Geschichten:Die Schlacht um Puleth Teil 26: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 16. April 2011, 09:57 Uhr

Kronpfalz Puleth, der Abend des 15. Hesinde 1029


Nimmgalf, Hadrumir und eine Handvoll weiterer Soldaten erreichten kurze Zeit später die Kronpfalz Puleth. Auch hier bestätigte sich das Bild: sie war durch die schwarztobrische Besetzung kaum in Mitleidenschaft gezogen worden. Nimmgalf hatte gesehen, wie Gareth kurz nach der siegreichen Abwehrschlacht ausgesehen hatte: Trümmer, Ruinen, verkohlte Mauerreste und geborstene Barrikaden allüberall. Hier hingegen war nichts davon zu sehen. Abwehrgefechte in größerem Umfang konnte es hier jedenfalls nicht gegeben haben.

Als sie kurz vor den Toren der Pfalz absattelten, öffnete sich diese auch schon und ein dicker, in etwa fünfzigjähriger Mann trat in Begleitung einiger Bediensteter heraus, den Nimmgalf sofort als den Kronvogt Horbald von Schroeckh erkannte, der so wohlgenährt wie ehedem zu sein schien. Schon begann er in salbadendem Tonfall: „Im Namen des Reiches heiße ich Euch, Hochgeboren von Hirschfurten, und die Euren herzlich in Stadt und Pfalz Puleth willkommen!“

Nimmgalf musterte den Pfalzgrafen mit strengen Blicken. „Im Namen des Reiches, soso. Sind dies in etwa die Worte, die ihr brauchtet, als die Schergen der verruchten Mersingerin an eurer Pforte standen, von Schroeckh?“

Die Mine des Pfalzgrafen erstarrte. „Aber mitnichten, Euer Hochgeboren. Ich weiß wirklich nicht, was diese unangebrachte Unterstellung hier zu suchen hat. Ich habe mir diesbezüglich nichts vorwerfen zu lassen“, antwortete er etwas konsterniert.

„Nimmgalf trat ein paar Schritte auf ihn zu, so dass er ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand. „Wollt Ihr etwa ernsthaft behaupten, ihr hättet Eure Pflichten gegenüber Reich und Kaiserin gewahrt, und alles in Eurer Macht stehende getan, um die Euch anvertrauten Bürger einer Reichsstadt vor den plündernden Horden zu beschützen?“

„Aber selbstverständlich! Schließlich wurde meine Stadt nicht geplündert!“

Nimmgalf wurde zornig. Wollte dieser feiste Mensch ihn zum Narren halten? „Und um welchen Preis? Den schwarzen Horden Tür und Tor zu öffnen?“

„Ich tat es, um meine Stadt und die Pfalz zu beschützen. Nur so konnte ich sinnlose Kampfhandlungen vermeiden und die Menschen am Leben erhalten. Es geschah sozusagen zur reinen Selbsterhaltung, und dies war meine erste Pflicht!“

„Ihr mögt es als Selbsterhaltung bezeichnen, von Schroeckh, ich nenne es Hochverrat!“

Die letzten Worte hatte Nimmgalf besonders laut gesprochen, so dass es alle Umstehenden vernehmen konnten. Für einen Moment herrschte Stille. „Vorsicht, von Hirschfurten“, gemahnte der Pfalzgraf, „eine solche Unterstellung könnte sehr sehr unangenehme Folgen für Euch nach sich ziehen.“

„So, meint ihr, ja? Ich nehme an, dass die Folgen für einen Hochverräter deutlich unangenehmer sein werden. Aber darüber soll nicht hier und jetzt befunden werden, sondern an anderer Stelle. Und zwar in Gareth vor dem Reichsgericht!“

„Was? Aber Ihr könnt doch nicht…“

„Als Kommandant der siegreichen Reichstruppen in der Schlacht um Puleth stelle ich Euch, Horbald von Schroeckh, wegen Verdachtes auf Hochverrat vorläufig unter Arrest. Wachen, führt ihn ab!“

Zwei Streiter der Reichsforster Liga traten vor und ergriffen den entsetzten Pfalzgrafen.

„Das wird noch Konsequenzen für Euch haben, von Hirschfurten. Ich habe mächtige Verbündete!“

„Dann solltet ihr zu den Göttern beten, dass diese es Euch nicht gleichtun und ihr Fähnchen nicht in den Wind hängen, denn der könnte ihnen schon bald ebenso wie Euch stark ins Gesicht wehen. Und nun genug geschwatzt. Es gilt eine Siegesfeier zu begehen.“

Mit dem verräterischen Pfalzgrafen in Fesseln im Schlepptau zogen sie in die Pfalz ein. Nimmgalf hasste Verräter. Von Schroeckh konnte von Glück reden, dass er von hohem Adel war. Jeden anderen hätte Nimmgalf gleich auf den Richtblock beordert. Doch jetzt wollte er die gewonnene Schlacht erst einmal gebührend feiern.

Hadrumir hatte die Verhaftung des Pfalzgrafen unbeteiligt beobachtet und blieb nun abseits vor den Toren stehen. Seine Kusine Eleona war an seine Seite geritten. Er wandte sich ihr zu: „Du wirst nicht an der Siegesfeier teilnehmen!“

„Aber wieso?“

„Ich muss noch etwas erledigen und da brauche ich jemanden, dem ich vertrauen kann! Außerdem wird man dich am wenigsten vermissen.“

Eleona schaute ihn an: „Was hast du vor?“

Hadrumir vergewisserte sich nochmals, dass keiner das Gespräch hörte. „Suche Korporal Kalman! Sag ihm: Die Schwingen mögen sich ausbreiten! Er wird dir dann sagen, was zu tun ist.“

Eleona nickte. Hadrumir schnaufte einmal durch und ritt dann durch die Tore der Pfalz.