Garetien:Goldene Au: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 17. Juli 2008, 16:20 Uhr

Die Goldene Au

Die Kornkammer Garetiens


Man kann nicht genug Loblieder auf die Götter singen, die den Menschen diesen wundersamen Landstrich geschenkt haben. Die Vierfach Goldene Au, wie sie in alten Urkunden und heute noch in Schriften der Perainekirche genannt wird, läßt dem menschlichen Betrachter schier das Herz übergehen in ihrer Pracht und Schönheit. Vierfach golden, denn Praiosblumen, Raps und Weizen auf den sanft gewellten Feldern wetteifern mit den Ginsterhecken ringsherum um die strahlendsten Farben im Sonnenlicht. Doch eigentlich ist selbst "vierfach" noch eine Untertreibung, denn dieses Attribut wird nicht der hellen Praiosscheibe gerecht, die ihre wärmenden Strahlen über das Land fließen läßt, ohne es zu verbrennen wie weiter im Süden. Es übersieht das gleißende Gold der Kuppel auf dem höchsten Praiostempel, von Menschenhand gebaut, dem Götterfürsten zur Ehre. Und nicht zuletzt - so würde ein Händler schmunzelnd einwenden - vergißt es die blinkenden Dukaten, die hier so manche pralle Börse füllen. Nichts davon soll hier vernachlässigt werden, und darum sei weiterhin die Rede von der Goldenen Au, ganz ohne Zahl.

(c) Simone Ronner

Wen es von der Küste ins Binnenland verschlagen hat, dem wird gleichwohl eher die Bezeichnung "Goldenes Meer" in den Sinn kommen. Denn wenn eine leichte Brise - wie sie hierzulande häufig ist -, über die Felder streicht, dann wogen die Halme fast wie Efferds Element. Nur der Blick kann nicht so frei schweifen wie über das Wasser. Das Land wird durchzogen von gepflasterten Straßen, holprigen Karrenwegen und gewundenen Bachläufen. Die Felder werden von Mauern aus Bruchsteinen unterteilt, in denen Vögel nisten und wo sich im Sommer die Eidechsen träge sonnen. Teilweise sind diese Mauern schon so alt, daß sie ganz von dichtem Busch- und Strauchwerk überwuchert sind. Bauschfelder und Obsthaine erstrecken sich rings um manches Dorf. Es gibt fast keinen Platz, von dem aus man nicht mindestens eine Windmühle erspähen könnte, manchmal sogar gleich zwei oder drei verstreut. Das nächste Dorf, der nächste Weiler oder der nächste Hof liegen meist kaum mehr als eine Meile entfernt. Über allem thront die Stadt des Lichtes; wenn der Götterfürst es will, kann man die Kuppel noch aus über dreißig Meilen Entfernung als blendend hellen Punkt am Horizont ausmachen.

Neben dem allgegenwärtigen Gold schenkt Tsa dem Auge auch die anderen Farben des Regenbogens. Zwischen dem Getreide auf den Feldern lugt der rote Klatschmohn hervor, am Wegesrand wuchern die violetten Kornblumen. Dichte, grünbelaubte Eichen und Rüster spenden den Bauernhöfen Schatten, zumeist sind sie so gepflanzt, daß sie bei den seltenen Stürmen auch als Windschutz für die Häuser dienen. Über allem wölbt sich der strahlend blaue Himmel. Natürlich ist der Himmel nicht jeden Tag wolkenlos und klar, doch auch Efferd ist diesem Land gewogen und schickt ihm immer soviel Regen, wie es gerade braucht.

Die Goldene Au dürfte der einzige Landstrich auf Dere sein, über dem der Götterfürst auch des Nachts noch Wache hält. Die Lichter Gareths verlöschen niemals ganz und bilden allnächtlich eine matt schimmernde Kuppel unter Phexens Sternenzelt. Zudem trägt der Wind den Klang des Stundengongs in der Stadt des Lichtes weit durch die Stille.

Neben all der Schönheit der Natur braucht sich die von Menschenhand geschaffene Pracht nicht zu verbergen. Seit Jahrhunderten haben die Herrschenden aus Gareth Lustschlösser und Sommerresidenzen an den malerischsten Flecken in der Au errichten lassen. Die herrlichen Bauwerke spiegeln nicht nur den Stil ihrer Entstehungszeit wider, sondern auch die persönlichen Vorlieben ihrer Erbauer. Burg Zwingstein beispielshalber ist äußerlich einer Weidener Feste nachempfunden, bietet aber im Inneren sämtliche Annehmlichkeiten, die man in einer zugigen Ritterburg missen muß. Einen verschwenderischen Garten nennt das Jagdschloß in Fuxenhain sein eigen; dort findet sich sogar ein "original elfisches" Dorf aus Baumhäusern. Häufig zu sehen sind auch Wasserburgen oder Parks mit beeindruckenden Springbrunnen, Fontänen oder gar künstlich angelegten Wasserfällen. So manches Bauerndorf dient fast gänzlich der Versorgung solcher Schlösser, denn im Sommer ist der Bedarf an hilfreichen Händen groß.

Jeder wird begreifen, daß dieses Land, auf dem die rotbraune Krume reiche Früchte trägt, nicht nur dem Menschen gut gefällt. Mit einigen Kreaturen teilt er es gern: den Habichten und Bussarden, die am Himmel ihre Kreise ziehen, ebenso mit den Rüttelfalken, die in den Lüften stillstehen, um dann urplötzlich hinabzustürzen - auf diejenigen Kreaturen, mit denen der Mensch weniger gerne teilt: die allgegenwärtigen Wühlmäuse und Hamster, die sich ihre nimmersatten Bäuche mit dem vollschlagen wollen, was der Bauer im Schweiße seines Angesichtes anbaut. Auch die Rehe sind bei all ihrer Anmut nicht allzu beliebt. So sehr der Anblick der grazilen Geschöpfe in der Morgendämmerung den Städter erfreuen würde, so sehr flucht die Bäuerin, wenn ihr ein Rudel wieder einmal alle jungen Triebe im sorgfältig gehegten Kräutergarten abgefuttert hat. Jeder Landmann in der Au schwört Stein und Bein, daß die Tiere selbst das kleinste Löchlein in Zaun und Mauer binnen einer Nacht finden.

Mag sein, daß die Rehkönigin Forancina es ihnen verraten hat, von der so viele Sagen künden, denn ihren tiefbraunen Augen soll nichts entgehen, was auf Feld und Flur geschieht. Und sollte sie doch einmal etwas übersehen, so hat es sicherlich schon die allwissende Natternkönigin Galavisa erfahren. Auch der König der Spatzen, der mitten in Gareth residieren soll, schickt angeblich seine kecken Späher überallhin aus.

Zu den vollends wundersamen Kreaturen ist es nunmehr nur noch ein kleiner Schritt. Nach dem gutmütigen Erdgeist Brisk ist ein ganzes Dorf benannt. Zu Recht, denn ab und zu vernimmt der Briskengrunder Bauer beim Pflügen ein wohliges Brummen. Dann wird sich über kurz oder lang ein riesenhafter Kopf aus der Furche erheben, wenn Brisk sich mit dröhnender Stimme für das Rückenkratzen bedankt. So erzählen es die Dörfler zumindest dem leichtgläubigen Reisenden in der Schenke. Ansonsten soll der Gute zu allerlei Schelmereien aufgelegt sein: jedes Jahr kurz vor der Ende des Winters streut er den Bauern wieder Steine auf die noch verschneiten Äcker. Aber allen Kreaturen, die aus der finsteren Dämonenbrache ihre Klauen zum nahegelegenen Dorf auszustrecken versuchen, gilt sein unversöhnlicher Haß, und er ruht nicht eher, als bis er sie endgültig vertrieben oder vernichtet hat.

Ähnliches wird auch der Windsbraut von Wu und dem schelmischen Pilberbub nachgesagt - bei allem Schabernack, den sie mitunter treiben, sind die doch jedem ein unerbittlicher Feind, der der Au und ihren Bewohnern schaden will. Die drei Genannten haben Dutzende von weniger bekannten Vettern und Basen - fast jede Baronie hat "ihren eigenen" Geist. Die Wassernymphe Marliru zum Beispiel sammelt kleine Steine; wenn man einen in ihren Teich wirft, malt sie zum Dank hübsche Kreise auf das Wasser. Weil sie die Menschen aber auch gerne neckt, schwappt das Wasser in ihrem Teich immer genau eine Handbreit höher, als man seine Beinkleider zum Schutz gerafft hat. Ein verläßlicher Geselle ist dagegen der brummelige Kallion, der in einem mächtigen Findling haust und stets so mürrisch tut. In Wahrheit sorgt er dafür, daß Liebespaare an oder hinter "seinem" Stein immer ein weich mit Moos gepolstertes Plätzchen finden.