Geschichten:Vom unrühmlichen Ende einer Hexe: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 28. März 2011, 13:23 Uhr

"Burg Freudenstein in der Baronie Erlenstamm dieser Tage

Die Baronin von Erlenstamm stand auf den Zinnen der Burg Freudenstein und blickte gen Westen, wo die Sonne gerade untergegangen war. Im Hof war es bereits dunkel. Darin stand - finster und bedrohlich - das Trebuchet ... seit Jahren unbenutzt.

In diesem Moment ging der Baronin dies und das durch den Kopf. Es war verhältnismässig ruhig in der Baronie. Eigentlich hätte sie zufrieden sein können. Und dennoch trieben sie diverse Sorgen um:

- Ihre Nichte beteiligte sich am nichtigen Treiben der anderen Adligen, am widerlichen Schacher um Macht und Land. Die Interessen des Landes kümmerten sie scheinbar nicht. Diesen hätte nur dadurch gedient werden können, wenn Erlenstamm die Hoheiten anderer respektieren und auf die eigenen Hoheiten pochen würde, sich mithin stark halten, aber nicht in fremde Händel einmischen würde. Es waren sowieso nur Händel von Halunken! Alissa war für die Baronin eine masslose Enttäuschung - und erst recht ihre Schwester Greifdane, welche irgendwo in Al'Anfa als Sklavin ihr Dasein fristen musste.

- Ihre eigenen Kinder waren zu jung, um das Gedankengut der Baronin nahtlos weitertragen zu können.

- Und die anderen Schlunder waren auch irgendwie passiv - zumindest diejenigen, von denen sich Thalionmel mit Bezug auf einen unabhängigen Schlund oder zumindest ihre zurückhaltende Politik etwas Unterstützung erwartet hätte. Der Nettersqueller war nur noch der Schatten einer Erinnerung. Von den anderen hörte man auch wenig bis nichts. Selbst der Graf schien die Gelegenheit der Unabhängigkeit einfach so vorbeiziehen zu lassen.

- Nur von Dragenfels und dem Eychgraser - dem fremden - Anhang war hin und wieder zu hören. Aber das empfand sie eher als lästig.

- Und dann sollte wieder ein Konvent stattfinden - schon wieder so ein Schaulaufen der Eitelkeiten und letztlich sinnloses Ränkeschmieden. Es wäre ganz amüsant, wenn man einfach zuschauen könnte und wüsste, dass man nicht Teil dieses Treibens ist. Doch Alissa hatte Erlenstamm zu einem Teil dieser sterbenden Welt gemacht !!

Thalionmel seufzte tief. Die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit wären DIE Gelegenheit gewesen, die bisherige Ordnung zu ändern, mit einer besseren Ordnung zu ersetzen. Es sah im Moment jedoch eher aus einer Mischung aus Wiederherstellung des alten Molochs und der Herrschaft der gerade mächtigsten Halunken aus. Das war nicht die Welt, in der Thalionmel weiter als Adlige regieren wollte. - Ein kühler Hauch erhob sich, und Thalionmel fröstelte. Sie schaute zum Trebuchet im Hof. Es sollte das Symbol eines trutzigen, unabhängigen Schlundes werden. Doch der lange zurückliegende, bisher einzige Einsatz war gegen einen Schlunder, den Dragenfelser, gerichtet. Der Erfolg war mässig. - Und es kam hinzu, dass sie nie mehr den Ruf verlor, mit dunklen Mächten im Bunde zu sein, seit sie aus Wehrheim zurückgekehrt und lange als untot gegolten hatte. Es traf sie sehr, dass sie eigentlich nur noch als die "Hexe" von Erlenstamm galt - oder zu gelten meinte.

Mehr in einer schwermütigen Trance als bewusst, erklomm die Baronin von Erlenstamm, weit weg von der nächsten Wache, eine Zinne und schaute in den Abgrund, der sich direkt vor ihr auftat und irgendwo in schwarzer Leere endete. Sie öffnete ihr Haar, und liess den stärker werdenden Wind hindurch wehen .... --

Und wer weiss schon, ob es eine bewusste Regung, eine unwillkürliche Zuckung oder eine plötzliche Böe war, die den Körper der Baronin zum kippen brachte. Und auf einmal verlor sie ihr Gleichgewicht und stürzte vornüber in die Schwärze. Kein Schrei und kein Hilferuf war zu hören, als sie der endlosen Nacht entgegen fiel. Und die Schwärze war das letzte, was sie auf Dere sah.

So trivial verliess Thalionmel von Erlenstamm die Welt ... in der traurigen Gewissheit, dass ihr Abgang weit mehr Freude als (allenfalls geheuchelte) Trauer auslösen würde.


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