brandwig führte sie weiter zur Zugangstreppe des Hebewerks. „Der obere Teil des Turms ist nichts für Kinder,“ sagte er streng.


Im Kaminzimmer auf, Villa Ox, Hesinde 1042 BF
Aliyah, die Brandwig zurück zu den Ochsen führte, stellte ihm weiterhin Fragen über die Wasserwirtschaft. „Es ist so faszinierend, wie das alles funktioniert,“ sagte sie und Brandwig konnte sein Glück kaum fassen, endlich jemanden gefunden zu haben, der sein Interesse teilte.


Es war schon spät der in der Nacht. Der nächste Tag schon angebrochen. Wolfaran schritt aufgekratzt durch das Kaminzimmer, während seine Frau in den Wehen lag.  
Währenddessen schlichen Amaryd und Elaisha zurück zum Turm. „Lass uns das Schloss knacken,“ flüsterte Amaryd. „Wir müssen herausfinden, was dahintersteckt.
Neben ihm saß sein Vater Leobrecht, der bei einem guten Schlucke Wein, den neuesten Garether und Märker Herold bestimmt schon zum dritten Mal in aller Ausführlichkeit las.


„Setz Dich Junge.“ Der Reichsvogt füllte einen weiteren Becher Rotwein und reichte diesen an seinen Sohn weiter. Aus dem Nachbarzimmer hörten sie die Schreie Iraldas, die bereits seit Stunden darum kämpfte dem kleinen Ochs‘ das Licht der Welt zu zeigen. Wolfaran nahm daraufhin einen großen Schluck und leerte den Pokal in einem Rutsch. „Bitte noch einen, jetzt ist schon nach Mitternacht. Herzlichen Tsatag. Du wirst Dir Deinen Geburtstag ab jetzt mit Deinen Enkeln teilen müssen."
Vorsichtig öffneten sie die alte, verrostete Tür und schlichen die vermoderte Treppe hinauf. Ranken wuchsen wild und das Holz knackte unter ihren Füßen. Oben angekommen entdeckten sie eine große Wasserpfütze auf dem Boden.


Beim nächsten Rebensaft ließ er sich ein wenig mehr Zeit und setzte sich neben seinen Vater. „Bei Deiner Geburt habe ich fast einen ganzen Tag vor dem Zimmer Deiner Mutter verbracht. Du hattest damals keine Eile auf die Welt zu kommen. Ohja, sie war damals noch so blutjung. Gerade siebzehn Lenzen alt.“ Resümierte der alte Ochse und schwelgte dabei in Erinnerungen.
„Das sieht seltsam aus,“ sagte Amaryd und beugte sich darüber. „Es ist wie ein Spiegel.“


„Ich war ja schon ein paar Mal dabei, als unser Nachwuchs geboren wurde, doch ist es immer wieder aufregend und anstrengend. Aber ich will mich nicht beklagen. Iraldas Aufgabe wiegt hier schwerer als meine.
Doch als sie beide genauer in die Pfütze schauten, bemerkten sie, dass es mehr war als nur eine einfache Wasserpfütze. Die spiegelnde Oberfläche begann, sich zu verändern und zeigte ihnen ein Bild, das sie beide in Staunen versetzte.


„Ja sicher, die Strapazen für die Frau sind schlimmer. Doch wer seine Frau liebt, der leidet mit. Wenn auch nicht mit körperlichen Schmerzen“
Hinter der spiegelnden Oberfläche sahen sie einen prächtigen Turm, der eigentlich ein Konglomerat von Türmen, Erkern und Spitzen war. Der Turm erhob sich majestätisch in den Himmel, fast bis zum kristallenen Firmament. Er war mit filigransten Ornamenten versehen, strahlte in hellem Weiß und war voller bunter Fenster. Es wirkte wie ein gewaltiges Märchenschloss, aus dem immer neue Türme wuchsen.


„Apropos Frau. Warum sehen wir Ochsen nur tatenlos bei der Fehde zu? Wann gedenkst Du Dich an Mutters Seite zu stellen?Wolfarans Blick hielt inne und er wartete auf eine Antwort seines Vaters.
„Das ist unglaublich!flüsterte Elaisha. „Es sieht aus wie aus einem Traum.“
„Oh Wolfaran, wenn es nach mir ginge hätte ich Karoscha und ihre Schlägelschwinger schon längst in Wasserburg einfallen lassen. Ich respektiere jedoch den Wunsch Deiner Mutter, in der Fehde passiv zu bleiben. Glaub mir, das fällt mir äußerst schwer.“


„Und ich dachte schon, du wolltest nicht, sie ist doch Deine Frau und meine Mutter…“  Wolfaran wurde jäh unterbrochen, als ein lautes Babygeschrei seine Ohren erreichte.
„Oder aus einer anderen Welt,“ ergänzte Amaryd mit Ehrfurcht in der Stimme. „Es ist wunderschön.“
„Gratulation, Vater.Hob Leobrecht sein Glas beglückwünschend in die Richtung seines Sohnes, der mit seinem gehobenen Glas die besten Wünsche annahm.
„Mädchen oder Junge, jetzt bin ich gespannt.“ Der Kanzleirat war durchaus aufgeregt.


„Hauptsache gesund und munter, die Hebamme wird uns das Neugeborene bestimmt gleich zeigen. Ich bin gespannt, ob ihre Erwartungen richtig waren und wir noch weiteres Geschrei zu hören bekommen.“  
Elaisha streckte ihre Hand aus und berührte vorsichtig die Wasseroberfläche, doch nichts geschah. „Es ist nur ein Spiegel,“ sagte sie schließlich. „Ein Fenster in eine andere Welt, aber kein Tor.“


Während die beiden auf glühenden Kohlen auf den Neuankömmling warteten, hörten sie erneut die Schmerzensschreie Iraldas. „Aha, also Zwillinge.“ Wolfaran wollte auf der Stelle aufstehen und in Richtung des Schlafgemachs seiner Frau gehen, als ein erneuter Schrei eines Säuglings ertönte.
Amaryd nickte, erleichtert und mahnend in seiner Stimme. „Gut. Es war töricht, einfach hineinzufassen. Aber es ist faszinierend.


Leobrecht schüttelte sehr gut gelaunt sein Haupt. „Glückwunsch zum Zweiten. Das ist ja wie bei den Rotpüscheln.“ Darauf nahm auch der Reichsvogt erst mal einen ganz, ganz tiefen Schluck aus seinem Rotweinglas.
Enttäuscht, dass sie keine magisches Tor entdeckt hatten, beschlossen sie, zu Aliyah und Brandwig zurückzukehren. „Hier gibt es kein Feentor,“ flüsterte Amaryd. „Wir müssen woanders suchen.“


Die Tür öffnete sich und die Amme schritt durch den Türrahmen. Auf dem Arm zwei kleine Bündel, zwei propere Mädchen. „Beide Kinder sind wohlauf und putzmunter.“ Wolfaran nahm sie freudig entgegen und schritt zu seinem Vater, um ihm seine Enkel zu zeigen.
==In Mandariels Reich==
[[Perricum:Amaryd von Waraqis|Amaryd]] war auf dem Weg zu seiner Lehrmeisterin [[Garetien:Clea Cornweyler|Clea Cornweyler]], als er plötzlich schnelle Schritte hinter sich hörte. Er drehte sich um und sah [[Perricum:Aliyah von Palmyramis|Aliyah]] und seine kleine Schwester [[Perricum:Elaisha von Waraqis|Elaisha ]] angerannt kommen, eine Postille in der Hand wedelnd.


„Na dann muss ich morgen Anaxios schon mal darauf vorbereiten, dass er beginnt das Geld abzuzählen. Deine Frau ist wahrlich ausgefuchst, wie der Rest ihrer Stippwitzer Vorfahren. Hat das Kleingedruckte im Vertrag wirklich genau gelesen.Der Reichsvogt wusste, dass dem Haus Ochs jetzt eine horrende Zahlung an das Haus Stippwitz drohte. Zu ihrem ersten Geburtstag erwartete der alte Krämer aus dem Kosch jetzt seinen Anteil.
„Amaryd, schau dir das an!“ rief Aliyah außer Atem und hielt ihm die Zeitung hin. „In der heutigen Ausgabe des Garether und Märker Herolds steht etwas Erstaunliches!


„Damit hat Tante Giselda sicher nicht gerechnet, als sie diesen Vertrag abgeschlossen hat.Feixte Wolfaran, noch überschwänglich und voll von Glücksgefühlen.
„Was steht drin?fragte Amaryd neugierig, während er das Blatt entgegennahm.
„Gerechnet vielleicht nicht, aber sicher gehofft, Deiner Frau einen Anreiz geschaffen zu haben, das Haus Ochs vor dem Aussterben zu retten und sich selber vom Schuldenberg zu befreien – und du weißt, ohne Euch wären wir nicht so vielzählig. Es ist schon spät, oder sollte ich besser früh sagen.  Du solltest jetzt zu Deiner Frau gehen, sie erwartet Dich sicher. Ich werde noch versuchen ein wenig zu schlafen.“


Das Oberhaupt des Hauses war sichtlich erfreut, die Zukunft der Ochsen war gesichert. Wie unwirklich es ihm vorkam, vor knapp über zehn Götterläufen, als Tabur starb, bestand der garetische Zweig noch auch Giselda, Anaxios und ihm…. Und jetzt: anerkannte Kinder, neugeborene Enkelkinder, Nichten und Neffen. Unglaublich, wie schnell sich das Blatt zum Guten wenden kann.
„Im [[Garetien:Kaiserstadt Gareth|Ugdalfspark ]] sind Leute verschwunden, die das Labyrinth betreten haben,“ erklärte Aliyah mit funkelnden Augen. „Es heißt, sie seien spurlos verschwunden und nie zurückgekehrt.
===Eine Großpackung Levthanstreu===


In der Kemenate von Iralda von Ochs, Villa Ox, 1042 BF
„Das klingt unheimlich,“ meinte Amaryd skeptisch, während er den Artikel überflog. „Aber warum sollten wir dorthin gehen? Wir wissen nicht, wohin der Pfad uns führt.“


Iralda noch erschöpft von der anstrengenden Zwillingsgeburt, ruhte dennoch glücklich und zufrieden im Wochenbett. Auf ihrer Brust lag ihre vor einigen Stunden erstgeborene Tochter.
Elaisha, die bisher still geblieben war, trat vor und schlug entschlossen vor: „Wir sollten den Stadtteil Heldenberg aufsuchen und den Irrgarten erkunden. Wer weiß, was wir dort finden?“


Neben ihr lag Wolfaran, kuschelnd mit seiner süßen Tochter und seufzte. „Ich muss euch schon bald wieder verlassen, meine Tätigkeit in der Reichskanzlei erfordert meine Anwesenheit. Ich möchte…“ „Du musst und ich verstehe es. Wir müssen uns den Gegebenheiten stellen, die das Haus Ochs von uns verlangt.“
Amaryd zögerte, aber die Neugier war stärker. „Na gut, wir gehen. Aber wir müssen vorsichtig sein.“


„Es ist eine Krux, ich habe mir immer diesen Nachnamen gewünscht und war verzweifelt ein Bastard zu sein. Doch erst seit dem ich legitimiert bin, weiß ich was für eine Verantwortung das mit sich bringt. Mein Leben wird fremdbestimmt. Als Wolfaran von Mardrabrück oder Wolfaran von Bärenau hätte ich tun und lassen können, was ich wollte. Mein Vater würde nicht immer meiner habhaft werden. Und jetzt…“
Mit wagemutiger Entschlossenheit machten sich die drei Freunde auf den Weg zum Ugdalfspark. Der Stadtteil Heldenberg war bekannt für seine verwinkelten Gassen und geheimnisvollen Ecken. Das Labyrinth im Ugdalfspark war berüchtigt für seine vielen Wendungen und Sackgassen.


„Als Iralda und Wolfaran von Bärenau wären wir mittellos. Vielleicht wäre ich gar keine Baronin geworden. Es ist gut so, wie es ist. Auch wenn ich dich sehr vermisse und Du die meiste Zeit des Jahres in Elenvina weilst.
Die Sonne stand hoch am Himmel, als sie den Eingang zum Labyrinth erreichten. Die hohen Hecken schienen sich über ihnen zu schließen und warfen lange Schatten auf den Kieselweg.


„Ich liebe Dich Iralda, ich liebe dich so sehr und vermisse dich jetzt schon. Vater hat mich gestern zu einer Unterredung bestellt. Er versucht mich wieder zurück nach Garetien zu holen. Ich solle ihm vertrauen und mich in Geduld üben.“
„Bleibt dicht zusammen,“ warnte Amaryd. „Es ist leicht, sich hier zu verlaufen.“


„Das ist ja ganz Deine Stärke.“ Beide mussten lachen. „Vertraue ihm, er will nur Dein Bestes.
Mit rasendem Puls und pochendem Herzen jagten sie durch die engen Pfade des Labyrinths. Sie nahmen jede Abzweigung, rannten über Kieselwege und duckten sich unter tiefhängenden Ästen hindurch. Das Lachen und die Rufe der Jugendlichen hallten durch die verworrenen Wege, während sie sich gegenseitig antrieben.


„Ja, ich weiß. Wie wollen wir eigentlich unseren Nachwuchs nennen? Hast Du besondere Wünsche?“
„Hier entlang!“ rief Elaisha und führte die Gruppe mutig weiter. Ihre Augen leuchteten vor Aufregung.


„Aldare und Hardane, das würde ich präferieren. Welche zwei Namen hast Du im Sinn?“
Die Hecken wurden immer höher und dichter, und das Licht schien zu schwinden. Plötzlich änderte sich die Umgebung. Die Hecken wichen zurück und vor ihnen erstreckte sich eine weite Heide voller Blumen. Aus dieser Heide ragte ein gewaltiger Turm, der die Form eines riesigen gewundenen Horns hatte. Eine freie, geländerlose Wendeltreppe schlängelte sich um das Horn nach oben.


„Keine konkreten. So langsam gehen mir die möglichen Vornamen auch aus.“ Sinnierte Wolfaran
„Schaut euch das an!“ rief Aliyah fasziniert. „Das ist unbeschreiblich!


„Wo immer Du jetzt dran denkst, verwirf es gleich wieder. Ich bin fertig mit Kinder gebären. Mein Körper gehört jetzt mir.
Rund um den schwindelerregend hohen Turm ragten weitere filigrane Bauten am Rande der Lichtung empor, und es schienen ständig neue zu entstehen und höher in den Himmel zu wachsen. Die Strukturen wirkten, als wären sie aus feinem Kristall gefertigt und reflektierten das Licht in allen Farben.


„Heißt das, ich darf nicht mehr ran?“
„Was ist das nur für ein Ort?“ murmelte Amaryd ehrfürchtig. „Das sieht aus wie aus einem Märchen.


„Nein, es heißt bevor Du kommst um mich zu besuchen, geh in Elenvina auf den Markt und kauf eine Großpackung Levthanstreu. Ohne Rahjalieb strandest Du auf dem Trockenen und ich meine es ernst.“
„Vielleicht ist es das auch,“ sagte Elaisha, ihre Augen leuchteten vor Aufregung. „Lasst uns näher rangehen.“


===Ein Hoch auf die Tradition===
Vor dem Turm stand ein Einhorn mit weißem Fell und längeren weißen Barthaare am Kinn. Es blickte verträumt in die Gegend, als ob es über etwas nachdachte oder in eine ferne Welt blickte.


In der Kemenate von Iralda von Ochs, Villa Ox, 1042 BF
„Ein Einhorn! Das ist wirklich mystisch!“ flüsterte Aliyah ehrfürchtig.


„Du hast um ein Gespräch mit mir gebeten?“ Leobrecht von Ochs trat in das Zimmer seiner Schwiegertochter ein. Iralda saß an einer kleinen Sitzgruppe am Fenster und las in staatstheoretischen Büchern und Schriften. Trotz der Geburt, ihr Studium nicht aus den Augen verlierend.
„So müssen [[wikav:Mandariels Reich|Feenwelten ]] aussehen“ sagte Amaryd entschlossen. „Vielleicht finden wir hier Antworten.


Neben ihr lagen im Stubenwagen ihre beiden Säuglinge Aldare und Hardane. Beide seelenruhig schlummernd.  
==Das Rätselspiel==
[[Perricum:Amaryd von Waraqis|Amaryd]], [[Perricum:Elaisha von Waraqis|Elaisha ]] und [[Perricum:Aliyah von Palmyramis|Aliyah]] folgten der Wegbeschreibung des Einhorns [[wikav:Steinerne_Schwingen/NSC|Güldenhuf]], welches so freundlich war, ihnen weiterzuhelfen. Vom Einhornturm aus gingen sie in südlicher Richtung – falls man es überhaupt so nennen konnte, denn sie befanden sich in einer Feenwelt. Ihr Weg führte sie von dem Einhornturm zum Schlafenden Giganten, wie Güldenhüf es nannte. Seine Anmerkung, wenn ihr beim Bollwerk der Wildschweine angekommen seid, habt ihr euch verlaufen, machte sie unsicher. Doch schließlich kamen sie bei der von Güldenhuf beschriebenen Höhle an.


„Setz Euch doch bitte“ Sie goss ihm einen Tee ein und schob lecker duftendes Gebäck in seine Richtung. Der Reichsvogt strich erst gutmütig seinen Enkeln über den Kopf und küsste Iralda begrüßend auf die Wange, bevor er Platz nahm. Galt er als Reichsvogt auf dem politischen Parkett als harter Hund, so war er privat ein liebevoller Familienmensch.  
„Das muss die Höhle sein,“ sagte Elaisha aufgeregt, als sie den Eingang entdeckten. „Güldenhüf hatte recht.


„Du siehst gut aus. Es freut mich, Dich und die Kinder wohlauf zu sehen.“ Der Reichsvogt platzte innerlich fast vor Stolz, als er auf seine Nachkommen blickte.
„Lasst uns vorsichtig sein,“ warnte Amaryd. „Wir wissen nicht, was uns hier erwartet.“


„Mir geht es gut, danke der Nachfrage. Danke, dass ihr meinem Wunsch auf ein Gespräch nachgekommen seid.
Die drei Freunde betraten die Höhle und fanden sich in einer Welt voller leuchtender Kristalle und seltsamer Geräusche wieder. Inmitten der Höhle werkelte Dehmahk, der Grolm, an seinen alchemistischen Tränken. Neben ihm versuchte der kleine, tolpatschige Gargyl Kieselchen, ihm zu helfen, wobei er immer wieder Dinge umwarf und sich entschuldigte.


„Was brennt Dir unter den Nägeln? Was kann ich für Dich tun?“
„Meister Dehmahk,“ begann Amaryd höflich. „Wir sind auf der Suche nach Bernsteinen. Könnten wir vielleicht welche von Ihnen erwerben?“


„Ich habe von Eurem Gespräch mit Anaxios gehört? Ist es wahr, er wird die Baronswürde an seinen Sohn weitergeben?“
Dehmahk drehte sich langsam um und betrachtete die drei neugierigen Gesichter vor ihm. „Bernsteine, sagt ihr? Hmmm... das ist nicht so einfach,“ brummte er und verschränkte die Arme. „Aber was machen Menschen wie ihr hier in meiner Höhle?“


„Was Du alles hörst. Ich habe ihn darum gebeten, darüber nachzudenken. Wegen seines magischen Erbes, kann er die Position des Barons zu Viehwiesen nur begrenzt wahrnehmen und wir sind schließlich ein praiosgefälliges Haus.“ Leobrecht erfreute es immer wieder, dass Iralda durchaus gesteigertes Interesse an Politik entwickeln konnte.  
Aliyah trat vor und erklärte: „Die Bernsteine sind sehr wichtig für einige Personen in Gareth. Sie sind sehr empört, dass sie Ihnen gestohlen wurden. Wir müssen sie zurückholen.


„Ich hatte auch den Funken Madas in mir….“  
Dehmahk runzelte die Stirn. „Empört, sagt ihr? Warum sollte ich euch helfen?


„Ja, Du hattest, nicht hast. Du hast vom Grafen von Hartsteen Deine Baronswürde erhalten und dürftest im vollen Umfang die Amtsgeschäfte selber leiten. Anaxios kann das nicht.
In diesem Moment bemerkte Kieselchen Amaryd und stieß einen überraschten Laut aus. „Du! Du bist der Mensch, der mich in Gareth verfolgt hat!


„Wie stellt Ihr es Euch vor, wenn Ruben Baron von Viehwiesen wird?“
Amaryd schaute überrascht. „Das warst du? Der furchteinflößende Gargyl, der beim Einbruch gestört wurde?“


„Er bekommt einen Vogt, bis er den Ritterschlag erhalten hat. Sofern Anaxios  diesem Vorgehen zustimmt.“
Kieselchen nickte heftig. „Ja, das war ich! Aber hier bin ich viel kleiner und weniger bedrohlich.“


„Wenn ich die Traditionen des Hauses richtig verstanden habe, ist der Baron von Viehwiesen das Oberhaupt des Hauses Ochs?“
„Wie ist das möglich?“ fragte Amaryd verwundert. „In der [[Garetien:Kaiserstadt Gareth|Lynciriumsgasse ]] warst du groß und sahst gefährlich aus.


„Ja, so sind die Traditionen…..“ Leobrechts Aussagen hörten sich wie einstudiert an, denn er ahnte was jetzt kommen würde.
Dehmahk lachte grummelnd. „Das lag an einem Zauber meinerseits. Kieselchen sollte beängstigender wirken bei der Materialsuche.“


„Leobrecht, hier muss ich protestieren. Ein Knabe im Pagenalter kann nicht das Oberhaupt unserer Familie sein. Das wäre politischer Selbstmord. Ihr gedenkt doch wohl nicht auf Eure Stellung zu verzichten?“
Elaisha trat näher und betrachtete den kleinen Gargyl neugierig. „Das ist faszinierend! Aber trotzdem, Meister Dehmahk, wir brauchen die Bernsteine. Können wir nicht einen Handel machen?“


„Ich denke, dass solange er den Ritterschlag nicht erhalten hat, wird er nicht in der Lage sein diese Position auszufüllen. Bis zu diesem Tage werde ich dem Hause weiterhin zu Diensten sein und es führen.“ Leobrecht haderte innerlich selber mit sich. Wahrscheinlich würde Boron das Problem in fünfzehn Jahren schon gelöst haben, er war ja selber nicht mehr der Jüngste.
Dehmahk kratzte sich am Bart und überlegte. „Nun, vielleicht können wir einen Handel abschließen, aber einfach wird es nicht. Ich habe einige Rätsel vorbereitet. Für jedes richtige Rätsel erhaltet ihr Bernsteine.“


„Gut, so habe ich es erwartet. Dann kommen wir zu meinem eigentlichen Problem. Ihr erwartet von mir, dass ich dann einem zwanzigjährigen Jüngling folge, der wahrscheinlich am Schlunder Grafenhof ausgebildet, nur im geringfügigen Maße die garetische Politik beherrscht?Iralda war durchaus bewusst, dass sie hier offen gegen jegliche Traditionen rebellierte.
„Einverstanden!“ rief Elaisha begeistert. „Wir lieben Rätsel.“


Leobrecht sammelte seine Worte, wie gut dass die kleine Aldare gerade quengelte. Er nutzte die Gelegenheit, um seine Enkelin auf den Arm zu nehmen, und ein paar Runden durch das Zimmer zu drehen.  
Dehmahk blickte auf Aliyahs Halskette, die mit wunderschönen Edelsteinen besetzt war. „Doch bevor wir beginnen, gefällt mir diese Halskette sehr. Wenn ihr sie mir als Tausch gebt, können wir fortfahren.


„Iralda, Liebes, Du weißt so ist die Tradition. Wir sind ein altes Haus, Traditionen sind wichtig.“
Aliyah zögerte, ihre Finger um die Halskette gelegt, die ihrer Großmutter gehört hatte. Sie sah ihre Freunde an und dann Dehmahk. „Diese Halskette ist mir sehr wichtig,“ sagte sie leise. „Aber wenn es uns weiterhilft, gebe ich sie dir.“


„Traditionen ändern sich. Ihr seid zurzeit unser Oberhaupt und auch nicht Baron auf der Viehwiesen. Warum habt ihr Anaxios bloß in Richtung Heirat und Nachwuchs getrieben? Ihr hättet Eure Linie erstarken lassen können.“
Dehmahk nahm die Halskette entgegen und ein schelmisches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Gut, nun können wir beginnen.“


„Anaxios ist ein Magier, er kann keinem Haus vorstehen. Wir sind doch hier nicht im Horasreich oder den Tulamidenlanden, wir sind ehrbare Garetier! Und zu Deinem zweiten Punkt: ich bin zwar gleichfalls Familienvater und möchte nur das Beste für meine Nachkommen, doch ich muss zu allererst auf das Wohlergehen des ganzen Hauses schauen. Weitsichtig und nicht engstirnig sein.“
„Hier kommt das erste Rätsel,“ sagte Dehmahk. „Ich bin leicht wie eine Feder, aber die stärksten Menschen können mich nicht halten. Was bin ich?


„…Und dennoch Ihr wart mal Darpaten. Der Stammsitz war nicht immer Burg Ox. Ochsenstein, so hieß doch das erste Lehen des Hauses nicht wahr?“ Iralda bohrte weiter.
Die drei Freunde überlegten kurz. „Ein Vogel?“ fragte Elaisha.
„Ochsenstein war ein Junkergut. Erst auf Burg Ox wurden wir in den Hochadel erhoben.“ So langsam entwickelte sich eine hitzige Diskussion zwischen der Baronin und dem Reichsvogt.


„Wenn der kleine Ruben seinen Ritterschlag erhält, werde ich über zwanzig Jahre meine Amtsgeschäfte geleitet haben. Und wir wissen Beide, ich sitze in Bärenau nahe der Kornkammer des Reiches, direkt an der Kaisermark. Ich stamme aus einem Adelsgeschlecht, das weiter älter ist, als das Haus Ochs… „
„Nein,“ sagte Dehmahk kopfschüttelnd. „Versucht es noch einmal.


Leobrecht unterbrach Iralda. Gebetsmühlenartig wiederholte der Reichsvogt seinen Standpunkt. „Das Oberhaupt des Hauses Ochs ist der Baron von Viehwiesen.
„Vielleicht eine Wolke?“ riet Amaryd.


„Außer er ist Magier“ moserte Iralda. „Was soll erst Wolfaran sagen, er folgt Euren politischen Fußstapfen und wird sicher mit Sicherheit einen guten Namen und eine gute Position erringen. Soll er sich hinten anstellen? Soll ein Jungspund unsere Geschicke leiten und all das einreißen, was ihr seid Taburs Tod aufgebaut habt? Ruben wird, und das wisst Ihr so gut wie ich, ein Schlunder Hinterwäldler, der nicht ausziehen wird um sich weiterzubilden, denn seine alleinige Aufgabe ist Baron von Viehwiesen zu sein.“
„Auch nicht,“ antwortete Dehmahk. „Noch einen Versuch.“


„Iralda, genug ist genug. Der Junge ist noch zu jung, um soweit in die Zukunft zu blicken. Ich verstehe Deinen Unmut und es ehrt mich, dass Du so große Stücke auf mich hältst. Dennoch, wie ich mehrmals schon sagte, Tradition ist wichtig.Leobrecht befand sich in einer Zwickmühle. Iralda hatte mit allem Recht, was sie sagte, doch das war gegen die Tradition. Und Tradition war für den Reichsvogt von besonderer Bedeutung.
Aliyah dachte nach und dann rief sie: „Ein Atem!


Iralda nahm seine Hand und schaute ihm beharrlich in die Augen. „Tradition ist wichtig, solange sie nicht Stillstand oder gar Rückschritt bedeutet. Ein starkes Haus ist wichtig und dazu braucht es einen starken Anführer. Mögen die Götter uns hold sein und Ruben zu einem solchen werden lassen. Ansonsten…“
Dehmahk nickte anerkennend. „Sehr gut. Hier ist der erste Bernstein.“ Er reichte ihnen einen leuchtenden Bernstein.


Leobrecht löste seine Hand und legte seinen Finger auf ihre Lippen. „Schhhhhh, es ist meine Aufgabe, das Haus so stabil auszurichten, damit es sich weiter entwickeln kann. Ruben ist ein kluger Junge und er hat Potential, dass man nur in die richtige Richtung stoßen muss. Er ist klug wie sein Vater und charmant wie seine Mutter. Er kann meinen Fußstapfen folgen, wenn wir ihn genug drauf vorbereiten und unterstützen. Wolfaran wird gewiss meinem Wunsch folgen und ich hoffe Du wirst mein Antlitz in Ehren halten, an dem Tag an dem ich sterbe. Das wichtigste ist, dass die Herde zusammenbleibt und sich nicht abspaltet.“ Innerlich haderte er mit seinen ausgesprochenen Worten, würde Wolfaran wirklich seinen Wünschen folgen?
Währenddessen versuchte Kieselchen, einen Krug Wasser zu holen, stolperte jedoch über seine eigenen Füße und verschüttete den Inhalt auf den Boden. „Entschuldigung, Meister Dehmahk,“ stammelte der kleine Gargyl.


„Ihr seid wie ein Vater für mich und ich kann Euch versprechen, dass ich nichts tun werde, was dem Haus Ochs schadet.“ Wohlwollend lagen die Blicke Iraldas auf denen ihres Schiegervaters.
„Nun das zweite Rätsel,“ fuhr Dehmahk fort. „Ich habe Städte, aber keine Häuser. Ich habe Berge, aber keine Bäume. Ich habe Wasser, aber keine Fische. Was bin ich?


Leobrecht legte die, nun abermals schlafende Aldare, wieder zurück in die Wiege. Küsste Iralda zum Abschied auf die andere Wange. „Vertrau mir, und bitte dieses Gespräch sollte unter uns bleiben.
„Eine Wüste?“ vermutete Amaryd.


Der Reichsvogt verließ das Zimmer seiner Schwiegertochter. Er konnte ihr nicht böse sein, eigentlich sprach sie nur aus, was er bereits dachte. Doch von klein auf wurde ihm von seiner Schwester Giselda eingeimpft, Tradition ist wichtig. Was für eine Krux.
„Nein,“ sagte Dehmahk. „Versucht es erneut.


=Zirkel der heulenden Finsternis=
„Eine Landkarte!“ rief Elaisha.
==Aus eins mach' zwei==


gegeben Ingerimm 1042 BF, [[Garetien:Villa Ox|Villa Ox]], [[Garetien:Kaiserstadt Gareth|Kaiserstadt Gareth]]
Dehmahk lächelte und überreichte ihnen einen weiteren Bernstein. „Ihr seid klug. Hier ist der zweite Bernstein.“


{{Brief
Kieselchen versuchte derweil, einige Zutaten für Dehmahks Tränke zu sortieren, aber er stolperte über eine Kiste und verstreute die Inhaltsstoffe überall. „Oh nein, nicht schon wieder,“ murmelte Kieselchen verzweifelt.
|Adressat= Meine geliebter [[Garetien:Alderan von Bärenau|Bruder]],
|Text=
wie ich Robans Berichten entnahm, blieb Deine Suche nach der Rahjageweihten Rahjalina von Fuchswalden erfolglos. Somit muss ich davon ausgehen, dass ihre Knochen aus dem Beschwörungsfeld geborgen wurden und sie nicht mehr unter den Lebenden weilt.


Was das [[Garetien:Junkertum Fuchswalden|Junkertum Fuchswalden]] betrifft, habe ich nun eine Entscheidung getroffen.
„Und nun das dritte Rätsel,“ sagte Dehmahk. „Was hat Flügel, aber kann nicht fliegen? Was hat Augen, aber kann nicht sehen?“
Da Fuchswalden das größte Junkertum in der Baronie Bärenau ist, habe ich mich entschlossen das Junkertum in zwei Lehen zu unterteilen.


Das erste Lehen behält den Namen Fuchswalden und umfasst die [[Garetien:Herrschaft Nebelauen|Herrschaften Nebelauen]] und [[Garetien:Herrschaft Clarentia|Clarentia]], sowie den Marktflecken [[Garetien:Markt Fuchswalden|Fuchswalden]]. Stammsitz wird die [[Garetien:Turmhügelburg Fuchsbau|Turmhügelburg Fuchsbau]].
„Eine Uhr?“ riet Aliyah.


Das zweite Lehen erhält den Namen [[Garetien:Junkertum Bronstein|Bronstein]] und ihm zugewiesen werden die [[Garetien:Herrschaft Wulfenhag|Herrschaften Wulfenhag]] und [[Garetien:Herrschaft Eslamsberge|Eslamsberge]], sowie die Dörfer [[Garetien:Dorf Haselbusch|Haselbusch]] und [[Garetien:Dorf Bronstein|Bronstein]]. Stammsitz wird der [[Garetien:Gut Bronnen|Gutshof Bronnen]].
„Falsch,“ sagte Dehmahk. „Noch ein Versuch.


Beide Lehen werde ich als Junkertum belehnen. [[Garetien:Rohaja von Ochs|Rohaja]] wird mir als Erbin folgen, so ich einst in ferner Zukunft als Baronin abtreten sollte. [[Garetien:Leobrecht II. von Ochs|Klein-Leobrecht]] wird in die [[Garetien:Familie Ruchin|Familie Ruchin]] [[Garetien:Iriane Phexlieb von Ruchin|heiraten]] und [[Garetien:Trisdhan von Ochs|Trisdhan]] ist nach der Belehnung seiner [[Perricum:Korhilda von Sturmfels|Großmutter]] mit der [[Perricum:Baronie Wasserburg|Baronie Wasserburg]], hinter seinem [[Garetien:Wolfaran II. von Ochs|Vater]], in der Erbfolge angesiedelt.
„Eine Nadel?“ versuchte Amaryd.


Daher bestimme ich folgendes:
„Nein,“ antwortete Dehmahk. „Letzter Versuch.“


Hiermit verfüge ich, dass [[Garetien:Ophelia von Ochs|Ophelia Korhilda von Ochs]] Junkerin von [[Garetien:Junkertum Fuchswalden|Fuchswalden]] wird und ihre jüngere Schwester [[Garetien:Lechmin von Ochs|Lechmin Elea von Ochs]] belehne ich mit dem [[Garetien:Junkertum Bronstein|Junkertum Bronstein]].
Elaisha dachte nach und dann sagte sie: „Eine Statue!“


Die Erstgenannte gehört dem Klerus der Perainekirche an, daher werde ich dem Junkersgut einen Vogt zuteilen. Ich bestalle [[Garetien:Edala von Hartwalden-Sturmfels|Edala von Hartwalden-Sturmfels]] mit dieser Aufgabe.  
Dehmahk lachte laut und nickte. „Richtig! Ihr habt gut geraten.“ Er überreichte ihnen den dritten Bernstein.


Und auch für das Junkertum Bronstein ernenne ich einen Vogt, da Lechmin ein magisches Erbe in sich trägt. Diese Aufgabe wird [[Garetien:Rondril von Bärenau-Pandlaril|Rondril von Bärenau-Pandlaril]] übernehmen.  
„Aber das Spiel ist noch nicht vorbei,“ fügte Dehmahk hinzu. „Ich habe noch weitere Rätsel für euch.


Um den Bund mit dem Bärenauer Niederadel zu stärken, werde ich im Zuge der Belehnungen meiner Töchter, deren Verlobungen bekannt geben.
„Das klingt gut,“ sagte Amaryd. „Wir sind bereit.
Ophelia wird mit dem Edlen [[Garetien:Thiolan von Ibelstein|Thiolan von Ibelstein]] verlobt und Lechmin mit dem Edlen [[Garetien:Welf von Krolock|Welf von Krolock]].


So geschehe es, in Praios Namen!
Während Dehmahk das nächste Rätsel überlegte, versuchte Kieselchen einen schweren Mörser zu heben und ließ ihn prompt auf den Boden fallen, wodurch ein lautes Klirren die Höhle erfüllte. „Tut mir leid, Meister Dehmahk,“ piepste Kieselchen beschämt.


|Absender=[[Garetien:Iralda von Ochs|Iralda von Ochs]]
„Hier kommt das vierte Rätsel,“ sagte Dehmahk. „Ich bin schwerer als das größte Schiff, aber jeder kann mich tragen. Was bin ich?“
[[Garetien:Baronie Bärenau|Baronin von Bärenau]]
}}


=Wolfaran und Leonora=
„Ein Berg?“ riet Elaisha.


==Beschützerinstinkt==
„Nein,“ sagte Dehmahk. „Versucht es nochmal.“
Die Geschwister sorgen sich nach dem Attentat um ihre Mutter.


==Schwertleihe==
„Ein Name!“ rief Aliyah.
Leonora erhält den Ritterschlag


==Wechselspiele==
„Sehr gut!“ sagte Dehmahk beeindruckt und überreichte ihnen einen vierten Bernstein.
Wolfaran und Leonora setzten ihren Plan in die Tat um. Leonora folgt Wolfaran auf dem Kanzleiratsposten.


==Meinungsverschiedenheit==
„Das fünfte Rätsel lautet,“ fuhr Dehmahk fort. „Ich gehe jeden Morgen und Abend um die Stadt, aber ich bewege mich nie. Was bin ich?“
Wolfaran und sein Vater sind sich uneins.


Das ist nicht mehr die gute alte Retozeit Deiner Kindheit und auch nicht die glänzenden Jahre Hals. Die Welt ist dunkler geworden, aber Du siehst das in Deinem Alterstarrsinn garnicht.
„Ein Schatten?“ vermutete Amaryd.


==Jungspund==
„Nein,“ sagte Dehmahk. „Versucht es nochmal.“
Wolfarans Sicht der Dinge


==Traditionalist==
„Vielleicht ein Uhrzeiger?“ schlug Elaisha vor.
Leobrechts Sicht der Dinge


==Neuanfang==
„Auch nicht,“ sagte Dehmahk kopfschüttelnd. „Letzter Versuch.“
Wolfaran zieht nach Wasserburg und unterstützt seine Mutter.


=Trisdhan und Alion=
Elaisha runzelte die Stirn, dann lachte sie. „Die Mauer!“
==Trisdhan und Alion -Stalljunge==
Ende Ingerimm 1041 BF, Schloss Rossgarten, Baronie Wasserburg


Alles um ihn herum war neu und ganz anders als in der Kaiserstadt Gareth, wo er die letzten Monde lebte. Nachdem seine Großmutter überraschend als Baronin von Wasserburg belehnt wurde, war sein Leben von ein auf den anderen Tag ein anderes.
„Richtig,“ sagte Dehmahk lächelnd und übergab den fünften Bernstein. „Nun das sechste Rätsel: Ich habe ein Bett, aber ich schlafe nie. Was bin ich?“


Trisdhan Du wirst beizeiten ein Baron, hatte seine Mutter gesagt. Ein Baron wie irrwitzig das klang. Gerade war er noch ein viertgeborenes Kind, jetzt sollte er ein Erbe sein – nach seinem Vater Wolfaran. Seine Schwester Rohaja würde in ferner Zukunft Bärenau erben und seiner Mutter folgen. Sein Bruder Leobrecht war versprochen in die Familie Ruchin und Ophelia gehörte dem Klerus der Perainekirche an.
„Eine Blume?“ riet Aliyah.


Es erschien dem siebenjähren Jungen mehr als unwirklich was gerade mit ihm geschah. Seine Großmutter hatte ihre Vögtin geschickt, um ihn aus der Kaiserstadt abzuholen  und aufs Perricumer Land zubringen. Hier duftete alles nach Wasser, Feldern und Bergen. Nicht so dreckig wie der Moloch der Kaiserstadt. Das gefiel ihm sehr gut, obwohl er seine Geschwister vermisste.
„Nein,“ sagte Dehmahk. „Versucht es erneut.


Auf dem Hinweg reiste er am Fluss vorbei zu dem schönen Schlösschen in dem seine Großmutter wohnte. Großmutter ging es leider noch nicht so gut, so erkundete der Junge alleine die Umgebung. Wer immer dieses Gemäuer errichtet hatte, da war sich Trisdhan sicher, hatte einen ganz schlechten Geschmack und Hang zum Kitsch.
„Ein Fluss!“ rief Amaryd.


Das Schloss sah aus, wie die Schlösser die in Märchen beschrieben wurden. Keine Frage irgendwie war es auch schön, schön kitschig, schön protzig – keine wehrhafte Burg eines Ritters. Nicht wie die Praiosburg in Bärenau. Die anliegende Gartenanlage war fein säuberlich angelegt, hier ließe sich sicher gut Imman spielen. Er musste daran denken, seine Großmutter nach Schlägern zu fragen. Seine Ausrüstung musste er bei seinen Geschwistern in Gareth zurücklassen.  
„Ihr seid wirklich schlau,“ lobte Dehmahk und überreichte den sechsten Bernstein.


Vorbei an einem großen Rote und Weiße Kamele Spiel, welches aus Stein im Garten aufgebaut war, schlenderte er bei strahlendem Sonnenschein vom Schloss hin zum Gut Rossgarten. Hier gab es mehrere Pferdekoppeln und Ställe. Seine Großmutter erzählte die Barone von Wasserburg hätten eine eigene Pferdezucht von Tulamiden Pferden. Das fand er unübertrefflich gut.
Währenddessen versuchte Kieselchen, einige Flaschen auf einem Regal zu ordnen, aber er stieß sie um, wodurch sie klirrend zu Boden fielen. „Entschuldigung, Meister Dehmahk,“ sagte Kieselchen kleinlaut.


Trisdhan ging zu den Ställen, wo ein junger Bursche die Boxen ausmistete. „Bist Du der neue Stalljunge?“, rief der schwarzhaarige Nebachote zu ihm herüber. Trisdhan grinste innerlich und nahm sich eine Mistgabel. „Ich bin neu hier. Meine Freunde nennen mich Tris.
„Das siebte Rätsel ist:“ sagte Dehmahk. „Ich kann sprechen, aber ich habe keine Zunge. Ich kann hören, aber ich habe keine Ohren. Was bin ich?


„Na dann herzlich willkommen, Tris. Ich bin Alion. Kommst Du gerade aus der Praiostagsschule? Du solltest Dich das nächste Mal besser umziehen, bevor Du zur Arbeit kommst. Gemeinsam schaufelten sie den Dreck aus den Pferdeboxen und verteilten neues Heu.
„Eine Statue?“ riet Elaisha.


Die Stunden vergingen und die beiden Jungen freundeten sich an. Die Arbeit war getan, als Trisdhan sich verabschiedete. „Ich muss jetzt gehen, sicher vermisst meine Oma mich schon. Sehen wir uns morgen wieder?
„Falsch,“ sagte Dehmahk. „Noch ein Versuch.“


Alion runzelte ein wenig die Stirn. „Ja, oder denkst Du ein Stalljunge arbeitet nur einen Tag in der Woche. Bei Morgengrauen wieder hier.
„Ein Echo!“ rief Aliyah.


==Trisdhan und Alion -Sitten und Gebräuche==
„Richtig!“ Dehmahk übergab den siebten Bernstein. „Nun das achte Rätsel: Was hat ein Herz, das niemals schlägt?“
Ende Ingerimm 1041 BF, Schloss Rossgarten, Baronie Wasserburg


„Du kommst nicht von hier, oder?“ Trisdhan kam Alion so fremd vor.
„Ein Stein?“ vermutete Amaryd.


„Nein, ich komme aus Gareth. Ich bin erst vor ein paar Tagen nach Wasserburg gekommen.“  
„Nein,“ sagte Dehmahk. „Versucht es nochmal.“


„Echt, aus Gareth, toll. Ist bestimmt eine atemberaubende große Stadt.Alion war begeistert und lauschte den Erzählungen seines neugewonnen Freundes von der riesigen Metropole, während sie erneut die Ställe ausmisteten.
„Vielleicht eine Uhr?schlug Elaisha vor.


„Müssen wir jeden Tag die Ställe reinigen, oder dürfen wir auch mal zu den Pferden. Sie striegeln und reiten?Trisdhans Anfrage führte bei Alion zu einem ungläubigen Kopfschütteln. „Auf welchem Hof warst Du denn? In ein paar Jahren dürfen wir vielleicht zu den Pferden, wenn mein Vater Armadeon, der leitende Pferdezüchter, uns gut gewogen ist.“
„Auch nicht,“ sagte Dehmahk kopfschüttelnd. „Letzter Versuch.“


„Ach, weißt Du, der Hof an dem ich vorher war, der war nicht so schön. Der Herr des Hofes starb, seine Kinder auch und seine Ehefrau ging fort. Da war es total gruselig. Überall Leid und tote Menschen und viele skurille Gestalten. Ich war froh, wieder zu meiner Mutter zurückzugehen.Hof war Hof, auch wenn Trisdhan von einem Adelshof und Alion von einem Bauernhof redete.
Elaisha überlegte kurz und rief dann: „Ein Kunstwerk!


„Arbeiten Deine Eltern garnicht hier?“ fragte der nebachotische Stalljunge.


Trisdhan schüttelte, ein wenig traurig, den Kopf. „Nein, mein Vater arbeitet ganz weit weg in einer Kanzlei und meine Mutter studiert in Gareth. Meine Oma nahm mich mit nach Wasserburg, sie ist neu hier am Schloss.“
„Ihr habt alle Rätsel richtig gelöst,“ sagte Dehmahk erfreut und überreichte den letzten Bernstein. „Das war ein faires Spiel.“


„Meine Mutter wohnt auch nicht hier. Sie ist Magierin und lebt in Perricum. Hin und wieder, wenn sie zu Forschungsreisen in den Wall zieht, kommt sich mich und Vater besuchen. Von Vater hatte ich Dir ja schon erzählt, er leitet hier das Gestüt Aquamarin. Ich soll ihm mal folgen und auch Pferdezüchter werden. Er ist nur der Meinung, dass man unten anfangen soll. Erst nach und nach wird er mir zeigen, wie eine Pferdezucht betrieben wird. Reiten kann ich schon, bin schließlich ein Nebachote. Aber nicht auf den Rassepferden, die durfte ich bisher nicht reiten.“
„Vielen Dank, Meister Dehmahk,“ sagte Amaryd dankbar. „Das war sehr unterhaltsam.“


„Ein Nebachote, dann kommst Du nicht ursprünglich von hier oder?
„Gerne doch,“ brummte Dehmahk. „Und nun hinfort mit euch, bevor Kieselchen noch mehr umwirft.


„Meine Familie kommt mehr aus dem Süden, aus Weißbarûn“ Alion sah Trisdhan fragenden Blick. „Das ist an der Grenze zu Aranien.“


Trisdhan lauschte dieses mal Alion, wie er ihm über Nebachoten und ihre Kultur berichtete. Der junge Ochs fand die Fremdländer total faszinierend. So ganz anders als die Hartsteener und Kaisermärker Rittern, mit denen er bisher zu tun hatte.
==Verlogene Schreiberlinge==
Garether und Märker Herold


„Abu’l kachlaq, habe ich es richtig ausgesprochen? Was hieß es nochmal … “ fragte der blonde Bursche.
Diebstahl der Bernsteine aufgeklärt: Erfolgreicher Einsatz der Garethischen Criminal-Cammer


„Vater des Ungeziefers oder Dreckschwein, je nachdem, wie Du es übersetzen willst. Ich habe noch eines für Dich… Schaddai heißt so viel wie Feigling.“
In einem bemerkenswerten Akt der Gerechtigkeit hat die Garethische Criminal-Cammer unter der weisen Führung der hochgeschätzten Inspectorin Vallusa Engstrand den rätselhaften Diebstahl der kostbaren Bernsteine ans Licht gebracht. Mit unermüdlichem Eifer und kluger Strategie haben die tüchtigen Mitglieder des Amtes VI. der Garethischen Criminal-Cammer ihre herausragende Kompetenz unter Beweis gestellt.
Sie schäkerten und lachten. Trisdhans Wortschatz war nach dem Tag um einige nebachotische Schimpfwörter reicher.


„Okay, Du bist ein Nebachote und kommst von der Grenze Perricum Aranien. Sonst leben hier aber nicht so viele von euch in Wasserburg oder?“
In den dunklen Gassen der Unterstadt ward ein grolmischer Händler aufgespürt, in dessen Besitz sich die gestohlenen Bernsteine befanden. Dank der meisterhaften Ermittlungsarbeit, sorgsamen Beobachtungen und dem Mut der tapferen Ermittler, konnte der Händler gestellt und die wertvollen Bernsteine wiedererlangt werden.


„In der Baronie eher weniger. Du hast hier die kruden Bergbewohner. Die sind echt schon ein eigenes Völkchen. Wahrscheinlich wird man da oben zwischen Steinen und Felsen ein anderer Mensch. Und dann hast Du hier die Bewohner um die Darpatauen. Viele Bauern und Fischer. Dazu noch die Stadt. Keine Metropole wie Gareth, ich freue mich dennoch immer wieder, wenn Vater mich dahin mitnimmt.“
Inspectorin [[wikav:Vallusa Engstrand|Vallusa Engstrand]] äußerte sich freudig über diesen Triumph der Gerechtigkeit: „Die unermüdliche Arbeit und die vorbildliche Zusammenarbeit unserer Inspectoren haben es ermöglicht, diesen kniffligen Fall rasch zu lösen und die gestohlenen Bernsteine ihren rechtmäßigen Besitzern zurückzubringen.“


Sie hatten ihre meiste Arbeit erledigt, und schaufelten nur noch Mist aus der letzten Pferdebox, als Armadeon näher trat und ungläubig guckte.
Die zurückgewonnenen Bernsteine werden nun den ehrbaren Bürgern in der Lynciriumsgasse der Bernsteinschleifer übergeben, welche voller Dankbarkeit und Erleichterung sind. Dieser erfolgreiche Einsatz zeigt erneut die Wachsamkeit und das Engagement der Garethischen Criminal-Cammer im Dienste der Sicherheit und des Wohlstands unserer Stadt.
„Vater, das ist Tris, er ist der neue Stallbusche, von dem ich Dir erzählt habe.


Trisdhan legte seinen Finger auf seine Lippen, schüttelte den Kopf und grinste schelmisch über das ganze Gesicht. Armadeon schmunzelte, ein Lachen konnte er gerade noch verkneifen. „Dann herzlich willkommen, Bursche. Macht den Stall noch fertig, dann gebe ich euch heute eher frei. Genießt die Zeit und geht spielen.“ Armadeon wollte sich nicht gleich Ärger einfangen, wenn herauskommen sollte, dass er den jungen Trisdhan zum Stalldienst aufgefordert hatte.
{{Trenner Garetien}}


==Trisdhan und Alion – Ausbildung in Rossgarten==
[[Perricum:Amaryd von Waraqis|Amaryd]], [[Perricum:Elaisha von Waraqis|Elaisha ]] und [[Perricum:Aliyah von Palmyramis|Aliyah]] saßen auf einer alten, kunstvoll geschnitzten Holzbank im Garten der [[Garetien:Villa Ox|Villa Ox]]. Der Duft von Blumen und frischem Gras erfüllte die Luft, doch die drei Freunde schienen davon unbeeindruckt. Vor ihnen lag der aktuelle Garether und Märker Herold, dessen Seiten im leichten Sommerwind flatterten.
Ende Ingerimm 1041 BF, Schloss Rossgarten, Baronie Wasserburg


Trisdhan hatte sich gut eingelebt am Hofe seiner Großmutter. Mit Alion hatte er einen Freund gefunden, der ihm verzieh, dass der junge Ochse ihm am Anfang nicht sein wahres Ich verrat.
„Das ist unglaublich!“ rief Amaryd empört und ließ die Zeitung sinken. „In keinem einzigen Wort wird erwähnt, dass wir die Bernsteine aus einer Feenwelt zurückgeholt haben!“


Die beiden Jungen genossen die Sommermonate und nachdem Trisdhan sich offenbart hatte, kein Stalljunge zu sein, musste er auch weniger die Pferdeboxen säubern. Die Monde vergingen und Korhildas Enkel verbrachte die Tage auf dem Pferderücken und mit Tagträumereien.
„Verlogene Schreiberlinge,“ murmelte Elaisha, die Arme verschränkt. „Sie haben die ganze Arbeit der Criminal-Cammer zugeschrieben.


Iralda, Wolfaran, Leobrecht und Korhilda unterhielten in der Zwischenzeit einen regen Schriftverkehr, was denn nun aus dem Jungen geschehen sollte. Nach dem verkorksten Ausbildungsversuch auf Burg Zweifelfels, wollten dieses mal alle das Richtige für den Jungen finden.
Aliyah schnaubte und schüttelte den Kopf. „Es war unsere Entdeckung und unser Mut, der die Bernsteine zurückgebracht hat. Wir sind durch das Labyrinth gegangen, haben den Einhornturm gefunden und mit dem Grolm gehandelt!“


Vor allem Iralda wollte die zweite Entscheidung besser treffen, als die Erste. Ihr lag immer noch schwer im Magen, wie verängstigt ihr Sohn aus Zweiflingen zurück gekehrt war. Korhilda konnte sie zwar beruhigen, da er in Wasserburg vollends aufzublühen schien.
Amaryd seufzte und ließ seinen Blick über den Garten schweifen. „Wir wissen, was wir getan haben. Vielleicht ist das wichtiger als Anerkennung in irgendeinem Artikel.


Nach einigem Hin und Herr beschlossen die vier, dass Trisdhan die Pagenzeit bei seiner Großmutter absolvieren sollte. Das Thema Knappenvater vertagte man somit um ein paar Jahre nach hinten.
Elaisha hob ein Blatt des Herolds auf und betrachtete es nachdenklich. „Warum machen wir nicht das Beste daraus?“ Ein schelmisches Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Lasst uns Papierdrachen basteln und fliegen lassen!“


Es war wieder ein sonniger, warmer Sommertag, an dem Trisdhan mit Alion bei den Pferden war. Sie aufsuchend kamen Armadeon und Korhilda zu den beiden Jungen, die sich mit Stroh bewarfen und freudig dabei lachten.
Aliyah kicherte und griff nach einem anderen Blatt. „Das ist eine großartige Idee. Zeigen wir diesen verlogenen Schreiberlingen, was wir mit ihrer Zeitung machen.


„Trisdhan, Alion“, rief die Baronin von Wasserburg die Jungen zu sich. „Wie ich sehe, habt ihr viel Spaß.“ Beide Burschen nickten eifrig mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. „Dann wird es euch erfreuen, dass ihr nun ein wenig länger zusammen bleiben könnt.
Mit Eifer begannen die drei, die Seiten des Herolds in einfache, aber kunstvolle Papierdrachen zu falten. Die Klagen und der Ärger über den Artikel wichen bald einem spielerischen Wettkampf, wer den besten Drachen basteln konnte. Lachen erfüllte den Garten, als die ersten Drachen in die Luft stiegen und vom Wind erfasst wurden.


Beide fielen sich freudestrahlend um den Hals. „Das heißt aber nicht, dass ihr euch weiter in Tagträumereien verlauft. Wir, Armadeon und ich haben entschieden, dass ihr beide in die Pagenausbildung geht. Wir werden sie nur ein wenig anders gestalten, als Du Trisdhan es aus Hartsteen kennst. Ihr werdet beide von Damina von Drosselpfort die ritterlichen Tugenden lehren und Armadeon kümmert sich um die Reitausbildung und den dazugehörenden Pferdeverstand. Die Ausbildung umfasst zuerst einmal die nächsten Götterläufe. In wieweit die Knappschaft daran anschließt müssen wir sehen und ist noch nicht entschieden. Ich gebe Euch noch eine Woche, in der ihr machen könnt was ihr wollt, bevor der Ernst des Lebens anfängt und ihr wieder in einen geregelten Tagesablauf kommt.“
„Schau dir das an!“ rief Elaisha begeistert, als ihr Drachen eine elegante Kurve flog. „Vielleicht sollte ich Drachenbauerin werden.“


Es fühlte sich so gut an, jemandem Freude bereitet zu haben. Zufrieden verließen die beiden Erwachsenen die Jungen, die voll Abenteuerlust Gut und Schloss unsicher machten.
Amaryd lachte. „Wer hätte gedacht, dass die Zeitung doch noch zu etwas nützlich ist!“


==Trisdhan und Alion –Im Umland von Rossgarten==
Ausritte in die Umgebung, Vorstellung der Wasserburger Landschaft
==Trisdhan und Alion –Die Mauern der Ruine Grimmberg==
Übernachtung im Freien, Vorstellung der Wasserburger Landschaft
==Trisdhan und Alion -Was die Stadt zu bieten hat==
Besuch in der Stadt Wasserburg, Vorstellung der Wasserburger Landschaft
==Trisdhan und Alion -Auf in den Wall==
Auflug in die Umgebung, Vorstellung der Wasserburger Landschaft (Wall)


=Zacken und Wall=
Auszüge aus den ständigen Briefwechseln zwischen den befreundeten Herrschern von Sturmfels und Weißbarûn (namentlich Korhilda von Sturmfels und Gidiane von Waltern)




Zeile 427: Zeile 493:
#  Rahja - Juni
#  Rahja - Juni
#  Namenlose Tage
#  Namenlose Tage
=Ochsenherde=
Bärenauer Kinderplanung....
===Iralda und Wolfaran===
*30.01.1034 BF Rohaja Leonora
*01.02.1034 BF Leobrecht Brander
*01.02.1034 BF Ophelia Korhilda
*30.06.1035 BF Trisdhan Tybalt
*05.04.1036 BF Lechmin Elea
*12.2.1037 BF Idamil Baduar
*29.07.1038 BF Thion Wolfaran
*17. Bor 1040 BF Yandelind Madalieb - verstorben
*08.08.1041 BF Storko Alrik
*13.6.1042  BF Hardane Irmhelde
*13.6.1042  BF Aldare Selinde
===Bastarde Ardor===
*1042 Rhianna von Hordenberg
*1044 NN
*1046 NN

Aktuelle Version vom 18. September 2025, 10:10 Uhr

Flügelschlag

Schatten in der Nacht

In der Villa Ox herrschte nächtliche Stille, als der Mond sein silbernes Licht auf das Anwesen warf. In ihrem geteilten Zimmer lagen Aliyah von Palmyramis und Elaisha von Waraqis in ihren Betten, bereit für eine ruhige Nacht. Die Mädchen, beide von der gleichen aranischen Schwertgesellin ausgebildet, waren vertraut mit den Geräuschen des Anwesens. Neben Aliyahs Bett stand ein kleines Bett mit einem Samtkissen, worin ihre Edelkatze Nala schlief.

Aliyah war bereits eingeschlafen, während Elaisha noch wach lag, den Mondschein betrachtend, der durch das Fenster fiel. Nala, die neugierige Katze, hatte sich auf den Fenstersims gelegt und schnurrte leise, als plötzlich Elaisha etwas Ungewöhnliches bemerkte. Große Schatten bewegten sich lautlos am Himmel. Neugierig ging Elaisha zum Fenster und beobachtete, wie eine große Gestalt mit gewaltigen Flügeln auf einem Dach landete.

„Aliyah! Wach auf!“, flüsterte Elaisha aufgeregt und stieß ihre Freundin an. „Da draußen ist etwas!“

Aliyah rieb sich die Augen und setzte sich langsam auf. „Was ist los, Elaisha?“

„Schau doch! Da draußen, auf dem Dach in der Weststadt!“

Gemeinsam blickten sie aus dem Fenster und sahen die geheimnisvolle Gestalt. Plötzlich schreckte Nala auf dem Fenstersims auf, ihre Augen weiteten sich vor Angst. Mit einem erschrockenen Maunzen verlor sie das Gleichgewicht und fiel vom Sims.

„Nala!“, rief Aliyah entgeistert und eilte zum Fenster. Die Katze landete zum Glück sicher auf ihren Pfoten und schoss unter das Bett, wo sie sich zitternd versteckte.

„Was denkst du, was das ist?“, fragte Aliyah, ihre Stimme bebte leicht vor Angst.

„Ich weiß es nicht“, flüsterte Elaisha zurück. „Aber es sieht aus, als wäre es aus Stein. Und es bewegt sich weiter!“

Plötzlich breitete die Gestalt ihre Flügel aus und erhob sich lautlos in die Luft. Die Mädchen verfolgten ihren Flug mit den Augen, wie sie auf dem Dach der zweistöckigen Villa der Patrizier Weidenhoff landete. Dort blieb sie kurz, bevor sie weiter zum Haus der Alchimistin Clea Cornweyler flog, die auch die Lehrmeisterin von Elaishas großem Bruder Amaryd war.

„Warum landet sie ausgerechnet dort?“, fragte Aliyah, ihre Augen geweitet vor Neugier.

„Was könnte sie dort wollen?“, fügte Elaisha hinzu. „Clea Cornweyler ist doch eine angesehene Alchimistin. Was hat diese Gestalt bei ihr zu suchen?“

„Meinst du, sie könnte Clea etwas Böses wollen?“, spekulierte Aliyah, ihre Stimme voller Besorgnis.

„Ich weiß es nicht“, sagte Elaisha. „Aber schau, sie fliegt weiter!“

Die steinerne Gestalt hob sich erneut in die Luft und flog weiter in Richtung der Lynciriumsgasse der Bernsteinschleifer. Die schmalen Gassen waren bei Nacht von Schatten verhüllt, und die Gestalt bewegte sich darin wie ein lautloser Schatten. Schließlich landete sie an einer Ecke der Gasse und verschwand kurz aus ihrem Sichtfeld. Die Mädchen hielten den Atem an und warteten gespannt. Nach einer Weile sahen sie die Gestalt wieder, wie sie plötzlich schnell und lautlos aus der Gasse herausflog und in der Dunkelheit verschwand.

„Was macht sie dort?“, fragte Aliyah, das Herz schlug ihr bis zum Hals.

„Ich habe keine Ahnung“, murmelte Elaisha. „Aber es sieht aus, als hätte sie ein Ziel. Vielleicht ist es ein Wächter oder ein Bote.“

„Wir müssen unbedingt Amaryd davon erzählen“, entschied Elaisha schließlich. „Er wird wissen, was zu tun ist.“

Aliyah nickte, erleichtert, dass sie einen Plan hatten. „Das ist eine gute Idee. Er kann uns helfen.“

In der Zwischenzeit fiel den Mädchen auf, dass die fliegende Gestalt den zahlreichen Steinstatuen auf dem Alten Wasserturm ähnelte. Diese Statuen waren bekannt für ihre finsteren Ausdrücke und düstere Ästhetik.

„Sieht diese Gestalt nicht genauso aus wie die Statuen auf dem Alten Wasserturm?“, fragte Aliyah, ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen.

„Ja, das tut sie tatsächlich“, stimmte Elaisha zu, ihre Stimme vor Verwunderung kaum hörbar. „Was hat es damit auf sich? Warum bewegt sich eine Statue durch die Nacht?“

Die Mädchen beschlossen, bis zum Morgen zu warten, bevor sie jemanden alarmierten. Beide legten sich wieder hin, aber der Schlaf wollte nicht kommen. Die Bilder der steinernen, geflügelten Gestalt verfolgten sie die ganze Nacht. Was immer das Wesen war, das sie gesehen hatten.

Bericht der Garethischen Criminal-Cammer

Garethische Criminal-Cammer
Bericht zum Diebstahl von Bernsteinen
Abteilung: Amt VI. der Garethischen Criminal-Cammer
Verfasserin: Inspectorin Vallusa Engstrand
Leitender: Rechtswahrer Geronius Bosko

Bericht:
Datum: 16.04.1047
Ort des Vorfalls: Lynciriumsgasse der Bernsteinschleifer, Weststadt, Gareth
In der Nacht vom 15. auf den 16. wurde ein schwerer Diebstahl in der Lynciriumsgasse der Bernsteinschleifer verübt. Der Vorfall ereignete sich in den frühen Morgenstunden, als die meisten Bewohner der Gegend schliefen.


Tatbestand:
• Unbekannte Täter drangen gewaltsam in mehrere Werkstätten und Geschäfte ein.
• Die Eingangstüren wurden mit erheblicher Kraft zerschmettert, was auf den Einsatz von schwerem Werkzeug oder magischen Mitteln schließen lässt.
• Große Mengen an bearbeiteten und unbearbeiteten Bernsteinen wurden gestohlen.
• Die Täter konnten ungesehen entkommen, obwohl es Anzeichen dafür gibt, dass sie sich eine gewisse Zeit in den Gassen aufhielten.


Zeugenberichte:
• Anwohner berichteten, sie hätten verdächtige Geräusche gehört, jedoch konnte niemand genau beschreiben, was oder wer diese verursachte.
• Eine Zeugin erwähnte flüchtig, sie habe in der Dunkelheit schemenhafte Gestalten gesehen, die sich schnell und lautlos bewegten.


Tatortbesichtigung:
• Die Werkstätten wiesen keine Anzeichen von Aufbruchsspuren an Fenstern oder Hintereingängen auf, was darauf schließen lässt, dass die Täter gezielt die Vordertüren zerstörten.
• An den Tatorten wurden keine Spuren oder andere direkte Beweise gefunden, die auf die Identität der Täter hinweisen könnten.


Besondere Beobachtungen:
• In der Nähe des Tatorts wurde eine ungewöhnliche Spur von steinernen Bruchstücken gefunden, die möglicherweise mit der Tat in Zusammenhang stehen könnten.
• Zeugen haben angegeben, dass sie in der Nacht eine steinerne, geflügelte Gestalt beobachtet hätten, die sich in der Nähe der Tatorte bewegte. Diese Berichte entsprechen den Beschreibungen von Statuen auf dem Alten Wasserturm.


Zugewiesene Unterstützung:
• Die Praioskirche wurde über den Diebstahl in Kenntnis gesetzt.
• Der Geweihte Aurentian von Luring von der Priesterkaiser-Noralec-Sakrale wurde als Verbindungsperson zugeteilt und wird bei den Ermittlungen unterstützen.
• Der Richter des Freigerichts in Gareth ist über die weiteren Ermittlungen in Kenntnis zu setzen.


Schlussfolgerung: Der Diebstahl von Bernsteinen in der Lynciriumsgasse der Bernsteinschleifer stellt ein schwerwiegendes Verbrechen dar, das mit großer Raffinesse und Gewalt verübt wurde. Die Spuren deuten darauf hin, dass die Täter möglicherweise ungewöhnliche oder magische Fähigkeiten besitzen könnten. Die Berichte über die steinerne Gestalt werfen zusätzliche Fragen auf, die einer näheren Untersuchung bedürfen.


Empfohlene Maßnahmen:
• Verstärkte Patrouillen in der Lynciriumsgasse und umliegenden Vierteln.
• Befragung weiterer Zeugen und Anwohner zur Sammlung zusätzlicher Hinweise.
• Untersuchung der steinernen Bruchstücke und Vergleich mit den Statuen auf dem Alten Wasserturm.
• Einholung magischer Expertise zur Bewertung und Analyse möglicher magischer Einflüsse.


Gez. Inspectorin Vallusa Engstrand
Überprüft und genehmigt Rechtswahrer Geronius Bosko

• nachträgliche Anmerkung: Racalla von Hirschfurten wird von der Akademie der Magischen Rüstung zu Gareth als Experte in magischen Sachverhalten zur Verfügung gestellt

In den verwinkelten Gassen

Die Nacht legte sich langsam über Gareth, und in der Alchimistenwerkstatt von Clea Cornweyler brannte noch immer Licht. Amaryd, ihr Schüler, saß an einem Arbeitstisch und beobachtete gespannt, wie Clea verschiedene Zutaten in einen großen Kessel gab. Die ehemalige Hesindegeweihte war bekannt für ihre Kunstfertigkeit im Brauen von Tränken und lehrte ihren wissbegierigen Schüler mit Geduld und Hingabe.

„Das Elixier, das die Widerstandsfähigkeit erhöht, wird des Nachts bereitet, wenn das sich rundende oder volle Mal der Mada im Sternenbild des Gehörns steht,“ erklärte Clea und goss sorgfältig eine dickflüssige, goldene Substanz in den Kessel. „So steht es in den alten Büchern geschrieben.“

Amaryd notierte sich ihre Worte gewissenhaft in sein Lehrbuch. „Aber warum genau in dieser Nacht, Meisterin?“

Clea lächelte weise und rührte langsam im Kessel. „Die Stellung der Sterne und der Monde beeinflusst die magischen Kräfte der Zutaten. In dieser speziellen Konstellation entfalten sie ihre volle Wirkung.“

Plötzlich durchbrachen ungewöhnliche Geräusche die Stille der Nacht. Ein leises Krachen und Rascheln drang durch die Wände der Werkstatt. Clea und Amaryd blickten sich alarmiert an.

„Hast du das gehört?“, fragte Amaryd.

„Ja, das kam aus den Nachbarhäusern,“ antwortete Clea besorgt. „Lass uns nachsehen.“

Sie legten ihre Utensilien beiseite und schlichen zur Tür. Als sie die Werkstatt verließen, sahen sie im dämmrigen Licht eine große Gestalt, die sich zwischen den Häusern bewegte. Die Gestalt war groß, mit ausgebreiteten Flügeln, die im Mondlicht glänzten.

„Das ist ein Gargyl,“ flüsterte Clea und zog Amaryd hinter eine Ecke. „Aber er verhält sich seltsam.“

Der Gargyl schien sich an einer Tür zu schaffen zu machen, als Amaryd plötzlich rief: „Halt, wer da!“

Der Gargyl zuckte zusammen, ließ von der Tür ab und breitete schnell seine Flügel aus. Mit einem kräftigen Flügelschlag erhob er sich und flog in eine nahegelegene Gasse. Clea sah ihm nach, ihre Stirn in Falten gelegt.

„Er verhält sich nicht wie ein normaler Gargyl,“ murmelte sie.

Doch bevor Clea Amaryd aufhalten konnte, rannte er der fliegenden Gestalt nach. „Wir müssen ihn aufhalten!“

Zwei Stadtgardisten, die in der Nähe patrouillierten, sahen den jungen Mann rennen und schlossen sich ihm an. Gemeinsam jagten sie durch die engen, verwinkelten Gassen der Stadt. Der Gargyl schien immer einen Schritt voraus zu sein, doch sie ließen nicht locker.

„Da vorne, er fliegt wieder höher!“, rief einer der Gardisten. „Schnell, wir müssen ihn einholen!“

Sie hasteten durch dunkle Gassen, sprangen über niedrige Mauern und wichen Hindernissen aus. Der Gargyl flog über ihren Köpfen, immer wieder die Richtung wechselnd, als ob er versuchte, sie abzuschütteln. Amaryd spürte sein Herz rasen, doch er gab nicht auf.

Plötzlich schwebte der Gargyl auf eine hohe Mauer zu und verschwand spurlos. Amaryd und die Gardisten blieben abrupt stehen, keuchend und völlig außer Atem. Clea holte wenig später auf, ihr Gesicht ebenso verwirrt.

„Wo ist er hin?“, fragte einer der Gardisten ungläubig. „Er war doch direkt vor uns!“

„Das... das ist unmöglich,“ stammelte Amaryd. „Er kann doch nicht einfach verschwunden sein.“

Die zweite Wache sah sich hilflos um und meinte schließlich: „Magier... wir benötigen Magier.“

Das Geheimnis der Nirgendgasse

Die Nacht hatte sich tief über die Kaiserstadt Gareth gesenkt, als Clea Cornweyler und die Magierin Racalla von Hirschfurten in die schmale Gasse traten, in der der Gargyl vor Amaryds Augen plötzlich verschwunden war. Die Magierin wurde von ihrer Akademie mit dieser Aufgabe betraut, nachdem die Garethische Criminal Kammer nach magischer Unterstützung anfragte. Der Praiosgeweihte Aurentian von Luring begleitete sie, seine Miene grimmig und skeptisch.

„Es war hier,“ sagte Amaryd, als er auf die Stelle zeigte, an der der Gargyl in der Luft verschwand. „Genau hier hat er sich in Luft aufgelöst.“

Racalla betrachtete die Umgebung aufmerksam, ihre Augen leuchteten sanft im Mondschein, als sie ihre magische Energie fokussierte. „Hier hat eindeutig Magie gewirkt. Es liegt eine seltsame Aura über diesem Ort,“ murmelte sie und strich mit den Fingern über die Luft, als würde sie unsichtbare Fäden berühren.

Aurentian verzog das Gesicht. „Magie? Natürlich. Was auch sonst.“

Clea, die mit besorgter Miene die Gasse entlangblickte, wandte sich an die anderen. „Scher dich in die Nirgendgasse“, sagte sie nachdenklich, eine alte Redewendung der Garether Bürger gebrauchend.

Racalla hob eine Augenbraue und nickte verstehend. „Das könnte sehr gut sein.“ Sie begann, mit komplizierten Handbewegungen eine magische Abhandlung zu vollführen, ihre Bewegungen elegant und präzise. „Nirgendgassen sind teilweise temporäre Wege in oder durch den Limbus, manchmal auch Stellen oder Wege, die durch magische Einwirkung verkrümmt, verborgen oder anderweitig verändert sind. Es ist, als ob sie zwischen den Welten existieren, sich unserem gewöhnlichen Blick entziehen.“

Aurentian seufzte schwer und verschränkte die Arme. „Diese finden sich nur in Gareth. Seitdem in der Ersten Dämonenschlacht bei Gareth eine Globule zerstört wurde, ist das Sphärengefüge vor Ort dauerhaft verändert. Die Anwohner sind meist so an diese Seltsamkeiten gewöhnt, dass sie sie kaum mehr wahrnehmen und wie selbstverständlich benutzen. Sie nennen es auch Schattenpfade.“

Clea runzelte die Stirn, ihr Blick intensiv auf den Boden gerichtet. „Das könnte auch erklären, warum der Gargyl anders war. Vielleicht war es diese Unterart aus den Feenwelten.“

Aurentian rollte genervt mit den Augen. „Hatte der Bernsteindiebstahl wirklich mit Feenwesen und Feenwelten zu tun? Ich hasse diese magischen Phänomene.“

In der Nähe standen Amaryd, seine Schwester Elaisha und ihre Freundin Aliyah und lauschten neugierig. Die drei Jugendlichen konnten kaum ihre Aufregung verbergen.

„Hörst du das?“, flüsterte Elaisha. „Nirgendgassen, Schattenpfade, Feenwesen, Feenwelten. Das klingt alles so spannend!“

Aliyah nickte begeistert. „Wir müssen herausfinden, wie wir der Spur des Gargyls folgen können. Wer weiß, wohin uns das führt!“

Amaryd war ebenfalls fasziniert und flüsterte: „Lasst uns die Erwachsenen im Auge behalten. Das wäre ein echtes Abenteuer!“

Während die Erwachsenen ihre Diskussion fortsetzten und nach Hinweisen suchten, schritten die drei Jugendlichen in die Dunkelheit der Gasse, ihre Herzen klopften vor Aufregung. Die schmalen Straßen und engen Gassen Gareths schienen voller Geheimnisse und Mysterien zu sein, und die Vorstellung, Teil dieses Abenteuers zu werden, ließ ihr Blut in den Adern pulsieren.

Racalla wandte sich plötzlich um und blickte die Jugendlichen streng an. „Ihr solltet hier nicht herumlungern. Dies ist keine Spielerei.“

Amaryd, Elaisha und Aliyah sahen sich an, wissend, dass sie trotz der Ermahnung nicht einfach gehen würden. Auch war Racalla kaum älter als sie selbst, und schon so bestimmend im Tonfall. Sie wollten mehr über diese Nirgendgassen erfahren und das Geheimnis des Gargyls lüften.

Clea seufzte und schüttelte den Kopf. „Es gibt immer mehr Fragen als Antworten. Aber wir müssen dranbleiben. Lasst uns zurück zu meiner Werkstatt gehen und unsere Forschungen vertiefen.“

„Und vielleicht finden wir endlich heraus, was wirklich vor sich geht,“ ergänzte Racalla, ihre Augen leuchteten. Es schien interessant zu werden.

„Das wird eine lange Nacht,“ murmelte Aurentian düster.

Amaryd, Elaisha und Aliyah folgten im gebotenen Abstand. Aber abschütteln lassen, wollten sie sich nicht.

Kieselchen, ganz groß

In einer unterirdischen Höhle, verborgen tief im Herzen eines dichten Waldes nahe des Einhornturms, werkelte Dehmahk, der Grolm, an seinen alchemistischen Tränken. Die Wände der Höhle waren mit leuchtenden Kristallen gesäumt, die in allen Farben des Regenbogens schimmerten. Dehmahk hatte eine große Anzahl von Gerätschaften um sich herum angeordnet, und in einem großen Kessel blubberte ein geheimnisvoller Trank.

„Bernstein, Bernstein... immer nur Bernstein...“ brummte Dehmahk vor sich hin, während er sorgfältig einen leuchtenden Bernsteinstein zerkleinerte und die Splitter in den Kessel warf. „Zauberkraft muss herbei... und ein Schuss Mondlicht dazu...“

Mit mürrischen Bewegungen mischte und zauberte er weiter, als plötzlich ein großer Schatten den Höhleneingang verdunkelte. Ein mächtiger Gargyl schwebte lautlos herein. Doch kaum hatte er den Boden berührt, schrumpfte er zusammen und verwandelte sich in einen winzigen, tolpatschigen Gargyl.

„Kieselchen, was bist du außer Atem?“ rief Dehmahk und blickte auf den kleinen Gargyl, der keuchend vor ihm stand und wild mit den Flügeln flatterte.

„Oh, Meister Dehmahk,“ begann Kieselchen, während er versuchte, seine Flügel zu ordnen und dabei über seine eigenen Füße stolperte. „Ich war in der großen Stadt, um die benötigten Materialien für deine Tränke zu besorgen, aber beim versuchten Einbruch wurde ich von einem Menschling gestört!“

Dehmahk hob eine buschige Augenbraue und schüttelte den Kopf. „Kieselchen, du bist wohl auf einem tollkühnen Abenteuer!“

Kieselchen ließ die Schultern hängen, wobei er fast über den eigenen Schwanz stolperte. „Ja, Meister. Ich konnte nicht alle Materialien beschaffen. Ein paar wachsame Bürger haben mich gesehen und ich musste fliehen. Fast hätte ich einen Brunnen mit dem Kopf gerammt!“

Dehmahk lachte leise und klopfte dem kleinen Gargyl freundlich auf den Rücken. „Ach, mein lieber Kieselchen, du hast es versucht. Aber keine Sorge, wir werden schon einen Weg finden, um die fehlenden Zutaten zu beschaffen. Vielleicht brauchen wir einfach einen besseren Plan.“

„Meinst du wirklich, Meister?“ fragte Kieselchen hoffnungsvoll, während er versuchte, eine Rolle Pergament aufzuheben und dabei fast ein Regal umwarf.

„Natürlich!“ brummte Dehmahk. „Alchemie erfordert Geduld und Erfindungsreichtum. Und manchmal... auch ein bisschen Abenteuerlust,“ sagte er augenzwinkernd.

„Wie können wir das nächste Mal sicherstellen, dass wir erfolgreich sind?“ fragte Kieselchen, während er unbeholfen versuchte, auf einem Stuhl Platz zu nehmen und dabei fast herunterfiel.

Dehmahk überlegte einen Moment und kratzte sich am Bart. „Vielleicht sollten wir eine Tarnung verwenden. Ich könnte Dich als Vogel verzaubern oder...“ Dehmahk stutzte und lachte dann herzhaft. „Oder vielleicht als eine kleine, harmlose Katze!“

Kieselchen kicherte bei dem Gedanken und stolperte fast über seine eigenen Flügel. „Eine Katze? Das wäre lustig!“

„Ja, lustig und nützlich,“ stimmte Dehmahk zu. „Und jetzt, lass uns sehen, was wir aus den gesammelten Materialien zaubern können. Ich habe da so meine Ideen. Vielleicht gelingt uns trotz allem ein wunderbarer Trank!“



Das Geheimnis des Alten Wasserturms

Nachmittags beschlossen Amaryd, Elaisha und Aliyah, aus der Villa Ox hinauszutreten und durch die Weststadt von Gareth zu flanieren. Ihre Schritte führten sie bald zum Alten Wasserturm, einem beeindruckenden Bauwerk aus der Rohalszeit, das hoch oben mit steinernen Gargylfiguren geschmückt war.

„Schaut euch das an,“ rief Amaryd begeistert. „Diese Gargyle sind unglaublich detailliert. Ob die im Zusammenhang mit „unserem“ Gargyl stehen?“

„Ja, es wirkt fast, als könnten sie jeden Moment zum Leben erwachen,“ fügte Elaisha hinzu, ein Schauer lief ihr über den Rücken.

„Ich wette, wir könnten einen Weg hineinfinden,“ sagte Aliyah schelmisch und deutete auf den Turm.

Am Eingang des Turms trafen sie auf den alten Wassermeister Brandwig von den Wassern. Der rothaarige, fast taube Mann kümmerte sich um die Wasserleitungen der Stadt. Er sprach laut und mit einer gewissen Autorität.

„Was wollt ihr hier, Kinder?“ brummte Brandwig, seine Stimme donnerte durch die Gasse.

„Oh, geehrter Wassermeister, könnten wir den Turm besichtigen?“ fragte Aliyah mit einem charmanten Lächeln und einem unnachahmlichen Augenaufschlag. „Wir haben auch einige der besten Süßigkeiten aus Meister Marcipanus Geschäft für Sie.“

Brandwig betrachtete die Süßigkeiten mit leuchtenden Augen und konnte nicht widerstehen. „Na gut, aber nur kurz,“ sagte er schließlich und öffnete die schwere Tür des Turms.

Der achteckige, 20 Meter hohe Turm war mit Strebepfeilern verstärkt und beeindruckte mit Fratzen, Neidköpfen und Statuen von Fabelwesen. Brandwig führte die Jugendlichen hinein und erklärte stolz die Funktionsweise der Wasserleitungen.

„Diese Rohre bringen das Wasser aus dem Erdinneren nach oben und verteilen es in die Villen, Häuser und Brunnen der Weststadt,“ sagte Brandwig laut. „Die Ochsen treiben das Hebewerk Tag und Nacht an.“

Aliyah zeigte sich interessiert und heuchelte Begeisterung, während Amaryd und Elaisha die dunklen Ecken des Turms erkundeten. In einer versteckten Kammer entdeckten sie die Statuen zweier Versteinerten, die achtlos herumlagen, und zerbrochene Teile von Gargylen.

„Das ist unheimlich,“ flüsterte Elaisha, als sie die steinernen Fragmente betrachtete. „Ob das mal Lebewesen waren?“

Brandwig führte sie weiter zur Zugangstreppe des Hebewerks. „Der obere Teil des Turms ist nichts für Kinder,“ sagte er streng.

Aliyah, die Brandwig zurück zu den Ochsen führte, stellte ihm weiterhin Fragen über die Wasserwirtschaft. „Es ist so faszinierend, wie das alles funktioniert,“ sagte sie und Brandwig konnte sein Glück kaum fassen, endlich jemanden gefunden zu haben, der sein Interesse teilte.

Währenddessen schlichen Amaryd und Elaisha zurück zum Turm. „Lass uns das Schloss knacken,“ flüsterte Amaryd. „Wir müssen herausfinden, was dahintersteckt.“

Vorsichtig öffneten sie die alte, verrostete Tür und schlichen die vermoderte Treppe hinauf. Ranken wuchsen wild und das Holz knackte unter ihren Füßen. Oben angekommen entdeckten sie eine große Wasserpfütze auf dem Boden.

„Das sieht seltsam aus,“ sagte Amaryd und beugte sich darüber. „Es ist wie ein Spiegel.“

Doch als sie beide genauer in die Pfütze schauten, bemerkten sie, dass es mehr war als nur eine einfache Wasserpfütze. Die spiegelnde Oberfläche begann, sich zu verändern und zeigte ihnen ein Bild, das sie beide in Staunen versetzte.

Hinter der spiegelnden Oberfläche sahen sie einen prächtigen Turm, der eigentlich ein Konglomerat von Türmen, Erkern und Spitzen war. Der Turm erhob sich majestätisch in den Himmel, fast bis zum kristallenen Firmament. Er war mit filigransten Ornamenten versehen, strahlte in hellem Weiß und war voller bunter Fenster. Es wirkte wie ein gewaltiges Märchenschloss, aus dem immer neue Türme wuchsen.

„Das ist unglaublich!“ flüsterte Elaisha. „Es sieht aus wie aus einem Traum.“

„Oder aus einer anderen Welt,“ ergänzte Amaryd mit Ehrfurcht in der Stimme. „Es ist wunderschön.“

Elaisha streckte ihre Hand aus und berührte vorsichtig die Wasseroberfläche, doch nichts geschah. „Es ist nur ein Spiegel,“ sagte sie schließlich. „Ein Fenster in eine andere Welt, aber kein Tor.“

Amaryd nickte, erleichtert und mahnend in seiner Stimme. „Gut. Es war töricht, einfach hineinzufassen. Aber es ist faszinierend.“

Enttäuscht, dass sie keine magisches Tor entdeckt hatten, beschlossen sie, zu Aliyah und Brandwig zurückzukehren. „Hier gibt es kein Feentor,“ flüsterte Amaryd. „Wir müssen woanders suchen.“

In Mandariels Reich

Amaryd war auf dem Weg zu seiner Lehrmeisterin Clea Cornweyler, als er plötzlich schnelle Schritte hinter sich hörte. Er drehte sich um und sah Aliyah und seine kleine Schwester Elaisha angerannt kommen, eine Postille in der Hand wedelnd.

„Amaryd, schau dir das an!“ rief Aliyah außer Atem und hielt ihm die Zeitung hin. „In der heutigen Ausgabe des Garether und Märker Herolds steht etwas Erstaunliches!“

„Was steht drin?“ fragte Amaryd neugierig, während er das Blatt entgegennahm.

„Im Ugdalfspark sind Leute verschwunden, die das Labyrinth betreten haben,“ erklärte Aliyah mit funkelnden Augen. „Es heißt, sie seien spurlos verschwunden und nie zurückgekehrt.“

„Das klingt unheimlich,“ meinte Amaryd skeptisch, während er den Artikel überflog. „Aber warum sollten wir dorthin gehen? Wir wissen nicht, wohin der Pfad uns führt.“

Elaisha, die bisher still geblieben war, trat vor und schlug entschlossen vor: „Wir sollten den Stadtteil Heldenberg aufsuchen und den Irrgarten erkunden. Wer weiß, was wir dort finden?“

Amaryd zögerte, aber die Neugier war stärker. „Na gut, wir gehen. Aber wir müssen vorsichtig sein.“

Mit wagemutiger Entschlossenheit machten sich die drei Freunde auf den Weg zum Ugdalfspark. Der Stadtteil Heldenberg war bekannt für seine verwinkelten Gassen und geheimnisvollen Ecken. Das Labyrinth im Ugdalfspark war berüchtigt für seine vielen Wendungen und Sackgassen.

Die Sonne stand hoch am Himmel, als sie den Eingang zum Labyrinth erreichten. Die hohen Hecken schienen sich über ihnen zu schließen und warfen lange Schatten auf den Kieselweg.

„Bleibt dicht zusammen,“ warnte Amaryd. „Es ist leicht, sich hier zu verlaufen.“

Mit rasendem Puls und pochendem Herzen jagten sie durch die engen Pfade des Labyrinths. Sie nahmen jede Abzweigung, rannten über Kieselwege und duckten sich unter tiefhängenden Ästen hindurch. Das Lachen und die Rufe der Jugendlichen hallten durch die verworrenen Wege, während sie sich gegenseitig antrieben.

„Hier entlang!“ rief Elaisha und führte die Gruppe mutig weiter. Ihre Augen leuchteten vor Aufregung.

Die Hecken wurden immer höher und dichter, und das Licht schien zu schwinden. Plötzlich änderte sich die Umgebung. Die Hecken wichen zurück und vor ihnen erstreckte sich eine weite Heide voller Blumen. Aus dieser Heide ragte ein gewaltiger Turm, der die Form eines riesigen gewundenen Horns hatte. Eine freie, geländerlose Wendeltreppe schlängelte sich um das Horn nach oben.

„Schaut euch das an!“ rief Aliyah fasziniert. „Das ist unbeschreiblich!“

Rund um den schwindelerregend hohen Turm ragten weitere filigrane Bauten am Rande der Lichtung empor, und es schienen ständig neue zu entstehen und höher in den Himmel zu wachsen. Die Strukturen wirkten, als wären sie aus feinem Kristall gefertigt und reflektierten das Licht in allen Farben.

„Was ist das nur für ein Ort?“ murmelte Amaryd ehrfürchtig. „Das sieht aus wie aus einem Märchen.“

„Vielleicht ist es das auch,“ sagte Elaisha, ihre Augen leuchteten vor Aufregung. „Lasst uns näher rangehen.“

Vor dem Turm stand ein Einhorn mit weißem Fell und längeren weißen Barthaare am Kinn. Es blickte verträumt in die Gegend, als ob es über etwas nachdachte oder in eine ferne Welt blickte.

„Ein Einhorn! Das ist wirklich mystisch!“ flüsterte Aliyah ehrfürchtig.

„So müssen Feenwelten aussehen“ sagte Amaryd entschlossen. „Vielleicht finden wir hier Antworten.“

Das Rätselspiel

Amaryd, Elaisha und Aliyah folgten der Wegbeschreibung des Einhorns Güldenhuf, welches so freundlich war, ihnen weiterzuhelfen. Vom Einhornturm aus gingen sie in südlicher Richtung – falls man es überhaupt so nennen konnte, denn sie befanden sich in einer Feenwelt. Ihr Weg führte sie von dem Einhornturm zum Schlafenden Giganten, wie Güldenhüf es nannte. Seine Anmerkung, wenn ihr beim Bollwerk der Wildschweine angekommen seid, habt ihr euch verlaufen, machte sie unsicher. Doch schließlich kamen sie bei der von Güldenhuf beschriebenen Höhle an.

„Das muss die Höhle sein,“ sagte Elaisha aufgeregt, als sie den Eingang entdeckten. „Güldenhüf hatte recht.“

„Lasst uns vorsichtig sein,“ warnte Amaryd. „Wir wissen nicht, was uns hier erwartet.“

Die drei Freunde betraten die Höhle und fanden sich in einer Welt voller leuchtender Kristalle und seltsamer Geräusche wieder. Inmitten der Höhle werkelte Dehmahk, der Grolm, an seinen alchemistischen Tränken. Neben ihm versuchte der kleine, tolpatschige Gargyl Kieselchen, ihm zu helfen, wobei er immer wieder Dinge umwarf und sich entschuldigte.

„Meister Dehmahk,“ begann Amaryd höflich. „Wir sind auf der Suche nach Bernsteinen. Könnten wir vielleicht welche von Ihnen erwerben?“

Dehmahk drehte sich langsam um und betrachtete die drei neugierigen Gesichter vor ihm. „Bernsteine, sagt ihr? Hmmm... das ist nicht so einfach,“ brummte er und verschränkte die Arme. „Aber was machen Menschen wie ihr hier in meiner Höhle?“

Aliyah trat vor und erklärte: „Die Bernsteine sind sehr wichtig für einige Personen in Gareth. Sie sind sehr empört, dass sie Ihnen gestohlen wurden. Wir müssen sie zurückholen.“

Dehmahk runzelte die Stirn. „Empört, sagt ihr? Warum sollte ich euch helfen?“

In diesem Moment bemerkte Kieselchen Amaryd und stieß einen überraschten Laut aus. „Du! Du bist der Mensch, der mich in Gareth verfolgt hat!“

Amaryd schaute überrascht. „Das warst du? Der furchteinflößende Gargyl, der beim Einbruch gestört wurde?“

Kieselchen nickte heftig. „Ja, das war ich! Aber hier bin ich viel kleiner und weniger bedrohlich.“

„Wie ist das möglich?“ fragte Amaryd verwundert. „In der Lynciriumsgasse warst du groß und sahst gefährlich aus.“

Dehmahk lachte grummelnd. „Das lag an einem Zauber meinerseits. Kieselchen sollte beängstigender wirken bei der Materialsuche.“

Elaisha trat näher und betrachtete den kleinen Gargyl neugierig. „Das ist faszinierend! Aber trotzdem, Meister Dehmahk, wir brauchen die Bernsteine. Können wir nicht einen Handel machen?“

Dehmahk kratzte sich am Bart und überlegte. „Nun, vielleicht können wir einen Handel abschließen, aber einfach wird es nicht. Ich habe einige Rätsel vorbereitet. Für jedes richtige Rätsel erhaltet ihr Bernsteine.“

„Einverstanden!“ rief Elaisha begeistert. „Wir lieben Rätsel.“

Dehmahk blickte auf Aliyahs Halskette, die mit wunderschönen Edelsteinen besetzt war. „Doch bevor wir beginnen, gefällt mir diese Halskette sehr. Wenn ihr sie mir als Tausch gebt, können wir fortfahren.“

Aliyah zögerte, ihre Finger um die Halskette gelegt, die ihrer Großmutter gehört hatte. Sie sah ihre Freunde an und dann Dehmahk. „Diese Halskette ist mir sehr wichtig,“ sagte sie leise. „Aber wenn es uns weiterhilft, gebe ich sie dir.“

Dehmahk nahm die Halskette entgegen und ein schelmisches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Gut, nun können wir beginnen.“

„Hier kommt das erste Rätsel,“ sagte Dehmahk. „Ich bin leicht wie eine Feder, aber die stärksten Menschen können mich nicht halten. Was bin ich?“

Die drei Freunde überlegten kurz. „Ein Vogel?“ fragte Elaisha.

„Nein,“ sagte Dehmahk kopfschüttelnd. „Versucht es noch einmal.“

„Vielleicht eine Wolke?“ riet Amaryd.

„Auch nicht,“ antwortete Dehmahk. „Noch einen Versuch.“

Aliyah dachte nach und dann rief sie: „Ein Atem!“

Dehmahk nickte anerkennend. „Sehr gut. Hier ist der erste Bernstein.“ Er reichte ihnen einen leuchtenden Bernstein.

Währenddessen versuchte Kieselchen, einen Krug Wasser zu holen, stolperte jedoch über seine eigenen Füße und verschüttete den Inhalt auf den Boden. „Entschuldigung, Meister Dehmahk,“ stammelte der kleine Gargyl.

„Nun das zweite Rätsel,“ fuhr Dehmahk fort. „Ich habe Städte, aber keine Häuser. Ich habe Berge, aber keine Bäume. Ich habe Wasser, aber keine Fische. Was bin ich?“

„Eine Wüste?“ vermutete Amaryd.

„Nein,“ sagte Dehmahk. „Versucht es erneut.“

„Eine Landkarte!“ rief Elaisha.

Dehmahk lächelte und überreichte ihnen einen weiteren Bernstein. „Ihr seid klug. Hier ist der zweite Bernstein.“

Kieselchen versuchte derweil, einige Zutaten für Dehmahks Tränke zu sortieren, aber er stolperte über eine Kiste und verstreute die Inhaltsstoffe überall. „Oh nein, nicht schon wieder,“ murmelte Kieselchen verzweifelt.

„Und nun das dritte Rätsel,“ sagte Dehmahk. „Was hat Flügel, aber kann nicht fliegen? Was hat Augen, aber kann nicht sehen?“

„Eine Uhr?“ riet Aliyah.

„Falsch,“ sagte Dehmahk. „Noch ein Versuch.“

„Eine Nadel?“ versuchte Amaryd.

„Nein,“ antwortete Dehmahk. „Letzter Versuch.“

Elaisha dachte nach und dann sagte sie: „Eine Statue!“

Dehmahk lachte laut und nickte. „Richtig! Ihr habt gut geraten.“ Er überreichte ihnen den dritten Bernstein.

„Aber das Spiel ist noch nicht vorbei,“ fügte Dehmahk hinzu. „Ich habe noch weitere Rätsel für euch.“

„Das klingt gut,“ sagte Amaryd. „Wir sind bereit.“

Während Dehmahk das nächste Rätsel überlegte, versuchte Kieselchen einen schweren Mörser zu heben und ließ ihn prompt auf den Boden fallen, wodurch ein lautes Klirren die Höhle erfüllte. „Tut mir leid, Meister Dehmahk,“ piepste Kieselchen beschämt.

„Hier kommt das vierte Rätsel,“ sagte Dehmahk. „Ich bin schwerer als das größte Schiff, aber jeder kann mich tragen. Was bin ich?“

„Ein Berg?“ riet Elaisha.

„Nein,“ sagte Dehmahk. „Versucht es nochmal.“

„Ein Name!“ rief Aliyah.

„Sehr gut!“ sagte Dehmahk beeindruckt und überreichte ihnen einen vierten Bernstein.

„Das fünfte Rätsel lautet,“ fuhr Dehmahk fort. „Ich gehe jeden Morgen und Abend um die Stadt, aber ich bewege mich nie. Was bin ich?“

„Ein Schatten?“ vermutete Amaryd.

„Nein,“ sagte Dehmahk. „Versucht es nochmal.“

„Vielleicht ein Uhrzeiger?“ schlug Elaisha vor.

„Auch nicht,“ sagte Dehmahk kopfschüttelnd. „Letzter Versuch.“

Elaisha runzelte die Stirn, dann lachte sie. „Die Mauer!“

„Richtig,“ sagte Dehmahk lächelnd und übergab den fünften Bernstein. „Nun das sechste Rätsel: Ich habe ein Bett, aber ich schlafe nie. Was bin ich?“

„Eine Blume?“ riet Aliyah.

„Nein,“ sagte Dehmahk. „Versucht es erneut.“

„Ein Fluss!“ rief Amaryd.

„Ihr seid wirklich schlau,“ lobte Dehmahk und überreichte den sechsten Bernstein.

Währenddessen versuchte Kieselchen, einige Flaschen auf einem Regal zu ordnen, aber er stieß sie um, wodurch sie klirrend zu Boden fielen. „Entschuldigung, Meister Dehmahk,“ sagte Kieselchen kleinlaut.

„Das siebte Rätsel ist:“ sagte Dehmahk. „Ich kann sprechen, aber ich habe keine Zunge. Ich kann hören, aber ich habe keine Ohren. Was bin ich?“

„Eine Statue?“ riet Elaisha.

„Falsch,“ sagte Dehmahk. „Noch ein Versuch.“

„Ein Echo!“ rief Aliyah.

„Richtig!“ Dehmahk übergab den siebten Bernstein. „Nun das achte Rätsel: Was hat ein Herz, das niemals schlägt?“

„Ein Stein?“ vermutete Amaryd.

„Nein,“ sagte Dehmahk. „Versucht es nochmal.“

„Vielleicht eine Uhr?“ schlug Elaisha vor.

„Auch nicht,“ sagte Dehmahk kopfschüttelnd. „Letzter Versuch.“

Elaisha überlegte kurz und rief dann: „Ein Kunstwerk!“


„Ihr habt alle Rätsel richtig gelöst,“ sagte Dehmahk erfreut und überreichte den letzten Bernstein. „Das war ein faires Spiel.“

„Vielen Dank, Meister Dehmahk,“ sagte Amaryd dankbar. „Das war sehr unterhaltsam.“

„Gerne doch,“ brummte Dehmahk. „Und nun hinfort mit euch, bevor Kieselchen noch mehr umwirft.“


Verlogene Schreiberlinge

Garether und Märker Herold

Diebstahl der Bernsteine aufgeklärt: Erfolgreicher Einsatz der Garethischen Criminal-Cammer

In einem bemerkenswerten Akt der Gerechtigkeit hat die Garethische Criminal-Cammer unter der weisen Führung der hochgeschätzten Inspectorin Vallusa Engstrand den rätselhaften Diebstahl der kostbaren Bernsteine ans Licht gebracht. Mit unermüdlichem Eifer und kluger Strategie haben die tüchtigen Mitglieder des Amtes VI. der Garethischen Criminal-Cammer ihre herausragende Kompetenz unter Beweis gestellt.

In den dunklen Gassen der Unterstadt ward ein grolmischer Händler aufgespürt, in dessen Besitz sich die gestohlenen Bernsteine befanden. Dank der meisterhaften Ermittlungsarbeit, sorgsamen Beobachtungen und dem Mut der tapferen Ermittler, konnte der Händler gestellt und die wertvollen Bernsteine wiedererlangt werden.

Inspectorin Vallusa Engstrand äußerte sich freudig über diesen Triumph der Gerechtigkeit: „Die unermüdliche Arbeit und die vorbildliche Zusammenarbeit unserer Inspectoren haben es ermöglicht, diesen kniffligen Fall rasch zu lösen und die gestohlenen Bernsteine ihren rechtmäßigen Besitzern zurückzubringen.“

Die zurückgewonnenen Bernsteine werden nun den ehrbaren Bürgern in der Lynciriumsgasse der Bernsteinschleifer übergeben, welche voller Dankbarkeit und Erleichterung sind. Dieser erfolgreiche Einsatz zeigt erneut die Wachsamkeit und das Engagement der Garethischen Criminal-Cammer im Dienste der Sicherheit und des Wohlstands unserer Stadt.

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Amaryd, Elaisha und Aliyah saßen auf einer alten, kunstvoll geschnitzten Holzbank im Garten der Villa Ox. Der Duft von Blumen und frischem Gras erfüllte die Luft, doch die drei Freunde schienen davon unbeeindruckt. Vor ihnen lag der aktuelle Garether und Märker Herold, dessen Seiten im leichten Sommerwind flatterten.

„Das ist unglaublich!“ rief Amaryd empört und ließ die Zeitung sinken. „In keinem einzigen Wort wird erwähnt, dass wir die Bernsteine aus einer Feenwelt zurückgeholt haben!“

„Verlogene Schreiberlinge,“ murmelte Elaisha, die Arme verschränkt. „Sie haben die ganze Arbeit der Criminal-Cammer zugeschrieben.“

Aliyah schnaubte und schüttelte den Kopf. „Es war unsere Entdeckung und unser Mut, der die Bernsteine zurückgebracht hat. Wir sind durch das Labyrinth gegangen, haben den Einhornturm gefunden und mit dem Grolm gehandelt!“

Amaryd seufzte und ließ seinen Blick über den Garten schweifen. „Wir wissen, was wir getan haben. Vielleicht ist das wichtiger als Anerkennung in irgendeinem Artikel.“

Elaisha hob ein Blatt des Herolds auf und betrachtete es nachdenklich. „Warum machen wir nicht das Beste daraus?“ Ein schelmisches Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Lasst uns Papierdrachen basteln und fliegen lassen!“

Aliyah kicherte und griff nach einem anderen Blatt. „Das ist eine großartige Idee. Zeigen wir diesen verlogenen Schreiberlingen, was wir mit ihrer Zeitung machen.“

Mit Eifer begannen die drei, die Seiten des Herolds in einfache, aber kunstvolle Papierdrachen zu falten. Die Klagen und der Ärger über den Artikel wichen bald einem spielerischen Wettkampf, wer den besten Drachen basteln konnte. Lachen erfüllte den Garten, als die ersten Drachen in die Luft stiegen und vom Wind erfasst wurden.

„Schau dir das an!“ rief Elaisha begeistert, als ihr Drachen eine elegante Kurve flog. „Vielleicht sollte ich Drachenbauerin werden.“

Amaryd lachte. „Wer hätte gedacht, dass die Zeitung doch noch zu etwas nützlich ist!“



Aventurische Monate

  1. Praios - Juli (Jahresanfang)
  2. Rondra - August
  3. Efferd - September
  4. Travia - Oktober
  5. Boron - November
  6. Hesinde - Dezember
  7. Firun - Januar
  8. Tsa - Februar
  9. Phex - März
  10. Peraine - April
  11. Ingerimm - Mai
  12. Rahja - Juni
  13. Namenlose Tage