Geschichten:Dregos Bande - Der Wechsel: Unterschied zwischen den Versionen
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Das Gasthaus hatte einen prächtigen Ausblick – auf den Gesplitterten Berg. Früher sei der Blick besser gewesen, witzelte die einäugige Wirtin, früher habe man bis in die Dämonenbrache blicken können. Den Ausblick genoss gelangweilt und ohne ihn wirklich wahrzunehmen ein nicht mehr ganz junger Mann mit kahl geschorenem Schädel, der zur Eierköpfigkeit neigte, schlankem Wuchs und dunklem Bartschatten. Geizig hatte er nur Wasser bestellt, und die Wirtin schob es auf ihren Witz, dass der Gast so schlecht war. Stiefel ungeputzt, Hemd mit Fettkragen, Wams verdreckt – vielleicht hatte er auch nicht mehr? Ein armer Schlucker? Ein heruntergekommener Abenteurer? Immerhin, das fand die Wirtin, war der Mann nicht unattraktiv. Wenn sie jetzt zwanzig Jahre jünger wäre ... na gut, vierzig. Aber dann? | Das Gasthaus hatte einen prächtigen Ausblick – auf den Gesplitterten Berg. Früher sei der Blick besser gewesen, witzelte die einäugige Wirtin, früher habe man bis in die Dämonenbrache blicken können. Den Ausblick genoss gelangweilt und ohne ihn wirklich wahrzunehmen ein nicht mehr ganz junger Mann mit kahl geschorenem Schädel, der zur Eierköpfigkeit neigte, schlankem Wuchs und dunklem Bartschatten. Geizig hatte er nur Wasser bestellt, und die Wirtin schob es auf ihren Witz, dass der Gast so schlecht war. Stiefel ungeputzt, Hemd mit Fettkragen, Wams verdreckt – vielleicht hatte er auch nicht mehr? Ein armer Schlucker? Ein heruntergekommener Abenteurer? Immerhin, das fand die Wirtin, war der Mann nicht unattraktiv. Wenn sie jetzt zwanzig Jahre jünger wäre ... na gut, vierzig. Aber dann? | ||
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|Zusammenfassung=Drego von Luring erhält den monatlichen Wechsel und erfährt, dass er Regent der Grafschaft werden soll. | |||
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Aktuelle Version vom 17. Oktober 2014, 11:08 Uhr
Gareth, Sankt Parinor, Anfang Ingerimm 1034 BF
Das Gasthaus hatte einen prächtigen Ausblick – auf den Gesplitterten Berg. Früher sei der Blick besser gewesen, witzelte die einäugige Wirtin, früher habe man bis in die Dämonenbrache blicken können. Den Ausblick genoss gelangweilt und ohne ihn wirklich wahrzunehmen ein nicht mehr ganz junger Mann mit kahl geschorenem Schädel, der zur Eierköpfigkeit neigte, schlankem Wuchs und dunklem Bartschatten. Geizig hatte er nur Wasser bestellt, und die Wirtin schob es auf ihren Witz, dass der Gast so schlecht war. Stiefel ungeputzt, Hemd mit Fettkragen, Wams verdreckt – vielleicht hatte er auch nicht mehr? Ein armer Schlucker? Ein heruntergekommener Abenteurer? Immerhin, das fand die Wirtin, war der Mann nicht unattraktiv. Wenn sie jetzt zwanzig Jahre jünger wäre ... na gut, vierzig. Aber dann?
Der Mann belebte sich, als ein Rittersmann zur Tür hereinschritt. Der Wappenrock zeigte einen roten Helm auf Gelb, der Ritter sich hingegen nicht von der stattlichsten Seite. Er mochte knapp vor Fünfzig sein, hatte einen Bauch, krausen Bart, ausdünnendes Haar und buschige Augen und ein Grinsen wie jenes, das Raubtiere ihrer Beute kurz vor der Mahlzeit zeigten.
»Drego! Seid gegrüßt!«, rief der Ritter und legte mit Schwung den Staubumhang und das Schwert ab.
»Moribert, auch Ihr! Bringt Ihr das Gewünschte?« Die Männer gaben sich herzhaft die Hand.
»Allerdings!«, bestätigte Moribert mit einem breiten Grinsen und nahm unaufgefordert Platz.
»Na dann. He! Wirtin! Zwei Becher Roten. Den süffigen!«
»Wartet’s ab, Drego. Ich bringe nicht nur den ersehnten Wechsel der Nordlandbank!« Moribert von Goyern setzte eine wissende Miene auf.
»Was sonst noch? Vater lebt noch, ich habe es im ›Aventurischen Boten‹ gelesen. Die Schlacht von Berler ist gut gelaufen.« Drego schien nur mäßig interessiert.
»Ja. Aber ich weiß mehr! Hab’s von Flaygor. Und der bekommt ja mehr mit, als man denkt.« Moribert nahm den Becher aus der Hand der Wirtin entgegen, schnupperte kurz an dem roten Wein, verzog das Gesicht und stürzte den Inhalt in einem Zug herunter.
»Hm. Diese Küchenmeister sollte man nicht unterschätzen. Ich werde es mir merken, wenn ich in hundert Jahren auf Luringen einziehen werde.« Drego sparte bei seinem Schluck auch nicht. Er wischte sich mit dem Hemdsärmel über den Mund.
»Genau darum geht es. Hehe!« Moribert beugte sich verschwörerisch vor. »Nach allem, was ich gehört habe, will Euer Vater auf ritterliche Wallfahrt gehen. Auf Dauer. Und er will – das sagte jedenfalls Flaygor – einen Regenten einsetzen, solange er weg ist.«
»Einen Regenten?« Ein Ruck durchzuckte Drego. »Scheiße, Mann. Wen? Onkel Horulf? Oder – wehe, wenn! – der lange Odo?«
»Nö.«
»Na, wer dann? Doch nicht etwa Ederlinde? Oder gar Nimmgalf?«
»Nö.«
»Jetzt spuck’s schon aus, Mann! Was hat Flaygor gesagt?« Es fehlte nicht viel, und Drego hätte den Ritter am Schlafittchen gepackt.
»Ihr.«
»Ich?«
»Ja, Ihr.«
»Quatsch. Ehrlich? Will Vater den Wechsel doch endlich einleiten?«
»Apropos Wechsel: Hier ist er.«
Drego nahm das Dokument. Verharrte kurz und rief dann: »He da, Wirtin! Noch zwei Rote! Aber jetzt von Euerm besten! Oder vom teuersten! Egal!«