Heroldartikel:Vom Saljethweg: Unterschied zwischen den Versionen
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|Zusammenfassung=Bericht über den Saljethweg und den Pass in der Finsterklamm | |||
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Aktuelle Version vom 25. Dezember 2022, 11:59 Uhr
Vom Saljethweg
„Und da er hinsah, schien es ihm, als rinne Wasser über die Breite des Weges hinweg zu Tale. Und da er abermals hinsah, innerte ihn die Schwärze des Wassers an Blut und auch die Trägheit, mit der es den Berg hinab floss. Und da er schließlich ein drittes Mal das Auge wandte und gen Finsterkamm blickte und den Pass schaute, welcher der Saljethweg genannet ward, da schrieh er laut auf vor Schrecken und ließ die Kriegsluren blasen, denn der Ork floss wie Bergwasser zu Tale hinein in das Land des Greifen!“
aus der Vita Njoerds, Sohns des Yerlosch, Barons zu Weihenhorst
Der Saljethweg ist eine der bekanntesten Passstraßen durch den Finsterkamm. Der Weg selbst beginnt schon in Greifenfurt und führt von dort aus an Greifenberg und Weihenhorst vorbei der Breite folgend in die Berge. Diesen Weg nahm dereinst Sadrack Whassoi, der schwarze Marshall, mit dem orkischen Hauptheer, als er, von Yrramis kommend, über den Pass durch die Finsterklamm brach und, das befestigte Weihenhorst umgehend, einer Flutwelle gleich gen Greifenberg ins Herz der Mark brandete, wo er sich mit den Tordochai verband. Zahlreiche Dörfchen wurden verheert und man brauchte Jahre, um die schlimmsten Schäden zu beseitigen und den Rodverkehr wieder aufzunehmen.
Erreicht man von Weihenhorst kommend den Pass, so fällt einem zuallererst die gut bemannte Anlage ins Auge, die, auf der anderen Seite einer tiefen Klamm gelegen, finster ins Herz des Gebirges blickt. Eine breite, hölzerne Brücke verbindet den eigentlichen Einstieg in die Finsterklamm mit dem Tor der Befestigungsanlage und spannt sich, einem Tsabogen gleich, über besagte Schlucht. Jeden Abend, wenn die Praiosscheibe vom Angesicht Deres verschwindet, wird die Zugbrücke hochgezogen und auch im Krisenfalle kann auf diese Weise der Einstieg in den Pass verschlossen werden. Orkentrutz, so nennt sich die Burg, auf der märkische Truppen der ‚Orkenwehr’ stationiert sind. Erbaut wurde sie im Zuge der Wacht am Finsterkamm, welche am 30. Tsa 28 Hal durch die Markgräfin erlassen wurde, ein Schutzwall, dass „kein auf Dere wandelnd Wesen, nicht Mann noch Weib, nicht Mensch, Zwerg oder Elf, kein einzig vernunftbegabt oder tierisch Kreature ungesehen die Klamm durchschreiten möge.“
Durch ein doppeltes Tor hindurch gelangt man in die eigentliche Burganlage und betritt den steingepflasterten Innenhof, der von allen Seiten durch eine Galerie umschlossen wird. Die Götter mögen sich derer erbarmen, die in feindlichen Absichten diesen Hof betreten, halten doch fortwährend Bogenschützen hier Wache, bereit, den Eindringling im Innenhof auszumerzen, so er es bis hierhin geschafft hat. Kleine, gut zu schützende Eingänge, die vom oberen Teil der Burg aus leicht zu halten sind, machen die Festung nachgerade uneinnehmbar und schützen den Hauptmann der Kaiserlichen und seine Mannen auf das Trefflichste. Dank gebührt Decius, Sohn des Bernosch, der sein ganzes Können als Baumeister in die Errichtung dieser Festung gab.
Hat man dieser letzten Trutzburg und Zuflucht der zivilisierten Lande erst den Rücken gekehrt und wandert die Hänge des mächtigen Gebirges hinauf, so wird man allenthalben Zeuge der genauen Planung, die mit der Rückeroberung des Passes einherging. Der steinerne Pfad, der sich in Windungen die Flanken der mächtigen Gipfel hinauf windet, ist gerade breit genug, einen zweirädrigen Karren passieren zu lassen. Immer wieder weicht der Fels plötzlich zurück und lässt den Blick ungehindert in das liebliche Land fallen. An manchen Tagen, wenn die Sicht klar ist, kann man von hier aus gar Greifenfurt sehen, wie eine Perle im grünen Land.
An schmalen Stellen und Felsgraten wurden Holzpfeiler und Geländer zur Sicherung in die Erde gerammt und mitunter weicht der steinerne Weg auch einer Holzkonstruktion, wie sie bei der Kniebaisbrücke existiert. Zahllose Steinhaufen hat man an Straßenkehren und Schluchten aufgerichtet, um einer angreifenden Streitmacht zu trotzen und immer wieder führt der Weg über Holzbrücken, die im Falle einer Erstürmung des Passes schnell und problemlos eingerissen werden können und so ein weiteres Vordringen der Angreifer vereiteln sollen.
Hat man den beschwerlichen Aufstieg begonnen, so dauert es noch fünf ganze Stunden, bis man auf den Hängen über sich das winzige Dörfchen Mittelbergen ausmachen kann. Jenseits der Baumgrenze, direkt am Hang eines großen Berges, des Gittalstor und damit knapp unterhalb des eigentlichen Passes gelegen, beherbergt es heute nur noch wenige Familien, die ausschließlich von der Weidewirtschaft und dem Rodverkehr leben. Hier ist die zweite der insgesamt sechs Portenstationen zwischen Weihenhorst und Krickloch, eine Tagesreise vor Yrramis.
Überall auf den Hängen der Berge läuten die hellen Glöckchen der Ziegenherden und dem müßigen Besucher scheint die Zeit stehengeblieben und alle Bedrohung fern.
Nur selten trifft man auf dem beschwerlichen Wege jemand anderen als eine Geiß oder einen Steinbock, auch wenn der Rodverkehr gerne genutzt wird, Waren von Greifenfurt ins Svelttal zu transportieren. Allenthalben vielleicht einen Hirten, der auf den steilen Weiden nach dem Vieh sieht und nach den weithin sichtbaren Signalfeuern der Wacht am Finsterkamm Ausschau hält, die einen eventuellen Angriff künden sollen, schneller als dies der schnellste Bote vollbrächte.
Nun werdet ihr mich fragen, was denn geschieht, wenn sich die Frühjahrsnebel wie Betttücher über das Land breiten oder die Iffirnssterne die Luft in undurchdringliches Stöbern verwandeln. So hast Du wohl noch nie eines der Aveshörner vernommen, jener Kriegsluren, deren Ton über Tagesmärsche hinaus hörbar ist. Auch vergaß ich wohl, die große Glocke zu erwähnen, die der Herr von Greifenhorst in der Festung aufhängen ließ. Er soll gar geschworen haben, dass, sollte dereinst der Ork wieder über den Finsterkamm kommen, er dort die Glocke schlagen will, bis seine Seele Deres Weiten verlassen habe. Doch mittlerweile sitzt der Baron wieder auf seiner Stammburg und der Gong wird wohl von den Kaiserlichen geschlagen.
Doch wenden wir uns raschen Schrittes dem Berg zu, der nun fast in greifbarer Nähe vor uns aufragt, dem Brachtor. Hier steht kein Halm mehr im Saft und nur Mooskissen und Flechten färben die felsigen Flanken der Berge in sanfte Grüntöne. Allüberall rauschen winzige Bächlein und stürzen sich, als wollten sie es mit den großen Gebirgsbächen aufnehmen, über jähe Grate und steile Felswände zu Tale. Und doch dauert es noch weitere zwei Tage, bis wir endlich, auf gut befestigter Strasse, die Passkrone erreicht haben. Verlassene Hirtenhütten und eine Portenstation auf halber Höhe liegen hinter uns und die Landschaft breitet sich unter uns aus wie ein aufgeschlagenes Buch. Nur die Schreie des Adlers dringen durch die zerfetzten Wolken, während Praios Auge die Haut verbrennt.
So nah unter dem Auge der Götter weht der eisige Hauch Firuns das ganze Jahr. Selbst die beharrlichen Moose sind verschwunden und so weit das Auge blickt hat es nur noch Stein. Iffirnssternchen begleiten den Wanderer und färben die Gipfel im Umkreis weiß. Ragt der Gipfel des Brachtor selbst auch noch Hunderte von Schritt neben uns in die Höhe, hier haben die Götter einen schmalen Stieg bereitet, über den man bequemen Fußes die schier unüberwindlichen Berge queren und zur anderen Seite des Gebirges kommen kann. Ein letzter Blick noch auf die Lande und die Feste, die groß wie der Kopf einer Stecknadel im faltigen Tuch der Landschaft kaum zu erkennen ist, dann wagen wir den Schritt, an senkrecht aufragenden Felsnadeln vorbei.
Der Weg führt nun beständig abwärts. Zwar gilt es immer noch Felsgrate zu überwinden und sich kleinere Stücke über poröses Gestein aufwärts zu kämpfen, stets aber führt der neuerliche Abstieg tiefer als zuvor. Bald schon kann man an den Felsen wieder Moose erkennen, kleine, lieblich säuselnde Rinnsale begleiten den Wanderer, vereinen sich zu gurgelnden Bächen, um kurze Zeit später in rauschenden Wasserfällen zu Tale zu stürzen. Rechterhand kann man mit etwas Glück einen Gletscher in der Sonne glitzern sehen, dann hat man endgültig die Bergebene hinter sich gelassen und kann hinunter blicken auf das Herz des Svelttales. Schachbrettartig angeordnete Felder, dunkelgrüne Waldstücke, schimmernde Flüsse, die Adern gleich das Land durchziehen, wahrlich, Sumu präsentiert sich mit all ihrer Pracht. Hier oben heißt es nun ruhen, denn selbst der geübteste Reisende benötigt mehr denn fünf Tage, den Saljethweg zu bereisen. Eine große Wegstation der Praioskirche liegt, verlassen nun, direkt an der Strasse, die selten einen Reisenden sieht, Arras de Mott. Doch kümmert sich ein Eremit um das Anwesen und hält es instand. Auch kann man dort zu jeder Zeit trockenes Holz und Stroh, sowie eine begrenzte Anzahl haltbarer Lebensmittel finden, denn hier in der rauen Bergwelt kann man noch im Ingerimm eingeschneit werden. Zwei Dörfer noch passiert der Wandersmann, dann endlich erreicht er die rückwärtige Passpforte.
Hier herrscht der Sveltsche Städtebund und mit ihm der Schwarzpelz. Und so streift unser Blick ein letztes Mal die stolz aufragenden, schneebekrönten Gipfel, den schmalen Einschnitt im Berg suchend, auf dem das wachsame Auge des Mittelreiches ruht und den zu verteidigen Greifenfurt geschworen hat.
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