Geschichten:...am besten kalt serviert: Unterschied zwischen den Versionen

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Mit zunehmendem Ärger hatte [[Hauptdarsteller ist::Perricum:Ugdalf von Löwenhaupt-Hauberach|Ugdalf von Löwenhaupt-Hauberach]] den Brief seiner [[Nebendarsteller ist::Perricum:Elissa von Aelderklamm|Halbschwester]] gelesen. Von Versöhnung hatte sie geschrieben, dass sie seinen Schmerz und seine Enttäuschung verstehen könne, dass sie ihm als Zeichen ihres guten Willens [[Perricum:Gut Rotbach|Gut Rotbach]] übertragen wolle. Glaubte sie allen Ernstes, ihn genauso leicht um den Finger wickeln zu können, wie es ihr bei ihrer beider Vater gelungen war?
Selbst jetzt, einige Tage später, war sein Zorn nicht geringer geworden, als er den Brief seinem Gast vorlas.<br>
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Verärgert fegte er den Brief vom Tisch seines Arbeitszimmers im Hafen der [[Handlungsort ist::Perricum:Reichsstadt Perricum|Reichsstadt]]. Hier hatte noch vor einigen Monden sein [[Perricum:Wallbrord von Löwenhaupt-Berg|Vater]] gesessen, doch kam es dem neuernannten Oberst mittlerweile vor, als wäre all dies schon Äonen her.<br>
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"Dieses Miststück kommt sich wohl sehr schlau vor. Oder ist sie wirklich so dumm und glaubt tatsächlich den Unsinn, den sie geschrieben hat?<br>
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"Du solltest Dich etwas mehr beherrschen, Ugdalf. So machst Du es Dir nur unnötig schwer und spielst ihr geradezu in die Hände. Was Du jetzt vor allem Anderen brauchst, sind ein kühler Kopf und einen Plan."<br>
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"Das sagt sich so leicht, Mutter. Von der eigenen Halbschwester um sein Erbe gebracht in dem sie unseren Vater manipulierte und für sich einnahm. Wo hat es sowas schon mal gegeben?"<br>
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"In meiner Heimatstadt Al´Anfa gehört sowas zum guten Ton," entgegnete [[Hauptdarsteller ist::Perricum:Fredegard von Hauberach|Fredegard von Hauberach]] trocken.<br>
"Aber darum geht es nicht. Du solltest den Blick lieber nach vorne richten. Nachdem, was Du mir über Dein Gespräch mit dem [[Nebendarsteller ist::Perricum:Rondrigan Paligan|Paligan]] erzählt hast, ist [[Perricum:Baronie Vellberg|Vellberg]] nun zumindest offiziell für Dich verloren. Und das Paliganbürschchen hat es sogar ganz geschickt angestellt, indem es Dich zum Oberst ernannte - ein Rang, den er Dir jederzeit wieder wegnehmen kann, wenn ihm der Sinn danach steht - und Dir ein Stück Metall mit einem Greifen darauf überreichte. Wissen die Götter, warum hier alle Welt so versessen auf diese Orden ist. Wahre Macht braucht derlei Tand nicht. Dir muss klar sein, dass der Paligan dich im Auge behalten wird. Solltest Du Deinen Hass gegen Deines Vaters Bankert nicht zügeln können, bist Du Dein neues Amt rasch wieder los. Nein, wir müssen hier subtiler vorgehen."<br>
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"Was genau meinst Du? Soll ich das Alles etwa auf sich beruhen lassen?"<br>
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"Unsinn. Mach fürs Erste einfach gute Miene zum bösen Spiel, wie man hierzulande so schön sagt. Spiele Deiner Umgebung vor, dass Du zwar weiterhin mit Deiner Bastardhalbschwester zerstritten bist, aber ansonsten keinen weiteren Groll hegst oder gar planst, gegen sie vorzugehen. Und nimm´ das Dir angebotene Gut an."<br>
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"Ich soll was?" Wütend sprang Ugdalf von seinem Stuhl auf. "Das kann-"<br>
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"Setz´ Dich wieder hin und reiß´ Dich zusammen, Sohn! Ich versuche Dir zu helfen, aber das kann ich nur, wenn Du Dich benimmst, wie es jemandem Deines Alters und Deiner Stellung entspricht! Und jetzt höre mir weiter zu!"<br>
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"Verzeih´, Mutter." erwiderte der Oberst mit leiser Stimme, während er wieder Platz nahm.<br>
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"Gut so. Falschen Stolz, mein Junge, kannst Du Dir gerade überhaupt nicht leisten. Und wenn es Deiner Sache dienlich ist, dann hast Du ihn herunterzuschlucken und notfalls noch einen Nachschlag zu verlangen. Oder glaubst Du etwa, mir wäre es leicht gefallen, diese Göre vorgestern in die Verwaltung der Baronie einzuweisen anstatt sie gleich im Hafenbecken wie ein räudiges Katzenjunges ersäufen zu lassen? Aber zurück zu meinem eigentlichen Punkt. Du nimmst das Gut an, weil Dir dieser Bastard mit dem Angebot unfreiwillig einen Gefallen getan hat. So kannst Du Dich jederzeit, ohne Verdacht zu erregen, in Vellberg aufhalten und hast zudem noch eine weitere Einnahmequelle. Alles, was Du dafür tun musst, ist, Deiner Schwester ein paar knappe Zeilen des Dankes zu schreiben. Du musst noch nicht einmal versuchen, den Eindruck zu erwecken, als wäre nun Alles vergeben und vergessen - das glaubte Dir vermutlich ohnehin niemand - aber Du solltest zumindest andeuten, dass dieses Gut ein erstes Zeichen für eine Aussöhnung zwischen euch sein könnte."<br>
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"Ich verstehe. Aber wie wollen wir danach weiter vorgehen?"<br>
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"Erst mal gar nicht. Übe Dich in Geduld, lass´ zwei oder drei Jahre ins Land gehen, pflege Deine Antipathie gegen diesen Bankert und verhalte Dich ansonsten unauffällig. Jetzt zu handeln, wäre gleichermaßen übereilt wie gefährlich. Wir dürfen keine Fehler machen. Wenn diesem Mädchen jetzt etwas zustieße, auf wen, meinst Du, würde der Paligan als erstes mit dem Finger zeigen? Und solange dieses Gör´ keine eigenen Kinder hat, besteht auch kein Grund zur Eile, denn Du wurdest, wenn Du Deines Vaters Testament richtig zusammengefasst hast, zwar zugunsten des Bastards in der Erbfolge übergangen, nicht aber gänzlich von dieser ausgeschlossen."<br>
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Ugdalf nickte verstehend. "Deine Ausführungen sind wie immer klar und plausibel, Mutter. Ich werde, so schwer es mir derzeit auch fallen mag, Deinen Ratschlägen folgen. Und was wirst Du in der Zwischenzeit tun?"<br>
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"Ich werde Rotbach für Dich verwalten, Deine Augen und Ohren dort sein und Dich über alles, was in Vellberg geschieht, auf dem Laufenden halten. Du wirst mich alle paar Monate - nicht zu oft, um keinen Verdacht zu erregen - besuchen und wir werden uns über allerlei Dinge austauschen. Es gibt noch so Einiges, was ich Dich lehren will. Du wirst sehen, in ein paar Jahren wird die Baronie wieder von ihrem rechtmäßigen Herrn regiert werden."<br>
Fredegards letzter Satz wurde von einem leicht schmerzverzerrten Gesicht begleitet.<br>
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"Ist Dir nicht gut, Mutter?"<br>
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"Ach, es ist nur mein Fuß. Du weißt doch: Seit mich damals dieser verfluchte Köter gebissen hat und sich meinen großen Zeh schmecken ließ, bin ich etwas wetterempfindlich. Aber genug geplaudert. Du setzt jetzt den vorhin besprochenen Brief an das Bastardmädchen auf und ich werde mich übermorgen mit einer Vollmacht von Dir nach Rotbach aufmachen, um dort unsere Pläne voranzutreiben."
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Aktuelle Version vom 3. März 2017, 18:42 Uhr

Mit zunehmendem Ärger hatte Ugdalf von Löwenhaupt-Hauberach den Brief seiner Halbschwester gelesen. Von Versöhnung hatte sie geschrieben, dass sie seinen Schmerz und seine Enttäuschung verstehen könne, dass sie ihm als Zeichen ihres guten Willens Gut Rotbach übertragen wolle. Glaubte sie allen Ernstes, ihn genauso leicht um den Finger wickeln zu können, wie es ihr bei ihrer beider Vater gelungen war? Selbst jetzt, einige Tage später, war sein Zorn nicht geringer geworden, als er den Brief seinem Gast vorlas.

Verärgert fegte er den Brief vom Tisch seines Arbeitszimmers im Hafen der Reichsstadt. Hier hatte noch vor einigen Monden sein Vater gesessen, doch kam es dem neuernannten Oberst mittlerweile vor, als wäre all dies schon Äonen her.

"Dieses Miststück kommt sich wohl sehr schlau vor. Oder ist sie wirklich so dumm und glaubt tatsächlich den Unsinn, den sie geschrieben hat?

"Du solltest Dich etwas mehr beherrschen, Ugdalf. So machst Du es Dir nur unnötig schwer und spielst ihr geradezu in die Hände. Was Du jetzt vor allem Anderen brauchst, sind ein kühler Kopf und einen Plan."

"Das sagt sich so leicht, Mutter. Von der eigenen Halbschwester um sein Erbe gebracht in dem sie unseren Vater manipulierte und für sich einnahm. Wo hat es sowas schon mal gegeben?"

"In meiner Heimatstadt Al´Anfa gehört sowas zum guten Ton," entgegnete Fredegard von Hauberach trocken.
"Aber darum geht es nicht. Du solltest den Blick lieber nach vorne richten. Nachdem, was Du mir über Dein Gespräch mit dem Paligan erzählt hast, ist Vellberg nun zumindest offiziell für Dich verloren. Und das Paliganbürschchen hat es sogar ganz geschickt angestellt, indem es Dich zum Oberst ernannte - ein Rang, den er Dir jederzeit wieder wegnehmen kann, wenn ihm der Sinn danach steht - und Dir ein Stück Metall mit einem Greifen darauf überreichte. Wissen die Götter, warum hier alle Welt so versessen auf diese Orden ist. Wahre Macht braucht derlei Tand nicht. Dir muss klar sein, dass der Paligan dich im Auge behalten wird. Solltest Du Deinen Hass gegen Deines Vaters Bankert nicht zügeln können, bist Du Dein neues Amt rasch wieder los. Nein, wir müssen hier subtiler vorgehen."

"Was genau meinst Du? Soll ich das Alles etwa auf sich beruhen lassen?"

"Unsinn. Mach fürs Erste einfach gute Miene zum bösen Spiel, wie man hierzulande so schön sagt. Spiele Deiner Umgebung vor, dass Du zwar weiterhin mit Deiner Bastardhalbschwester zerstritten bist, aber ansonsten keinen weiteren Groll hegst oder gar planst, gegen sie vorzugehen. Und nimm´ das Dir angebotene Gut an."

"Ich soll was?" Wütend sprang Ugdalf von seinem Stuhl auf. "Das kann-"

"Setz´ Dich wieder hin und reiß´ Dich zusammen, Sohn! Ich versuche Dir zu helfen, aber das kann ich nur, wenn Du Dich benimmst, wie es jemandem Deines Alters und Deiner Stellung entspricht! Und jetzt höre mir weiter zu!"

"Verzeih´, Mutter." erwiderte der Oberst mit leiser Stimme, während er wieder Platz nahm.

"Gut so. Falschen Stolz, mein Junge, kannst Du Dir gerade überhaupt nicht leisten. Und wenn es Deiner Sache dienlich ist, dann hast Du ihn herunterzuschlucken und notfalls noch einen Nachschlag zu verlangen. Oder glaubst Du etwa, mir wäre es leicht gefallen, diese Göre vorgestern in die Verwaltung der Baronie einzuweisen anstatt sie gleich im Hafenbecken wie ein räudiges Katzenjunges ersäufen zu lassen? Aber zurück zu meinem eigentlichen Punkt. Du nimmst das Gut an, weil Dir dieser Bastard mit dem Angebot unfreiwillig einen Gefallen getan hat. So kannst Du Dich jederzeit, ohne Verdacht zu erregen, in Vellberg aufhalten und hast zudem noch eine weitere Einnahmequelle. Alles, was Du dafür tun musst, ist, Deiner Schwester ein paar knappe Zeilen des Dankes zu schreiben. Du musst noch nicht einmal versuchen, den Eindruck zu erwecken, als wäre nun Alles vergeben und vergessen - das glaubte Dir vermutlich ohnehin niemand - aber Du solltest zumindest andeuten, dass dieses Gut ein erstes Zeichen für eine Aussöhnung zwischen euch sein könnte."

"Ich verstehe. Aber wie wollen wir danach weiter vorgehen?"

"Erst mal gar nicht. Übe Dich in Geduld, lass´ zwei oder drei Jahre ins Land gehen, pflege Deine Antipathie gegen diesen Bankert und verhalte Dich ansonsten unauffällig. Jetzt zu handeln, wäre gleichermaßen übereilt wie gefährlich. Wir dürfen keine Fehler machen. Wenn diesem Mädchen jetzt etwas zustieße, auf wen, meinst Du, würde der Paligan als erstes mit dem Finger zeigen? Und solange dieses Gör´ keine eigenen Kinder hat, besteht auch kein Grund zur Eile, denn Du wurdest, wenn Du Deines Vaters Testament richtig zusammengefasst hast, zwar zugunsten des Bastards in der Erbfolge übergangen, nicht aber gänzlich von dieser ausgeschlossen."

Ugdalf nickte verstehend. "Deine Ausführungen sind wie immer klar und plausibel, Mutter. Ich werde, so schwer es mir derzeit auch fallen mag, Deinen Ratschlägen folgen. Und was wirst Du in der Zwischenzeit tun?"

"Ich werde Rotbach für Dich verwalten, Deine Augen und Ohren dort sein und Dich über alles, was in Vellberg geschieht, auf dem Laufenden halten. Du wirst mich alle paar Monate - nicht zu oft, um keinen Verdacht zu erregen - besuchen und wir werden uns über allerlei Dinge austauschen. Es gibt noch so Einiges, was ich Dich lehren will. Du wirst sehen, in ein paar Jahren wird die Baronie wieder von ihrem rechtmäßigen Herrn regiert werden."
Fredegards letzter Satz wurde von einem leicht schmerzverzerrten Gesicht begleitet.

"Ist Dir nicht gut, Mutter?"

"Ach, es ist nur mein Fuß. Du weißt doch: Seit mich damals dieser verfluchte Köter gebissen hat und sich meinen großen Zeh schmecken ließ, bin ich etwas wetterempfindlich. Aber genug geplaudert. Du setzt jetzt den vorhin besprochenen Brief an das Bastardmädchen auf und ich werde mich übermorgen mit einer Vollmacht von Dir nach Rotbach aufmachen, um dort unsere Pläne voranzutreiben."