Geschichten:Szenen einer Reise - Überdiebreite: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Hauptdarsteller ist::Garetien:Alyssea von Steinfelde|Alyssea von Steinfelde]] ließ sich auf der Fensterbank in ihrer Herbergskammer nieder und schloss die Augen. Endlich ein Moment der Ruhe! Schon sehr zeitig am Morgen war sie von Bitani aufgebrochen, um die Quartiere für die nachkommende immer mehr angeschwollene Hartsteener Reisegesellschaft in Überdiebreite und Steinbrücken vorzubereiten. Nach all den Gesprächen mit den Stadtoberen, den Gastwirten und der Einweisung der Ankommenden in ihre Quartiere mit all den damit verbundenen Schwierigkeiten schwirrte der Edlen der Kopf. | |||
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Sie blickte auf, als ihr Mann etwas gehetzt den Raum betrat: „Gut, dass du kommst, Praioswin. Dein Onkel hat nach dir verlangt. Ihm geht es nicht so gut.“ | |||
„Tatsächlich? Da tut er mir aber leid“, kommentierte Praioswin in seiner typisch bissig-bspöttischen Art, wenn es um das Familienoberhaupt ging, „Hat er den ganzen Tag Kopfweh, weil er gestern wieder einmal zu tief ins Glas geschaut hat? Oder ist es die Aussicht, dass auf der Hochzeit jede Menge Zwerge dabei sein werden?“ | |||
„Nein, Zahnschmerzen. Er will, dass Du für ihn einen Bader auftreibst.“ | |||
Praioswin seufzte: „Na schön. Dann werde ich mich wohl noch einmal auf den Weg machen. Mal schauen, ob ich jemanden finde, der tatsächlich etwas von seinem Handwerk versteht oder zumindest gute Reflexe und flinke Beine hat, damit es nicht endet wie beim letzten Mal.“ | |||
Praioswin machte auf der Schwelle kehrt, doch dann hielt er inne, drehte sich noch einmal um und legte ein in Tuch geschlagenes Paket auf die Fensterbank neben seine Frau: „Bevor ich’s vergesse. Für dich.“ | |||
„Was ist das?“, erkundigte sich Alyssea skeptisch. Dass er ihr Geschenke machte, war doch ungewöhnlich, obgleich sich ihr Verhältnis zueinander im letzten Jahr deutlich gebessert hatte. | |||
„Wirst du schon sehen“, mit diesen gemurmelten Worten verließ er die Kammer und schloss die Tür hinter sich. | |||
Alyssea wartete, bis Praioswins Schritte draußen auf dem Herbergsflur verklangen, bevor sie das Paket zu sich heranzog und die Schnüre löste. Als sie das grobe Tuch zurückschlug, stockte ihr der Atem. Zögernd und mit beinahe zitternden Fingern entfaltete sie den zum Vorschein gekommenen feinen Damast zu einem prächtigen roten Oberkleid, auf dem goldgelb ein Muster aus rankenden Blüten und Vögeln prangte. Überwältigt hielt sie das teure Gewebe auf Armeslänge von sich, betrachtete es von allen Seiten und konnte sich kaum daran satt sehen. Doch bevor sie ihre Magd Berlinde rufen konnte, um ihr beim Anprobieren zu helfen, schoss ihr ein beunruhigender Gedanke durch den Kopf: Woher hatte ihr Mann das Geld für solch eine Kostbarkeit? | |||
{{Briefspielindex | |||
|Titel=Überdiebreite | |||
|Reihe=Szenen einer Reise | |||
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|Datum=30.03.1042 | |||
|Zeit=16:00/3 | |||
|Autor={{Briefspieler|Benutzer:Steinfelde|Steinfelde}} | |||
|Logo=Wappen Familie Steinfelde.svg | |||
|Alternativreihen= | |||
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|Zusammenfassung=Zahnschmerzen und ein unerwartetes Geschenk beschäftigen Alyssea von Steinfelde. | |||
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Aktuelle Version vom 2. Juli 2019, 18:58 Uhr
Stadt Überdiebreite, 30. EFF 1042 BF
Alyssea von Steinfelde ließ sich auf der Fensterbank in ihrer Herbergskammer nieder und schloss die Augen. Endlich ein Moment der Ruhe! Schon sehr zeitig am Morgen war sie von Bitani aufgebrochen, um die Quartiere für die nachkommende immer mehr angeschwollene Hartsteener Reisegesellschaft in Überdiebreite und Steinbrücken vorzubereiten. Nach all den Gesprächen mit den Stadtoberen, den Gastwirten und der Einweisung der Ankommenden in ihre Quartiere mit all den damit verbundenen Schwierigkeiten schwirrte der Edlen der Kopf.
Als vor ein paar Wochen die Frage aufgekommen war, ob sie ihren Gatten auf die Reise zur Hochzeit des Grafensohnes begleiten wollte, damit die Familie Steinfelde würdig auf Grauensee vertreten sei, hatte Alyssea zu seiner und vielleicht noch mehr zu ihrer eigenen Überraschung zugesagt. Die Aussicht auf das Fest hatte sie beflügelt. Leider warf Eisingen einfach zu wenig ab, um mehr als den täglichen Unterhalt zu decken und so war ‚Onkel’ Praiodan eingesprungen und hatte, wie schon zu anderen Gelegenheiten, seine Unterstützung angeboten im Austausch gegen dergleichen Quartiermeisterdienste, wie sie jetzt versah. Gleichwohl war der Trubel hier immer noch besser, als in Eisingen und damit im Gewohnten, Alltäglichen und nicht zuletzt in der Nähe ihres trauernden Vaters – diesem Heuchler! - zu bleiben.
Sie blickte auf, als ihr Mann etwas gehetzt den Raum betrat: „Gut, dass du kommst, Praioswin. Dein Onkel hat nach dir verlangt. Ihm geht es nicht so gut.“
„Tatsächlich? Da tut er mir aber leid“, kommentierte Praioswin in seiner typisch bissig-bspöttischen Art, wenn es um das Familienoberhaupt ging, „Hat er den ganzen Tag Kopfweh, weil er gestern wieder einmal zu tief ins Glas geschaut hat? Oder ist es die Aussicht, dass auf der Hochzeit jede Menge Zwerge dabei sein werden?“
„Nein, Zahnschmerzen. Er will, dass Du für ihn einen Bader auftreibst.“
Praioswin seufzte: „Na schön. Dann werde ich mich wohl noch einmal auf den Weg machen. Mal schauen, ob ich jemanden finde, der tatsächlich etwas von seinem Handwerk versteht oder zumindest gute Reflexe und flinke Beine hat, damit es nicht endet wie beim letzten Mal.“
Praioswin machte auf der Schwelle kehrt, doch dann hielt er inne, drehte sich noch einmal um und legte ein in Tuch geschlagenes Paket auf die Fensterbank neben seine Frau: „Bevor ich’s vergesse. Für dich.“
„Was ist das?“, erkundigte sich Alyssea skeptisch. Dass er ihr Geschenke machte, war doch ungewöhnlich, obgleich sich ihr Verhältnis zueinander im letzten Jahr deutlich gebessert hatte.
„Wirst du schon sehen“, mit diesen gemurmelten Worten verließ er die Kammer und schloss die Tür hinter sich.
Alyssea wartete, bis Praioswins Schritte draußen auf dem Herbergsflur verklangen, bevor sie das Paket zu sich heranzog und die Schnüre löste. Als sie das grobe Tuch zurückschlug, stockte ihr der Atem. Zögernd und mit beinahe zitternden Fingern entfaltete sie den zum Vorschein gekommenen feinen Damast zu einem prächtigen roten Oberkleid, auf dem goldgelb ein Muster aus rankenden Blüten und Vögeln prangte. Überwältigt hielt sie das teure Gewebe auf Armeslänge von sich, betrachtete es von allen Seiten und konnte sich kaum daran satt sehen. Doch bevor sie ihre Magd Berlinde rufen konnte, um ihr beim Anprobieren zu helfen, schoss ihr ein beunruhigender Gedanke durch den Kopf: Woher hatte ihr Mann das Geld für solch eine Kostbarkeit?