Geschichten:Weyringhaus - Abschied vom Erben XIV: Unterschied zwischen den Versionen

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Bega (D | B)
(Vorlage „Briefspielindex“ erstellt)
 
Bega (D | B)
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(Eine dazwischenliegende Version desselben Benutzers wird nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Briefspielindex}}
'''An Thessans Grab'''
 
'''Ondinai, Witwe Malepartus' von Helburg, schmiedet neue Pläne'''
 
''Zur abendlichen Hesindestunde des 4. Phex 1043 BF''
 
Dramatis personae: [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Oldebor von Weyringhaus|Oldebor]], [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Ondinai von Weyringhaus|Ondinai]], [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Merisa von Weyringhaus-Rabenmund|Merisa]]
 
-----
 
Burggraf Oldebor hatte sich vom Anblick seines Erben schließlich losgerissen. Er war nach vorne Richtung Altar gegangen und hatte sich auf seinem Stammplatz niedergelassen - der Bank in der ersten Reihe links, die seine Gattin und er anlässlich ihrer eigenen Hochzeit gestiftet hatten. Er saß wie üblich auf dem Platz am Mittelgang, allerdings nicht nach vorne gewandt, sondern zur Seite gedreht. Den rechten Arm auf die Rückenlehne gestützt, lag sein Blick auf der marmornen Grabplatte seines Ahnherrn Thessan - des Stifters und des einzigen Weyringhaus, der seine letzte Ruhestätte innerhalb der Mauern der Kapelle gefunden hatte. Satinavs Hörner und die Füße vieler Menschen hatten die Platte glattgerieben - nur der Name und das Wappen waren noch zu erkennen.
 
Ondinai näherte sich respektvoll und rechts vom Mittelgang Platz, eine Reihe hinter ihrem Vater. Sie hatte lang genug gewartet, sich lang genug erholt, um jetzt nicht in Eile zu geraten. Aber dennoch war es Zeit: Die Taten ihres Ahnherrn hatten ihrer Familie eine erbliche Würde beschert und sie auf immer unter die Großen des Reiches eingereiht. Sie hatte schwere Schläge hinnehmen müssen. Aber einer von Weyringhaus war es nicht vergönnt, für lang von aller Verantwortung zurückzutreten. Und darüber musste sie mit ihrem Vater sprechen.
 
Der Burggraf schaute auf und widmete seiner ältesten Tochter ein trauriges Lächeln. “Kurz nach deiner Rückkehr habe ich der Boron-Kirche eine großzügige Spende überlassen. Die Leute denken, das sei deinetwegen gewesen, damit du es in der Obhut der Noioniten gut hast …”
 
“Der Umstände eingedenk ging es mir nicht schlecht”, lächelte Ondinai schmal, so dass etwaigen offenen Ohren der weiteren Verwandtschaft verschlossen bleiben mochte, dass sie die Monde anderswo verbracht hatte. “Aber meine Rückkehr liegt nun lange genug zurück, Vater. Heute führt der Herr Boron uns vor Augen, dass unsere Zeit knapp bemessen sein mag, oft knapper als wir ahnen. Mir wurde trotz der Katastrophe von Höllenwall weitere Zeit geschenkt. Ich will sie nutzen.”
 
Merisa hatte einen Moment lang beobachtet wie sich die Familienmitglieder inner- und außerhalb der Kapelle zerstreuten und war dann ihrem Gatten gefolgt. Hinter ihm stehend legte sie ihm leicht die Hand auf den Nacken und unbewusst streichelten ihre Finger seinen Hinterkopf. Erfreut und mit Stolz hörte sie die Worte Ondinais. “Das klingt wunderbar. Hast du schon konkrete Pläne, Kleines,” fragte sie neugierig.
 
Oldebor lächelte etwas verwirrt. Das Gespräch entwickelte sich in eine Richtung, die er so nicht geplant hatte. Aber die leichte, vertraute Berührung in seinem Nacken schenkte ihm Ruhe und Gelassenheit. Erst einmal sollte seine Tochter sagen, was ihr am Herzen lag. Sein eigenes Anliegen war über Jahre gereift, das konnte auch noch ein wenig länger warten. Der aufmerksame Blick zu Ondinai zeigte, dass die Frage seiner Gattin ebenso seine eigene hätte sein können. 
“Malepartus… Mein Gatte hat sich an den Göttern versündigt”, antwortete Ondinai. “Die Mächte, die seine Schwäche zu nutzen wussten, werden nicht müde werden darin, auch andere zu verführen.” Gedankenlos klopfte sie mit den Fingerspitzen der einen Hand auf den Puls der anderen. “Das Böse lauert überall und wir können es überall bekämpfen. Aber mir ist, als ob mich Caldaia zurück ruft.” Nun warf sie doch einen Blick in die Runde, ob andere in Hörweite waren. “Meine Heimstatt in den letzten Monden war für diese Zeit die rechte. Doch mehr und mehr fühlt es sich wie ein Exil an.” Sie blickte ihre Eltern an. “Aber konkrete Pläne? Nein. Die erste Schwierigkeit wäre wohl, nicht als die Gattin des Mannes heimzukehren, der das Land ins Bodenlose gestürzt hat.”
 
“Mich hat er genauso hinters Licht geführt”, gab Oldebor reumütig zu. “Wer weiß, wie lange er das schon trieb. Wir haben da eine Scharte auszuwetzen, wenn du mich fragst. Und ich könnte mir vorstellen, dass das eine Botschaft wäre, mit der du guten Mutes dorthin zurückkehren könntest.”
 
“Habt Ihr in den letzten Monden vernommen, wie es um meine Vogtei steht?” Ondinai lehnte die Stirn in nachdenkliche Falten. “Ich kann mich nicht erinnern, etwas davon gehört zu haben, dass sie mir aberkannt wurde. Aber nicht an jedes Gespräch der letzten Monde kann ich mich mit der gleichen Klarheit erinnern…” Sie schüttelte kurz den Kopf. “Nun, das muss jetzt vorbei sein. Wahrscheinlich ist auch zunächst die Rechtslage zu klären, welche Wirkung die Beauftragungen eines Landesherrn noch entfalten, wenn dieser sich dem Bösen verschreibt und zu demselben fährt.” Grimmig verzog sie das Gesicht. “Oder auch nicht. Da er seit jeher die versucht, die rechtmäßig herrschen, gibt es vielleicht mehr als eine Präzedenz. Ist denn jemand aus der Baronie Höllenwall in der Gareth, von dem ich erfahren könnte, wer von denen, die für mich sprechen könnten, noch lebt und im Land geblieben ist?”
 
“Das Lehen - die Baronie, meine ich - ist heimgefallen, weil es keinen Erben gibt”, erwiderte Oldebor. “Die Kaiserin wird darüber neu entscheiden, vermutlich schon recht bald. Bevor der erste Jahrestag heran ist - und bevor noch mehr Leute dort vollendete Tatsachen schaffen und sich ihr Stück aus dem Kuchen herausschneiden.”
 
Kurz glitt Ondinais Blick ins Leere, hinter die steinernen Mauern und vielleicht die Grenzen der dritten Sphäre. Schließlich nickte sie. “Dann werde ich Ihro Majestät wissen lassen, dass ich bereit bin, nicht zu weichen - und weiter am Silvandorn zu wachen.”
 
 
{{Briefspielindex
|Titel=Abschied vom Erben XIV
|Reihe=Weyringhaus
|Teil=
|Datum=4.8.1043
|Zeit=18:00
|Autor={{Briefspieler|Benutzer:Oldebor|Oldebor}}
|Logo=Wappen Familie Weyringhaus.svg
|Alternativreihen=
|Postille=
|Ausgabe=
|Artikel=
|Dichtung=
|Barde=
|Anderswo=
|Zusammenfassung=
}}

Aktuelle Version vom 24. November 2021, 23:07 Uhr

An Thessans Grab

Ondinai, Witwe Malepartus' von Helburg, schmiedet neue Pläne

Zur abendlichen Hesindestunde des 4. Phex 1043 BF

Dramatis personae: Oldebor, Ondinai, Merisa


Burggraf Oldebor hatte sich vom Anblick seines Erben schließlich losgerissen. Er war nach vorne Richtung Altar gegangen und hatte sich auf seinem Stammplatz niedergelassen - der Bank in der ersten Reihe links, die seine Gattin und er anlässlich ihrer eigenen Hochzeit gestiftet hatten. Er saß wie üblich auf dem Platz am Mittelgang, allerdings nicht nach vorne gewandt, sondern zur Seite gedreht. Den rechten Arm auf die Rückenlehne gestützt, lag sein Blick auf der marmornen Grabplatte seines Ahnherrn Thessan - des Stifters und des einzigen Weyringhaus, der seine letzte Ruhestätte innerhalb der Mauern der Kapelle gefunden hatte. Satinavs Hörner und die Füße vieler Menschen hatten die Platte glattgerieben - nur der Name und das Wappen waren noch zu erkennen.

Ondinai näherte sich respektvoll und rechts vom Mittelgang Platz, eine Reihe hinter ihrem Vater. Sie hatte lang genug gewartet, sich lang genug erholt, um jetzt nicht in Eile zu geraten. Aber dennoch war es Zeit: Die Taten ihres Ahnherrn hatten ihrer Familie eine erbliche Würde beschert und sie auf immer unter die Großen des Reiches eingereiht. Sie hatte schwere Schläge hinnehmen müssen. Aber einer von Weyringhaus war es nicht vergönnt, für lang von aller Verantwortung zurückzutreten. Und darüber musste sie mit ihrem Vater sprechen.

Der Burggraf schaute auf und widmete seiner ältesten Tochter ein trauriges Lächeln. “Kurz nach deiner Rückkehr habe ich der Boron-Kirche eine großzügige Spende überlassen. Die Leute denken, das sei deinetwegen gewesen, damit du es in der Obhut der Noioniten gut hast …”

“Der Umstände eingedenk ging es mir nicht schlecht”, lächelte Ondinai schmal, so dass etwaigen offenen Ohren der weiteren Verwandtschaft verschlossen bleiben mochte, dass sie die Monde anderswo verbracht hatte. “Aber meine Rückkehr liegt nun lange genug zurück, Vater. Heute führt der Herr Boron uns vor Augen, dass unsere Zeit knapp bemessen sein mag, oft knapper als wir ahnen. Mir wurde trotz der Katastrophe von Höllenwall weitere Zeit geschenkt. Ich will sie nutzen.”

Merisa hatte einen Moment lang beobachtet wie sich die Familienmitglieder inner- und außerhalb der Kapelle zerstreuten und war dann ihrem Gatten gefolgt. Hinter ihm stehend legte sie ihm leicht die Hand auf den Nacken und unbewusst streichelten ihre Finger seinen Hinterkopf. Erfreut und mit Stolz hörte sie die Worte Ondinais. “Das klingt wunderbar. Hast du schon konkrete Pläne, Kleines,” fragte sie neugierig.

Oldebor lächelte etwas verwirrt. Das Gespräch entwickelte sich in eine Richtung, die er so nicht geplant hatte. Aber die leichte, vertraute Berührung in seinem Nacken schenkte ihm Ruhe und Gelassenheit. Erst einmal sollte seine Tochter sagen, was ihr am Herzen lag. Sein eigenes Anliegen war über Jahre gereift, das konnte auch noch ein wenig länger warten. Der aufmerksame Blick zu Ondinai zeigte, dass die Frage seiner Gattin ebenso seine eigene hätte sein können. “Malepartus… Mein Gatte hat sich an den Göttern versündigt”, antwortete Ondinai. “Die Mächte, die seine Schwäche zu nutzen wussten, werden nicht müde werden darin, auch andere zu verführen.” Gedankenlos klopfte sie mit den Fingerspitzen der einen Hand auf den Puls der anderen. “Das Böse lauert überall und wir können es überall bekämpfen. Aber mir ist, als ob mich Caldaia zurück ruft.” Nun warf sie doch einen Blick in die Runde, ob andere in Hörweite waren. “Meine Heimstatt in den letzten Monden war für diese Zeit die rechte. Doch mehr und mehr fühlt es sich wie ein Exil an.” Sie blickte ihre Eltern an. “Aber konkrete Pläne? Nein. Die erste Schwierigkeit wäre wohl, nicht als die Gattin des Mannes heimzukehren, der das Land ins Bodenlose gestürzt hat.”

“Mich hat er genauso hinters Licht geführt”, gab Oldebor reumütig zu. “Wer weiß, wie lange er das schon trieb. Wir haben da eine Scharte auszuwetzen, wenn du mich fragst. Und ich könnte mir vorstellen, dass das eine Botschaft wäre, mit der du guten Mutes dorthin zurückkehren könntest.”

“Habt Ihr in den letzten Monden vernommen, wie es um meine Vogtei steht?” Ondinai lehnte die Stirn in nachdenkliche Falten. “Ich kann mich nicht erinnern, etwas davon gehört zu haben, dass sie mir aberkannt wurde. Aber nicht an jedes Gespräch der letzten Monde kann ich mich mit der gleichen Klarheit erinnern…” Sie schüttelte kurz den Kopf. “Nun, das muss jetzt vorbei sein. Wahrscheinlich ist auch zunächst die Rechtslage zu klären, welche Wirkung die Beauftragungen eines Landesherrn noch entfalten, wenn dieser sich dem Bösen verschreibt und zu demselben fährt.” Grimmig verzog sie das Gesicht. “Oder auch nicht. Da er seit jeher die versucht, die rechtmäßig herrschen, gibt es vielleicht mehr als eine Präzedenz. Ist denn jemand aus der Baronie Höllenwall in der Gareth, von dem ich erfahren könnte, wer von denen, die für mich sprechen könnten, noch lebt und im Land geblieben ist?”

“Das Lehen - die Baronie, meine ich - ist heimgefallen, weil es keinen Erben gibt”, erwiderte Oldebor. “Die Kaiserin wird darüber neu entscheiden, vermutlich schon recht bald. Bevor der erste Jahrestag heran ist - und bevor noch mehr Leute dort vollendete Tatsachen schaffen und sich ihr Stück aus dem Kuchen herausschneiden.”

Kurz glitt Ondinais Blick ins Leere, hinter die steinernen Mauern und vielleicht die Grenzen der dritten Sphäre. Schließlich nickte sie. “Dann werde ich Ihro Majestät wissen lassen, dass ich bereit bin, nicht zu weichen - und weiter am Silvandorn zu wachen.”