Geschichten:Verräter und Getreue - Finstere Nachrichten: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 28. Februar 2014, 16:55 Uhr

Burg Ebenhain, Anfang Tsa 1033 BF

Praioswald von Steinfelde hatte das Schreiben laut vorgelesen und für einen Moment war nur noch das Knacken des Feuers im Kamin zu hören, begleitet vom Mahlen der fest zusammengepressten Kiefer des Junkers von Steinfelde, der schließlich hervor presste: „Wie kann man nur so dämlich wie die Gnisterholmer sein?“ Er schüttelte den Kopf und klopfte nervös mit dem leeren Schnapsbecherchen auf die Tischplatte. Ein bereits halb geleerter Krug Obstbrand stand zwischen den beiden.

„Naja, es ist Winter und niederhöllisch kalt. Wer rechnet denn da mit einem Angriff?“ bemerkte sein Neffe und kippte den Inhalt seines Glases in einem Zug hinunter.

Praiodan schnaubte: „Ich hoffe, der Schwingenfelser hat sich wenigstens seinen Schwanz dabei erfroren.“

„Ich fürchte nein, Oheim. Sie erneuern ihre Forderungen und verlangen alle Geiseln zurück. Zwölf Tage geben sie uns Zeit.“

„Das könnte denen so passen! Aber ich lasse mich nicht so mir nichts dir nichts überraschen. Die Wachen werden verdoppelt und bei der kleinsten Merkwürdigkeit Alarm gegeben.“ Der stämmige Ritter erhob sich leicht schwankend: „Ich werde Haldora einen Besuch abstatten. Ihretwegen ist ein guter Ritter gestorben und ein anderer in Gefangenschaft geraten. Sie muss endlich einsehen, dass sie in unserer Schuld ist und etwas für uns tun muss.“

„Natürlich Onkelchen. Wie die ungefähr einhundertvierundvierzigmal auch, die du das schon versucht hast?“

„Willst du mich zum Narren halten, Bursche? Du kannst dich gleich hoch auf den Bergfried trollen und drei Tage hintereinander Wache halten. Der Frost wir dir dein vorlautes Maul schon zufrieren lassen.“

„Danke, darauf verzichte ich gerne. Aber wir sollten auf alle Fälle dem Gneppeldotzer eine Nachricht schicken, damit er Bescheid weiß und Vorkehrungen trifft.“

„Mach das“, knurrte der Ritter und knallte im Hinausgehen die Tür hinter sich zu.

Praioswald zuckte mit den Schultern griff nach der Flasche. Bei der Kälte, die das altehrwürdige Gemäuer in ihrem Griff hielt, bedurfte es neben der äußeren Wärmung in Form des prasselnden Feuers auch der inneren – und goss sich noch etwas von dem Ebenhainer Apfelbrannt ein.