Geschichten:Tsas Tränen - Reichsforster Ritter: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 22. März 2011, 18:31 Uhr

Briefe verließen Burg Luringen. Ausgesandt waren ein halbes Dutzend Boten, deren Auftrag es war, so schnell wie möglich ihre Botschaft zu überreichen. Ihr Wortlaut war nahezu gleich.


---


An die Hochgebore Tsaburga von Waldfang-Angerwilde

Baronin von Waldfang


Rondra zum Gruß


Es sey der Baronin von Waldfang oder ihrer Vertretung befohlen, sich umgehend auf Burg Luring einzufinden und bei Odo von Luring-Mersingen zu melden.

Der Baronin sey weiterhin aufgetragen, sich der Rüstung Ihrer Soldaten zu vergewissern und nötige Vorbereitungen zu einer der Leuin gefälligen Unternehmung zu treffen.


19. Boron

Burg Luringen

Odo von Luring-Mersingen


Ungläubig starrte Tsaiana auf das Dokument vor sich. Der Bote der es gebracht hatte, wurde grade im Gesindetrakt versorgt, während sie und der Vogt das Schreiben studierten.

»Was haltet ihr davon Barulf?«, sie sah seine Sorgenfalten auf der Stirn deutlich hervortreten.

»Ich bin mir nicht sicher«, begann er, »aber Ihr solltet umgehend handeln.«

Tsaiana seufzte innerlich. Soviel war ihr auch klar. Sie nahm das Schreiben, wickelte es zusammen und wand sich zur Tür.

»Wo wollt ihr hin?«, fragte Baruf verwirrt.

»Zur Baronin. Bitte laßt umgehend mein Pferd satteln, ebenso stellt mir 5 Mann zusammen die mit mir reiten sollen.« Mit diesen Worten war sie auch schon aus der Tür verschwunden.

Schnellen Schrittes erklomm sie die Treppe zu den Gemächern ihrer Tante. Bei Tsa, möge sie doch bitte jetzt einen lichten Moment haben. Sie klopfte an die Tür und hörte von der Zofe Margott auch sofort ein.

»Herein.«

Die Baroness wusste, dass Margott jede Abwechslung willkommen war und so trat sie ein.

»Tante, ich muss euch dringend sprechen«, sie ging direkt an der Zofe vorbei und kniete sich an das Bett der Baronin. Tsaburga von Waldfang-Angerwilde sah alt und müde aus. Ihr Blick schien auf ihrer Nichte zu haften ohne sie zu sehen. »Tante, bitte. Versuch dich auf mich zu konzentrieren, es geht um die Baronie. Der Graf hat uns zu sich geladen!« 

Eindringlich hielt sie dem leeren Blick ihrer Tante stand und tatsächlich, dieser schien sich zu klären.

»Mein Kind, was sagt ihr da? Der Graf verlangt nach mir?« 

Sie setzte sich so grade wie es ihr möglich war hin, während Tsaiana ihr den Brief vorlas. Selbst diese einfache Sache, kostete sie viel Kraft. Traurig sah sie Tsaiana nach einigen Augenblicken klarer denn je an.

»Ich bin zu schwach. Der Graf soll mich nicht so sehen und ich würde die Reise ohnehin nicht einfach auf mich nehmen können. Mein liebes Kind, es ist an euch, Waldfang würdig zu vertreten. Ich gebe euch meinen Ring, mit dem Siegel Waldfangs und bitte, nimm mein Schwert. Es wurde von Barulf gewiss in die Waffenkammer gebracht. Doch ich werde es nicht mehr führen können. So wie mein Vater es einst mir gab, gebe ich es nun dir weiter. Verzeih mir, dass es auf solche Art geschieht und nicht so standesgemäß wie damals. Ich vertrau dir meine geliebte Baronie an und mögen deine Entscheidungen immer dem Wohle Waldfangs und den Göttern dienen. Und nun geh.«

Tsaiana war völlig überrascht, doch die Worte ihrer Tante ließen keinen Einspruch zu. So nahm sie den Ring, verneigte sich vor ihrer tante und ging. Als die Tür sich schloss, schaute Margott die Baronin verwundert an.

»Möge Tsa ihr den Weg weisen, nur die Wissen, wie lange ich es noch kann«, mit diesen Worten verklärte sich ihr Blick wieder und sie sackte in die Kissen.

Im Hof standen bereits die Pferde und die Männer bereit, Barulf hatte die Männer gewissenhaft ausgesucht und warte nun angespannt auf die Baroness. Als die Tür zum Hofe aufging, traute er seinen Augen nicht. Tsaiana von Waldfang-Angerwilde trug das Schwert der Baronin! Bevor er etwas sagen konnte, kam Tsaiana ihm zuvor.

»Sie hat gewollt, dass ich es bekomme. Und sie gab mir ihren Ring.«

Dieser fiel dem Vogt jetzt erst auf. Er nickte.

»Nun denn, Baroness, bringt eurer Tante und Waldfang keine Schande.«

Er gab ihrem Pferd einen Klapps und der kleine Trupp ritt los, direkt zum Grafen. Der Bote konnte nur noch hinterher sehen.

Tief hingen die Wolken, als Tsaiana gegen Mittag die riesige Burg Luringen zusammen mit ihren Begleitern erreichte. Sie hatten von Waldfang den Pfad nach Hellenstein gewählt und nahe der Baroniegrenze Waldfangs in einem schlichten Landgasthaus genächtigt. Dem Wirt, ein feister und speckiger Kerl, gingen fast die Augen über, als er erkannte, wer ihm die Ehre machte und trieb die Hälfte seiner Gäste lauthals aus der Wirtstube davon. Die Nichte der Baronin solle nicht mit dem Gesindel speisen, schrie er ihnen hinterher. Tsaiana war dies eher peinlich, aber ein strenger Blick ihrer Mitreisenden sagte ihr, dass es wohl besser war zu schweigen.

Nun also hatten sie Burg Luringen erreicht. Leicht erhöht gelegen hatte man die riesige Festungsanlage schon Meilen im vorraus sehen können, und je näher sie dem Herz der Grafschaft kamen, desto geschäftiger wurde es auf den Straßen. Zwei Male mussten sie einen liegengebliebenen Ochsenkarren zur Seite zerren, unter dem Fluchen der wartenden Händler hinter ihnen. Und als sie auf dem Weg hinauf zu Burg Luringen einen Blick hinunter auf die Stadt warf, schien die Stadt nur so zu brodeln vor Händlern und anderen Reisenden.

Offensichtlich wurde sie bereits erwartet. Ihr Pferd wurde am Zügel genommen und in die Stallungen geführt. Ihre Begleiter kümmerten sich mit den Knechten um die richtige Versorgung der Pferde. Ein wenig verlassen stand Tsaiana auf dem breiten Burgplatz.

Tsaiana erschien es wie eine halbe Ewigkeit, bis der gelb-grün gekleidete Diener sie in Empfang nahm und in den Palas führte. Sie fühlte sich verloren in dieser riesigen Burg, fehl am Platz und wünschte sich zurück nach Waldfang. Auch wenn sie nun Ring und Siegel ihrer Tante führte und das Schwert an ihrer Seite spürte, noch hatte sie nicht das Gefühl, ihrer Rolle gerecht zu werden. Hoffentlich blamierte sie ihre Tante nicht. Vorbei an beschäftigten Edelleuten und reichen Bürgern der Grafschaft, die auf eine der seltenen Audienzen von Graf Danos warteten, brachte sie der Lakai in ein recht kleines, aber doch geschmackvoll eingerichtetes Zimmer, wo sie eine Schüssel mit warmen Wasser zur Reiningung und einen Korb mit Äpfeln und Birnen der vergangenen Ernte fand.

»Verzeih, wann ist denn die Besprechung mit dem Burgsass?«, fragte sie den Diener, der sich schon zurückziehen wollte.

»Hohe Dame, Seine Wohlgeboren erwartet Euch in zwei Stunden im Rittersaal. Die anderen Herrschaften sind fast vollzählig versammelt und werden ebenfalls dort sein.«

»Ach, wer ist denn noch so eingeladen?«, fragte Tsaiana neugierig.

»Nun, bisher hat sich der hohe Herr Kordian Flaß von Cresseneck eingefunden, ebenso die hohen Herren Raulbrin von Eberstamm und Borodan von Zwillenforst. Die Ankunft seiner Hochgeboren von Schwarztannen dagegen erwarten wir jede Minute.« 

»Ja, danke. Ich will mich dann mal frischmachen. Du kannst jetzt gehen.« 

Mit einer tiefen Verneigung verliess der Diener das Zimmer. Wenigstens ein Lichtblick. Es schien, dass wenigstens ein bekanntest Gesicht auf sie warten würde. Eines, auf das sie sich sogar freute.


---


Kordian Flaß von Cresseneck blinzelte müde, als er am späten Abend das Tor von Burg Luringen erreichte. Am Nachmittag des vergangen Tages hatte er die Nachricht des Burgsassen erhalten und war am folgenden Morgen aufgebrochen, nachdem er seinen Vetter Angbold die Aufgabe übertragen hatte, acht Mitglieder der Burgwache für eine »der Leuin gefälligen Unternehmung« vorzubereiten. Was es wohl sein mochte, fragte Kordian sich, was der alte Burgsass von ihm wollte, als er endlich durchgelassen wurde und sein Pferd in den Burghof hineintraben ließ.

Die Knechte auf der Burg nahmen wie gewohnt sein Pferd am Zügel und führten den Junker zu den Stallungen. Mit einem eleganten Sprung steig er ab, leicht federnd in den Knien. Er wandte sich an den nächstbesten Bediensteten, dass er seine Ankunft dem Burgsassen ankündigen konnte. Der Diener im Livree nickte eifrig und trabte in den Palas davon, während er sich in seine Räume begab, die ihm als gräflicher Mundschenk zustanden.

Es dauerte nicht lange, bis der Diener zurückkehrte und Kordian berichtete, der Burgsass wäre erfreut über seine schnelle Ankunft, es würde allerdings noch bis morgen dauern, bis er zu Odo von Luring-Mersingen vorgelassen würde. Der Burgsass von Burg Luringen erwartete noch weitere Ankömmlinge im Laufe des heutigen und morgigen Tages. Es sei für morgen Mittag eine Besprechung angesetzt, zu welcher Kordian teilzunehmen habe.

Der Diener hatte gerade die Tür geschlossen, als es erneut klopfte und seine Tante Firunia Flaß von Cresseneck seine Räume betrat.

Kordian blinzelte überrascht und runzelte die Stirn, als seine Tante auf einmal vor ihm stand. Er fasste sich jedoch schnell und setze ein Lächeln auf.

»Grüß dich, Firunia«, brachte er schließlich hervor. »Ich wusste gar nicht, dass du momentan hier bist. Ich dachte, du wärst immer noch irgendwo im Norden.«

»Rondra zum Gruße, Neffe«, erwiderte die stämmige Ritterin. »Nun, ich bin schon seit einigen Tagen hier. Aber ja, ich war im Norden. Hinter Puleth sieht es wirklich nicht sehr gut aus. Und so gastfreundlich wie früher, ist man dort auch nicht mehr.« Firunia schob ihre braunen Locken zur Seite und zeigte eine frische Narbe an ihrer oberen Wange, um ihre Aussage zu unterstreichen.

»Wegelagerer?«, fragte Kordian, nachdem er die Wunde begutachtet hatte.

»Wegelagerer, aufsässige Bauern, Ketzer, Verrückte ...« Firunia seufzte. »Nach einiger Zeit unterscheidest du nicht mehr und es ist alles das gleiche Geschmeiß«, fuhr sie betont lässig fort, konnte ihre Verbitterung aber nicht verbergen. »Aber sag mir, wie machen sich meine Söhne?«

»Oh, die beiden machen sich prächtig. Leomar ist etwas wilder und aufgeweckter, aber Alrik kann dafür kräftiger zuschlagen und hält auch mehr aus. Sie erinnern mich ein wenig an Angbold und mich in dem Alter, ja...«

Kordian seufzte und sah sich um, ob die Diener Getränke bereitgestellt hatten. Erleichtert sah er, dass dem so war und machte sich auf den Weg zu einer vielversprechend aussehenden Karaffe, während er seiner Tante noch eine Frage stellte.

»Sag, weißt du, warum der Burgsass mich sehen möchte? Und warum er verlangt, dass ich einige meiner Leute bereithalten soll?«

Firunia schüttelte den Kopf. »Nein, davon habe ich keine Ahnung. Ich wusste ja nicht mal, dass er Dich überhaupt herbestellt hat.« Sie musterte ihren Neffen eingängig, so wie sie es immer tat, wenn sie versuchte eine Situation richtig einzuschätzen. »Ich schätze, es hat was mit dem neuen Staatsrat zu tun. Seitdem sie diesen Sesselpuper aus Puleth nach Gareth gerufen haben, ist der Grafenhaus wie ein Wespennest, in das man mit der Lanze gestochen hat. Erst vor drei Tagen war sogar der Hartsteener hier auf Burg Luringen und hat eingehend mit Graf Danos gesprochen, keiner weiß worüber. Wer weiß, vielleicht sollst Du gegen Gareth ziehen.« 

Es war offensichtlich als Witz gemeint, aber Kordians Tante schaute nur wenig amüsiert. Vielleicht erlaubte ihre Narbe einfach kein besseres Mienenspiel.

Kordian setzte dennoch ein leichtes Lächeln auf, vor allem weil sich ganz zu Freude tiefroter Wein in der Karaffe befand.

»Nein, nein...«, seufzte er, während er nach einem Becher griff und sich Wein einschenkte. »Hm, ich dachte zuerst, er ginge um dieses Gesindel, das von Nordosten her hier langsam durchsickert. Aber wenn der Hartsteener hier war... hmm.« Kordian nahm einen kräftigen Schluck und wartete eine Anmerkung seiner Tante ab, die jedoch wie gewohnt ernst und ruhig blieb. Sein Großvater hatte ihren Namen damals wirklich treffend gewählt, kam es ihm in den Sinn, während er die oftmals eisige Ritterin betrachtete.

»Ich hoffe nur«, sagte er nach einem weiteren Schluck, »dass es nicht allzu viel mit dieser unschönen Fehde in Hartsteen zu tun hat.«

Firunia zuckte nur mit der Schulter: »Das ist nicht meine Sache.« 

Ein längeres Schweigen entstand. Kordian wusste, dass seine Tante Gerbalda und Firunia sich überworfen hatten, und er ahnte, dass ihr Schweigen damit in Verbindung stand. Sie hatte sich damals aus dem Zwist der Familie herausgehalten, als es um die Nachfolge ihres Bruders ging.

»Eine andere Frage«, nahm Firunia das Gespräch wieder auf. »Wie steht es bei Dir mit Heiratsplänen? Hast Du schon eine Braut ins Auge gefasst?«

Kordian verschluckte sich fast am Wein. Wie kam seine Tante drauf? Er hatte sich darüber noch überhaupt keine Gedanken gemacht. Warum wollte sie das wissen? Es konnte keinen Grund geben, außer...

»Warum fragst du? Willst du wissen, ob...?«

Nein, dieser Gedanke war schwachsinnig. Firunia wollte sicher nicht wissen, ob bereits ein Erbe auf dem Weg war, der ihren Söhnen im Weg stand. Das war ganz und gar nicht ihr Wesen. Kordian schluckte die Frage hinunter und stellte sie anders.

»Willst du wissen, ob ich mir bereits Gedanken über eine gute Partie gemacht habe? Nein, habe ich nicht.« Kordian wollte noch einen Schluck Wein nehmen, stellte aber fest, dass der Becher schon leer war. »Vielleicht ergibt sich ja irgendwann etwas«, sagte er während er wieder zur Karaffe griff, »aber im Moment mache ich mir darüber noch keine Gedanken.«

»Vielleicht solltest Du es nicht zu weit vor Dich herschieben. Solange Du noch nicht den heiligen Traviabund eingegangen bist, wird meine Schwester darauf hoffen, dass ein baldiges Ableben von Dir ihrem Söhnchen Deinen Platz beschert. Unterschätze sie nicht, meine Schwester war schon immer vom Ehrgeiz zerfressen.« Firunias Augen wirkten matt und müde bei diesen Worten.

Ein Geräusch hinter Firunia, die noch immer im Türrahmen stand, liess die beiden zusammenzucken. Unbemerkt hatte sich ein Diener des Grafen zu ihnen gesellt und entschuldigte sich nun für seine Störung.

»Verzeiht, hohe Herrschaften, aber ich soll von Seiner Wohlgeboren Odo von Luring-Mersingen bestellen, dass er den gräflichen Mundschenk morgen zur zweiten Mittagsstunde im Rittersaal sehen will. Desweiteren wünscht Seine Hochwohlgeboren Euch morgen zur Mittagsstunde bei Tisch zu sehen.«

Kordian nickte. »Richte ihm aus, dass ich da sein werde.« 

Der Diener nickte und verschwand aus der Tür.

»Du solltest nun besser auch gehen«, sagte Kordian zu Firunia. »Ich war den ganzen Tag unterwegs und würde nun gerne etwas schlafen... War schon lange nicht mehr hier. Das letzte Mal, bei Praios, da muss ich acht gewesen sein!«

Kordian seufzte und lächelte leicht. »Der Graf war damals der gleiche, aber der Mundschenk ein anderer.«

Firunia nickte knapp, drehte sich um und ging.

Kordian seufzte, als sie die Tür hinter sich schloss und ihn allein im Raum zurückließ. Seine Tante hatte nichts über für solche Sentimentalitäten und alte Geschichten, doch darüber wollte er sich nun keine Gedanken machen. Er fragte sich vielmehr, was der Burgsass wohl von ihm wollte. Grübelnd stellte er den leeren Weinbecher zur Seite, entledigte sich der staubigen Reisekleidung und stieg in das kalte, klamme Bett. Eine Weile dachte er noch nach, was wohl sein könnte, dan sank er in einen tiefen, traumlosen Schlaf.


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An Hochgeboren Raulfried Haltreu von Schwarztannen

Baron von Schwarztannen


Rondra zum Gruß


Es sey dem Baron von Schwarztannen befohlen, sich umgehend auf Burg Luring einzufinden und bei Odo von Luring-Mersingen zu melden.

Dem Baron sey weiterhin aufgetragen, sich der Rüstung seiner Soldaten zu vergewissern und nötige Vorbereitungen zu einer der Leuin gefälligen Unternehmung zu treffen.


19. Boron

Burg Luring

Odo von Luring-Mersingen"


Raulfried legte den Brief weg. Was will sein alter Schwertvater wohl von ihm? Eine »der Leuin gefälligen Unternehmung«? Was Odo damit meinte, war Raulfried klar. Seine Gedanken schweiften ab, als er an seine strenge und harte Erziehung in der Knappenschaft des Luringer Burgsass dachte.

»Wulfger!«, rief Raulfried aus seinem Arbeitszimmer und einen Augenblick später trat der Soldat ein.

»Ja, Wohlgeboren?« 

»Lass mein Pferd satteln, ich reite nach Burg Luring. Wenn ich zurück bin, will ich meine Truppen voll ausgerüstet und auf Vordermann gebracht im Burghof versammelt sehen!«

»Wann können wir mit Eurer Rückkehr rechnen?«

»In ein paar Tagen, vielleicht auch schon morgen! Und nun beeile Dich. Ich habe keine Zeit zu verlieren!« Der Soldat rannte aus dem Zimmer. Raulfried lächelte. Wenn Odo eins hasste, ist es Unpünktlichkeit. Raulfried hasste es auch.



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