Geschichten:Im Kressenburger Forst – Die Weisen der Erde: Unterschied zwischen den Versionen
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Am nächsten Morgen wurden sie vom Krähen der Hähne und dem allgegenwärtigen Blöken der Schafe geweckt. Nach einem kurzen Frühstück betrat die Gruppe den Knüppeldamm, der beim Gutshof seinen Anfang nahm und bereits nach hundert Schritten im Schatten der Bäume des Reichsforstes verschwand. Der Pfad war schmal und sie mussten hintereinander gehen. War am Anfang nur das links von ihnen liegende Ufer sumpfig, bemerkten sie nach einer halben Wegstunde eine deutliche Veränderung des Walds um sie herum. Kleine Tümpel und matschige Löcher waren zwischen den Bäumen neben ihnen zu sehen. Die Bäume standen auch weiter auseinander, machten dichtem Strauchwerk Platz und die sonst vorherrschenden Eichen und Ulmen wurden durch Weiden, Erlen und Eschen ersetzt. | |||
[[Hauptdarsteller ist::Greifenfurt:Ardo von Keilholtz|Ardo]] führte die Gruppe an, gefolgt von [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Selindra von Windenstein-Zweifelfels|Selindra]] und den Rest der Waldsteiner Delegation. Den Abschluss bildete [[Nebendarsteller ist::Greifenfurt:Firnward von Keilholtz|Firnward]]. So liefen sie immer tiefer in das [[Handlungsort ist::Greifenfurt:Orkenmoor|Orkenmoor]], schweigend, ihre Blicke auf den Pfad gerichtet, denn ein falscher Tritt könnte großes Unheil bedeuten. Die Stimmung war angespannt, denn irgendetwas lag in der Luft. | |||
„Die Vögel“, unterbrach der Knappe [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Rowan von Sturmfels|Rowan]] die Stille. | |||
„Was ist mit denen, Junge?“, wollte [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Finyara von Zweifelfels|Finyara]] wissen und wirkte dabei wie immer etwas zu barsch. | |||
„Hier gibt es keine. Ich kann kein Gezwitscher hören.“ | |||
„Da hast du recht“, bemerkte [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Siglinde von Hagenbronn|Siglinde]] anerkennend. Ihr war das nicht aufgefallen. | |||
„Wir sollten an diesem Ort nicht sein!“, murmelte die sonst so taffe Ritterin [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Rhena von Plöch|Rhena]]. Doch auch sie schritt ergeben weiter. | |||
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Die Sonne eilte über den Horizont. Wie weit waren sie schon in das Moor vorgedrungen? Unerwartet weitete sich der Pfad zu einer Lichtung mit festem Boden, in deren Mitte ein großer Fels stand. Viele bunte Blumen sprießten am Fuße des Felsens und verströmten einen lieblichen Duft. Hinter dem Felsen kam unvermittelt ein kleines Mädchen hüpfend hervorgesprungen. Ihre schwarzen Locken sprangen umher und tänzelten vor dem unschuldig wirkenden Gesicht des Mädchens. Als sie der Besucher gewahr wurde, hielt sie inne und legte verspielt ihren Kopf schief. | |||
„Ah, ihr seid hier. Das Moor flüsterte euer Kommen.“ Mit großer Neugier in den Augen schritt sie auf Ardo zu. „Der Herr des Landes macht dem Land seine Aufwartung. Doch kennt der Herr sein Land auch wirklich?“ | |||
Dann wandte sich das Mädchen zu Selindra. „Die Herrin des Osenbrücker Forstes, sie kennt ihr Land, ist aber noch voller Fragen.“ | |||
„Dein Herz ist rein und unverdorben“. Mit einem Lächeln hüpfte das Mädchen auf [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Ealdur von Siandes|Ealdur]] zu. „Der Forst und seine Kreaturen sind mit dir.“ | |||
„Kopf hoch und Kopf ab. Blut deiner [[Akteursnennung ist::Garetien:Familie Hagenbronn|Familie]] hat dich befreit und dir deinen Weg bereitet – schreite ihn weiter.“ Ohne inne zuhalten sprang das seltsame Mädchen an Siglinde vorbei. | |||
„Ein alter Körper, dem Ende nah und doch noch mit großem Willen. Ist das Streben zu hoch, ist der Fall umso tiefer.“ Die Worte an [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Howarth von Birkentau|Howarth]] klangen mehr nach einer Warnung. | |||
Selindra wollte ihre Stimme erheben, doch das Mädchen kam ihr zuvor. „Ich weiß, warum ihr hier seid.“ Das Mädchen hüpfte ausgelassen zwischen den Anwesenden hin und her. „Der Forst wuchert, das liebliche Herz ist in Blut getränkt. Ihr habt viele Fragen und keine Antworten. Ihr und die die vor euch waren, ward so verblendet die alten Weisen der Erde nicht zu ehren, sie gar zu verbrennen.“ Ihr Blick blieb bei Ardo hängen. „Doch seid gewiss, ich bin nicht voller Gram. Ich werde euch helfen. So wie wir schon so oft den Verblendeten geholfen haben. Doch, es wird der Tag kommen, da wir einen Gefallen von euch einfordern werden. Begebt euch zur blutroten Quelle des Kor, schwört an der Quelle den Schwur auf den Mittwald, dann wird er euch preisgeben was euer Begehr ist. Doch die Quelle will euer Blut dafür!“ | |||
Ardo war verwirrt. Das Letzte was er hier mitten im Sumpf erwartet hatte, war sicherlich dieses kleine, fröhliche Mädchen, das völlig ohne Angst und sehr altklug daherredend zwischen den Edlen herumlief. Selbst wenn er ernsthaft an die Existenz eine Hexe im Orkenmoor geglaubt hätte, hätte sie auf keinen Fall so ausgesehen. Natürlich hatte er Geschichten gehört, dass Hexen jede mögliche Gestalt annehmen konnten, doch das machte die Situation für ihn nicht wirklich besser. Unbewusst wanderte seine linke Hand zu seinem Bernsteinamulett und umklammerte den praiosheiligen Stein. | |||
„Ich bin mir nicht sicher, ob mir dies gefällt. Der Weg, auf dem wir uns befinden, scheint mir wenig Praios gefällig zu sein.“ Der Baron sprach bedächtig, während er das Mädchen keinen Moment aus den Augen ließ. „Aber ich habe in den letzten Götterläufen zu viele der alten Legenden Wahrheit und Gegenwart werden sehen, als dass ich mich dem Notwendigen verschließen könnte.“ | |||
„Begeben wir uns also nach Korbronn“, wandte sich der Kressenburger Baron an seine Reisegefährten. „Und beten wir, dass die Antworten, die wir dort finden jene sind, die wir zu finden hoffen.“ | |||
Bevor sie die Lichtung wieder verließen, drehte sich Ardo noch einmal zu dem Mädchen um. „Ich habe deinen Worten entnommen, dass dir an diesem Land und den Menschen, die darauf leben etwas liegt. Als Herr über diese Lande werde ich nicht so töricht sein, jemandem zu schaden, der meinem Land Gutes will. Du sollst also hier und jetzt mein Wort haben, dass du keinen Häscher zu fürchten brauchst, solange ich der Herr über die Kressenburger Lande bin.“ | |||
Das Mädchen mit den unergründlichen Augen, die viel älter wirkten und Weisheit ausstrahlten, legte keck ihren Kopf schief und blickte Ardo direkt an. „Ich bin du und du bist ich, wir sind eins mit dem Land dem wir dienen, jeder auf seine Weise. Das Alte ist zurückgekehrt und bringt Neues. Nur gemeinsam und ohne Furcht vor dem was wir nicht kennen werden wir das was kommen mag überstehen und denen, für dessen Schutz und Leben wir einstehen, beistehen können. Hört ihr den Ruf des Moores, so erscheint an diesem Ort, Herr der Kressenburger Lande!“ | |||
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|Titel=Die Weisen der Erde | |Titel=Die Weisen der Erde |
Aktuelle Version vom 13. Februar 2022, 11:13 Uhr
Gut Praiostann, 25. Rondra 1043 BF:
Am nächsten Morgen wurden sie vom Krähen der Hähne und dem allgegenwärtigen Blöken der Schafe geweckt. Nach einem kurzen Frühstück betrat die Gruppe den Knüppeldamm, der beim Gutshof seinen Anfang nahm und bereits nach hundert Schritten im Schatten der Bäume des Reichsforstes verschwand. Der Pfad war schmal und sie mussten hintereinander gehen. War am Anfang nur das links von ihnen liegende Ufer sumpfig, bemerkten sie nach einer halben Wegstunde eine deutliche Veränderung des Walds um sie herum. Kleine Tümpel und matschige Löcher waren zwischen den Bäumen neben ihnen zu sehen. Die Bäume standen auch weiter auseinander, machten dichtem Strauchwerk Platz und die sonst vorherrschenden Eichen und Ulmen wurden durch Weiden, Erlen und Eschen ersetzt.
Ardo führte die Gruppe an, gefolgt von Selindra und den Rest der Waldsteiner Delegation. Den Abschluss bildete Firnward. So liefen sie immer tiefer in das Orkenmoor, schweigend, ihre Blicke auf den Pfad gerichtet, denn ein falscher Tritt könnte großes Unheil bedeuten. Die Stimmung war angespannt, denn irgendetwas lag in der Luft.
„Die Vögel“, unterbrach der Knappe Rowan die Stille.
„Was ist mit denen, Junge?“, wollte Finyara wissen und wirkte dabei wie immer etwas zu barsch.
„Hier gibt es keine. Ich kann kein Gezwitscher hören.“
„Da hast du recht“, bemerkte Siglinde anerkennend. Ihr war das nicht aufgefallen.
„Wir sollten an diesem Ort nicht sein!“, murmelte die sonst so taffe Ritterin Rhena. Doch auch sie schritt ergeben weiter.
Die Sonne eilte über den Horizont. Wie weit waren sie schon in das Moor vorgedrungen? Unerwartet weitete sich der Pfad zu einer Lichtung mit festem Boden, in deren Mitte ein großer Fels stand. Viele bunte Blumen sprießten am Fuße des Felsens und verströmten einen lieblichen Duft. Hinter dem Felsen kam unvermittelt ein kleines Mädchen hüpfend hervorgesprungen. Ihre schwarzen Locken sprangen umher und tänzelten vor dem unschuldig wirkenden Gesicht des Mädchens. Als sie der Besucher gewahr wurde, hielt sie inne und legte verspielt ihren Kopf schief.
„Ah, ihr seid hier. Das Moor flüsterte euer Kommen.“ Mit großer Neugier in den Augen schritt sie auf Ardo zu. „Der Herr des Landes macht dem Land seine Aufwartung. Doch kennt der Herr sein Land auch wirklich?“
Dann wandte sich das Mädchen zu Selindra. „Die Herrin des Osenbrücker Forstes, sie kennt ihr Land, ist aber noch voller Fragen.“
„Dein Herz ist rein und unverdorben“. Mit einem Lächeln hüpfte das Mädchen auf Ealdur zu. „Der Forst und seine Kreaturen sind mit dir.“
„Kopf hoch und Kopf ab. Blut deiner Familie hat dich befreit und dir deinen Weg bereitet – schreite ihn weiter.“ Ohne inne zuhalten sprang das seltsame Mädchen an Siglinde vorbei.
„Ein alter Körper, dem Ende nah und doch noch mit großem Willen. Ist das Streben zu hoch, ist der Fall umso tiefer.“ Die Worte an Howarth klangen mehr nach einer Warnung.
Selindra wollte ihre Stimme erheben, doch das Mädchen kam ihr zuvor. „Ich weiß, warum ihr hier seid.“ Das Mädchen hüpfte ausgelassen zwischen den Anwesenden hin und her. „Der Forst wuchert, das liebliche Herz ist in Blut getränkt. Ihr habt viele Fragen und keine Antworten. Ihr und die die vor euch waren, ward so verblendet die alten Weisen der Erde nicht zu ehren, sie gar zu verbrennen.“ Ihr Blick blieb bei Ardo hängen. „Doch seid gewiss, ich bin nicht voller Gram. Ich werde euch helfen. So wie wir schon so oft den Verblendeten geholfen haben. Doch, es wird der Tag kommen, da wir einen Gefallen von euch einfordern werden. Begebt euch zur blutroten Quelle des Kor, schwört an der Quelle den Schwur auf den Mittwald, dann wird er euch preisgeben was euer Begehr ist. Doch die Quelle will euer Blut dafür!“
Ardo war verwirrt. Das Letzte was er hier mitten im Sumpf erwartet hatte, war sicherlich dieses kleine, fröhliche Mädchen, das völlig ohne Angst und sehr altklug daherredend zwischen den Edlen herumlief. Selbst wenn er ernsthaft an die Existenz eine Hexe im Orkenmoor geglaubt hätte, hätte sie auf keinen Fall so ausgesehen. Natürlich hatte er Geschichten gehört, dass Hexen jede mögliche Gestalt annehmen konnten, doch das machte die Situation für ihn nicht wirklich besser. Unbewusst wanderte seine linke Hand zu seinem Bernsteinamulett und umklammerte den praiosheiligen Stein.
„Ich bin mir nicht sicher, ob mir dies gefällt. Der Weg, auf dem wir uns befinden, scheint mir wenig Praios gefällig zu sein.“ Der Baron sprach bedächtig, während er das Mädchen keinen Moment aus den Augen ließ. „Aber ich habe in den letzten Götterläufen zu viele der alten Legenden Wahrheit und Gegenwart werden sehen, als dass ich mich dem Notwendigen verschließen könnte.“
„Begeben wir uns also nach Korbronn“, wandte sich der Kressenburger Baron an seine Reisegefährten. „Und beten wir, dass die Antworten, die wir dort finden jene sind, die wir zu finden hoffen.“
Bevor sie die Lichtung wieder verließen, drehte sich Ardo noch einmal zu dem Mädchen um. „Ich habe deinen Worten entnommen, dass dir an diesem Land und den Menschen, die darauf leben etwas liegt. Als Herr über diese Lande werde ich nicht so töricht sein, jemandem zu schaden, der meinem Land Gutes will. Du sollst also hier und jetzt mein Wort haben, dass du keinen Häscher zu fürchten brauchst, solange ich der Herr über die Kressenburger Lande bin.“
Das Mädchen mit den unergründlichen Augen, die viel älter wirkten und Weisheit ausstrahlten, legte keck ihren Kopf schief und blickte Ardo direkt an. „Ich bin du und du bist ich, wir sind eins mit dem Land dem wir dienen, jeder auf seine Weise. Das Alte ist zurückgekehrt und bringt Neues. Nur gemeinsam und ohne Furcht vor dem was wir nicht kennen werden wir das was kommen mag überstehen und denen, für dessen Schutz und Leben wir einstehen, beistehen können. Hört ihr den Ruf des Moores, so erscheint an diesem Ort, Herr der Kressenburger Lande!“