Geschichten:Die Schlacht um Puleth Teil 28: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 28. Februar 2014, 16:37 Uhr

Pfalz Puleth, Nacht zum 16. Hesinde 1029 BF


Hadrumir packte sich den erstbesten Stoff, den er erreichen konnte. „Im Angedenken an Seginhardt von Schwingenfels, welcher mein Onkel war, und an Hadran von Katterquell, welcher mein Freund war, erkläre ich euch und euer Haus zum Feind des Hauses Schwingenfels. Das Band ist zerrissen – die Fehde ist erklärt“, sprach Hadrumir feierlich als er den Stoff zerriss.

Hinter ihm griff Linai ebenfalls zu einem Stück Stoff und sprach: „Für das Haus Katterquell: Das Band ist zerrissen – die Fehde ist erklärt.“ Langsam zog Hadrumir seinen Anderthalbhänder.

„Bei allen Göttern, haltet ein!“ rief Nimmgalf, doch er hatte wenig Hoffnung, die Streithähne jetzt noch zur Räson bringen zu können. Als er sah, dass sie sich nicht beruhigen wollten oder konnten, und dass stattdessen der Schwingenfelser bedrohlich auf den Grützer zuging, fuhr er die beiden wütend an: „Kein Blutvergießen an diesem Orte, Herrschaften! Ich befehle Euch, sofort die Waffen zu senken.“

Darauf knurrte Hadrumir ohne dabei seinen Gegner aus den Augen zu lassen: „Durch diesen Verrat existiert dieser Heersverband nicht mehr. Ihr seid damit auch kein Heerführer und habt mir gar nichts zu sagen!“

Nimmgalf realisierte, dass er mit Vernunft hier nichts mehr ausrichten konnte und zog seinerseits seinen Kavalleriesäbel zur Verteidigung, falls jemand an ihm sein Mütchen kühlen wollte. Mit einem kurzen Kopfnicken taten seine Leute es ihm gleich.

Kelnian von Windischgrütz hatte ebenfalls zur Waffe gegriffen, und sich hinter eine Gruppe von ihm treuen Rittern gestellt. Seinem Gesicht konnte man ansehen, dass seine Gedanken rasten. Er setzte gerade an zu sprechen, als ein durch die Luft fliegender Krug seine Worte förmlich zerriss. Der Tonkrug segelte zielgenau auf den Schädel Hadrumirs und zerbrach dort in tausend kleine Stücke. Dem Schwingenfelser wurde es für einen kurzen Moment schwarz vor Augen, er taumelte ein paar Schritte zurück und wischte sich das Blut aus seiner Platzwunde aus dem Gesicht. Einen kurzen Moment schienen alle Beteiligten wie erstarrt. Bis Linai aus vollster Kehle rief: „Macht diese Schweine fertig!“

Wütend fuhren die schwingenfelser Soldaten unter die Ritter unter Kelnians Kommando. Hadrumir blutete immer noch aus seiner Platzwunde, trotzdem fixierte er den Grützer und hielt auf diesen zu. Ein Ritter stellte sich ihm in den Weg. Mit wuchtigem Hieb schob Hadrumir dessen Klinge beiseite und zog dem Mann den Anderthalbhänder quer über den Bauch. Das Kettenhemd seines Gegners wurde gesprengt, Kettenglieder fielen auf den Hof. Auf dem Hof tobte mittlerweile ein offener Schlagabtausch.

Mitten im Getümmel stand Nimmgalf mit seinen Männern. Fassungslos hatte er mit ansehen müssen, wie die verfeindeten Hartsteener Parteien aufeinander zugingen. Er und seine Männer versuchten sich aus dem Kampf zurück zu ziehen. Doch im Getümmel war dies schier unmöglich. Nimmgalf konnte sehen, wie der Schwingenfelser und ein Ritter aus den Reihen des Windischgrützer sich beharkten. Viel zu nah zu diesem Kampf standen die Soldaten Eran und Zordan. Nimmgalf rief nach ihnen, um sie aus dem Chaos zu bringen.

Hadrumir kämpfte verbissen. Er bemerkte die sich zurückziehenden Soldaten zu seiner Linken – Truppen der Reichsforster Liga. Es war nicht ihr Konflikt und sie waren hier schuldlos hineingeraten. Hoffentlich kamen sie hier heil raus. Wieder wehrte er einen Hieb seines Gegenübers ab, als er bemerkte wie die zwei Reichsforster ins tiefste Kampfgetümmel gezogen wurden. Nein, das durfte nicht sein! Er stürmte voran. Sein Gegenüber traf ihn schmerzhaft an der ohnehin schon verletzten Schulter.

Schließlich erreichte er die Soldaten. Von irgendwo her kam ein Schwerthieb. Hadrumir erkannte, dass der nicht abzublocken war. Ohne lange zu Überlegen sprang er vor. Schmerz durchfuhr seinen Körper und danach folgte Schwärze. Irgendwer rief: „Hadrumir!“

Der Kampf hatte für einen kurzen Moment gestoppt, als der Schwingenfelser zu Boden gegangen war. Linai von Katterquell war vorwärts gestürmt und kümmerte sich um den Gestürzten.

Nimmgalf versuchte erneut Ordnung ins Chaos zu bringen: „Kein Blutvergießen an diesem Ort! Kommt endlich zur Vernunft! Ihr habt Seite an Seite im Felde gestanden!“

„Was zählt das schon, wenn man so schändlich von diesem Hurensohn verraten wird!“ schrie ihm Linai von Katterquell entgegen.

Nimmgalf versuchte gelassen zu bleiben. Er musste daran denken, dass dies nicht sein Konflikt war und er ihn auch nicht würde hier und jetzt beenden könnte. Er konnte sehen, wie sich der Schwingenfelser wieder erhob. Ruhig sprach Nimmgalf: „Von Schwingenfels! Von Windischgrütz! Ich erwarte, dass Ihr euch wie Edelleute benehmt. Lasst diesen Konflikt hier ruhen!“

Wütend funkelte der Schwingenfelser ihn an: „Dann soll der Grützer Puleth verlassen! Es wurde eingenommen im Namen Graf Geismars!“

Nimmgalf glaubte kaum, dass eine der beiden Parteien klein bei geben würde und daher erwiderte er zornig: „Nein! Ihr werdet beide Puleth verlassen! Und zwar sofort! Tragt diesen Konflikt nicht hier aus!“

Kelnian von Windischgrütz hatte die Worte mitangehört. Er überlegte angestrengt. Der Schwingenfelser hatte mehr Männer. Damit hatte er keine so guten Möglichkeiten. Vom Prinzip würde er damit auf verlorenem Posten stehen. Außerdem lagen schon zwei seiner Leute schwer verwundet auf dem Innenhof der Pfalz. Wie er es auch drehen und wenden wollte: Der Schwingenfelser hatte ihn ausmanövriert und er würde hier verlieren. Dieser Baron von Hirschfurten baute ihm gerade die goldene Brücke hier mit heiler Haut rauszukommen. Also sprach er schnell: „Einverstanden!“ Hauptsache hier weg, dachte er bei sich.

Hadrumir fluchte innerlich. Aber wenn er sich jetzt nicht einverstanden zeigte, dann wäre dies ein Fehler. „Einverstanden!“ sagte also auch er und warf der neben ihm stehenden Linai einen Blick zu, der aussagte: Ich dulde jetzt keinen Widerspruch.

Nimmgalf konnte beobachten, wie kurz darauf die windischgrützer Soldaten abzogen. Auch die Schwingenfelser waren abmarschbereit, als sich der Schwingenfelser auf seinem Pferd zu ihm umdrehte: „Euer Hochgeboren, auch wenn ich wünschte, dass der heutige Abend einen würdigeren Abschluss verdient hätte, tut es mir aufrichtig leid. Es war eine Ehre unter Euch in die Schlacht geritten zu sein. Ich stehe in Eurer Schuld. Solltet Ihr jemals meiner Hilfe benötigen, dann schickt nach mir!“ Nimmgalf konnte erkennen, dass der Schwingenfelser dies ehrlich meinte.

Hadrumir wandte sich um und wollte in die Nacht reiten, als der Hirschfurter nach ihm rief: „Schwingenfels!“ Hadrumir blickte sich erneut um. „Warum habt Ihr Euch in den Hieb geworfen, der meinen Männern galt?“

Hadrumir lächelte: „Dies ist weder Euer Konflikt noch der Eurer Leute!“ Mit diesen Worten ritt er in die Nacht hinaus.

Nimmgalf blickte über den leergefegten Innenhof. Er hätte es fast geschafft. Zwar hatte er nach der nächtlichen Unterredung mit dem Schwingenfelser nicht mehr daran geglaubt, aber in seinem Inneren hatte er trotzdem die Hoffnung gehabt, dass er mit dem vereinten Heer noch weiter nach Südwesten ziehen, und Simiona die lang ersehnte Niederlage beibringen könnte. Diese Hoffnung konnte er nun endgültig begraben.