Geschichten:Perricumer Ratsgeschichten - Volkes Wille: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 30. August 2014, 14:23 Uhr

Reichsstadt Perricum, vor der Alkazaba Zolipantessa, 4. Travia 1037 BF:

Astaran kämpfte sich, in einen weiten Umhang gehüllt um so seine hohe Herkunft zu verbergen, durch die tobende Menschenmasse vor dem Ratsgebäude der Reichsstadt, der Alcazaba Zolipantessa. Der Pöbel war außer sich. Die Wut der anwesenden Bettler, Bauern, Tagelöhner und Fischer richtete sich gegen den Rat der Stadt. Wie konnte es soweit kommen?

Es begann schon nach der letzten Ratssitzung Ende Efferd unter der einfachen Bevölkerung zu rumoren. Allgemeine Unzufriedenheit in den unteren Schichten der Stadt machte sich breit. Überall wurde über die selbstgerechten und offenbar von den Zwölfgöttern verlassenen Ratsherren lamentiert. Hinzu kam, dass Ratsherrin Pernilla von Zolipantessa, eine wegen der von ihr organisierten Armenspeisungen im Pöbel hochgeschätzte Frau, vom Rat für mehrere Wochen nach Gareth ins Exil geschickt wurde. Sicher, sie sollte dort den Rat bei den Feierlichkeiten zur Kaiservermählung vertreten, doch der Pöbel verstand diesen Akt als Affront, sahen sie sich doch ihrer einzigen Fürsprecherin im Rat beraubt. Astaran belustigte dieser Gedanke, wusste er doch, dass es Pernillas Wunsch gewesen war, nach Gareth reisen zu dürfen. Auch könnte er in den darauffolgenden Tagen Sprachführer beim Pöbel ausmachen, die bewusst gegen den Stadtrat und seiner Entscheidung gehetzt und Ratsherrin Pernilla als Patronin der Armen gepriesen hatten. Für ihn war sicher, da hatten die Zolipantessas ihre Hände mit im Spiel, das war eindeutig die Handschrift Sarinas...

So rottete sich der aufgebrachte Pöbel in der ganzen Stadt zusammen und drängte am Tage der Ratssitzung gen Ratsgebäude. Die Tumulte waren so groß, dass so manch ein Ratsherr es nicht schaffte rechtzeitig zur Abstimmung ins Alcazaba Zolipantessa zu gelangen, oder aber schlichtweg aus Angst vor dem Pöbel der Ratssitzung fern blieb – darunter niemand geringeres als der Reichsvogt Wallgrin höchstpersönlich. So stand die Masse also auf dem großen Platz und harrte den Entscheidungen des Rates, auch Astaran war gespannt.

Der Edle merkte erst gar nicht, dass ein junger Bursche ihm am Ärmel zog. „Herr, Ihr musst sofort verschwinden.“

„Psst, bist du den von allen Göttern verlassen, nicht so laut“, herrschte Astaran den Jungen an, den er wusste, würde man ihn enttarnen, stünde es schlecht um ihn. „Was ist denn?“

„Meine Herrin schickt mich, Ihr müsst sofort verschwinden, gleich werden Ausrufer die Entscheidungen des Rates verkünden... und... Ihr sollte dann nicht hier sein.“ flüsterte der Junge.

„Was hat der Rat denn entschieden?“, wollte Astaran neugierig wissen.

„Fast nichts, das ist es ja gerade, kaum ein Vorschlag hat eine Mehrheit bekommen... und der der angenommen wurde, hat es in sich...“

„Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen, Junge!“ So langsam wurde Astaran ungedultig.

„Der Stadtrat hat die Landnot ausgerufen.“

Astaran stockte der Atem. „Mein Junge... ich habe mich noch nie so sehr gefreut dich zu sehen wie heute... auf geht’s, wir müssen verschwinden, wenn der Pöbel DAS erfährt brennt hier das Pflaster.“

Astaran und der Junge drängten sich an den Rand des großen Platzes, gerade noch rechtzeitig, denn von einer Seitenstraße aus konnten sie erahnen wie der Pöbel lautstark zum Sturm auf das Ratsgebäude drängte.

Es sollte einige Zeit dauern, bis es den Sölderoberisten Corthin Rutaris mit seinen Söldnern gelang die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen. Eins war Astaran klar, dies war ein schwarzer Tag für die Stadtrat, wobei – ausgerechnet die auf der Kaiserhochzeit tanzende Pernilla wie auch der Söldnerobrist dürften am heutigen Tage einiges an Einfluss gewonnen zu haben...