Heroldartikel:Steht die Wacht im Finsterkamm?: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 23. März 2011, 07:59 Uhr

Steht die Wacht im Finsterkamm?


Wurde noch auf dem Kriegsrate in Weihenhorst immer mit großem Stolze von der ehernen Wacht im Finsterkamm gesprochen, so sind dem Herold jetzt Gerüchte über eine geheime Unternehmung einiger Greifenfurter Adliger zu Ohren gekommen, die Anlass geben, an diesen Worten zu zweifeln. Da die Quelle dieser Informationen als wohl informiert zu gelten hat, möchte der Herold nicht auf die Wiedergabe dieser Geschichte verzichten und es dem Leser überlassen, sich selbst eine Meinung zu bilden.

Es mag in etwa zwei Wochen vor dem großen Rate gewesen sein, als sich im einzigen Gasthof Weihenhorsts eine kleine Zahl Greifenfurter Adliger zu einem heimischen Quastenbroi, pardon Quastenbräu, versammelt hatten, das nach einer kleineren Auseinandersetzung mit dem tobrischen Wirt auch serviert worden war. Bei diesen Greifenfurtern soll es sich um die Barone von Finsterrode, Quastenbroich und die Baronin von Dergelstein, sowie den Junker von Boronshof und dem markgräflichen Ritter Hartuwal von Spangenberg gehandelt haben. Eher zufällig war noch eine weitere Person von adeligem Geblüt in der Schenke anwesend und selbstverständlich an den Tisch der Greifenfurter eingeladen worden. Hierbei handelte es sich wohl um Lassan von Weyringhaus-Rabenmund, den jüngsten Sohn des Burggrafen Oldebor von Weyringhaus-Rabenmund, der hier nach einer Pilgerreise zu dem Greifenfurter Apfelhain der Peraine die Ankunft seines Vaters erwartete.

Im Laufe dieses Abends erhielt die Baronin, in ihrer Position als eine Hauptfrau der Reiterei, die Botschaft einer der zur Nachrichtenübermittlung längs des Finsterkammes dienenden Türme sei seit kurzem stumm und habe die übliche Meldung nicht beantwortet. Die Dergelsteinerin beschloss, sich diesem besorgniserregenden Vorfall umgehend zu widmen, ein Unterfangen bei dem ihr von allen Anwesenden spontan Unterstützung angeboten wurde, die sie auch bereitwillig akzeptierte.

Nur eine Stunde später brach die kleine Schar auf. Die ersten beiden Tage verliefen nahezu ereignislos, auch wenn man schnell feststellte, daß im Greifenhorst‘schen Forst nicht nur gewisse weithin bekannte Wesen ihr Unwesen treiben. Doch soll uns dies hier nicht weiter berühren, wollte ich doch von anderen Dingen berichten. Am Ende des zweiten Tages erreichten die Adeligen die unmittelbare Umgebung des Turmes und begannen den Wald in der Umgebung zu durchsuchen, um eventuelle Spuren der Ereignisse ausfindig zu machen. Auch wenn das Gemäuer scheinbar verlassen dalag, mühten sich doch alle, nicht in Sichtweite des Turmes selbst zu geraten. Bei dieser Suche gelang es auch, einen ersten Hinweis auf die Geschehnisse zu erlangen, fand man doch den Rucksack eines markgräflichen Soldaten, doch ohne dass ein einziger Fussabdruck in der Nähe zu sehen war. Als der Baron von Quastenbroich zu seinem Schrecken den Schatten eines großen fliegenden Wesens gewahr wurde, etwas, dass ihn heftig an die unselige Zeit der Vogelplage in seinen Landen gemahnte, keimte ein Verdacht in den Streitern, der sie veranlaßte, sich dem Turm erst im Schutze der Dunkelheit zu nähern.

Eine erste Untersuchung des Gebäudes ergab ein Bild völliger Verwüstung, doch ohne sichtbare Anzeichen eines Kampfes. So wurde beschlossen, sich im Innern zu verschanzen und den Morgen abzuwarten. Und tatsächlich brachte der Aufgang der Praiosscheibe sowohl Aufklärung als auch Gefahr mit sich. Von den Hängen des vom Lichte des Götterfürsten erleuchteten Finsterkammes herab flogen einige schwarze Punkte auf den Turm zu, die sich beim Näherkommen als Harpyien entpuppten. Schnell übernahm der Finsterroder ob seiner Erfahrung mit diesen Unwesen, die ab und an auch seine Baronie heimsuchen, das Kommando. Harpyien seien launisch und des öftern auch ohne Kampf zu beruhigen, so bat er Lassan von Weyringhaus-Rabenmund auf seiner Flöte eine Melodei zu spielen um die Vogelweiber zu besänftigen. Allein dieser war vom Schrecken derart umfangen, daß er seiner Flöte nur eine Art Jammern entlocken konnte - doch waren die Harpyien offenkundig davon mehr angetan als seine Gefährten.

Schon sah es so aus, als könnte die Situation friedlich gelöst werden, als die Ereignisse sich überstürzten. Zuerst steckte eines der Weiber seinen Kopf durch ein Turmfenster herein, was der Junker von Boronshof mit einem schmerzhaften Stich mit einem Spieß quittierte. Während das verletzte Wesen noch in Verwunderung gefangen war, bat der Finsterroder, um die Situation zu retten, die Harpyien um eine Kostprobe ihres eigenen Gesanges. Leider hatte der an solcherlei Geräusche gewöhnte Baron vergessen, welche Wirkung dieser Gesang auf den Unerfahrenen haben konnte und warnte demzufolge seine Gefährten auch nicht vor der drohenden Gefahr. Während sich der Junker von Boronshof und der markgräfliche Ritter schnell ein paar Stücken Tuch in die Ohren stopften, traf das anhebende Geschrei die anderen völlig unvorbereitet. Die mit vielerlei Schrecken vertraute Baronin von Dergelstein vermochte der Wirkung noch zu widerstehen, doch der Baron von Quastenbroich und Lassan von Weyringhaus-Rabenmund erlagen, wie wohl vorher auch die eigentliche Besatzung des Turmes, der schreckeinfößenden Wirkung, den die Stimmen der Harpyien ausübten. Wurde dem Baron noch recht schnell von der Dergelsteinerin der Kopf wieder zurechtgerückt, gelang es dem Sohn des Burggrafen bis in den Hof des Turmes zu kommen. Während Junker und Ritter im Obergeschoß des Turmes einen Angriff starteten, um den umlaufenden Gang von den Unwesen zu säubern, war der Finsterroder geistesgegenwärtig dem jungen von Weyringhaus-Rabenmund nachgeeilt und warf ihn zu Boden, kurz bevor eines der Vogelweiber ihre Krallen in ihn schlagen konnte. Mit gezogenem Schwert konnte er auch die anderen von weiteren Angriffen abhalten, und nachdem probeweise herabstürzende Harpyien jedes Mal schmerzhafte Treffer hinnehmen mußten, flatterten sie wieder den fernen Gipfeln des Finsterkammes zu.

Für dieses Mal mag alles gut gegangen sein, doch was wäre gewesen, wenn just zu dieser Zeit eine große Orkbande - wenn auch keine Armee, für die die Umgebung zu schwierig gewesen sein dürfte - kurz vor dem Kriegsrat nach Greifenfurt gelangt wäre? Wieso wußte die Besatzung des Turmes mit der im Kamm nicht gerade seltenen Bedrohung durch Harpyien nicht umzugehen, obwohl es sich zum Teil um erfahrene Kämpfer der Nardesfelder Gebirgsjäger handelte? Und was, wenn beim nächsten Ausfall eines Turmes wieder so zögerlich reagiert wird - und dann orkische Truppen daran Schuld wären? Noch halten des Götterfürsten strahlende Boten ihre eigene Wacht, doch mag nach den Ereignissen des Kriegsrates Zweifel daran erlaubt sein, ob das so bleibt. Mögen die Zwölfe die Mark schützen!



Autor: M. Mesing