Benutzer:Goswin/Briefspiel: Unterschied zwischen den Versionen

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Goswin (D | B)
(Entwurf)
Gorbon (D | B)
K (Kleinigkeiten)
Zeile 85: Zeile 85:
Baltram Helmisch schüttelte den Kopf, "Aber wir können uns das doch nicht einfach gefallen lassen."
Baltram Helmisch schüttelte den Kopf, "Aber wir können uns das doch nicht einfach gefallen lassen."


Er trat zum Ratsmeister ans Fenster. Auf dem Markt war ruhig geworden. Die letzten Händler bauten ihre Stände ab, der Markttag war vorüber.
Er trat zum Ratsmeister ans Fenster. Auf dem Markt war es ruhig geworden. Die letzten Händler bauten ihre Stände ab, der Markttag war vorüber.


"Wir sollten doch eine eigene Garde aufstellen", murmelte er vor sich hin.
"Wir sollten doch eine eigene Garde aufstellen", murmelte er vor sich hin.
Zeile 93: Zeile 93:
"Aber…"
"Aber…"


"Ich sagte: NEIN", schrie der Ratsmeister den Stadtrat an, "Ich hier der Ratsmeister. Es mag sein, dass euer Vater anders entschieden hätte, doch er ist tot…"
"Ich sagte: NEIN", schrie der Ratsmeister den Stadtrat an, "Ich bin hier der Ratsmeister. <!-- Ich Tarzan, du Jane -->Es mag sein, dass euer Vater anders entschieden hätte, doch er ist tot…"


Baltram Helmisch starrte den wütenden Alten überrascht an. Er wollte etwas erwidern, doch dann besann er sich, schüttelte traurig den Kopf und verlies die Amtsstube des Ratsmeisters.
Baltram Helmisch starrte den wütenden Alten überrascht an. Er wollte etwas erwidern, doch dann besann er sich, schüttelte traurig den Kopf und verlies die Amtsstube des Ratsmeisters.
Zeile 109: Zeile 109:
Sie ließ ihr Pferd satteln und verlies eilig die Burg. Der Weg hinab zur Stadt war steil, doch Ayla kannte ihn seit ihrer Kindheit und konnte ihn beinahe blind herunterreiten. Kurz vor der Stadt verließ sie den Weg und folgte dem Pfad gen Süden. Ihr Bruder Brasibert hatte ihr zwar verboten, sich so nah an der almadaner Grenze aufzuhalten, aber Ayla liebte die Ruhe dieser Gegend. Politische Unruhen hatten auch ihr Gutes. Kaum jemand verirrte sich hierher, seit der Handel gen Almada zum Erliegen gekommen war. Ayla ließ die Zügel locker und genoss die Ruhe des sonnigen Tages.  
Sie ließ ihr Pferd satteln und verlies eilig die Burg. Der Weg hinab zur Stadt war steil, doch Ayla kannte ihn seit ihrer Kindheit und konnte ihn beinahe blind herunterreiten. Kurz vor der Stadt verließ sie den Weg und folgte dem Pfad gen Süden. Ihr Bruder Brasibert hatte ihr zwar verboten, sich so nah an der almadaner Grenze aufzuhalten, aber Ayla liebte die Ruhe dieser Gegend. Politische Unruhen hatten auch ihr Gutes. Kaum jemand verirrte sich hierher, seit der Handel gen Almada zum Erliegen gekommen war. Ayla ließ die Zügel locker und genoss die Ruhe des sonnigen Tages.  


Plötzlich schrak sie auf. Sie war bereits ein gutes Stück von Hahnendorf entfernt, hinter dem nächsten Hügel lag bereits Byderisch. Ayla hielt ihr Pferd an und schaute in die Runde, konnte jedoch nichts Ungewöhnliches entdecken. Sie schloss die Augen und lauschte eine Weile. Dann hörte sie es - jemand ritt langsam auf der abgelegenen Seite des Hügels auf sie zu. Instinktiv suchte sie nach einem Versteck. Rechts war in einiger Entfernung ein Waldstück, doch dies war bereits auf almadaner gebiet, wie sie wusste. Links waren nur hügelige Felder. Blieb nur die Flucht zurück nach Hahnendorf. Doch dann besann sie sich. Es war nur ein Reiter. Was mochte der ihr schon anhaben. Auch wenn sie nur eine Frau war, so konnte sie doch recht passabel mit ihrem Schwert umgehen. Der alte Yantur von Gippelstein hatte damals streng darauf geachtet, dass nicht nur Brasibert eine entsprechende Ausbildung erhielt. Sie versicherte sich, dass ihr Schwert griffbereit war und wartete darauf, dass der Reiter über die Hügelkuppe kam.  
Plötzlich schrak sie auf. Sie war bereits ein gutes Stück von Hahnendorf entfernt, hinter dem nächsten Hügel lag bereits Byderisch. Ayla hielt ihr Pferd an und schaute in die Runde, konnte jedoch nichts Ungewöhnliches entdecken. Sie schloss die Augen und lauschte eine Weile. Dann hörte sie es - jemand ritt langsam auf der abgelegenen Seite des Hügels auf sie zu. Instinktiv suchte sie nach einem Versteck. Rechts war in einiger Entfernung ein Waldstück, doch dies war bereits auf almadaner Gebiet, wie sie wusste. Links waren nur hügelige Felder. Blieb nur die Flucht zurück nach Hahnendorf. Doch dann besann sie sich. Es war nur ein Reiter. Was mochte der ihr schon anhaben. Auch wenn sie nur eine Frau war, so konnte sie doch recht passabel mit ihrem Schwert umgehen. Der alte Yantur von Gippelstein hatte damals streng darauf geachtet, dass nicht nur Brasibert eine entsprechende Ausbildung erhielt. Sie versicherte sich, dass ihr Schwert griffbereit war und wartete darauf, dass der Reiter über die Hügelkuppe kam.  


Als sie des Reiters gewahr wurde, erschrak sie. Sie hatte mit allem möglichen gerechnet, aber nicht mit einem vermummten Tulamiden. Der Fremde saß auf einem schwarzen Pferd, trug einfache schwarze Kleidung, einen schwarzen Umhang und einen Turban, der nur die Augen frei lies. Ayla erkannte zwei Schwertgriffe, die hinter seinen Schultern empor standen.  
Als sie des Reiters gewahr wurde, erschrak sie. Sie hatte mit allem möglichen gerechnet, aber nicht mit einem vermummten Tulamiden. Der Fremde saß auf einem schwarzen Pferd, trug einfache schwarze Kleidung, einen schwarzen Umhang und einen Turban, der nur die Augen frei lies. Ayla erkannte zwei Schwertgriffe, die hinter seinen Schultern empor standen.  
Zeile 145: Zeile 145:
Ihr Gegenüber lachte, "Nein, aber meine Familienangelegenheiten verlangen ein wenig Diskretion."
Ihr Gegenüber lachte, "Nein, aber meine Familienangelegenheiten verlangen ein wenig Diskretion."


Ayla wollte aufbrausen, als der Fremde sie unterbrach, "Aber sagt, kennt ihr einen gewissen Yantur? Er könnte einst Krieger gewesen sein, ist aber sich schon recht alt"
Ayla wollte aufbrausen, als der Fremde sie unterbrach, "Aber sagt, kennt ihr einen gewissen Yantur? Er könnte einst Krieger gewesen sein, ist aber sicher schon recht alt"


Aylas Wut verrauchte. Ein alter Krieger namens Yantur? Der Fremde suchte den alten Gippelsteiner? Ihren alten Lehrmeister?
Aylas Wut verrauchte. Ein alter Krieger namens Yantur? Der Fremde suchte den alten Gippelsteiner? Ihren alten Lehrmeister?
Zeile 164: Zeile 164:
Er schnalzte mit der Zunge, gab seinem Pferd die Sporen und ritt gen Hahnendorf davon.
Er schnalzte mit der Zunge, gab seinem Pferd die Sporen und ritt gen Hahnendorf davon.


Nachdenklich schaute Ayla ihm nach. Der alte Yantur hatte keine Familie. Er war der Letzte der Gippelsteiner. Sein Besitz und sein Titel waren an ihren Bruder Brasibert als nächsten lebenden Verwandten gefallen. Was also sollte der Fremde für Familienangelegenheiten zu klären haben. Ayla wendete ihr Pferd und ebenfalls zurück nach Hahnendorf. Diese Neuigkeiten musste Brasibert unbedingt erfahren.
Nachdenklich schaute Ayla ihm nach. Der alte Yantur hatte keine Familie. Er war der Letzte der Gippelsteiner. Sein Besitz und sein Titel waren an ihren Bruder Brasibert als nächsten lebenden Verwandten gefallen. Was also sollte der Fremde für Familienangelegenheiten zu klären haben. Ayla wendete ihr Pferd und ritt ebenfalls zurück nach Hahnendorf. Diese Neuigkeiten musste Brasibert unbedingt erfahren.




Zeile 257: Zeile 257:
Der Vogt schaute seine Schwester an und sein zorniges Gesicht entspannte sich etwas. Er blickte zurück zu seinem Kontrahenten und lies die Waffe sinken. "Ihr habt ja keine Ahnung, mit wem ihr euch anlegt. Verlasst diese Baronie. Wenn ich Euch noch einmal treffe, werde ich euch töten.", drohte Brasibert und verlies langsam und mit drohend erhobener Waffe den Schauplatz. Ayla blieb an seiner Seite und schaute Irean mit einem Blick an, den dieser nicht zu deuten vermochte.
Der Vogt schaute seine Schwester an und sein zorniges Gesicht entspannte sich etwas. Er blickte zurück zu seinem Kontrahenten und lies die Waffe sinken. "Ihr habt ja keine Ahnung, mit wem ihr euch anlegt. Verlasst diese Baronie. Wenn ich Euch noch einmal treffe, werde ich euch töten.", drohte Brasibert und verlies langsam und mit drohend erhobener Waffe den Schauplatz. Ayla blieb an seiner Seite und schaute Irean mit einem Blick an, den dieser nicht zu deuten vermochte.


"Und ihr habt keine Ahnung, mit wem ihr euch anlegt", murmelte Irean und schaute den beiden nach. Als er sicher war, dass beide gegangen waren, kniete er erneut nieder, murmelte ein kurzer Gebet und verlies den heiligen Ort. Außerhalb des Boronangers wischte er das Blut Brasiberts mit Gras von seinen Schwertern.  
"Und ihr habt keine Ahnung, mit wem ihr euch anlegt", murmelte Irean und schaute den beiden nach. Als er sicher war, dass beide gegangen waren, kniete er erneut nieder, murmelte ein kurzes Gebet und verlies den heiligen Ort. Außerhalb des Boronangers wischte er das Blut Brasiberts mit Gras von seinen Schwertern.  


Ein Geräusch lies ihn herumfahren. Zwischen den Grabsteinen des Boronangers erhob sich ein Mann, der verängstigt zu Irean herüber schaute. Irean musterte ihn kurz. Der Mann sah ungefährlich aus, kein Bauer, eher ein Handwerker oder Händler aus der Stadt.
Ein Geräusch lies ihn herumfahren. Zwischen den Grabsteinen des Boronangers erhob sich ein Mann, der verängstigt zu Irean herüber schaute. Irean musterte ihn kurz. Der Mann sah ungefährlich aus, kein Bauer, eher ein Handwerker oder Händler aus der Stadt.
Zeile 271: Zeile 271:
Helmisch fuhr fort, "Wie ich ja bereits sagte, bin ich Stadtrat in Hahnendorf und auch wir haben nicht die besten Beziehungen zum Vogt."
Helmisch fuhr fort, "Wie ich ja bereits sagte, bin ich Stadtrat in Hahnendorf und auch wir haben nicht die besten Beziehungen zum Vogt."


Irean schaute den Stadtrat ernst an, "Und ihr meint, der Feind meines Feindes sei Euer Freund?"
Irean schaute den Stadtrat ernst an, "Und ihr meint, der Feind Eures Feindes sei Euer Freund?" <!-- der Feind meines Feindes bin ich selbst ;-) -->


Helmisch schüttelte den Kopf, "So naiv bin ich nicht. Doch mir scheint, wir haben zumindest gemeinsame Interessen und könnten zum beiderseitigen Vorteil daran arbeiten."
Helmisch schüttelte den Kopf, "So naiv bin ich nicht. Doch mir scheint, wir haben zumindest gemeinsame Interessen und könnten zum beiderseitigen Vorteil daran arbeiten."
Zeile 313: Zeile 313:
"Ich verstehe noch nicht, inwieweit sich unsere Interessen decken…"
"Ich verstehe noch nicht, inwieweit sich unsere Interessen decken…"


Baltram schaute Irean prüfend an, "Nun, Hahnendorf hat sein langer Zeit das Stadtrecht. Doch aus mir unverständlichen Gründen gab es hier nie eine Stadtgarde. Scheinbar verstanden sich unsere Vorfahren mit den Baronen gut uns es gab nie Streit. Doch jetzt ist das anders."
Baltram schaute Irean prüfend an, "Nun, Hahnendorf hat seit langer Zeit das Stadtrecht. Doch aus mir unverständlichen Gründen gab es hier nie eine Stadtgarde. Scheinbar verstanden sich unsere Vorfahren mit den Baronen gut uns es gab nie Streit. Doch jetzt ist das anders."


Baltram seufzte, "Es gibt eine Vereinbarung. Die Büttel des Barons sorgen im Auftrage der Stadt für Sicherheit und treiben Gelder ein. Natürlich muss die Stadt dafür eine Gebühr an den Baron zahlen. Aber das ist allemal billiger, als selbst eine Garde zu unterhalten."
Baltram seufzte, "Es gibt eine Vereinbarung. Die Büttel des Barons sorgen im Auftrage der Stadt für Sicherheit und treiben Gelder ein. Natürlich muss die Stadt dafür eine Gebühr an den Baron zahlen. Aber das ist allemal billiger, als selbst eine Garde zu unterhalten."
Zeile 396: Zeile 396:
Dieser knetete nervös seine Finger, "Ähm, Euer Hochgeboren, wie der Brief bereits sagt, ähm…"
Dieser knetete nervös seine Finger, "Ähm, Euer Hochgeboren, wie der Brief bereits sagt, ähm…"


"Welzelin, höre er auf zu stottern. Ich bezahle euch nicht, damit der Rat mit Schwierigkeiten macht. Also, was soll das?", unterbrach der Baron.
"Welzelin, höre er auf zu stottern. Ich bezahle euch nicht, damit der Rat mir Schwierigkeiten macht. Also, was soll das?", unterbrach der Baron.


"Nun, Helmisch hat diesen Kor-Geweihten mitgebracht, der kein Geld für seine Dienste verlangt. Ich habe versucht, den Rat umzustimmen, aber es gelang nicht."
"Nun, Helmisch hat diesen Kor-Geweihten mitgebracht, der kein Geld für seine Dienste verlangt. Ich habe versucht, den Rat umzustimmen, aber es gelang nicht."
Zeile 403: Zeile 403:
"Ja, ein gewisser Irean ibn Yantur. Helmisch meinte, es wäre etwas Persönliches zwischen ihm und Vogt von Hahnentritt. Die Beiden hätten neulich auf dem Boronanger sogar gekämpft. Es ging wohl um das Erbe des alten Gippelsteiners…", erklärte Welzelin.
"Ja, ein gewisser Irean ibn Yantur. Helmisch meinte, es wäre etwas Persönliches zwischen ihm und Vogt von Hahnentritt. Die Beiden hätten neulich auf dem Boronanger sogar gekämpft. Es ging wohl um das Erbe des alten Gippelsteiners…", erklärte Welzelin.


Der Baron starrte eine Weile nachdenklich vor sich hin. Ein Erbe des alten Vogtes? Er konnte sich vorstellen, dass dies Vogt Brasibert nicht passte. Darulf musste ein Schmunzeln unterdrücken. Von Hahnentritt wurde ohnehin etwas anstrengend in letzter Zeit. Nicht mal die Sache mit den almadaner Schmugglern hatte er klären können. Vielleicht war es nicht schlecht, ihn ein wenig mit einem Konkurrenten abzulenken. Vielleicht war dieser Konkurrent sogar ein besserer Untertan als von Hahnentritt es war. Und falls sich die Ansprüche dieses Kor-Geweihten irgendwie beweisen ließen, könnte er von Hahnentritt recht einfach ausbooten. Interessant, interessant.
Der Baron starrte eine Weile nachdenklich vor sich hin. Ein Erbe des alten Vogtes? Er konnte sich vorstellen, dass dies Vogt Brasibert nicht passte. Darulf musste ein Schmunzeln unterdrücken. Von Hahnentritt wurde ohnehin etwas anstrengend in letzter Zeit. Nicht mal die Sache mit den almadaner Schmugglern hatte er klären können. Vielleicht war es nicht schlecht, ihn ein wenig mit einem Konkurrenten abzulenken. Vielleicht war dieser Konkurrent sogar ein besserer Untertan als von Hahnentritt es war. Und falls sich die Ansprüche dieses Kor-Geweihten irgendwie beweisen ließen, könnte er von Hahnentritt recht einfach ausbooten. "Interessant, interessant."


"Nun gut, Welzelin. Ich denke, wir werden uns einig werden. Wenn die Stadt unbedingt eine Garde will, so soll sie eine haben. Natürlich kann ich nicht einfach auf die Einnahmen verzichten, die Hahnendorf für die Anwesenheit der Büttel an mich entrichtet hat.", der Baron machte eine kurze Pause.
"Nun gut, Welzelin. Ich denke, wir werden uns einig werden. Wenn die Stadt unbedingt eine Garde will, so soll sie eine haben. Natürlich kann ich nicht einfach auf die Einnahmen verzichten, die Hahnendorf für die Anwesenheit der Büttel an mich entrichtet hat.", der Baron machte eine kurze Pause.

Version vom 26. März 2007, 02:18 Uhr

Der neue Baron – Teil 4

In den folgenden zwei Götternamen war Junker Brasibert fast ständig unterwegs. Die Aufstellung der Baronie war eine aufwändige Aufgabe, zumal viele Unterlagen verloren gegangen waren, als im letzten Jahr der Sitz des damaligen Vogtes, Burg Gippelstein abgebrannt war. So musste der Junker von Ort zu Ort reisen, Freie und Unfreie zählen, notieren, wer Handwerker und wer Bauer war.

Doch so mühsam seine Aufgabe war, so sehr genoss er es auch, seine neu gewonnene und legitimierte Macht zu nutzen. Einige vorlaute Bauern landeten aus nichtigen Gründen am Pranger oder wurden ausgepeitscht. Hin und wieder könnte sich der Junker sogar das Vergnügen, die Strafen selbst zu vollstrecken...

Er nutzte die Reise aber auch, um gezielt Unmut gegen den neuen Baron zu wecken. Gegenüber Dorfältesten lies er Bemerkungen fallen, dass der neue Baron mehr Abgaben einzutreiben gedenke. Auch wolle der Baron TRAvia-Bünde nur dann genehmigen, wenn er das Recht der ersten Nacht bekäme. Auch die Ansiedlung der tobrischen Flüchtlinge wusste Junker Brasibert zu nutzen. In nahezu jedem Dorf erwähnte er beiläufig, dass Dutzende, grobschlächtige, tobrische Bauern in der Nähe angesiedelt würden. So schuf Brasibert von Hahnentritt ein Bild des neuen Barons, welches diesem sicher nicht gefallen hätte.

Kurz vor Ablauf der Frist, die Baron Darulf gesetzt hatte, beendete der Junker die Aufstellung. Gut 3700 Seelen lebten in der Baronie. Davon waren gut 2500 unfreie Bauern, weitere 500 Bauern waren Freie, zudem gab es einige freie Holzfäller und Waldarbeiter. In den größeren Orten der Baronie gab es zudem zahlreiche Handwerker und Händler, die nicht nur frei waren, sondern es auch zu einem gewissen Wohlstand gebracht hatten. Abgesehen von Brasibert und seiner Schwester Ayla gab es keine Adligen mehr in der Baronie. Der einzige Magier, einst im Dienste von Brasiberts Vater Giselbert, lebte auf Burg Hahnenfels. Geweihte waren rar in Fremmelsfelde. Einzig ein PERaine-Geweihter versah hier dauerhaft seinen Dienst. Gläubige der anderen Götter mussten sich gedulden, bis ein reisender Geweihter sich ihrer annahm.

Das einzige, was Vogt Brasibert noch Kopfzerbrechen bereitete, war der Standort für die Ansiedlung der tobrischen Flüchtlinge. Denn auch wenn er jedem Dorfältesten damit Angst eingejagt hatte, wusste er selbst nicht, wo er die Leute ansiedeln sollte. Er wollte sie keinesfalls in seiner Nähe haben und dies bedeutete, dass die Umgebungen von Hahnendorf und Gippelstein nicht in Frage kamen. Da die Tobrier aber Bauern waren, konnte er sie auch nicht im Wald ansiedeln. Nach langem Überlegen entschied er sich für einen Ort an der Strasse nach Gallstein.

Baron Darulf traf nicht wie angekündigt im TSA ein. Erst Wochen später, im PHEx kam er in einer Kutsche und mit wenigen Mann Bedeckung auf Burg Hahnenfels an. Vogt von Hahnentritt hatte in den vergangenen Wochen lange nachgedacht und beschlossen, dem Baron den untertänigen Vogt vorzuspielen. Nicht, dass Brasibert einen konkreten Plan gehabt hätte. Ihm mangelte es schlicht an Alternativen. Der Schwur auf PRAios, den er dem Baron gegeben hatte, band ihn. Doch noch weitaus stärker als der Schwur banden ihn die Dokumente, die der Baron erwähnt hatte. Brasibert musste unbedingt herausfinden, ob diese wirklich existierten. Falls nicht, so war auch der Schwur ohne Bedeutung...

In der Kutsche befand sich nicht nur der Baron, sondern auch ein Geweihter des PRAios. Brasibert verzog das Gesicht. Also wollte der Baron den Schwur auch vor dem Götterfürsten bekommen. Nun gut, er würde sich zusammenreißen und schwören.

Bevor sich Baron Darulf von Corish und von Praill jedoch mit Brasibert von Hahnentritt beschäftigte, begrüsste er seine Familie. Während die Begrüßung mit seiner Schwägerin auf beiden Seiten eher kühl ausfiel, schien er sich deutlich zu freuen, seine Neffen und seine Nichte zu sehen. Brasibert beschloss, sich diese Tatsache zu merken. Vielleicht ergaben sich auf diesem Wege ja noch Möglichkeiten.

Nach der Begrüßung befahl der Baron Junker Brasibert in die Grosse Halle der Burg. "Habt ihr meine Befehle ausgeführt?", fragte er ohne weitere Höflichkeitsfloskeln.

Brasibert verneigte sich kurz, "Natürlich".

Der Baron schaute ihn prüfend an, "Gut", und fuhr an den Geweihten gewand fort, "Euer Gnaden, beginnt mit der Zeremonie!"

Der PRAiosgeweihte nickte und packte dienstbeflissen ein paar zeremonielle Gegenstände aus. Ein kurzes gemurmeltes Gebet an den Götterfürsten und die Zeremonie begann. So feierlich das Ganze vor wenigen Monden in der gräflichen Residenz in Eslamsgrund gewesen war, so pragmatisch und kurz war die Zeremonie hier.

Brasibert schwor bei PRAios, Baron Darulf als Vogt und Junker zu dienen und seinen Lehnspflichten nachzukommen. Dieser wiederum leistete den entsprechenden Gegenschwur.

Der Baron gab dem Geweihten im Anschluss einen kleinen Beutel, dankte ihm für die Mühe und verabschiedete ihn. Dann widmete er sich wieder seinem Vogt. "Gebt mir die Aufstellung", forderte er.

Brasibert war vorbereitet und zog die Schriftrolle aus seinem Gürtel. Zu seiner Überraschung setzte der Baron sich sofort an einen der Tische der Halle und begann zu lesen. Hin und wieder nickte er, zuweilen schüttelte er aber auch den Kopf.

"Diese Zahlen stimmen nicht ganz mit denen in der Garether Reichskanzlei überein. Habt ihr dafür eine Erklärung?", fragte der Baron.

"Ich kenne die Garether Zahlen nicht", Vogt von Hahnentritt schüttelte den Kopf, "Vielleicht hat aber auch mein Vorgänger..."

"Ihr meint Yantur von Gippelstein?", unterbrach ihn der Baron.

"Ja", antwortete Brasibert, "Vielleicht hat er ungenau Buch geführt. Er war schließlich alt..."

Der Baron musterte Brasibert, "Nun gut. Ich werde die Zahlen prüfen lassen."

Er erhob sich und schritt zum Fenster, "Mir gefällt nicht, dass ein Magier auf dieser Burg lebt. Sorgt dafür, dass er verschwindet!"

Brasibert starrte dem Baron in den Rücken, "Aber Magister Gorbas lebt seit Jahrzehnten hier und diente meiner Familie immer treu". Er biss sich auf die Lippen für diesen Ausbruch.

Der Baron drehte sich zu ihm um und lächelte schief, "Vielleicht ist es genau das, was mich stört... Ansonsten bin ich mit euch recht zufrieden. Auch der Standort für die neue Siedlung scheint mir angemessen. Kümmert Euch darum, dass den neuen Siedler genug Bauholz zur Verfügung steht und versorgt sie auch mit Nahrung. Die Kosten dafür trage ich.", sprach er weiter.

Vogt Brasibert nickte, "Wo ihr gerade von Kosten sprecht. Wie ihr wisst, ist der Stammsitz des Junkertums Gippelstein abgebrannt. Es ist sicher auch in Eurem Interesse, wenn diese Burg zum Schutze der Baronie wieder aufgebaut wird...."

Der Baron lächelte, "Es liegt in meinem Interesse, allerdings. Doch bezahlen werden ich dafür nicht. Wie ich Eurer Aufstellung entnommen habe, leben gut 500 Seelen in eurem Junkertum. Holt euch das Geld dort..."

Brasibert legte die Stirn in Falten.

"Wenn es sonst nichts weiter gibt, könnt ihr jetzt gehen", beendete der Baron das Gespräch.

Der Vogt nickte leicht und verließ die Halle, die einst seiner Familie gehört hatte und über die nun dieser Tobrier verfügen durfte. Weil PRAios es so wollte...

Doch so leicht ließ sich ein von Hahnentritt nicht ausbooten. Er würde abwarten, den Untertanen spielen und seine Kräfte sammeln. Und dann, irgendwann, würde er diesen "Baron" von seinem Land vertreiben und das rechtmäßige Erbe seiner Vorfahren antreten. Egal, ob der Götterfürst ihn dabei unterstützte oder nicht....


Irean ibn Yantur - Teil 1

Mitte Rondra 1029BF, Amtsstube des Ratsmeisters

"So kann das nicht weiter gehen", Baltram Helmisch schlug mit der Faust auf den Tisch.

"Gemach, gemach.", versucht Ratsmeister Welzelin den aufgebrachten Stadtrat zu beruhigen, "Berichtet doch erstmal, was vorgefallen ist!"

Der Angesprochene atmete schwer, fixierte den alten Ratsmeister.

"Ihr wisst es genau. Der Vogt hat erneut Zölle unterschlagen", brach es aus ihm heraus.

"Ich selbst habe den ganzen Tag am Tor gestanden und seine Büttel beobachtet. Nicht einmal die Hälfte der Einnahmen sind an uns übergeben worden. So kann das nicht weitergehen."

Der alte Welzelin nickte traurig, "Ihr habt ja recht, aber was sollen wir tun? Der Vogt ist mächtig, ihm unterstehen die Büttel."

"Dann müsst ihr zum Baron gehen und die Vorgänge melden. Wir können doch nicht tatenlos zusehen…"

Ratsmeister Welzelin erhob sich ächzend, ging zum Fenster und schaute nachdenklich auf den Marktplatz.

"Das haben wir doch bereits im Rat besprochen. Wenn wir den Baron um Hilfe bitten, liefern wir uns ihm aus.", wies Welzelin den Vorschlag ab.

Baltram Helmisch schüttelte den Kopf, "Aber wir können uns das doch nicht einfach gefallen lassen."

Er trat zum Ratsmeister ans Fenster. Auf dem Markt war es ruhig geworden. Die letzten Händler bauten ihre Stände ab, der Markttag war vorüber.

"Wir sollten doch eine eigene Garde aufstellen", murmelte er vor sich hin.

Welzelin fuhr herum, "Schlagt euch das aus dem Kopf. Eine eigene Garde bringt nur böses Blut. Außerdem können wir uns das nicht leisten."

"Aber…"

"Ich sagte: NEIN", schrie der Ratsmeister den Stadtrat an, "Ich bin hier der Ratsmeister. Es mag sein, dass euer Vater anders entschieden hätte, doch er ist tot…"

Baltram Helmisch starrte den wütenden Alten überrascht an. Er wollte etwas erwidern, doch dann besann er sich, schüttelte traurig den Kopf und verlies die Amtsstube des Ratsmeisters.


Irean ibn Yantur - Teil 2

Mitte Rondra 1029 BF, irgendwo in der Nähe von Hahnendorf

Ayla von Hahnentritt flüchtete. Nicht vor Räubern, Dieben oder sonstigem Gesindel. Sie floh die Langeweile des Burglebens. Die Burgherrin von Burg Hahnenfels, die Edle Faduhenne von Corish-Grai war mit den Jahren immer launiger geworden. Als sie im Gefolge ihres Schwagers, des Barons Darulf vor einigen Götterläufen auf der Burg eintraf, hatte sie wohl noch die Illusion, hier ein aufregendes Leben im Luxus leben zu können. Doch in Fremmelsfelde gab es nichts Aufregendes und Luxus gab es hier auch nicht. Und so hatte sich die Edle Faduhenne darauf verlegt, die anderen Burgbewohner zu trietzen. Ihre eigenen Kinder verschonte sie, doch Ayla war ihr liebstes Opfer. Als Schwester des Vogtes hatte sie auf der Burg zu leben und der Edlen Faduhenne als Gesellschafterin zu dienen.

Ayla hasste die Stunden, die sie so verbringen musste. Langatmige Gespräche über die ach so schöne Zeit in der tobrischen Heimat Faduhennes, Beschwerden über das verpfuschte Leben mit einem verrückten Mann und einem geizigen Schwager – Ayla kannte all dies auswendig. Und sie ahnte, dass Faduhenne sie bereits in Gedanken mit ihrem jüngsten Sohn Olfwyll verheiratet hatte. Ayla hatte nichts gegen Olfwyll. Er war ein netter Kerl, aber mehr ein Bruder, kein ernsthafter Kandidat für den Traviabund. Doch Ayla hütete sich, der Edlen dies ins Gesicht zu sagen. Um des lieben Friedens willen, verkniff sie sich entsprechende Bemerkungen. Wenn es ihr zu viel wurde, dann floh sie. So wie jetzt.

Sie ließ ihr Pferd satteln und verlies eilig die Burg. Der Weg hinab zur Stadt war steil, doch Ayla kannte ihn seit ihrer Kindheit und konnte ihn beinahe blind herunterreiten. Kurz vor der Stadt verließ sie den Weg und folgte dem Pfad gen Süden. Ihr Bruder Brasibert hatte ihr zwar verboten, sich so nah an der almadaner Grenze aufzuhalten, aber Ayla liebte die Ruhe dieser Gegend. Politische Unruhen hatten auch ihr Gutes. Kaum jemand verirrte sich hierher, seit der Handel gen Almada zum Erliegen gekommen war. Ayla ließ die Zügel locker und genoss die Ruhe des sonnigen Tages.

Plötzlich schrak sie auf. Sie war bereits ein gutes Stück von Hahnendorf entfernt, hinter dem nächsten Hügel lag bereits Byderisch. Ayla hielt ihr Pferd an und schaute in die Runde, konnte jedoch nichts Ungewöhnliches entdecken. Sie schloss die Augen und lauschte eine Weile. Dann hörte sie es - jemand ritt langsam auf der abgelegenen Seite des Hügels auf sie zu. Instinktiv suchte sie nach einem Versteck. Rechts war in einiger Entfernung ein Waldstück, doch dies war bereits auf almadaner Gebiet, wie sie wusste. Links waren nur hügelige Felder. Blieb nur die Flucht zurück nach Hahnendorf. Doch dann besann sie sich. Es war nur ein Reiter. Was mochte der ihr schon anhaben. Auch wenn sie nur eine Frau war, so konnte sie doch recht passabel mit ihrem Schwert umgehen. Der alte Yantur von Gippelstein hatte damals streng darauf geachtet, dass nicht nur Brasibert eine entsprechende Ausbildung erhielt. Sie versicherte sich, dass ihr Schwert griffbereit war und wartete darauf, dass der Reiter über die Hügelkuppe kam.

Als sie des Reiters gewahr wurde, erschrak sie. Sie hatte mit allem möglichen gerechnet, aber nicht mit einem vermummten Tulamiden. Der Fremde saß auf einem schwarzen Pferd, trug einfache schwarze Kleidung, einen schwarzen Umhang und einen Turban, der nur die Augen frei lies. Ayla erkannte zwei Schwertgriffe, die hinter seinen Schultern empor standen.

Langsam ritt der Fremde näher. Ayla rang erneut mit sich, ob sie nicht doch besser die Flucht ergreifen sollte. Doch sie zweifelte, dass sie dem Fremden entkommen konnte. Sie biss die Zähne zusammen und ritt dem Fremden langsam entgegen. Als sie auf Rufweite heran war, begrüßte sie ihn. "Die Zwölfe zum Gruße, Fremder"

Der Vermummte schaute sie einen Moment lang an. Sie bemerkte seine blauen Augen, die, so wusste sie, für einen Tulamiden untypisch waren. Dann senkte er den Kopf leicht zum Gruß.

"Was führt Euch in diese Gegend?", fragte Ayla

Der Fremde schien zu zögern.

"Habt ihr Angst vor einer einzelnen Frau?", fragte Ayla ironisch.

Der Fremde straffte sich. "Nein. Verzeiht meine Unhöflichkeit. Ich bin in Familienangelegenheiten in dieser Gegend.", antwortete er ohne Akzent.

"Soso, Familienangelegenheiten. Ich glaube nicht, dass Tulamiden in dieser Baronie wohnen", antwortete Ayla.

Der Fremde zog den unteren Teil des Turbans vom Gesicht. Erstaunt blickte Ayla in das freundliche Gesicht eines jungen Mannes.

"Wer sagt, dass ich Tulamiden suche?", fragte er ironisch.

"Nun, eure Kleidung…", begann Ayla.

"Schließt ihr immer vom Äußeren auf den Menschen?"

Ayla verdrehte die Augen, "Natürlich nicht. Nun seit so gut, und verratet mir Euren Namen, damit wir uns wie zivilisierte Menschen unterhalten können."

Der Fremde lächelte, "Dann wird wohl nichts aus einem zivilisierten Gespräch."

Ayla runzelte die Stirn, "Ihr weigert Euch, Euren Namen zu nennen? Habt ihr etwas zu verbergen?"

Ihr Gegenüber lachte, "Nein, aber meine Familienangelegenheiten verlangen ein wenig Diskretion."

Ayla wollte aufbrausen, als der Fremde sie unterbrach, "Aber sagt, kennt ihr einen gewissen Yantur? Er könnte einst Krieger gewesen sein, ist aber sicher schon recht alt"

Aylas Wut verrauchte. Ein alter Krieger namens Yantur? Der Fremde suchte den alten Gippelsteiner? Ihren alten Lehrmeister?

"Ich fürchte, dann habe ich eine schlechte Nachricht für Euch. Der alte Yantur ist bereits seit fast 10 Götterläufen tot."

Das Lächeln verschwand aus dem Gesicht des Fremden. Er senkte den Kopf und schien ein leises Gebet zu murmeln. "Könnt ihr mir sagen, wo er begraben liegt?", fragte der Fremde ernst.

Ayla nickte, "Auf dem Boronanger in Hahnendorf." Sie verschwieg, dass dort nur ein Gedenkstein stand. Viel war noch Yantur nicht übrig geblieben, nachdem er in dem Flammen auf Burg Gippelstein ums Leben gekommen war. Wo dessen Knochen nun lagen, wusste sie nicht genau. Ihr Bruder Brasibert hatte sich damals um alles gekümmert.

"Ich danke Euch", der Fremde schaute an ihr vorbei.

"Es tut mir leid. In welcher Beziehung standet ihr zu Yantur?", fragte sie neugierig.

Der Fremde schüttelte den Kopf, "Es tut mir leid, erneut unhöflich sein zu müssen."

Er schnalzte mit der Zunge, gab seinem Pferd die Sporen und ritt gen Hahnendorf davon.

Nachdenklich schaute Ayla ihm nach. Der alte Yantur hatte keine Familie. Er war der Letzte der Gippelsteiner. Sein Besitz und sein Titel waren an ihren Bruder Brasibert als nächsten lebenden Verwandten gefallen. Was also sollte der Fremde für Familienangelegenheiten zu klären haben. Ayla wendete ihr Pferd und ritt ebenfalls zurück nach Hahnendorf. Diese Neuigkeiten musste Brasibert unbedingt erfahren.


Irean ibn Yantur - Teil 3

Mitte Rondra 1029BF

Brasibert von Hahnentritt schaute seine Schwester entsetzt an, "Ein tulamidischer Krieger, der den alten Yantur in Familienangelegenheiten sucht? Du musst Dich irren Schwester."

Ayla schüttelte den Kopf, "Nein, ich irre mich nicht. Er hatte blaue Augen, wie der alte Yantur…"

Brasibert schritt aufgeregt hin und her. "Dieser Mann kann uns gefährlich werden. Ist Dir das klar?"

Ayla runzelte die Stirn, "Wieso gefährlich?"

Der Vogt blieb stehen und schaute seine Schwester an, "Nur einmal angenommen, dieser dahergelaufene Tulamide ist ein Sohn des alten Yantur. Er könnte auf die wahnwitzige Idee kommen, das Erbe des Alten zu beanspruchen. UNSER Erbe. Wir wären ruiniert."

Ayla schaute Brasibert nachdenklich an. So aufgeregt sah sie ihn selten. Sie wusste zwar um seine aufbrausende Natur, doch in den letzten Jahren war er ruhiger geworden. Beide sparten jeden Dukaten - für den Wiederaufbau von Burg Gippelstein. Sollte ihnen jemand das Gut nehmen, so wären sie in der Tat mittellos.

"Aber wie soll er das Erbe beanspruchen? Yantur ist ohne offizielle Nachkommen gestorben, sein Gut ist an Dich übergegangen. Wer wollte dies anzweifeln.", versuchte Ayla ihren Bruder zu beruhigen.

Brasibert begann wieder auf und ab zu wandern.

"Wahrscheinlich hast Du recht. Er hat keinerlei Handhabe gegen uns."

Brasibert blieb stehen, "Entschuldige mich bitte Ayla, ich habe noch etwas Wichtiges zu erledigen."

Vogt Brasibert von Hahnentritt verließ eilig die Kammer. Ayla wartete einen Moment und folgte ihrem Bruder dann.


Irean ibn Yantur - Teil 4

Boronanger Hahnendorf

"Hier ruht Yantur, Ritter zu Gippelstein."

Irean ibn Yantur kniete vor dem schiefen Grabstein und fuhr langsam die vermoosten Buchstaben mit dem Finger entlang. Als vor einem Götterlauf seine Mutter gestorben war, hatte er nicht um sie getrauert. Sie war gestorben, wie sie es sich gewünscht hatte. In einem ehrenhaften Kampf gegen räuberische Ferkinas. Da sie ohnehin keinen engen Kontakt pflegten, war sie kaum mehr als eine entfernte Verwandte für ihn.

Doch was war ein entfernter Verwandter überhaupt. Seine Mutter hatte nie über Familie gesprochen. Einer Amazone war ihre Schwesternschaft Familie. Ireans Vater war nur der Auserwählte, der ihr zu einer Tochter hätte verhelfen sollen. Und nun war dieser Vater, der einzige, der so etwas wie Familie hätte sein können auch bereits tot. Seit Jahren sogar, wie Irean von dieser Reiterin erfahren hatte.

Er lächelte kurz, als er an die Reiterin dachte. Er hatte ihre Angst gespürt, doch auch ihren Mut, sich der Angst zu stellen. Irean bewunderte das. Schade, dass er vergessen hatte, nach ihrem Namen zu fragen.

Plötzlich hörte Irean leise Schritte hinter sich. Langsam erhob er sich und drehte sich um. Ein Mann in edlen Gewändern stand hinter ihm. Im Gürtel des Mannes steckte eine kurze Axt. Irean meinte, eine leichte Ähnlichkeit zur Reiterin von vorhin zu erkennen.

"Wie ist euer Name?", begann der Fremde unhöflich, "Und nimm diesen Stofffetzen vom Kopf, damit ich Dein Gesicht sehen kann."

"Mein Name? Was geht es Euch an? Verratet mir doch den Euren?", antwortete Irean. Der Aufforderung, seinen Turban abzunehmen, kam er nicht nach.

"Soso, ein frecher Tulamide", nickte der Andere, "Wisst ihr, was wir hier in Fremmelsfelde mit frechen Tulamiden machen?"

Irean lächelte. "Nein. Warum erzählt Ihr es mir nicht"

Der Andere wurde zusehendst wütend, "Wie kannst Du Dahergelaufener es wagen, so mit mir zu reden? Wenn Du von Stande wärst, würde ich Dich fordern, aber so werde ich dich wie einen Strassenköter erschlagen." Sprach´s und zog seine kurze Henkersaxt.

Irean wurde ernst. "Nun, einem Guten Kampf bin ich nicht abgeneigt. Doch lasst uns zuvor diesen heiligen Boden verlassen." Er drehte sich zum Ausgang des Boronangers und wollte gehen.

Der Andere lachte laut, "Heiliger Boden? Das ich nicht lache. Nur weil der senile Yantur einem klapprigen Rabengeweihten unsinnig viele Dukaten hinterher geworfen hat, damit dieser sich hier irgendwas in den Bart murmelt, soll diese Müllhalde voller vermoderter Leichen heilig sein?"

Irean blieb stehen. "Yantur?"

Der Andere grinste, "Ah, ihr seid der Rumtreiber, der in "Familienangelegenheiten" nach dem alten Yantur sucht?"

Irean drehte sich um und zog sich den Turban vom Kopf, "Mein Name ist Irean ibn Yantur. Ich bin der Sohn des Mannes, den ihr senil nanntet."

Der Andere zögerte kurz, "Ich bin Brasibert von Hahnentritt zu Hahnenfels, Vogt dieser Baronie und", er machte eine kurze Pause, "… Ritter zu Gippelstein. Falls der alte Yantur tatsächlich Euer Vater war, so macht euch keine Hoffnungen auf sein Erbe. Was ihm gehörte, ist jetzt mein!"

Irean schaute Brasibert ernst an. "Ich war nicht gekommen, um irgendjemandem ein Erbe streitig zu machen. Ich war nur auf der Suche nach meinem Vater"

Brasibert drehte den Kopf leicht und schaute Irean misstrauisch an.

"Aber da Euch so viel daran zu liegen scheint, mich von hier zu vertreiben, werde ich wohl ein wenig bleiben."

Mit einem Schrei hob Brasibert seine Axt und stürzte auf seinen Gegner zu. Dieser wich dem ungestümen Angriff aus und liess Brasibert ins Leere laufen. Dann zog er ruhig seine beide Schwerter vom Rücken.

"Habt ihr euch das gut überlegt?", fragte er ernst seinen Widersacher.

Dieser antwortete nicht, sondern ging erneut zum Angriff über. Wieder wich Irean ihm mit einer schnellen Drehung aus. Ein schneller Schnitt seiner Schwerter und Brasibert schrie auf.

"Wenn Euch euer Leben etwas bedeutet, dann geht jetzt.", warnte Irean erneut.

Brasibert stand mit erhobener Waffe da, bereit für einen neuen Angriff. Wütend betrachtete er seinen linken Arm. Die Kleidung war zerrissen, Blut tropfte aus zwei leichten Schnitten.

"Brasibert, halte ein.", unterbrach eine Frauenstimme den nächsten Angriff. Ayla stürmte zwischen den Grabsteinen hervor und stellte sich zwischen die Kämpfenden. Irean lies seine Schwerter sinken.

"Geh aus dem Weg, Ayla. Der Kerl ist eine Gefahr für uns.", forderte Brasibert seine Schwester auf.

"Nein, Brasibert", widersprach Ayla, "Wenn er wirklich der ist, für den er sich ausgibt, dann ist er mit uns verwandt. Du kannst ihn doch nicht einfach töten."

"Ihr überschätzt ihn.", warf Irean ein, "Er kann nicht gegen mich gewinnen."

Brasibert hob seine Waffe erneut, doch Ayla warf sich ihm in die Arme, "Ich bitte Dich, Bruder."

Der Vogt schaute seine Schwester an und sein zorniges Gesicht entspannte sich etwas. Er blickte zurück zu seinem Kontrahenten und lies die Waffe sinken. "Ihr habt ja keine Ahnung, mit wem ihr euch anlegt. Verlasst diese Baronie. Wenn ich Euch noch einmal treffe, werde ich euch töten.", drohte Brasibert und verlies langsam und mit drohend erhobener Waffe den Schauplatz. Ayla blieb an seiner Seite und schaute Irean mit einem Blick an, den dieser nicht zu deuten vermochte.

"Und ihr habt keine Ahnung, mit wem ihr euch anlegt", murmelte Irean und schaute den beiden nach. Als er sicher war, dass beide gegangen waren, kniete er erneut nieder, murmelte ein kurzes Gebet und verlies den heiligen Ort. Außerhalb des Boronangers wischte er das Blut Brasiberts mit Gras von seinen Schwertern.

Ein Geräusch lies ihn herumfahren. Zwischen den Grabsteinen des Boronangers erhob sich ein Mann, der verängstigt zu Irean herüber schaute. Irean musterte ihn kurz. Der Mann sah ungefährlich aus, kein Bauer, eher ein Handwerker oder Händler aus der Stadt.

"Entschuldigt", begann der Mann, "Mein Name ist Helmisch, Baltram Helmisch, ich bin Stadtrat in Hahnendorf. Rondra zum Gruße oder Rastullah, oder…."

Irean lächelte, "Rondra zum Gruße auch Euch, werter Herr Stadtrat, Womit kann ich euch dienen?"

Baltram Helmisch trat langsam näher und wischte sich mit den Händen verlegen über die Ärmel, "Nun, ich wollte eigentlich nur das Grab meines Vaters besuchen und kam nicht umhin, Euer Gespräch mit dem Vogt anzuhören. Wie mir scheint, habt ihr Euch gerade einen neuen Feind gemacht."

Irean nickte, "Noch habe ich alle Feinde überlebt. Und glaubt mir, es waren nicht wenige."

Helmisch fuhr fort, "Wie ich ja bereits sagte, bin ich Stadtrat in Hahnendorf und auch wir haben nicht die besten Beziehungen zum Vogt."

Irean schaute den Stadtrat ernst an, "Und ihr meint, der Feind Eures Feindes sei Euer Freund?"

Helmisch schüttelte den Kopf, "So naiv bin ich nicht. Doch mir scheint, wir haben zumindest gemeinsame Interessen und könnten zum beiderseitigen Vorteil daran arbeiten."

"Ihr seid Händler, richtig?"

Helmisch nickte, "Holz. Bauholz, Brennholz, Kohle, was immer ihr braucht."

Irean winkte ab, "Ich brauche kein Holz", er atmete tief ein, "was ich brauche, sind Informationen."

"Die kann ich beschaffen"

"Über meinen Vater", fuhr Irean fort.

"Ihr meint den alten Gippelsteiner. Ähm verzeiht, Ritter Yantur von Gippelstein?", fragte Helmisch.

"Was wisst ihr über ihn?", fragte Irean.

"Seid mein Gast heute Nacht", schlug Helmisch vor, "Es wird bald dunkel, und ihr habt sicher noch keine Unterkunft."

Irean schaute den Stadtrat prüfend an und nickte dann.


Irean ibn Yantur - Teil 5

Haus des Baltram Helmisch

"Der alte Gippelsteiner war recht beliebt hier. Er war Vogt der Baronie, nachdem der Vater des jetzigen Vogtes bei einer Schlacht gefallen war. Es gab damals keinen Baron, er verwaltete Fremmelsfelde ganz allein. Doch dann, vor gut 10 Götterläufen brach auf Burg Gippelstein ein Feuer aus. Niemand weiss genau, wie es dazu kommen konnte. Schliesslich war der alte Yantur ein Mann von Prinzipien und keineswegs unvorsichtig, und doch brach das Feuer in dem Wehrturm aus, in dem er lebte. Als das Feuer endlich gelöscht war, fand man nur noch wenige Überreste von ihm.", Baltram Helmisch verstummte.

Sein Gast hatte ihm zugehört, ohne ihn dabei anzuschauen. Auch jetzt starrte der seltsame Fremde einfach vor sich hin.

"Er war beliebt. Er war streng, aber jedermann konnte sich darauf verlassen, von ihm ordentlich behandelt zu werden. Was man vom jetzigen Vogt nicht sagen kann", fuhr Baltram fort.

"Was ist der jetzige Vogt für ein Mensch?", fragte Irean.

Baltram zögerte.

Irean schaute auf, "Nun? Habt ihr Angst, ich würde zu ihm rennen und euch verraten?"

Baltram schüttelte den Kopf, "Der Vogt ist ein böser Mensch. Man sagt, er wollte nach dem Tode eures Großvaters Baron werden. Dass die Gräfin stattdessen Baron Darulf belehnt hat, ging ihm gegen den Strich. Er nutzt die häufige Abwesenheit des Barons schamlos aus. Er unterschlägt Gelder, die seine Büttel eigentlich für die Stadt eintreiben sollen. Keiner weiß so genau wofür. Vielleicht will er Burg Gippelstein wieder aufbauen."

"Ich verstehe noch nicht, inwieweit sich unsere Interessen decken…"

Baltram schaute Irean prüfend an, "Nun, Hahnendorf hat seit langer Zeit das Stadtrecht. Doch aus mir unverständlichen Gründen gab es hier nie eine Stadtgarde. Scheinbar verstanden sich unsere Vorfahren mit den Baronen gut uns es gab nie Streit. Doch jetzt ist das anders."

Baltram seufzte, "Es gibt eine Vereinbarung. Die Büttel des Barons sorgen im Auftrage der Stadt für Sicherheit und treiben Gelder ein. Natürlich muss die Stadt dafür eine Gebühr an den Baron zahlen. Aber das ist allemal billiger, als selbst eine Garde zu unterhalten."

Irean nickte, "Ich verstehe, und seit der Vogt Geld unterschlägt, lohnt sich diese Vereinbarung für euch nicht mehr."

"Genau", Baltram schlug mit der Hand auf den Tisch, "Versteht doch, wir brauchen jemanden, der für uns eine Garde aufbaut. Jemand, der kämpfen kann und keine Angst vor dem Vogt hat."

"Jemand wie ich", folgerte Irean.

Baltram nickte

"Und was wird der Baron dazu sagen?", fragte Irean.

Baltram zuckte mit den Schultern, "Ich weiss es nicht. Er ist selten hier. Ich denke, er wird nicht gern auf die Vereinbarung verzichten. Doch er muss auch das Stadtrecht achten. Wir haben das Recht eine Garde aufzustellen."

"Denken alle hier so wie ihr?", fragte Irean

Baltram senkte den Kopf, "Nein. Der Statdtrat ist unentschieden. Und solange unser Ratsmeister nichts unternehmen will, kann der Vogt uns unbestraft bestehlen."


Irean ibn Yantur - Teil 6

Ratsversammlung

"… und deshalb meine ich, dass wir nicht umhin können, eine Garde aufzustellen.", beendete Stadtrat Baltram Helmisch seine Ansprache an den Stadtrat.

"Und wer soll das bezahlen?", fragte der Stadtmeister Welzelin.

"Die Einnahmen, die der Vogt uns vorenthält, sollten die Ausgaben decken", antwortete Baltram.

Welzelin fuhr ärgerlich fort, "Aber wo um alles in der Welt wollt ihr jemanden herholen, der diese Aufgabe ausführen soll? Der Vogt wird in bei erster Gelegenheit erschlagen…"

Die Ratsmitglieder nickten und schauten missmutig auf Baltram.

Der lächelte, "Ich habe bereits jemanden gefunden. Wenn ihr erlaubt, hole ich ihn herein?"

Die Mitglieder des Stadtrates schauten sich ungläubig an, nickten dann aber. Baltram ging zur Tür des Saales, öffnete diese und winkte jemanden zu sich. Stolz betrachtete er die Reaktionen seiner Ratskollegen, als diese fassungslos den vermummten Neuankömmling anstarrten.

Ratsmeister Welzelin fing sich zuerst. "Wer ist das?"

Irean zog den Teil des Turbans weg, der seine untere Gesichtshälfte bedeckte. Gebannt starrten die Ratsmitglieder in seine blauen Augen.

"Mein Name ist Irean ibn Yantur. Wie ich hörte, sucht ihr jemanden, der Euch vor dem Vogt beschützt."

Unter den Ratsmitgliedern setzte Getuschel ein.

"Baltram, wie kommt ihr darauf, dass wir einen …", Welzelin zögerte, "… Fremden für so eine Aufgabe einstellen?"

Baltram lächelte, als Irean antwortete, "Mein Vater war Yantur von Gippelstein." Das Raunen im Saal verstummte. "Wie ihr seht, ist unser Gast keineswegs fremd", meinte Baltram ironisch.

"Gut, ich kann mir denken, dass ihr ein persönliches Interesse an einer Auseinandersetzung mit dem Vogt habt. Aber seht ihr euch auch in der Lage, ihm standzuhalten? Wer auch immer eine solche Aufgabe übernehmen würde, macht sich den Vogt zum Feind….", gab der Stadtmeister zu bedenken.

Irean nahm nun den ganzen Turban ab. Erstaunt starrten die Ratsmitglieder auf seinen kahl rasierten Schädel.

"Ich bin Geweihter des Kor und bin noch keinem Kampf ausgewichen. Dass ich hier lebendig stehe, mag euch als Beweis meiner Fähigkeiten dienen.", antwortete Irean, "Zudem verlange ich für meine Dienste nur wenig. Gewährt mir nur freie Unterkunft und Kost und ich werde eurer Stadt dienen."

"Nun….", der Stadtmeister schaute ratlos in die Runde, "… gewährt uns ein paar Minuten Beratung."


Irean ibn Yantur - Teil 7

An Darulf von Corish und von Praill, Baron zu Fremmelsfelde

Euer Hochgeboren,

Im Auftrage und Namen des Rates der Stadt Hahnendorf habe ich Euch darüber zu unterrichten, dass die Stadt künftig, entsprechend dem uns verliehenen Stadtrecht, eine eigene Garde aufstellen wird. Wir danken euch für den langjährigen Schutz, den Ihr uns durch Eure Büttel habt zukommen lassen.

Gilborn Welzelin

Stadtmeister der Stadt Hahnendorf.

Gegeben im RONdra 1029BF


Nachdem der Baron den Brief gelesen hatte, befahl er der Burgvögtin Rhenaya von Perainidal, den Stadtmeister auf die Burg zu bringen.

Praios hatte seinen Stand am Himmel noch nicht weit verändert, als der Stadtmeister ins Büro des Barons gebracht wurde.

"Ah, Welzelin. Erkläre er mir das!", der Baron hob den Brief des Stadtmeisters hoch.

Dieser knetete nervös seine Finger, "Ähm, Euer Hochgeboren, wie der Brief bereits sagt, ähm…"

"Welzelin, höre er auf zu stottern. Ich bezahle euch nicht, damit der Rat mir Schwierigkeiten macht. Also, was soll das?", unterbrach der Baron.

"Nun, Helmisch hat diesen Kor-Geweihten mitgebracht, der kein Geld für seine Dienste verlangt. Ich habe versucht, den Rat umzustimmen, aber es gelang nicht." "Ein Kor-Geweihter?", fragte Baron Darulf ungläubig.

"Ja, ein gewisser Irean ibn Yantur. Helmisch meinte, es wäre etwas Persönliches zwischen ihm und Vogt von Hahnentritt. Die Beiden hätten neulich auf dem Boronanger sogar gekämpft. Es ging wohl um das Erbe des alten Gippelsteiners…", erklärte Welzelin.

Der Baron starrte eine Weile nachdenklich vor sich hin. Ein Erbe des alten Vogtes? Er konnte sich vorstellen, dass dies Vogt Brasibert nicht passte. Darulf musste ein Schmunzeln unterdrücken. Von Hahnentritt wurde ohnehin etwas anstrengend in letzter Zeit. Nicht mal die Sache mit den almadaner Schmugglern hatte er klären können. Vielleicht war es nicht schlecht, ihn ein wenig mit einem Konkurrenten abzulenken. Vielleicht war dieser Konkurrent sogar ein besserer Untertan als von Hahnentritt es war. Und falls sich die Ansprüche dieses Kor-Geweihten irgendwie beweisen ließen, könnte er von Hahnentritt recht einfach ausbooten. "Interessant, interessant."

"Nun gut, Welzelin. Ich denke, wir werden uns einig werden. Wenn die Stadt unbedingt eine Garde will, so soll sie eine haben. Natürlich kann ich nicht einfach auf die Einnahmen verzichten, die Hahnendorf für die Anwesenheit der Büttel an mich entrichtet hat.", der Baron machte eine kurze Pause.

"Aber ich denke, wir werden eine Lösung finden. Ich werde dem Stadtrat in Kürze eine entsprechende Mitteilung machen. Ihr könnt gehen, Welzelin"

Der Angesprochene verneigte sich tief und stolperte rückwärts aus dem Zimmer.


Irean ibn Yantur - Teil 8

An den Rat der Stadt Hahnendorf,

Mit Bedauern haben Wir zur Kenntnis genommen, dass die Stadt Hahnendorf künftig auf die Dienste unserer Büttel verzichtet. Wir sind freilich nicht gewillt, auf die Gebühren zu verzichten, die Uns laut der Vereinbarung von 750 BF zustehen. Um einer Lösung des Problems aber nicht im Wege zu stehen, schlagen Wir Folgendes vor: Wir verzichten künftig auf die erwähnte Gebühr, wenn die Stadt Hahnendorf im Gegenzug ihre Garde in den Dienst der Baronie stellt, so es die Umstände bedürfen.

Darulf von Corish und von Praill, Baron zu Fremmelsfelde


Brasibert von Hahnentritt kochte vor Wut als er in das Zimmer des Barons stürmte.

"Wie konntet ihr dies zulassen", begann er ohne Begrüssung.

"Ah, Vogt von Hahnentritt. Wie schön euch zu sehen.", begann Darulf kalt.

"Wieso gestattet ihr den Hahnendorfern sich eine Stadtgarde zuzulegen?", legte Brasibert nach.

"Nun, warum nicht? Wie ihr wisst, ist die politische Lage unruhig. Eine zusätzliche Truppe die uns keinen Heller kostet und trotzdem zu unserer Verfügung steht, halte ich für eine gute Sache.", antwortete der Baron.

"Aber die Einnahmen…", stotterte Brasibert, der langsam spürte, dass der Baron ihn ins Leere laufen lies.

"Die Einnahmen? So üppig waren die nicht in letzter Zeit…", antwortete Darulf.

Brasibert überlegte einen Moment, "Wisst ihr, wer das Oberhaupt dieser Grade sein soll?"

Der Baron wackelte kurz mit dem Kopf, "Nun ja, ein gewisser Kor-Geweihter, so sagt man. Soll Erfahrung im Kampf haben."

Brasibert nickte und senkte den Blick.

"Kann ich sonst noch etwas für euch tun?", fragte der Baron

Vogt von Hahnentritt schüttelte den Kopf, drehte sich zur Tür und ging. Der Baron wusste ganz genau, wer dieser Kor-Geweihte war. Aber er sollte sich nicht zu früh freuen. Sicher, der Mann war ein guter Kämpfer, aber gegen eine Übermacht würde auch er verlieren. Brasibert musste nur ein wenig warten. Irgendwann würde der passende Moment schon kommen. Er würde es nicht gestatten, dass ihm jemand in die Quere kam….


Goswin