Benutzer:Orknase/Briefspiel: Unterschied zwischen den Versionen

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== Die weiße Rabe ==
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Über mir kreiste ein Rabe. Ein weißer Rabe. Noch nie in meinem Leben hatte ich einen weißen Raben gesehen. Und nun kreiste er über mir. Ich schaute ihm lange zu. Verharrte. Und als ich da so stand und ihn beobachtete, hatte ich das Gefühl, auch er beobachte mich. Eine seltsame Magie ging von ihm aus. Eine wilde Magie. Ungezähmt wie die Natur selbst. Mich schauderte, als diese Art der Magie mein Innerstes für einen kurzen Moment berührte und sich dann wieder zurückzog. Ich keuchte. Fühlte plötzlich jede einzelne Faser meines Körpers schmerzen.
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Der Rabe zog noch eine Bahn am Waldrand entlang, dann flog er in den [[Garetien:Hexenwald|Hexenwald]] hinein. Und ich folgte. Aus den Augen verlor ich ihn jedoch nicht. Er schien regelrecht auf mich zu warten. Saß mal hier und mal dort auf einem Ast. Immer weiter und weiter drang ich in den Wald hinein, bis die Bäume vor mir einer kleinen Lichtung wichen. Dort wuchs saftig grünes Gras. Es schimmerte wie angelaufenes Kupfer im Licht der untergehenden Praiosscheibe. Ein Reh nutzte die letzten Stunden des dahinschwindenden Tages und äste friedlich zusammen mit seinem Kitz. Das Muttertier hob seinen Blick, als ich näher kam, musterte mich, entschied dann, dass ich keine Gefahr darstellte und wandte sich wieder dem zu, was unter meinen Füßen lag. Es war nicht die Reaktion des Tieres allein, die mich verblüffte, es war auch der Umstand das Reh und Kitz weiß waren. Weiß wie Schnee.
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Das Krächzen des Raben riss mich aus meinen Gedanken. Wieder spürte ich die Magie nach mir greifen. Und erneut zog sie sich nach einer kurzen Berührung zurück. Mein Blick fiel auf eine kleine Hütte, die sich am Rande der Lichtung in den nahen Wald schmiegte. Sie fügte sich perfekt in ihre Umgebung ein. Der Rabe erhob sich und flog auf sie zu. Ich folgte ihm, wie zuvor auch. Die Tür stand einen Spalt offen. Unter dem kleinen Vordach hingen eine Vielzahl von Kräuterbündeln. Einige frisch, die anderen bereits trocken. Ein würziger, herber Geruch ging von ihnen aus. Ich sog ihn ein. Und er erinnerte mich an etwas oder… an jemanden? Zu Beginn hatte mich die Magie geführt, aber nun? Nun war mir, als ob ich mich an jemanden erinnerte und als ob es jene vage Erinnerung sei – nicht mehr als ein dunkler Schatten in der Dämmerung – die mich dort hinein zu ziehen versuchte.
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Ich öffnete die Tür einen Spalt weiter. In der Hütte sah es ebenso aus, wie hier draußen. Gebündelte Kräuter hingen von der Decke herab. Ein noch würzigerer und noch herberer Geruch drang mir in die Nase, verstärkte die Erinnerung und damit das Verlangen, hinein zu gehen. So trat ich ein. Drinnen sah es kärglich aus. Ein Tisch mit zwei Stühlen, dahinter eine verrußte, offene Feuerstelle. Der weiße Rabe saß auf dem Ast eines toten Baumes ohne Rinde, der zwischen den gestampften Boden der Hütte und der hölzernen Decke gezwängt worden war. Mit seinen hellblauen, leuchtenden Augen schaute er mich direkt an, musterte mich. Mir jagte ein kalter Schauer den Rücken hinab, denn sein Blick drang tief im meine Seele, bis auf den Grund meiner Seele. Nackt und hilflos fühlte ich mich. Und die wilde Magie drang tiefer in mich hinein, immer weiter und weiter und weiter, wühlte sich durch meinen Kopf, durch meine Erinnerungen, erforschte die Tiefe meines Seins. Plötzlich erhob sich der weiße Rabe krächzend und das magische Band zerriss.
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„Endlich“, hauchte da eine sanfte Frauenstimme zu meiner Linken. Erschrocken wandte ich mich ihr zu, sah den Raben auf ihrer Schulter sitzen. Es war eine kleine Frau von äußerst zierlichen Wuchs, ihr langes, weißes Haar trug sie zu einem dicken Zopf geflochten, die hellblauen Augen ähnelten denen ihres Raben und auch ihre Haut war so weiß wie sein Gefieder. Um ihren Körper hatte sie eine Decke gewickelt. Sie machte einen wiegenden, bedächtigen Schritt auf mich zu und gab den Blick auf die mit allerlei weißen Fellen geschmückte Bettstatt hinter ihr frei. „Endlich“, raunte sie mir erneut zu, „Ich habe so lange auf dich gewartet. So lange.“ Sanft legte sie ihren Kopf schräg. Fixierte mich mit ihren hellblauen Augen. Wieder begann Magie in mich hinein zu sickern. Sie ähnelte der wilden, ungezähmten Magie, die von dem Raben ausgegangen war, doch diese war noch stärker, drang noch tiefer. Ich schauderte. Konnte ihren Atem auf meiner Haut spüren. Selbst unter meiner Kleidung konnte ich ihn spüren. Gänsehaut breitete sich über meinen gesamten Körper aus. „Denn ich wusste, dass du kommen wirst. Ich habe es gesehen. Vor vielen Götterläufen habe ich es schon gesehen. So lange habe ich auf dich gewartet.“
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Vollkommen unerwartet ließ sie die Decke zu Boden gleiten und offenbarte ihren splitternackten, bleichen, aber makellosen jungen Körper. Ganz dicht trat sie an mich heran. Ich schluckte, wusste nicht so recht wie mir eigentlich geschah. Ihr süßlich, lieblicher Geruch stieg mir in die Nase, vernebelte mir die Sinne, raubte mir meinen Verstand. Mein Atem ging schnell. Ich begann die Kontrolle über mich selbst zu verlieren, immer mehr und mehr entglitt sie mir und ich geriet in den Sog dieser Fremden. Dieser schönen, anmutigen, nackten Fremden. Mit Bestimmtheit legte sie ihren Zeigefinger gegen meine Lippen und als ihre Haut meine berührte, da entfuhr mir ein wohliges Seufzen.
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„Ich werde ‚[[Garetien:Die Weiße Rabe|Die Weiße Rabe]]‘ genannt“, raunte sie mir leise zu, „Alle nennen sie mich so. Dabei trug ich früher mal einen anderen Namen. Ich habe ihn vergessen. So wie ich viel über die Zeit vergessen habe. Dich jedoch habe ich nicht vergessen. All die Götterläufe nicht. All die Götterläufe habe ich auf dich gewartet und nun, nun bist du endlich hier, [[Garetien:Ortal ay Fasar|Ortal ay Fasar]].“ Erwartungsvoll blickte sie mich an. „Und jetzt, jetzt wirst du endlich erhalten, worauf du die ganzen Götterläufe gewartet hast...“ Ein lustvolles Stöhnen entrann meiner Kehle, dann schwanden mir meine Sinne gänzlich...
  
 
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Version vom 24. Juni 2020, 12:02 Uhr

Hier entstehen meine Briefspieltexte und werden sorgsam verwahrt, bis ich weiß, wohin sie sollen.
Es ist ausdrücklich erlaubt, Rechtschreibfehler sowie Fehler der Zeichensetzung zu korrigieren, genauso wie verloren gegangene Buchstaben richtig zu ergänzen und überzählige einzusammeln - dies gilt auch für meine anderen Texte.

Drei Krähen und ein Räblein

Totgeboren

Ritterherrschaft Praiosborn, Donnerhof, Mitte Efferd 1042, am Morgen

Totenruhe

Ritterherrschaft Praiosborn, Ruine Praiosborn, Mitte Efferd 1042

Totenwacht

Ritterherrschaft Praiosborn, Ruine Praiosborn, Mitte Efferd 1042


Schwarz, Schwärzer, Schwarztannen

Erster Eindruck

Burg Scharfenstein (...)

Verschwörung in Schwarztannen

Wer verschwört sich hier eigentlich mit wem?

Konspiratives Treffen

Kindesraub

Verschwörung auf Rallingstein

Verschwörung auf Gerbachsroth

Pfand

Sauerei

Gefallen gegen Gefallen

(...)

Schloss Sonnentor, Rahja 1043

Alderan von Fuchsstein: "Ha Alderei, jetzt bist du ja doch unter die Haube gekommen und dann auch noch mit einer Reichsforsterin, was ist denn in dich gefahren? Hat dich deine Mutter endlich weich geprügelt?"

Alderan von Nadoret: winkt ab "Die Olle ist eigentlich ganz nett. Warum also nicht habe ich gedacht."

A.v.F.: "Als ob. Ist die Tante nicht sogar schon Witwe?"

A.v.N.: "Ja schon, aber jung ist sie trotzdem noch und hat ein nettes Lehen obendrein "

A.v.F.: "Ach daher weht der Wind. Hast du jetzt nicht auch noch einen Stiefsohn?"

A.v.N.: "Schon, aber der ist weit weg, ist schon Page."

A.v.F.: "Jetzt schau noch so bedrückt. Eine schöne Witwe mit einem fetten Lehen zu heiraten ist doch keine Schande." Hält kurz inne. "Das hat deine Familie eingefädelt, oder? Du warst doch sicher noch nie in Gerbachsroth."

A.v.N.: nickt "Ich hab's wohl meinem Bruder zu verdanken. Der hat beim neuen Baron in Schwarztannen, Drego von Altjachtern, ein Stein im Brett gehabt. Der hat das jedenfalls alles in die Wege geleitet. Ich habe Sigmunde eigentlich erst auf der Hochzeit kennengelernt. Ich hatte schon befürchtet, dass sie eine hässliche Schachtel sein würde, aber sie ist ganz nett anzuschauen."

A.v.F.: "Das sieht dir aber ähnlich. Lange hast du es im Reichsforst aber nicht ausgehalten. Schöne Witwe hin, oder her."

A.v.N.: "Ist ja auch langweilig da. Außer für einen Erben zu sorgen gibt’s da ja nichts zu tun. Aber ist auch egal immerhin ist Sigmunde jetzt schwanger und ich bekomme bald einen Erben. Damit ist es dann getan und ich kann es mir hier am Hof weiter gutgehen lassen. Mit dem zusätzlichen Einkommen lässt es sich hier auch gleich besser leben."

A.v.F.: "Hat Birnhild denn nichts dagegen, dass du euer Geld hier am Hof durchbringst?“

A.v.N.: "Achwo, die ist sicher auch froh dass sie daheim freie Hand hat.“

A.v.F.: "Na dann. Darauf erst einmal ein Bier."

Autor: Sindelsaum

(...)

Gerbachsroth, Firun 1044

Alderan stand etwas ratlos am Grab seiner Frau. Er hatte sie aus politischen Gründen geheiratet und sie eigentlich auch kaum gekannt, aber er fühlte sich dennoch für ihren Tod verantwortlich, war sie doch bei der Geburt ihrer Kinder gestorben. Er war ehrlich traurig und verfluchte sich nicht an ihrer Seite gewesen zu sein. Gut es war langweilig in Gerbachsroth, aber er hatte ihr gegenüber eine Verantwortung gehabt. Es war wohl eine äußerst schwere Geburt gewesen. Das erste Kind war gesund und munter gewesen, aber das zweite war nur noch todgeboren worden und hatte bald darauf seine Mutter mit sich auf die Reise über das Nirgendmeer genommen. Er hätte wohl nichts daran ändern können, aber er hätte wenigstens an ihrer Seite sein sollen.

Er hatte sie während ihrer Schwangerschaft nur einmal besucht, ein Umstand der ihn nicht gerade mit Stolz erfüllte. Auch wenn er dafür von seinen Freunden aufgezogen worden war hatte er sich am Hof des Markvogtes stets an die Gebote der Travia gehalten. Andere mochten ihn als lebenslustig und feierfreudig einstufen, aber er war doch immer noch aus altem Koscher Adel. Freilich hatte er bis auf Kindertage nie im Kosch gelebt, aber eine gewisse Verantwortung brachte der Name „von Nadoret“ doch mit sich.

Nun war er nach nicht einmal einen Jahr Ehe bereits Witwer und für ein Kleinkind verantwortlich, darüber hinaus auch noch für Stordan, Sigmundes Sohn aus erster Ehe. Der Bursche war auch erst sieben Jahre alt. Immerhin war Stordan bereits in Pagendiensten und damit außer Hause. Seine sonstige Familie bestand nur aus Kindern, aber er war bei seiner Pagenmutter in guten Händen. Sie würde sich schon um den Vollwaisen kümmern.

Alderan hielt es ganze acht Tage auf Gerbachsroth aus, dann nahm er seine Tochter Birnhild, genannt nach dem Zweitnamen ihrer Mutter, mit sich und ritt nach Scharfenstein um bei Baron Drego vorzusprechen. Das Gespräch währte nicht sehr lange. Weder Baron, noch die vielen Rians an seinem Hof schienen seiner Gattin eine Träne nachzuweinen und hatten ihn kurzerhand zum neuen Edlen ernannt, konnte ein Kind doch in Zeiten von schweren Fehden kein Lehen führen.

Am Rande traf er sogar kurz auf Meara ni Rían, die Gattin seines gefallenen Bruders. Er hatte sie vorher noch nie kennengelernt und war durchaus daran interessiert die zurückgezogene Frau etwas näher kennenzulernen, aber Meara schien auf seine Familie nicht gut zu sprechen zu sein und fand bald einen Grund das Gespräch abzubrechen. Die nächsten zwei Tage ging sie ihm dann aus dem Weg.

Also brach Alderan schließlich mit Klein-Birnhild auf. Er wusste nicht so recht was er mit einem Kleinkind anfangen sollte, drum entschied er sich sie zu seiner Mutter bringen. Sie würde seine Tochter sicher gerne aufziehen. Er wusste ja auch gar nicht wie man so etwas machte und außerdem war der Hof des Marktvogtes nichts für kleine Kinder. Er würde sie auch bitten ihm einen Vogt zu empfehlen, der die Amtsgeschäfte vor Ort erledigen konnte und Alderan die Rendite des Lehens direkt an den Hof schickte. Am besten ein Koscher aus altem Adel, der seiner Familie gegenüber loyal war und nicht in seine eigene Tasche wirtschaften würde.

Autor: Sindelsaum

Krähe und Leuin

Aufbruch

(...)

Versprochen ist versprochen

... und wurde doch gebrochen

Familienzuwachs

(...)

Burg Schwarzenfels, Peraine 1043

(...)

Weiß wie Schnee

Die Weiße Rabe

Über mir kreiste ein Rabe. Ein weißer Rabe. Noch nie in meinem Leben hatte ich einen weißen Raben gesehen. Und nun kreiste er über mir. Ich schaute ihm lange zu. Verharrte. Und als ich da so stand und ihn beobachtete, hatte ich das Gefühl, auch er beobachte mich. Eine seltsame Magie ging von ihm aus. Eine wilde Magie. Ungezähmt wie die Natur selbst. Mich schauderte, als diese Art der Magie mein Innerstes für einen kurzen Moment berührte und sich dann wieder zurückzog. Ich keuchte. Fühlte plötzlich jede einzelne Faser meines Körpers schmerzen.

Der Rabe zog noch eine Bahn am Waldrand entlang, dann flog er in den Hexenwald hinein. Und ich folgte. Aus den Augen verlor ich ihn jedoch nicht. Er schien regelrecht auf mich zu warten. Saß mal hier und mal dort auf einem Ast. Immer weiter und weiter drang ich in den Wald hinein, bis die Bäume vor mir einer kleinen Lichtung wichen. Dort wuchs saftig grünes Gras. Es schimmerte wie angelaufenes Kupfer im Licht der untergehenden Praiosscheibe. Ein Reh nutzte die letzten Stunden des dahinschwindenden Tages und äste friedlich zusammen mit seinem Kitz. Das Muttertier hob seinen Blick, als ich näher kam, musterte mich, entschied dann, dass ich keine Gefahr darstellte und wandte sich wieder dem zu, was unter meinen Füßen lag. Es war nicht die Reaktion des Tieres allein, die mich verblüffte, es war auch der Umstand das Reh und Kitz weiß waren. Weiß wie Schnee.

Das Krächzen des Raben riss mich aus meinen Gedanken. Wieder spürte ich die Magie nach mir greifen. Und erneut zog sie sich nach einer kurzen Berührung zurück. Mein Blick fiel auf eine kleine Hütte, die sich am Rande der Lichtung in den nahen Wald schmiegte. Sie fügte sich perfekt in ihre Umgebung ein. Der Rabe erhob sich und flog auf sie zu. Ich folgte ihm, wie zuvor auch. Die Tür stand einen Spalt offen. Unter dem kleinen Vordach hingen eine Vielzahl von Kräuterbündeln. Einige frisch, die anderen bereits trocken. Ein würziger, herber Geruch ging von ihnen aus. Ich sog ihn ein. Und er erinnerte mich an etwas oder… an jemanden? Zu Beginn hatte mich die Magie geführt, aber nun? Nun war mir, als ob ich mich an jemanden erinnerte und als ob es jene vage Erinnerung sei – nicht mehr als ein dunkler Schatten in der Dämmerung – die mich dort hinein zu ziehen versuchte.

Ich öffnete die Tür einen Spalt weiter. In der Hütte sah es ebenso aus, wie hier draußen. Gebündelte Kräuter hingen von der Decke herab. Ein noch würzigerer und noch herberer Geruch drang mir in die Nase, verstärkte die Erinnerung und damit das Verlangen, hinein zu gehen. So trat ich ein. Drinnen sah es kärglich aus. Ein Tisch mit zwei Stühlen, dahinter eine verrußte, offene Feuerstelle. Der weiße Rabe saß auf dem Ast eines toten Baumes ohne Rinde, der zwischen den gestampften Boden der Hütte und der hölzernen Decke gezwängt worden war. Mit seinen hellblauen, leuchtenden Augen schaute er mich direkt an, musterte mich. Mir jagte ein kalter Schauer den Rücken hinab, denn sein Blick drang tief im meine Seele, bis auf den Grund meiner Seele. Nackt und hilflos fühlte ich mich. Und die wilde Magie drang tiefer in mich hinein, immer weiter und weiter und weiter, wühlte sich durch meinen Kopf, durch meine Erinnerungen, erforschte die Tiefe meines Seins. Plötzlich erhob sich der weiße Rabe krächzend und das magische Band zerriss.

„Endlich“, hauchte da eine sanfte Frauenstimme zu meiner Linken. Erschrocken wandte ich mich ihr zu, sah den Raben auf ihrer Schulter sitzen. Es war eine kleine Frau von äußerst zierlichen Wuchs, ihr langes, weißes Haar trug sie zu einem dicken Zopf geflochten, die hellblauen Augen ähnelten denen ihres Raben und auch ihre Haut war so weiß wie sein Gefieder. Um ihren Körper hatte sie eine Decke gewickelt. Sie machte einen wiegenden, bedächtigen Schritt auf mich zu und gab den Blick auf die mit allerlei weißen Fellen geschmückte Bettstatt hinter ihr frei. „Endlich“, raunte sie mir erneut zu, „Ich habe so lange auf dich gewartet. So lange.“ Sanft legte sie ihren Kopf schräg. Fixierte mich mit ihren hellblauen Augen. Wieder begann Magie in mich hinein zu sickern. Sie ähnelte der wilden, ungezähmten Magie, die von dem Raben ausgegangen war, doch diese war noch stärker, drang noch tiefer. Ich schauderte. Konnte ihren Atem auf meiner Haut spüren. Selbst unter meiner Kleidung konnte ich ihn spüren. Gänsehaut breitete sich über meinen gesamten Körper aus. „Denn ich wusste, dass du kommen wirst. Ich habe es gesehen. Vor vielen Götterläufen habe ich es schon gesehen. So lange habe ich auf dich gewartet.“

Vollkommen unerwartet ließ sie die Decke zu Boden gleiten und offenbarte ihren splitternackten, bleichen, aber makellosen jungen Körper. Ganz dicht trat sie an mich heran. Ich schluckte, wusste nicht so recht wie mir eigentlich geschah. Ihr süßlich, lieblicher Geruch stieg mir in die Nase, vernebelte mir die Sinne, raubte mir meinen Verstand. Mein Atem ging schnell. Ich begann die Kontrolle über mich selbst zu verlieren, immer mehr und mehr entglitt sie mir und ich geriet in den Sog dieser Fremden. Dieser schönen, anmutigen, nackten Fremden. Mit Bestimmtheit legte sie ihren Zeigefinger gegen meine Lippen und als ihre Haut meine berührte, da entfuhr mir ein wohliges Seufzen.

„Ich werde ‚Die Weiße Rabe‘ genannt“, raunte sie mir leise zu, „Alle nennen sie mich so. Dabei trug ich früher mal einen anderen Namen. Ich habe ihn vergessen. So wie ich viel über die Zeit vergessen habe. Dich jedoch habe ich nicht vergessen. All die Götterläufe nicht. All die Götterläufe habe ich auf dich gewartet und nun, nun bist du endlich hier, Ortal ay Fasar.“ Erwartungsvoll blickte sie mich an. „Und jetzt, jetzt wirst du endlich erhalten, worauf du die ganzen Götterläufe gewartet hast...“ Ein lustvolles Stöhnen entrann meiner Kehle, dann schwanden mir meine Sinne gänzlich...

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