Geschichten:Rückkehr nach Syrrenholt: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 4. Juni 2019, 08:10 Uhr

auf Burg Zankenblatt, aktuelles Datum (Ende Rahja 33 Hal):


"Ihr habt nach mir schicken lassen, Herr Baron", mit einer erfahrenen Verbeugung betritt ein ältere Mann in tadelloser Gewandung eines Lakaien das Arbeitszimmer des Herrn auf Zankenblatt.

"Ja, werter Travian, tritt er näher heran und setze er sich ein wenig zu mir", mit einer einladenden Geste weist der Baron zu Syrrenholt seinem Mundschenk einen der beiden bequem aussehenden Ohrensessel zu. Der Travian geheißene Mann verharrt einen Moment eher er sich ein wenig steif seinem Herrn gegenüber niederläßt.

"Es ist schön", ergreift der Mundschenk nach einiger Zeit des Schweigens in vorschneller Weise das Wort, "daß Ihr wieder hier auf Burg Zankenblatt seid! – wenn mir die Bemerkung gestattet ist"

"Ja, es sei ihm gestattet. Wie wahr, schon lange ist es her, daß ich mich hier, inmitten meiner eigenen Lande ein wenig entspannen durfte. Doch nicht nur ich habe in den verflossenen 5 Monden meiner borongefälligen Exerzitien zu Boronia vieles erlebt, auch hier in meinen Lehnslanden und darüberhinaus dünkt mir vieles passieret zu sein, welches man nicht umhin kommt, wissen zu müssen. Nun denn, werter Travian, berichte er mir von dies und das!" mit diesen Worten legt sich der Baron, der dem genauen Beobachter sichtlich gealtert erscheint, müde in seinem Sessel zurück, um den Ausführungen seines Dieners zu lauschen.

"Nun", mit gespitzten Lippen und einem kurzen sammelnden Blick zur geschwärzten Holzbalkendecke beginnt der Mundschenk seinen Bericht: "Wie Herrn Baron sicherlich bereits durch die Presse zu Ohren gekommen sein dürfte, hat es sich in Stadt Hartsteen ..."

"Von welcher Periodika spricht er?", unterbricht der Baron die wenigen einleitende Worte seines Berichterstatters, "Etwa von unserem Heimatblatt dem Herold?"

"Oh nein, Herr Baron, jene Gazette ist mithin wiedereinmal nicht zur gewohnten Zeit am Hofe eingetroffen – man munkelt, es gäbe erneut einen Aufstand der Schwarzkünstler in Gareth, so daß wir alleine schon seit Wochen auf die Nummero 21 harren. Mein Reden betraf den Aventurischen Boten, in welchem die Einweihung des Tsa-Tempels in besonderer Weise scribieret ward. Demnach soll es ..."

"Genug davon! Er soll mich nicht mit den Albernheiten der Presse langweilen, mithin werde ich wohl in den kommenden Tagen genügend Zeit haben, mich in dieser Art und Weise zu informieren. Nicht, daß ich es nicht ein wenig genossen hätte, volle 5 Monde ohne ein einziges politisches Traktat gelesen zu haben, dennoch erhoffe ich mir gerade von Dir einige Geschichten zu erfahren, die man so nicht unbedingt in einer Lektüre wird finden können. Berichte er mir darob von Gehörtem und Gesprochenem der vergangenen Praiosläufe!"

"Nun, die vergangenen Tage und Wochen sind von einer eigentümlichen Stille erfüllt gewesen. So scheint sich dieserzeit das Augenmerk auf eine Orkenhatz zu richten, welch selbige ihren Anfang zu Greifenfurt nahm und der nicht wenige der garetischen Adelsleut beizuwohnen gedenken."

"Soso", gelangweilt stiert Erlan von Zankenblatt auf den mittleren der drei großen Bücherschränke, "was ist eigentlich aus jenem mysteriösen Attentatspfusch geworden, der weiland wider einige der Pulethanten verübt wurde?" mit aufmerksam lauernden Augen richtet der Baron seinen Blick wieder auf seinen Informanten, "Weiß man da schon genaueres?"

"Es geht das Gerücht umher, die Strauchdiebe handelten auf Veranlassung des Pfalzgrafen von Wetterfels, der Unruhe und Zwist zwischen die beiden garetischen Ritterbünde streuen wollte."

Der Baron verzerrt sein Gesicht zu einer Grimasse, die vermuten ließe, als habe er gerade in eine jener exotischen und ungemein sauren Südfrüchte gebissen: "Sprich er mir nicht wieder von Streitereien mit den Pulethanten! Davon habe ich noch immer genug!" und wie um seine letzten Worte zu bekräftigen erhebt sich der Baron und geht einige Schritte auf einen der Bücherschränke zu, wobei er sich auf einen eleganten Stock stützen muß, um nicht allzu steif zu erscheinen. Doch auch der behende Umgang mit dem Krückstock kann nicht verheimlichen, daß das linke Bein des Barons seit jenem unseligen Duell mit dem Marben zu Brendiltal von Steifheit geplagt ist. Mit suchendem Blick forscht der Herr auf Zankenblatt in einer der unteren Reihen der verschiedenen Bücher und Folianten und holt schließlich mit einem triumphierenden Ausruf eine leicht angestaubte Weinflasche zum Vorschein. Der keineswegs überraschte Mundschenk reagiert sofort und zaubert wie aus dem Nichts zwei Weinkelche zum Vorschein – es scheint eine geheime aber wohl eingespielte Absprache zwischen den beiden Männern zu geben.

Nach einem einvernehmlichen Zuprosten fährt der Mundschenk mit einem tiefen Blick in den dunklen Rebensaft lapidar fort: "Der Herr auf Mor´Tres scheint von Rahja geküßt zu sein" – ungläubiges Schweigen.

Da sich der Baron jedweden Kommentars enthält, wechselt Travian das Thema: "Hochgeboren Nimmgalf von Hirschfurten läßt anfragen, ob Ihr, Herr Baron, in Gedenk alter Freundschaft ihm Geleit zur großen Turnei zu Wehrheim angedeihen lassen wollt. Es scheint das gesellschaftliche Ereignisse der kommenden Monde zu werden."

In jenem versonnenen Kopfnicken, daß der Baron beizeiten tätigt, spiegelt sich nun all jene Turneien der vergangenen Jahre wieder, an welchen er, Erlan von Zankenblatt, in Glorie teilgenommen hat. Doch urplötzlich, mit einer wegwerfenden Handbewegung, verscheucht er das Sinnieren alter Erinnerungen, und Trübsal macht sich breit in jenem zumeist lächelnden Gesicht.

"Ach guter alter Travian, was waren das noch für Zeiten – doch itzo, was bleibt da mir? Arm wie eine Tempelmaus mit verkrüppelten Beinen und eingerosteten und verbeulten Schild und Wehr...."

Der vertraute Mundschenk übt sich in seiner ureigensten Tätigkeit und füllt stumm seinem Herr den geleerten Becher....

"Tja," mit einem müden Ruck richtet sich der Baron wieder in seinem Sessel auf, und genau so schnell, wie ihn die Melancholie ergriffen hat, scheint sie wieder verschwunden zu sein, "ich scheine indes ein wenig zu lange unter den schwarzbekittelten Boronpfaffen gelebt zu haben, daß ich mich nun in melancholischem Selbstmitleid verliere.", und mit gewohnt spitzbübischem Glitzern in den Augen richtet er sein Augenmerk seinem Gegenüber zu: "Mein lieber Travian, wie kam ich weiland nochmals in den Besitz meiner überaus kostspieligen Turnierausrüstung, aufgrund deren ich mich auf der Turnei zu Greifenfurt so vortrefflich hab‘ erwehren können?"

"Nun, äh, es gab da einen geheimnisvollen Geschäftsmann, der Euch eine erklägliche Summe Geldes offerierte, so Ihr ihn denn unmittelbar nach den Turnierfeierlichkeiten in Gareth aufsuchen und Eurerseits ein paar Zugeständnisse einzulösen gedächtet."

"Oh, ja!, ein gewisser... - na wie war denn gleich sein Name? – Gillian? – mh? – jene Kontaktaufnahme in Gareth hatte sich ja aufgrund meiner notwendigen Genesung und der daraus folgenden längeren Verweildauer in Greifenfurt erübrigt. Nun, vielleicht ließe sich ja ein erneutes Rendezvous arrangieren. Travian, er kennt sich doch in diversen Spelunken und Tavernen der Stadt aus. Veranlasse er die notwendigen Schritte, so daß der frisch rehabilitierte Trollpfortenritter erneut die Lanze heben kann zum Ruhme des Hauses Zankenblatt und zu Ehren der Bruderschaft. Des weiteren entsende er einen Boten gen Leihenbutt mit den besten Empfehlungen an meinen Bundesbruder und der Aussicht eines gemeinsamen Rittes gen Wehrheim. Eine Durchschrift ist ebenfalls an meinen Junker zu überbringen."

.....Der Herr auf Zankenblatt reitet wieder!


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Texte der Hauptreihe:
25. Rah 1026 BF
Rückkehr nach Syrrenholt


Kapitel 1

Autor: Syrrenholt