Benutzer:Orknase/Briefspiel: Unterschied zwischen den Versionen

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Orknase (D | B)
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„Das... das... das... das muss ich mir wirklich nicht bieten lassen. Mir reicht's. Macht euern Scheiß doch allein. Ich... ich... ich lasse mir das nicht mehr länger gefallen“, damit drehte sie sich um und ging davon, „Ach ja, falls es irgendjemand hier noch interessiert: Der kleine Leomar hat eine Amme gefunden. Eine ganz passable Frau. Allerdings hätte Blasius sie beim ersten Aufeinandertreffen fast aufgefressen...“ Ihre Stimme war schon fast verklungen. „Im Übrigen ist der Amme etwas an dem Kind aufgefallen. Etwas markantes. Leomar hat rotes Haar. Feuerrotes Haar.“
 
„Das... das... das... das muss ich mir wirklich nicht bieten lassen. Mir reicht's. Macht euern Scheiß doch allein. Ich... ich... ich lasse mir das nicht mehr länger gefallen“, damit drehte sie sich um und ging davon, „Ach ja, falls es irgendjemand hier noch interessiert: Der kleine Leomar hat eine Amme gefunden. Eine ganz passable Frau. Allerdings hätte Blasius sie beim ersten Aufeinandertreffen fast aufgefressen...“ Ihre Stimme war schon fast verklungen. „Im Übrigen ist der Amme etwas an dem Kind aufgefallen. Etwas markantes. Leomar hat rotes Haar. Feuerrotes Haar.“
 
Nurinai und Ailsa tauschten vielsagende Blicke aus.
 
  
 
= Krähe und Leuin =
 
= Krähe und Leuin =

Version vom 10. Oktober 2019, 11:59 Uhr

Hier entstehen meine Briefspieltexte und werden sorgsam verwahrt, bis ich weiß, wohin sie sollen.
Es ist ausdrücklich erlaubt, Rechtschreibfehler sowie Fehler der Zeichensetzung zu korrigieren, genauso wie verloren gegangene Buchstaben richtig zu ergänzen und überzählige einzusammeln - dies gilt auch für meine anderen Texte.

Drei Krähen und ein Räblein

Totgeboren

Ritterherrschaft Praiosborn, Donnerhof, Mitte Efferd 1042, am Morgen

Totenruhe

Ritterherrschaft Praiosborn, Ruine Praiosborn, Mitte Efferd 1042

Totenwacht

Ritterherrschaft Praiosborn, Ruine Praiosborn, Mitte Efferd 1042


Die Würfel sind gefallen

(...)

(...)

Der Götter Werk und Yolandes Beitrag

Lehrstunden (Dritter Teil)

Schloss Dryadenstein, 17. Ingerimm 1042

(...)


Schwarz, Schwärzer, Schwarztannen

Antrag

Burg Scharfenstein, Ende Phex 1043

(...)

Rotes Haar

Schäferstündchen

Donnerhof, Hesinde 1042

Lonán Walsh lag ausgestreckt im Heu. Sanftes Licht einer Laterne beschien ihn. Die Augen fest geschlossen lauschte er dem leisen Mähen der Schafe unter ihm. Immer wieder mischten sich auch Laute der beiden Herdenschutzhunde dazwischen. Ein Lächeln zierte seine Wangen. In seinem linken Mundwinkel ein einzelner Halm. Er wartete...

Ein leises Knarzen verriet, dass der Torflügel unten geöffnet und wieder geschlossen wurden. Der diesige Schein einer Laterne erhellte den unteren Teil des Stalles, schaffte es aber nicht bis zu Lonán auf den Heuboden hinauf. Die beiden Hunde begrüßten den Besucher mit freudiger Erregung. Sie jaulten und fiepten. Und die feine Stimme einer Frau versuchte sie zu beruhigen: „Blasius. Baduar. Ich bin‘s doch nur. Mirya!“ Da freuten sich die beiden Hunde nur noch mehr und ließen sich sehr ausgiebige von der Hofherrin streicheln.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kündete das Karren der Leiter endlich vom Aufstieg Miryas auf den Heuboden. Lonán blieb liegen und wartete.

„Schläfst du schon?“, flüsterte sie leise und stellte ihre Laterne zu der des albernisches Waffenknechts.

Er spukte den Halm ins Heu, öffnete die Augen, setzte sich auf und zog Mirya an sich heran. Diese ließ sich mit Lonán zusammen ins Heu fallen.

„Wie sollte ich denn?“, raunte er ihr leise unter ihr zu, drückte seine Nase an ihren Hals und sog ihren Duft ein, „Ohne dich?“

Da breitete sich ein Lächeln um ihre Wangen aus.

„Ganz ohne dich“, fuhr er fort, „Geht das doch gar nicht...“

„Natürlich nicht“, bestätigte sie leise lachend, „Natürlich...“

Er zog sie ganz dicht an sich und begann ihren Hals mit zarten Küssen zu bedecken. Mirya schloss ihre Augen und gab sich ihm und dem wunderbarem Gefühl hin. Währenddessen löste Lonán den Knopf, der den Rock an Miryas schmalen Körper hielt, schob ihn ein Stück hinab und ließ seine Hände zu ihrem Po hinab gleiten.

„Ich habe dich vermisst. Und den...“, er streichelte über ihren Po, „... den selbstredend auch.“

„Ich hab dich auch vermisst“, erwiderte sie da, „Besonders deinen Geruch. Du riechst so gut!“

„Na“, säuselte der Waffenknecht da, „Wenn du wüsstest, wie verboten gut du riechst!“

Da küssten die beiden sich wild und stürmisch. Umfassten, ja umschlagen sich regelrecht, drückten ihre Körper fest aneinander und labten sich an der Präsenz und Nähe des anderen. Lonán rollte sich zur Seite, zog Mirya mit sich und drehte sie so nach unten, dann kniete er sich vor sie und zog sich seine Tuniken über den Kopf. Die Hausherrin setzte sich auf und betrachtete den nackten Oberkörper des Waffenknechts. Er war ein durchtrainierter Mann. Gut gebaut, muskulös und äußerst schön anzusehen. Mit zitternden Fingern strich sie über die Brust und das Brusthaar.

„Rot“, stellte sie etwas verblüfft fest, „Auch... rot.“ Sie blickte zu Lonán auf.

Der Waffenknecht musste über ihre Worte schmunzeln: „Das hast du wohl noch nie gesehen, was?“

Mirya bestätigte lächelnd: „Noch nie. Noch gar nie! Rotes Haar...“

„Na, dann, wart‘s mal ab“, versprach er verschmitzt und zog sich vollständig vor ihr aus.

„Oh!“, macht Mirya da als er vollkommen nackt vor ihr stand.

„Na, was sagst du jetzt?“, wollte er mit einem vielsagenden Lächeln auf den Lippen wissen, „Das hast du wohl auch noch nie gesehen?“

„Du hast ja überall rotes Haar“, lachte sie amüsiert, „Wirklich überall...“

Kuckuckskind?

RAH 1042, Unweit von Burg Praiosborn

„Du erwartest ein Kind?“, schoss es aus Lonán heraus.

Mirya wandte sich um. See hielt einen leeren Korb in ihren Händen. Hatte der Reichsritterin gerade eben Käse und Butter gebracht. Unweigerlich glitt ihre freie linke Hand zu ihrem kleinen Bäuchlein. Sie erwiderte mit einem lieblichen Lächeln auf den Lippen: „Ihro Gnaden meint, es sieht sehr gut aus.“

„So“, erwiderte der albernische Waffenknecht etwas ungehalten, „Und was meint Ihro Gnaden zur Vaterschaft?“

Mit gespielten Unverständnis schaute die Herrin über den Donnerhof ihn an.

„Im Winter? Erinnerst du dich nicht mehr? Wir haben uns auf dem Heuboden getroffen?“, versuchte der Albernier ihr nachzuhelfen, „Mehrfach.“

Nun nickte Mirya ernst und erklärte: „Natürlich erinnere ich mich. Es war eine schöne Zeit. Eine sehr schöne sogar.“

„Ach“, Lonán wirkte sichtlich verstimme, „Und jetzt wirst du mir vermutlich einreden, dass ich als Vater für das da...“ Er zeigte auf ihr kleines Bäuchlein. „... NICHT in Betracht käme?“

Das versuchte sie gar nicht erst, sondern erklärte: „Es war eine wirklich schöne Zeit. Mit dir. Mit uns beiden. Es war unglaublich schön und vor allem sehr intensiv.“

Nun schüttelte er zornig seinen Kopf.

Sie nickte beschwichtigend: „Ich weiß, Lonán, ich weiß. Ich habe mit dir zusammen von einem anderen Leben geträumt. Von einem gemeinsamen. Aber...“ Nun schluckte sie schwer. „... ein jeder von uns muss der Wahrheit ins Auge blicken: Unser Leben ist so wie es ist und es wird auch nicht anders werden. Wir haben uns eine kurze Zeit – eine sehr schöne Zeit – in eine Gedankenwelt geflüchtet, doch die Wirklichkeit wird nie so sein. Nie. Dem müssen wir ins Auge blicken.“

Lonán schüttelte verständnislos seinen Kopf.

„Du bist Waffenknecht bei der Reichsritterin und wirst es immer bleiben und ich bin Herrin über den Donnerhof und werde es immer bleiben. Es war eine göttliche Fügung, dass wir uns begegnet sind, dass wir uns kennenlernen durften und uns so nah sein konnten, aber die Zwölfe haben uns an unterschiedliche Stellen gesetzt...“

„Die Zwölfe?“, er lachte lakonisch, „Seit wann berufst du dich auf die Zwölfe? Ich dachte an der Brache gelten andere Gesetze?“

Sie nickte beschichtigend: „Ich verstehe, dass du wütend bist. Ich verstehe es sehr gut. Glaub mir, nichts sehnlicher wünsche ich mir, als das es anders wäre. Aber alles Wünschen ändern nichts daran, dass es ist wie es ist und es einfach nicht in unserer Macht steht es zu ändern...“

Wieder schüttelte er den Kopf.

„Ich habe einen Mann und eine Tochter“, hob sie an sich zu erklären.

„Deine Tochter ist alte genug für die Wahrheit und dein Mann ein Widerling! Was hält dich also noch bei ihm?“

Weil sie ihm nicht widersprechen wollte, nickte sie: „Das ist er. Trotz allem ist er mein Gatte. Vater meines Kindes.“

„Welches Kindes?“, wollte Lonán da wissen, „Von Nella oder...“ Wieder zeigte er auf ihr kleines Bäuchlein. „... von dem da?“

„Von beiden“, behauptete Mirya nickend.

Lonán schüttelte trotzig seinen Kopf.

„Kann du dich wenigstens ein ganz kleines bisschen für mich freuen?“, wollte sie zaghaft wissen, „Ich habe so lange auf diesen Augenblick gewartet...“

Da machte Lonán auf dem Absatz kehrt.

Leomar

Donnerhof, 12. Travia 1043

„Ein kräftiger Knabe...“, redete die Hebamme gegen das Schreien des Kindes an und legte der frisch gebackenen Mutter ihr Kind auf die Brust, welches sich sofort beruhigt, „... und gesund. Kerngesund.“

In diesem Augenblick fiel von Mirya jegliche Anspannung, jegliche Angst und jegliche Furcht ab. Sie umfasste das in ein Stück Leinen gewickelte Neugeborene, spürte das Leben in ihm, und ließ sich erschöpft, aber mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen in die Kissen fallen.

„Und erst dieser Haarschopf! Den kann er wohl nur von seinem Vater haben“, lachte die Hebamme und verwies auf Miryas blondes Haar. Das lenkte zum ersten Mal Miryas Blick auf die Haarpracht ihres Sohnes. Einen Moment ging ein Zucken durch ihr Gesicht, dann schluckte sie und nickte als wollte sie die Worte ihrer Gegenüber bestätigen.

„Darf ich...“, hob da eine feine Kinderstimme an, „... darf ich... ihn mal sehen?“

Die Hebamme blickt auf das kleine Mädchen neben ihr. Nella war die ganze Zeit an der Seite ihrer Mutter gewesen, hatte sogar deren Hand gehalten, obgleich die Hebamme sie mehrfach versucht hatte vor die Tür zu schicken, das Mädchen hatte sich immer geweigert und war geblieben.

„Natürlich“, sagte sie da, „Geh dir deinen kleinen Bruder anschauen.“

Das tat Nella dann auch. Setzte sich auf das Bett zu ihrer Mutter und betrachtet ihren Bruder aufmerksam. „Wie klein er ist“, sagte Nella ganz verzückt, „Und ganz schrumpelig.“

Da lachte die Hebamme.

„Soll...“, hob das Mädchen an und wandte ihren Blick vom Haar ihres Bruder zu der Hebamme, „Soll ich ihm ein Mützchen holen? Ihm wird doch bestimmt ganz schnell kalt? Nicht dass er krank wird.“

„Eine gute Idee“, schloss diese da nickend und noch während dieser Worte sprang das Mädchen vom Bett und eilte davon.

„Eine kluges Mädchen hast du da“, sagte sie zu Mirya gewandt.

Die Hausherrin nickte: „Dass sagt Ihro Gnaden auch immer...“

Nun nickte die Hebamme.

„Hab Dank, dass Du gekommen bist. Ich weiß wohl, dass niemand so recht auf den Donnerhof kommen mag...“

„Es war Ihro Gnaden, die mich bat in ihrer Abwesenheit nach dir zu sehen. Ihretwegen bin ich gekommen um dir bei der Geburt deines Kindes beizustehen“, womit sie keinerlei Zweifel an der Motivation ihres Kommens ließ.

„Dann Danke ich dir umso mehr!“, schloss Mirya, „Ich war sehr froh, dich an meiner Seite gehabt zu haben. Was schulde ich dir für deine Dienst?“

„Nichts“, erwiderte die Hebamme, „Mir ist es Lohn genug, dass du und dein Sohn wohlauf seid.“ Das mochte Mirya nicht so recht glauben, auch wenn sie nun nickte. Vermutlich hatte sich Ihro Gnaden auch darum schon gekümmert.

„Dann auch dafür meinen herzlichen Dank und solltest du...“

In diesem Moment kam Nella herein. Stolz hielt sie ein Mützchen in der Hand. „Das habe ich schon getragen, als ich so klein war“, erzählte sie der Hebamme eifrig nickend, „Nicht wahr, Mutter?“

Mirya nickte. Nella setzte sich wieder zu ihr aufs Bett und zog ihrem kleinen Bruder ganz vorsichtig das Mützchen über sein kleines Köpfchen. „Und jetzt trägt es mein kleines Brüderchen. Das finde ich schön“, endete sie freudestrahlend.

Nun fuhr die Hausherrin fort: „Solltet du noch etwas Proviant brauchen, wird dir meine Tochter gerne etwas zusammenstellen.“

Da nickte das Mädchen eifrig: „Ja, das mache ich.“

Die Hebamme jedoch wiegelte ab: „Nein, nein, das wird nicht nötig sein. Ich habe es wirklich nicht weit.“

Mirya nickte verständnisvoll.

„Wie soll er denn eigentlich heißen?“, wollte nun Nella wissen und blickt ihre Mutter mit großen Augen an, „Mein kleines Brüderchen.“

Leomar“, erwiderte Mirya mit fester Stimme, „Er wird Leomar heißen. Nach Leomar dem Löwengleichen.“

Ein stolzer Vater

Donnerhof, 12. Travia 1043

„Ein Sohn“, hob Mirya Rosna atemlos und sehr erschöpft an, „Wir haben einen Sohn!“

Lares Rosna setzte sich zu seiner Gattin aufs Bett, schob ihr das schweißnasse blonde Haar aus ihrer Stirn und hauchte ihr einen Kuss darauf. „Endlich“, wisperte er leise als Mirya ihm den Knaben in die Arme gelegt hatte. Lares trug ein stolzes Lächeln auf den Lippen. „Endlich.“

Mit seinen groben Fingern fuhr er dem schlafenden Knaben über das kleine Gesichtchen. Es war ein hübsches Kind. Da musste selbst er anerkennen. Äußerst hübsch. „Und gesund“, fuhr die Hausherrin an, „Vollkommen gesund.“

„Ja?“, fragte ihr Gatte, hatte aber nur Blicke für seinen Sohn.

„Ja“, erwiderte Mirya da, „Vollkommen gesund. Und er hat eine kräftige Stimme.“

Nun lachte der Hausherr: „Sein Geschrei habe ich ganz deutlich gehört und noch nie… noch nie in meinem ganzen Leben, Mirya, noch nie in meinem ganzen Leben habe ich etwas Schöneres gehört...“ Nun blickte er zu seiner Tochter und strich ihr mit seiner Rechten sanft über die Wange. „... so schön wie damals, als du geboren wurdest.“ Da grinste Nella stolz. So stolz wie ihr Vater. „Wunderschön.“

„Und überhaupt ein kräftiger Knabe“, fügte Mirya nickend hinzu, „Die Hebamme war sehr zufrieden.“

Wieder hauchte er seiner Frau einen Kuss auf die Stirn.

„Und dir?“, fragte Lares da, „Wie geht es dir?“

„Ich bin... einfach glücklich!“, kam Miryas Antwort prompt, „Sehr glücklich.“

„Du ruhst dich so lange aus, wie du es brauchst. Meinem Sohn und dir soll es an nichts mangeln. Nella“, er wandte sich seiner Tochter zu, „Du wirst deiner Mutter und deinem Bruder alles bringen, was sie brauchen.“

Eifrig nickte das Mädchen.

„Ich möchte...“, stotterte die frisch gebackene Mutter, „... möchte ihn... Leomar nennen.“

„Leomar?“, fragte Lares und blickte seine Gattin fragend an.

„Weil er so geschriene hat“, mischte sich Nella nun ein, „Gebrüllt. Wie ein Löwe.“ Nella macht es vor. Sie hatte noch nie einen richtigen Löwen gesehen, geschweige denn sein Gebrüll gehört, dennoch versuchte sie sich daran. Und sie hatte Erfolg: Ihre Eltern lachten herzlich. Und ihr Vater stimmte zu: „Dann soll er Leomar heißen.“

Erleichtert ließ sich Mirya in die Kissen gleiten. Der Name war ihr wichtig gewesen.

„Und du, Nella“, hob nun Lares an und blickt mit seinen tiefbraunen Augen seine Tochter an, „Meine liebe Nella, nun da du einen Bruder bekommen hast. Einen kräftigen und gesunden kleinen Bruder. Der brüllen kann, wie ein Löwe und eines Tages bestimmt auch so stolz und stark sein wird. Erlaube ich dir, wenn du das noch immer willst, ein Noviziat bei der Boron-Kirche anzutreten...“

Das Mädchen brach in Tränen aus.

Blut von meinem Blut

Ritterherrschaft Praiosborn, Peraine 1043

„Duuuu?“, flötete Nella mit ihrer niedlichen Kinderstimme nach einer Weile in der sie schweigend nebeneinanderher geritten waren, „Lonán?“

Er blickte kurz zu ihr hinüber. Sie ritt auf der Alten Dame und machte mittlerweile eine ganz passable Figur dabei. Um sie herum stromerten ihre beiden Herdenschutzhunde Blasius und Baduar. Mal liefen sie vor ihr, mal neben ihr, mal hinter ihr.

Inzwischen hatten sie Burg Praiosborn hinter sich gelassen.

„Ja, Nella?“, fragte der albernische Waffenknecht, „Hast du etwas entdeckt?“

„Nein“, erwiderte sie entschieden und schüttelte ihren Kopf.

„Nein?“, fragte er geradezu herausfordernd.

„Nein, ich hab nichts entdeckt“, bekräftigte sie erneut, schließlich ritt sie mit ihm Patrouille und nahm das auch sehr ernst, „Aber weißt du was?“

„Hm“, machte er da nur, „Magst du‘s mir erzählen?“

„Ich darf nicht“, druckste sie nun herum, „Darf‘s niemand sagen. Gar niemand.“

„Auch nicht, wenn ich verspreche, es niemanden zu erzählen?“

Nun hatten sie auch den Praiosborn passiert und brachen in Richtung des kleinen Wäldchens auf.

„Hm“, machte Nella da nur, „Ich weiß nicht...“

Lonán mochte die kleine Nella mindestens genauso gerne, wie die drei Schwestern sie mochten und er wusste, dass sie ihm – was auch immer es sein mochte – auch erzählen würde.

„Ich sage es wirklich niemanden!“, versicherte der Waffenknecht.

„Gar niemand?“, hob das Mädchen an, „Wirklich gar niemand? Nicht einmal der Frau Reichsritterin?“

Nun nickte Lonán bekräftigend: „Nicht einmal der Frau Reichsritterin!“

„Ja dann, also dann, dann kann ich es dir glaube ich vielleicht doch sagen“, entschied Nella zufrieden, „Mein Vater hat mir erlaubt, bei Ihro Gnaden mein No...“

In diesem Moment blieben die beiden Hunde vor ihnen stehen und verharrten. Ein Knurren, ähnliche eines Donnergrollens entrann ihren Kehlen. Dann stürmten sie in die Richtung davon, aus der sie gekommen waren.

Lonán drückte seinem Pferd die Hacken in die Seite und preschte hinter ihnen her.

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Mirya hatte gewartet bis ihre Tochter den Hof verlassen hatte. Bei Lonán war Nella sicher. Sicherer als hier. Zwar konnte sie sich absolut nicht vorstellen, dass Lares dem Mädchen auch nur ein einziges Haar krümmte, schließlich war sie götterläufelang sein Ein und Alles gewesen, dennoch wollte sie sicher gehen. Ganz sicher. Und am sichersten war sie bei Lonán. Diese Sicherheit hatte sie für sich selbst und ihren Sohn nicht. Und auch Lonán konnte ihnen diesen nicht bieten, er konnte sie nicht alle beschützen, nicht vor...

Die Herrin über den Donnerhof schluckte schwer und schaute anschließend zu ihrem kleinen Sohn in die Wiege hinab. Sanft fuhr sie ihm über sein kleines Gesicht. Wie wunderschön, wie bezaubernd er war. Sie nahm ihn aus der Wiege, drückte ihn an sich und wollte gerade das Zimmer verlassen, da...

„Gib ihn mir!“, befahl Lares mit kalter Stimme. Er stand in der Tür und versperrte ihr den Weg.

Mirya wich kopfschüttelnd einen Schritt zurück: „Nein. Niemals. Nie!“

„Gib mir das Kind!“, brüllte er seine Frau an, „Sofort!“

Erneut wich sie kopfschüttelnd einen Schritt zurück: „Nein. Nein!“

„WAS HEIßT HIER NEIN?“, schrie er sie an und machte nun einen Schritt auf sie zu. Mirya versuchte auszuweichen, konnte jedoch nicht weiter zurück, weil hinter ihr das Bett stand. Vollkommen verängstigt ließ sie sich darauf gleiten und blickte ihren Mann an. „Bitte“, flehte sie ihn an, „Bitte. Ich habe so viel erdulden, erleiden müssen, so viel bis endl...“

Er machte noch einen Schritt auf sie zu, sodass er vor ihr stand und blickte sie mit seinen braunen Augen an. „Nein“, sagte er entschieden, „Du wirst ihn mir geben, ob du willst oder nicht. Und wenn es über deine Leiche sein wird.“

Mirya lachte kehlig: „Jetzt, nachdem ich endgültig keine Kinder mehr bekommen kann, tauge ich ja auch zu nichts mehr...“

„DU...“, zischte er ihr zu, „DU... DU... DU HAST ALLES RUINIERT! ALLES! EINFACH ALLES!“

Dann wehte ein bestialischer Geruch der Hofherrin in die Nase. Verzweifelt blickte sie ihren Mann an. Gotterläufelang hatte sie zu ihm gehalten, ihn unterstütze und geschwiegen und jetzt?

„Blut“, grollte das Untier mit dunkler Stimme, „Blut... von meinem... Blut.“

Mirya schrie.

Blut von deinem Blut

Donnerhof, Peraine 1043

(...)

Um Leben und Tod

Donnerhof, Peraine 1043

(...)

Die Alte Dame

Burg Scharfenstein, Peraine 1043

„Ein Reiter nähert sich eilig Scharfenstein aus Richtung Schwarztannen“, meldet ein Gardist.

Yolande von Raukenfels blickte ihn vielsagend an und seufzte: „Sehr wahrscheinlich ein Botenreiter, nicht wahr?“

„Welcher Botenreiter wird von zwei freilaufenden Ponys begleitet?“

„Zwei freilaufende Ponys?“, wiederholte sie irritiert.

„Ja!“, bestätigte er, „Zwei freilaufende Ponys! Zottelige, weiße Biester. So was habe ich noch nie gesehen. Vielleicht Zwergenponys...“

„Zwei weiße freilaufende Ponys“, überlegte die Vögtin, „Und das Pferd des Reiters?“

Nun winkte der Gardist ab: „Sieht mir nach einer alten Mähre aus. Welcher Botenreiter reitet auf einem klapperdürren alten Ga... ?“

„Nella!“, entfuhr es ihr schlussendlich entschieden, „Es ist Nella! Lasst sie ein. Öffnet die Tore. Lasst sie passieren!“

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Vor ihr öffnete sich das erste Tor und auch das zweite öffnete sich ganz ohne ihr Zutun. So ritt sie bis in die Hauptburg hindurch und die Alte Dame blieb erst stehen als...

Nella!“, rief eine ihr wohlbekannte Stimme, „Nella!“

„Frau von Raukenfels“, erwiderte das Mädchen da erstickt und sofort begannen Tränen über ihr Gesicht zu laufen.

Yolande eilte auf die Reiterin zu. Die Hunde begrüßten sie stürmisch, ließen sie nach ein paar ausgiebigen Streicheleinheiten passieren, während sie die anderen auf Distanz hielten. Als sie dann endlich neben der Alten Dame zum Stehen kam und zu Nella hinaufblickte, durchlief ein Zittern das Pferd, dann gaben zuerst die Hinterbein nach, kurz darauf folgten die Vorderbeine. Da wusste Yolande bereits, dass das Tier nie wieder aufstehen würde...

Voller Verzweiflung blickte Nella sie an. Ungläubig. Ihre kastanienbraunen Augen nicht nur voller Tränen, sondern auch voller Entsetzen und Fassungslosigkeit. Und so voller Angst. Schreckliche Angst.

Die Raukenfelserin half ihr von der Alten Dame. Erst da bemerkte sie, dass das Mädchen ein Kind auf ihre Brust geschnürt trug. Mit einer Hand hielt Nella das Köpfchen ihres Brüderchens fest und schaute Yolande weinend an.

„Nella“, hob die Vögtin sanft an, „Die Zeit der Alten Dame ist gekommen.“

Da schrie das Mädchen vor Schmerz und Verzweiflung auf und warf sich schützend über den Hals ihres Pferd. Es war ein Schrei, der Yolande nicht nur durch Mark und Bein drang, sondern ihr auch die Tränen in die Augen trieb. Und nicht genug damit: Ihre Hunde fielen mit ihr ein. Ihr herzzerreißendes Heulen erfüllte Scharfenstein. Dann wurde es still. Unerträglich still. Leichter Nieselregen setzte ein. Die Hunde kamen an Nellas Seite. Stupsten sie an, versuchten sich an sie zu schmiegen und ihr damit Halt zu geben. Sie fiepten leise. Verunsichert. Ängstlich.

Yolande schluckte und strich dem Mädchen sanft durch ihr leicht feuchtes Haar: „Manchmal ist das einzige, was wir für unsere geliebten Pferde tun können, sie von ihrem Leid zu erlösen...“

Da hob Nella ihren Kopf und schaute Yolande mit ihren kastanienbraunen Augen lange an. Noch immer weinte sie. Der Regen wurde stärker, vermischte sich mit ihren Tränen. Dann nickte sie langsam. Ganz langsam.

Die Alte Dame schnaubte ein letztes Mal. Erschöpft. Müde. Nella schmiegte sich an ihren Hals, mit der einen Hand umfasste sie ihn, die andere Hand lag noch immer am Köpfchen ihres Bruders. Ihr Blick lag auf Yolande. Der Regen verschlimmerte sich noch einmal.

„Rahja“, wisperte Yolande leise, „Bitte verzeih mir...“

Rotes Haar

Burg Scharfenstein, Peraine 1043

„Und was...“ Drego von Altjachtern gesellte sich zu Ailsa, legte den Arm um ihre Taille und blickte mit ihr zum Fenster in den Hof hinaus. Das Pferd hatte man mittlerweile fortgebracht, das Blut war geblieben. Der Regen hatte es nicht nur verdünnt, sondern auch großflächig verteilt. „... ist denn nun vorgefallen? In Praiosborn?“

Die Reichsritterin zuckte mit den Schultern: „Das wissen wir noch nicht. Bisher hat Nella noch nicht geredet.“ Draußen nieselte es noch immer. „Meara hat sie in eine heiße Wanne gesteckt und dann ins Bett, sie ist wohl sofort eingeschlafen. Wir werden also warten müssen...“

Er hauchte ihr einen liebevollen Kuss auf die Stirn und stellte fest: „Euch liegt wohl sehr viel an ihr.“

„Das tut es“, erwiderte Ailsa kehlig, „Sie ist die einzige wirklich Verbündete, die wir in Praiosborn haben. Die Einzige...“ Das war freilich nicht alles, aber über den Rest schwieg sie sich lieber aus. „Für ihren Bruder Leomar wird hoffentlich bald eine Amme gefunden. Er ist erst einen halben Götterlauf alt...“

Der Baron nickte und zog sie noch etwas enger an sich: „Es wird sich jemand finden, Orknäschen, ganz gewiss.“

„Ich hoffe, du hast recht. Ich hoffe es wirklich sehr“, noch immer blickte sie zum Fenster hinaus, „Doch eines verstehe ich nicht: Woher hat sie dieses Pferd?“

Fragend blickte sie Drego an.

„Wie meinst Du das?“

„So weit ich weiß, hat ihre Familie nur zwei Ackergäule, aber ein Reitpferd?“

„Ich glaube...“, Yolande von Raukenfels trat zu ihnen, „... dass ich diesen Umstand aufklären kann.“

„Du?“, entfuhr es Nurinai, die mit Yolande zu ihnen getreten war, sichtlich verwundert, „Was hast Du denn damit zu tun?“

„Also“, druckste die Vögtin herum, „Nun... Narzisschen... Ich...“

Drego und Ailsa tauschten vielsagende Blicke aus.

„Du hast ihr doch nicht etwa das Pferd... GEKAUFT?“, kam sie ihr recht schnell auf die Spur, wollte es aber noch nicht so recht glauben.

„Geschenkt, Narzisschen, ich hab es ihr geschenkt“, gestand nun die Raukenfelserin indirekt ein.

„Du hast... hast ihr das Pferd GESCHENKT?“, entfuhr es ihr sichtlich verwirrt, „Warum?“

Da brachte die Vögtin sichtlich in Erklärungsnot: „Weil... weil... weil... Das zu erklären würde nun wirklich zu weit führen, Narzisschen.“

„Zu weit?“, zischte die Geweihte da, „Zu weit? Was heißt hier denn zu weit?“

„Ach“, trat nun auch Scanlail zu ihnen in die kleine Nische am Fenster, „Hier versteckt ihr euch also. Wird das ein Familientreffen? Ihr hättet mir wohl auch Bescheid geben können...“ Sie blickte zu ihren beiden Schwestern. „Streitet ihr etwa wieder? Wer hat angefangen? Soll ich raten?“

„Yolande hat Nella das Pferd gekauft“, petzte Ailsa da ohne Umschweife.

„Der Gaul, dessen Blut im ganzen Burghof verteilt ist? Da draußen sieht es aus wie auf einem Schlachtfeld!“

„Genau der“, bestätigte die Reichsritterin nickend.

„Ach“, machte die Skladin da mit überspitzter Verwunderung und blickte die Raukenfelserin an, „Na sieh mal einer an. Und jetzt ist unsere Totengräberin wohl beleidigt?“

„Ich bin keine Totengräberin!“, protestierte nun die Geweihte und stampfte energisch mit ihrem Fuß auf, „Wie oft denn noch?“

„Gut“, winkte die Skaldin ab, „Sie ist beleidigt.“

„Ich bin...“, zischte Nurinai weiter, „... keine Totengräberin!“

„Ach“, seufzte nun Scanlail, „Die alte Leier schon wieder!“

„Ich bin keine...“

„Ja, ja“, wiegelte ihre Schwester wieder ab, „Ich kann es einfach nicht mehr hören! Und da heißt es immer ich sei eine Mimose.“

„Bist Du ja auch“, mischte sich nun Ailsa ein, „Noch schlimmer als die blühende Narzisse.“

„Das ist ja wohl einen unverschämte Frechheit! Mich mit einer Totengräberin zu verlgeichen. Und Du wilsst meine Schwester sein?“

„Von wollen war nie die Rede...“, gab die Reichsritterin zurück.

„Das... das... das... das muss ich mir wirklich nicht bieten lassen. Mir reicht's. Macht euern Scheiß doch allein. Ich... ich... ich lasse mir das nicht mehr länger gefallen“, damit drehte sie sich um und ging davon, „Ach ja, falls es irgendjemand hier noch interessiert: Der kleine Leomar hat eine Amme gefunden. Eine ganz passable Frau. Allerdings hätte Blasius sie beim ersten Aufeinandertreffen fast aufgefressen...“ Ihre Stimme war schon fast verklungen. „Im Übrigen ist der Amme etwas an dem Kind aufgefallen. Etwas markantes. Leomar hat rotes Haar. Feuerrotes Haar.“

Krähe und Leuin

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Weitere Ideen

  • Drei Krähen und zwei Räblein
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