Geschichten:Angespült - Was ist hier eigentlich los?: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 5. Juni 2019, 19:09 Uhr

Ufer des Darpat nahe Gaulsfurt, 06. Rondra 1042BF, 8:00 Uhr

Can hatte sich bereits zu den beiden Ankömmlingen umgewendet und musterte sie eingehend.
Jetzt wo sie aus dem Boot gestiegen waren, konnte man auch mehr Einzelheiten erkennen.
Der Mann mit dem Lederharnisch, war fast einen Kopf kleiner als der Ritter in Vollplatte - was wohl eher an der hühnenhaften Gestalt des Ritters lag, als an der Körpergröße des vermeintlichen Waffenknechts. Sein schwarzes Haar war mit grauen Strähnen durchzogen und sein wettergegerbtes Gesicht strahlte Härte und Strenge aus. Das war der Blick und die Haltung eines echten Soldaten, so viel war Can sich sicher.
An der rechten Seite des Kleineren hing ein Streitkolben, an der linken ein Kurzschwert in einer ramponierten, dunkelbraunen Lederscheide. Auf seinem Rücken war ein breiter Rundschild befestigt, mit grün-weißem Anstrich befestigt. Auf seiner Brust prangte das Wappen der Herrschaft Hardenfels in eben diesen Farben.
Rechts neben ihm ging der Wortführer, Ritter Bärfried von Hardenstatt, wie er sich wichtigtuerisch vorgestellt hatte, in polierter stählerner Vollplatte, der ebenfalls einen grün-weißen Waffenrock anhatte auf dem jedoch ein goldener Turm flankiert von zwei grünen Drachen aufgenäht war. An seinem Gürtel hing ein glänzender Schaller und an seiner linken Seite, wie auch bei seinem Begleiter, ein Kurzschwert, allerdings in deutlich besserem Zustand. Auf seinem Rücken hatte er den Anderthalbhänder befestigt, der auf Can einen soliden Eindruck machte, wenngleich er ohne großen Schmuck auskam.
Das weißblonde Haar ging dem Ritter bis zu den Schultern und die schwarze lederne Augenklappe verpasste der sonst so strahlend wirkenden Gestalt etwas Verruchtes, konnte aber nicht über die erhabenen und vornehmen Züge seines Gesichts hinwegtäuschen.

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Als der schwer gerüstete Mann sich mit ellenlangem Titel vorgestellt hatte, kam ein seltsames Lächeln über die Lippen des Junkers.
Dies wandelte sich aber rasch in eine ernstere Miene. So langsam wurde es ihm hier zu geschäftig, das machte ihn ungehalten. Er hatte vor hier einen stillen, privaten Moment zu verleben um Abschied von seinem Sohn zu nehmen und sein Seelenleid zu lindern und nun war hier mehr Verkehr als auf der Reichsstraße.
Can richtete sich zu seiner vollen Größe auf, dies war zwar kein Vergleich zum Ritter, aber was er an Körperhöhe misste, machte seine Breite wieder wett.
Yanda, die nun schon ein paar Sätze mit ihm gewechselt hatte, merkte einen Umschwung in der Stimme Cans, er schien nicht mehr so gut gelaunt zu sein, wie noch zuvor.

“Ich bin Junker Can von Rabänstock, Bäsitzer des Junkertums Schönbarthaim, Vater von Rashid von Rabenstock, ärster Reiter Haselhains und ebänso Vater von Baronin Fatime Rosalinä von Pfiffenstock, Baronin von Hasel’hain. Wenn wir uns schon mit volläm Titel, Lehen und Stamm’baum vorstellen. Und so langsam würde ich gärne einmal erfahren was hier eigentlich los ist. Hinter mir ain Schmugglervärsteck, vor mir Ritter und Knappe, die ainen Mann suchen. Mich würde brennänd interessieren warum es hier geschäftiger zugäht als auf einer Raichsstraße.”
Can wusste nicht ganz was er von der ganzen Situation hier halten sollte, aber aktuell gefiel sie ihm nicht.

Gero musste etwas schmunzeln, als der Junker ihn einen Knappen nannte, schwieg aber. Bärfried hindoch legte kurz die Stirn in Falten und schien etwas verwirrt ob des aufbrausenden Temperaments des Adligen. Also nahm er seine Hand, die er zum Gruß erhoben hatte, herunter.

“Es tut uns leid wenn wir Euer Wohlgeboren Unannehmlichkeiten bereiten! Von einem Schmugglerversteck weiß weder ich noch mein Waffenknecht,” das Wort “Waffenknecht...” betonte er hierbei besonders, “...etwas! Wir suchen einen jungen Mann der hier vorbeigekommen sein muss! Wir sind im Auftrag des Barons von Zackenberg, seine Hochgeboren Zivko von Zackenberg-Bennstedt, unterwegs und sollen den gesuchten Mann, ein Angehöriger der Familie von Zackenberg, wohlbehalten zu ihm bringen!”

Bärfried stoppte und atmete kurz durch. Die ganze Sache uferte langsam aus, hätte er gewusst, dass das Überführen des Baronssohns so schwer werden würde, hätte er ihn mit Seilen auf seinem Pferd festgebunden. Jetzt durfte er sich mit einem ungehaltenen alten Nebachoten, irgendwelchen Schmugglern und der Suche nach einem verzogenen Kind herumschlagen.
Bei Rondra! Das war gewiss keine lohnende Aufgabe für einen Ritter…
Dann erblickte er aber die Frau in den Offizierskleidern und fasste neuen Mut, er wandte sich vom Junker ab, hin zu Yanda. Mit freundlicher aber bestimmten Stimme sprach er sie über einige Meter Entfernung an.

“Ah! Eine Offizierin der Perlenmeerflotte! Sagt, wie heißt ihr? Was macht ihr hier ganz allein mit einem nebachotischen Junker? Könnt ihr vielleicht Licht ins Dunkel bringen?” Bärfried blickte sie abwartend an, während Gero seine Blicke über den Junker, die Offizierin und das Umland schweifen lies.

Dann löste sich auch die kurzhaarige Frau aus ihrer beobachtenden Rolle.

“Ich bin Yanda von Gerben, Wächterin vom Darpat und damit Kommandantin der Sonderflottille Flußwacht. Ich habe einen Hinweis erhalten, dass hier an dieser Stelle ein Schmugglerversteck zu finden sein soll und da meine Mannschaft in Gaulsfurt gerade mit einigen Übergabe- und Inspektionsarbeiten der Zollstation beschäftigt ist, dachte ich mir ich schaue es mir vorerst selbst an. Am Ende hätten wir noch die Admiral Dozman hier auf dem Teller drehen müssen, die Stelle ist so schon eng genug.
Allein das abbringen wäre..”, ein kurzer Blick in die beiden fragenden Gesichter machte ihr klar, dass ihre Gegenüber keine Ahnung hatten wovon sie sprach.
“Nun... zumindest scheint es mir nicht so, dass uns der Herr Efferd hier alle ohne Grund ans Ufer gespült hat.
Ihr sagtet der Baron lässt nach einem Angehörigen suchen? Wenn ich mir das Versteck hier so anschaue, scheint für die Schmuggler in der Gegend der Dukat nicht gerade zu rollen. Da kann ich mir gut vorstellen, dass sie, falls sich die Gelegenheit bieten sollte, auch auf andere Einnahmequellen umsteigen. Wenn ihr versteht was ich meine.

Can lachte in sich hinein und dann nach außen in die Runde.
“Wenn ihr jungän Leute immar so sucht...”, er schaute auf Bärfried, “...oder värliert”.
Er breitete die Arme aus.
“Nun viellaicht können wir diesä Probleme ja zusamman lösen? Dies klingt doch nach ainar interessanten Abwechslung, zum sonstigän alltäglichen Trott. Habt ihr dänn Hinwaise wo sich diese genau aufhaltän könnten? Und warum ist äs aigentlich Aufgabe ainer Offizierin, sich allein auf die Suchä nach diesen Schmugglarn zu machen?”, fragte Can mit offener Verwunderung in der Stimme.

“Lustig, dass ihr das fragt. Das Gleiche kam mir auch in dem Moment in den Kopf als ich das erste Mal im Matsch versunken bin.”, demonstrativ schaute die Kommandantin an ihrer Uniform herab.
“Die ehrliche Antwort ist jedoch, dass ich den Hinweis aus einer nicht sehr... vertrauenserweckenden Quelle bekommen habe und da wollte ich meinen morgendlichen Spaziergang dazu nutzen dieses vermeintliche Seemannsgarn zu entspinnen. Und jetzt stehe ich vor einem leeren Schmugglerversteck...
Zu viel um es zu ignorieren und zu wenig um es als Erfolg zu verbuchen.”, während des letzten Teils begann sich die Frau ratlos die Stirn zu reiben.

Mit einem abwägenden Nicken wandte sich der Nebachot an Bärfried. ”Diesar Mann dän ihr sucht? Warum ist är vor euch geflohän?”
Er lächelte ein wenig breiter.
“Odar ist er nur vor eurar charmanten Art davon gälaufen?”
Er machte eine kurze Pause, bis er merkte, dass sein Gegenüber wohl nicht unbedingt über sich selbst lachen kann.

“Nur ain Gedanke, ist är freiwillig mit den Schmugglarn mitgagangen oder wurde er äntführt?” Auch ich könntä mir gut vorstellän, dass eure baiden Probleme etwas miteinander zu tun habän.” Er machte eine Pause.
“Ihr könnt mich übrigäns beide ainfach Can nennän, ich finde Titel und staife Anreden immer ain wenig… mühsam.”