Geschichten:Neues aus Neerbusch – Zweifel in Zweiflingen: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 19. April 2023, 17:04 Uhr
Drei-Grafen-Stieg, zwischen dem Markt Zweiflingen und Dorf Quastenfurt, Baronie Zweiflingen, Ingerimm 1045 BF:
Gemächlich ritten der junge Baron Gisborn von Zweifelfels und Ritter Bernhelm von Zweifelfels den Drei-Grafen-Stieg gen Norden. Der Ausbau dieses Weges war eine Herzensangelegenheit des Barons und ein gemeinsames Anliegen von ihm und den benachbarten Baronen von Quastenbroich und Aldenried. Ausgebaute Straßen ermöglichten einen steigenden Handel und somit mehr Einnahmen für Zweiflingen, so hoffte der Zweifelfelser. Bernhelm hatte dem jungen Baron zu Beginn seiner Herrschaft immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden, auch und gerade was die klammen Finanzen des Stammlehens der Familie Zweifelfels betraf. Der Zweifelfelser Zwist vor ein paar Götterläufen war der Familie teuer zu stehen gekommen.
So palaverten die beiden über die Tücken des Straßenbaus, während einige Pferdelängen hinter ihnen das Gefolge des Barons - bestehend aus seinem Hofmagier und Berater Iserion von Niritul, der Hausritterin Rohaja Firuna von Rossreut, den Knappen Esmer Leodora von Zweifelfels und Torbenan Adersin von Dunkelsfarn, sowie dem Pagen Alarion von Zorbingen - hinterher ritt. Auch der Knappe Bernhelms, Phexdan von Altensberge, hatte sich dem herrschaftlichen Gefolge angeschlossen und wirkte ganz fasziniert von der Ritterin Rohaja.
„Wie haben sich die Knappen entwickelt?“, wollte Bernhelm wissen und wechselte somit das Thema.
„Esmer ist nach dem Erscheinen Korgonds nahezu aufgeblüht. Jeden freien Augenblick verbringt sie mit Meister Folmian und durchstöbert alte Sagen und Legenden. Sie brennt für das Ideal der gerechten Herrschaft. Ich bin mir sicher, sie wird einmal eine sehr tugendhafte Junkerin von Euplingen werden. Auch ist sie Isida eine gute Freundin geworden.“
„Als Erbin der wohlhabenden Lande Euplingen ist es nur vorteilhaft, sie eng an dich zu binden.“ Bernhelm lächelte schelmisch.
„Mag sein, aber es ist mehr als das. Sie lebt für die Familie und für das Land, so wie ich auch.“
„Und Torbenan?“
„Nun, er hat seine Vorzüge, besonders scheint ihm ein Organisationstalent zu eigen zu sein. Ansonsten verzweifelt Meister Folmian an seiner Dickköpfigkeit.“ Gisborn lächelte amüsiert.
„Er stammt aus Greifenfurter Hochadel, womöglich ein passender Ehemann für Esmer?“ Bernhelm blickte fordernd zu Gisborn.
„Da bin ich mir nicht sicher, sie braucht jemanden, der ebenso für eine Sache brennt wie sie.“
„Dann vielleicht der andere Dunkelsfarn, der am Waldsteiner Grafenhof als Knappe dient? Sein Herz scheint am rechten Fleck zu sein, wie ich hörte.“
„Womöglich die bessere Wahl, doch ich überlasse Esmer die Entscheidung.“
„Manchmal müssen auch Entscheidungen getroffen werden, mit denen nicht alle, die sie betreffen, einverstanden sind.“
„Wie etwa die Entscheidung unseres Familienoberhauptes, dich bei er Nachfolge von Leomar in Neerbusch nicht zu unterstützen?“ Gisborns Gesichtszüge blieben unverändert.
‚Treffer, versenkt‘, dachte sich Bernhelm im Stillen etwas zerknirscht. Es missfiel ihm, nach all dem, was er für seine Familie getan hatte, von ihr fallen gelassen worden zu sein.
„Nun, Nartara ist wie sie ist … ich hatte gehofft, dass zumindest du mich unterstützen würdest.“
„Wie sollte ich das tun?“
„Nun, eine deine Vasallinnen wurde an den Großfürstenhof berufen, wie ich hörte.“
„Unsere Familie ist im Umbruch begriffen, Leomars Taten wiegen dabei schwer. Wir haben andere Sorgen, als uns um die Nachfolge in einer königlichen Vogtei zu kümmern. Im Wald sind finstere Mächte erwacht, die Barriere zwischen den Welten scheint durchlässiger geworden zu sein. Unsere Aufgabe ist es, an der Seite unserer Gräfin zu stehen und ihr beizustehen.“
„Bedeutet dir derisches Ansehen denn gar nichts mehr?“ Bernhelms Stimme brauste auf. „Wir gehörten einmal zu den ersten Familien Waldsteins, auf Augenhöhe mit den Streitzigs und nun? Wir liegen am Boden.“
„Wie die Streitzigs auch“, antwortete Gisborn trotzig. „Es tut mir leid, Bernhelm, ich kann dir nicht helfen.“
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