Geschichten:Der Wald schließt seine Reihen: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 27. März 2021, 19:54 Uhr

Burg Silz, Gräflich Silz, Praios 1043 BF:

Vallbart blickte über die unendlich scheinenden Weiten des Forstes. Vom obersten Turmzimmer hatte man einen atemberaubenden Blick über das Herz der Waldsteiner Lande. Vallbart liebte diesen Ausblick. Daher hatte er auch hier sein Arbeitszimmer einrichten lassen.

An einem Eichentisch saß Rauldan von Rallerhain, der persönliche Schreiber des Silzer Landvogtes und wartet dienst beflissen auf die Anweisungen Vallbarts. Burgvögtin Mayana Schwalbenflug hatte sich derweil auf einen der mit Rankenornamenten reich verzierten und kunstvoll bestickten Polstermöbel niedergelassen, während der Silzer Jagdhüter Valtoron von Quellgrund neben dem gräflichen Schreiber stand.

"Herr Vallbart, wie sollen wir mit der vakanten Position des Kämmerers verfahren?" begann Rauldan, "Der Hohentann hat sich mit dem Verweis, seine Aufgabe als Baron von Schwanenbruch würde ihn nunmehr all seine Aufmerksamkeit kosten, von diesem Amt zurückgezogen."

Vallbart schwieg.

"Ich vernahm Gerüchte am Hof, wonach der Weißensteiner bereits die Waidbrod für das Amt in Position bringt", warf Valtoron ein, der lange als Hausritter am Grafenhof gedient hatte und die dortigen Seilschaften kannte.

Vallbart schwieg.

"Die Waidbrod steht den Traditionalisten um den Weißensteiner nahe. Wie auch der Seneschall. Wenn wir nicht schnell handeln, wird er sie ernennen." Rauldan blickte in die Runde.

Vallbart schwieg.

Es klopfte an der Tür. Herein traten der Kommandant der Silzer Garde Alarion von Feenwasser und Vallbarts Knappin Yendara.

"Wir sind vollzählig", frohlockte Mayana beglückt.

"Wunderbar", unterbrach Vallbart schließlich sein Schweigen, blickte sich jedoch nicht um. "Ich habe die besagte Personalie bereits mit der Gräfin erörtert. In der Schublade liegt ein von der Gräfin gesiegeltes Dekret, wonach sie Albin von Storchenhain zum neuen Kämmerer ernennt."

"Gute Wahl", Valtoron nickte anerkennend, "Die Storchenhain gelten als treue Gefolgsleute unserer Gräfin."

"Sehr richtig! Yendara, du wirst das Dekret unverzüglich zum Grafenhof bringen und dort öffentlich bekannt machen."

Die Angesprochene nickte voller Vorfreude, nahm das Dekret an sich und trat ab.

"Kommen wir nun zu einer weitaus schwerwiegenderen Angelegenheit." Vallbart wandte sich vom Turmfenster ab und blickte die Anwesenden an. "Nach den jüngsten Ereignissen stehen sich die Grafenhäuser Luring und Hartsteen feindselig gegenüber. Es ist nur eine Frage der Zeit bis es zu offenen Fehdehandlungen kommen wird, somit ist der Frieden im ganzen Königreich in großer Gefahr."

"Wir sind Waldstein, was können wir da ausrichten?" Valtoron zuckte mit den Achseln.

Vallbart schwieg.

"Gerade weil wir Waldstein sind, werden wir das tun, was für den Mittwald und seine Bewohner am besten ist!", entgegnete Mayana.

Vallbart schwieg.

"Wir müssen den Wald besser schützen um nicht mit in diesen Konflikt mit hineingezogen zu werden", warf Alarion ein.

"Die Gräfin ist sehr betrübt über die dem zerza verfallenden telor", Vallbarts Stimme klang ruhig und bestimmt, "daher ist es der Wunsch unserer Gräfin, der Hüterin des Mittwaldes, dass sich Waldstein aus allen Fehdehandlungen heraus hält. Oberstes Gebot ist der Schutz des Waldes und seiner Bewohner."

"Doch was ist, wenn einzelne Barone bei uns um Schutz ersuchen?", warf Rauldan auf, der aus der Grafschaft Reichsforst stammte und sich offenkundig um seine Familie dort sorgte. "Werden wir uns denen verschließen?"

"Der Wald zuerst, doch haben wir ein großes Herz für alle Kreaturen, auch außerhalb des Forstes." Mayana hatte sich nun aufgerichtet.

"Wohl gesprochen, Mayana!" Vallbart nickte der Elfe zustimmend zu. "Alarion, du wirst mit deinen drei Lanzen Waldsteiner Pikeniere nach Burg Rabenfels aufbrechen. Mayana, du wirst mit einem besonderen Auftrag nach Wulfshöh entsandt." Die Angesprochenen nickten.

"Eorla, so sei es also, der Wald schließt seine Reihen, auf das wir die vor uns stehenden blutigen Zeiten schadlos überdauern werden!"