Geschichten:Aufgetaucht - Toter Alter Roter Kater: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Schelmin weinte. | |||
Alter Roter Kater, ihr alter roter Kater (Er brauchte keinen Namen. Er war sowieso einmalig.) lag reglos in ihrem Schoß. Sie strich ihm sacht über das Fell. Ein paar Schneeflocken lagen darauf. Sie schmolzen nicht. | |||
„Ach“, seufzte sie. | |||
Was ihr weiter auf der Zunge lag, schluckte sie wieder hinunter. Sie führte keine Selbstgespräche. Selbstgespräche waren langweilig. Wenn man sich selber zuhörte, dann wusste man schon immer, was als nächstes kommt. Humor ist, wenn man nicht weiß, was als nächstes kommt. | |||
Ein Tropfen rann ihre Wange hinab. Es war keine Träne. Der Tropfen war kühl. Er war von den Zweigen über ihr herabgefallen. Der Schnee dort oben taute. Zum ersten Mal, seit sie wieder hier lebte, taute der Schnee. Damals, vor langer Zeit, als sie von hier fortgegangen war, da war hier Frühling gewesen. Viele Jahre später war sie zurückgekommen. Da herrschte hier Winter. Das war jetzt auch schon ziemlich lange so. Ihre Kinder und Enkelkinder, die sie aus Tobrien mitgebracht hatte, die waren jetzt alle groß. Die Enkel hatten sogar schon selber wieder Kinder, hier in Gareth. | |||
Rilja bettete Alter Roter Kater in die Mulde, die sie in den gefrorenen Boden gegraben hatte. Sie legte ihm eine Garnrolle zum Spielen mit hinein. Dann deckte sie das Loch mit Zweigen und mit Erde zu. Zuletzt wischte sie wieder Schnee darüber. Der Schnee war feucht und pappig. | |||
„Ach“, seufzte sie wieder und stand auf. Das war mühsam. Ihre Knochen waren auch schon alt. Und der Rest von ihr genauso. | |||
Sie trat an den Teich. Da war sie früher gern einmal auf Kufen gelaufen. Früher, als ihre Knochen und der Rest von ihr noch nicht so alt waren. Früher, als das Eis noch hielt. Jetzt war die Eisschicht aufgebrochen. | |||
Humor ist, wenn man Ursache und Wirkung vertauscht. Manche Hähne denken, dass die Sonne ihretwegen aufgeht. Und manchen Bauern kann man erzählen, dass der Hahn das heilige Tier des Herrn Praios ist. Weil sie doch morgens die Sonne herbeikrähen. Wenn kein Hahn kräht, dann bleibt es dunkel. | |||
Hier gab es nichts zu vertauschen bei Ursache und Wirkung. Das Eis war aufgebrochen. Aber nicht, weil hier vor zwei Wochen eine junge Frau aus dem Wasser gestiegen war. Nein. Die junge Frau war hier aus dem Wasser gestiegen, weil die Eisdecke brüchig war. Sie war hergekommen, weil der Frühling kam. | |||
„Eine kommt, eine geht“, dachte sich Rilja. | |||
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|Titel=Toter Alter Roter Kater | |||
|Reihe=Aufgetaucht | |||
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|Datum=3.3.1043 | |||
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|Autor={{Briefspieler|Benutzer:Oldebor|Oldebor}} | |||
|Logo=Wappen Kaiserlich Raulsmark.svg | |||
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|Zusammenfassung=Eine kommt, eine geht | |||
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Aktuelle Version vom 4. April 2020, 20:13 Uhr
Langkoppeln, 3. Efferd 1043 BF
Dramatis personae: Rilja von Langkoppel
Die Schelmin weinte.
Alter Roter Kater, ihr alter roter Kater (Er brauchte keinen Namen. Er war sowieso einmalig.) lag reglos in ihrem Schoß. Sie strich ihm sacht über das Fell. Ein paar Schneeflocken lagen darauf. Sie schmolzen nicht.
„Ach“, seufzte sie.
Was ihr weiter auf der Zunge lag, schluckte sie wieder hinunter. Sie führte keine Selbstgespräche. Selbstgespräche waren langweilig. Wenn man sich selber zuhörte, dann wusste man schon immer, was als nächstes kommt. Humor ist, wenn man nicht weiß, was als nächstes kommt.
Ein Tropfen rann ihre Wange hinab. Es war keine Träne. Der Tropfen war kühl. Er war von den Zweigen über ihr herabgefallen. Der Schnee dort oben taute. Zum ersten Mal, seit sie wieder hier lebte, taute der Schnee. Damals, vor langer Zeit, als sie von hier fortgegangen war, da war hier Frühling gewesen. Viele Jahre später war sie zurückgekommen. Da herrschte hier Winter. Das war jetzt auch schon ziemlich lange so. Ihre Kinder und Enkelkinder, die sie aus Tobrien mitgebracht hatte, die waren jetzt alle groß. Die Enkel hatten sogar schon selber wieder Kinder, hier in Gareth.
Rilja bettete Alter Roter Kater in die Mulde, die sie in den gefrorenen Boden gegraben hatte. Sie legte ihm eine Garnrolle zum Spielen mit hinein. Dann deckte sie das Loch mit Zweigen und mit Erde zu. Zuletzt wischte sie wieder Schnee darüber. Der Schnee war feucht und pappig.
„Ach“, seufzte sie wieder und stand auf. Das war mühsam. Ihre Knochen waren auch schon alt. Und der Rest von ihr genauso.
Sie trat an den Teich. Da war sie früher gern einmal auf Kufen gelaufen. Früher, als ihre Knochen und der Rest von ihr noch nicht so alt waren. Früher, als das Eis noch hielt. Jetzt war die Eisschicht aufgebrochen.
Humor ist, wenn man Ursache und Wirkung vertauscht. Manche Hähne denken, dass die Sonne ihretwegen aufgeht. Und manchen Bauern kann man erzählen, dass der Hahn das heilige Tier des Herrn Praios ist. Weil sie doch morgens die Sonne herbeikrähen. Wenn kein Hahn kräht, dann bleibt es dunkel.
Hier gab es nichts zu vertauschen bei Ursache und Wirkung. Das Eis war aufgebrochen. Aber nicht, weil hier vor zwei Wochen eine junge Frau aus dem Wasser gestiegen war. Nein. Die junge Frau war hier aus dem Wasser gestiegen, weil die Eisdecke brüchig war. Sie war hergekommen, weil der Frühling kam.
„Eine kommt, eine geht“, dachte sich Rilja.