Benutzer:Goswin/Briefspiel: Unterschied zwischen den Versionen

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= Eine Stadtgarde für Hahnendorf - Entwurf=
= Eine Stadtgarde für Hahnendorf - Entwurf=
==Teil 3==
Mitte Rondra 1029BF, Burg Hahnenfels, die Kammer Aylas von Hahnentritt
Brasibert von Hahnentritt schaute seine Schwester ungläubig an, "Ein tulamidischer Krieger, der den alten Yantur in Familienangelegenheiten sucht? Du musst Dich irren, Schwester."
Ayla schüttelte den Kopf, "Nein, ich irre mich nicht. Und wie ich schon sagte, er war nur wie ein Tulamide gekleidet. Er hatte blaue Augen, wie der alte Yantur…"
Brasibert schritt aufgeregt hin und her. "Wenn Du Recht hast...", Brasibert machte eine Pause," Dieser Mann könnte uns gefährlich werden. Ist Dir das klar?"
Ayla runzelte die Stirn, "Wieso gefährlich?"
Der Vogt blieb stehen und schaute seine Schwester an, "Nur einmal angenommen, dieser dahergelaufene Tulamide hält sich für den Sohn des alten Yantur. Er könnte auf die wahnwitzige Idee kommen, das Erbe des Alten zu beanspruchen. UNSER Erbe. Wir wären ruiniert."
Ayla schaute Brasibert nachdenklich an. So aufgeregt sah sie ihn selten. Sie wusste zwar um seine aufbrausende Natur, doch in den letzten Jahren war er ruhiger geworden. Beide hatten ein Ziel, sie sparten jeden Dukaten - für den Wiederaufbau von Burg Gippelstein. Brasibert wäre dort sein eigener Herr und Ayla wäre endlich aus den Fängen der Edlen Faduhenne. Sollte ihnen jemand das Gut nehmen, so wären sie in der Tat mittellos. Und ihrer Ziele beraubt...
"Aber wie soll er das Erbe beanspruchen? Yantur ist ohne offizielle Nachkommen gestorben, sein Gut ist rechtmäßig an Dich übergegangen. Wer wollte dies anzweifeln?", versuchte Ayla ihren Bruder zu beruhigen.
Brasibert begann wieder auf und ab zu wandern, "Wahrscheinlich hast Du recht. Er hat keinerlei Handhabe gegen uns."
Brasibert blieb stehen, "Entschuldige mich bitte Ayla, ich habe noch etwas Wichtiges zu erledigen."
Vogt Brasibert von Hahnentritt verließ eilig die Kammer. Ayla blieb besorgt sitzen. Hoffentlich stellte Brasibert nicht etwas Unüberlegtes an.
Bei Hesinde, hatte sie ihm erzählt, dass der Tulamide wahrscheinlich zum Boronanger wollte? Ayla sprang auf und rannte aus ihrer Kammer.


==Teil 4==
==Teil 4==

Version vom 30. März 2007, 08:50 Uhr

Eine Stadtgarde für Hahnendorf - Entwurf

Teil 4

Mitte Rondra 1029 BF, der neue Boronanger der Stadt Hahnendorf, kurz vor Sonnenuntergang

"Hier ruht Yantur, Ritter zu Gippelstein"

Irean ibn Yantur kniete vor dem schiefen Grabstein und fuhr langsam mit den Fingern über die vermoosten Buchstaben. Als vor einem Götterlauf seine Mutter gestorben war, hatte er nicht um sie getrauert. Sie war gestorben, wie sie es sich gewünscht hatte - in einem ehrenhaften Kampf gegen räuberische Ferkinas. Da sie ohnehin keinen engen Kontakt pflegten, war sie kaum mehr als eine entfernte Verwandte für ihn.

Doch was war ein entfernter Verwandter überhaupt? Seine Mutter hatte nie über Familie gesprochen. Einer Amazone war ihre Schwesternschaft Familie. Ireans Vater war nur der Auserwählte gewesen, der ihr zu einer Tochter hätte verhelfen sollen. Und nun war dieser Vater, der einzige, der so etwas wie Familie hätte sein können, auch tot. Seit Jahren sogar, wie Irean von dieser Reiterin erfahren hatte.

Seine Gedanken schweiften ab, waren auf einmal bei der Reiterin. Er hatte ihre Angst gespürt, doch auch ihren Mut, sich der Angst zu stellen. Irean bewunderte das. Schade, dass er vergessen hatte, nach ihrem Namen zu fragen.

Plötzlich hörte Irean leise Schritte hinter sich. Langsam erhob er sich und drehte sich um. Ein Mann in edlen Gewändern stand hinter ihm. Im Gürtel des Mannes steckte eine kurze Axt. Irean meinte, eine leichte Ähnlichkeit zur Reiterin von vorhin zu erkennen.

"Wie ist Dein Name?", begann der Fremde unhöflich, "Und nimm diesen Stofffetzen vom Kopf, damit ich Dein Gesicht sehen kann."

"Mein Name? Was geht Euch mein Name an? Verratet mir doch zuerst den Euren?", antwortete Irean. Der Aufforderung, seinen Turban abzunehmen, kam er nicht nach.

"Soso, ein frecher Tulamide", nickte der Andere, "Weißt du, was wir hier in Fremmelsfelde mit frechen Tulamiden machen?"

"Nein. Warum erzählt Ihr es mir nicht?", gab Irean fordernd zurück.

Der Andere wurde zusehends wütend, "Wie kannst Du Dahergelaufener es wagen, so mit mir zu reden? Wenn Du von Stande wärst, würde ich Dich fordern, aber so werde ich dich wie einen Straßenköter erschlagen." Sprach´s und zog seine kurze Henkersaxt.

Irean wurde ernst. "Nun, einem Guten Kampf bin ich nicht abgeneigt. Doch lasst uns zuvor diesen heiligen Boden verlassen." Er drehte sich zum Ausgang des Boronangers und wollte gehen.

Der Andere lachte laut, "Heiliger Boden? Das ich nicht lache. Nur weil der senile Yantur einem klapprigen Rabengeweihten unsinnig viele Dukaten hinterher geworfen hat, damit dieser sich hier irgendwas in den Bart murmelt, soll diese Müllhalde voller vermoderter Leichen heilig sein?"

Irean blieb stehen. "Yantur?"

Der Andere grinste, "Ah, Du bist also der Rumtreiber, der in "Familienangelegenheiten" nach dem alten Yantur sucht?"

Irean drehte sich um und zog sich den Turban vom Kopf, "Mein Name ist Irean ibn Yantur. Ich bin der Sohn des Mannes, den ihr senil nennt."

Der Andere zögerte kurz, "Nun gut, reden wir offen. Ich bin Brasibert von Hahnentritt zu Hahnenfels, Vogt dieser Baronie und...", er machte eine kurze Pause, "…Ritter zu Gippelstein. Falls Du wirklich Bastard des alten Yantur bist, so mach Dir keine Hoffnungen auf sein Erbe. Was ihm gehörte, ist jetzt mein!"

Irean schaute Brasibert ernst an. "Ich war nicht gekommen, um irgendjemandem ein Erbe streitig zu machen. Ich war nur auf der Suche nach meinem Vater."

Brasibert legte den Kopf leicht schief und schaute Irean misstrauisch an.

"Aber da Euch so viel daran zu liegen scheint, mich von hier zu vertreiben, werde ich wohl ein wenig bleiben.", fügte er hinzu.

Mit einem wütenden Schrei hob Brasibert seine Axt und stürzte auf seinen Gegner zu. Dieser wich dem ungestümen Angriff mühelos aus und ließ Brasibert ins Leere laufen. Dann zog er ruhig seine beide Schwerter vom Rücken.

"Habt ihr euch das gut überlegt?", fragte er ernst seinen Widersacher.

Dieser antwortete nicht, sondern ging erneut zum Angriff über. Wieder wich Irean ihm mit einer schnellen Drehung aus. Ein schneller Schnitt seiner Schwerter und Brasibert schrie auf.

"Wenn Euch euer Leben etwas bedeutet, dann geht jetzt.", warnte Irean erneut.

Brasibert stand mit erhobener Waffe da, bereit für einen neuen Angriff. Wütend betrachtete er seinen linken Arm. Die Kleidung war zerrissen, Blut tropfte aus zwei leichten Schnitten.

"Brasibert, halte ein.", unterbrach eine Frauenstimme den nächsten Angriff. Ayla stürmte zwischen den Grabsteinen hervor und stellte sich zwischen die Kämpfenden. Irean lies seine Schwerter sinken.

"Geh aus dem Weg, Ayla. Der Kerl ist eine Bedrohung für uns.", forderte Brasibert seine Schwester auf.

"Nein, Brasibert!", widersprach Ayla, "Wenn er wirklich der ist, für den er sich ausgibt, dann ist er mit uns verwandt. Du kannst ihn doch nicht einfach töten." Brasibert senkte langsam die Axt.

"Ihr überschätzt ihn.", warf Irean ein, "Er kann nicht gegen mich gewinnen."

Brasibert hob seine Waffe erneut, doch Ayla warf sich ihm in die Arme, "Ich bitte Dich, Bruder."

Der Vogt schaute seine Schwester an und sein zorniges Gesicht entspannte sich etwas. Er blickte zurück zu seinem Kontrahenten und lies die Waffe endgültig sinken. "Ihr habt ja keine Ahnung, mit wem ihr euch anlegt. Verlasst diese Baronie. Wenn ich Euch noch einmal treffe, werde ich euch töten.", drohte Brasibert und verließ langsam und mit drohenden Blicken den Boronanger. Ayla blieb an seiner Seite und schaute Irean mit einem Blick an, den dieser nicht zu deuten vermochte.

"Und ihr habt keine Ahnung, mit wem ihr euch anlegt", murmelte Irean und schaute den Beiden nach. Als er sicher war, dass beide gegangen waren, kniete er erneut vor dem Grabstein seines Vaters nieder, murmelte ein kurzes Gebet und verließ den heiligen Ort. Außerhalb des Boronangers wischte er das Blut Brasiberts mit Gras von seinen Schwertern.

Ein Geräusch lies ihn herumfahren. Zwischen den Grabsteinen des Boronangers erhob sich ein Mann, der vorsichtig zu Irean herüber schaute. Irean musterte ihn kurz. Der Mann sah ungefährlich aus, kein Bauer, eher ein Handwerker oder Händler aus der Stadt. Jedenfalls kein Mann, der gut mit einer Waffe umgehen konnte.

"Entschuldigt", begann der Mann, "Mein Name ist Helmisch, Baltram Helmisch, ich bin Stadtrat in Hahnendorf. Rondra zum Gruße oder Rastullah, oder…."

Irean gestattete sich ein leichtes Lächeln, "Rondra zum Gruße auch Euch, werter Herr Stadtrat. Womit kann ich euch dienen?"

Baltram Helmisch trat langsam näher und wischte sich mit den Händen verlegen über die Ärmel, "Nun, ich wollte eigentlich nur das Grab meines Vaters besuchen und kam nicht umhin, Euer Gespräch mit dem Vogt anzuhören. Wie mir scheint, habt ihr Euch gerade einen neuen Feind gemacht."

Irean schaute nachdenklich zum Boronanger hinüber, "Noch habe ich alle Feinde überlebt. Und glaubt mir, es waren nicht wenige."

Helmisch fuhr fort, "Wie ich ja bereits sagte, bin ich Stadtrat in Hahnendorf und auch wir haben nicht die besten Beziehungen zum Vogt."

Irean schaute den Stadtrat ernst an, "Und ihr meint, der Feind Eures Feindes sei Euer Freund?"

Helmisch schüttelte den Kopf, "So naiv bin ich nicht. Doch mir scheint, wir haben zumindest gemeinsame Interessen und könnten zum beiderseitigen Vorteil daran arbeiten."

"So wie Ihr redet, seid Ihr Händler, richtig?"

Helmisch nickte, "Holz. Bauholz, Brennholz, Holzkohle, was immer ihr braucht."

Irean winkte ab, "Ich brauche kein Holz", er atmete tief ein, "was ich brauche, sind Informationen..."

"Die kann ich sicherlich beschaffen."

"...über meinen Vater", fuhr Irean fort.

"Ihr meint den alten Gippelsteiner? Ähm verzeiht, Ritter Yantur von Gippelstein?", fragte Helmisch.

"Was wisst ihr über ihn?", fragte Irean.

"Seid mein Gast heute Nacht", schlug Helmisch vor, "Es wird bald dunkel, und ihr habt sicher noch keine Unterkunft."

Irean schaute den Stadtrat prüfend an und nickte dann.


Teil 5

Mitte Rondra 1029 BF, Haus des Stadtrates Baltram Helmisch

"Der alte Gippelsteiner war recht beliebt hier. Er war Vogt der Baronie, nachdem der Vater des jetzigen Vogtes bei einer Schlacht gefallen war. Es gab damals keinen Baron, er verwaltete Fremmelsfelde ganz allein im Auftrage der Eslamsgrunder Grafen. Doch dann, vor gut 10 Götterläufen brach auf Burg Gippelstein ein Feuer aus. Niemand weiß genau, wie es dazu kommen konnte. Schließlich war der alte Yantur ein Mann von Prinzipien und keineswegs unvorsichtig, und doch brach das Feuer in dem Wehrturm aus, in dem er lebte. Als das Feuer endlich gelöscht war, fand man wohl nur noch wenige Überreste von ihm.", Baltram Helmisch verstummte.

Sein Gast hatte ins Feuer des Kamins gestarrt. Keinerlei Gefühlsregung konnte der Stadtrat bei seinem seltsamen Besucher feststellen.

"Er war beliebt. Er war streng, aber jedermann konnte sich darauf verlassen, von ihm ordentlich behandelt zu werden. Was man vom jetzigen Vogt nicht sagen kann", fuhr Baltram fort.

"Was ist der jetzige Vogt für ein Mensch?", fragte Irean.

Baltram zögerte.

Irean schaute auf, "Nun? Habt ihr Angst, ich würde zu ihm rennen und euch verraten?"

Baltram schüttelte den Kopf, "Der Vogt ist ein böser Mensch. Man sagt, er wollte nach dem Tode eures Vaters Baron werden. Dass die Gräfin stattdessen Baron Darulf belehnt hat, ging ihm gegen den Strich. Er nutzt die häufige Abwesenheit des Barons schamlos aus. Er unterschlägt Gelder, die seine Büttel eigentlich für die Stadt eintreiben sollen. Keiner weiß so genau wofür. Vielleicht will er Burg Gippelstein wieder aufbauen."

Irean schaute nachdenklich zurück ins Feuer. "Ich verstehe noch nicht, inwieweit sich unsere Interessen decken…"

Baltram schaute Irean prüfend an, "Nun, Hahnendorf besitzt seit langer Zeit das Stadtrecht. Doch aus mir unverständlichen Gründen gab es hier nie eine Stadtgarde. Scheinbar verstanden sich unsere Vorfahren mit den Baronen gut und es gab nie Streit. Doch seit Brasibert von Hahnentritt Vogt ist, gibt es Streit."

Baltram seufzte, "Es gibt eine alte Vereinbarung. Die Büttel des Barons sorgen im Auftrage der Stadt für Sicherheit und treiben Gelder ein. Natürlich muss die Stadt dafür eine Gebühr an den Baron zahlen. Aber das ist allemal billiger, als selbst eine Garde zu unterhalten."

Irean nickte, "Ich verstehe, und seit der Vogt Geld unterschlägt, lohnt sich diese Vereinbarung für euch nicht mehr."

"Genau", Baltram schlug mit der Hand auf den Tisch, "Versteht doch, wir brauchen jemanden, der für uns eine Garde aufbaut. Jemand, der kämpfen kann und keine Angst vor dem Vogt hat."

"Jemanden wie ich", folgerte Irean.

Baltram nickte, "Und im Gegenzug könntet ihr in der Stadt leben. Der Vogt hätte nicht das Recht, Euch aus der Stadt zu vertreiben."

"Und was wird der Baron dazu sagen?", fragte Irean.

Baltram zuckte mit den Schultern, "Ich weiß es nicht. Er ist selten hier. Ich denke, er wird nicht gern auf die Vereinbarung verzichten. Doch er muss auch das Stadtrecht achten. Wir haben das Recht eine Garde aufzustellen."

"Denken alle hier so wie ihr?", fragte Irean

Baltram senkte den Kopf, "Nein. Der Stadtrat ist unentschieden. Und solange unser Ratsmeister nichts unternehmen will, kann der Vogt uns unbestraft bestehlen."


Teil 6

Mitte Rondra 1029 BF, Ratsversammlung der Stadt Hahnendorf

"… und deshalb meine ich, dass wir nicht umhin können, eine Garde aufzustellen.", beendete Stadtrat Baltram Helmisch seine Ansprache an den Stadtrat.

"Helmisch, Helmisch", begann Stadtmeister Welzelin sichtlich genervt, "Und wer soll das bezahlen?"

"Die Einnahmen, die der Vogt uns vorenthält, sollten die Ausgaben decken", antwortete dieser.

Welzelin fuhr ärgerlich fort, "Aber wo um alles in der Welt wollt ihr jemanden herholen, der diese Aufgabe ausführen soll? Der Vogt wird ihn bei erster Gelegenheit erschlagen…"

Die Ratsmitglieder nickten und schauten missmutig auf Baltram.

Der hatte die Frage erwartet und lächelte, "Ich habe bereits jemanden gefunden. Wenn ihr erlaubt, hole ich ihn herein?"

Die Mitglieder des Stadtrates schauten sich ungläubig an, nickten dann aber. Baltram ging zur Tür des Saales, öffnete diese und winkte jemanden zu sich. Amüsiert betrachtete er die Reaktionen seiner Ratskollegen, als diese fassungslos den vermummten Neuankömmling anstarrten.

Ratsmeister Welzelin fing sich zuerst. "Wer... Wer ist das?", stotterte er.

Irean zog den Teil des Turbans weg, der seine untere Gesichtshälfte bedeckte. Gebannt starrten die Ratsmitglieder in das Gesicht mit den blauen Augen.

"Mein Name ist Irean ibn Yantur. Wie ich hörte, sucht Ihr jemanden, der Euch vor dem Vogt beschützt."

Unter den Ratsmitgliedern setzte Getuschel ein.

"Helmisch, wie kommt ihr darauf, dass wir einen …", Welzelin zögerte, "… Fremden für so eine Aufgabe einstellen?"

Baltram lächelte, als Irean antwortete, "Mein Vater war Yantur von Gippelstein." Das Raunen im Saal verstummte.

"Wie ihr seht, ist unser Gast keineswegs fremd.", meinte Baltram ironisch.

"Ihr seid der Sohn des alten Gippelsteiners? Könnt ihr das beweisen?", fragte Welzelin.

Irean schüttelte leicht den Kopf, "Nein, aber ich werde einen Beweis finden."

Welzelin verzog das Gesicht, "Mir gefällt das nicht. Das gibt nur böses Blut. Dem Baron wird das nicht gefallen, und dem Vogt schon gar nicht. Zudem, seid ihr überhaupt in der Lage, dem Vogt stand zu halten? Ihr wäret nicht der erste, der seiner Henkersaxt zum Opfer fiele..."

Irean nahm nun den ganzen Turban ab. Erstaunt starrten die Ratsmitglieder auf seinen kahl rasierten Schädel.

"Ich bin Geweihter des Kor und noch keinem Kampf ausgewichen. Dass ich hier lebendig stehe, mag euch als Beweis meiner Fähigkeiten dienen.", antwortete Irean, "Zudem verlange ich für meine Dienste nur wenig. Gewährt mir nur freie Unterkunft und Kost und ich werde eurer Stadt dienen. Solange, bis ich meine Abstammung beweisen und mein Erbe antreten kann."

"Nun…", der Stadtmeister schaute ratlos in die Runde, "… ich denke, wir müssen darüber beraten."


Teil 7

An Darulf von Corish und von Praill, Baron zu Fremmelsfelde

Euer Hochgeboren,

Im Auftrage und Namen des Rates der Stadt Hahnendorf habe ich Euch darüber zu unterrichten, dass die Stadt künftig, entsprechend dem uns verliehenen Stadtrecht, eine eigene Garde aufstellen wird. Wir danken euch für den langjährigen Schutz, den Ihr uns durch Eure Büttel habt zukommen lassen.

Gilborn Welzelin

Stadtmeister der Stadt Hahnendorf.

Gegeben im RONdra 1029BF


Nachdem der Baron den Brief gelesen hatte, befahl er der Burgvögtin Rhenaya von Perainidal, den Stadtmeister umgehend auf die Burg zu bringen.

Praios hatte seinen Stand am Himmel noch nicht weit verändert, als der Stadtmeister ins Büro des Barons gebracht wurde.

"Ah, Welzelin. Erkläre er mir das!", der Baron hob den Brief des Stadtmeisters hoch.

Dieser knetete nervös seine Finger, "Ähm, Euer Hochgeboren, wie der Brief bereits sagt, ähm…"

"Welzelin, höre er auf zu stottern. Ich bezahle euch nicht, damit der Rat mir Schwierigkeiten macht. Also, was soll das?", unterbrach der Baron.

"Nun, Helmisch hat diesen Kor-Geweihten mitgebracht, der kein Geld für seine Dienste verlangt. Ich habe versucht, den Rat umzustimmen, aber es gelang nicht."

"Ein Kor-Geweihter?", fragte Baron Darulf ungläubig.

"Ja, ein gewisser Irean ibn Yantur. Er behauptet, der Sohn des alten Gippelsteiners zu sein. Helmisch meinte, er hätte sogar neulich auf dem Boronanger mit dem Vogt gekämpft. Es ging wohl um das Erbe des alten Gippelsteiners…", erklärte Welzelin.

Der Baron starrte eine Weile nachdenklich vor sich hin. Ein Erbe des alten Vogtes? Er konnte sich vorstellen, dass dies Vogt Brasibert nicht passte. Darulf musste ein Schmunzeln unterdrücken. Von Hahnentritt wurde ohnehin etwas anstrengend in letzter Zeit. Vielleicht war es nicht schlecht, ihn ein wenig mit einem Konkurrenten abzulenken. Vielleicht war dieser Konkurrent sogar ein besserer Untertan als von Hahnentritt es war. Und falls sich die Ansprüche dieses Kor-Geweihten irgendwie beweisen ließen, könnte er von Hahnentritt recht einfach ausbooten. "Interessant, interessant."

"Nun gut, Welzelin. Ich denke, wir werden uns einig werden. Wenn die Stadt unbedingt eine Garde will, so soll sie eine haben. Natürlich kann ich nicht einfach auf die Einnahmen verzichten, die Hahnendorf für die Anwesenheit der Büttel an mich entrichtet hat.", der Baron machte eine kurze Pause.

Welzelin schaute recht unglücklich.

"Aber ich denke, wir werden eine Lösung finden. Wir werden dem Stadtrat in Kürze eine entsprechende Mitteilung machen. Ihr könnt gehen, Welzelin."

Der Angesprochene verneigte sich tief und stolperte rückwärts aus dem Zimmer.


Teil 8

An den Rat der Stadt Hahnendorf,

Mit Bedauern haben Wir zur Kenntnis genommen, dass die Stadt Hahnendorf künftig auf die Dienste unserer Büttel verzichtet. Wir sind freilich nicht gewillt, auf die Gebühren zu verzichten, die Uns laut der Vereinbarung von 750 BF zustehen. Um einer Lösung des Problems aber nicht im Wege zu stehen, schlagen Wir Folgendes vor: Wir verzichten künftig auf die erwähnte Gebühr, wenn die Stadt Hahnendorf im Gegenzug ihre Garde in den Dienst der Baronie stellt, so es die Umstände bedürfen.

Darulf von Corish und von Praill, Baron zu Fremmelsfelde


Brasibert von Hahnentritt kochte vor Wut als er in das Zimmer des Barons stürmte.

"Wie konntet ihr dies zulassen", begann er ohne Begrüßung.

"Ah, Vogt von Hahnentritt. Wie schön euch zu sehen.", begann Darulf ungewöhnlich freundlich.

"Wieso gestattet ihr den Hahnendorfern sich eine Stadtgarde zuzulegen?", legte Brasibert nach.

"Ihr wisst bereits davon? Ich habe den Brief doch erst heute morgen überbringen lassen?", fragte der Baron.

Brasibert stockte, "Ähm, so etwas spricht sich schnell herum, Euer Hochgeboren."

"Aha. Zurück zu Eurere Frage. Wie ihr wisst, ist die politische Lage unruhig. Eine zusätzliche Truppe die uns keinen Heller kostet und trotzdem zu unserer Verfügung steht, halte ich für eine gute Sache.", antwortete der Baron.

"Aber die Einnahmen…", stotterte Brasibert, der langsam spürte, dass der Baron ihn ins Leere laufen lies.

"Die Einnahmen? So üppig waren die nicht in letzter Zeit…", antwortete Darulf.

Brasibert überlegte einen Moment, "Wisst ihr, wer das Oberhaupt dieser Grade sein soll?"

Der Baron wackelte kurz mit dem Kopf, "Nun ja, ein gewisser Kor-Geweihter, so sagt man. Soll Erfahrung im Kampf haben."

Brasibert nickte und senkte den Blick.

"Kann ich sonst noch etwas für euch tun?", fragte der Baron

Vogt von Hahnentritt schüttelte den Kopf, drehte sich zur Tür und ging. Der Baron wusste ganz genau, wer dieser Kor-Geweihte war. Aber er sollte sich nicht zu früh freuen. Sicher, der Mann war ein guter Kämpfer, aber gegen eine Übermacht würde auch er verlieren. Brasibert musste nur ein wenig warten. Irgendwann würde der passende Moment schon kommen. Er würde es nicht gestatten, dass ihm jemand in die Quere kam….


Goswin