Geschichten:Verräter und Getreue - Wintersturm: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 24. Januar 2014, 21:32 Uhr

Burg Finsterstein, 30. Firun 1033 BF

Volkhardt von Gnisterholm fluchte leise. Die Winde um die Burg waren stets rau. Jetzt im Winter waren sie zudem eisig. So war es nicht verwunderlich, dass sich die Wachen in die wenigen warmen Räume zurückgezogen hatten. Niemand würde bei diesem Wetter hierher reisen.

Hadrumir von Schwingenfels musste viel Kraft aufwenden. Der Wind fuhr um die eisigen Felsen des Finsterstein. Mit seinen Mannen hatte er sich im Sturm an den mühseligen Aufstieg gewagt. Binnen eines Vierteljahres hatte es Hauptmann Karstrand geschafft, dass die Schwingen wieder einsatzbereit waren. Jeder hatte ihm von dem Schlag gegen den Finsterstein abgeraten, doch Hadrumir hatte einen Plan. Der Finsterstein war schon einmal gefallen und Hadrumir hatte seine Beziehungen spielen lassen, um die Schwachstellen der Burg zu ergründen. In diesem Sturm würde niemand mit dem Angriff rechnen.

„Schürt das Feuer!“ befahl Volkhardt seinen Dienern. Es war kalt im Gemäuer. Irgendwo hörte er ein lautes Fluchen. Was sein Bruder Halwart gerade wieder trieb, wollte Volkhardt gar nicht wissen. Er schaute sich missmutig in seiner bescheidenen Kammer um.

Hadrumir schwang sich über die Mauer. Er konnte es kaum glauben, doch sie hatten es tatsächlich geschafft. Mit stummen Handbewegungen bedeutete er seinen Männern, das Torhaus zu besetzen.

Halwart machte seinem Namen Weiberschreck wieder einmal alle Ehre. Die kleine Darpatin von einem seiner Raubzüge wand sich wie ein verdammter Aal. Sie hatte es sogar gewagt nach ihm zu schlagen. Wenn das eine Beule geben würde, würde er die kleine Schlange grün und blau prügeln. Doch ihre gesamte Lage hatte sich nicht verbessert. Am Ende würde er sie sich doch nehmen. Er bekam stets, was er wollte.

Das Öffnen der Tore war extrem laut, doch anscheinend schienen die Götter mit ihnen zu sein, denn niemand in der Burg schien Anstoß daran zu nehmen. An der Spitze seiner Männer stürmte Hadrumir den Hof der Burg.

Volkhardt konnte nicht glauben, dass sich der Feind in der Burg befand, doch der aufbrausende Kampfeslärm ließ keinen Zweifel auf, dass neuerlich ein Kampf um den Finsterstein entbrennen würde. Volkhardt packte sein Schwert und stürmte zur Halle.

Mit einem Bersten brach das Tor zur großen Halle. Die Schwingen stürmten voran. Hadrumir rief mit befehlsgewohnter Stimme: „Wer sich ergibt, wird geschont!“ Im Tor stehend erkannte er die Situation schnell. Der jüngste der Gnisterholmer hatte sich mit seinen wenigen Mannen an der Stirnseite versammelt. „Ergebt Euch, Gnisterholm, und ich werde mich gnädig zeigen!“ rief Hadrumir.

„Eure Form der Gnade kenne ich zur Genüge, Schwingenfels!“ rief Volkhardt. Wo war nur sein Bruder Halwart?

Verdammter Hundsfott! Hadrumir fluchte innerlich. „Schwingen! Bereit machen zum Kampf!“ rief er und stürmte voran. Die Schwingen folgten mit einem Kampfschrei ihrem Hauptmann. Hadrumir war schnell am Gnisterholmer heran. Er eröffnete den Kampf mit einem waagerechten Hieb. Doch der Gnisterholmer wehrte den Angriff ab.

„Verdammt, kann man hier schon nicht mehr in Ruhe ficken!!“ fluchte Halwart. Er schaute das verängstigte Mädchen an. „Keine Angst, Dir besorg ich es heute noch!“ Er zog seine Beinkleider wieder an und griff zu seinem Schwert. Er musste nachsehen, was dort nun schon wieder vor sich ging.

Der Gnisterholmer versuchte Hadrumir schnell in die Defensive zu drängen. Doch der Anderthalbhänder gewährte ihm einen leichten Vorteil. Wieder klirrten die Klingen aneinander. Grimmig schauten sich die Kämpen über die Klingen an. Hadrumir ließ die Klinge seines Gegners abgleiten und zog einen senkrechten Hieb tief in die linke Schulter des Gnisterholmers. Schwer getroffen wankte sein Gegenüber. Hadrumir verharrte in Bereitschaft, einen neuerlichen Angriff abzuwehren. „Gebt auf!“ zischte er hervor.

Volkhardt war schwer getroffen. Er spüre seinen linken Arm erschlaffen und bemerkte, dass ihn die Kraft verließ. Er konnte nicht so aufgeben. „Niemals!“ brachte er mühsam hervor und setzte erneut zum Angriff über.

Hadrumir hatte damit gerechnet. Gekonnt wich er der hastigen Bewegung aus und ließ den Gnisterholmer ins Leere laufen. Dieser drehte sich mühsam um. Hadrumir ließ jetzt seine Klinge schnell auf den Gnisterholmer niederprasseln. Ein, zwei, drei, vier, fünf Schläge konnte dieser abwehren, doch seine Verteidigung brach schnell ein. Mit einem waagerechten Hieb traf Hadrumir sein Gegenüber in der rechten Hüfte. Seine Klinge glitt wie Butter in den Leib des Gnisterholmers. Dieser ließ seine Klinge fallen und Hadrumir konnte in seinen Augen den brechenden Blick eines Toten erkennen. Er hatte einen bitteren Geschmack auf der Zunge, als er seine Klinge nach oben zog.

Halwart stürmte durch die Gänge in Richtung der großen Halle. Man griff den Finsterstein an! Wer war so tollkühn im Winter diesen Angriff zu führen. Er hatte die Halle fast erreicht, als sich ihm ein Kämpe mit einem blauen Wappenrock entgegen stellte.

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Hadrumir schaute auf den vor ihn knieenden Soldaten des Gnisterholmer. „Hat er alles verstanden?“ „Ich reite zur Dotzenburg und nach Steinfelde! Danach nach Ebenhain und überbringe die Botschaft, dass Volkhardt von Gnisterholm gefallen ist, sein Bruder Halwart Euer Gefangener und der Finsterstein in Eurer Hand ist.“