Geschichten:Beerdigung eines Patriarchen - Teil 2: Unterschied zwischen den Versionen
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Herren, wollen wir unseren Großvater ehren und uns von unserem Großvater im | Herren, wollen wir unseren Großvater ehren und uns von unserem Großvater im | ||
Stillen zu verabschieden, so bitten wir euch mit uns zu kommen und | Stillen zu verabschieden, so bitten wir euch mit uns zu kommen und |
Version vom 4. März 2011, 22:46 Uhr
Dotzenburg, Baronie Hutt.
Still verlief das Essen, in gespannter Stille und in unangenehmer Atmosphäre. Wohl waren sich die Gäste nicht ganz sicher und die Gastgeber, deren Heim hier am Rand Garetiens liegt, nicht gewohnt, solch hohe Gäste zu bewirten. Abwechslung bringt allein die Ankunft des dritten Gneppeldotzer, Falk Wahnfried, der - ebenso wie drei Knechte - mit Weinfässchen beladen den Rittersaal betrat. Ehrerbietig grüßte er alle und schaute verwundert drein, ob der Stille und gedämpften Stimmung. So war Zeit genug sich für die Gäste auch diesen Ritter näher anzuschauen: der jüngste der drei Brüder scheint ein ernster Mann zu sein, sein dunkles Haar korrespondiert mit den dunklen, tiefen Augen, dem Gesicht nach ein typischer Gneppeldotzer, doch mit ernsten, ja traurigen Zügen um Mund und Auge. Er trug einen Mönchshaarschnitt und war in eine mönchsähnliche Gewandung gekleidet, wenn auch darunter Harnisch und Schwert zu erahnen waren. Falk soll ein religiöser Mensch sein, so hörte man, der gerne ´unter die Kutt´ gegangen wäre, hätte ihm der der alte Pagol das nicht verboten und ihn zu einem Ritter ausbilden lassen. Abgesehen davon ist er wie seine Brüder ungehobelt, verschlagen, fatalistisch und mit kriminellen Neigungen ausgestattet. Nach den Essen erhob sich Thalacker und sprach zu den Gästen: "Nun, hohe Herren, wollen wir unseren Großvater ehren und uns von unserem Großvater im Stillen zu verabschieden, so bitten wir euch mit uns zu kommen und standesgemäße Zeugen der Verlesung seines letzten Willen sein. Bitte folgt mir."
Die kleine Gruppe stieg nun im Bergfried die Treppen hinauf und erreichte den höchsten Saal, das als Waffenkammer dient. Von hier aus ragen Schießscharten und Pechnasen herab und der Raum ist gefüllt mit Waffen: Schwerter, Zweihänder, Morgensterne, Streitkolben, Kriegsäxte, Schilde, Lanzen, Saufedern, Harnische, Schaller, Rüstzeug für Mann und Pferd, Bolzen und Armbrüste stapeln sich hier und warten auf ihren tödlichen Gebrauch. Es roch scharf nach Eisen und Stahl sowie nach Fett und Öl - die meisten Waffen lagern hier für Jahre. Die wenigen Fackeln warfen flackerndes Licht, das überall vom glänzenden Metall gespenstisch zuckend zurückgeworfen wurde. In der Mitte nun stand der Sarg auf einem Aufbau und gab den Blick auf den Leichnam frei, auf einen alten Mann, dessen Gesicht von Pockennarben verunstaltet und der in reiche Kleidung gehüllt aufgebahrt lag.
Vom flackernden Licht nur spärlich erleuchtet, trat dann ein Priester des Praios vor, mit wilden Augen und dem Gesichtszügen des verbohrten Fanatikers, wartete bis sich alle um den Sarg postiert hatten und begann von einem Pergament-Papier abzulesen. Eine unruhige und unbequeme Stimme erhob sich:
Nun hat mich Boron doch geholt und es ist Zeit dafür - Uthar wird an der Pforte hat lange genug auf mich gewartet haben. Grämt euch nicht, die Zeit dafür war längst gekommen: ich habe meine geliebte Frau begraben müssen, meine Kinder hat Boron vor mir zu sich genommen und alle Freunde sind schon lange von mir gegangen. Ich will ihnen nun folgen und Frieden finden. Vom Frieden hatte ich im diesseitigen Leben wenig und der Arbeit umso mehr. Kampf und Tod, die Pocken zogen übers Land, die Orken und - am schlimmsten - Retos Landfriede. Es ist nun genug und es ist nun an euch, der Zeit Herr zu werden und Ehre und Land der Familie eine Generation weiterzugeben.
Wie es schon immer klar war, wird Thalacker der neue Herr, doch sollen Kedio und Falk und ihre Nachkommen auf ewig Wohnrecht erhalten. Es sind unserer zu wenig, als das wir uns teilen können, so bleibt zusammen wie Schwert und Schild. Meine Waffen und meine restliches Kriegszeug erhält mein Urenkel Ettelschwert, da wo ich nun hingehe brauche ich keine Waffen mehr und da wo ihr bleiben werdet, braucht ihr derer umso mehr.
So will ich euch am Ende noch ein paar Ratschläge geben, auf das der Name Gneppeldotz noch in hundert Jahren erschalle: Behaltet das Land. Egal wie schlecht es euch ergehen mag, behaltet das Land. Das ist das Einzige was ihr außer euch selbst wahrhaftig habt. Doch ist das Land nichts ohne den Bauern, so behandelt ihn gut, nur so wird der Acker sprießen. Haltet die Familie zusammen, ebenso wie das Land, bleibt bei den guten, alten Wegen, vergesst die Pfeffersäcke und die Städte, ihr Gold mag viel wert sein, ihr Wort und ihr Leben ist es nicht. Haltet einander wie Pech und Schwefel, es hat draußen soviel Feinde, dass es sich nicht lohnt seinen Bruder zu einem solchen zu machen. Nur zusammen werdet ihr stark genug sein können, den Ereignissen, die euch harren, zu trotzen.
In den kalten, letzten Stunden dieses Lebens sehne ich mich nach den goldenen Jahren meiner Jugend, als der gute Kaiser Bardo und die gute Kaiserin Cella regierten und ihre Hand locker auf dem Reich lag. Wohl wussten wir das zu nutzen. Doch schnürten Reto, Hal und Brin uns unsere Kehlen zu und einst stolze Ritter wurden zu Höflingen und Schranzen. Doch ist nun eine neue Zeit angebrochen, meine geliebten Enkel, es ist Zeit das Rad zurückzudrehen und für Rittertum und Garetien zu kämpfen. Kämpfen und sterben ist eine große Ehre! Umso mehr Ehre ist es aber kämpfend zu leben.
Kämpft, kämpft für die Familie.