Geschichten:Heerzug wider die Finsternis - Teil 22: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 22. März 2011, 18:27 Uhr


WARNUNG: Stark im Zwölfgöttlichen Glauben verwurzelte Leser könnten durch die in der folgenden Episode geschilderten Geschehnisse arg in ihren moralischen Grundfesten erschüttert werden. Diesen sei dringend von der Lektüre der Texte abgeraten. Allen anderen, viel Spass!


Heerzug wider die Finsternis – Zorn eines Gottes


Dramatis personae:

u.a.


Leihenbutt, 13. Ron. 1032 BF, bei Sonnenuntergang:


„FREVLERIN!“ rief da plötzlich Praiobur von Eslamsgrund, der Anführer der Bannstrahler, und trat vor gefolgt von seinen elf Akoluthen. Nimmgalf blickte besorgt in seine Richtung: „Hochwürden, was habt Ihr vor?“ Auch Adran Bredenhag von Aarenstein konnte die Eigenmächtigkeit des Praiosgeweihten in dieser Situation nicht gutheißen.

Doch der Bannstrahler ignorierte den Einwand des Heerführers. Simiona warf den Praioten einen verächtlichen und zugleich hasserfüllten Blick zu.

Dieser erhob das geweihte Sonnenzepter und drohte ihr: „Viel zu lange schon, Weib, stiftest Du Unheil unter dem Lichte Praios des Herren, vergiftest die Seelen der Menschen und zwingst sie dem Verderbten zu huldigen. An deinen Fingern klebt das Blut unzähliger Unschuldiger. Den Tempel der gütigen Travia hast Du schänden lassen, und Praios weiß welche Freveltaten dir noch alle zuzuschreiben sind!

Selbst jetzt, da deine Sache verloren ist, weigerst Du dich, dich dem gerechten Urteil der Zwölfe zu unterstellen. Dein fehlender Schatten gibt Zeugnis von deinem verderbten Wesen. Nun wird dich und deine ruchlosen Schergen der Finsternis die gerechte Strafe ereilen, denn heute ist der Tag, an dem ihr Euch für eure Freveltaten vor den Göttern zu verantworten habt!“

Er und die anderen elf Akoluthen bildeten einen Zwölfkreis und intonierten gemeinsam die mächtige Liturgie des zerschmetternden Bannstrahles, eine der stärksten Waffen der Praioskirche wider die Finsternis. Auch weitere der Bannstrahler stimmten betend mit ein. Simiona hingegen hob ihre Hände gen Himmel, schloss ihre Augen und flüsterte Worte, die von den Verteidigern nicht zu verstehen waren.

Nimmgalf warf besorgte Blicke sowohl zu von Eslamsgrund als auch zu Simiona. Irgendwas hatte sie vor, eine seltsame Vorahnung beschlich ihn. Dann blickte er nach oben. Der Käfig mit der vor Angst zitternden Ederlinde schwankte bedrohlich am Seil. Was sollte er jetzt nur tun?

Donnernd erschallten die Worte Hochwürdens von Eslamsgrund: „Herr Praios, ewige Sonne, Trenner von Recht und Unrecht! Gepriesen sei Deine Macht! Dein strafender Blick falle auf diese Frevler! ES SEI!“

In diesem Moment löste sich ein zerschmetternder Bannstrahl vom Himmel und tauchte das Tor der Burg, über dem sich Simiona und ihr Getreuen aufhielten in ein gleißendes Licht.

Doch Simiona hatte dies vorausgeahnt. Nach dem Flüstern der Worte, rief sie am Ende laut: „Oh, All-Einer, `err über den Kosmos, gib Deiner Dienerin die Kraft, dem Un`eil der Zwölfgötzen zu widerste`en. Verlei`e mir die Macht des GOTTES DER GÖTTER!“, und lenkte damit den gleißenden Bannstrahl auf seine Erzeuger um.

Ein blendender grell-purpurn leuchtender Strahl löste sich schlagartig vom Burgtor und traf die Bannstrahler, die sofort in schwarz-purpurne Flammen gehüllt wurden. Das Licht war so gleißend, dass alle Umstehenden geblendet wurden, und es jedem Betrachter in den Augen brannte. Kaum einer konnte erfassen, was da gerade eben geschehen war. Als die Blicke wieder klarer wurden, war von dem Hochgeweihten und den Akoluthen nur noch qualmende Asche übrig.

Die wenigen Bannstrahler, die noch lebten, wanden sich in Schmerzen auf dem Boden, ihre Leiber in purpurnen Flammen stehend, die ihnen das Fleisch von den Knochen brannten. Auch auf weitere Umstehende waren die Flammen übergeschlagen, die nun verzweifelt versuchten, das unheilige Feuer zu löschen. Einige eilten herbei um zu helfen, doch den Flammen war kaum beizukommen.

Und die Sonne ging unter!

Mit einer alles übertönenden Stimme rief Simiona wütend: „Ihr `abt es gewagt, meinen Zorn `eraufzubeschwören!“ In ihrem Gesicht stand abgrundtiefer Hass geschrieben. „Jetzt werdet Ihr begreifen, was WAHRE MACHT bedeutet!“ Erneut richtete sie ihre Hände gen Himmel und rief die Kräfte des Dunklen Gottes an. Schon bald waren Horden von Ratten zu sehen, die aus dem nahen Reichsforst in Scharen herbeieilten. Wie eine schwarzbraune Flut ergossen sie sich aus den Wäldern, darunter auch einige riesige Exemplare von beinahe zwei Schritt Länge. Bis sie die Verbündeten erreichen würden, war es nur eine Frage der Zeit. Fast gleichzeitig verfinsterte sich der Himmel, und schwarze Wolkenberge türmten sich über Burg Leihenbutt auf.

Einige der Schützen der Verbündeten hatten einen kühlen Kopf bewahrt, und trotz der ganzen Verwirrung ihre Bögen schussbereit gemacht. Als Bartholomäus das sah, aktivierte er ein Zauberzeichen auf den Zinnen. Im nächsten Moment schlugen mehrere Pfeile ein, die jedoch wirkungslos an Fortifex-Schilden abprallten, und zu Boden fielen. Simiona lies durch ihre durch die Zinnen gut verdeckten Schützen zurückschießen.

Als nächstes schlugen Feuerlanzen und magische Geschosse der Magier der Verbündeten ein, die jedoch nur kurz den zuvor von Bartholomäus gesprochenen Gardianum Zauberschild aufflackern ließen. Mit einem kurzen geistigen Befehl erneuerte Bartholomäus den Schutz aus seinem Stab heraus.

Bartholomäus blickte fragend Simiona an: „Jetzt?“ Simiona nickte: „Vernischte sie! Alle!“ befahl sie eiskalt.

Bartholomäus hob seinen Zauberstab und rief mit einem Wort der Macht die an ihn gebundenen Dämonen herbei. Nacheinander manifestierten sich auf den Zinnen vier Karmanthi, ein Shruuf und ein Sharbazz, die auf seine Befehle warteten. „Vernichtet jeden dort unten vor den Burgmauern!“ befahl ihnen der Schwarzmagus gefolgt von höhnischem Lachen.

Die Höllenkreaturen überwanden die Schilde und fuhren wie Furien unter die entsetzten Verteidiger. Die Karmanthi, kalbsgroße Höllenhunde, fielen die Verteidiger stets im Rudel an, warfen sie zu Boden und bissen mit einem mal ganze Gliedmaßen ab. Der Shruuf, eine gewaltige tentakelbewähre Bestie mit messerscharfem Schnabel und grässlichen Vogelbeinen, sprang mitten unter die Waldsteiner Ritter, und zerquetschte dabei gleich einen von ihnen mitsamt seinem Pferd. Eine junge Ritterin wurde von der Kreatur mit den langen Tentakeln vom Pferd und dann hoch in die Luft geschleudert. Im Fallen umschlang die Kreatur sie und zerriss sie dann in zwei Hälften, die in einer wahren Blutfontaine auseinanderflogen. Sein Triumphschrei und das blanke Entsetzen fuhr den Umstehenden durch Mark und Bein. Der nächststehende Schwertkämpfer wurde gepackt, und mit übermenschlicher Stärke vor die Burgmauern geschleudert, wo er hart aufprallte und von seinem Schädel nur noch blutiger Brei zurückblieb.

Auch der letzte Dämon, ein Sharbazz, der wie ein bulliger übermannsgroßer Schwertkämpfer mit zwei schwarzen Schwingen aussah, in seiner unverständlichen Dämonensprache Kommandos brüllte und die anderen Dämonen zu befehligen schien, hielt fürchterliche Ernte unter denjenigen, die es wagten sich ihm gegenüber zu stellen.

Doch Bartholomäus hatte noch mehr vorbereitet: Auf einen in Zahyad gerufenen Befehl hin erhoben sich Dutzende von Untoten, die in Mulden in der Nähe der Burgmauern verborgen gewesen waren, und wankten auf die entsetzen Verbündeten zu. Schon bald waren die ersten von ihnen in Kämpfe verwickelt und versuchten Nimmgalfs Streiter zu überwältigen.

„Feuer! Isch will sie brennen se`en!“ rief Simiona dem Zwerg Jandor zu, der sich im Hintergrund gehalten hatte. Dieser wies die Geschützmannschaften im Burghof an, und im nächsten Moment wurden brennende Geschosse mit Onagern im hohen Bogen über die Burgmauern geschleudert. Wo sie auftrafen, detonierten sie mit gewaltiger Wucht und ließen große Feuerbrände entstehen, die Menschen und Pferde binnen weniger Herzschläge verzehrten. Einige Geschosse enthielten Säure, die schlimme Verätzungen auf ungeschützten Körperstellen bewirkte, und auch Metallrüstungen und Waffen angriff.

Schließlich waren die Rattenschwärme da und fielen auch über die Verbündeten her, die bislang noch nicht in die Kämpfe verwickelt waren. Es war ein heilloses Chaos. Menschen schrien, Pferde wieherten. Die Bogen- und Armbrustschützen auf den Mauern hielten aus der Deckung der Zinnen heraus reiche Ernte unter den Streitern der Verbündeten.


Claudio di Conserrano fragte Simiona: „Was soll jetzt mit der Gefangenen da oben geschehen?“ und deutete auf Ederlinde. Simiona blickte kurz hoch und sah den baumelnden Käfig.


„Schneidet das Seil dursch. Nimmgalf soll mitanse`en, wie sie zu Tode stürzt. Und daran zerbreschen!“


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