Geschichten:Das Bein des Burggrafen - Teil 4: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 28. Februar 2014, 15:55 Uhr
Dramatis personae:
- Oldebor von Weyringhaus, Burggraf der Raulsmark
- Balrik von Keres, Junker zu Hohenlinden, Ritter des Reiches
- Merisa von Weyringhaus-Rabenmund, Gattin Oldebors
- Nahéniel Blütenlauf, Elfe, Gattin Balriks
Villa Geldana, Peraine 1024 BF, Abends
Am Abend trafen Balrik und Nahéniel in der Villa Geldana ein. Von den Bediensteten wurden sie in den Garten gebracht, wo der Burggraf bereits mit seiner Gattin wartete und sie begrüßte. Den Abend über unterhielten sie sich nett und ließen die Politik außen vor. Die Gastgeber erfuhren, wie sich Balrik und Nahéniel kennenlernten, und man erzählte noch ein paar andere Anekdoten. Der Burggraf lernte durch den Besuch so einiges über Elfen. So tranken sie beispielsweise keinen Alkohol – Nahéniel lehnte jedes Angebot strikt ab – und er erfuhr auch, wie die Elfen in ihren Sippen lebten.
Als die Sonne untergegangen war und die Diener die Kohlenbecken aufstellten, damit die hohe Herrschaft in der kalten Nachtluft nicht frieren mußte, frug Merisa den Reichsritter, ob er sie bei einem Spaziergang begleiten mochte. Der Ritter nahm das Angebot gerne an und somit konnte der Burggraf der Elfe seine Frage stellen.
Entgegen seiner üblichen Art bemühte sich Oldebor tatsächlich, nicht mehr Worte zu machen als unerlässlich waren, um sogleich zum Kern der Geschichte vorzudringen - denn so weitläufig war der Garten der Villa Geldana nicht, dass seine Gattin ihm mehr als nur eine halbe Stunde an freier Zeit hätte gewähren können. So erzählte er nun also der Elfe in aller gebotenen Kürze die Geschichte um das Bein - auch so war sie noch lang genug, denn immerhin waren zwanzig Götterläufe zu rekapitulieren.
Dann stellte er seine Frage: "Frau Nahéniel, unsereins kennt die Feen nur aus Märchen und Sagen; Ihr hingegen werdet ihrem Volke näher stehen. In den Geschichten, die ich schon als Kind gehört habe, hieß es immer, man solle sich vor den Geschenken des Feenvolkes in Acht nehmen: Gold, das sich in welkes Laub verwandelt, und dergleichen mehr - ganz zu schweigen davon, dass mitunter eine Nacht in ihren Gefilden Jahrzehnten in der Menschenwelt entspricht. Darum mache ich mir Sorgen: Dass die Hohe Frau Farindel mich geheilt hat - ist das ein Segen oder ein Fluch?"
Nahéniel blickte den Burggrafen lange mit ihren unergründlichen Augen an. „Es scheint eine weit verbreitete Meinung zu sein, daß wir mit den Feen zusammen leben“, sprach sie schließlich. „Wir haben zwar eine gewisse Verbundenheit zu ihnen, doch leben wir nicht ganz in der selben Welt. Eure Vermutung könnte aber richtig sein. Ihr sagtet, daß Euer Bein Euch nach der Heilung zum ersten Mal nicht gehorchte, als Ihr zur Jagd reiten wolltet?"
Der Burggraf nickte und erwiderte: "Zum ersten Mal, und danach auch jedes Mal wieder". Seinem Gesichtsausdruck war anzumerken, dass er bereits ahnte, worauf sein Gast hinauswollte.
Wie zur Bestätigung fuhr Nahéniel fort: "Ich glaube, die Feen können es nicht ertragen, daß jemand andere Wesen nutzlos und nur um der Freude an der Jagd Willen tötet. Und durch das Bein wollen sie verhindern, daß Ihr den Tieren ein sinnloses Leid zufügt.“
"Also künftig keine Jagdausritte mehr", erwiderte der Burggraf trocken, "das werde ich wohl verschmerzen können. Vermutlich sogar ein guter Tausch." Sogleich schlug jedoch seine abwägende Natur durch, die ihn dazu brachte, jegliche Eventualität in seine Überlegungen einzubeziehen: "Was aber wäre, wenn ich ernstlich Hunger litte? Könnte ich dann wohl jagen gehen?", fragte er neugierig und mit scherzhaftem Unterton.
Wieder musterte die Elfe ihn lange. "Es mögen Zeiten kommen, in denen diese Antwort wahrhaftig wichtig sein wird", antwortete sie schließlich ernst. "Dann ist es immer noch früh genug, diese Frage zu stellen. Doch nicht jetzt."
Der Burggraf strich gedankenverloren über sein Knie. Und schwieg.