Geschichten:Keilerei im Wildschwein: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 28. Februar 2014, 17:33 Uhr

Dramatis Personae:

Praios 1034 BF, in der Herberge „Zum Wildschwein“ in dem Dorf Ginstertrutz (Baronie Rallerspfort)


Mit einem freundschaftlichen Stups stieß Nimmgalf von Hirschfurten seinen Tischnachbarn Wolfaran von Ochs an. „Du kommst doch von einem zwergischen Grafenhof… Probier mal’.“ Er hielt ihm ein Pinnchen mit durchsichtiger und klarer Flüssigkeit hin. „Zeig uns mal, wie viel ihr Schlunder aushaltet. Dein baldiger Abschied aus der Freiheit muss doch noch gebührend gefeiert werden.“

Die am Tisch sitzenden Pfortenritter Melina von Ehrenstein, Rondradan Helmar von Pfortenstein, Waldreich Firudan von Rossreut und die Mitreisende Lechmin Rondara von Luring schäkerten und schauten dem Zeitvertreib interessiert zu.

Der junge Schlunder Ritter nahm das Gläschen in seine Hand und prostete zurück. „Wir haben bei uns Torbelsteiner Brand, ihr könnt mich mit nichts überraschen“, sagte er und musste husten.

Melina von Ehrenstein lachte lauthals. „Mein lieber Nimmgalf, für so hinterhältig hätte ich Euch gar nicht gehalten.“ Sie zwinkerte ihm lächelnd zu, was er seinerseits mit einem kecken Lächeln quittierte. An dem Glas riechend schaute der Rossreuter zu seinen Tischgenossen. „Rallerspforter Quellwasser, ein leckerer Genuss.“

Wolfaran der ob des harten Schnapses noch einmal tief durchatmete, rief mit einem Fingerzeig die Magd heran. „Eine Runde des vortrefflichen Tropfens auf mich. Wir wollen doch meinen Junggesellenabschied zünftig feiern.“

Feucht fröhlich feierte die illustre Gesellschaft, als sich die Tür öffnete, und einige Personen die Herberge betraten. Mit einem Schlag wendete sich die ausgelassene Stimmung, hatten doch Pulethaner den Schankraum betreten.

Unter Führung des Nebachoten Simold von Pfiffenstock betraten neben ihm Yendor Falkwin Limpurg von Gallstein, Cyberian Wulfward von Silberblick und Praioslob Udilhelm von Eychgras, nebst Aerisfang von Schartenstein die Herberge „Zum Wildschwein“ und orderten ebenfalls Zimmer für die Nacht. Scheinbar waren auch sie unterwegs zu den Hochzeitsfeierlichkeiten zu Bärenau und beabsichtigten ebenso wie die mit ihnen verfeindeten Pfortenritter am Turnier teilzunehmen.

Die Kontrahenten beäugten sich misstrauisch, doch waren es allesamt Edelmänner und den Turnierfrieden wollte keiner verletzen. Die Gruppe setzte sich an einen Tisch am anderen Ende des Schankraumes und bestellte sich köstliches Pilzragout und vortrefflichen Wein, doch auch die klare Spezialität der Region durfte bei ihnen nicht fehlen.

Der Abend neigte sich zur Nacht und die Alkoholvorräte der Taverne dem Ende zu. Heiter begoss eine jede Gesellschaft ihre Zusammenkunft und versuchte die andere Gruppierung zu übersehen, was jedoch nur von mäßigem Erfolg beschieden war.

Die Ersten standen auf, folgten noch ihren Bedürfnissen zur Latrine und wollten noch ein wenig Schlaf erhaschen, bevor der Morgen sie zum Weiterritt aufforderte. Im Schankraum zusammenkommend vertiefte sich der Junker vom Silberblick in ein Gespräch mit der jungen Lechmin Rondrara von Luring, und nicht nur in das Gespräch sondern auch in den Ausschnitt der bildhübschen Tochter des Grafen Danos, die zudem noch Baron Nimmgalfs Schwägerin war. Der edlen Dame schien das jedoch eher zu schmeicheln, als der junge Ritter Wolfaran von Ochs dies bemerkte und beschützend an ihre Seite trat. „Alles in Ordnung? Oder belästiget Euch dieser impertinente Mann?“

Während Lechmin den Kopf schüttelte und ihr Wort erheben wollte, trat der Junker einen Schritt auf Wolfaran zu. „Hoher Herr wir haben uns nur unterhalten, ich wüsste nicht, was Euch das angeht.“

Der Ochse zischte zurück. „Hochgeboren, bitte.“ Cyberian schüttelte gelangweilt den Kopf. „Hochgeboren, bitte, dann für Euch: Euer Wohlgeboren, wenn wir schon korrekt bleiben wollen.“

Neben ihnen hörten sie ein geschnaubtes „Männer….Männer, sind alle gleich.“ und stampfende Schritte, als die Tochter des Grafen missgelaunt die Taverne Richtung Schlafgemach verließ.

Nimmgalf von Hirschfurten legte dem jungen Ochsen seine Hand auf die Schulter. „Nur die Ruhe, Freund. Diese Herrschaften sind unserer Aufmerksamkeit nicht würdig!“ und warf den Pulethanern finstere Blicke zu. Die Fehde zwischen den beiden Ritterbünden währte nun schon seit über einem Götterlauf, und dies war deutlich zu spüren. Hinter dem Junker von Silberblick positionierte sich der Baron von Haselhain „Luass äs gut sain, äs ist spät.“

Die Streithähne auseinander führend gingen sie Richtung Treppe als der junge Wolfaran nur noch ein Murmeln hörte, ohne den Absender heraushören zu können: „Der Aufstieg ist dem Jungen wohl zu Kopf gestiegen. Aber Hochmut kommt vor dem Fall.“

Das Sturmfelser Blut in dem Schlunder Ritter kochte über, vor allem, da sie seinen wunden Punkt angesprochen hatten. Er drehte sich um, so schnell, dass selbst ein kampferprobter Recke wie Nimmgalf ihn nicht halten konnte und seine gestreckte Gerade fuhr direkt in das Gesicht des hinter ihm stehenden Junkers von Silberblick.

Dieser keuchte vor Schmerz und flog quer durch den Raum. Rondradan und Waldreich hielten Wolfaran fest, während Nimmgalf beschwichtigend die Worte an Simold richtete. „Es tut uns leid, das hätte nicht passieren dürfen. Lasst uns einfach die Ruhe bewahren, und niemandem wird weiteres Leid geschehen.“ Melina war an seine Seite getreten und unterstütze sein Anliegen mit ihrem Charme.

Von weiter hinten näherten sich die restlichen Pulethaner der Gallsteiner Baron und der aufstrebende Turnierreiter Praioslob von Eychgras um ihre Hilfe anzubieten, während der Ritter von Schartenstein seinem Herrn half wieder auf die Beine zu kommen. Simold von Pfiffenstock sah zu Nimmgalf und Melina. „Dän Rest tragen wir auf der Tjostänbahn aus und…“ Weiter kam er nicht, denn ein Stuhl zerbarst als ihn Cyberian dem Wandlether Ritter über den Schädel zog, und dieser blutüberströmt danieder sank. Der Alkohol hatte Cyberian seine Erziehung und das Protokoll vergessen lassen.

Nun gab es kein Halten mehr, die Demütigungen der letzten Monde und der Alkohol taten ihr übriges. Stuhlbeine, Tische und Fäuste flogen. Man hörte die verzweifelten Rufe des Wirtes der die Streithähne zu besänftigen versuchte und die zurückhaltende Melina, deren Stimme im Gewirr jedoch unter ging.

Am nächsten morgen, ein keiner konnte sich erinnern wie er es in sein Schlafgemach schaffte, trafen die angeschlagenen Pfortenritter und Pulethaner erneut im Schankraum aufeinander. Voll Schamesröte blickten alle auf das Chaos welches sie in der Nacht angerichtet hatten. Sie entschuldigten sich allesamt beim Wirt indem sie diesem, jeder Beteiligte für sich, ein Säckel mit etwas Gold hinterließen.

Die Herberge zum Wildschwein würde wohl in naher Zukunft heller erstrahlen und exquisiter eingerichtet sein als vorher und diese Zerstörung vergessen lassen, doch der Scham der Ritter ob ihres ungebührlichen Verhaltens würde sie noch lange begleiten.


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Texte der Hauptreihe:
15. Pra 1034 BF
Keilerei im Wildschwein


Kapitel 1