Geschichten:Greifendämmerung - Horulf reist ab: Unterschied zwischen den Versionen
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|Zusammenfassung=Horulf von Luring bricht von Luring auf und setzt seinem neffen die politischen Hintergründe auseinander | |||
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Version vom 28. September 2014, 14:47 Uhr
In Burg Luringen, Anfang Ingerimm 1035 BF
»Du reitest, Onkel?« Drego von Luring passte seinen Onkel Horulf am Burgtor ab.
»Ich sitze auf einem Pferd, Drego. Ich sitze nicht verkehrt herum und ich halte Zügel in der Hand. Das nennt man reiten. Ja.« Horulf wirkte angespannt, abreisebereit, unwirsch.
»Das meine ich nicht«, grinste Drego lausbübisch. »Ich bin auch schon geritten, Onkelchen, und nicht nur Pferde! Egal. Ich meine: Warum reisest du jetzt schon ab? Bis Grambusch sind es nur ein, zwei Tage; wir haben also noch genug Zeit.« Drego spielte beim Reden mit der Mähne von Horulfs Pferd, so nah war er herangetreten. Der Reiter blickte auf Regenten der Grafschaft von oben herab - ein unhaltbarer Zustand. Horulf zuckte mit den Schulter und stieg dann ab. Nun sah zwar Drego auf ihn herunter, aber nur die paar Finger, die sie an Körpergröße trennten.
»Drego, Ederlinde hat mir deutlich zu verstehen gegeben, dass ich hier Landrichter bin und Seneschall, du aber der Regent der Grafschaft. Also eigentlich klang es wie: Sie sei die Regentin der Grafschaft.«
»Das hat sie doch nicht so gemeint, Onkel«, legte Drego beschwichtigend seine Hand auf Horulfs Arm. Wie immer stand er dem Älteren zu nah, war nicht auf Abstand bedacht. »Ederlinde fand nur, dass du sie nicht vor aller Ohren zurechtweisen solltest. Und da hat sie doch recht?«
»Nein, Drego. Sie hatte nicht recht. Der gräfliche Erlass über die Getreidebevorratung des Grafen Griffo ist eindeutig. Daran gibt es nichts zu deuteln.« Horulf sprach fast gleichgültig und bewegte dabei nur den Unterkiefer.
»Das meinte ich nicht. Klar hast du da recht mit der Rechtssache da. Ich meine die öffentliche Zurechtweisung.« Wieder tätschelte Drego den Arm seines Onkels.
»Wieso öffentlich? Es war doch nur Familie da; und deine Meute. Niemand, vor dem man sich zieren müsste.« Horulf trat einen Schritt beiseite, um den Abstand zwischen sich und seinem Neffen zu vergrößern.
»Und jetzt bist du eingeschnappt, weil Ederlinde dich zurechtgewiesen hat?« Drego machte den Schritt mit und blieb Horulf nahe.
»Nein, Drego. Darum geht es nicht. Es macht mir zwar keine Freude, von deiner Schwester angeblafft zu werden, aber deshalb reise ich nicht ab. Es geht um das Große Kabinett. Immerhin gibt es da einiges zu entscheiden.« Horulf beugte sich ein wenig zurück, um Distanz zu schaffen.
»Aber ist da etwas für Reichsforst dabei? Ich habe den Eindruck, dass uns das meiste doch egal sein kann.« Drego lächelte gewinnend. »Ich habe vor, mir das Turnier anzusehen, die Sänger und die Hofdamen. Vor allem die!«
»Ja, Drego. Die Kriegssteuer ist wichtig und die Empfehlung, wen der Adel zum Marschall bestimmen will. Dein Vater ist leider schon auf Wallfahrt. Er wäre die erste Wahl, wie ich meine. Nimmgalf ist zu pflichtbewusst, als dass er die Grafschaft allein lassen würde. Er fällt also ebenfalls raus. Es gibt also keinen Reichsforster, der dermaleinst die Reichsforster gegen Haffax führen wird. Das ist schon wichtig!« Horulf griff nun die Zügel vorn bei der Trense und drehte den Kopf seines Rosses so, dass es Drego auf Abstand hielt.
»Verstehe«, gab Drego nachdenklich zu und kratzte sich am Kopf. »Und diese Kriegssteuer. Die ist doch ganz schön happig, oder?«
»Das ist sie, Drego. Und genau deshalb muss ich los. Ich habe mit der Schatzkanzlei in Elenvina korrespondiert sowie mit dem Zedernkabinett. Da gibt es noch einiges an Absprachen auszuloten. Jetzt muss ich aber los, man wartet vor dem Tor schon auf mich!« Horulf machte Anstalten aufzusitzen.
»Wer wartet denn? Warte, Onkel, ich bring dich zum Tor. Ich bin neugierig.« Drego ließ seinen Onkel aufsteigen führte aber dessen Pferde bis an das Burgtor wie ein Knappe es getan hätte. Dort, vor dem Tor wartete eine Reitergruppe, gesattelt und gespornt. Bei ihnen war Selinde Rondira von Cronenfurt, der Grafschaft Heroldin, die in Grambusch ihres Amtes für das Turnier würde walten müssen, sowie Barnemund von Plitzenberg, der alte Verseschmied, der ebenfalls frühzeitig in Grambusch sein wollte. Die restlichen Reiter waren nicht aus Reichsforst, sondern aus dem Schlund. Sie trugen die Farben der Familie Ruchin.
»Horulf! Da seid Ihr ja! Rondra zum Gruße«, rief der Anführer der Reiter mit befehlsgewohnter Stimme. Sein ergrauendes Haupt strahlte das Charisma des Anführers aus, jedoch fehlten ihm beide Arme. Sein Ross steuerte er offensichtlich nur mit dem Druck der Beine. Dem Reichsforster Seneschall, dessen Pferd von dem glatzköpfigen Mann herausgeführt wurde, rief er entgegen: »Habt Ihr Euch endlich von Eurem schrecklichen Neffen lösen können?«
»Rondra zum Gruße, Dom Lanzeslaus. Darf ich vorstellen: Dies ist mein schrecklicher Neffe Drego von Luring, Regent der Grafschaft Reichsforst. Drego: das ist Lanzeslaus von Ruchin, ehedem Obrist des königlichen Heeres und gerade auf dem Rückweg von Verhandlungen mit der kaiserlichen Finanzverwaltung. Mit ihm habe ich wichtige Dinge zu erledigen.«
Lanzeslaus erschrak, weil er den Regenten für einen Knecht gehalten hatte. Drego aber lachte herzlich über die Situation: »Tja, Herr Lanzeslaus, dumm gelaufen. Sei’s drum: So schrecklich bin ich nicht!« Sprach’s und wollte Lanzeslaus kameradschaftlich die Hand geben, zögerte kurz, lachte erneut und tätschelte stattdessen das Pferd des armlosen Ritters. »Dann nehmt meinen schrecklichen Onkel mal mit, Herr Lanzeslaus, und seht, dass Ihr die Steuern drücken könnt!«
»Wir werden sehen, was sich tun lässt«, gaben Horulf und Lanzeslaus fast gleichzeitig zurück.
Garetien-, Greifenfurt- und Perricum-Con 2012
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Loblied auf Urion von Reiffenberg | ▻ |