Geschichten:Neue Ordnung - Edler von Feshaven: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 24. Januar 2014, 21:24 Uhr
Baronie Brendiltal, Gut Besh hassal Ammay shar (Haus des Herrn der Pferde)
Dramatis Personae
- Eslam von Brendiltal, Baron Brendiltals und Al’Shuar (Bannerherr) aller Nebachoten
- Lyn ni Niamad von Brendiltal, Vögtin von Haselhain, Schwiegertochter Eslams
- Caihyn von Brendiltal, Edler von Brendiltal, Sohn Lyns
- Al'Arik von Korbrunn, Edler von Feshaven
- Kur'hama von Korbrunn, Korgeweihter, Bruder Al'Ariks von Korbrunns
- Ga'wain von Pfiffenstock, Leibwächter Caihyns, Junker von Varintal
Der letzte der 9 Fastentage nach der großen Beisetzung Ra'ouls neigte sich dem Ende, die meisten der Trauergäste waren bereits abgereist und langsam normalisierte sich das Treiben am Palast der Pferde und die Gärtner des Schlosses hatten allerhand damit zu tun die stark in Mitleidenschaft gezogenen Grünflächen, auf denen die unzähligen Gästezelte gestanden hatten, wieder auf Vordermann zu bringen.
Al'Arik saß indes beinahe allein noch vor seinem Zelt, der Großteil seiner Garde war schon wieder nach Feshaven zurückgekehrt, das Dorf sollte nich allzulang ungesichert bleiben, vorallem da sich Gerüchte häuften, dass Piraten die Küste entlang schifften um den kurzzeitigen Ausnahmezustand in Brendiltal auszunutzen um leichte Beute zu machen.
Auch Al'Ariks Sohn Tar war aufgebrochen um Vorbereitungen für seinen persönlichen Auftrag von Eslam von Brendiltal zu treffen. Er sollte mindestens 2 mal 9 Baburen dazu bringen ihm bzw. dem Al'Shuar in eine mögliche Schlacht gegen Haffax zu folgen und das innerhalb eines Jahres. Eine schwere Aufgabe, zumal es immer noch nicht wieder gut um das Verhältnis zwischen den Nebachoten und Baburen stand. Aber Al'Arik war übezeugt dass sein Sohn dies bewältigen würde, immerhin floss sein Blut in Tars Adern und er hatte in den letzten Jahren viel gelernt. Er hatte Tar noch den Rat gegeben zuerst bei der Familie der neuen Verlobten seines zweiten Sohns Said vorstellig zu werden. Eine kleine aber angesehene, baburische Familie aus der Nähe von Mendlicum. Tar hatte ihm zugestimmt.
Bei Al'Arik waren jetzt nur noch sein Sohn Said und Rashid von Rabenstock, der Kom'hadar der Blutgarde, sowie sein Bruder, der Korgeweihte, Korhelm, bei dem Eslam ebenfalls darauf bestanden hatte, dass er hier blieb. Eigentlich hatte Al'Arik auch schon abreisen wollen, doch Eslam hatte vor 3 Tagen angedeutet ihn und Korhelm noch einmal sprechen zu wollen, wenn die Fastentage vorbei wären und so war die Feshavener geblieben. Was der Marben wohl von ihnen wollte? Es war viel passiert in den letzten zwei Jahren, die Piratenüberfälle, Irians Tod, die Jagd nach dem Untier am Darpat, der Tod Kor'wins, die Verleihung des Ordens, der mahnende Besuch Ra'ouls in Feshaven, Tars Sonderauftrag und letztlich der Tod Ra'ouls. Es könnte beinahe mit allem zu tun haben. Es machte also keinen Sinn zu spekulieren. Al'Arik würde den Grund schon früh genug erfahren.
Am frühen Morgen des nächsten Tages, Al'Arik saß gerade beim Frühstück, war es soweit, der Al'Shuar ließ nach ihm rufen und so begaben sich Al'Arik und sein Bruder ohne Umscheife zum Palast. Eslam ließ man nicht warten.
Die beiden Feshavener wurden umgehend in den Garten geführt. Mit einem etwas mulmigen Gefühl im Magen erkannte Al’arik den Pavillon wieder. Hier hatte er damals mit Eslam, Simold von Haselhain und seinem Sohn Tar gerade gespeist, als sie die Kunde vom herannahenden Trauerzug erhielten.
Heute jedoch kam ihnen kein baburischer Gesandter entgegen gekrabbelt, noch flüchtete ein Schneider unter lautem Gezeter vor Eslams Zorn.
Vielmehr hörten sie diesmal Eslam – ebenfalls wieder von weitem – Anweisungen geben. „Heher! Schnäller zurick! Gib Acht!“Und dann sah Al’Arik auch, was da vor sich ging.
Der Patriarch von Brendiltal stand mit offenem Hemd bekleidet vor dem Pavillon. Seine behandschuhte Rechte hielt einen Reitersäbel in den Händen – sein eigener war es nicht, hatte er diesen doch im Grab bei Ra’oul gelassen – während die Linke einen Becher Weins hielt, an dem er zwischen den Anweisungen immer mal nippte.
Vor ihm schwitze Caihyn bereits, als er versuchte im Übungskampf mit Gawain die Anweisungen seines Großvaters umzusetzen. „Nicht so iberhastet!“Wies Eslam Caihyn wieder an. Der junge trug ein Kettenhemd, darunter etwas Wattiertes wie Al’Arik vermutete, sowie eine Kettenhaube und lederne Arm- und Beinschienen. Dazu noch separate Gewichte um die Hand- und Fußgelenke geschnürt, damit er später – ohne diese Gewichte – noch schneller sein würde. Im Schatten des Pavillons beobachtet Lyn, die Schwiegertochter Eslams die Ausbildung ihres Sohnes. Ihr Sohn hatte zwar schon viel von ihr und seinem Vater Ra’oul gelernt, doch Eslam verlangte dennoch mehr. War Ra’oul schon streng zu Caihyn gewesen, war Eslam unnachgiebig. Schwer atmend versuchte Caihyn endlich einen Treffer bei Gawain zu landen, der sich sowieso nur verteidigte, doch merkte er langsam das Gewicht seiner Rüstung.
Lyn bemerkte mit Sorge wie verbissen Caihyn seinen Gegner bearbeitete. Wie er mit Gewalt anstatt Taktik versuchte sich einen Weg zu suchen und dabei keine Rücksicht auf sich selbst nahm. Sie wusste dass die Ausbildung der Nebachoten im Gegensatz zu der ihren stand und auch, dass Eslam Caihyn bis an seine Grenzen und noch darüber hinaus treiben würde. Und auch wenn sie wusste, dass dies für Caihyn der richtige Weg war um irgendwann den Platz seines Vaters einnehmen zu können, fand sie es dennoch zu früh.
Als Eslam die herannahenden Feshavener bemerkte – der Diener hatte sich bereits in einiger Entfernung mit einer Verbeugung und einem Wink in Richtung des Barons verabschiedet – unterbrach er die Übung. „Gänug! Ruhä Dich aus, Caihyn!“ „Aber ich bin noch nicht müde.“ Protestierte der keuchende Junge voller verwundeten Stolzes. „Wir können ruhig noch weiter machen.“ Was ihm wiederum einen Klapps von Gawain auf den Hinterkopf einbrachte. „Herä auf Dainen Haran!“Gab er Caihyn den Rat, der sich wiederum verkniffen den Hinterkopf rieb.
„Richtig Caihyn!“Meinte auch Eslam. „Dän siehä unsäre Begen! Sie sind stuark und schießän wait. Doch wuenn wir sie nicht entspannen, värlierehn sie irgendwuan ihrä Kruaft. Äbenso ist äs mit ainem Ammayin [Krieger]. Äs gibt Zaiten zu kämpfen und Zaiten zu ruhän. Du hast nun lätzeres!“ Damit wand sich Eslam von seinem Enkel ab und wand seine Aufmerksam den beiden Gäste zu.
Caihyn zog sich derweilen nicht ganz überzeugt, aber seinem Großvater gehorchend zurück in die Schatten des Pavillons wo eine Dienerin ihm sogleich etwas zu Trinken reichte. Gawain blieb ausdruckslos seitlich am Eingang des Pavillons stehen.
Al'Arik und Korhelm (Kur'hama) begrüßten ihren Marben mit einer respektzollenden und kriegerischen Geste. Eslam hingegen musterte die beiden Brüder, sie sahen sich ziemlich ähnlich, waren etwa gleichgroß und ihren Gesichtern erkannte Eslam das Gesicht seines ehemaligen Kampfgefährten Zuhal, Al'Ariks und Korhelms Vater, wieder. Al'Arik war etwas älter und hatte nicht wie Korhelm den Schädel rasiert, sondern Schulterlanges, welliges, schwarzes Haar eine Augenklappe über dem rechten Auge und ein übelaussehendes Narbengefelcht an der rechten Wange, das nicht vollständig geschlossen war und einen vagen Blick auf seinen Kiefer zuließ. Korhelm war etwas größer und breiter als sein Bruder, aber beide vereinte zusätzlich der Selbe harte, beinahe aggressive Gesichtsausdruck, der offenbar noch nie viel Freude zugelassen hatte. Beide waren sie in die traditionellen schwarzen Rüstungen der Blutgarde gerüstet, die die Fratzen nebachotischer Sagengestalten zeigten. Nebachotische Krieger wie sie im Buche standen. Das machte Eslam seine Entscheidung leichter.
Lyn, die recht froh über die Pause war, die Eslam Caihyn verordnet hatte, erhob sich von ihren Kissen und trat mit der ihr eigenen Selbstverständlichkeit auf die drei Männer zu. Mit den nebachotischen Wangenküssen begrüßte der Marben die beiden Feshavener und kam dann allerdings ohne Umschweifen zu den Punkt, weshalb er sie herbestellen ließ. Zeit war etwas, die in Bezug auf Haffax sowieso ein unberechenbares Kalkül war und jetzt, nachdem Ra’oul tot war, fast unbezahlbar für ihn war. „Gut, duass ihr baidä diräkt gekuommän said. Viel ist gä’schähen und viel wird noch gä’schähen. Vuon dahär sag ich äs geradehär’aus. Al‘Arik!“ Der angesprochene Nebachote richtete sich noch einmal ein paar Finger auf, als Eslam ihn ansprach.
„Ab sufort bist Du nicht mähr fir Fes’havän zuständig. Kur’hama hier, wird Ädler davuon!“ Eslams fester, ausdrucksloser Blick ruhte zunächst noch einige Herzschläge lang auf Al’Arik, während er den Säbel in die mittlerweile frei linke Hand wechselte. Dann schaute er den Korgeweihten an und wartete auf dessen Treueschwur.
Dieser war völlig Sprachlos und wusste nicht wie ihm geschah, beinahe hätte er seine Beherrschung verloren und ihrem wäre das Gesicht entglitten und ihm etwas heraus geplatzt. So schaute er nur irritiert von Eslam zu Korhelm, der ebenso verwirrt dastand und zu zögern schien und seinen Bruder aus den Augenwinkeln besah. Dieser Augenblick schien Al’Arik ewig und seine Gedanken rasten. War dies eine weitere Abstrafung seiner Person, nachdem Ra’oul ihn vor wenigen Monden schon einmal auf die Füße geklopft hatte? Aber warum? Er hatte damals verstanden und sich in der Öffentlichkeit zurückgenommen, hatte sogar diese raulsche Baroness wie eine der ihren behandelt. Und die Sache zuletzt als er mit seinem Sohn Tar hierhergekommen war um für ihn um die Hand Eslams' Nichte anzuhalten und Tar diesen Sonderauftrag bekommen hatte, da schien alles bester Ornung zu sein. Und jetzt so was. Was hatte er falsch gemacht? Wut kam in ihm auf, immer stärker und als sie beinahe aus ihm herausbrach griff sein Bruder Korhelm nach der Klinge in Eslams Hand.