Geschichten:Grafenturnier zu Hirschfurt - Politik am Rande: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 28. Februar 2014, 16:53 Uhr

Reichsstadt Hirschfurt, Travia 1033 BF


Waldreich Firudan von Rossreut ging verschwitzt auf sein Turnierzelt zu - nur knapp hatte er sich soeben dem Baron von Uslenried im Halbfinale des Schwertkampfes geschlagen geben müssen – als er von einem groß gewachsenen Mann um die 30 angesprochen wurde.

„Den Zwölfen zum Gruße, Wohlgeboren. Darf ich Euch zu Eurem großartigen Kampf gratulieren, auch wenn ich mir gewünscht hätte, er wäre zu Euren Gunsten ausgegangen... verdient hättet Ihr den Sieg allemal.“

„Eure Worten ehren Euch, habt Dank“, der Rossreuter nickte dem Fremden kurz zu, „doch verzeiht... ich hörte Euren Namen noch nicht.“

„Ich bitte um Entschuldigung für meine Nachlässigkeit, mein Name ist Edorian von Feenwasser, Junker zu Eibenhain in der Königlichen Vogtei Neerbusch.“ Edorian deutete eine Verbeugung an.

„Ah, dann seid Ihr es, der den viel gerühmten Eibenhainer Feentraum brennt?! Eine wahrhafte Köstlichkeit.“ Waldreichs Gesichtszüge entspannten sich nun zu einem Lächeln.

„Oh, es freut mich zu hören, dass meine Köstlichkeiten aus der Eibenhainer Schnapsbrennerei bei Euch Anklang finden“, Edorian lächelte zufrieden, „da Ihr offenkundig ein Freund des Gebrannten zu sein scheint, verwundert es mich umso mehr, Euch nicht beim diesjährigen Eynweiher Brandlöschen angetroffen zu haben...“

„Leider war ich verhindert, so dass mir ein Kommen nicht möglich war“, sprach der Rossreuter Junker mit echtem Bedauern in seiner ansonsten sehr wohlklingenden Stimme.

„Nun, wenn Ihr erlaubt berichte ich Euch kurz davon. Lasst uns doch ein paar Schritte gehen.“ Waldreich Firudan von Rossreut nickte und die beiden Junker setzten sich in Bewegung während Edorian fort fuhr. „Der Niederadel Waldsteins ist unzufrieden, man ist der Meinung, dass die Administration in Hirschfurt auf dem Ehrgefühl eines jeden aufrechten Waldsteiners herum trampelt... lasst mich einige Beispiele nennen: Erst wird ein Waldsteiner Ritter ohne Prozess in Greifenfurt hingerichtet – und der Streitzig schweigt... dann findet der ehrenwerte Ugdalf von Eynweiher bei der hiesigen Tjoste durch einen Greifenfurter fast den Tod – und der Streitzig schweigt. Zudem wächst der Reichsforst unaufhörlich, so dass viele Wege und Pfade unpassierbar geworden sind – auch hierzu nur Schweigen aus Hirschfurt. Man fragt sich, was dies zu bedeuten hat... zumal schon die Einsetzung des Streitzigers als Seneschall eigentlich ein Schlag ins Gesicht für jeden ehrenhaften Waldsteiner war, holte man sich doch die Legitimation nicht von unserer Gräfin, sondern vom Ersten Königlichen Rat im fernen Gareth... und nicht zu vergessen die Entlehnung des Hirschfurteners, initiiert vom Seneschall und letztendlich für rechtskräftig erklärt durch den Schroeckh. So weit ist es also schon, dass wir unsere Personalien nun in Gareth abnicken lassen müssen... das ist bei unseren Standesgenossen nicht gut angekommen. Dazu passt, dass immer noch viele wichtige Hofämter nicht neu besetzt wurden... da fällt mir ein, hatte Eure Familie nicht traditionell das Amt des Mundschenks zu Silz inne gehabt?“

„Sehr wohl, meine Familie führte lange Jahre den Ehrentitel eines Gräflichen Mundschenks zu Silz...“, Waldreich überlegte einen Moment über das eben vernommene, er hatte die Ereignisse der letzten Monde sehr genau verfolgt und war seinerseits ebenfalls etwas irritiert über das Verhalten der Gräflichen Administration in Hirschfurt, „Ihr habt bedenkenswerte Punkte angesprochen, werter Junker Edorian und ich teile die Sorgen unserer edlen Standesgenossen durchaus. Ich hoffe inständig, dass in Hirschfurten sehr bald die richtigen Entscheidungen bezüglich meiner Familie getroffen werden...“

„Ich bin mir sicher, dass die Wiedereinsetzung Eurer Familie in ihr angestammte Ämter und Würden nur noch eine Formsache ist, alles andere würde mich doch sehr wundern... bei dem exzellenten Ruf den Ihr genießt.“ Aus Edorians Stimme sprach echte Anerkennung und der Rossreuter spürte, dass sein Gegenüber seine Worte ernst meinte. „Dies führt mich auch zu meinem Anliegen...“, Edorian räusperte sich, „wie Ihr vielleicht wisst, stehen meiner Familie die allwissende Hesinde und er eisige Jäger Firun näher als die stolze Rondra – was unseren Enthusiasmus an der Seite für König- und Kaiserreich zu streiten bei Leibe keinen Abbruch getan hat... Ich würde mich daher geehrt fühlen, wenn Ihr in Betracht ziehen würdet meine Nichte Firuna Arsinoê in Eure Obhut zu nehmen, zuerst als Pagin und später als Knappin, so dass sie bei einem der Besten Waldsteins lernen kann. Was sagt Ihr?“

„Da Firun auch für viele Mitglieder in meiner Familie Namenspate war und ist und sich Eure Familie in den letzten Schlachten sehr wohl ehrenhaft geschlagen hat, sehe ich nichts was Eurem Begehren widersprechen könnte... darüber hinaus bietet dies die Möglichkeit die innerwaldsteinischen Beziehungen etwas auszubauen“, der Rossreuter lächelte Edorian an.

„Ich freue mich, Firuna bei Euch in guten Händen zu wissen... nun will ich Euch aber nicht länger aufhalten, Ihr wollt Euch sicher umziehen. Kommt doch bitte mit Eurer Gemahlin einmal bei mir in Eibenhain auf ein Schluck Eibenhainer Feentraum vorbei...“ Waldreich Firudan von Rossreut nickte und die beiden Männer verabschiedeten sich freundlich von einander.


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Texte der Hauptreihe:
Ron 1034 BF
Politik am Rande


Kapitel 1

Autor: Bega, Famerlin