Geschichten:Otwins Reise in die Nordmarken: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Firun 1044 BF'''
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Baron Otwin von Greifenhorst legte die beiden Briefe seiner Cousine Nyah DaRe von Tannwirk, Edle zu Drachenstieg, die diese ihm am 26. Boron und am 21. Hesinde geschrieben hatte, zur Seite. Eine Einladung nach Drachenstieg. Viel zu lange hatten sie einander nicht gesehen. Nyah war durch die Kinder und ihre häuslichen Pflichten recht sesshaft geworden. Auch er selbst, Otwin, hatte sich in den letzten Götterläufen überwiegend in Greifenfurt aufgehalten und war von den Aufgaben in seinem Lehen eingenommen. Inzwischen war sein Sohn Gerion alt und erfahren genug, um ihn während einer Reise vertreten zu können. Otwin spürte in seinem Inneren ein Kribbeln, Reste einer alten Abenteuerlust wurden bei der Vorstellung an eine so weite Reise geweckt. Bei dem Gedanken an die Gefahren und die Unbequemlichkeiten, die damit verbunden waren, verging ihm die Abenteuerlust erst mal wieder. Doch… Wenn es erst mal wieder wärmer wurde… Der Frühling war nicht mehr so ganz fern! Es wäre schön, mal wieder durch die Lande zu streifen, neue Eindrücke zu gewinnen. Ob Karina ihn begleiten würde? Sie hatte Nyah, ihren Reto und deren gemeinsame Kinder ja auch schon ewig nicht mehr gesehen und würde sich bestimmt freuen, die kleinen Rangen zu sehen. Nyahs und Retos jüngstes Kind hatten sie noch nie gesehen.
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Otwin nahm einige Karten in die Hand und überlegte, welchen Weg man am besten nehmen könnte. Schließlich wollte er, dass die Reise für seine Gemahlin möglichst sicher und bequem von statten gehen würde. Nachdem er sein Kartenwerk gründlich studiert hatte, begab Otwin sich von seinem Arbeitszimmer in das Wohnzimmer, wo seine Gattin mit einem Stickrahmen zwischen Fenster und Feuerstelle saß und an einer komplizierten Stickerei arbeitete. „Meine Teure“, hub er an. „Was gibt es, mein Lieber?“ „Nyah und Reto laden uns ein, sie zu besuchen. Was meinst Du?“ „Nun, wir haben die beiden und die Kinder lange nicht gesehen. Es ist natürlich ein weiter Weg. Wir würden lange fort sein. Bist Du so lange entbehrlich?“ „Sicher, wir würden nicht vor Mitte Phex reisen, weil wir früher den Greifenpass nicht passieren können und bis zur Ernte wären wir sicherlich zurück. Bis zur Abreise haben wir beide genug Zeit, unsere Aufgaben zu delegieren. Gerion kann mich schon gut vertreten. Leuwin ist ein erfahrener und verlässlicher Verwalter. Und in den Hauptmann Ziegelow setze ich mein ganzes Vertrauen.“ „Nun gut, dann sage zu. Ich bin sehr gespannt, wie groß Falk inzwischen ist. Und die beiden Mädchen. Den kleinen Wulfila kennen wir noch gar nicht. Otwin, ich brauche neue Garderobe. Mit den alten Fetzen kann ich mich nicht mehr sehen lassen!“ Otwin seufzte innerlich auf. Sicher hatte Karina Recht. Sie waren in der letzten Zeit nicht viel ausgegangen und Karina, die sowieso am liebsten Daheim war und früher schon nicht viel oder gerne gereist war, hatte in den letzten Götterläufen selten viel Geld in repräsentative Kleidung und Putz gesteckt. „Und wir brauchen natürlich Geschenke! Ich muss in den nächsten Tagen nach Greifenfurt zum Einkaufen! Und die Kutsche musst Du natürlich auch aufarbeiten lassen! So, wie sie jetzt ist, können wir uns nirgends mehr damit sehen lassen!“ Sprach’s und verschwand, um sich mit ihrer Zofe zu besprechen. Otwin seufzte erneut, aber dieses Mal laut. Kleider, Geschenke, Wagen aufarbeiten. Ob Frauen nicht zu viele Umstände um einen einfachen Besuch bei Verwandten machten?
Otwin nahm einige Karten in die Hand und überlegte, welchen Weg man am besten nehmen könnte. Schließlich wollte er, dass die Reise für seine Gemahlin möglichst sicher und bequem von statten gehen würde. Nachdem er sein Kartenwerk gründlich studiert hatte, begab Otwin sich von seinem Arbeitszimmer in das Wohnzimmer, wo seine Gattin mit einem Stickrahmen zwischen Fenster und Feuerstelle saß und an einer komplizierten Stickerei arbeitete. „Meine Teure“, hub er an. „Was gibt es, mein Lieber?“ „Nyah und Reto laden uns ein, sie zu besuchen. Was meinst Du?“ „Nun, wir haben die beiden und die Kinder lange nicht gesehen. Es ist natürlich ein weiter Weg. Wir würden lange fort sein. Bist Du so lange entbehrlich?“ „Sicher, wir würden nicht vor Mitte Phex reisen, weil wir früher den Greifenpass nicht passieren können und bis zur Ernte wären wir sicherlich zurück. Bis zur Abreise haben wir beide genug Zeit, unsere Aufgaben zu delegieren. Gerion kann mich schon gut vertreten. Leuwin ist ein erfahrener und verlässlicher Verwalter. Und in den Hauptmann Ziegelow setze ich mein ganzes Vertrauen.“ „Nun gut, dann sage zu. Ich bin sehr gespannt, wie groß Falk inzwischen ist. Und die beiden Mädchen. Den kleinen Wulfila kennen wir noch gar nicht. Otwin, ich brauche neue Garderobe. Mit den alten Fetzen kann ich mich nicht mehr sehen lassen!“ Otwin seufzte innerlich auf. Sicher hatte Karina Recht. Sie waren in der letzten Zeit nicht viel ausgegangen und Karina, die sowieso am liebsten Daheim war und früher schon nicht viel oder gerne gereist war, hatte in den letzten Götterläufen selten viel Geld in repräsentative Kleidung und Putz gesteckt. „Und wir brauchen natürlich Geschenke! Ich muss in den nächsten Tagen nach Greifenfurt zum Einkaufen! Und die Kutsche musst Du natürlich auch aufarbeiten lassen! So, wie sie jetzt ist, können wir uns nirgends mehr damit sehen lassen!“ Sprach’s und verschwand, um sich mit ihrer Zofe zu besprechen. Otwin seufzte erneut, aber dieses Mal laut. Kleider, Geschenke, Wagen aufarbeiten. Ob Frauen nicht zu viele Umstände um einen einfachen Besuch bei Verwandten machten?
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Aktuelle Version vom 31. Juli 2022, 14:36 Uhr

Baronie Greifenhorst, Markgrafschaft Greifenfurt

Firun 1044 BF

Baron Otwin von Greifenhorst legte die beiden Briefe seiner Cousine Nyah DaRe von Tannwirk, Edle zu Drachenstieg, die diese ihm am 26. Boron und am 21. Hesinde geschrieben hatte, zur Seite. Eine Einladung nach Drachenstieg. Viel zu lange hatten sie einander nicht gesehen. Nyah war durch die Kinder und ihre häuslichen Pflichten recht sesshaft geworden. Auch er selbst, Otwin, hatte sich in den letzten Götterläufen überwiegend in Greifenfurt aufgehalten und war von den Aufgaben in seinem Lehen eingenommen. Inzwischen war sein Sohn Gerion alt und erfahren genug, um ihn während einer Reise vertreten zu können. Otwin spürte in seinem Inneren ein Kribbeln, Reste einer alten Abenteuerlust wurden bei der Vorstellung an eine so weite Reise geweckt. Bei dem Gedanken an die Gefahren und die Unbequemlichkeiten, die damit verbunden waren, verging ihm die Abenteuerlust erst mal wieder. Doch… Wenn es erst mal wieder wärmer wurde… Der Frühling war nicht mehr so ganz fern! Es wäre schön, mal wieder durch die Lande zu streifen, neue Eindrücke zu gewinnen. Ob Karina ihn begleiten würde? Sie hatte Nyah, ihren Reto und deren gemeinsame Kinder ja auch schon ewig nicht mehr gesehen und würde sich bestimmt freuen, die kleinen Rangen zu sehen. Nyahs und Retos jüngstes Kind hatten sie noch nie gesehen.

Otwin nahm einige Karten in die Hand und überlegte, welchen Weg man am besten nehmen könnte. Schließlich wollte er, dass die Reise für seine Gemahlin möglichst sicher und bequem von statten gehen würde. Nachdem er sein Kartenwerk gründlich studiert hatte, begab Otwin sich von seinem Arbeitszimmer in das Wohnzimmer, wo seine Gattin mit einem Stickrahmen zwischen Fenster und Feuerstelle saß und an einer komplizierten Stickerei arbeitete. „Meine Teure“, hub er an. „Was gibt es, mein Lieber?“ „Nyah und Reto laden uns ein, sie zu besuchen. Was meinst Du?“ „Nun, wir haben die beiden und die Kinder lange nicht gesehen. Es ist natürlich ein weiter Weg. Wir würden lange fort sein. Bist Du so lange entbehrlich?“ „Sicher, wir würden nicht vor Mitte Phex reisen, weil wir früher den Greifenpass nicht passieren können und bis zur Ernte wären wir sicherlich zurück. Bis zur Abreise haben wir beide genug Zeit, unsere Aufgaben zu delegieren. Gerion kann mich schon gut vertreten. Leuwin ist ein erfahrener und verlässlicher Verwalter. Und in den Hauptmann Ziegelow setze ich mein ganzes Vertrauen.“ „Nun gut, dann sage zu. Ich bin sehr gespannt, wie groß Falk inzwischen ist. Und die beiden Mädchen. Den kleinen Wulfila kennen wir noch gar nicht. Otwin, ich brauche neue Garderobe. Mit den alten Fetzen kann ich mich nicht mehr sehen lassen!“ Otwin seufzte innerlich auf. Sicher hatte Karina Recht. Sie waren in der letzten Zeit nicht viel ausgegangen und Karina, die sowieso am liebsten Daheim war und früher schon nicht viel oder gerne gereist war, hatte in den letzten Götterläufen selten viel Geld in repräsentative Kleidung und Putz gesteckt. „Und wir brauchen natürlich Geschenke! Ich muss in den nächsten Tagen nach Greifenfurt zum Einkaufen! Und die Kutsche musst Du natürlich auch aufarbeiten lassen! So, wie sie jetzt ist, können wir uns nirgends mehr damit sehen lassen!“ Sprach’s und verschwand, um sich mit ihrer Zofe zu besprechen. Otwin seufzte erneut, aber dieses Mal laut. Kleider, Geschenke, Wagen aufarbeiten. Ob Frauen nicht zu viele Umstände um einen einfachen Besuch bei Verwandten machten?

Otwin kehrte in sein Arbeitszimmer zurück, um Nyahs Brief zu beantworten und ihre Ankunft für Anfang Perraine anzukündigen. Beim Abendmahl weihten Otwin und Karina ihren Sohn Gerion in ihre Reisepläne ein. Gerion, inzwischen 26 Götterläufe alt, brannte darauf, sich in Abwesenheit seiner Eltern zu beweisen und die Angelegenheiten der Baronie selbst zu führen.

Zeitig am nächsten Morgen brach Karina mit ihrer Zofe Arndis Falnar nach Greifenfurt zum Einkaufen auf, nicht ohne zuvor noch die Maße von Otwin und Gerion genommen und notiert zu haben. „Wozu denn?“ murrte Otwin. „Mein Lieber, Du brauchst auch etwas Neues zum Anziehen!“ „Und Gerion? Der bleibt doch hier!“ „Wenn ich schon mal einkaufen fahre, dann kaufe ich gleich für uns alle ein. Wir haben seit dem letzten Sommer nichts Neues mehr bekommen!“

Besorgt und zärtlich verabschiedete Otwin seine Gemahlin. Reisen im Firun! Gut, nach Greifenfurt war es nicht weit, die Straße war in einem guten Zustand und Schnee war nicht in Sicht, trotzdem… Bei Arndis Falnar wusste der Baron seine Gemahlin in sicheren Händen, diese große, kräftige Frau wusste sich ihrer Haut zu wehren. Sie war ihrer Herrin treu ergeben und würde sie bis zum Äußersten verteidigen. Immer wenn Otwin Arndis anblickte, musste er an eine Thorwalerin denken und es hätte ihn nicht verwundert, wenn sie plötzlich mit einer Krötenhaut, Armschienen aus Leder, gestreiften Beinkleidern und Skraja vor ihm gestanden hätte.

Außerdem wurde Karina von dem Kutscher Henk und Tarbold, einem jungen Mann, der es zu kämpfen verstand, begleitet. Auch die Kutschpferde waren ruhige, bewährte Tiere. „Bis übermorgen, mein Lieber!“ verabschiedete sich Karina. „Übermorgen? Ich habe Dich morgen schon zurück erwartet!“ „Oh, ich glaube, dass schaffe ich nicht. Es ist zu viel zu erledigen! Ich versuche in den Drei Kronen abzusteigen. Zu dieses Jahreszeit sollte es kein Problem sein, dort Quartier zu bekommen!“ Sprach’s und verschwand in der Kutsche. Tarbold schlug die Tür zu, erklomm den Kutschbock und der Wagen setzte sich in Bewegung. Karina winkte ihm aus dem Fenster fröhlich zu. Otwin seufzte leise. So musste sich Karina immer gefühlt haben, wenn er früher auf Reisen ging und sie zurück blieb.

Otwin begab sich in sein Arbeitszimmer und rief den Verwalter Leuward, Jurgo Ziegelow und seinen Sohn zu sich. Die folgende Besprechung über die Vertretung des Barons während seiner Abwesenheit dauerte den ganzen Vormittag und blieb nicht die einzige bis zur Abreise Karinas und Otwins.

Wie versprochen konnte Otwin seine Gemahlin am übernächsten Tage wieder glücklich in die Arme schließen, während Arndis und Tarbold die Einkäufe ausluden. „Otwin!“ „Meine Teure, was hast Du alles eingekauft? Das Packpferd wird ja zusammen brechen!“ „Das sind doch bloß die Geschenke und einige Kleinigkeiten. Die Kleidung kann ich in zwei Wochen anprobieren und abholen. Packpferd? Wir nehmen selbstverständlich einen Gepäckwagen mit. Wenn wir schon reisen, dann reisen wir standesgemäß! Komm‘ ich will Dir zeigen, was ich alles eingekauft habe!“ Sie zog Otwin an der Hand ins Haus und ins Wohnzimmer, wo das Gesinde die Pakete, Päckchen, Schachteln und Dosen aufstellte. Otwin sah in Gedanken das Bild seines jüngeren Selbst, zu Pferde, mit leichter Rüstung und allem, was er für seine Reise benötigte in den Satteltaschen. Der junge Mann wandte sich um, winkte ihm zu und ritt davon. „Diese Zeiten sind wohl endgültig vorbei, Otwin!“ murmelte er zu sich selbst und folgte seiner Gattin ins Haus. Und trotz allem würde er mit keinem Menschen tauschen wollen!

Freudig packte die Baronin ihre Einkäufe aus und zeigte ihrem Gemahl, was sie alles erstanden hatte. Für die Kinder hatte sie einige Exemplare der bekannten Greifenfurter Hampelmännchen, ein Säckchen bunter Tonmurmeln und eine Schelmenpuppe besorgt. Die Puppe war schreiend bunt gekleidet und als Karina den Bauch der Puppe drückte, streckte sie Otwin die Zunge raus. Für Nyah hatte sie einen prachtvollen Grangorer Fächer erstanden und für Reto einen fein gearbeiteten silbernen Schmuckdolch in einer schwarz lackierten Schatulle. „Der Fächer war ein wirklicher Glücksgriff! So etwas Feines bekommt man hier oben nicht oft! Der Dolch ist auch ein edles Stück; nur leider habe ich nichts gefunden, was für die Baronin und ihren Gemahl passt. Leider kenne ich die beiden nicht und somit auch nicht ihren Geschmack. Vielleicht sollten wir in Angbar schauen, ob wir noch was finden? Hast Du eine Idee?“ fragte Karina ihren Mann. „Ja, ich denke schon. Wir füllen einen Präsentkorb mit greifenfurter Spezialitäten: 3 Flaschen von unserem Wein, Greifenhorster Praioströpfchen aus bester Südhanglage und geräucherte Fleisch- und Wurstwaren. Die könntest Du in der Stadt besorgen, wenn Du wegen der Garderobe noch einmal hin fährst.“ „Gut, so machen wir das!“ stimmte Karina ihm zu.


Gut Drachenstieg, Baronie Witzichberg, Nordmarken

Tsa 1044 BF

„Reto! Reto! Sie kommen!“ Aufgeregt lief Nyah aus dem Haus über den Hof zu der kleinen Destille, die ihr werter Gatte dort sehr erfolgreich eingerichtet hatte. Gemeinsam mit seinem „Brennmeister“ probierte Reto den neuen Branntwein. „Wer kommt? Werden wir überfallen? Was bist Du so aufgeregt, Liebling?“, scherzte Reto und stellte das Probierglas zur Seite. „Otwin und Karina! Endlich! Es ist so lange her, dass wir uns zuletzt sahen! Wir müssen putzen! Die Gästezimmer herrichten, die Wände müssen unbedingt getüncht werden! Vielleicht neue Teppiche und Vorhänge, damit sie es gemütlich haben!“ Aufgeregt reichte Nyah Reto den Brief. „Wir müssen uns beeilen! Es gibt so viel zu tun! Und ich muss Wein und Delikatessen bei Papa bestellen! Und wir brauchen was Neues zum Anziehen! In den alten Fetzen können wir unmöglich Besuch empfangen! Und die Baronin müssen wir auch informieren. Ja, wir werden nicht umhin kommen, ein Bankett zu geben!“ In Gedanken erstellte Nyah schon mehrere Listen, mit Sachen, die erledigt werden mussten. „Immer mit der Ruhe! Hier steht, dass sie Anfang Perraine eintreffen! Du hast noch viel Zeit!“ „Männer!“, fauchte Nyah, riss den Brief an sich und rauschte davon, um den Weinkeller zu inspizieren. Reto schmunzelte. So ein Wirbel um einen einfachen Verwandtenbesuch! Aber so war seine Frau! Ein temperamentvoller Quirl, voller Tatendrang und immer neuen Ideen. Mit seiner gelassenen Art bildete er den etwas ruhigeren Gegenpol zu Nyah und sie ergänzten sich perfekt.


Baronie Greifenhorst

Mitte Phex 1044 BF

Es gab Zeiten, da hatten Otwin und Karina das Gefühl, die Zeit würde langsam dahin kriechen wie eine Schnecke, doch je näher der Phex-Mond rückte, desto schneller verflog die Zeit. Plötzlich gab es noch unendlich viel zu tun, neue Probleme tauchten auf und wurden gelöst. Listen mit Dingen, die nicht vergessen werden durften, wurden abgearbeitet, Truhen wurden gepackt und stapelten sich schon Tage vor der Abreise im Treppenhaus. Nachts fuhr Karina aus dem Schlafe, weil ihr noch wichtige Dinge einfielen, die eingepackt werden mussten. Letzte Einkäufe wurden in Greifenfurt erledigt, weil Karina eine gut sortierte Reiseapotheke mit sich zu führen gedachte.

Schließlich waren alle Kleidungsstücke abgeholt, die allerletzten Einkäufe besorgt, die Kutsche aufgearbeitet, frisch lackiert und neu gepolstert, Kutsche, Gepäckwagen, Zaumzeug und Gurte vor der Reise noch einmal inspiziert , die Pferde beschlagen, alle Truhen und Kisten gepackt, die Geschenke durchgesehen und sorgfältig gepolstert verpackt, die Reiseapotheke zum dritten Male kontrolliert und die Reiseroute von Otwin mit seinem Kutscher besprochen und das nötige Kartenmaterial zusammen gestellt und von dem Baron in einer Ledermappe verstaut worden. Die Reisekasse, kein ganz geringer Betrag, war sorgfältig verwahrt.

Der Morgen der Abreise war gekommen!