Geschichten:Trügerischer Schein - Teil 90: Nedarnas Rache: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 28. Februar 2014, 16:20 Uhr
Baronie Gnitzenkuhl und Baronie Wasserburg, später Praios 1034 BF, am Abend, nach Aufbruch der anderen gen Wasserburg
Dramatis Personae:
Nedarna von Trollsteige, Ritterin von Matlakur
Ibenir und Randoran – Wachen der Burg Friedburg
Thorgan – weiterer Bewaffneter des Vogts
Leise schnaubte Berlyn, während der Striegel gleichmäßig über sein Fell glitt und den Staub des letzten Rittes entfernte. Beruhigend erklang Nedarnas Stimme, wohl mehr aus Gewohnheit, denn aus Notwendigkeit heraus. Vielleicht wollte die Rittfrau damit auch nur ihre innere Unruhe zum Schweigen bringen, die sich, seitdem sie den Hof erreicht hatten, mehr und mehr in ihr breit machte. Hatte die kleine schwarzhaarig Frau gehofft, dass die ihr so vertraute Tätigkeit, ihr ihre innere Ruhe wiederbringen würde, wurde sie nun jedoch eines Besseren belehrt. Kurz seufzte sie, ohne aber ihre Arbeit zu unterbrechen.
Ihre Gedanken kehrten indes zu den Ereignissen des Tages zurück. Sie und ihre Begleiter waren nach dem Aufbruch von Burg Friedburg gut vorangekommen. Der anfängliche Argwohn war alsbald verflogen und es hatte sich ein lockeres Gespräch entsponnen. Die beiden Wachen, Ibenir und Randoran, kannten sich seit ihrer Knabenzeit und schon bald, erzählte man sich lebhaft die verschiedensten Anekdoten, die Nedarna hin und wieder ein Schmunzeln entlockten oder auch in herzhaftes Gelächter ausbrechen ließen. Als man sich schließlich dem Zielort näherte, wandten sich die Drei ernsteren Themen zu. Ernst lauschte sie den Worten der zwei Wachen, die sie über die aufgefundenen Händlerwagen und deren Inhalte in Kenntnis setzten. Des weiteren informierte Ibenir sie über die Wachaufteilung in der Umgebung. Seines Wissens nach hielten sich drei Bewaffnete des Vogtes direkt vor Ort – in dem besagten Wäldchen versteckt. Außerhalb lagen wohl zwei Knechte auf der Lauer, um die Umgebung im Auge zu behalten. Sie und ihre Begleiter würden sich zu einem nahe gelegenen Hof begeben, wo man von einem weiteren Wachposten erwartet wurde, der über die aktuellen Geschehnisse Bericht erstatten würde. Kurz darauf hatten die drei den Hof auch schon erreicht. Thorgan, ein großgewachsener Mann mit braunem Haare, welches beim genaueren Hinsehen von den ersten grauen Strähnen durchzogen wurde, begrüßte sie herzlich. Sein kurzer Bericht bestätigte die Informationen, des jungen Ibenirs und hatte keine weiteren Neuigkeiten enthalten. So wurden kurz darauf die Pferde versorgt, bevor man sich zu einem gemeinsamen Mahl zusammensetzte und in Gespräche vertiefte. Auch der Mordverdacht, der auf der Rittfrau lastete, war ein Thema. Während die anderen anschließend die Würfel zu Ehren Phexes rollen ließen, hatte sich Nedarna der Pflege ihre Waffen gewidmet.
Und nun stand sie bei ihrem Pferd, im Versuch der inneren Unruhe Herr zu werden. Die Nacht war angebrochen. Regen trommelte aufs Dach. In der Ferne erklang Donnergrollen. Schließlich legte sie den Striegel zu Seite. Ruhig trat sie auf ihren Grauen zu. Ihre Stirn an die seine gelehnt sprach sie gerade leise auf ihn ein, als die Tür aufgerissen wurde und ein Mann hereinstürzte: „Schnell, ihr müsst kommen!“ Alarmiert waren die Anderen aufgesprungen und Thorgan ergriff das Wort: „Berichtet!“ Der Mann, offensichtlich einer der Knechte, sprach hastig: „Herr, wie befohlen, lag ich auf meinem Posten, als ich vor einem viertel Wassermaß eine Gruppe von Personen ausmachte, die sich dem Wäldchen näherte. Die genaue Anzahl konnte ich auf Grund der Dunkelheit nicht ausmachen. Aber mit Sicherheit sind es mindestens ein halbes Dutzend! Sie bewegen sich vorsichtig und kommen auf Grund des Wetters nicht so schnell voran, aber Ihr müsst euch beeilen.“ Während er sprach nutzten die anderen Vier bereits den Moment sich in kürzester Zeit zum Aufbruch zu rüsten.
Vom Wind getrieben schlug der Regen ihnen ins Gesicht als sie sich schließlich in ihre Sättel schwangen. Still und unnötigen Lärm vermeidend trieben sie ihre Pferde an, soweit die fünf Bewaffneten es bei diesem Wetter wagen konnten. Für kurze Momente nur erhellten grell zuckende Blitze ihren Weg, ansonsten war die Nacht pechschwarz. Bei jedem Donnerschlag spürte die Reshminianerin ihren Grauen zusammenzucken. Und die Zeit kam ihr schier endlos vor, während der sie sich durch das Unwetter zum Wäldchen kämpften. Unterwegs stieß auch der zweite Knecht zu ihrer kleinen Gruppe. Sie waren nun sechs Leute und mit denen, die sich im Wald versteckten würde ihre kleine Truppe in der Überzahl sein. Vorausgesetzt ihre Gegner wären wirklich nur ein halbes Dutzend Mann stark.
Kurz vor dem Ziel erhellte ein weiterer Blitz die Umgebung. Scharf grenzte sich vor Nedarnas Augen der dunkle Waldrand in dessen grellen Schein ab. Und noch etwas war in seinem Licht auszumachen. Die Veteranin schüttelte den Kopf. Sollten ihre Augen sie getrügt haben? Auf einer davor gelegenen kleinen Anhöhe, vermeinte sie zwei Reiter wahrgenommen zu haben. Auch Randoran, der an der Spitze ritt, schien etwas gesehen zu haben, denn er zügelte jetzt sein Pferd und zwang die Gruppe damit zum Anhalten. Thorgan blickte ihn fragend an. Doch Nedarna kam ihm zuvor:„Ihr habt sie ebenfalls gesichtet.“ stellte die kleine Frau fest. Der blonde junge Mann nickte: „Zwei Reiter befinden sich vor uns auf der kleinen Anhöhe.
Sie scheinen auf irgendetwas oder irgendjemanden zu warten.“ Ibenir grinste eifrig. Seine Sommersprossen schienen dabei übers Gesicht zu tanzen: „Nehmen wir uns die Beiden gleich vor, bevor wir sie später im Rücken haben.“ Die Rittfrau machte eine abwehrende Handbewegung: „Soweit kommt es noch! In der Zwischenzeit werden vielleicht unsere Kameraden von den anderen im Wald aufgerieben.“ Energisch wischte sie sich das Regenwasser aus dem Gesicht: „Am Besten begebt ihr Euch in den Hain. Ich werde mich um die zwei Reiter kümmern und finde heraus, was sie wollen.“ Ihre Vorschlag schien Thorgan nicht recht zu gefallen, denn er warf heftig ein: „Nichts für ungut Hohe Dame, aber wir haben den Auftrag Euch zu bewachen oder zu beschützen. Wie man es nimmt. Aber ich werde Euch begleiten.“ Ein eindringlicher Blick aus Nedarnas eisblauen Augen erstickte allerdings weitere Worte seinerseits: „Ihr werdet DORT gebraucht. Lasst es mehr als die geschätzten sechs Bewaffneten sein und...“ Sie beendete den Satz nicht. Sondern sah aufmerksam jeden ihrer Begleiter an. Als sie schließlich fortfuhr lag ein Schmunzeln auf ihren Lippen: „Ihr wisst, ich habe es geschworen und ich verspreche Euch, dass ich weder einen Fluchtversuch unternehmen werde, noch werde ich mich töten lassen.“
Irgendetwas schien ihn zu überzeugt zu haben, denn der stämmige Bewaffnete akzeptierte, indem er ihr zunickte. So lächelte Nedarna aufmunternd in die Runde und ihr Kommentar: „Ich stoße im Wald zu Euch! Ihr könnt mir ja noch einen oder zwei übrig lassen.“ hinterließ ein kleines Lächeln in den Gesichtern der anderen.
Zielstrebig steuerte die dreißig Götterläufe zählende Veteranin auf die Anhöhe zu. Nunmehr nur noch vom Donnergrollen und dem unaufhörlichen Prasseln des Regens begleitet. Sie machte sich nicht die Mühe ihre Anwesenheit zu verbergen, denn die zwei Reiter hatten ihre Gruppe gewiss bereits bemerkt gehabt. Die innere Unruhe, welche sich ihrer vor dem Aufbruch bemächtigt hatte, war einer erhöhten Aufmerksamkeit gewichen. Und als ein weiterer Blitz die Umgebung erhellte, war es der näherkommenden Nedarna schließlich möglich Einzelheiten an den zwei Berittenen auszumachen. Der Eine schien ein gut gerüsteter tulamidischer Krieger zu sein. Achtsam blickte er ihr entgegen. Sein Pferd hatte er etwas vor dem seiner Begleiterin positioniert, die ebenfalls tulamidisch kriegerische Kleidung trug. Auch sie ließ Nedarna keinen Augenblick aus den Augen. Rufe oder gar Gespräche waren zwecklos, denn das tobende Unwetter schien noch einmal an Fahrt aufgenommen zu haben. Der Wind brauste durch die nahe gelegenen Bäume und peitschte ihnen den Regen förmlich ins Gesicht.
Die Hand der Rittfrau lag am Schwert, als sie die zwei Krieger erreichte. Nicht nur ihr war wohl klar, dass man sich nicht in Freundschaft traf, denn der Tulamydier griff nach seiner Waffe. Nedarna reagierte prompt und zog ebenfalls ihren Anderthalbhänder. Aufmerksam beobachtete sie ihren Gegner, wartete auf eine Reaktion, etwas das seinen Angriff verraten würde. Dieser kam - blitzschnell.
Der Krieger preschte in ihrer Richtung und schlug, während er sein wendiges Ross um Nedarna und Berlyn tänzeln ließ, immer wieder auf sie ein, doch erfolgreich wehrte die Ritterin alle Angriffe ab. Jetzt folgte Schlag auf Schlag. Immer auf eine Schwachstelle des Gegners achtend. Berlyn, die Zeichen zum Ausweichen gebend oder ihn wieder vorantreiben um zum nächsten Schlag anzusetzen. Die Rittfrau und ihr Grauer waren ein eingespieltes Gespann, etwas das nur jahrelange gemeinsame Erfahrung mit sich bringen konnte. Und als schließlich das Pferd ihres Gegners strauchelte setzte die Reshminianerin nach und brachte den Krieger zu Fall. Schwer verwundet ging dieser zu Boden.
Seine Begleiterin hatte sich bis dahin zurückgehalten. Anerkennend nickte die Tulamydierin nun der Rittfrau zu, bevor auch sie ihre Waffe zog. Diesmal gab es kein Zögern und kein Abschätzen. Verbissen schwangen die Frauen ihre Schwerter und es schien als würde keine der Beiden die Oberhand gewinnen. Wieder und wieder erklang das Klirren der aufeinandertreffenden Schwerter in der Luft. Kaum merkten die Beiden, dass der Regen nachließ und sich das Unwetter langsam entfernte. Die Kriegerin war gerade dabei ihr Gewicht im Sattel zu verlagern, um zu einem weiteren Schlag auszuholen, als ein letzter Blitz die Szenerie erhellte. In diesem Moment stieg das Streitross Nedarnas mit einem schmerzerfüllten Wiehern. Die Vorderhufe in der Luft schlagend, erwischte es das Pferd ihrer Gegnerin, welches ausbrach und somit seine Reiterin zu Fall brachte. Diese schlug mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden auf. Nur einen Augenblick später hatte sich auch die Rittfrau von ihrem Streitross geschwungen, um nach der Kriegerin zu sehen. Die Tulamydierin lebte noch, war aber durch den heftigen Sturz bewusstlos geworden.
Das seltsame Verhalten Berlyns veranlasste Nedarna sich nun ihm zuzuwenden. Sein Anblick ließ ihr den Atem stocken. Zitternd stand ihr langjähriger Wegbegleiter und das letzte Bindeglied zu ihrer Familie vor ihr. Kalter Schweiß stand auf seinem schon nassen Fell und vor seinem Maul bildete sich blutiger Schaum. Sanft sprach sie auf das Tier ein. Streichelte seinen Kopf, während sie mit den Augen die Ursache seines Zustandes zu ergründen suchte. Der Pfeil steckte tief im Brustkorb des Pferdes, dass nun zusehends schwächer wurden. Es konnte sich kaum noch aufrecht halten, so dass die Rittfrau es schließlich dazu brachte sich hinzulegen. In dem Wissen ihrem treuen Gefährten nicht mehr helfen zu können, rannen ihr nun heiße Tränen über die Wangen. Sein schwerer rasselnder Atem trieb ihr den Schmerz wie eine scharfe Klinge in die Brust, während ihre Hand sanft über sein Fell glitt bis es letztendlich vorüber war. Sie sicher war, dass kein Lebenshauch mehr in ihm weilte.
Schließlich brach sie den gefiederten Schaft des Pfeiles ab, um ihn genauer betrachten zu können. Er kam ihr vage vertraut vor. Erinnerte sie an einen Nebachoten – einen ihrer Begleiter der letzten Tage. Ein Verdacht keimte in ihr auf. War er noch in der Nähe? Und in einem letzten verzweifelten Akt der Trauer, des Schmerzes, ob des Verlustes und um der sich anbahnend Wut Raum zu geben, schrie sie seinen Namen in die Nacht hinaus: „Kaaaaaaiiiinnnnnnn!“
Unterdessen hatten auch die Gnitzenkuhler Soldaten ihren Kampf um den Hain für sich entschieden. Von den acht Gegnern waren fünf tödlich verwundet worden. Zwei Weitere hatte man gefangen gesetzt und einer war in den Wirren der Kämpfe entkommen. Auf der Gnitzenkuhler Seite hatte ein Knecht mit dem Leben bezahlt. Thorgan und einer der Soldaten aus dem Wald waren verwundet worden, als sie Ibenir und Randoran zu Hilfe geeilt waren. Nachdem die Kämpfe nun vorüber waren sammelte man sich, um die weitere Vorgehensweise zu besprechen und auf Nedarnas Erscheinen zu warten.
„Sie wird nicht kommen.“, raunte Randoran Thorgan zu. „Sie hat sich sicher aus dem Staub gemacht und wir haben uns narren lassen.“ Thorgan grunzte nur abfällig zu Antwort: „Du und Ibenir, ihr schwingt euch in die Sättel und seht nach ihr. Vielleicht ist ihr etwas zugestoßen. Los, worauf wartet ihr noch!?“
Die beiden Büttel kamen den Befehl nach und ritten kurzer Zeit später aus dem Wäldchen heraus und in die Richtung, in der sie die Reiter gesehen hatten.
Dort angekommen sahen sie zunächst zwei grasende Pferd in der Nähe stehen, zwei Menschen tot oder bewusstlos im Gras liegen und dann schließlich die Ritterin, die sich gerade von ihrem toten Ross erhob und einen Namen über die Aue schrie. Erleichtert stellten sie fest, dass Nedarna anscheinend selbst nichts geschehen war.
„Siehst,“ meinte Randoran jetzt zu Ibenir, „habs ja gewußt, dass auf sie Verlass ist und sie uns nicht narren wird.“