Geschichten:Unfehde - Geordnete Verhältnisse: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 28. Februar 2014, 17:19 Uhr
Baron zu Hirschfurten
Teurer Freund und Bundesgenosse,
es ist etwas von großer Bedeutung geschehen, was ich Euch dringend berichten muss - die Kunde wird gerade gesiegelt. Die Fehde zwischen den beiden großen garetischen Ritterbunden ist beendet! Noch während ich diesen Brief mit zitternder Hand schreibe, bereiten Graf Danos und Pfalzgraf Ugo von Mühlingen die entsprechenden Sendschreiben vor, um das Königreich und ihre Getreuen über ihren Friedensschluss zu unterrichten.
Es sind erst zwei Tage vergangen, seitdem wir Burg Luringen in der Begleitung von Graf Danos verlassen haben. Aus seiner Hofritterschar und jenen anderen Rittern, denen er als Schwertvater den ehrenvollen Kampf beigebracht hat, hatte der Graf eine Gruppe von heiligen zweimal zwölf Streitern samt jeweils eines Knappen für jeden Ritter erwählt, welche ihn begleiten sollen auf eine rondragefällige Kriegswallfahrte, deren Ziel er uns erst zu der Stunde unseres Aufbruch eröffnete und welche nichts anderes darstellen soll, als die endgültige Befriedung der Wildermark. Ihr könnt Euch gewiss das Raunen der hohen Herren und Damen vorstellen, die Überraschung und Aufregung über diese erfreuliche Entscheidung unseres geliebten Grafen, die schwärende Wunde des Mittelreichs ein für alle Mal zu heilen.
Doch bevor er gen Wehrheim reiten könne, so hielt Danos seine Rede, habe er noch zwei sehr wichtige Angelegenheiten zu regeln. Erst solle die Reise gen Rudes Schild gehen, denn er könne sein geliebtes Königreich nicht verlassen, ohne zuvor mit seinem Rivalen und Gegner dort Rat gehalten zu haben. Dann gehe es an den Grafenhof nach Silz, um der Hochgeborenen Allechandriel von Waldstein seine wahrscheinlich letzte Aufwartung zu machen. Alsdann rief er seinen Sohn zu sich, schaute ihm tief in die Augen und überreichte ihm seine Grafenkrone. Drego möge seinem geliebtem Reichsforst ein ebenso guter wie strenger Vater sein, wie er es Zeit seines Lebens immer versucht habe. Euer Schwager jedoch glotzte nur ungläubig zurück, unfähig seinem Vater auch nur ein einziges Wort des Abschieds mit auf den Weg zu geben. Dann ließ der Graf aufsitzen und mit wehmütigem Blick auf die Burg seiner Vorväter und die Stadt, die er erst gerade für seine Grafschaft wieder in Besitz genommen hatte, ritt er uns allen voran gen Rahja.
Auf der Randersburg bei Eurem Onkel Ungolf verbrachten wir die erste Nacht. Graf Danos und der Pfalzgraf zogen sich zurück, um über wichtige Dinge zu besprechen. Leider kann ich Euch nichts über den Inhalt ihres Gespräches mitteilen, aber es dauerte lange bis tief in die Nacht. Zeitig am nächsten Morgen brachen wir auf und kamen über die Reichsstraße zügig weiter Richtung Rudes Schild. Wir erreichten die Pfalz Rudes Schild beim letzten Licht des Praiosmales, und entgegen meiner Befürchtung wurde uns sogleich das Burgtor geöffnet und wir offen und beinahe herzlich empfangen. Der Burgherr ließ es sich nicht nehmen, seinen unerwarteten Gast persönlich an der Tür zum Palas zu empfangen, und wies seine Soldaten harsch an, alles zu unternehmen, um unseren Aufenthalt möglichst angenehm zu gestalten. Gleich vier Ochsen ließ er schlachten und bis spät in die Nacht feierten wir gemeinsam mit den Soldaten der Goldenen Lanze, sangen gemeinsam Schlachtgesänge und Trinklieder, kurz: Es war ein Abend, an den man sich gerne erinnern wird, ein "denkwürdiger".
An der Tafel nebeneinander saßen der Blutige Ugo und der ritterliche Graf, unterhielten sich über die drohende Gefahr eines Angriffs des Erzverräters Haffax und über die Wallfahrt des Grafen. Mühlingen gab dem Grafen die Hand und versprach, alles in seiner Macht stehende zu versuchen, um das Unternehmen des Grafen zu unterstützen. Und da sagte Ritter Danos: »Freund, die wahrlich größte Hilfe wäre es, wenn wir hier und nun diese unleidliche Fehde zwischen unseren Bünden beendeten. Es zerrisse mir das Herz, mein geliebtes Königreich zu verlassen in dem Wissen, dass ich vielleicht niemals zurückkehren werde, ohne mit Euch meinen Frieden geschlossen zu haben.« Der Pfalzgraf nickte nur, und ließ einen Schreiberling Pergament und Tusche holen, um den Friedensschluss aufzuschreiben. Sie verhandelten kurz, entschlossen sich, dass sie damit auch die Fehde zwischen den beiden Herren Hilbert und Malepartus beendeten, und handelten die Modalitäten aus, nach denen der Sertiser Pfalzgraf für seinen Angriff aus dem Hinterhalt dem Baron von Höllenwall ein Ehrengeld bezahlen solle. Neben dem blutigen Ugo saß seine Gattin Elene, zierlich und schön, und hörte aufgeregt dem Friedensschluss zu. »Eigentlich müsste ich noch eine Entschädigung vom Sertiser Pfalzgrafen verlangen, dass er meine Gattin entführt und im Reichsforst gefangen gehalten hat«, machte Ugo einen derben Scherz in ihre Richtung, den sie nur mit einem sauertöpfischen Gesicht erwiderte.
Wir werden noch einige Tage auf Rudes Schild verbringen, bevor wir weiter Richtung Silz reisen. Welche Geschäfte der Graf mit der Elfengräfin aus dem Reichsforst treiben möchte, ist mir völlig unklar und unbekannt. Ich hoffe, dass ich Euch dazu in einem nächsten Brief mehr schreiben kann.
gez. Rondradan Helmar von Pfortenstein
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