Geschichten:Ringen um Recht und Freiheit 4: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 28. Februar 2014, 15:51 Uhr
Der gräfliche Bote hörte nicht mehr wie der Zagbarer Baron in seiner Amtsstube wütete. Lediglich das Zerbrechen eines Fensters ließ ihn noch einmal zur Schwarzen Feste aufblicken, bevor er sich auf sein Pferd schwang, um eilends diesen Ort zu verlassen.
"Xagul, Sohn des Nerix, erkläre er mir dies!" Der Kopf des Barons glühte rot vor Zorn. Mit einem Schwung seiner ehernen Linken wischte er einige Pergamente vom Tisch. Die Flammen der Kerzen in der Nähe flackerten bedrohlich. Der Angesprochene blickte den Baron mit angezogenen Schultern und ängstlichem Blick an, "Ich habe dafür keine Erklärung, mein Baron."
"Keine Erklärung? Der Graf zitiert mich an seinen Hof um mich in steuerlichen Angelegenheiten anzuhören und ihr findet keine Erklärung dafür? Ihr haftet mir mit eurem Kopf dafür!", schrie der aufgebrachte Baron seinen Truchsess an.
"Mein Herr! Wie jedes Jahr wurden auch diesmal alle Abrechnungen dreifach geprüft. Ihr selbst habt die letzte Prüfung abgezeichnet", versuchte Xagul zu beschwichtigen.
"WAAAAASSSSS?" Ein silberner Leuchter flog auf den Truchsess zu. Diesem fiel es jedoch nicht schwer dem ungezielten Wurf auszuweichen.
"Mein Herr, beruhigt Euch doch. Ich versichere Euch, der Graf hat keinen Anlass eure Zehntzahlungen zu beanstanden", gab Xagul zu bedenken, "Vielmehr glaube ich, der Fremmelsfelder hat beim Grafen falsches Zeugnis abgelegt. Bedenkt doch: Er verfügt offensichtlich zu guten Kontakten zu höheren Kreisen."
Gorbon stellte den zweiten Kandelaber, welchen er bereits ergriffen hatte, wieder ab.
"Sohn des Nerix, ich warne Euch! Mein Besuch beim Grafen wird für Euch nicht ohne Folgen bleiben!" Der Baron atmete tief durch und zog sein Wams straff.
"Wir reisen morgen früh zum Grafen. Bereitet alles vor", wies Baron Gorbon an.
Xagul nickte und wollte sich entfernen.
"Und ihr werdet mich begleiten", rief der Baron seinem Truchsess hinterher.
Dieser erstarrte kurz, drehte sich dann um und nickte, "Wie ihr befehlt, Euer Hochgeboren."
"Werden die Gelder für die nächste Zehnt-Zahlung rechtzeitig bereit sein?", fragte Gorbon.
"Ich fürchte nicht, mein Herr. Wir erwarten die Lieferung aus Storchennest und Xavolosch erst in zwei Tagen. Wollt ihr eure Reise solange aufschieben?"
Der Baron begann wieder rot anzulaufen, beherrschte sich aber mühsam, "Nein, soviel Zeit haben wir nicht."
"Dann werde ich veranlassen, dass uns die Truppen so schnell als möglich folgen. Damit sollten sie noch rechtzeitig während unseres Aufenthalts auf Burg Reinherz eintreffen", beeilte sich der Sohn des Nerix zu sagen.
Mürrisch wandte sich Gorbon ab, "Macht es so!" und verließ das Zimmer. Hörbar atmete der Truchsess aus.
Drego hatte sich im Stall umgesehen und die Pflege seiner Rösser begutachtet. Kurz überlegte er, ob er noch einen kleinen Spazierritt machen sollte. Der Tochter des Hellfelder Bauerns sah er gern bei Waschen am Fluss zu. Rhajagefällige Gedanken überkamen ihn, doch wurde er jäh von seiner Schwester unterbrochen, "Drego! Der Baron kommt."
Drego warf die geschulterten Reitstiefel widerwillig dem Pagen zu und schritt mit übler Laune auf den Hof. Es dauerte nicht lange und die Kutsche des Barons traf ein. Mit gespielter Unterwürfigkeit öffnete er die Tür der Kutsche. Der Zagbarer Baron machte sich jedoch nicht die Mühe auszusteigen.
"Kommt herein! Wir haben zu sprechen!" Drego tat wie ihm geheißen und schloss die Kutschentür hinter sich.
"Ich werde dringend am gräflichen Hof erwartet. Das macht es mir unmöglich, auf das Eintreffen der Zehnte aus den Städten zu warten."
Gorbon machte eine Pause und beobachtete seinen Gegenüber prüfend.
"Darum werdet ihr diesmal alles überwachen und die Kutsche nach Eslamsgrund begleiten. habt ihr verstanden?"
Phex war mit ihm! Drego konnte es kaum glauben. Waren seine Gebete erhört wurden? War seine Spende an den Tempel angemessen für ein kleines Wunder gewesen? "Ihr könnt Euch ganz auf mich verlassen.", antwortete er schnell mit einer angedeuteten Verbeugung.
"Die Truppen der Feste haben ihre Anweisungen. Reitet sofort nach Zagbar und wartet auf die restlichen Zahlungen. Danach werdet ihr ohne Umschweife zum gräflichen Hof aufbrechen. Ein einfacher Auftrag, aber wenn ihr hierbei einen Fehler macht, werdet ihr meinen Zorn spüren. Habt ihr das verstanden? !" Drego schluckte kurz. Was würde das bedeuten? Was würde der Baron ihm antun, wenn er seinen Auftrag nicht erfolgreich ausführte?
"Sorgt Euch nicht! Ich werde ...", Drego überlegte kurz nach einem unverfänglichen Versprechen, "... Eurem Befehl gehorchen." Drego biss sich auf die Lippe. Was hatte er da gesagt? Misstrauisch blickte er in die durchdringenden Augen seines Gegenüber, die ihn musterten. "Bei Angrosch!" schob er schnell nach, um den Baron in seinem Vertrauen zu bestärken.
"Nun gut, dann macht Euch auf. Und hütet Euch, mehr als drei Tage nach Burg Reinherz zu benötigen!" Gorbon war das Wort dieses Tunichtguts nicht mehr wert als ein einkarätiger Rubin. Zwar vertraute er seinen Truppen, doch konnte er diese unmöglich ohne entsprechende Führung am Hofe erscheinen lassen. Dafür war dieser Kupfergrab als Galionsfigur gerade noch geeignet. Zudem konnte er in dieser schwierigen Situation keine Widersacher in der eigenen Baronie gebrauchen. Mit diesem Auftrag war dieser aufmüpfige Junker beschäftigt. Und vielleicht konnte er ihn ja doch ein wenig an sich binden.
Nachdem Drego die Kutsche verlassen hatte, fuhr diese vom Hof und hinterließ eine riesige Staubfahne. Drego blickte der Kutsche nach und rieb sich unmerklich die Hände bevor er pfeifend und leichten Schrittes ins Haus eilte.
"Celissa, ich werde einige Tage außer Haus sein. Der Baron hat mich beauftragt, die Zehntlieferung an den Grafen zu führen."
Celissa schaute ihn ungläubig an, "Was für eine Ehre. Ich freue mich, dass Du endlich eingesehen hast, dass es besser ist, nicht gegen den Baron zu arbeiten."
Drego lächelte nur müde. "Halt mir den Hof in Ordnung, hörst du!"
Drego suchte eilig das Nötigste zusammen. Beim Verlassen drückte Celissa ihm noch einen Beutel mit frischem Proviant in die Hände. "Gib auf Dich acht, mein Bruder! Der Baron wird uns sicher gewogen sein, wenn Du seinen Auftrag gut ausführt."
Und mir den Kopf abschlagen, wenn nur eine Kupfermünze fehlt, ergänzte er im Geiste. Was er wohl tun würde, wenn die Lieferung nie eintreffen würde? Drego mochte sich dies nicht vorstellen. Flüchtig küsste er seine Schwester und verschand behenden Schrittes.
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