Geschichten:Weiß wie Schnee – Das Herz des Waldes: Unterschied zwischen den Versionen

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Immer tiefer und tiefer drangen wir in den [[Ortsnennung ist::Garetien:Hexenwald|Wald]] vor. Der Wald hier war alt. Die Bäume knorrig und verwachsen, von Moos und Flechten bedeckt und doch reckten sie sich, wenn auch schief und krumm, gen Horizont hinauf. Durch das dichte Blätterdach fiel immer wieder etwas von dem silbrig schimmernden Licht des Madamales.
Immer tiefer und tiefer drangen wir in den Wald vor. Der Wald hier war alt. Die Bäume knorrig und verwachsen, von Moos und Flechten bedeckt und doch reckten sie sich, wenn auch schief und krumm, gen Horizont hinauf. Durch das dichte Blätterdach fiel immer wieder etwas von dem silbrig schimmernden Licht des Madamales.


Vor uns war stets Lurigan. Sein weißes Gefieder wies uns den Weg. Ansonsten war es finster und... entsetzlich still. Mir wurde immer unheimlicher zumute. Mehrfach versicherte ich mich, dass [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Die Weiße Rabe|die Weiße Rabe]] noch neben mir ging. Sie ging natürlich noch neben mir. Setzte schweigend einen Fuß vor den anderen. Wirkte gedankenverloren, regelrecht apathisch. Wir sprachen kein Wort. Stille und Dunkelheit lasteten schwer auf und zwischen uns. Sie so zu sehen, schmerzte mich. Ganz tief in meiner Seele schmerzte es. Ich glaubte, auch sie litt Schmerzen. Richtige Schmerzen. Körperliche Schmerzen. Ich konnte es ihr ansehen. Es stand in ihren Augen. In ihren blauen Augen.
Vor uns war stets Lurigan. Sein weißes Gefieder wies uns den Weg. Ansonsten war es finster und... entsetzlich still. Mir wurde immer unheimlicher zumute. Mehrfach versicherte ich mich, dass [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Die Weiße Rabe|die Weiße Rabe]] noch neben mir ging. Sie ging natürlich noch neben mir. Setzte schweigend einen Fuß vor den anderen. Wirkte gedankenverloren, regelrecht apathisch. Wir sprachen kein Wort. Stille und Dunkelheit lasteten schwer auf und zwischen uns. Sie so zu sehen, schmerzte mich. Ganz tief in meiner Seele schmerzte es. Ich glaubte, auch sie litt Schmerzen. Richtige Schmerzen. Körperliche Schmerzen. Ich konnte es ihr ansehen. Es stand in ihren Augen. In ihren blauen Augen.

Aktuelle Version vom 23. April 2021, 19:22 Uhr

Hexenwald, Travia 1044

Immer tiefer und tiefer drangen wir in den Wald vor. Der Wald hier war alt. Die Bäume knorrig und verwachsen, von Moos und Flechten bedeckt und doch reckten sie sich, wenn auch schief und krumm, gen Horizont hinauf. Durch das dichte Blätterdach fiel immer wieder etwas von dem silbrig schimmernden Licht des Madamales.

Vor uns war stets Lurigan. Sein weißes Gefieder wies uns den Weg. Ansonsten war es finster und... entsetzlich still. Mir wurde immer unheimlicher zumute. Mehrfach versicherte ich mich, dass die Weiße Rabe noch neben mir ging. Sie ging natürlich noch neben mir. Setzte schweigend einen Fuß vor den anderen. Wirkte gedankenverloren, regelrecht apathisch. Wir sprachen kein Wort. Stille und Dunkelheit lasteten schwer auf und zwischen uns. Sie so zu sehen, schmerzte mich. Ganz tief in meiner Seele schmerzte es. Ich glaubte, auch sie litt Schmerzen. Richtige Schmerzen. Körperliche Schmerzen. Ich konnte es ihr ansehen. Es stand in ihren Augen. In ihren blauen Augen.

Eine von Madalicht durchflutete Lichtung tat sich vor uns auf. Eine Lichtung, wie ich sie noch nie in meinem ganzen Leben gesehen hatte. In der Mitte stand ein alter, knorriger Baum. Der Durchmesser des Stammes betrug gewiss mehrere Schritt. Keine richtige Krone ragte gen Horizont empor lediglich ein paar dünne, belaubte Zweige, stattdessen reckten sich seine mächtigen Äste zur Erde hinab, schlängelten sich dort entlang, drangen in den Boden ein und wieder aus und ließen doch immer wieder belaubte Zweige emporschießen. Ganz so als wäre es nicht die Praiosscheibe die ihm das Leben schenkte, sondern etwas unter ihm. Etwas, das tief unter unseren Füßen in der Erde lag.

„Das ist es, Ortal“, wisperte sie mit gedämpfter Stimme.

„Der Baum dort?“, erwiderte ich leise.

Sie nickte: „Er ist das Herz. Das Herz des Waldes. Das Herz von allem. Uns ein heiliger Ort.“

Eine schmerzhaft Gänsehaut begann meinen ganzen Körper zu überziehen. Ja, dies war ein heiliger Ort. Ich spürte es. Spürte es ganz deutlich. Ich schluckte schwer. Magie umgab diesen Ort. Flirrte in der Luft. Durchzog diese mit glitzernden, aber unsichtbaren Fäden. Es war eine seltsame Magie. So stark, so urtümlich, so wild und vor allem alt. Sehr alt.

„Ein heiliger Ort“, hauchte die Weiße Rabe erneut, „Seit so vielen Götterläufen. Doch jetzt...“ Sie hielt einen Moment inne. „Jetzt verliert er seine Blätter.“

„Der Winter naht“, merkte ich an und dachte mir angesichts ihrer Worte nichts.

„Noch nie hat er seine Blätter verloren“, erklärte sie mir ruhig aber bestimmt, „Auch nicht vor dem Winter. Derische Mächte konnten ihm nichts anhaben. Bisher zumindest. Doch jene Macht, die ihn speiste... die ihn schützte... scheint versiegt oder... oder abgeschnitten? Ich weiß es nicht. Ich... Das Wissen darüber ist alt. Uralt. Viel älter als ich. Es wurde vergessen.“ Nun zuckte sie mit den Schultern und fügte hinzu: „Es wurde nie gebraucht. Über Äonen nicht. Wir... wir haben es vergessen. Vergessen zu bewahren. Nun müssen wir bezahlen...“

Scharf holte sie Atem und ging weiter auf den Baum zu, während sie mir deutete zurückzubleiben. Lurigan setzte sich auf einen der dünnen Zweige der Krone und beobachtete seine Herrin mit wachsamen Augen. Gekonnt ging sie durch das Gewirr der Äste, vermied es sie zu berühren, bis sie schließlich am Stamm angekommen war. Dort kniete sie sich nieder und legte Kopf und Hände gegen die schützende Rinde des Baumes.

„All die Götterläufe über habe ich... haben wir... dich geschützt. Gut geschützt. So viele Götterläufe. Immer wieder auf‘s Neue. Vor so vielen Gefahren. Vor so vielen. Alles haben wir durchgestanden, jedes noch so schreckliche Unheil abgewendet, aber jetzt...“, ihre Stimme brach und es dauerte geraume Zeit, bis sie sie wieder gefunden hatte, „... jetzt stirbst du. Stirbst einfach. Dabei habe ich alles für dich gegeben. Alles. Sogar mein eigen Fleisch und Blut gab ich hin für dich. Doch nun... nun ist das alles nicht mehr genug. Nun muss auch ich vergehen, weil du vergehst. Zumindest muss ich nicht ohne dich sein. Zumindest nicht ohne dich...“

Ihre Stimme brach. Lurigan schrie.