Geschichten:Kabale und Hiebe - Furans Traum: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 17. September 2014, 06:01 Uhr

In seinem Traum erlebte er den Abend noch einmal:

Wie er mit seinem Widersacher Mahmet Bassalad’ur, dem früheren Freund seines Vaters, vor der neuen Vögtin stand und um seine – seines Grossvaters – Bäume argumentierte. Wie dieser zugereisten Raulschen seine Argumente und die seines Widersachers egal waren, weil sie schon beschlossen hatte, die beiden um die Bäume kämpfen zu lassen. Was war das schon für ein Kampf gewesen! Mahmet Bassalad’ur hatte wirkliche Erfahrung im Kämpfen, und war Fu’ran, dem Jüngling, an Gewicht weit überlegen.

Wie er heimgekommen war und lange ganz hinten im Stall gesessen hatte, bis er es schliesslich wagte, seinem Grossvater vor die Augen zu treten. Wie sein Grossvater traurig den Kopf hängen liess und flüsterte: „Du hast getan, was ein Mann tun musste. Ich bin stolz auf dich, mein Enkel.“ Doch dann änderte sich der Traum. Wie er noch verlegen vor seinem Grossvater stand, hob dieser den Kopf und sah seinen Enkel mit flammenden Augen an. „Doch wir wollen das nicht auf uns sitzenlassen. Mag Mahmet – möge seine Zunge in seinem Munde verfaulen - die Bäume für den Moment haben, und mag die Vögtin denken, sie hätte wohlgetan. Jetzt sind wir am Zuge, Fu’ran! Dieser verräterische Mahmet soll für die Bäume bezahlen und die Vögtin für ihre Ignoranz. Bist du bereit, das deine dafür zu tun?“

Forschend bohrten sich die Augen des alten Mannes in die des Jünglings, der seinen Grossvater begeistert anstrahlte. Schon viel zu lange war der alte Mann nicht mehr so entschlossen und tatkräftig gewesen.

„Ja, das will ich, Grossvater! Was soll ich tun?“

„Lass mich überlegen, mein Junge, lass mich überlegen,“ schmunzelte der Alte. „Lass uns mit der Vögtin beginnen. Sie hat keine Ahnung von den hiesigen Sitten und wird keinen Verdacht schöpfen. Schleich dich in ihr Vertrauen. Biete dich an, Dienste für sie zu verrichten…“ er hob warnend die Hand, als Fu’ran aufbegehren wollte, „HÖR MIR BIS ZUM ENDE ZU!“ ,…biete dich also an, gegen Bezahlung Dienste für sie zu verrichten. Schliesslich musst du eine Familie ernähren, jetzt, wo wir soviele Bäume weniger haben, nicht wahr?“ Er blinzelte verschwörerisch.

Fu’ran wurde unwohl bei diesem gebieterischen Ausbruch seines Grossvaters, er warf sich auf seinem Lager hin und her, doch er erwachte nicht und sein Traum ging weiter. „Bekomme heraus, wie du ihr schaden kannst… und DANN TU ES!“ Fu’ran zuckte zurück.

„Wirst du das schaffen? Oder wirst du wie ein schmollendes Kind zu Hause hocken, weil du dich nicht überwinden kannst, die Nähe deines Feindes zu suchen, um ihm zu schaden? NA?!“

„Ich könnte mich anbieten, ihre Briefe zu schreiben. Oder ihre Bücher zu führen,“ überlegte Fu’ran halblaut, fasziniert vor der Art seines Grossvaters und sich gleichzeitig davor fürchtend.

„Das ist ein guter Plan, mein Junge, setze ihn um!“ Urplötzlich begann sein Grossvater zu tanzen, fremdartige dissonante Musik erklang, der Raum war auf einmal voller Gäste, die alle tanzten und gegen Fu’ran stiessen, und er suchte ihnen auszuweichen und er suchte und fand die Tür nicht mehr. Als er sich schliesslich zu einem Fenster gekämpft hatte, stieg er hinaus, doch auf der anderen Seite war kein Boden und er fiel und fiel und die seltsame Musik folgte ihm.

Er erwachte. Draußen kämpften zwei Kater miteinander und ihr Geschrei hatte vermutlich nicht nur ihn geweckt. Kopfschüttelnd sinnierte er über seinen Traum. Beim Frühstück wirkte sein Grossvater noch abwesender und bedrückter als sonst, gar nicht mehr wie in seinem Traum, und dieser traurige Anblick liess ihn darüber nachdenken, ob er diesen seltsamen Auftrag aus seinem Traum tatsächlich ausführen könnte.



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Ron 1035 BF
Fu'rans Traum
Die Entscheidung


Kapitel 5

Autor: Selina