Benutzer:Treumunde/Briefspiel: Unterschied zwischen den Versionen

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=Briefspiel Ina=
=Flügelschlag=
==Schatten in der Nacht==


=In den Zimmern der Villa OX=
In der [[Garetien:Villa Ox|Villa Ox]] herrschte nächtliche Stille, als der Mond sein silbernes Licht auf das Anwesen warf. In ihrem geteilten Zimmer lagen [[Perricum:Aliyah von Palmyramis|Aliyah von Palmyramis]] und [[Perricum:Elaisha von Waraqis|Elaisha von Waraqis]] in ihren Betten, bereit für eine ruhige Nacht. Die Mädchen, beide von der gleichen [[Isha al‘Shaya|aranischen Schwertgesellin]] ausgebildet, waren vertraut mit den Geräuschen des Anwesens. Neben Aliyahs Bett stand ein kleines Bett mit einem Samtkissen, worin ihre Edelkatze Nala schlief.


Aliyah war bereits eingeschlafen, während Elaisha noch wach lag, den Mondschein betrachtend, der durch das Fenster fiel. Nala, die neugierige Katze, hatte sich auf den Fenstersims gelegt und schnurrte leise, als plötzlich Elaisha etwas Ungewöhnliches bemerkte. Große Schatten bewegten sich lautlos am Himmel. Neugierig ging Elaisha zum Fenster und beobachtete, wie eine große Gestalt mit gewaltigen Flügeln auf einem Dach landete.


===Ein Hoch auf die Tradition===
„Aliyah! Wach auf!“, flüsterte Elaisha aufgeregt und stieß ihre Freundin an. „Da draußen ist etwas!“


In der Kemenate von Iralda von Ochs, Villa Ox, 1042 BF
Aliyah rieb sich die Augen und setzte sich langsam auf. „Was ist los, Elaisha?“


„Du hast um ein Gespräch mit mir gebeten?“ Leobrecht von Ochs trat in das Zimmer seiner Schwiegertochter ein. Iralda saß an einer kleinen Sitzgruppe am Fenster und las in staatstheoretischen Büchern und Schriften. Trotz der Geburt, ihr Studium nicht aus den Augen verlierend.
„Schau doch! Da draußen, auf dem Dach in der Weststadt!“


Neben ihr lagen im Stubenwagen ihre beiden Säuglinge Aldare und Hardane. Beide seelenruhig schlummernd.  
Gemeinsam blickten sie aus dem Fenster und sahen die geheimnisvolle Gestalt. Plötzlich schreckte Nala auf dem Fenstersims auf, ihre Augen weiteten sich vor Angst. Mit einem erschrockenen Maunzen verlor sie das Gleichgewicht und fiel vom Sims.


„Setz Euch doch bitte“ Sie goss ihm einen Tee ein und schob lecker duftendes Gebäck in seine Richtung. Der Reichsvogt strich erst gutmütig seinen Enkeln über den Kopf und küsste Iralda begrüßend auf die Wange, bevor er Platz nahm. Galt er als Reichsvogt auf dem politischen Parkett als harter Hund, so war er privat ein liebevoller Familienmensch.  
„Nala!“, rief Aliyah entgeistert und eilte zum Fenster. Die Katze landete zum Glück sicher auf ihren Pfoten und schoss unter das Bett, wo sie sich zitternd versteckte.


„Du siehst gut aus. Es freut mich, Dich und die Kinder wohlauf zu sehen.Der Reichsvogt platzte innerlich fast vor Stolz, als er auf seine Nachkommen blickte.
„Was denkst du, was das ist?, fragte Aliyah, ihre Stimme bebte leicht vor Angst.


„Mir geht es gut, danke der Nachfrage. Danke, dass ihr meinem Wunsch auf ein Gespräch nachgekommen seid.“  
„Ich weiß es nicht“, flüsterte Elaisha zurück. „Aber es sieht aus, als wäre es aus Stein. Und es bewegt sich weiter!


„Was brennt Dir unter den Nägeln? Was kann ich für Dich tun?“
Plötzlich breitete die Gestalt ihre Flügel aus und erhob sich lautlos in die Luft. Die Mädchen verfolgten ihren Flug mit den Augen, wie sie auf dem Dach der zweistöckigen Villa der Patrizier [[Garetien:Familie Weidenhoff|Weidenhoff ]] landete. Dort blieb sie kurz, bevor sie weiter zum Haus der Alchimistin [[Garetien:Clea Cornweyler|Clea Cornweyler]] flog, die auch die Lehrmeisterin von Elaishas großem Bruder [[Perricum:Amaryd von Waraqis|Amaryd]] war.


„Ich habe von Eurem Gespräch mit Anaxios gehört? Ist es wahr, er wird die Baronswürde an seinen Sohn weitergeben?“
„Warum landet sie ausgerechnet dort?“, fragte Aliyah, ihre Augen geweitet vor Neugier.


„Was Du alles hörst. Ich habe ihn darum gebeten, darüber nachzudenken. Wegen seines magischen Erbes, kann er die Position des Barons zu Viehwiesen nur begrenzt wahrnehmen und wir sind schließlich ein praiosgefälliges Haus.Leobrecht erfreute es immer wieder, dass Iralda durchaus gesteigertes Interesse an Politik entwickeln konnte.
„Was könnte sie dort wollen?“, fügte Elaisha hinzu. „Clea Cornweyler ist doch eine angesehene Alchimistin. Was hat diese Gestalt bei ihr zu suchen?


„Ich hatte auch den Funken Madas in mir….
„Meinst du, sie könnte Clea etwas Böses wollen?“, spekulierte Aliyah, ihre Stimme voller Besorgnis.


„Ja, Du hattest, nicht hast. Du hast vom Grafen von Hartsteen Deine Baronswürde erhalten und dürftest im vollen Umfang die Amtsgeschäfte selber leiten. Anaxios kann das nicht.
„Ich weiß es nicht“, sagte Elaisha. „Aber schau, sie fliegt weiter!


„Wie stellt Ihr es Euch vor, wenn Ruben Baron von Viehwiesen wird?“
Die steinerne Gestalt hob sich erneut in die Luft und flog weiter in Richtung der Lynciriumsgasse der Bernsteinschleifer. Die schmalen Gassen waren bei Nacht von Schatten verhüllt, und die Gestalt bewegte sich darin wie ein lautloser Schatten. Schließlich landete sie an einer Ecke der Gasse und verschwand kurz aus ihrem Sichtfeld. Die Mädchen hielten den Atem an und warteten gespannt. Nach einer Weile sahen sie die Gestalt wieder, wie sie plötzlich schnell und lautlos aus der Gasse herausflog und in der Dunkelheit verschwand.


„Er bekommt einen Vogt, bis er den Ritterschlag erhalten hat. Sofern Anaxios  diesem Vorgehen zustimmt.
„Was macht sie dort?“, fragte Aliyah, das Herz schlug ihr bis zum Hals.


„Wenn ich die Traditionen des Hauses richtig verstanden habe, ist der Baron von Viehwiesen das Oberhaupt des Hauses Ochs?
„Ich habe keine Ahnung“, murmelte Elaisha. „Aber es sieht aus, als hätte sie ein Ziel. Vielleicht ist es ein Wächter oder ein Bote.


„Ja, so sind die Traditionen…..“ Leobrechts Aussagen hörten sich wie einstudiert an, denn er ahnte was jetzt kommen würde.
„Wir müssen unbedingt Amaryd davon erzählen“, entschied Elaisha schließlich. „Er wird wissen, was zu tun ist.


„Leobrecht, hier muss ich protestieren. Ein Knabe im Pagenalter kann nicht das Oberhaupt unserer Familie sein. Das wäre politischer Selbstmord. Ihr gedenkt doch wohl nicht auf Eure Stellung zu verzichten?
Aliyah nickte, erleichtert, dass sie einen Plan hatten. „Das ist eine gute Idee. Er kann uns helfen.“


„Ich denke, dass solange er den Ritterschlag nicht erhalten hat, wird er nicht in der Lage sein diese Position auszufüllen. Bis zu diesem Tage werde ich dem Hause weiterhin zu Diensten sein und es führen.“  Leobrecht haderte innerlich selber mit sich. Wahrscheinlich würde Boron das Problem in fünfzehn Jahren schon gelöst haben, er war ja selber nicht mehr der Jüngste.
In der Zwischenzeit fiel den Mädchen auf, dass die fliegende Gestalt den zahlreichen Steinstatuen auf dem Alten Wasserturm ähnelte. Diese Statuen waren bekannt für ihre finsteren Ausdrücke und düstere Ästhetik.


„Gut, so habe ich es erwartet. Dann kommen wir zu meinem eigentlichen Problem. Ihr erwartet von mir, dass ich dann einem zwanzigjährigen Jüngling folge, der wahrscheinlich am Schlunder Grafenhof ausgebildet, nur im geringfügigen Maße die garetische Politik beherrscht?“ Iralda war durchaus bewusst, dass sie hier offen gegen jegliche Traditionen rebellierte.
„Sieht diese Gestalt nicht genauso aus wie die Statuen auf dem Alten Wasserturm?“, fragte Aliyah, ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen.


Leobrecht sammelte seine Worte, wie gut dass die kleine Aldare gerade quengelte. Er nutzte die Gelegenheit, um seine Enkelin auf den Arm zu nehmen, und ein paar Runden durch das Zimmer zu drehen.
„Ja, das tut sie tatsächlich“, stimmte Elaisha zu, ihre Stimme vor Verwunderung kaum hörbar. „Was hat es damit auf sich? Warum bewegt sich eine Statue durch die Nacht?“


„Iralda, Liebes, Du weißt so ist die Tradition. Wir sind ein altes Haus, Traditionen sind wichtig.
Die Mädchen beschlossen, bis zum Morgen zu warten, bevor sie jemanden alarmierten. Beide legten sich wieder hin, aber der Schlaf wollte nicht kommen. Die Bilder der steinernen, geflügelten Gestalt verfolgten sie die ganze Nacht. Was immer das Wesen war, das sie gesehen hatten.


„Traditionen ändern sich. Ihr seid zurzeit unser Oberhaupt und auch nicht Baron auf der Viehwiesen. Warum habt ihr Anaxios bloß in Richtung Heirat und Nachwuchs getrieben? Ihr hättet Eure Linie erstarken lassen können.
==Bericht der Garethischen Criminal-Cammer==
'''Garethische Criminal-Cammer'''<br>
<big>'''Bericht zum Diebstahl von Bernsteinen'''<br></big>
'''Abteilung:''' Amt VI. der [[wikav:Garethischen Criminal-Cammer|Garethischen Criminal-Cammer]]<br>
'''Verfasserin:''' Inspectorin [[wikav:Vallusa Engstrand|Vallusa Engstrand]]<br>
'''Leitender:''' Rechtswahrer [[wikav:Geronius Bosko|Geronius Bosko]]<br>
<br>
'''Bericht:'''<br>
'''Datum:''' 16.04.1047<br>
'''Ort des Vorfalls:''' [[Garetien:Kaiserstadt Gareth|Lynciriumsgasse]] der Bernsteinschleifer, Weststadt, Gareth<br>
In der Nacht vom 15. auf den 16. wurde ein schwerer Diebstahl in der Lynciriumsgasse der Bernsteinschleifer verübt. Der Vorfall ereignete sich in den frühen Morgenstunden, als die meisten Bewohner der Gegend schliefen.<br><br><br>
'''Tatbestand:'''<br>
• Unbekannte Täter drangen gewaltsam in mehrere Werkstätten und Geschäfte ein.<br>
• Die Eingangstüren wurden mit erheblicher Kraft zerschmettert, was auf den Einsatz von schwerem Werkzeug oder magischen Mitteln schließen lässt.<br>
• Große Mengen an bearbeiteten und unbearbeiteten Bernsteinen wurden gestohlen.<br>
• Die Täter konnten ungesehen entkommen, obwohl es Anzeichen dafür gibt, dass sie sich eine gewisse Zeit in den Gassen aufhielten.<br><br><br>
'''Zeugenberichte:'''<br>
• Anwohner berichteten, sie hätten verdächtige Geräusche gehört, jedoch konnte niemand genau beschreiben, was oder wer diese verursachte.<br>
• Eine Zeugin erwähnte flüchtig, sie habe in der Dunkelheit schemenhafte Gestalten gesehen, die sich schnell und lautlos bewegten.<br><br><br>
'''Tatortbesichtigung:'''<br>
• Die Werkstätten wiesen keine Anzeichen von Aufbruchsspuren an Fenstern oder Hintereingängen auf, was darauf schließen lässt, dass die Täter gezielt die Vordertüren zerstörten.<br>
• An den Tatorten wurden keine Spuren oder andere direkte Beweise gefunden, die auf die Identität der Täter hinweisen könnten.<br><br><br>
'''Besondere Beobachtungen:'''<br>
• In der Nähe des Tatorts wurde eine ungewöhnliche Spur von steinernen Bruchstücken gefunden, die möglicherweise mit der Tat in Zusammenhang stehen könnten.<br>
• Zeugen haben angegeben, dass sie in der Nacht eine steinerne, geflügelte Gestalt beobachtet hätten, die sich in der Nähe der Tatorte bewegte. Diese Berichte entsprechen den Beschreibungen von Statuen auf dem Alten Wasserturm.<br><br><br>
'''Zugewiesene Unterstützung:'''<br>
• Die Praioskirche wurde über den Diebstahl in Kenntnis gesetzt.<br>
• Der Geweihte [[Garetien:Aurentian von Luring|Aurentian von Luring]] von der Priesterkaiser-Noralec-Sakrale wurde als Verbindungsperson zugeteilt und wird bei den Ermittlungen unterstützen.<br>
• Der Richter des Freigerichts in Gareth ist über die weiteren Ermittlungen in Kenntnis zu setzen.<br><br><br>
'''Schlussfolgerung:''' Der Diebstahl von Bernsteinen in der Lynciriumsgasse der Bernsteinschleifer stellt ein schwerwiegendes Verbrechen dar, das mit großer Raffinesse und Gewalt verübt wurde. Die Spuren deuten darauf hin, dass die Täter möglicherweise ungewöhnliche oder magische Fähigkeiten besitzen könnten. Die Berichte über die steinerne Gestalt werfen zusätzliche Fragen auf, die einer näheren Untersuchung bedürfen.<br><br><br>
'''Empfohlene Maßnahmen:'''<br>
• Verstärkte Patrouillen in der Lynciriumsgasse und umliegenden Vierteln.<br>
• Befragung weiterer Zeugen und Anwohner zur Sammlung zusätzlicher Hinweise.<br>
• Untersuchung der steinernen Bruchstücke und Vergleich mit den Statuen auf dem Alten Wasserturm.<br>
• Einholung magischer Expertise zur Bewertung und Analyse möglicher magischer Einflüsse.<br><br><br>
Gez. Inspectorin Vallusa Engstrand<br>
Überprüft und genehmigt Rechtswahrer Geronius Bosko
<br><br>
• nachträgliche Anmerkung: [[Garetien:Racalla von Hirschfurten|Racalla von Hirschfurten]] wird von der [[Garetien:Akademie der Magischen Rüstung zu Gareth|Akademie der Magischen Rüstung zu Gareth]] als Experte in magischen Sachverhalten zur Verfügung gestellt


„Anaxios ist ein Magier, er kann keinem Haus vorstehen. Wir sind doch hier nicht im Horasreich oder den Tulamidenlanden, wir sind ehrbare Garetier! Und zu Deinem zweiten Punkt: ich bin zwar gleichfalls Familienvater und möchte nur das Beste für meine Nachkommen, doch ich muss zu allererst auf das Wohlergehen des ganzen Hauses schauen. Weitsichtig und nicht engstirnig sein.
==In den verwinkelten Gassen==
Die Nacht legte sich langsam über Gareth, und in der [[Garetien:Haus der Alchimie Cornweyler|Alchimistenwerkstatt]] von [[Garetien:Clea Cornweyler|Clea Cornweyler]] brannte noch immer Licht. [[Perricum:Amaryd von Waraqis|Amaryd]], ihr Schüler, saß an einem Arbeitstisch und beobachtete gespannt, wie Clea verschiedene Zutaten in einen großen Kessel gab. Die ehemalige Hesindegeweihte war bekannt für ihre Kunstfertigkeit im Brauen von Tränken und lehrte ihren wissbegierigen Schüler mit Geduld und Hingabe.


„…Und dennoch Ihr wart mal Darpaten. Der Stammsitz war nicht immer Burg Ox. Ochsenstein, so hieß doch das erste Lehen des Hauses nicht wahr?Iralda bohrte weiter.
„Das Elixier, das die Widerstandsfähigkeit erhöht, wird des Nachts bereitet, wenn das sich rundende oder volle Mal der Mada im Sternenbild des Gehörns steht,erklärte Clea und goss sorgfältig eine dickflüssige, goldene Substanz in den Kessel. „So steht es in den alten Büchern geschrieben.“
„Ochsenstein war ein Junkergut. Erst auf Burg Ox wurden wir in den Hochadel erhoben.“ So langsam entwickelte sich eine hitzige Diskussion zwischen der Baronin und dem Reichsvogt.


„Wenn der kleine Ruben seinen Ritterschlag erhält, werde ich über zwanzig Jahre meine Amtsgeschäfte geleitet haben. Und wir wissen Beide, ich sitze in Bärenau nahe der Kornkammer des Reiches, direkt an der Kaisermark. Ich stamme aus einem Adelsgeschlecht, das weiter älter ist, als das Haus Ochs… „
Amaryd notierte sich ihre Worte gewissenhaft in sein Lehrbuch. „Aber warum genau in dieser Nacht, Meisterin?“


Leobrecht unterbrach Iralda. Gebetsmühlenartig wiederholte der Reichsvogt seinen Standpunkt. „Das Oberhaupt des Hauses Ochs ist der Baron von Viehwiesen.“
Clea lächelte weise und rührte langsam im Kessel. „Die Stellung der Sterne und der Monde beeinflusst die magischen Kräfte der Zutaten. In dieser speziellen Konstellation entfalten sie ihre volle Wirkung.“


„Außer er ist Magier“ moserte Iralda. „Was soll erst Wolfaran sagen, er folgt Euren politischen Fußstapfen und wird sicher mit Sicherheit einen guten Namen und eine gute Position erringen. Soll er sich hinten anstellen? Soll ein Jungspund unsere Geschicke leiten und all das einreißen, was ihr seid Taburs Tod aufgebaut habt? Ruben wird, und das wisst Ihr so gut wie ich, ein Schlunder Hinterwäldler, der nicht ausziehen wird um sich weiterzubilden, denn seine alleinige Aufgabe ist Baron von Viehwiesen zu sein.
Plötzlich durchbrachen ungewöhnliche Geräusche die Stille der Nacht. Ein leises Krachen und Rascheln drang durch die Wände der Werkstatt. Clea und Amaryd blickten sich alarmiert an.


„Iralda, genug ist genug. Der Junge ist noch zu jung, um soweit in die Zukunft zu blicken. Ich verstehe Deinen Unmut und es ehrt mich, dass Du so große Stücke auf mich hältst. Dennoch, wie ich mehrmals schon sagte, Tradition ist wichtig.Leobrecht befand sich in einer Zwickmühle. Iralda hatte mit allem Recht, was sie sagte, doch das war gegen die Tradition. Und Tradition war für den Reichsvogt von besonderer Bedeutung.
„Hast du das gehört?“, fragte Amaryd.


Iralda nahm seine Hand und schaute ihm beharrlich in die Augen. „Tradition ist wichtig, solange sie nicht Stillstand oder gar Rückschritt bedeutet. Ein starkes Haus ist wichtig und dazu braucht es einen starken Anführer. Mögen die Götter uns hold sein und Ruben zu einem solchen werden lassen. Ansonsten…“
„Ja, das kam aus den Nachbarhäusern,“ antwortete Clea besorgt. „Lass uns nachsehen.


Leobrecht löste seine Hand und legte seinen Finger auf ihre Lippen. „Schhhhhh, es ist meine Aufgabe, das Haus so stabil auszurichten, damit es sich weiter entwickeln kann. Ruben ist ein kluger Junge und er hat Potential, dass man nur in die richtige Richtung stoßen muss. Er ist klug wie sein Vater und charmant wie seine Mutter. Er kann meinen Fußstapfen folgen, wenn wir ihn genug drauf vorbereiten und unterstützen. Wolfaran wird gewiss meinem Wunsch folgen und ich hoffe Du wirst mein Antlitz in Ehren halten, an dem Tag an dem ich sterbe. Das wichtigste ist, dass die Herde zusammenbleibt und sich nicht abspaltet.“ Innerlich haderte er mit seinen ausgesprochenen Worten, würde Wolfaran wirklich seinen Wünschen folgen?
Sie legten ihre Utensilien beiseite und schlichen zur Tür. Als sie die Werkstatt verließen, sahen sie im dämmrigen Licht eine große Gestalt, die sich zwischen den Häusern bewegte. Die Gestalt war groß, mit ausgebreiteten Flügeln, die im Mondlicht glänzten.


„Ihr seid wie ein Vater für mich und ich kann Euch versprechen, dass ich nichts tun werde, was dem Haus Ochs schadet.“ Wohlwollend lagen die Blicke Iraldas auf denen ihres Schiegervaters.
„Das ist ein Gargyl,“ flüsterte Clea und zog Amaryd hinter eine Ecke. „Aber er verhält sich seltsam.“


Leobrecht legte die, nun abermals schlafende Aldare, wieder zurück in die Wiege. Küsste Iralda zum Abschied auf die andere Wange. „Vertrau mir, und bitte dieses Gespräch sollte unter uns bleiben.
Der Gargyl schien sich an einer Tür zu schaffen zu machen, als Amaryd plötzlich rief: „Halt, wer da!


Der Reichsvogt verließ das Zimmer seiner Schwiegertochter. Er konnte ihr nicht böse sein, eigentlich sprach sie nur aus, was er bereits dachte. Doch von klein auf wurde ihm von seiner Schwester Giselda eingeimpft, Tradition ist wichtig. Was für eine Krux.
Der Gargyl zuckte zusammen, ließ von der Tür ab und breitete schnell seine Flügel aus. Mit einem kräftigen Flügelschlag erhob er sich und flog in eine nahegelegene Gasse. Clea sah ihm nach, ihre Stirn in Falten gelegt.


„Er verhält sich nicht wie ein normaler Gargyl,“ murmelte sie.


Doch bevor Clea Amaryd aufhalten konnte, rannte er der fliegenden Gestalt nach. „Wir müssen ihn aufhalten!“


=Zirkel der heulenden Finsternis=
Zwei Stadtgardisten, die in der Nähe patrouillierten, sahen den jungen Mann rennen und schlossen sich ihm an. Gemeinsam jagten sie durch die engen, verwinkelten Gassen der Stadt. Der Gargyl schien immer einen Schritt voraus zu sein, doch sie ließen nicht locker.
==Aus eins mach' zwei==


gegeben Ingerimm 1042 BF, [[Garetien:Villa Ox|Villa Ox]], [[Garetien:Kaiserstadt Gareth|Kaiserstadt Gareth]]
„Da vorne, er fliegt wieder höher!“, rief einer der Gardisten. „Schnell, wir müssen ihn einholen!“


{{Brief
Sie hasteten durch dunkle Gassen, sprangen über niedrige Mauern und wichen Hindernissen aus. Der Gargyl flog über ihren Köpfen, immer wieder die Richtung wechselnd, als ob er versuchte, sie abzuschütteln. Amaryd spürte sein Herz rasen, doch er gab nicht auf.
|Adressat= Meine geliebter [[Garetien:Alderan von Bärenau|Bruder]],
|Text=
wie ich Robans Berichten entnahm, blieb Deine Suche nach der Rahjageweihten Rahjalina von Fuchswalden erfolglos. Somit muss ich davon ausgehen, dass ihre Knochen aus dem Beschwörungsfeld geborgen wurden und sie nicht mehr unter den Lebenden weilt.


Was das [[Garetien:Junkertum Fuchswalden|Junkertum Fuchswalden]] betrifft, habe ich nun eine Entscheidung getroffen.
Plötzlich schwebte der Gargyl auf eine hohe Mauer zu und verschwand spurlos. Amaryd und die Gardisten blieben abrupt stehen, keuchend und völlig außer Atem. Clea holte wenig später auf, ihr Gesicht ebenso verwirrt.
Da Fuchswalden das größte Junkertum in der Baronie Bärenau ist, habe ich mich entschlossen das Junkertum in zwei Lehen zu unterteilen.


Das erste Lehen behält den Namen Fuchswalden und umfasst die [[Garetien:Herrschaft Nebelauen|Herrschaften Nebelauen]] und [[Garetien:Herrschaft Clarentia|Clarentia]], sowie den Marktflecken [[Garetien:Markt Fuchswalden|Fuchswalden]]. Stammsitz wird die [[Garetien:Turmhügelburg Fuchsbau|Turmhügelburg Fuchsbau]].
„Wo ist er hin?“, fragte einer der Gardisten ungläubig. „Er war doch direkt vor uns!“


Das zweite Lehen erhält den Namen [[Garetien:Junkertum Bronstein|Bronstein]] und ihm zugewiesen werden die [[Garetien:Herrschaft Wulfenhag|Herrschaften Wulfenhag]] und [[Garetien:Herrschaft Eslamsberge|Eslamsberge]], sowie die Dörfer [[Garetien:Dorf Haselbusch|Haselbusch]] und [[Garetien:Dorf Bronstein|Bronstein]]. Stammsitz wird der [[Garetien:Gut Bronnen|Gutshof Bronnen]].
„Das... das ist unmöglich,“ stammelte Amaryd. „Er kann doch nicht einfach verschwunden sein.


Beide Lehen werde ich als Junkertum belehnen. [[Garetien:Rohaja von Ochs|Rohaja]] wird mir als Erbin folgen, so ich einst in ferner Zukunft als Baronin abtreten sollte. [[Garetien:Leobrecht II. von Ochs|Klein-Leobrecht]] wird in die [[Garetien:Familie Ruchin|Familie Ruchin]] [[Garetien:Iriane Phexlieb von Ruchin|heiraten]] und [[Garetien:Trisdhan von Ochs|Trisdhan]] ist nach der Belehnung seiner [[Perricum:Korhilda von Sturmfels|Großmutter]] mit der [[Perricum:Baronie Wasserburg|Baronie Wasserburg]], hinter seinem [[Garetien:Wolfaran II. von Ochs|Vater]], in der Erbfolge angesiedelt.
Die zweite Wache sah sich hilflos um und meinte schließlich: „Magier... wir benötigen Magier.


Daher bestimme ich folgendes:
==Das Geheimnis der Nirgendgasse==
Die Nacht hatte sich tief über die Kaiserstadt Gareth gesenkt, als [[Garetien:Clea Cornweyler|Clea Cornweyler]] und die Magierin [[Garetien:Racalla von Hirschfurten|Racalla von Hirschfurten]] in die schmale Gasse traten, in der der Gargyl vor Amaryds Augen plötzlich verschwunden war. Die Magierin wurde von ihrer Akademie mit dieser Aufgabe betraut, nachdem die Garethische Criminal Kammer nach magischer Unterstützung anfragte. Der Praiosgeweihte [[Garetien:Aurentian von Luring|Aurentian von Luring]] begleitete sie, seine Miene grimmig und skeptisch.


Hiermit verfüge ich, dass [[Garetien:Ophelia von Ochs|Ophelia Korhilda von Ochs]] Junkerin von [[Garetien:Junkertum Fuchswalden|Fuchswalden]] wird und ihre jüngere Schwester [[Garetien:Lechmin von Ochs|Lechmin Elea von Ochs]] belehne ich mit dem [[Garetien:Junkertum Bronstein|Junkertum Bronstein]].  
„Es war hier,“ sagte Amaryd, als er auf die Stelle zeigte, an der der Gargyl in der Luft verschwand. „Genau hier hat er sich in Luft aufgelöst.


Die Erstgenannte gehört dem Klerus der Perainekirche an, daher werde ich dem Junkersgut einen Vogt zuteilen. Ich bestalle [[Garetien:Edala von Hartwalden-Sturmfels|Edala von Hartwalden-Sturmfels]] mit dieser Aufgabe.  
Racalla betrachtete die Umgebung aufmerksam, ihre Augen leuchteten sanft im Mondschein, als sie ihre magische Energie fokussierte. „Hier hat eindeutig Magie gewirkt. Es liegt eine seltsame Aura über diesem Ort,“ murmelte sie und strich mit den Fingern über die Luft, als würde sie unsichtbare Fäden berühren.


Und auch für das Junkertum Bronstein ernenne ich einen Vogt, da Lechmin ein magisches Erbe in sich trägt. Diese Aufgabe wird [[Garetien:Rondril von Bärenau-Pandlaril|Rondril von Bärenau-Pandlaril]] übernehmen.  
Aurentian verzog das Gesicht. „Magie? Natürlich. Was auch sonst.


Um den Bund mit dem Bärenauer Niederadel zu stärken, werde ich im Zuge der Belehnungen meiner Töchter, deren Verlobungen bekannt geben.
Clea, die mit besorgter Miene die Gasse entlangblickte, wandte sich an die anderen. „Scher dich in die Nirgendgasse“, sagte sie nachdenklich, eine alte Redewendung der Garether Bürger gebrauchend.
Ophelia wird mit dem Edlen [[Garetien:Thiolan von Ibelstein|Thiolan von Ibelstein]] verlobt und Lechmin mit dem Edlen [[Garetien:Welf von Krolock|Welf von Krolock]].


So geschehe es, in Praios Namen!
Racalla hob eine Augenbraue und nickte verstehend. „Das könnte sehr gut sein.“ Sie begann, mit komplizierten Handbewegungen eine magische Abhandlung zu vollführen, ihre Bewegungen elegant und präzise. „[[wikav:Nirgendgassen|Nirgendgassen]] sind teilweise temporäre Wege in oder durch den Limbus, manchmal auch Stellen oder Wege, die durch magische Einwirkung verkrümmt, verborgen oder anderweitig verändert sind. Es ist, als ob sie zwischen den Welten existieren, sich unserem gewöhnlichen Blick entziehen.“


|Absender=[[Garetien:Iralda von Ochs|Iralda von Ochs]]
Aurentian seufzte schwer und verschränkte die Arme. „Diese finden sich nur in Gareth. Seitdem in der Ersten Dämonenschlacht bei Gareth eine Globule zerstört wurde, ist das Sphärengefüge vor Ort dauerhaft verändert. Die Anwohner sind meist so an diese Seltsamkeiten gewöhnt, dass sie sie kaum mehr wahrnehmen und wie selbstverständlich benutzen. Sie nennen es auch Schattenpfade.“
[[Garetien:Baronie Bärenau|Baronin von Bärenau]]
}}


=Wolfaran und Leonora=
Clea runzelte die Stirn, ihr Blick intensiv auf den Boden gerichtet. „Das könnte auch erklären, warum der Gargyl anders war. Vielleicht war es diese [[wikav:Gagolschwinge|Unterart]] aus den Feenwelten.“


==Selbst ist das Kind==
Aurentian rollte genervt mit den Augen. „Hatte der Bernsteindiebstahl wirklich mit Feenwesen und [[wikav:Mandariels Reich|Feenwelten]] zu tun? Ich hasse diese magischen Phänomene.“
[[Herzogtum Nordmarken|Herzogtum Nordmarken]], Elenvina, Anfang Ingerim 1042 BF


[[Garetien:Wolfaran II. von Ochs|Wolfaran]] betrat seine Kanzleistube für Eich- und Wägewesen in Elenvina, nachdem er die letzten Stunde in einer Besprechung bei der Reichsrätin [[wikav:Thalia von Eberstamm-Weidenhag|Thalia von Eberstamm-Weidenhag]] verbracht hatte.
In der Nähe standen [[Perricum:Amaryd von Waraqis|Amaryd]], seine Schwester [[Perricum:Elaisha von Waraqis|Elaisha ]] und ihre Freundin [[Perricum:Aliyah von Palmyramis|Aliyah]] und lauschten neugierig. Die drei Jugendlichen konnten kaum ihre Aufregung verbergen.


Die Tür stand zu einem Schlitz geöffnet und er konnte durch den Spalt seine Schwester [[Garetien:Leonora II. von Ochs|Leonora]] entdecken. Ein Schmunzeln lag auf seinem Gesicht. Wie zwei scheue Rehe umgarnten sich sein Assessor [[Garetien:Alrik Herdan von Ruchin|Alrik Herdan von Ruchin]] und seine kleine Schwester. Jetzt schrieben sie sich schon seit zwei Götterläufen Liebesbriefe, doch keiner wollte den nächsten Schritt vollführen. Leonora war zu schüchtern und Alrik zu höflich.
„Hörst du das?“, flüsterte Elaisha. „Nirgendgassen, Schattenpfade, Feenwesen, Feenwelten. Das klingt alles so spannend!“


Wolfaran durchschritt die schwere Eichentür. Leonora erschrak fast, als wäre sie In flagranti erwischt worden, um dann voller Freude ihrem Bruder um den Hals zu fallen. "Was machst Du hier in Elenvina, Kleines." Der Kanzleirat neckte sein Schwesterherz zu gerne.
Aliyah nickte begeistert. „Wir müssen herausfinden, wie wir der Spur des Gargyls folgen können. Wer weiß, wohin uns das führt!“


"Hey, ich bin nicht klein. [[kos:Erlan von Sindelsaum|Mein Schwertvater]] hat etwas in Elenvina zu erledigen und ich durfte mit. Und wenn ich schon mal hier bin, dachte ich, ich besuche mal meinen großen Bruder." Während sie das sagte, blinzelte sie mit den Augen rüber zu Wolfarans Assessor. "Hast Du was von [[Perricum:Korhilda von Sturmfels|Mutter]] gehört? Wie geht es ihr?" Forsch wechselte Leonora das Thema.
Amaryd war ebenfalls fasziniert und flüsterte: „Lasst uns die Erwachsenen im Auge behalten. Das wäre ein echtes Abenteuer!“


"Sie ist über dem Berg, das ist das Wichtigste." Wolfaran druckste herum. Alrik Herdan nutzte die Gelegenheit und verabschiedete sich.
Während die Erwachsenen ihre Diskussion fortsetzten und nach Hinweisen suchten, schritten die drei Jugendlichen in die Dunkelheit der Gasse, ihre Herzen klopften vor Aufregung. Die schmalen Straßen und engen Gassen Gareths schienen voller Geheimnisse und Mysterien zu sein, und die Vorstellung, Teil dieses Abenteuers zu werden, ließ ihr Blut in den Adern pulsieren.


"Wolfaran, bitte sei ehrlich. Ich habe das Gefühl niemand möchte mich in Kenntnis setzen."
Racalla wandte sich plötzlich um und blickte die Jugendlichen streng an. „Ihr solltet hier nicht herumlungern. Dies ist keine Spielerei.“


"Ich habe sie selbst noch nicht gesehen, erst bei der Belehnungsfeier werden wir sie zu Gesicht bekommen, daher kann ich nichts aus erster Hand berichten. Mit [[Garetien:Rondred von Hartwalden-Sturmfels|Rondred]], Mutters Bruder, habe ich einen regen Schriftverkehr gewechselt und mit [[Perricum:Leobrecht von Ochs|Vater]] natürlich. Vater hat mir aber nicht immer die Wahrheit gesagt, ich denke er will mich schützen, ich bin aber kein kleiner Junge mehr. Rondred sagt, dass es Mutter schlecht geht. Sie ist nicht mehr in Lebensgefahr, aber das Attentat hat sie schwer geschwächt."
Amaryd, Elaisha und Aliyah sahen sich an, wissend, dass sie trotz der Ermahnung nicht einfach gehen würden. Auch war Racalla kaum älter als sie selbst, und schon so bestimmend im Tonfall. Sie wollten mehr über diese Nirgendgassen erfahren und das Geheimnis des Gargyls lüften.


Leonora schluchzte, während Wolfaran sie in den Arm nahm. "Ich habe so Angst, Wolfaran. Ich will nicht, dass sie stirbt."
Clea seufzte und schüttelte den Kopf. „Es gibt immer mehr Fragen als Antworten. Aber wir müssen dranbleiben. Lasst uns zurück zu meiner [[Garetien:Haus der Alchimie Cornweyler|Werkstatt]] gehen und unsere Forschungen vertiefen.“


"Sie ist über den Berg, sie braucht nur noch Zeit und Ruhe."
„Und vielleicht finden wir endlich heraus, was wirklich vor sich geht,“ ergänzte Racalla, ihre Augen leuchteten. Es schien interessant zu werden.


"Der [[Perricum:Zordian Peragar von Tikaris|Tikaris]] sitzt nur in Haft, warum musste er für sowas nicht hängen?", fragte Leonora erbost.
„Das wird eine lange Nacht,“ murmelte Aurentian düster.


"Ich weiß es nicht, irgendwie scheint das was im Hintergrund zu laufen. Frag mich aber bitte nicht was."
Amaryd, Elaisha und Aliyah folgten im gebotenen Abstand. Aber abschütteln lassen, wollten sie sich nicht.


"Mama ist so angeschlagen, wir müssen ihr doch helfen können. Sie ist so ganz allein in [[Perricum:Baronie Wasserburg|Wasserburg]]. Jemand muss sie doch schützen." sorgte sich die Knappin des Sindelsaumer Barons.
==Kieselchen, ganz groß==
In einer unterirdischen Höhle, verborgen tief im Herzen eines dichten Waldes nahe des Einhornturms, werkelte Dehmahk, der Grolm, an seinen alchemistischen Tränken. Die Wände der Höhle waren mit leuchtenden Kristallen gesäumt, die in allen Farben des Regenbogens schimmerten. Dehmahk hatte eine große Anzahl von Gerätschaften um sich herum angeordnet, und in einem großen Kessel blubberte ein geheimnisvoller Trank.


"Ach Leo. Ich bin da bei Dir. Vater steht ihr hoffentlich zur Seite, obwohl ich hörte, dass beide sich gestritten haben." entgegnete ihr Bruder.
„Bernstein, Bernstein... immer nur Bernstein...“ brummte Dehmahk vor sich hin, während er sorgfältig einen leuchtenden Bernsteinstein zerkleinerte und die Splitter in den Kessel warf. „Zauberkraft muss herbei... und ein Schuss Mondlicht dazu...


"Vater ist auf den Tränen. Das ist viel zu weit weg, kannst Du nicht an ihre Seite gehen? Du bist der Ältere von uns." schlug Leonora vor.
Mit mürrischen Bewegungen mischte und zauberte er weiter, als plötzlich ein großer Schatten den Höhleneingang verdunkelte. Ein mächtiger Gargyl schwebte lautlos herein. Doch kaum hatte er den Boden berührt, schrumpfte er zusammen und verwandelte sich in einen winzigen, tolpatschigen Gargyl.


"Daran habe ich auch schon gedacht. Ich bin aber hier in Elenvina gebunden. Vater bringt mich um, wenn ich hier alles stehen und liegen lasse und nach Wasserburg gehe. Ein solches Verhalten würde er mir niemals verzeihen." Wolfaran haderte mit sich selbst.
„Kieselchen, was bist du außer Atem?“ rief Dehmahk und blickte auf den kleinen Gargyl, der keuchend vor ihm stand und wild mit den Flügeln flatterte.


"Ach was machen wir denn bloß, uns muss doch etwas einfallen."
„Oh, Meister Dehmahk,“ begann Kieselchen, während er versuchte, seine Flügel zu ordnen und dabei über seine eigenen Füße stolperte. „Ich war in der [[Garetien:Kaiserstadt Gareth|großen Stadt]], um die benötigten Materialien für deine Tränke zu besorgen, aber beim versuchten Einbruch wurde ich von einem [[Perricum:Amaryd von Waraqis|Menschling]] gestört!“


Wolfaran stockte in seinen Gedanken. Mit seiner Hand strich er Leonora durchs Haar. "Wie lange bist Du schon bei Baron Erlan?"
Dehmahk hob eine buschige Augenbraue und schüttelte den Kopf. „Kieselchen, du bist wohl auf einem tollkühnen Abenteuer!“


"Sieben. Sieben Götterläufe. Warum fragst Du?" Leonora konnte Wolfarans Gedankengang nicht folgen.
Kieselchen ließ die Schultern hängen, wobei er fast über den eigenen Schwanz stolperte. „Ja, Meister. Ich konnte nicht alle Materialien beschaffen. Ein paar wachsame [[Garetien:Clea Cornweyler|Bürger]] haben mich gesehen und ich musste fliehen. Fast hätte ich einen Brunnen mit dem Kopf gerammt!“


"Ich gehe heute Abend auf eine Feierlichkeit im Hause meiner Reichsrätin. Magst Du mich begleiten? Ich würde sie Dir gerne vorstellen."
Dehmahk lachte leise und klopfte dem kleinen Gargyl freundlich auf den Rücken. „Ach, mein lieber Kieselchen, du hast es versucht. Aber keine Sorge, wir werden schon einen Weg finden, um die fehlenden Zutaten zu beschaffen. Vielleicht brauchen wir einfach einen besseren Plan.“


"Ja, gerne. Du führst doch was im Schilde..." Leonora erkannte einen ungewohnten Unterton in Wolfarans Stimme.
„Meinst du wirklich, Meister?“ fragte Kieselchen hoffnungsvoll, während er versuchte, eine Rolle Pergament aufzuheben und dabei fast ein Regal umwarf.


Der wiederum druckste herum. "Sag schon, Wolfaran, was geht in Dir vor?"
„Natürlich!“ brummte Dehmahk. „Alchemie erfordert Geduld und Erfindungsreichtum. Und manchmal... auch ein bisschen Abenteuerlust,“ sagte er augenzwinkernd.


"Was ist, wenn Du auf meinen Posten kommst? Dann wäre ich frei für Mutter."
„Wie können wir das nächste Mal sicherstellen, dass wir erfolgreich sind?“ fragte Kieselchen, während er unbeholfen versuchte, auf einem Stuhl Platz zu nehmen und dabei fast herunterfiel.


"Ich bin noch ein Knappe, wie soll das gehen?"
Dehmahk überlegte einen Moment und kratzte sich am Bart. „Vielleicht sollten wir eine Tarnung verwenden. Ich könnte Dich als Vogel verzaubern oder...“ Dehmahk stutzte und lachte dann herzhaft. „Oder vielleicht als eine kleine, harmlose Katze!“


"Ich war nur wenig älter als Du jetzt, als ich meinen Posten in Elenvina antrat. Meine Reichsrätin erhielt ihren Posten ebenfalls in sehr jungen Jahren. Ich möchte jetzt nicht gleich hingehen und ihr Dich als meinen Nachfolger vorstellen. Ich möchte, dass sie Dich kennenlernt und dann schauen wir, ob sich daraus was machen lässt. Versprich Dir aber nicht zu viel. Selbst wenn die Reichsrätin dem zustimmen würde, benötigen wir auch noch die Gunst Deines Schwertvaters, dass er Dir den Ritterschlag erteilt."
Kieselchen kicherte bei dem Gedanken und stolperte fast über seine eigenen Flügel. „Eine Katze? Das wäre lustig!“


Leonora atmete aufgeregt. "Dann lass es uns versuchen. Du an Mutters Seite und..." Sie beendete den Satz nur in Gedanken - und ich an Alriks Seite -
„Ja, lustig und nützlich,“ stimmte Dehmahk zu. „Und jetzt, lass uns sehen, was wir aus den gesammelten Materialien zaubern können. Ich habe da so meine Ideen. Vielleicht gelingt uns trotz allem ein wunderbarer Trank!“
während ihr Augenpaar zur Tür schweifte, die Alrik vor kurzem verlassen hatte.


Wolfaran reagierte schnell und prompt auf die Situation. "Ich bin bis heute Abend leider voll verplant. Es ist schon Mittagszeit. Ich werde Alrik bitten, dass er Dir eine angenehme Taverne zeigt und Dich ein bisschen in Elenvina herumführt. Ich hoffe du verzeihst mir?" flunkerte Wolfaran.


Leonora quittierte seine Absage mit einem freudigen Lächeln.


==Erlans gutes Herz==
von Jonas


[[Herzogtum Nordmarken|Herzogtum Nordmarken]], Elenvina, Mitte Ingerim 1042 BF
==Das Geheimnis des Alten Wasserturms==
Nachmittags beschlossen [[Perricum:Amaryd von Waraqis|Amaryd]], [[Perricum:Elaisha von Waraqis|Elaisha ]] und [[Perricum:Aliyah von Palmyramis|Aliyah]], aus der [[Garetien:Villa Ox|Villa Ox]] hinauszutreten und durch die Weststadt von Gareth zu flanieren. Ihre Schritte führten sie bald zum Alten Wasserturm, einem beeindruckenden Bauwerk aus der Rohalszeit, das hoch oben mit steinernen Gargylfiguren geschmückt war.


[[kos:Erlan von Sindelsaum|Erlan von Sindelsaum]] war nach Elenvina gekommen um einige geschäftliche Dinge zu regeln. Gemeinsam mit seiner Knappin [[Garetien:Leonora II. von Ochs|Leonora von Ochs]] und einigen weiteren Bediensteten hatte er eine angenehme Flussschifffahrt den Großen Fluss herunter unternommen.
„Schaut euch das an,“ rief Amaryd begeistert. „Diese Gargyle sind unglaublich detailliert. Ob die im Zusammenhang mit „unserem“ Gargyl stehen?“


Kaum in Elenvina angekommen, hatte ihn aber auch schon bald Leonoras Bruder, [[Garetien:Wolfaran II. von Ochs|Wolfaran]] und seines Zeichens Kanzleirat für Eich- und Wägwesen zu einem Gespräch gebeten. Der beiden [[Perricum:Korhilda von Sturmfels|Mutter]] ging es nicht gut und er, Wolfaran wollte nach Perricum um sich um sie zu kümmern. Sie, Leonora sollte seinen Posten in der Kanzlei übernehmen um ihm, Wolfaran den Gang nach Perricum zu ermöglichen.
„Ja, es wirkt fast, als könnten sie jeden Moment zum Leben erwachen,“ fügte Elaisha hinzu, ein Schauer lief ihr über den Rücken.


Ganz schön ambitioniert die Ochsen. Zu all dem benötigten sie freilich ihn, Erlan, denn Leonora war noch immer seine Knappin, aber mittlerweile immerhin sieben Jahren in seinen Diensten. Er hatte eigentlich vorgehabt das Mädchen noch eine Weile an seiner Seite zu behalten, denn sie war ihm ans Herz gewachsen und hatte es in letzter Zeit nicht leicht gehabt. Sie hatte einen Mann heiraten müssen, mit dem sie nicht auskam und hatte ihr Neugeborenes Kind kurz nach der Entbindung zu ihm schicken müssen.  
„Ich wette, wir könnten einen Weg hineinfinden,“ sagte Aliyah schelmisch und deutete auf den Turm.


Erlan war also geneigt das Anliegen der Ochsen abzulehnen, denn ein paar Jahre im ruhigen Hügelland würden ihr sicher gut tun. Er bat sich also Bedenkzeit aus. Beim herausgehen lief ihm ein junger Spund in die Arme, der sich als [[Garetien:Alrik Herdan von Ruchin|Alrik Herdan von Ruchin]] vorstellte und Leonora anlächelte als ob sie die schönste Frau auf dem Derenrund sei und auch sie grinste ihn an wie ein Honigkuchenpferd. War das der gleiche Alrik Herdan der ihr immer wieder geschrieben hatte? Erlan ging langsam ein Licht auf. Daher wehte also der Wind.
Am Eingang des Turms trafen sie auf den alten Wassermeister [[wikav:Brandwig von den Wassern|Brandwig von den Wassern]]. Der rothaarige, fast taube Mann kümmerte sich um die Wasserleitungen der Stadt. Er sprach laut und mit einer gewissen Autorität.


Vielleicht war Elenvina also doch nicht so schlecht für sie. Es war wohl Zeit ein neues Kapitel aufzuschlagen. Jetzt galt es also nur noch einen Rondrakaplan zu finden.
„Was wollt ihr hier, Kinder?“ brummte Brandwig, seine Stimme donnerte durch die Gasse.


==In Rahjas Armen==
„Oh, geehrter Wassermeister, könnten wir den Turm besichtigen?“ fragte Aliyah mit einem charmanten Lächeln und einem unnachahmlichen Augenaufschlag. „Wir haben auch einige der besten Süßigkeiten aus Meister Marcipanus Geschäft für Sie.“
[[Herzogtum Nordmarken|Herzogtum Nordmarken]], Elenvina, Mitte Ingerim 1042 BF


Mit jeder Zeile, die sie [[Garetien:Alrik Herdan von Ruchin|Alrik Herdan]] schrieb, stellte sie sich vor, wie die beiden von Rahjas Rausch mitgerissen werden. In Wirklichkeit war es noch viel aufregender, als sie es sich ausmalen konnte. Erschöpft, aber glückselig, lag [[Garetien:Leonora II. von Ochs|Leonora]] eng angeschmiegt an ihrem Liebsten. So fühlte es sich also an, wenn Liebe das Rahjaspiel begleitete.
Brandwig betrachtete die Süßigkeiten mit leuchtenden Augen und konnte nicht widerstehen. „Na gut, aber nur kurz,“ sagte er schließlich und öffnete die schwere Tür des Turms.


Alrik streichelte sie und genoss die Umarmung. "Ich kann es immer noch nicht glauben, bitte kneif mich."
Der achteckige, 20 Meter hohe Turm war mit Strebepfeilern verstärkt und beeindruckte mit Fratzen, Neidköpfen und Statuen von Fabelwesen. Brandwig führte die Jugendlichen hinein und erklärte stolz die Funktionsweise der Wasserleitungen.


Leonora kitzelte ihn stattdessen. "Ich bin so glücklich, kannst Du Dir vorstellen, wir beide hier in Elenvina." Er umgarnte sie mit wildesten Küssen, die sie nur zugern erwiderte.
„Diese Rohre bringen das Wasser aus dem Erdinneren nach oben und verteilen es in die Villen, Häuser und Brunnen der Weststadt,“ sagte Brandwig laut. „Die Ochsen treiben das Hebewerk Tag und Nacht an.


Eng aneinander gekuschelt schwelgten sie in der Zweisamkeit.
Aliyah zeigte sich interessiert und heuchelte Begeisterung, während Amaryd und Elaisha die dunklen Ecken des Turms erkundeten. In einer versteckten Kammer entdeckten sie die Statuen zweier Versteinerten, die achtlos herumlagen, und zerbrochene Teile von Gargylen.


"Ich bin so froh, dass unsere Reichsrätin dein Potential entdeckt hat und Du Deinem Bruder folgen kannst" sinnierte Alrik.
„Das ist unheimlich,“ flüsterte Elaisha, als sie die steinernen Fragmente betrachtete. „Ob das mal Lebewesen waren?“


"Sie ist wahrlich eine fürsorgliche Frau aus hohem Hause. Aber noch viel mehr bin ich meinem [[kos:Erlan von Sindelsaum|Schwertvater]] dankbar. Ich bin so froh, dass beide Wolfarans und meine Not anerkannt haben und gewillt waren uns zu helfen."
Brandwig führte sie weiter zur Zugangstreppe des Hebewerks. „Der obere Teil des Turms ist nichts für Kinder,“ sagte er streng.


"[[Garetien:Wolfaran II. von Ochs|Wolfaran]] wird Deiner [[Perricum:Korhilda von Sturmfels|Mutter]] gut tun, er wird auf sie aufpassen und ihr die Stütze sein, die sie braucht."
Aliyah, die Brandwig zurück zu den Ochsen führte, stellte ihm weiterhin Fragen über die Wasserwirtschaft. „Es ist so faszinierend, wie das alles funktioniert,“ sagte sie und Brandwig konnte sein Glück kaum fassen, endlich jemanden gefunden zu haben, der sein Interesse teilte.


"Ja, Liebster, dass erhoffen wir uns beide. So sehr ich mich freue, es schwingt auch Wehmut mit dieser Entscheidung."
Währenddessen schlichen Amaryd und Elaisha zurück zum Turm. „Lass uns das Schloss knacken,“ flüsterte Amaryd. „Wir müssen herausfinden, was dahintersteckt.


Alrik war leicht irritiert. "Magst Du es nicht bei mir zu sein?"
Vorsichtig öffneten sie die alte, verrostete Tür und schlichen die vermoderte Treppe hinauf. Ranken wuchsen wild und das Holz knackte unter ihren Füßen. Oben angekommen entdeckten sie eine große Wasserpfütze auf dem Boden.


"Ach Quatsch. Bei Dir zu sein, ist alles was ich mir gewünscht habe. Ich bin traurig, dass ich den Kosch verlassen muss. In Sindelsaum war es so heimelig. Ich fühlte mich dort pudelwohl. So behütet und fernab der garetischen Intrigen. Ich werde Erlan und seine Frau [[kos:Alvide von Eichental|Alvide]] vermissen, verstehst Du. Sie sind wie Eltern für mich, ich habe sie sehr gern."
„Das sieht seltsam aus,“ sagte Amaryd und beugte sich darüber. „Es ist wie ein Spiegel.


"Ich weiß was Du meinst. Wolfaran, mein Schwertvater, ist wie ein Bruder für mich. Ich kann das nachempfinden."
Doch als sie beide genauer in die Pfütze schauten, bemerkten sie, dass es mehr war als nur eine einfache Wasserpfütze. Die spiegelnde Oberfläche begann, sich zu verändern und zeigte ihnen ein Bild, das sie beide in Staunen versetzte.


"Meinem Schwertvater ist es auch nicht leicht gefallen mich gehen zu lassen. Ich werde ihm ewig dankbar sein, dass er meinem Wunsch entsprochen hat. Das Hügelhaus werde ich vermissen. Die duftenden Kekse. Die Bibliothek, in der ich so gerne geschmökert habe. Erlan ist so belesen und die Unterhaltungen mit ihm haben mich immer mit Freude erfüllt. Er hat mich gut erzogen und wird mir immer ein großes Vorbild sein."
Hinter der spiegelnden Oberfläche sahen sie einen prächtigen Turm, der eigentlich ein Konglomerat von Türmen, Erkern und Spitzen war. Der Turm erhob sich majestätisch in den Himmel, fast bis zum kristallenen Firmament. Er war mit filigransten Ornamenten versehen, strahlte in hellem Weiß und war voller bunter Fenster. Es wirkte wie ein gewaltiges Märchenschloss, aus dem immer neue Türme wuchsen.


"Der Kosch ist nicht weit weg, Du wirst ihn besuchen können."
„Das ist unglaublich!“ flüsterte Elaisha. „Es sieht aus wie aus einem Traum.“


"Alrik, das ist nicht das Gleiche. Die Jahre im Kosch waren wunderschön und werden immer einen großen Platz in meinem Herzen einnehmen."
„Oder aus einer anderen Welt,“ ergänzte Amaryd mit Ehrfurcht in der Stimme. „Es ist wunderschön.


Alrik unterbrach Leonoras Redeschwall mit lustvollen Küssen. Zärtlich ließ sich die junge Frau auf den Körper des Ritters gleiten und sie gaben sich Rahjas diesseitigem Paradies hin.
Elaisha streckte ihre Hand aus und berührte vorsichtig die Wasseroberfläche, doch nichts geschah. „Es ist nur ein Spiegel,“ sagte sie schließlich. „Ein Fenster in eine andere Welt, aber kein Tor.


==Kälbchen werden flügge==
Amaryd nickte, erleichtert und mahnend in seiner Stimme. „Gut. Es war töricht, einfach hineinzufassen. Aber es ist faszinierend.“
[[Garetien:Villa Ox|Villa Ox]], [[Garetien:Kaiserstadt Gareth|Kaiserstadt Gareth]], Mitte Ingerim 1042 BF


[[Garetien:Wolfaran II. von Ochs|Wolfaran]] wartete in der Villa Ox auf seinen [[Perricum:Leobrecht von Ochs|Vater]]. Er wusste, dass er auf dem Weg nach Gareth war und wollte ihn unbedingt sprechen. Er wollte es ihm als Ersten sagen, obwohl Wolfaran befürchtete, dass seinem Vater die Information schon zugetragen wurde.
Enttäuscht, dass sie keine magisches Tor entdeckt hatten, beschlossen sie, zu Aliyah und Brandwig zurückzukehren. „Hier gibt es kein Feentor,“ flüsterte Amaryd. „Wir müssen woanders suchen.


Er wies die Bediensteten an ihnen eine kalte Schlachtplatte zuzubereiten und das Schlunder Wiesenschlösschen kalt stellen. Bei Fleisch und Bier ließ sich die Neuerung vielleicht besser überbringen.
==In Mandariels Reich==
[[Perricum:Amaryd von Waraqis|Amaryd]] war auf dem Weg zu seiner Lehrmeisterin [[Garetien:Clea Cornweyler|Clea Cornweyler]], als er plötzlich schnelle Schritte hinter sich hörte. Er drehte sich um und sah [[Perricum:Aliyah von Palmyramis|Aliyah]] und seine kleine Schwester [[Perricum:Elaisha von Waraqis|Elaisha ]] angerannt kommen, eine Postille in der Hand wedelnd.


[[Garetien:Iralda von Ochs|Seine Frau]] verbrachte den Tag im Studienseminar und die Kinder waren bereits zu Bett gegangen. Wolfaran saß im großen Kaminzimmer und las den aktuellen Märker Herold, als das Öffnen der großen Eichentür am Haupteingang seinen Vater ankündigte. Er atmete für sich tief durch und legte sich seine Worte zurecht.
„Amaryd, schau dir das an!“ rief Aliyah außer Atem und hielt ihm die Zeitung hin. „In der heutigen Ausgabe des Garether und Märker Herolds steht etwas Erstaunliches!“


Wolfaran hörte mit einem Ohr, dass die Bedientsten dem Reichsvogt berichteten, dass sein Sohn auf ihn warten würde. Die innerliche Anspannung im jungen Ochsen stieg an, als der Reichsvogt der Efferdstränen das Zimmer betrat. Die bissigen Blicke Leobrechts, die er seinem Sohn zu Teil werden ließ, verkündeten diesem schon, dass sein Vater bereits bestens informiert zu sein schien.  
„Was steht drin?“ fragte Amaryd neugierig, während er das Blatt entgegennahm.


Dennoch Wolfaran hatte sich vorgenommen, die Sachlage ruhig zu besprechen - nicht zu schreien und nicht zu wüten. Wolfaran blieb sitzen, öffnete zwei Biere und hielt eines seinem Vater auffordernd hin. Leobrecht nahm erst ein Mal einen tiefen Schluck Wiesenschlösschen und setzte sich in den Ohrensessel neben seinen Sohn, sein Bier prostete er ihm zu - wiederum auffordernd, dass Wolfaran sagen sollte, weshalb er den weiten Weg auf sich genommen hatte.
„Im [[Garetien:Kaiserstadt Gareth|Ugdalfspark ]] sind Leute verschwunden, die das Labyrinth betreten haben,“ erklärte Aliyah mit funkelnden Augen. „Es heißt, sie seien spurlos verschwunden und nie zurückgekehrt.


Schweigen - minutenlange Stille - hüllte den Raum und beide tranken den kühlen Gerstensaft.
„Das klingt unheimlich,“ meinte Amaryd skeptisch, während er den Artikel überflog. „Aber warum sollten wir dorthin gehen? Wir wissen nicht, wohin der Pfad uns führt.


Wolfaran ergriff als erster das Wort. "Vater, ich muss Dir etwas mitteilen. Ich habe es mir reiflich überlegt, sowie gut durchdacht und die Entscheidung getroffen als Kanzleirat für Eich- und Wägewesen zurückzutreten. Die Reichsrätin hat meinem Wunsch entsprochen und mein Rücktrittsgesuch angenommen."
Elaisha, die bisher still geblieben war, trat vor und schlug entschlossen vor: „Wir sollten den Stadtteil Heldenberg aufsuchen und den Irrgarten erkunden. Wer weiß, was wir dort finden?“


Leobrecht nahm besser noch einen Schluck und räusperte sich. "Es wurde mir zugetragen." sagte er knapp.
Amaryd zögerte, aber die Neugier war stärker. „Na gut, wir gehen. Aber wir müssen vorsichtig sein.


"Ich weiß, es war Dir wichtig einen Ochs in der Reichskanzlei zu sehen." fuhr Wolfaran fort, bedacht und die Stimme gesenkt. "Daher konnte ich meine Reichsrätin [[wikav:Thalia von Eberstamm-Weidenhag|Thalia von Eberstamm-Weidenhag]] von [[Garetien:Leonora II. von Ochs|Leonora]] begeistern. Sie ist von ihrer herzhaften Art angetan und so ist es mir gelungen, sie davon zu überzeugen, dass meine kleine Schwester mir folgen wird. [[kos:Erlan von Sindelsaum|Erlan von Sindelsaum]], dem ich von der Aufstiegsmöglichkeit berichtete, erteilte Leo daraufhin den Rittschlag. Sie wäre weit genug und er hätte ihr alles beigebracht, was sie für eine standesgemäßen Ritterin benötigen würde."
Mit wagemutiger Entschlossenheit machten sich die drei Freunde auf den Weg zum Ugdalfspark. Der Stadtteil Heldenberg war bekannt für seine verwinkelten Gassen und geheimnisvollen Ecken. Das Labyrinth im Ugdalfspark war berüchtigt für seine vielen Wendungen und Sackgassen.


Wolfaran konnte aus Leobrechts Mimik entnehmen, dass ihm das Vorgehen überhaupt nicht passte. Er bemühte sich, wie sein Sohn, das ganze emotionslos zu diskutieren. "Leo ist noch keine zwanzig Götterläufe alt, sie sollte studieren und ans Rechtsseminar gehen. Du wusstest, dass das meine Pläne mit ihr waren. Sie ist noch zu jung und unerfahren."
Die Sonne stand hoch am Himmel, als sie den Eingang zum Labyrinth erreichten. Die hohen Hecken schienen sich über ihnen zu schließen und warfen lange Schatten auf den Kieselweg.


"Vater, ich weiß, dass Du sie weiter ausbilden lassen wolltest. Zu jung ist sie nicht, ich war kein Jahr älter, als mir die Stellung des Kanzleirates übertragen wurde. Leo ist ein kluges Mädchen, nein - eine kluge Frau. Sie hat bisher alles getan, was Du von ihr verlangt hast. Sie hat geheiratet - einen [[Perricum:Ardor von Ochs|Mann]] den sich nicht ausstehen kann. Sie hat einen [[Perricum:Leomir von Ochs|Erben]] geboren, den sie nicht zu Gesicht bekommt, da er beim Vater aufwächst. Leo und ich haben beschlossen, dass es an der Zeit ist, dass wir unseres eigenen Glückes Schmied sind."
„Bleibt dicht zusammen,“ warnte Amaryd. „Es ist leicht, sich hier zu verlaufen.


"Ich bin mir dessen bewusst, dass meine Kleine viel für die Familie gegeben hat und glaub mir, es schmerzt mich zu sehen, dass ihre Ehe unglücklich verläuft. Du warst damals auch schon zu jung, dass muss ich zugeben. Jedoch war die Situation damals anders, die Gelegenheit war da und, so wie mir meine Quellen in der Kanzlei berichten, hast Du Dich nicht schlecht geschlagen. Was hätte aus Dir werden können. Du hättest groß Karriere in der Reichsverwaltung machen können, weiter kommen, als ich es dort je geschafft habe."
Mit rasendem Puls und pochendem Herzen jagten sie durch die engen Pfade des Labyrinths. Sie nahmen jede Abzweigung, rannten über Kieselwege und duckten sich unter tiefhängenden Ästen hindurch. Das Lachen und die Rufe der Jugendlichen hallten durch die verworrenen Wege, während sie sich gegenseitig antrieben.


"Ich habe Hartwaldener Blut in mir - ich kann Verwaltung" Wolfaran musste beim dem Ausspruch schmunzeln, ebenso sein Vater. "Aber ich bin noch zu jung um mein lebenlang in einer Amtsstube zu sitzen. Hinzu kommt, dass Leonora und ich uns durchaus dabei etwas gedacht haben, auch wenn es für Dich überstürzt aussieht."
„Hier entlang!“ rief Elaisha und führte die Gruppe mutig weiter. Ihre Augen leuchteten vor Aufregung.


"Na dann erzähl mal, was Eure Hintergedanken sind, Sohn! Ich muss Dir aus meiner Sicht auf jeden Fall mitteilen, dass es mir sehr missfällt, dass ihre ein solches Wechselspiel ohne meine Zustimmung durchgeführt habt. Ihr untergrabt meine Stellung als Oberhaupt des Hauses." Leobrechts Ton wurde bissiger.
Die Hecken wurden immer höher und dichter, und das Licht schien zu schwinden. Plötzlich änderte sich die Umgebung. Die Hecken wichen zurück und vor ihnen erstreckte sich eine weite Heide voller Blumen. Aus dieser Heide ragte ein gewaltiger Turm, der die Form eines riesigen gewundenen Horns hatte. Eine freie, geländerlose Wendeltreppe schlängelte sich um das Horn nach oben.


"Leo und ich, wir sorgen uns um Mutter." Allein die Namensnennung von [[Perricum:Korhilda von Sturmfels|Korhilda]] berührte den Reichsvogt sehr, auch wenn er seine Gefühle versuchte zu überspielen. "Wir haben Angst um sie. Die Fehde, das Attentat - dazu habe ich sie in Ongalosch in Gefahr gebracht. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt und ich habe das große Bedürfnis sie zu schützen. Mutter braucht jemanden an ihrer Seite, jemandem den sie vertraut. Du bist zu weit weg, bitte versteh doch, wir wollen Dich nicht kränken, aber wir mussten diese Entscheidung so für uns fällen."
„Schaut euch das an!“ rief Aliyah fasziniert. „Das ist unbeschreiblich!“


"Es ehrt Euch, dass ihr an Eure Mutter denkt. Ihr Wohlergehen liegt mir am Herzen. Dennoch euer Alleingang ist eine Rebellion gegen mich. Ihr untergrabt meine Position. Und das wissentlich. Wenn ihr mich als Vater und Oberhaupt anerkennen würdet, hättet ihr mich im Vorfeld gefragt. So wie es die Tradition uns lehrt."
Rund um den schwindelerregend hohen Turm ragten weitere filigrane Bauten am Rande der Lichtung empor, und es schienen ständig neue zu entstehen und höher in den Himmel zu wachsen. Die Strukturen wirkten, als wären sie aus feinem Kristall gefertigt und reflektierten das Licht in allen Farben.


Wolfaran ärgerte die Sichtweise seines Vatern und kommentierte zänkisch. "Vater, das ist nicht mehr die gute alte Retozeit Deiner Kindheit und auch nicht die glänzenden Jahre Hals. Die Welt ist dunkler geworden, aber Du siehst das in Deinem Alterstarrsinn garnicht. Nicht alles kann man über Tradition erklären."
„Was ist das nur für ein Ort?“ murmelte Amaryd ehrfürchtig. „Das sieht aus wie aus einem Märchen.


"Alt das bin ich für Dich? Ein alter Greis, der nicht mehr weiß was er tut? Oder wie darf ich das interpretieren?" der Reichsvogt wurde langsam mürrisch.
„Vielleicht ist es das auch,“ sagte Elaisha, ihre Augen leuchteten vor Aufregung. „Lasst uns näher rangehen.


Wolfaran hielt inne. Noch vor ein paar Jahren wäre er wie von der Maraske gestochen aufgesprungen und in eine Verteidigungshaltung gesprungen. Doch nein, er wollte sich beherrschen. Der junge Ochse trank noch einen Schluck und wies die Bediensteten an die Schlachtplatte zu bringen. Eigentlich sollten sie schon längst serviert worden sein, doch das Gesinde traute sich wohl nicht in das Kaminzimmer.
Vor dem Turm stand ein Einhorn mit weißem Fell und längeren weißen Barthaare am Kinn. Es blickte verträumt in die Gegend, als ob es über etwas nachdachte oder in eine ferne Welt blickte.


"Vater, nachdem Mutter mit Wasserburg belehnt wurde - ich weiß es missfällt Dir - bin ich zum Erbbaronet geworden. Wir beide wissen, dass für mich Vogt Stellen in den garetischen Landen nicht mehr möglich sind. Mutter ist ganz allein in Wasserburg. Ich habe mit Thimorn, ihrem Knappen geschrieben, ihr geht es nicht gut. Vater, Leo und ich haben wirklich Angst um sie. Ich sprach bei der Reichsrätin die Thematik an, bei einem unbedarften Plausch. Die alte Eberstammerin ist wahrlich eine fürsorgliche Frau und hatte ein offenes Ohr für meine Gedanken." Wolfaran war stolz auf sich, er hatte seine Stimmlage wieder beruhigt und sachlich weiterdiskutiert. "Was Leo angeht, sie wird nicht allein in der Kanzlei sein. Alrik Herdan wird dort als Assessor verbleiben und ihr eine Stütze sein."
„Ein Einhorn! Das ist wirklich mystisch!“ flüsterte Aliyah ehrfürchtig.


Leobrecht brummte - irgendwas zwischen Missfallen und Verständnis. "Der Ruchin...." Gedanklich beendete er den Satz mit "...der will doch nur in das Bett meiner Tochter", das sprach er jedoch nicht aus.
„So müssen [[wikav:Mandariels Reich|Feenwelten ]] aussehen“ sagte Amaryd entschlossen. „Vielleicht finden wir hier Antworten.


"[[Garetien:Alrik Herdan von Ruchin|Alrik Herdan]] ist ein umsichtiger, junger Mann. Er wird auf Leo Acht geben und ihr helfen sich in der Reichskanzlei zurecht zu finden. Da bin ich mir sicher."
==Das Rätselspiel==
[[Perricum:Amaryd von Waraqis|Amaryd]], [[Perricum:Elaisha von Waraqis|Elaisha ]] und [[Perricum:Aliyah von Palmyramis|Aliyah]] folgten der Wegbeschreibung des Einhorns [[wikav:Steinerne_Schwingen/NSC|Güldenhuf]], welches so freundlich war, ihnen weiterzuhelfen. Vom Einhornturm aus gingen sie in südlicher Richtung – falls man es überhaupt so nennen konnte, denn sie befanden sich in einer Feenwelt. Ihr Weg führte sie von dem Einhornturm zum Schlafenden Giganten, wie Güldenhüf es nannte. Seine Anmerkung, wenn ihr beim Bollwerk der Wildschweine angekommen seid, habt ihr euch verlaufen, machte sie unsicher. Doch schließlich kamen sie bei der von Güldenhuf beschriebenen Höhle an.


Leobrecht sagte nichts, trank lieber noch ein Schluck Bier und schmauste mit grimmigen Blick von der Schlachtplatte.
„Das muss die Höhle sein,“ sagte Elaisha aufgeregt, als sie den Eingang entdeckten. „Güldenhüf hatte recht.


"Vater, sie mögen sich - sehr sogar. Leo hat Dir einen Erben geschenkt, damit Hordenberg in Ochsscher Hand bleibt. Sie hat ihre Pflicht erfüllt. Lass ihr bitte das Stück Glück und wir beide wissen, in Elenvina kann sie glücklich werden."
„Lasst uns vorsichtig sein,“ warnte Amaryd. „Wir wissen nicht, was uns hier erwartet.


Leobrecht nickte zaghaft. Was sollte er kritisches zu ausserehelichen Verbindungen sagen, er der drei Bastarde mit der Liebe seines Lebens gezeugt hatte.
Die drei Freunde betraten die Höhle und fanden sich in einer Welt voller leuchtender Kristalle und seltsamer Geräusche wieder. Inmitten der Höhle werkelte Dehmahk, der Grolm, an seinen alchemistischen Tränken. Neben ihm versuchte der kleine, tolpatschige Gargyl Kieselchen, ihm zu helfen, wobei er immer wieder Dinge umwarf und sich entschuldigte.


Die beiden Ochsen schienen sich mit der Situation arrangiert zu haben. Sie blieben zwar bei ihrern unterschiedlichen Ansichten, aber es machte dens Anschein, als könnten beide einander respektieren.
„Meister Dehmahk,“ begann Amaryd höflich. „Wir sind auf der Suche nach Bernsteinen. Könnten wir vielleicht welche von Ihnen erwerben?“


==Kind unsteter Zeiten==
Dehmahk drehte sich langsam um und betrachtete die drei neugierigen Gesichter vor ihm. „Bernsteine, sagt ihr? Hmmm... das ist nicht so einfach,“ brummte er und verschränkte die Arme. „Aber was machen Menschen wie ihr hier in meiner Höhle?“
[[Garetien:Villa Ox|Villa Ox]], [[Garetien:Kaiserstadt Gareth|Kaiserstadt Gareth]], Mitte Ingerim 1042 BF


[[Garetien:Wolfaran II. von Ochs|Wolfaran]] stand vor dem Portrait seines [[Perricum:Leobrecht von Ochs|Vaters]]. Gezeichnet wurde es im Götterlauf 1006 BF als Leobrecht von Ochs seine Stelle als Assessor in der Reichskanzlei für Handel und Wandel antrat. Wie auch ihm, verhalf ihnen hierbei [[Garetien:Elea von Ruchin|Elea von Ruchin]] zur Anstellung.
Aliyah trat vor und erklärte: „Die Bernsteine sind sehr wichtig für einige Personen in Gareth. Sie sind sehr empört, dass sie Ihnen gestohlen wurden. Wir müssen sie zurückholen.


Wie jung er da aussah, dachte Wolfaran. Nur ein paar Jahre älter, als er am heutigen Tage. Er betrachtete das Bild näher, es berührte ihn gegenwärtig mehr, als sonst. Obwohl er am Portrait schon etliche Male vorbeigegangen war.
Dehmahk runzelte die Stirn. „Empört, sagt ihr? Warum sollte ich euch helfen?“


Er sah seinem Vater so verdammt ähnlich. Als wäre er eine jüngere Kopie von ihm. Die gleichen Haare, die gleichen Augen – nur nicht ganz so stiernackig. Würde er sich noch einen prächtigen Kaiser-Alrik-Schnauzbart wachsen, wüsste man nicht, wessen Portrait man sich ansah.
In diesem Moment bemerkte Kieselchen Amaryd und stieß einen überraschten Laut aus. „Du! Du bist der Mensch, der mich in Gareth verfolgt hat!“
Aber genau da war der Unterschied. Der Vollbart oder Kinnbart, den Wolfaran sich wechselweise vom Bartscherer schneiden ließ, war auch als Sinnbild für die Verschiedenheit der Beiden zu sehen.


Sie waren sich ähnlich – im Aussehen, als auch im Wesen. Aber nur ähnlich, nicht gleich. Leobrecht stammte aus einer anderen Zeit, wurde strenger erzogen und wuchs dementsprechend anders auf.
Amaryd schaute überrascht. „Das warst du? Der furchteinflößende Gargyl, der beim Einbruch gestört wurde?“


Vielleicht war sein Vater obrigkeitshöriger als er. In der Reichskanzlei leistete Wolfaran sehr gute Dienste ab, gab Vorschläge, aber rebellierte nicht. Ganz anders war da sein Verhältnis zu seinem Vater. Er liebte ihn, sehr sogar. Er war ihm ein Vorbild, gewiss ein sehr Großes dabei.  
Kieselchen nickte heftig. „Ja, das war ich! Aber hier bin ich viel kleiner und weniger bedrohlich.
Die Jahre als Bastard schmerzten ihn immer noch, obwohl er mittlerweile fast zehn Götterläufe ein vollwertiges Mitglied des Hauses Ochs war. So ganz würde Wolfaran es seinem Vater nie verziehen können.


Die Leute sagen immer, sein Vater wäre fortschrittlich und weitsichtig. Vielleicht ist er das für jemanden, der aus der Retozeit stammt. Für Wolfaran jedoch nicht modern genug. Sie stammten aus einem angesehen Haus. Immer wieder predigte Leobrecht, fast gebetsmühlenartig, „die Kaiserin wird zu guter Letzt doch immer einen Ochsen auswählen, denn wir sind ihr immer treu ergeben“.
„Wie ist das möglich?“ fragte Amaryd verwundert. „In der [[Garetien:Kaiserstadt Gareth|Lynciriumsgasse ]] warst du groß und sahst gefährlich aus.


Pah! Diese Floskel. An ihm vorbei wurde weitaus unfähigere Adlige befördert und belehnt. Manchmal war die Zeit des Abwartens vorbei. Man musste das Heft selbst in die Hand nehmen. So wie seine Mutter es getan hatte. So wie er es jetzt getan hat, als er Leonora in die Reichskanzlei manövrierte.
Dehmahk lachte grummelnd. „Das lag an einem Zauber meinerseits. Kieselchen sollte beängstigender wirken bei der Materialsuche.


[[Perricum:Korhilda von Sturmfels|Korhilda]] war für Wolfaran eine Heldin. So tugendhaft und mutig. Sie kämpfte in der Dritten Dämonenschlacht, sie war Vaters große Stütze am Arvepass, sie rang den Giganten nieder und stritt in der Wasserburger Fehde. Sie lebte gefährlich, ein ums andere Mal ist sie dem Raben entkommen, doch sie war so hingebungsvoll.
Elaisha trat näher und betrachtete den kleinen Gargyl neugierig. „Das ist faszinierend! Aber trotzdem, Meister Dehmahk, wir brauchen die Bernsteine. Können wir nicht einen Handel machen?“


Mit aller Kraft und Mut ging sie die Probleme an. Offensiv, nicht defensiv, wie Vater.  Sie war es die ihn in Ongalosch schützte. Ein dummes Abenteuer, wie er im Nachhinein feststellen musste. Dafür aber lehrreich. Er würde seine Handlungen besser abwägen und durchdenken.
Dehmahk kratzte sich am Bart und überlegte. „Nun, vielleicht können wir einen Handel abschließen, aber einfach wird es nicht. Ich habe einige Rätsel vorbereitet. Für jedes richtige Rätsel erhaltet ihr Bernsteine.


Die Entscheidung Elenvina zu verlassen, war durchdacht, auch wenn Vater das anders sah. In gewisser Weise ehrte es Wolfaran sogar, dass Leobrecht ihn auf dem Weg zu höhreren Aufgaben sah. Dennoch für Wolfaran war die Zeit gekommen, seine Mutter zu unterstützen und sie zu schützen. Sie brauchte jemanden an ihrer Seite, jemandem dem sie vertraute. Da Vater zu weit weg wohnte, fiel die Aufgabe ihm zu – dem Ältesten, dem Erben.
„Einverstanden!“ rief Elaisha begeistert. „Wir lieben Rätsel.


==Freidenker, Rebellen und Traditionalisten==
Dehmahk blickte auf Aliyahs Halskette, die mit wunderschönen Edelsteinen besetzt war. „Doch bevor wir beginnen, gefällt mir diese Halskette sehr. Wenn ihr sie mir als Tausch gebt, können wir fortfahren.“
[[Garetien:Villa Ox|Villa Ox]], [[Garetien:Kaiserstadt Gareth|Kaiserstadt Gareth]], Mitte Ingerim 1042 BF


[[Perricum:Leobrecht von Ochs|Leobrecht]] ging nach dem Gespräch mit seinem Ältesten in sein Schlafgemach. Über eine Zwischentür erreichte er das Schlafgemach seines jüngsten Sohnes. Der kleine [[Perricum:Etilian von Ochs|Etilian]], das Nesthäkchen, welches ihm durch Tsas wundersame Schenkung noch zu Teil wurde.
Aliyah zögerte, ihre Finger um die Halskette gelegt, die ihrer Großmutter gehört hatte. Sie sah ihre Freunde an und dann Dehmahk. „Diese Halskette ist mir sehr wichtig,“ sagte sie leise. „Aber wenn es uns weiterhilft, gebe ich sie dir.


Die Amme blickte kurz auf, verließ dann das Zimmer und ließ den Reichsvogt mit dem Kleinkind alleine. Leobrecht stand an der Wiege und sein Herz erwärmte sich, als er dem seelenruhig schlafenden Knaben zuschaute.  
Dehmahk nahm die Halskette entgegen und ein schelmisches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Gut, nun können wir beginnen.


Etilian erinnerte ihn an [[Garetien:Wolfaran II. von Ochs|Wolfaran]], auch wenn sie sich nicht ähnlich sahen. Damals 1014 BF, als er in diesem Zimmer das Licht Deres erblickte. Seine geliebte Hilda, sie war selbst noch ein Kind, als sie die Früchte Tsas zum ersten Mal in sich trug. Er dachte an den ersten Anblick, das erste Mal, als er Wolfaran auf dem Arm hielt.  Die kleinen Hände und Füße.
„Hier kommt das erste Rätsel,“ sagte Dehmahk. „Ich bin leicht wie eine Feder, aber die stärksten Menschen können mich nicht halten. Was bin ich?“


Er war so groß geworden, ein erwachsener Mann. Hatte er ihm als Kind zu viel durchgehen lassen? Hätte er strenger sein müssen? Fragen, die ihn seit jeher begleiteten. Dann dachte er an seinen Vater, den Tyrannen. Nein, so wollte er nicht sein. Er wollte seinen Kindern ein liebevoller Vater sein.
Die drei Freunde überlegten kurz. „Ein Vogel?“ fragte Elaisha.


Liebevoll, schön und gut. War er zu weich?
„Nein,“ sagte Dehmahk kopfschüttelnd. „Versucht es noch einmal.“


Leobrecht wurmte es ungemein, dass seine beiden Ältesten ohne seine Zustimmung eigene Entscheidungen getroffen haben. Und dann noch so weitreichende.
„Vielleicht eine Wolke?“ riet Amaryd.


Der Reichsvogt haderte mit sich selbst. Hätte er, als Wolfaran geboren wurde, besser seine Entscheidung getroffen und hätte Hilda geehelicht, dann wäre sein Sohn nicht fast zwanzig Jahre ein Bastard gewesen. Es war sicher viel, was auf seinen Ältesten im letzten Jahrzehnt eingeprasselt ist. Vom unbedeutenden Bastard zum Baronsgatten und weiter zum Erben einer Baronie.
„Auch nicht,“ antwortete Dehmahk. „Noch einen Versuch.


Vielleicht konnte er ihm gar nicht verdenken, dass er selbstbewusst seine eigenen Entscheidungen traf.
Aliyah dachte nach und dann rief sie: „Ein Atem!“


Ein Haus zu führen, war nicht immer einfach. [[Garetien:Anaxios Illosos von Ochs|Anaxios]] ein Freigeist, ebenso [[Garetien:Iralda von Ochs|Iralda]]. Beide intelligent und Freidenker. Wolfaran war ebenfalls zu einem selbstsicheren Mann herangewachsen und hatte eigne Ideen und Ansichten. Leo, die kleine [[Garetien:Leonora II. von Ochs|Leonora]], sie war so groß geworden und schien auch ihre eigenen Wege zu gehen. Die Herde trieb auseinander. Welche Kniffe sollte er anwenden, um sie zusammen zu halten?
Dehmahk nickte anerkennend. „Sehr gut. Hier ist der erste Bernstein.“ Er reichte ihnen einen leuchtenden Bernstein.


Hatte er Leonora zu viel zugemutet, als er sie mit dem [[Perricum:Ardor von Ochs|Pferdeflüsterer]] aus Weißbarûn verheiratete. Oh, er hatte gehofft, dass die beiden zueinander finden. Aber nein, sie konnten sich nicht ausstehen. Es freute ihn, dass sie einen Mann gefunden hatte, den sie liebte. Wäre es ihr Gatte, wäre es noch besser.  
Währenddessen versuchte Kieselchen, einen Krug Wasser zu holen, stolperte jedoch über seine eigenen Füße und verschüttete den Inhalt auf den Boden. „Entschuldigung, Meister Dehmahk,“ stammelte der kleine Gargyl.


Sein Blick schweifte zu Etilian. Wenn Wolfaran in schon als antiquiert bezeichnete, was sollte dann Etilian mal von ihm denken, wenn er größer würde? Als sein Ältester das Licht Deres erblickte war er Ende dreißig, jetzt war er Mitte sechzig, als seine Hilda ihm noch das späte Vaterglück zu Teil kommen ließ.  
„Nun das zweite Rätsel,“ fuhr Dehmahk fort. „Ich habe Städte, aber keine Häuser. Ich habe Berge, aber keine Bäume. Ich habe Wasser, aber keine Fische. Was bin ich?“


Er könnte vom Alter sein Enkel sein. Würde er noch mehr rebellieren?
„Eine Wüste?“ vermutete Amaryd.


Mit der Hand streichelte er den kleinen Knaben. Oh ja, er hoffte er würde rebellieren, denn das würde bedeuten, dass Leobrecht noch am Leben sein würde und er sehen konnte, wie Etilian zu einem Mann wurde.  
„Nein,“ sagte Dehmahk. „Versucht es erneut.


Er freute sich ungemein über seinen jüngsten Spross, doch auch Wehmut begleitete ihn bei dem Gedanken, dass er es vielleicht nicht mehr erleben würde, ihn aufwachsen zu sehen.
„Eine Landkarte!“ rief Elaisha.


==Funkelnde Sterne==
Dehmahk lächelte und überreichte ihnen einen weiteren Bernstein. „Ihr seid klug. Hier ist der zweite Bernstein.“
[[Garetien:Villa Ox|Villa Ox]], [[Garetien:Kaiserstadt Gareth|Kaiserstadt Gareth]], 10. Ingerimm 1042 BF


[[Garetien:Wolfaran II. von Ochs|Wolfaran]] saß im Garten der Villa Ox. Das Streitgespräch mit seinem [[Perricum:Leobrecht von Ochs|Vater]] belastete sein Gemüt, als [[Garetien:Iralda von Ochs|Iralda]] sich neben ihn auf die Holzbank setzte. Sie hatte bis spät in die Nacht in der Bibliothek gelesen, um sich auf die nächsten Prüfungen am Rechtsseminar vorzubereiten.
Kieselchen versuchte derweil, einige Zutaten für Dehmahks Tränke zu sortieren, aber er stolperte über eine Kiste und verstreute die Inhaltsstoffe überall. „Oh nein, nicht schon wieder,“ murmelte Kieselchen verzweifelt.


Ihr Gatte warf ihr einen geqälten Blick zu, was sie dazu brachte ihm aufmunternd über den Rücken zu streichen. "So schlimm?"
„Und nun das dritte Rätsel,“ sagte Dehmahk. „Was hat Flügel, aber kann nicht fliegen? Was hat Augen, aber kann nicht sehen?


"Ach, wir waren unterschiedlicher Meinung, es gab schon Tage da haben wir uns mehr gestritten."
„Eine Uhr?“ riet Aliyah.


Iralda blickte hoch zu den Sternen. "Da, siehst Du den roten Wandelstern?" Wolfaran nickte und lauschte weiter den Erklärungen seiner Ehefrau. "In der Astrologie wird er beschrieben als von neun grün gebänderten Furchen durchzogener Bronzeschild. Das ist der Wandelstern des Kor. Er steht für Streit und Unverträglichkeit."
„Falsch,“ sagte Dehmahk. „Noch ein Versuch.


Wolfaran schmunzelte. "Versucht Du mir gerade mit dem Sternbild meine Handlungen zu erklären?"
„Eine Nadel?“ versuchte Amaryd.


"Meinst Du es ist Unfug? Dann schau weiter nach rechts. Siehst Du den schwach weiß scheinenden Wandelstern?"
„Nein,“ antwortete Dehmahk. „Letzter Versuch.“


Iralda nahm Wolfarans Arm und deutete mit seinem Finger in die richtige Richtung, so dass er ihn auch erkennen konnte. "Ich gebe zu mit Fernrohr ist er besser zu erkennen. Das ist der Stern des Aves - ich sage nur Freiheit... als eine Assoziation."
Elaisha dachte nach und dann sagte sie: „Eine Statue!“


"Also ich rebelliere gegen meinen Vater, weil die Sterne es so wollen?" Wolfaran schüttelte den Kopf.
Dehmahk lachte laut und nickte. „Richtig! Ihr habt gut geraten.“ Er überreichte ihnen den dritten Bernstein.


"Ich weiß selbst nicht, ob ich daran glauben soll, aber manchmal ist was Wahres an der Astrologie. Und in Deinem Fall passt es gerade einfach zu gut. Aber nicht nur Du rebellierst, auch ich habe mich schon mit Deinem Vater über die Zukunft des Hauses unterhalten - und wir hatten unterschiedliche Meinungen."
„Aber das Spiel ist noch nicht vorbei,“ fügte Dehmahk hinzu. „Ich habe noch weitere Rätsel für euch.


"Du auch?"
„Das klingt gut,“ sagte Amaryd. „Wir sind bereit.“


"Ja, und [[Garetien:Anaxios Illosos von Ochs|Anaxios]] hat auch seinen eigenen Willen. Dein Vater kann einem schon ein wenig Leid tun, es scheint als machen alle Ochsen was sie wollen."
Während Dehmahk das nächste Rätsel überlegte, versuchte Kieselchen einen schweren Mörser zu heben und ließ ihn prompt auf den Boden fallen, wodurch ein lautes Klirren die Höhle erfüllte. „Tut mir leid, Meister Dehmahk,“ piepste Kieselchen beschämt.


"Ihr hesingegefälligen Schlangen." Wolfaran lachte bei dem Ausspruch laut "Von euch erwartet man ja nichts anderes...." neckte er seine Ehefrau weiter.
„Hier kommt das vierte Rätsel,“ sagte Dehmahk. „Ich bin schwerer als das größte Schiff, aber jeder kann mich tragen. Was bin ich?“


Iralda boxte ihn zänkisch in die Seite. "Ruhig Brauner....." um dann wieder auf die Sterne zu blicken. "Siehst Du...Gelblich-weiß wie ein Zitrin oder Goldtopas strahlend. Das ist Ucuri der zweithellste Wandelstern. Astrologisch steht Ucuri für Triumph und Sieg."
„Ein Berg?“ riet Elaisha.


"Das klingt viel besser als Streit, Unverträglichkeit und Freiheit." warf Wolfaran ein.
„Nein,“ sagte Dehmahk. „Versucht es nochmal.


"Vielleicht kann man es so interpretieren, dass man erst Zanken muss, um siegreich zu sein?"
„Ein Name!“ rief Aliyah.


"Man kann sich auch alles schön reden, Liebes. Dann beende es auch. Hammer und Amboss kann sogar ich am Firmament erkennen." Wolfaran lauschte interessiert.
„Sehr gut!“ sagte Dehmahk beeindruckt und überreichte ihnen einen vierten Bernstein.


"Hm... das elfte Sternbildim Zwölfkreis. Wird unter anderem mit Härte, Beständigkeit und Gegenständlichkeit assoziiert. Letzteres passt doch zur Situation."
„Das fünfte Rätsel lautet,“ fuhr Dehmahk fort. „Ich gehe jeden Morgen und Abend um die Stadt, aber ich bewege mich nie. Was bin ich?“


"Gegenständlichkeit kann ich auch in der Situation erkennen. Beständigkeit... hm Leo nimmt meinen Platz ein, unser Idamil den ihren. Fällt das unter Beständigkeit? Zu Härte fällt mir bisher nichts ein."
„Ein Schatten?“ vermutete Amaryd.


"Es muss ja nicht alles eintreten."
„Nein,“ sagte Dehmahk. „Versucht es nochmal.“


"Ich wünschte mir es würde wieder ruhiger werden im Haus Ochs. Es war viel Veränderung in letzter Zeit. Ich glaube das überfordert Vater. Die Zeit scheint schnelllebiger zu sein."
„Vielleicht ein Uhrzeiger?“ schlug Elaisha vor.


"Vielleicht müssen wir mehr auf seine Bedürfnisse eingehen. Er ist wirklich bemüht uns allen gerecht zu werden. Doch wir sind so unterschiedlich, dass das garnicht möglich ist."
„Auch nicht,“ sagte Dehmahk kopfschüttelnd. „Letzter Versuch.


"Ich konnte auf ihn bei der Entscheidung keine Rücksicht nehmen, denn ich musste auf [[Perricum:Korhilda von Sturmfels|Mutter]] achten."
Elaisha runzelte die Stirn, dann lachte sie. „Die Mauer!“


"Manchmal geht es nicht, das verstehe ich. Doch versuche wieder eine Brücke zu ihm zu bauen. Bemühe Dich das angespannte Verhältnis von Dir zu ihm und von Hilda zu ihm zu kitten. Um erfolgreich zu sein benötigen wir alle eine Herde die gemeinsam seinen Weg verfolgt."
„Richtig,“ sagte Dehmahk lächelnd und übergab den fünften Bernstein. „Nun das sechste Rätsel: Ich habe ein Bett, aber ich schlafe nie. Was bin ich?“


"Ich werde es versuchen, vor allem er und Mutter müssen sich wieder vertragen. Sie kann nicht ohne ihn."
„Eine Blume?“ riet Aliyah.


"Und er nicht ohne sie..." Iralda schmiegte sich an ihren Gatten und sie genossen weiter den Blick auf das funkelnde Sternenbild über den Dächern der Kaiserstadt.
„Nein,“ sagte Dehmahk. „Versucht es erneut.


==Ein garetisches Haus==
„Ein Fluss!“ rief Amaryd.
[[Garetien:Villa Ox|Villa Ox]], [[Garetien:Kaiserstadt Gareth|Kaiserstadt Gareth]], 11. Ingerimm 1042 BF


Wir gut, dass die Ochssche Kinderschar das Frühstück mit ihrem kindlichen Charme auflockerte. [[Perricum:Leobrecht von Ochs|Leobrecht]] und [[Garetien:Wolfaran II. von Ochs|Wolfaran]] waren sich zurzeit nicht sonderlich grün und Iralda darum bemüht die Risse zu kitten.
„Ihr seid wirklich schlau,“ lobte Dehmahk und überreichte den sechsten Bernstein.


[[Garetien:Trisdhan von Ochs|Trisdhan]] und [[Garetien:Idamil von Ochs|Idamil]] konnten kaum in sich halten und quasselten ununterbrochen. Für beide war es so aufregend, dass sie Gareth alsbald verlassen würden. [[Garetien:Thion von Ochs|Thion]] war am Morgen unausstehlich, wahrscheinlich hing es damit zusammen, dass seine beiden älteren Brüder ihn zur gleichen Zeit als Spielgefährten abhanden kommen würden.
Währenddessen versuchte Kieselchen, einige Flaschen auf einem Regal zu ordnen, aber er stieß sie um, wodurch sie klirrend zu Boden fielen. „Entschuldigung, Meister Dehmahk,“ sagte Kieselchen kleinlaut.


[[Garetien:Storko von Ochs|Storko]] war noch zu klein und mit Essen beschäftigt. [[Garetien:Hardane von Ochs|Hardane]] wippte auf [[Garetien:Iralda von Ochs|Iraldas]] Arm, während das stinkende Bündel [[Garetien:Aldare von Ochs|Aldara]] von ihrer Tante [[Perricum:Kathaya von Ochs|Kathaya]] zur Amme gebracht wurde.  
„Das siebte Rätsel ist:“ sagte Dehmahk. „Ich kann sprechen, aber ich habe keine Zunge. Ich kann hören, aber ich habe keine Ohren. Was bin ich?“


Auf Leobrechts Schoß saß das Nesthäkchen der Familie, [[Perricum:Etilan von Ochs|Etilian]], der ein Brötchen mümmelte. Als es herunterfiel quittierte er das Missgeschick mit einem quengelten Schrei. Wolfaran hob das angekaute Brötchen auf und reichte es seinem Bruder. "Hier Kleiner." Unwirklich lag sein Augenpaar auf dem Jungen, irgendwie fühlte es sich komisch an ein Kleinkind als Bruder zu haben.
„Eine Statue?“ riet Elaisha.


"Du musst Dich erst noch dran gewöhnen, oder?" warf Leobrecht mit Blick auf Wolfarans Mimik ein.
„Falsch,“ sagte Dehmahk. „Noch ein Versuch.


"Irgendwie schon. Mein Bruder ist jünger als meine Kinder. Schon komisch."
„Ein Echo!“ rief Aliyah.


"Wenn es Dir hilft, für mich ist es auch ein komisches Gefühl. Ich hatte mich damit abgefunden Großvater zu sein und nicht noch ein eigenes Bündel in der Hand zu halten."
„Richtig!“ Dehmahk übergab den siebten Bernstein. „Nun das achte Rätsel: Was hat ein Herz, das niemals schlägt?“


"Ich finde es schön, ihr habt Euch doch noch ein Kind gewünscht." kommentierte Iralda den Wunsch den Leobrecht und [[Perricum:Korhilda von Sturmfels|Korhilda]] hegten.
„Ein Stein?“ vermutete Amaryd.


"Ja wir haben es uns gewünscht, aber nicht daran geglaubt, dass es möglich wäre." Mit einem milden Blick folgte der Reichsvogt seinem Sohn.
„Nein,“ sagte Dehmahk. „Versucht es nochmal.


"Ich reise Morgen gen [[Perricum:Baronie Wasserburg|Wasserburg]], mit den Kleinen. Idamil wird von [[Garetien:Hitta vom Wirsel|Hitta]] überbracht. Kommst Du auch schon mit?"
„Vielleicht eine Uhr?“ schlug Elaisha vor.


Da war wieder das Wort Wasserburg. Zurzeit ein wunder Punkt für den Reichsvogt. "Ich muss noch etwas in der Kaiserstadt regeln und werde mit Etilian und Kathaya nachreisen. Bevor Du fährst, muss ich Euch beiden noch etwas mitteilen."
„Auch nicht,“ sagte Dehmahk kopfschüttelnd. „Letzter Versuch.


Iralda und Wolfaran schauten skeptisch, während das Oberhaupt des Hauses sein Anliegen konkretisierte. "Es ist nichts schlimmes, das vorweg." beruhigte Leobrecht vorab die Gemüter. "Iralda du bist Baronin von [[Garetien:Baronie Bärenau|Bärenau]], Wolfaran Du wirst der nächste Baron von Wasserburg. Ich habe mich daher entschieden, dass [[Garetien:Bärenauer Haus Ochs|Bärenauer Haus Ochs]] wieder in die Hauptlinie zu führen."
Elaisha überlegte kurz und rief dann: „Ein Kunstwerk!“


Iraldas fragender Blick lag auf ihrem Schwiegervater, der daraufhin erneut das Wort ergriff. "Ich rief den Zweig 1034 BF ins Leben, um die Ansprüche auf die Baronie Bärenau zu erheben. Der Anspruch wurde anerkannt und Du, meine Liebste, leitest seid sechs Götterläufen die Geschicke im Süden Hartsteens. Da mit Wolfaran eine weitere Baronie in Laufe der Zeit hinzukommen wird, habe ich beschlossen unsere beiden Hauptzweige wieder zusammen zu führen."


"Weil Du nicht möchtest, dass eine Nebenlinie stärker wird als das Haupthaus." Leobrecht hätte Iraldas Aussage fast als Angriff gewertet, wenn sie nicht schnell noch einen Nachsatz eingeworfen hätte. "Bitte nicht falsch verstehen, es war eine reine Feststellung, keine Wertung."
„Ihr habt alle Rätsel richtig gelöst,“ sagte Dehmahk erfreut und überreichte den letzten Bernstein. „Das war ein faires Spiel.


Leobrecht nickte. "Ja, ich möchte dass das [[Garetien:Haus Ochs|Haus Ochs]] einig ist. Und erhoffe mir das mit diesem Schritt."
„Vielen Dank, Meister Dehmahk,“ sagte Amaryd dankbar. „Das war sehr unterhaltsam.


Das Oberhaupt wusste, dass es nur ein kosmetischer Schritt nach Außen hin war. Seine Quer- und Freidenker würde er damit nicht ruhig stellen können.
„Gerne doch,“ brummte Dehmahk. „Und nun hinfort mit euch, bevor Kieselchen noch mehr umwirft.


Bevor die Erwachsenen das Thema weiter vertiefen konnte, hatte Klein Storko schon seine Milch über den kompletten Essenstisch verteilt, so dass alle damit beschäftigt waren nicht nass und dreckig zu werden.


==Auf Leonoras Spuren==
==Verlogene Schreiberlinge==
Dachsbau, [[Fürstentum Kosch|Fürstentum Kosch]], Baronie Sindelsaum, Ingerimm 1042 BF
Garether und Märker Herold


Aufgeregt saß [[Garetien:Idamil von Ochs|Idamil]] mit der Ritterin [[Garetien:Hitta vom Wirsel|Hitta vom Wirsel]] in der Kutsche. Nach dem sie den [[kos:Gobrom zu Stippwitz|Urgroßvater]] des Jungen am Angbarer See besucht hatten, fuhren sie weiter gen Sindelsaum.
Diebstahl der Bernsteine aufgeklärt: Erfolgreicher Einsatz der Garethischen Criminal-Cammer


Idamil hatte schon viele tolle Geschichten aus dem Kosch gehört. Sei es von seiner Mutter, seinem Urgroßvater oder seiner Tante, die voll des Lobes über ihren Schwertvater [[kos:Erlan von Sindelsaum|Erlan von Sindelsaum]] war.
In einem bemerkenswerten Akt der Gerechtigkeit hat die Garethische Criminal-Cammer unter der weisen Führung der hochgeschätzten Inspectorin Vallusa Engstrand den rätselhaften Diebstahl der kostbaren Bernsteine ans Licht gebracht. Mit unermüdlichem Eifer und kluger Strategie haben die tüchtigen Mitglieder des Amtes VI. der Garethischen Criminal-Cammer ihre herausragende Kompetenz unter Beweis gestellt.


Er, der zwei Koscher Fürstennamen trug - Idamil und Baduar -, auch aufgrund der Verbundenheit seiner [[Garetien:Iralda von Ochs|Mutter]] an die Heimat ihrer Vorfahren, würde die Tradition fortsetzen und in den Kosch gehen. Sein [[Garetien:Wolfaran II. von Ochs|Vater]] hatte ihm mitgeteilt, dass auch ihm eine Ausbildung im Kosch zu Teil werden würde. Er durfte Page und anschließend Knappe beim Baron von Sindelsaum werden.  
In den dunklen Gassen der Unterstadt ward ein grolmischer Händler aufgespürt, in dessen Besitz sich die gestohlenen Bernsteine befanden. Dank der meisterhaften Ermittlungsarbeit, sorgsamen Beobachtungen und dem Mut der tapferen Ermittler, konnte der Händler gestellt und die wertvollen Bernsteine wiedererlangt werden.


Die Kutsche rollte in malerischer Lage entlang des Angbarer Sees. Sanfte Hügel bedeckten das Land, während kleine Seen und Bäche das fruchtbare Land durchschneiden. Lichte Forste erblickte der Junge ebenso, wie Obstgärten und ertragreiche Felder.  
Inspectorin [[wikav:Vallusa Engstrand|Vallusa Engstrand]] äußerte sich freudig über diesen Triumph der Gerechtigkeit: „Die unermüdliche Arbeit und die vorbildliche Zusammenarbeit unserer Inspectoren haben es ermöglicht, diesen kniffligen Fall rasch zu lösen und die gestohlenen Bernsteine ihren rechtmäßigen Besitzern zurückzubringen.


Idamil traute seinen Augen kaum, als die Kutsche am Dachsbau anhielt. Er dachte immer seine [[Garetien:Leonora II. von Ochs|Tante]] hätte ihn veräppeln wollen. Aber nein, alles was sie ihm sagte war wahr. Der Dachsbau war wirklich keine Burg. Es sah aus wie bei den Schlunder Zwergen, nur größer und für Menschen gebaut.
Die zurückgewonnenen Bernsteine werden nun den ehrbaren Bürgern in der Lynciriumsgasse der Bernsteinschleifer übergeben, welche voller Dankbarkeit und Erleichterung sind. Dieser erfolgreiche Einsatz zeigt erneut die Wachsamkeit und das Engagement der Garethischen Criminal-Cammer im Dienste der Sicherheit und des Wohlstands unserer Stadt.


Baron Erlan von Sindelsaum nahm seinen neuen Bewohner freudig entgegen und zeigte ihm den Dachsbau und die Umgebung. Um das Haus herum spross ein weitläufiger Garten, in dem allerlei Obstbäume standen. Begleitet wurden sie bei dem Rundgang vom Hund des Barons, der den Namen Anshold trug. Er und Idamil schienen sich von Anfang an gut zu verstehen.
{{Trenner Garetien}}


Der urige Name Dachsbau kam daher, dass hier einst Dachse lebten und es bis heute tun - so erklärte es der Baron dem Knaben. Die Dachshöhle im Garten wird von den Sindelsaumern gehütet und niemand sollte es wagen den hier wohnhaften Dachsen zu nahe zu kommen. Derzeit lebt hier der Dachs Reto III. mit seiner Familie. Idamil schmunzelte, Reto der Dachs, dass fand er witzig.
[[Perricum:Amaryd von Waraqis|Amaryd]], [[Perricum:Elaisha von Waraqis|Elaisha ]] und [[Perricum:Aliyah von Palmyramis|Aliyah]] saßen auf einer alten, kunstvoll geschnitzten Holzbank im Garten der [[Garetien:Villa Ox|Villa Ox]]. Der Duft von Blumen und frischem Gras erfüllte die Luft, doch die drei Freunde schienen davon unbeeindruckt. Vor ihnen lag der aktuelle Garether und Märker Herold, dessen Seiten im leichten Sommerwind flatterten.


Hitta blieb noch bis zum nächsten Morgen, bevor sie nach Gareth zurückreisen musste. So kam sie noch in den Genuss des besten Käsekuchens zubereitet von der Köchin [[kos:Baroscha Dornenstrauch|Baroscha Dornenstrauch]].
„Das ist unglaublich!“ rief Amaryd empört und ließ die Zeitung sinken. „In keinem einzigen Wort wird erwähnt, dass wir die Bernsteine aus einer Feenwelt zurückgeholt haben!“


==Ochs im Rossgarten==
„Verlogene Schreiberlinge,“ murmelte Elaisha, die Arme verschränkt. „Sie haben die ganze Arbeit der Criminal-Cammer zugeschrieben.“
[[Perricum:Schloss Rossgarten|Schloss Rossgarten]], [[Perricum:Baronie Wasserburg|Baronie Wasserburg]], Ende Ingerimm 1042 BF


Die Kutsche, in denen der Kanzleirat a.D.  mit seinen Kindern [[Garetien:Trisdhan von Ochs|Trisdhan]], [[Garetien:Thion von Ochs|Thion]] und [[Garetien:Leowyn von Ochsenfeld|Leowyn]] saß bog, nachdem sie den Markt von Drosselau passiert hatten, in Richtung des neuen Guts der Baronin von Wasserburg ab.
Aliyah schnaubte und schüttelte den Kopf. „Es war unsere Entdeckung und unser Mut, der die Bernsteine zurückgebracht hat. Wir sind durch das Labyrinth gegangen, haben den Einhornturm gefunden und mit dem Grolm gehandelt!“


Zuerst rollte das Gefährt durch ihren heimischen Schlund. Wie gerne erhaschte Wolfaran einen Blick auf die [[Garetien:Königsstadt Wandleth|Königsstadt Wandleth]]. Viele schöne Erinnerungen verbanden ihn mit diesem Ort.
Amaryd seufzte und ließ seinen Blick über den Garten schweifen. „Wir wissen, was wir getan haben. Vielleicht ist das wichtiger als Anerkennung in irgendeinem Artikel.


Weiter fuhren sie über die garetisch-perricumsche Grenze. Ein herrlicher Blick auf die Darpatauen begleitete ihre Fahrt. Es war ein kurzer Weg von der Reichsstraße ab, als sie schon das schmucke Anwesen [[Perricum:Korhilda von Sturmfels|Korhildas]] erblicken konnten.
Elaisha hob ein Blatt des Herolds auf und betrachtete es nachdenklich. „Warum machen wir nicht das Beste daraus?“ Ein schelmisches Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Lasst uns Papierdrachen basteln und fliegen lassen!“


Sie entstiegen dem Fahrzeug und wurden gleich von [[Perricum:Damina von Drosselpfort|Damina von Drosselpfort]] begrüßt, die die Familie ins Innere des Schlosses führte. Welch protziger Prunkbau, dachte Wolfaran. Hier passt ja kein Stil zu dem Anderen. Ganz schlechter horasischer Geschmack.
Aliyah kicherte und griff nach einem anderen Blatt. „Das ist eine großartige Idee. Zeigen wir diesen verlogenen Schreiberlingen, was wir mit ihrer Zeitung machen.


Wolfaran und die Kinder wurden in einen Salon geleitet, der sich Waffenkammer nannte. Der Raum beherbergt eine schöne Sammlung von Waffen und aranisch-tulamidischen Gegenständen. Interessant, aber irgendwie passte hier kein Raum zu dem Anderen.
Mit Eifer begannen die drei, die Seiten des Herolds in einfache, aber kunstvolle Papierdrachen zu falten. Die Klagen und der Ärger über den Artikel wichen bald einem spielerischen Wettkampf, wer den besten Drachen basteln konnte. Lachen erfüllte den Garten, als die ersten Drachen in die Luft stiegen und vom Wind erfasst wurden.


Die Kinder quiekten voll Freude, als sie ihre Großmutter durch die Tür kommen sahen. Wolfaran wurde hingegen kreidebleich. Sein Onkel hatte ihm augenscheinlich die Wahrheit mitgeteilt. So gemergelt hätte er sich seine Mutter nicht vorgestellt.
„Schau dir das an!“ rief Elaisha begeistert, als ihr Drachen eine elegante Kurve flog. „Vielleicht sollte ich Drachenbauerin werden.


Korhilda wies Dramina an, ihren Enkeln das Schloss zu zeigen. Die Rasselbande folgte mit Jauchzen und Gebrüll und zog von Dannen.
Amaryd lachte. „Wer hätte gedacht, dass die Zeitung doch noch zu etwas nützlich ist!
Als alle den Raum verlassen hatten, stand Wolfaran auf und nahm seine Mutter ganz fest in den Arm. Er schluchzte und wollte sie gar nicht mehr loslassen.
„Alles gut, mein Großer. Ich sehe schlimmer aus, als es mir geht.Flunkerte die Baronin.


„Ich bin so froh, dass Du lebst. Leo und ich hatten so Angst um Dich.“ Flennte ihrer hünenhafter Sohn.


Korhilda küsste ihn fürsorglich auf die Stirn. „Ich habe schon Schlimmeres überstanden. Ich weiss nicht, ob Du Dich noch daran erinnern kannst. Du warst noch klein, als Du mich mit Deinem [[Perricum:Leobrecht von Ochs|Vater]] am Lazarett nach der Dritten Dämonenschlacht besucht hast. Da war es schlechter um mich bestellt.“
Wolfaran hielt sie noch fester, er musste aufpassen, dass er sie nicht erdrückte. „Mutter, ich werde bei Dir bleiben. Ich werden Dir eine Stütze sein und Dich beschützen.“
„Das ist lieb Großer, und Du weißt, ich würde mich sehr darüber freuen. Doch Du musst zurück nach Elenvina.“
„Nein. Das muss ich nicht und das werde ich nicht.“
„Aber Dein Vater…“
„[[Garetien:Leonora II. von Ochs|Leo]] und ich haben unsere eigene Entscheidung getroffen. Deine große Tochter ist mir nachgefolgt und nun Kanzleirätin für Eich- und Wägewesen. Ich bin frei und ich werde alles tun, damit ich Dir die Unterstützung sein kann, die Du benötigst.“
Jetzt flossen bei Korhilda die Tränen. „Und Dein Vater?`“
„Wie Vater ist. Er wird sich einkriegen, irgendwann. Und auch ihr werdet euch vertragen, wenn die Zeit reif ist. Du kennst Vater, er kann sehr mürrisch sein, aber er ist nie lange nachtragend, wenn sich die Situation nicht mehr ändern lässt.“
=Trisdhan und Alion=
==Trisdhan und Alion -Stalljunge==
Ende Ingerimm 1041 BF, Schloss Rossgarten, Baronie Wasserburg
Alles um ihn herum war neu und ganz anders als in der Kaiserstadt Gareth, wo er die letzten Monde lebte. Nachdem seine Großmutter überraschend als Baronin von Wasserburg belehnt wurde, war sein Leben von ein auf den anderen Tag ein anderes.
Trisdhan Du wirst beizeiten ein Baron, hatte seine Mutter gesagt. Ein Baron wie irrwitzig das klang. Gerade war er noch ein viertgeborenes Kind, jetzt sollte er ein Erbe sein – nach seinem Vater Wolfaran. Seine Schwester Rohaja würde in ferner Zukunft Bärenau erben und seiner Mutter folgen. Sein Bruder Leobrecht war versprochen in die Familie Ruchin und Ophelia gehörte dem Klerus der Perainekirche an.
Es erschien dem siebenjähren Jungen mehr als unwirklich was gerade mit ihm geschah. Seine Großmutter hatte ihre Vögtin geschickt, um ihn aus der Kaiserstadt abzuholen  und aufs Perricumer Land zubringen. Hier duftete alles nach Wasser, Feldern und Bergen. Nicht so dreckig wie der Moloch der Kaiserstadt. Das gefiel ihm sehr gut, obwohl er seine Geschwister vermisste.
Auf dem Hinweg reiste er am Fluss vorbei zu dem schönen Schlösschen in dem seine Großmutter wohnte. Großmutter ging es leider noch nicht so gut, so erkundete der Junge alleine die Umgebung. Wer immer dieses Gemäuer errichtet hatte, da war sich Trisdhan sicher, hatte einen ganz schlechten Geschmack und Hang zum Kitsch.
Das Schloss sah aus, wie die Schlösser die in Märchen beschrieben wurden. Keine Frage irgendwie war es auch schön, schön kitschig, schön protzig – keine wehrhafte Burg eines Ritters. Nicht wie die Praiosburg in Bärenau. Die anliegende Gartenanlage war fein säuberlich angelegt, hier ließe sich sicher gut Imman spielen. Er musste daran denken, seine Großmutter nach Schlägern zu fragen. Seine Ausrüstung musste er bei seinen Geschwistern in Gareth zurücklassen.
Vorbei an einem großen Rote und Weiße Kamele Spiel, welches aus Stein im Garten aufgebaut war, schlenderte er bei strahlendem Sonnenschein vom Schloss hin zum Gut Rossgarten. Hier gab es mehrere Pferdekoppeln und Ställe. Seine Großmutter erzählte die Barone von Wasserburg hätten eine eigene Pferdezucht von Tulamiden Pferden. Das fand er unübertrefflich gut.
Trisdhan ging zu den Ställen, wo ein junger Bursche die Boxen ausmistete. „Bist Du der neue Stalljunge?“, rief der schwarzhaarige Nebachote zu ihm herüber. Trisdhan grinste innerlich und nahm sich eine Mistgabel. „Ich bin neu hier. Meine Freunde nennen mich Tris.“
„Na dann herzlich willkommen, Tris. Ich bin Alion. Kommst Du gerade aus der Praiostagsschule? Du solltest Dich das nächste Mal besser umziehen, bevor Du zur Arbeit kommst.“  Gemeinsam schaufelten sie den Dreck aus den Pferdeboxen und verteilten neues Heu.
Die Stunden vergingen und die beiden Jungen freundeten sich an. Die Arbeit war getan, als Trisdhan sich verabschiedete. „Ich muss jetzt gehen, sicher vermisst meine Oma mich schon. Sehen wir uns morgen wieder?“
Alion runzelte ein wenig die Stirn. „Ja, oder denkst Du ein Stalljunge arbeitet nur einen Tag in der Woche. Bei Morgengrauen wieder hier.“
==Trisdhan und Alion -Sitten und Gebräuche==
Ende Ingerimm 1041 BF, Schloss Rossgarten, Baronie Wasserburg
„Du kommst nicht von hier, oder?“ Trisdhan kam Alion so fremd vor.
„Nein, ich komme aus Gareth. Ich bin erst vor ein paar Tagen nach Wasserburg gekommen.“
„Echt, aus Gareth, toll. Ist bestimmt eine atemberaubende große Stadt.“ Alion war begeistert und lauschte den Erzählungen seines neugewonnen Freundes von der riesigen Metropole, während sie erneut die Ställe ausmisteten.
„Müssen wir jeden Tag die Ställe reinigen, oder dürfen wir auch mal zu den Pferden. Sie striegeln und reiten?“ Trisdhans Anfrage führte bei Alion zu einem ungläubigen Kopfschütteln. „Auf welchem Hof warst Du denn? In ein paar Jahren dürfen wir vielleicht zu den Pferden, wenn mein Vater Armadeon, der leitende Pferdezüchter, uns gut gewogen ist.“
„Ach, weißt Du, der Hof an dem ich vorher war, der war nicht so schön. Der Herr des Hofes starb, seine Kinder auch und seine Ehefrau ging fort. Da war es total gruselig. Überall Leid und tote Menschen und viele skurille Gestalten. Ich war froh, wieder zu meiner Mutter zurückzugehen.“ Hof war Hof, auch wenn Trisdhan von einem Adelshof und Alion von einem Bauernhof redete.
„Arbeiten Deine Eltern garnicht hier?“ fragte der nebachotische Stalljunge.
Trisdhan schüttelte, ein wenig traurig, den Kopf. „Nein, mein Vater hat ganz weit weg gearbeitet in einer Kanzlei und meine Mutter studiert in Gareth. Meine Oma nahm mich mit nach Wasserburg, sie ist neu hier am Schloss.“
„Meine Mutter wohnt auch nicht hier. Sie ist Magierin und lebt in Perricum. Hin und wieder, wenn sie zu Forschungsreisen in den Wall zieht, kommt sich mich und Vater besuchen. Von Vater hatte ich Dir ja schon erzählt, er leitet hier das Gestüt Aquamarin. Ich soll ihm mal folgen und auch Pferdezüchter werden. Er ist nur der Meinung, dass man unten anfangen soll. Erst nach und nach wird er mir zeigen, wie eine Pferdezucht betrieben wird. Reiten kann ich schon, bin schließlich ein Nebachote. Aber nicht auf den Rassepferden, die durfte ich bisher nicht reiten.“
„Ein Nebachote, dann kommst Du nicht ursprünglich von hier oder?“
„Meine Familie kommt mehr aus dem Süden, aus Weißbarûn“ Alion sah Trisdhan fragenden Blick. „Das ist an der Grenze zu Aranien.“
Trisdhan lauschte dieses mal Alion, wie er ihm über Nebachoten und ihre Kultur berichtete. Der junge Ochs fand die Fremdländer total faszinierend. So ganz anders als die Hartsteener und Kaisermärker Rittern, mit denen er bisher zu tun hatte.
„Abu’l kachlaq, habe ich es richtig ausgesprochen? Was hieß es nochmal … “ fragte der blonde Bursche.
„Vater des Ungeziefers oder Dreckschwein, je nachdem, wie Du es übersetzen willst. Ich habe noch eines für Dich… Schaddai heißt so viel wie Feigling.“
Sie schäkerten und lachten. Trisdhans Wortschatz war nach dem Tag um einige nebachotische Schimpfwörter reicher.
„Okay, Du bist ein Nebachote und kommst von der Grenze Perricum Aranien. Sonst leben hier aber nicht so viele von euch in Wasserburg oder?“
„In der Baronie eher weniger. Du hast hier die kruden Bergbewohner. Die sind echt schon ein eigenes Völkchen. Wahrscheinlich wird man da oben zwischen Steinen und Felsen ein anderer Mensch. Und dann hast Du hier die Bewohner um die Darpatauen. Viele Bauern und Fischer. Dazu noch die Stadt. Keine Metropole wie Gareth, ich freue mich dennoch immer wieder, wenn Vater mich dahin mitnimmt.“
Sie hatten ihre meiste Arbeit erledigt, und schaufelten nur noch Mist aus der letzten Pferdebox, als Armadeon näher trat und ungläubig guckte.
„Vater, das ist Tris, er ist der neue Stallbusche, von dem ich Dir erzählt habe.“
Trisdhan legte seinen Finger auf seine Lippen, schüttelte den Kopf und grinste schelmisch über das ganze Gesicht. Armadeon schmunzelte, ein Lachen konnte er gerade noch verkneifen. „Dann herzlich willkommen, Bursche. Macht den Stall noch fertig, dann gebe ich euch heute eher frei. Genießt die Zeit und geht spielen.“ Armadeon wollte sich nicht gleich Ärger einfangen, wenn herauskommen sollte, dass er den jungen Trisdhan zum Stalldienst aufgefordert hatte.
==Trisdhan und Alion – Ausbildung in Rossgarten==
Ende Ingerimm 1041 BF, Schloss Rossgarten, Baronie Wasserburg
Trisdhan hatte sich gut eingelebt am Hofe seiner Großmutter. Mit Alion hatte er einen Freund gefunden, der ihm verzieh, dass der junge Ochse ihm am Anfang nicht sein wahres Ich verrat.
Die beiden Jungen genossen die Sommermonate und nachdem Trisdhan sich offenbart hatte, kein Stalljunge zu sein, musste er auch weniger die Pferdeboxen säubern. Die Monde vergingen und Korhildas Enkel verbrachte die Tage auf dem Pferderücken und mit Tagträumereien.
Iralda, Wolfaran, Leobrecht und Korhilda unterhielten in der Zwischenzeit einen regen Schriftverkehr, was denn nun aus dem Jungen geschehen sollte. Nach dem verkorksten Ausbildungsversuch auf Burg Zweifelfels, wollten dieses mal alle das Richtige für den Jungen finden.
Vor allem Iralda wollte die zweite Entscheidung besser treffen, als die Erste. Ihr lag immer noch schwer im Magen, wie verängstigt ihr Sohn aus Zweiflingen zurück gekehrt war. Korhilda konnte sie zwar beruhigen, da er in Wasserburg vollends aufzublühen schien.
Nach einigem Hin und Herr beschlossen die vier, dass Trisdhan die Pagenzeit bei seiner Großmutter absolvieren sollte. Das Thema Knappenvater vertagte man somit um ein paar Jahre nach hinten.
Es war wieder ein sonniger, warmer Sommertag, an dem Trisdhan mit Alion bei den Pferden war. Sie aufsuchend kamen Armadeon und Korhilda zu den beiden Jungen, die sich mit Stroh bewarfen und freudig dabei lachten.
„Trisdhan, Alion“, rief die Baronin von Wasserburg die Jungen zu sich. „Wie ich sehe, habt ihr viel Spaß.“ Beide Burschen nickten eifrig mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. „Dann wird es euch erfreuen, dass ihr nun ein wenig länger zusammen bleiben könnt.“
Beide fielen sich freudestrahlend um den Hals. „Das heißt aber nicht, dass ihr euch weiter in Tagträumereien verlauft. Wir, Armadeon und ich haben entschieden, dass ihr beide in die Pagenausbildung geht. Wir werden sie nur ein wenig anders gestalten, als Du Trisdhan es aus Hartsteen kennst. Ihr werdet beide von Damina von Drosselpfort die ritterlichen Tugenden lehren und Armadeon kümmert sich um die Reitausbildung und den dazugehörenden Pferdeverstand. Die Ausbildung umfasst zuerst einmal die nächsten Götterläufe. In wieweit die Knappschaft daran anschließt müssen wir sehen und ist noch nicht entschieden. Ich gebe Euch noch eine Woche, in der ihr machen könnt was ihr wollt, bevor der Ernst des Lebens anfängt und ihr wieder in einen geregelten Tagesablauf kommt.“
Es fühlte sich so gut an, jemandem Freude bereitet zu haben. Zufrieden verließen die beiden Erwachsenen die Jungen, die voll Abenteuerlust Gut und Schloss unsicher machten.
==Trisdhan und Alion –Im Umland von Rossgarten==
Ausritte in die Umgebung, Vorstellung der Wasserburger Landschaft
==Trisdhan und Alion –Die Mauern der Ruine Grimmberg==
Übernachtung im Freien, Vorstellung der Wasserburger Landschaft
==Trisdhan und Alion -Was die Stadt zu bieten hat==
Besuch in der Stadt Wasserburg, Vorstellung der Wasserburger Landschaft
==Trisdhan und Alion -Auf in den Wall==
Auflug in die Umgebung, Vorstellung der Wasserburger Landschaft (Wall)
=Zacken und Wall=
Auszüge aus den ständigen Briefwechseln zwischen den befreundeten Herrschern von Sturmfels und Weißbarûn (namentlich Korhilda von Sturmfels und Gidiane von Waltern)




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#  Rahja - Juni
#  Rahja - Juni
#  Namenlose Tage
#  Namenlose Tage
=Ochsenherde=
===Bastarde Ardor===
*1042 Rhianna von Hordenberg
*1044 NN
*1046 NN

Aktuelle Version vom 18. September 2025, 10:10 Uhr

Flügelschlag

Schatten in der Nacht

In der Villa Ox herrschte nächtliche Stille, als der Mond sein silbernes Licht auf das Anwesen warf. In ihrem geteilten Zimmer lagen Aliyah von Palmyramis und Elaisha von Waraqis in ihren Betten, bereit für eine ruhige Nacht. Die Mädchen, beide von der gleichen aranischen Schwertgesellin ausgebildet, waren vertraut mit den Geräuschen des Anwesens. Neben Aliyahs Bett stand ein kleines Bett mit einem Samtkissen, worin ihre Edelkatze Nala schlief.

Aliyah war bereits eingeschlafen, während Elaisha noch wach lag, den Mondschein betrachtend, der durch das Fenster fiel. Nala, die neugierige Katze, hatte sich auf den Fenstersims gelegt und schnurrte leise, als plötzlich Elaisha etwas Ungewöhnliches bemerkte. Große Schatten bewegten sich lautlos am Himmel. Neugierig ging Elaisha zum Fenster und beobachtete, wie eine große Gestalt mit gewaltigen Flügeln auf einem Dach landete.

„Aliyah! Wach auf!“, flüsterte Elaisha aufgeregt und stieß ihre Freundin an. „Da draußen ist etwas!“

Aliyah rieb sich die Augen und setzte sich langsam auf. „Was ist los, Elaisha?“

„Schau doch! Da draußen, auf dem Dach in der Weststadt!“

Gemeinsam blickten sie aus dem Fenster und sahen die geheimnisvolle Gestalt. Plötzlich schreckte Nala auf dem Fenstersims auf, ihre Augen weiteten sich vor Angst. Mit einem erschrockenen Maunzen verlor sie das Gleichgewicht und fiel vom Sims.

„Nala!“, rief Aliyah entgeistert und eilte zum Fenster. Die Katze landete zum Glück sicher auf ihren Pfoten und schoss unter das Bett, wo sie sich zitternd versteckte.

„Was denkst du, was das ist?“, fragte Aliyah, ihre Stimme bebte leicht vor Angst.

„Ich weiß es nicht“, flüsterte Elaisha zurück. „Aber es sieht aus, als wäre es aus Stein. Und es bewegt sich weiter!“

Plötzlich breitete die Gestalt ihre Flügel aus und erhob sich lautlos in die Luft. Die Mädchen verfolgten ihren Flug mit den Augen, wie sie auf dem Dach der zweistöckigen Villa der Patrizier Weidenhoff landete. Dort blieb sie kurz, bevor sie weiter zum Haus der Alchimistin Clea Cornweyler flog, die auch die Lehrmeisterin von Elaishas großem Bruder Amaryd war.

„Warum landet sie ausgerechnet dort?“, fragte Aliyah, ihre Augen geweitet vor Neugier.

„Was könnte sie dort wollen?“, fügte Elaisha hinzu. „Clea Cornweyler ist doch eine angesehene Alchimistin. Was hat diese Gestalt bei ihr zu suchen?“

„Meinst du, sie könnte Clea etwas Böses wollen?“, spekulierte Aliyah, ihre Stimme voller Besorgnis.

„Ich weiß es nicht“, sagte Elaisha. „Aber schau, sie fliegt weiter!“

Die steinerne Gestalt hob sich erneut in die Luft und flog weiter in Richtung der Lynciriumsgasse der Bernsteinschleifer. Die schmalen Gassen waren bei Nacht von Schatten verhüllt, und die Gestalt bewegte sich darin wie ein lautloser Schatten. Schließlich landete sie an einer Ecke der Gasse und verschwand kurz aus ihrem Sichtfeld. Die Mädchen hielten den Atem an und warteten gespannt. Nach einer Weile sahen sie die Gestalt wieder, wie sie plötzlich schnell und lautlos aus der Gasse herausflog und in der Dunkelheit verschwand.

„Was macht sie dort?“, fragte Aliyah, das Herz schlug ihr bis zum Hals.

„Ich habe keine Ahnung“, murmelte Elaisha. „Aber es sieht aus, als hätte sie ein Ziel. Vielleicht ist es ein Wächter oder ein Bote.“

„Wir müssen unbedingt Amaryd davon erzählen“, entschied Elaisha schließlich. „Er wird wissen, was zu tun ist.“

Aliyah nickte, erleichtert, dass sie einen Plan hatten. „Das ist eine gute Idee. Er kann uns helfen.“

In der Zwischenzeit fiel den Mädchen auf, dass die fliegende Gestalt den zahlreichen Steinstatuen auf dem Alten Wasserturm ähnelte. Diese Statuen waren bekannt für ihre finsteren Ausdrücke und düstere Ästhetik.

„Sieht diese Gestalt nicht genauso aus wie die Statuen auf dem Alten Wasserturm?“, fragte Aliyah, ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen.

„Ja, das tut sie tatsächlich“, stimmte Elaisha zu, ihre Stimme vor Verwunderung kaum hörbar. „Was hat es damit auf sich? Warum bewegt sich eine Statue durch die Nacht?“

Die Mädchen beschlossen, bis zum Morgen zu warten, bevor sie jemanden alarmierten. Beide legten sich wieder hin, aber der Schlaf wollte nicht kommen. Die Bilder der steinernen, geflügelten Gestalt verfolgten sie die ganze Nacht. Was immer das Wesen war, das sie gesehen hatten.

Bericht der Garethischen Criminal-Cammer

Garethische Criminal-Cammer
Bericht zum Diebstahl von Bernsteinen
Abteilung: Amt VI. der Garethischen Criminal-Cammer
Verfasserin: Inspectorin Vallusa Engstrand
Leitender: Rechtswahrer Geronius Bosko

Bericht:
Datum: 16.04.1047
Ort des Vorfalls: Lynciriumsgasse der Bernsteinschleifer, Weststadt, Gareth
In der Nacht vom 15. auf den 16. wurde ein schwerer Diebstahl in der Lynciriumsgasse der Bernsteinschleifer verübt. Der Vorfall ereignete sich in den frühen Morgenstunden, als die meisten Bewohner der Gegend schliefen.


Tatbestand:
• Unbekannte Täter drangen gewaltsam in mehrere Werkstätten und Geschäfte ein.
• Die Eingangstüren wurden mit erheblicher Kraft zerschmettert, was auf den Einsatz von schwerem Werkzeug oder magischen Mitteln schließen lässt.
• Große Mengen an bearbeiteten und unbearbeiteten Bernsteinen wurden gestohlen.
• Die Täter konnten ungesehen entkommen, obwohl es Anzeichen dafür gibt, dass sie sich eine gewisse Zeit in den Gassen aufhielten.


Zeugenberichte:
• Anwohner berichteten, sie hätten verdächtige Geräusche gehört, jedoch konnte niemand genau beschreiben, was oder wer diese verursachte.
• Eine Zeugin erwähnte flüchtig, sie habe in der Dunkelheit schemenhafte Gestalten gesehen, die sich schnell und lautlos bewegten.


Tatortbesichtigung:
• Die Werkstätten wiesen keine Anzeichen von Aufbruchsspuren an Fenstern oder Hintereingängen auf, was darauf schließen lässt, dass die Täter gezielt die Vordertüren zerstörten.
• An den Tatorten wurden keine Spuren oder andere direkte Beweise gefunden, die auf die Identität der Täter hinweisen könnten.


Besondere Beobachtungen:
• In der Nähe des Tatorts wurde eine ungewöhnliche Spur von steinernen Bruchstücken gefunden, die möglicherweise mit der Tat in Zusammenhang stehen könnten.
• Zeugen haben angegeben, dass sie in der Nacht eine steinerne, geflügelte Gestalt beobachtet hätten, die sich in der Nähe der Tatorte bewegte. Diese Berichte entsprechen den Beschreibungen von Statuen auf dem Alten Wasserturm.


Zugewiesene Unterstützung:
• Die Praioskirche wurde über den Diebstahl in Kenntnis gesetzt.
• Der Geweihte Aurentian von Luring von der Priesterkaiser-Noralec-Sakrale wurde als Verbindungsperson zugeteilt und wird bei den Ermittlungen unterstützen.
• Der Richter des Freigerichts in Gareth ist über die weiteren Ermittlungen in Kenntnis zu setzen.


Schlussfolgerung: Der Diebstahl von Bernsteinen in der Lynciriumsgasse der Bernsteinschleifer stellt ein schwerwiegendes Verbrechen dar, das mit großer Raffinesse und Gewalt verübt wurde. Die Spuren deuten darauf hin, dass die Täter möglicherweise ungewöhnliche oder magische Fähigkeiten besitzen könnten. Die Berichte über die steinerne Gestalt werfen zusätzliche Fragen auf, die einer näheren Untersuchung bedürfen.


Empfohlene Maßnahmen:
• Verstärkte Patrouillen in der Lynciriumsgasse und umliegenden Vierteln.
• Befragung weiterer Zeugen und Anwohner zur Sammlung zusätzlicher Hinweise.
• Untersuchung der steinernen Bruchstücke und Vergleich mit den Statuen auf dem Alten Wasserturm.
• Einholung magischer Expertise zur Bewertung und Analyse möglicher magischer Einflüsse.


Gez. Inspectorin Vallusa Engstrand
Überprüft und genehmigt Rechtswahrer Geronius Bosko

• nachträgliche Anmerkung: Racalla von Hirschfurten wird von der Akademie der Magischen Rüstung zu Gareth als Experte in magischen Sachverhalten zur Verfügung gestellt

In den verwinkelten Gassen

Die Nacht legte sich langsam über Gareth, und in der Alchimistenwerkstatt von Clea Cornweyler brannte noch immer Licht. Amaryd, ihr Schüler, saß an einem Arbeitstisch und beobachtete gespannt, wie Clea verschiedene Zutaten in einen großen Kessel gab. Die ehemalige Hesindegeweihte war bekannt für ihre Kunstfertigkeit im Brauen von Tränken und lehrte ihren wissbegierigen Schüler mit Geduld und Hingabe.

„Das Elixier, das die Widerstandsfähigkeit erhöht, wird des Nachts bereitet, wenn das sich rundende oder volle Mal der Mada im Sternenbild des Gehörns steht,“ erklärte Clea und goss sorgfältig eine dickflüssige, goldene Substanz in den Kessel. „So steht es in den alten Büchern geschrieben.“

Amaryd notierte sich ihre Worte gewissenhaft in sein Lehrbuch. „Aber warum genau in dieser Nacht, Meisterin?“

Clea lächelte weise und rührte langsam im Kessel. „Die Stellung der Sterne und der Monde beeinflusst die magischen Kräfte der Zutaten. In dieser speziellen Konstellation entfalten sie ihre volle Wirkung.“

Plötzlich durchbrachen ungewöhnliche Geräusche die Stille der Nacht. Ein leises Krachen und Rascheln drang durch die Wände der Werkstatt. Clea und Amaryd blickten sich alarmiert an.

„Hast du das gehört?“, fragte Amaryd.

„Ja, das kam aus den Nachbarhäusern,“ antwortete Clea besorgt. „Lass uns nachsehen.“

Sie legten ihre Utensilien beiseite und schlichen zur Tür. Als sie die Werkstatt verließen, sahen sie im dämmrigen Licht eine große Gestalt, die sich zwischen den Häusern bewegte. Die Gestalt war groß, mit ausgebreiteten Flügeln, die im Mondlicht glänzten.

„Das ist ein Gargyl,“ flüsterte Clea und zog Amaryd hinter eine Ecke. „Aber er verhält sich seltsam.“

Der Gargyl schien sich an einer Tür zu schaffen zu machen, als Amaryd plötzlich rief: „Halt, wer da!“

Der Gargyl zuckte zusammen, ließ von der Tür ab und breitete schnell seine Flügel aus. Mit einem kräftigen Flügelschlag erhob er sich und flog in eine nahegelegene Gasse. Clea sah ihm nach, ihre Stirn in Falten gelegt.

„Er verhält sich nicht wie ein normaler Gargyl,“ murmelte sie.

Doch bevor Clea Amaryd aufhalten konnte, rannte er der fliegenden Gestalt nach. „Wir müssen ihn aufhalten!“

Zwei Stadtgardisten, die in der Nähe patrouillierten, sahen den jungen Mann rennen und schlossen sich ihm an. Gemeinsam jagten sie durch die engen, verwinkelten Gassen der Stadt. Der Gargyl schien immer einen Schritt voraus zu sein, doch sie ließen nicht locker.

„Da vorne, er fliegt wieder höher!“, rief einer der Gardisten. „Schnell, wir müssen ihn einholen!“

Sie hasteten durch dunkle Gassen, sprangen über niedrige Mauern und wichen Hindernissen aus. Der Gargyl flog über ihren Köpfen, immer wieder die Richtung wechselnd, als ob er versuchte, sie abzuschütteln. Amaryd spürte sein Herz rasen, doch er gab nicht auf.

Plötzlich schwebte der Gargyl auf eine hohe Mauer zu und verschwand spurlos. Amaryd und die Gardisten blieben abrupt stehen, keuchend und völlig außer Atem. Clea holte wenig später auf, ihr Gesicht ebenso verwirrt.

„Wo ist er hin?“, fragte einer der Gardisten ungläubig. „Er war doch direkt vor uns!“

„Das... das ist unmöglich,“ stammelte Amaryd. „Er kann doch nicht einfach verschwunden sein.“

Die zweite Wache sah sich hilflos um und meinte schließlich: „Magier... wir benötigen Magier.“

Das Geheimnis der Nirgendgasse

Die Nacht hatte sich tief über die Kaiserstadt Gareth gesenkt, als Clea Cornweyler und die Magierin Racalla von Hirschfurten in die schmale Gasse traten, in der der Gargyl vor Amaryds Augen plötzlich verschwunden war. Die Magierin wurde von ihrer Akademie mit dieser Aufgabe betraut, nachdem die Garethische Criminal Kammer nach magischer Unterstützung anfragte. Der Praiosgeweihte Aurentian von Luring begleitete sie, seine Miene grimmig und skeptisch.

„Es war hier,“ sagte Amaryd, als er auf die Stelle zeigte, an der der Gargyl in der Luft verschwand. „Genau hier hat er sich in Luft aufgelöst.“

Racalla betrachtete die Umgebung aufmerksam, ihre Augen leuchteten sanft im Mondschein, als sie ihre magische Energie fokussierte. „Hier hat eindeutig Magie gewirkt. Es liegt eine seltsame Aura über diesem Ort,“ murmelte sie und strich mit den Fingern über die Luft, als würde sie unsichtbare Fäden berühren.

Aurentian verzog das Gesicht. „Magie? Natürlich. Was auch sonst.“

Clea, die mit besorgter Miene die Gasse entlangblickte, wandte sich an die anderen. „Scher dich in die Nirgendgasse“, sagte sie nachdenklich, eine alte Redewendung der Garether Bürger gebrauchend.

Racalla hob eine Augenbraue und nickte verstehend. „Das könnte sehr gut sein.“ Sie begann, mit komplizierten Handbewegungen eine magische Abhandlung zu vollführen, ihre Bewegungen elegant und präzise. „Nirgendgassen sind teilweise temporäre Wege in oder durch den Limbus, manchmal auch Stellen oder Wege, die durch magische Einwirkung verkrümmt, verborgen oder anderweitig verändert sind. Es ist, als ob sie zwischen den Welten existieren, sich unserem gewöhnlichen Blick entziehen.“

Aurentian seufzte schwer und verschränkte die Arme. „Diese finden sich nur in Gareth. Seitdem in der Ersten Dämonenschlacht bei Gareth eine Globule zerstört wurde, ist das Sphärengefüge vor Ort dauerhaft verändert. Die Anwohner sind meist so an diese Seltsamkeiten gewöhnt, dass sie sie kaum mehr wahrnehmen und wie selbstverständlich benutzen. Sie nennen es auch Schattenpfade.“

Clea runzelte die Stirn, ihr Blick intensiv auf den Boden gerichtet. „Das könnte auch erklären, warum der Gargyl anders war. Vielleicht war es diese Unterart aus den Feenwelten.“

Aurentian rollte genervt mit den Augen. „Hatte der Bernsteindiebstahl wirklich mit Feenwesen und Feenwelten zu tun? Ich hasse diese magischen Phänomene.“

In der Nähe standen Amaryd, seine Schwester Elaisha und ihre Freundin Aliyah und lauschten neugierig. Die drei Jugendlichen konnten kaum ihre Aufregung verbergen.

„Hörst du das?“, flüsterte Elaisha. „Nirgendgassen, Schattenpfade, Feenwesen, Feenwelten. Das klingt alles so spannend!“

Aliyah nickte begeistert. „Wir müssen herausfinden, wie wir der Spur des Gargyls folgen können. Wer weiß, wohin uns das führt!“

Amaryd war ebenfalls fasziniert und flüsterte: „Lasst uns die Erwachsenen im Auge behalten. Das wäre ein echtes Abenteuer!“

Während die Erwachsenen ihre Diskussion fortsetzten und nach Hinweisen suchten, schritten die drei Jugendlichen in die Dunkelheit der Gasse, ihre Herzen klopften vor Aufregung. Die schmalen Straßen und engen Gassen Gareths schienen voller Geheimnisse und Mysterien zu sein, und die Vorstellung, Teil dieses Abenteuers zu werden, ließ ihr Blut in den Adern pulsieren.

Racalla wandte sich plötzlich um und blickte die Jugendlichen streng an. „Ihr solltet hier nicht herumlungern. Dies ist keine Spielerei.“

Amaryd, Elaisha und Aliyah sahen sich an, wissend, dass sie trotz der Ermahnung nicht einfach gehen würden. Auch war Racalla kaum älter als sie selbst, und schon so bestimmend im Tonfall. Sie wollten mehr über diese Nirgendgassen erfahren und das Geheimnis des Gargyls lüften.

Clea seufzte und schüttelte den Kopf. „Es gibt immer mehr Fragen als Antworten. Aber wir müssen dranbleiben. Lasst uns zurück zu meiner Werkstatt gehen und unsere Forschungen vertiefen.“

„Und vielleicht finden wir endlich heraus, was wirklich vor sich geht,“ ergänzte Racalla, ihre Augen leuchteten. Es schien interessant zu werden.

„Das wird eine lange Nacht,“ murmelte Aurentian düster.

Amaryd, Elaisha und Aliyah folgten im gebotenen Abstand. Aber abschütteln lassen, wollten sie sich nicht.

Kieselchen, ganz groß

In einer unterirdischen Höhle, verborgen tief im Herzen eines dichten Waldes nahe des Einhornturms, werkelte Dehmahk, der Grolm, an seinen alchemistischen Tränken. Die Wände der Höhle waren mit leuchtenden Kristallen gesäumt, die in allen Farben des Regenbogens schimmerten. Dehmahk hatte eine große Anzahl von Gerätschaften um sich herum angeordnet, und in einem großen Kessel blubberte ein geheimnisvoller Trank.

„Bernstein, Bernstein... immer nur Bernstein...“ brummte Dehmahk vor sich hin, während er sorgfältig einen leuchtenden Bernsteinstein zerkleinerte und die Splitter in den Kessel warf. „Zauberkraft muss herbei... und ein Schuss Mondlicht dazu...“

Mit mürrischen Bewegungen mischte und zauberte er weiter, als plötzlich ein großer Schatten den Höhleneingang verdunkelte. Ein mächtiger Gargyl schwebte lautlos herein. Doch kaum hatte er den Boden berührt, schrumpfte er zusammen und verwandelte sich in einen winzigen, tolpatschigen Gargyl.

„Kieselchen, was bist du außer Atem?“ rief Dehmahk und blickte auf den kleinen Gargyl, der keuchend vor ihm stand und wild mit den Flügeln flatterte.

„Oh, Meister Dehmahk,“ begann Kieselchen, während er versuchte, seine Flügel zu ordnen und dabei über seine eigenen Füße stolperte. „Ich war in der großen Stadt, um die benötigten Materialien für deine Tränke zu besorgen, aber beim versuchten Einbruch wurde ich von einem Menschling gestört!“

Dehmahk hob eine buschige Augenbraue und schüttelte den Kopf. „Kieselchen, du bist wohl auf einem tollkühnen Abenteuer!“

Kieselchen ließ die Schultern hängen, wobei er fast über den eigenen Schwanz stolperte. „Ja, Meister. Ich konnte nicht alle Materialien beschaffen. Ein paar wachsame Bürger haben mich gesehen und ich musste fliehen. Fast hätte ich einen Brunnen mit dem Kopf gerammt!“

Dehmahk lachte leise und klopfte dem kleinen Gargyl freundlich auf den Rücken. „Ach, mein lieber Kieselchen, du hast es versucht. Aber keine Sorge, wir werden schon einen Weg finden, um die fehlenden Zutaten zu beschaffen. Vielleicht brauchen wir einfach einen besseren Plan.“

„Meinst du wirklich, Meister?“ fragte Kieselchen hoffnungsvoll, während er versuchte, eine Rolle Pergament aufzuheben und dabei fast ein Regal umwarf.

„Natürlich!“ brummte Dehmahk. „Alchemie erfordert Geduld und Erfindungsreichtum. Und manchmal... auch ein bisschen Abenteuerlust,“ sagte er augenzwinkernd.

„Wie können wir das nächste Mal sicherstellen, dass wir erfolgreich sind?“ fragte Kieselchen, während er unbeholfen versuchte, auf einem Stuhl Platz zu nehmen und dabei fast herunterfiel.

Dehmahk überlegte einen Moment und kratzte sich am Bart. „Vielleicht sollten wir eine Tarnung verwenden. Ich könnte Dich als Vogel verzaubern oder...“ Dehmahk stutzte und lachte dann herzhaft. „Oder vielleicht als eine kleine, harmlose Katze!“

Kieselchen kicherte bei dem Gedanken und stolperte fast über seine eigenen Flügel. „Eine Katze? Das wäre lustig!“

„Ja, lustig und nützlich,“ stimmte Dehmahk zu. „Und jetzt, lass uns sehen, was wir aus den gesammelten Materialien zaubern können. Ich habe da so meine Ideen. Vielleicht gelingt uns trotz allem ein wunderbarer Trank!“



Das Geheimnis des Alten Wasserturms

Nachmittags beschlossen Amaryd, Elaisha und Aliyah, aus der Villa Ox hinauszutreten und durch die Weststadt von Gareth zu flanieren. Ihre Schritte führten sie bald zum Alten Wasserturm, einem beeindruckenden Bauwerk aus der Rohalszeit, das hoch oben mit steinernen Gargylfiguren geschmückt war.

„Schaut euch das an,“ rief Amaryd begeistert. „Diese Gargyle sind unglaublich detailliert. Ob die im Zusammenhang mit „unserem“ Gargyl stehen?“

„Ja, es wirkt fast, als könnten sie jeden Moment zum Leben erwachen,“ fügte Elaisha hinzu, ein Schauer lief ihr über den Rücken.

„Ich wette, wir könnten einen Weg hineinfinden,“ sagte Aliyah schelmisch und deutete auf den Turm.

Am Eingang des Turms trafen sie auf den alten Wassermeister Brandwig von den Wassern. Der rothaarige, fast taube Mann kümmerte sich um die Wasserleitungen der Stadt. Er sprach laut und mit einer gewissen Autorität.

„Was wollt ihr hier, Kinder?“ brummte Brandwig, seine Stimme donnerte durch die Gasse.

„Oh, geehrter Wassermeister, könnten wir den Turm besichtigen?“ fragte Aliyah mit einem charmanten Lächeln und einem unnachahmlichen Augenaufschlag. „Wir haben auch einige der besten Süßigkeiten aus Meister Marcipanus Geschäft für Sie.“

Brandwig betrachtete die Süßigkeiten mit leuchtenden Augen und konnte nicht widerstehen. „Na gut, aber nur kurz,“ sagte er schließlich und öffnete die schwere Tür des Turms.

Der achteckige, 20 Meter hohe Turm war mit Strebepfeilern verstärkt und beeindruckte mit Fratzen, Neidköpfen und Statuen von Fabelwesen. Brandwig führte die Jugendlichen hinein und erklärte stolz die Funktionsweise der Wasserleitungen.

„Diese Rohre bringen das Wasser aus dem Erdinneren nach oben und verteilen es in die Villen, Häuser und Brunnen der Weststadt,“ sagte Brandwig laut. „Die Ochsen treiben das Hebewerk Tag und Nacht an.“

Aliyah zeigte sich interessiert und heuchelte Begeisterung, während Amaryd und Elaisha die dunklen Ecken des Turms erkundeten. In einer versteckten Kammer entdeckten sie die Statuen zweier Versteinerten, die achtlos herumlagen, und zerbrochene Teile von Gargylen.

„Das ist unheimlich,“ flüsterte Elaisha, als sie die steinernen Fragmente betrachtete. „Ob das mal Lebewesen waren?“

Brandwig führte sie weiter zur Zugangstreppe des Hebewerks. „Der obere Teil des Turms ist nichts für Kinder,“ sagte er streng.

Aliyah, die Brandwig zurück zu den Ochsen führte, stellte ihm weiterhin Fragen über die Wasserwirtschaft. „Es ist so faszinierend, wie das alles funktioniert,“ sagte sie und Brandwig konnte sein Glück kaum fassen, endlich jemanden gefunden zu haben, der sein Interesse teilte.

Währenddessen schlichen Amaryd und Elaisha zurück zum Turm. „Lass uns das Schloss knacken,“ flüsterte Amaryd. „Wir müssen herausfinden, was dahintersteckt.“

Vorsichtig öffneten sie die alte, verrostete Tür und schlichen die vermoderte Treppe hinauf. Ranken wuchsen wild und das Holz knackte unter ihren Füßen. Oben angekommen entdeckten sie eine große Wasserpfütze auf dem Boden.

„Das sieht seltsam aus,“ sagte Amaryd und beugte sich darüber. „Es ist wie ein Spiegel.“

Doch als sie beide genauer in die Pfütze schauten, bemerkten sie, dass es mehr war als nur eine einfache Wasserpfütze. Die spiegelnde Oberfläche begann, sich zu verändern und zeigte ihnen ein Bild, das sie beide in Staunen versetzte.

Hinter der spiegelnden Oberfläche sahen sie einen prächtigen Turm, der eigentlich ein Konglomerat von Türmen, Erkern und Spitzen war. Der Turm erhob sich majestätisch in den Himmel, fast bis zum kristallenen Firmament. Er war mit filigransten Ornamenten versehen, strahlte in hellem Weiß und war voller bunter Fenster. Es wirkte wie ein gewaltiges Märchenschloss, aus dem immer neue Türme wuchsen.

„Das ist unglaublich!“ flüsterte Elaisha. „Es sieht aus wie aus einem Traum.“

„Oder aus einer anderen Welt,“ ergänzte Amaryd mit Ehrfurcht in der Stimme. „Es ist wunderschön.“

Elaisha streckte ihre Hand aus und berührte vorsichtig die Wasseroberfläche, doch nichts geschah. „Es ist nur ein Spiegel,“ sagte sie schließlich. „Ein Fenster in eine andere Welt, aber kein Tor.“

Amaryd nickte, erleichtert und mahnend in seiner Stimme. „Gut. Es war töricht, einfach hineinzufassen. Aber es ist faszinierend.“

Enttäuscht, dass sie keine magisches Tor entdeckt hatten, beschlossen sie, zu Aliyah und Brandwig zurückzukehren. „Hier gibt es kein Feentor,“ flüsterte Amaryd. „Wir müssen woanders suchen.“

In Mandariels Reich

Amaryd war auf dem Weg zu seiner Lehrmeisterin Clea Cornweyler, als er plötzlich schnelle Schritte hinter sich hörte. Er drehte sich um und sah Aliyah und seine kleine Schwester Elaisha angerannt kommen, eine Postille in der Hand wedelnd.

„Amaryd, schau dir das an!“ rief Aliyah außer Atem und hielt ihm die Zeitung hin. „In der heutigen Ausgabe des Garether und Märker Herolds steht etwas Erstaunliches!“

„Was steht drin?“ fragte Amaryd neugierig, während er das Blatt entgegennahm.

„Im Ugdalfspark sind Leute verschwunden, die das Labyrinth betreten haben,“ erklärte Aliyah mit funkelnden Augen. „Es heißt, sie seien spurlos verschwunden und nie zurückgekehrt.“

„Das klingt unheimlich,“ meinte Amaryd skeptisch, während er den Artikel überflog. „Aber warum sollten wir dorthin gehen? Wir wissen nicht, wohin der Pfad uns führt.“

Elaisha, die bisher still geblieben war, trat vor und schlug entschlossen vor: „Wir sollten den Stadtteil Heldenberg aufsuchen und den Irrgarten erkunden. Wer weiß, was wir dort finden?“

Amaryd zögerte, aber die Neugier war stärker. „Na gut, wir gehen. Aber wir müssen vorsichtig sein.“

Mit wagemutiger Entschlossenheit machten sich die drei Freunde auf den Weg zum Ugdalfspark. Der Stadtteil Heldenberg war bekannt für seine verwinkelten Gassen und geheimnisvollen Ecken. Das Labyrinth im Ugdalfspark war berüchtigt für seine vielen Wendungen und Sackgassen.

Die Sonne stand hoch am Himmel, als sie den Eingang zum Labyrinth erreichten. Die hohen Hecken schienen sich über ihnen zu schließen und warfen lange Schatten auf den Kieselweg.

„Bleibt dicht zusammen,“ warnte Amaryd. „Es ist leicht, sich hier zu verlaufen.“

Mit rasendem Puls und pochendem Herzen jagten sie durch die engen Pfade des Labyrinths. Sie nahmen jede Abzweigung, rannten über Kieselwege und duckten sich unter tiefhängenden Ästen hindurch. Das Lachen und die Rufe der Jugendlichen hallten durch die verworrenen Wege, während sie sich gegenseitig antrieben.

„Hier entlang!“ rief Elaisha und führte die Gruppe mutig weiter. Ihre Augen leuchteten vor Aufregung.

Die Hecken wurden immer höher und dichter, und das Licht schien zu schwinden. Plötzlich änderte sich die Umgebung. Die Hecken wichen zurück und vor ihnen erstreckte sich eine weite Heide voller Blumen. Aus dieser Heide ragte ein gewaltiger Turm, der die Form eines riesigen gewundenen Horns hatte. Eine freie, geländerlose Wendeltreppe schlängelte sich um das Horn nach oben.

„Schaut euch das an!“ rief Aliyah fasziniert. „Das ist unbeschreiblich!“

Rund um den schwindelerregend hohen Turm ragten weitere filigrane Bauten am Rande der Lichtung empor, und es schienen ständig neue zu entstehen und höher in den Himmel zu wachsen. Die Strukturen wirkten, als wären sie aus feinem Kristall gefertigt und reflektierten das Licht in allen Farben.

„Was ist das nur für ein Ort?“ murmelte Amaryd ehrfürchtig. „Das sieht aus wie aus einem Märchen.“

„Vielleicht ist es das auch,“ sagte Elaisha, ihre Augen leuchteten vor Aufregung. „Lasst uns näher rangehen.“

Vor dem Turm stand ein Einhorn mit weißem Fell und längeren weißen Barthaare am Kinn. Es blickte verträumt in die Gegend, als ob es über etwas nachdachte oder in eine ferne Welt blickte.

„Ein Einhorn! Das ist wirklich mystisch!“ flüsterte Aliyah ehrfürchtig.

„So müssen Feenwelten aussehen“ sagte Amaryd entschlossen. „Vielleicht finden wir hier Antworten.“

Das Rätselspiel

Amaryd, Elaisha und Aliyah folgten der Wegbeschreibung des Einhorns Güldenhuf, welches so freundlich war, ihnen weiterzuhelfen. Vom Einhornturm aus gingen sie in südlicher Richtung – falls man es überhaupt so nennen konnte, denn sie befanden sich in einer Feenwelt. Ihr Weg führte sie von dem Einhornturm zum Schlafenden Giganten, wie Güldenhüf es nannte. Seine Anmerkung, wenn ihr beim Bollwerk der Wildschweine angekommen seid, habt ihr euch verlaufen, machte sie unsicher. Doch schließlich kamen sie bei der von Güldenhuf beschriebenen Höhle an.

„Das muss die Höhle sein,“ sagte Elaisha aufgeregt, als sie den Eingang entdeckten. „Güldenhüf hatte recht.“

„Lasst uns vorsichtig sein,“ warnte Amaryd. „Wir wissen nicht, was uns hier erwartet.“

Die drei Freunde betraten die Höhle und fanden sich in einer Welt voller leuchtender Kristalle und seltsamer Geräusche wieder. Inmitten der Höhle werkelte Dehmahk, der Grolm, an seinen alchemistischen Tränken. Neben ihm versuchte der kleine, tolpatschige Gargyl Kieselchen, ihm zu helfen, wobei er immer wieder Dinge umwarf und sich entschuldigte.

„Meister Dehmahk,“ begann Amaryd höflich. „Wir sind auf der Suche nach Bernsteinen. Könnten wir vielleicht welche von Ihnen erwerben?“

Dehmahk drehte sich langsam um und betrachtete die drei neugierigen Gesichter vor ihm. „Bernsteine, sagt ihr? Hmmm... das ist nicht so einfach,“ brummte er und verschränkte die Arme. „Aber was machen Menschen wie ihr hier in meiner Höhle?“

Aliyah trat vor und erklärte: „Die Bernsteine sind sehr wichtig für einige Personen in Gareth. Sie sind sehr empört, dass sie Ihnen gestohlen wurden. Wir müssen sie zurückholen.“

Dehmahk runzelte die Stirn. „Empört, sagt ihr? Warum sollte ich euch helfen?“

In diesem Moment bemerkte Kieselchen Amaryd und stieß einen überraschten Laut aus. „Du! Du bist der Mensch, der mich in Gareth verfolgt hat!“

Amaryd schaute überrascht. „Das warst du? Der furchteinflößende Gargyl, der beim Einbruch gestört wurde?“

Kieselchen nickte heftig. „Ja, das war ich! Aber hier bin ich viel kleiner und weniger bedrohlich.“

„Wie ist das möglich?“ fragte Amaryd verwundert. „In der Lynciriumsgasse warst du groß und sahst gefährlich aus.“

Dehmahk lachte grummelnd. „Das lag an einem Zauber meinerseits. Kieselchen sollte beängstigender wirken bei der Materialsuche.“

Elaisha trat näher und betrachtete den kleinen Gargyl neugierig. „Das ist faszinierend! Aber trotzdem, Meister Dehmahk, wir brauchen die Bernsteine. Können wir nicht einen Handel machen?“

Dehmahk kratzte sich am Bart und überlegte. „Nun, vielleicht können wir einen Handel abschließen, aber einfach wird es nicht. Ich habe einige Rätsel vorbereitet. Für jedes richtige Rätsel erhaltet ihr Bernsteine.“

„Einverstanden!“ rief Elaisha begeistert. „Wir lieben Rätsel.“

Dehmahk blickte auf Aliyahs Halskette, die mit wunderschönen Edelsteinen besetzt war. „Doch bevor wir beginnen, gefällt mir diese Halskette sehr. Wenn ihr sie mir als Tausch gebt, können wir fortfahren.“

Aliyah zögerte, ihre Finger um die Halskette gelegt, die ihrer Großmutter gehört hatte. Sie sah ihre Freunde an und dann Dehmahk. „Diese Halskette ist mir sehr wichtig,“ sagte sie leise. „Aber wenn es uns weiterhilft, gebe ich sie dir.“

Dehmahk nahm die Halskette entgegen und ein schelmisches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Gut, nun können wir beginnen.“

„Hier kommt das erste Rätsel,“ sagte Dehmahk. „Ich bin leicht wie eine Feder, aber die stärksten Menschen können mich nicht halten. Was bin ich?“

Die drei Freunde überlegten kurz. „Ein Vogel?“ fragte Elaisha.

„Nein,“ sagte Dehmahk kopfschüttelnd. „Versucht es noch einmal.“

„Vielleicht eine Wolke?“ riet Amaryd.

„Auch nicht,“ antwortete Dehmahk. „Noch einen Versuch.“

Aliyah dachte nach und dann rief sie: „Ein Atem!“

Dehmahk nickte anerkennend. „Sehr gut. Hier ist der erste Bernstein.“ Er reichte ihnen einen leuchtenden Bernstein.

Währenddessen versuchte Kieselchen, einen Krug Wasser zu holen, stolperte jedoch über seine eigenen Füße und verschüttete den Inhalt auf den Boden. „Entschuldigung, Meister Dehmahk,“ stammelte der kleine Gargyl.

„Nun das zweite Rätsel,“ fuhr Dehmahk fort. „Ich habe Städte, aber keine Häuser. Ich habe Berge, aber keine Bäume. Ich habe Wasser, aber keine Fische. Was bin ich?“

„Eine Wüste?“ vermutete Amaryd.

„Nein,“ sagte Dehmahk. „Versucht es erneut.“

„Eine Landkarte!“ rief Elaisha.

Dehmahk lächelte und überreichte ihnen einen weiteren Bernstein. „Ihr seid klug. Hier ist der zweite Bernstein.“

Kieselchen versuchte derweil, einige Zutaten für Dehmahks Tränke zu sortieren, aber er stolperte über eine Kiste und verstreute die Inhaltsstoffe überall. „Oh nein, nicht schon wieder,“ murmelte Kieselchen verzweifelt.

„Und nun das dritte Rätsel,“ sagte Dehmahk. „Was hat Flügel, aber kann nicht fliegen? Was hat Augen, aber kann nicht sehen?“

„Eine Uhr?“ riet Aliyah.

„Falsch,“ sagte Dehmahk. „Noch ein Versuch.“

„Eine Nadel?“ versuchte Amaryd.

„Nein,“ antwortete Dehmahk. „Letzter Versuch.“

Elaisha dachte nach und dann sagte sie: „Eine Statue!“

Dehmahk lachte laut und nickte. „Richtig! Ihr habt gut geraten.“ Er überreichte ihnen den dritten Bernstein.

„Aber das Spiel ist noch nicht vorbei,“ fügte Dehmahk hinzu. „Ich habe noch weitere Rätsel für euch.“

„Das klingt gut,“ sagte Amaryd. „Wir sind bereit.“

Während Dehmahk das nächste Rätsel überlegte, versuchte Kieselchen einen schweren Mörser zu heben und ließ ihn prompt auf den Boden fallen, wodurch ein lautes Klirren die Höhle erfüllte. „Tut mir leid, Meister Dehmahk,“ piepste Kieselchen beschämt.

„Hier kommt das vierte Rätsel,“ sagte Dehmahk. „Ich bin schwerer als das größte Schiff, aber jeder kann mich tragen. Was bin ich?“

„Ein Berg?“ riet Elaisha.

„Nein,“ sagte Dehmahk. „Versucht es nochmal.“

„Ein Name!“ rief Aliyah.

„Sehr gut!“ sagte Dehmahk beeindruckt und überreichte ihnen einen vierten Bernstein.

„Das fünfte Rätsel lautet,“ fuhr Dehmahk fort. „Ich gehe jeden Morgen und Abend um die Stadt, aber ich bewege mich nie. Was bin ich?“

„Ein Schatten?“ vermutete Amaryd.

„Nein,“ sagte Dehmahk. „Versucht es nochmal.“

„Vielleicht ein Uhrzeiger?“ schlug Elaisha vor.

„Auch nicht,“ sagte Dehmahk kopfschüttelnd. „Letzter Versuch.“

Elaisha runzelte die Stirn, dann lachte sie. „Die Mauer!“

„Richtig,“ sagte Dehmahk lächelnd und übergab den fünften Bernstein. „Nun das sechste Rätsel: Ich habe ein Bett, aber ich schlafe nie. Was bin ich?“

„Eine Blume?“ riet Aliyah.

„Nein,“ sagte Dehmahk. „Versucht es erneut.“

„Ein Fluss!“ rief Amaryd.

„Ihr seid wirklich schlau,“ lobte Dehmahk und überreichte den sechsten Bernstein.

Währenddessen versuchte Kieselchen, einige Flaschen auf einem Regal zu ordnen, aber er stieß sie um, wodurch sie klirrend zu Boden fielen. „Entschuldigung, Meister Dehmahk,“ sagte Kieselchen kleinlaut.

„Das siebte Rätsel ist:“ sagte Dehmahk. „Ich kann sprechen, aber ich habe keine Zunge. Ich kann hören, aber ich habe keine Ohren. Was bin ich?“

„Eine Statue?“ riet Elaisha.

„Falsch,“ sagte Dehmahk. „Noch ein Versuch.“

„Ein Echo!“ rief Aliyah.

„Richtig!“ Dehmahk übergab den siebten Bernstein. „Nun das achte Rätsel: Was hat ein Herz, das niemals schlägt?“

„Ein Stein?“ vermutete Amaryd.

„Nein,“ sagte Dehmahk. „Versucht es nochmal.“

„Vielleicht eine Uhr?“ schlug Elaisha vor.

„Auch nicht,“ sagte Dehmahk kopfschüttelnd. „Letzter Versuch.“

Elaisha überlegte kurz und rief dann: „Ein Kunstwerk!“


„Ihr habt alle Rätsel richtig gelöst,“ sagte Dehmahk erfreut und überreichte den letzten Bernstein. „Das war ein faires Spiel.“

„Vielen Dank, Meister Dehmahk,“ sagte Amaryd dankbar. „Das war sehr unterhaltsam.“

„Gerne doch,“ brummte Dehmahk. „Und nun hinfort mit euch, bevor Kieselchen noch mehr umwirft.“


Verlogene Schreiberlinge

Garether und Märker Herold

Diebstahl der Bernsteine aufgeklärt: Erfolgreicher Einsatz der Garethischen Criminal-Cammer

In einem bemerkenswerten Akt der Gerechtigkeit hat die Garethische Criminal-Cammer unter der weisen Führung der hochgeschätzten Inspectorin Vallusa Engstrand den rätselhaften Diebstahl der kostbaren Bernsteine ans Licht gebracht. Mit unermüdlichem Eifer und kluger Strategie haben die tüchtigen Mitglieder des Amtes VI. der Garethischen Criminal-Cammer ihre herausragende Kompetenz unter Beweis gestellt.

In den dunklen Gassen der Unterstadt ward ein grolmischer Händler aufgespürt, in dessen Besitz sich die gestohlenen Bernsteine befanden. Dank der meisterhaften Ermittlungsarbeit, sorgsamen Beobachtungen und dem Mut der tapferen Ermittler, konnte der Händler gestellt und die wertvollen Bernsteine wiedererlangt werden.

Inspectorin Vallusa Engstrand äußerte sich freudig über diesen Triumph der Gerechtigkeit: „Die unermüdliche Arbeit und die vorbildliche Zusammenarbeit unserer Inspectoren haben es ermöglicht, diesen kniffligen Fall rasch zu lösen und die gestohlenen Bernsteine ihren rechtmäßigen Besitzern zurückzubringen.“

Die zurückgewonnenen Bernsteine werden nun den ehrbaren Bürgern in der Lynciriumsgasse der Bernsteinschleifer übergeben, welche voller Dankbarkeit und Erleichterung sind. Dieser erfolgreiche Einsatz zeigt erneut die Wachsamkeit und das Engagement der Garethischen Criminal-Cammer im Dienste der Sicherheit und des Wohlstands unserer Stadt.

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Amaryd, Elaisha und Aliyah saßen auf einer alten, kunstvoll geschnitzten Holzbank im Garten der Villa Ox. Der Duft von Blumen und frischem Gras erfüllte die Luft, doch die drei Freunde schienen davon unbeeindruckt. Vor ihnen lag der aktuelle Garether und Märker Herold, dessen Seiten im leichten Sommerwind flatterten.

„Das ist unglaublich!“ rief Amaryd empört und ließ die Zeitung sinken. „In keinem einzigen Wort wird erwähnt, dass wir die Bernsteine aus einer Feenwelt zurückgeholt haben!“

„Verlogene Schreiberlinge,“ murmelte Elaisha, die Arme verschränkt. „Sie haben die ganze Arbeit der Criminal-Cammer zugeschrieben.“

Aliyah schnaubte und schüttelte den Kopf. „Es war unsere Entdeckung und unser Mut, der die Bernsteine zurückgebracht hat. Wir sind durch das Labyrinth gegangen, haben den Einhornturm gefunden und mit dem Grolm gehandelt!“

Amaryd seufzte und ließ seinen Blick über den Garten schweifen. „Wir wissen, was wir getan haben. Vielleicht ist das wichtiger als Anerkennung in irgendeinem Artikel.“

Elaisha hob ein Blatt des Herolds auf und betrachtete es nachdenklich. „Warum machen wir nicht das Beste daraus?“ Ein schelmisches Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Lasst uns Papierdrachen basteln und fliegen lassen!“

Aliyah kicherte und griff nach einem anderen Blatt. „Das ist eine großartige Idee. Zeigen wir diesen verlogenen Schreiberlingen, was wir mit ihrer Zeitung machen.“

Mit Eifer begannen die drei, die Seiten des Herolds in einfache, aber kunstvolle Papierdrachen zu falten. Die Klagen und der Ärger über den Artikel wichen bald einem spielerischen Wettkampf, wer den besten Drachen basteln konnte. Lachen erfüllte den Garten, als die ersten Drachen in die Luft stiegen und vom Wind erfasst wurden.

„Schau dir das an!“ rief Elaisha begeistert, als ihr Drachen eine elegante Kurve flog. „Vielleicht sollte ich Drachenbauerin werden.“

Amaryd lachte. „Wer hätte gedacht, dass die Zeitung doch noch zu etwas nützlich ist!“



Aventurische Monate

  1. Praios - Juli (Jahresanfang)
  2. Rondra - August
  3. Efferd - September
  4. Travia - Oktober
  5. Boron - November
  6. Hesinde - Dezember
  7. Firun - Januar
  8. Tsa - Februar
  9. Phex - März
  10. Peraine - April
  11. Ingerimm - Mai
  12. Rahja - Juni
  13. Namenlose Tage