Geschichten:Brennende Häuser - Von der Leine gelassen: Unterschied zwischen den Versionen
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"Bitte Herr, so lasst uns doch ein!" Die Frau war vor den Stadtwachen af die Knie gesunken und hielt flehend die Arme nach oben. Die Menschen in dem Zug, den sie anführte, taten es ihr nach. Es mußte ein ganzes Dorf sein, Männer und Frauen, Kinder und Greise, das dort mit den Resten ihrer Habe vor den Toren Hartsteens stand und um Einlass flehte. Die Wachen sahen sich ebenso unwohl wie ratlos an, verweigerten aber den Zutritt zur Stadt. Die wachhabende Weibelin, eine große Frau, deren lädiertes Gesicht von mancher Schlägerei in dunklen Kaschemmen kündete, kam endlich aus dem Tor und baute sich vor der Sprecherin das Bauernhaufens auf. | "Bitte Herr, so lasst uns doch ein!" Die Frau war vor den Stadtwachen af die Knie gesunken und hielt flehend die Arme nach oben. Die Menschen in dem Zug, den sie anführte, taten es ihr nach. Es mußte ein ganzes Dorf sein, Männer und Frauen, Kinder und Greise, das dort mit den Resten ihrer Habe vor den Toren Hartsteens stand und um Einlass flehte. Die Wachen sahen sich ebenso unwohl wie ratlos an, verweigerten aber den Zutritt zur Stadt. Die wachhabende Weibelin, eine große Frau, deren lädiertes Gesicht von mancher Schlägerei in dunklen Kaschemmen kündete, kam endlich aus dem Tor und baute sich vor der Sprecherin das Bauernhaufens auf. | ||
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Die Weibelin kratzte sich ratlos am Hinterkopf. In der Ferne konnte sie einen weiteren Zug von vielen Menschen erkennen. Etwas sagte ihr, daß es ein ähnlich trauriger Haufen sein würde. Die Hunde des Krieges waren von der Leine gelassen worden und niemand würde sie so schnell wieder anketten. | Die Weibelin kratzte sich ratlos am Hinterkopf. In der Ferne konnte sie einen weiteren Zug von vielen Menschen erkennen. Etwas sagte ihr, daß es ein ähnlich trauriger Haufen sein würde. Die Hunde des Krieges waren von der Leine gelassen worden und niemand würde sie so schnell wieder anketten. | ||
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{{ | |Titel=Von der Leine gelassen | ||
| | |Reihe=Brennende Häuser | ||
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| | |Datum=22.3.1032 | ||
| | |Zeit=12:00/6 | ||
| | |Autor={{Briefspieler|Benutzer:Giselher|Giselher}} | ||
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Aktuelle Version vom 28. September 2022, 23:48 Uhr
Stadttor der Reichsstadt Hartsteen, Ende Efferd 1032 BF
"Bitte Herr, so lasst uns doch ein!" Die Frau war vor den Stadtwachen af die Knie gesunken und hielt flehend die Arme nach oben. Die Menschen in dem Zug, den sie anführte, taten es ihr nach. Es mußte ein ganzes Dorf sein, Männer und Frauen, Kinder und Greise, das dort mit den Resten ihrer Habe vor den Toren Hartsteens stand und um Einlass flehte. Die Wachen sahen sich ebenso unwohl wie ratlos an, verweigerten aber den Zutritt zur Stadt. Die wachhabende Weibelin, eine große Frau, deren lädiertes Gesicht von mancher Schlägerei in dunklen Kaschemmen kündete, kam endlich aus dem Tor und baute sich vor der Sprecherin das Bauernhaufens auf.
"So, jetzt mal in aller Ruhe! Was wollt ihr hier? Solltet ihr nicht in Eurem Dort sein, bei Eurem Herrn?"
"Aber da haben wir doch nichts mehr! Und der Herr, der alles gepachtet hat, der ist nun beim Herrn Boron." schluchzte die Frau. "Wer oder was ..." fragte die Weibelin.
"Die Almadaner warens, Herrin, die jetzt drüben in Hohenkamp sind. Bestimmt ein ganzes Banner von ihren Landsknechten ist gekommen. Alles, was sie an Getreide gefunden haben, haben sie auf Wagen geladen, unsere eigenen Wagen. Kühe und Schweine haben sie aus dem Stall geholt. Bierfässer haben sie mitgenommen. Das wären die fälligen Steuern für den Graf Geismar, haben sie gesagt, die der Herr ihm seit Jahren schuldet. Und den Rest requirieren sie für den Krieg, haben sie gesagt."
"Wo war denn Euer Herr? Wer ist das überhaupt?" unterbrach die Weibelin.
"Der Freibauer hat doch alles gepachtet, der Ulf Zweigebauer. Der ist auch in der Landwehr. Der ist auch gekommen, sein Helm hat auf gehabt, sein Lederwams hat er angehabt, seinen Säbel hat er dabei gehabt und seine Knechte mit großen Knüppel hat er mitgebracht. Aber, ach je, erschlagen haben sie ihn, so ein großer Kerl mit einem riesigen Schwert wars, und zwei von den Knechten haben sie aufgehängt, die anderen sind weggelaufen wie die Hasen."
Die Sprecherin wischte sich mit dem Ärmel durchs Gesicht, um Tränen und Rotz wegzuwischen.
"Angefleht haben wir sie, daß sie uns was da lassen sollen. Da haben sie nur gelacht und gesagt, wir sollen zu den Hartsteens und ihren Rittern gehen, die würden uns schon was zu beißen geben. Aber wir sind hierher gekommen, wo wir doch nur einen Tag wegwohnen."
Die Weibelin kratzte sich ratlos am Hinterkopf. In der Ferne konnte sie einen weiteren Zug von vielen Menschen erkennen. Etwas sagte ihr, daß es ein ähnlich trauriger Haufen sein würde. Die Hunde des Krieges waren von der Leine gelassen worden und niemand würde sie so schnell wieder anketten.