Geschichten:Unruhige Zeiten - Kapitel 2: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 1. März 2021, 12:29 Uhr

Ende Praios 1043 BF, Burg Kressenburg

"Was da genau auf dem Erlgardsfeld geschehen ist, weiß ich auch nur aus Erzählungen. Nachdem es mich in der ersten Runde der Tjost erwischt hatte, habe ich die restlichen Turniertage damit zugebracht mich im Anwesen meines Schwiegervaters von den Verletzungen zu erholen. Meine Schulter hatte es böse erwischt musst du wissen. Ich hörte nur, dass der Hartsteener Erbe die holde Lechmin im Finale übel zugerichtet und sich hernach abfällig über sie geäußert hat. Auch nachdem bekannt geworden war, dass er ihr ungeborenes Kind getötet hatte, zeigte er keine Spur von Reue." Ingmar musste die Stimme wieder senken und räusperte sich kurz, als er feststellte, dass er sich gerade in Rage geredet hatte. "Über diese Unritterlichkeit waren wir Reichsforster verständlicherweise sehr verärgert, was letztlich zur Eskalation im Buhurt geführt hat. Wohl ein halbes Dutzend Hartsteener ist nachher mit dem Leichenkarren heimwärts gebracht worden. Nun ja, reden wir es nicht schön, auch das war nicht sehr ritterlich von den Reichsforstern. Aber das hätte alles verhindert werden können, wenn sich Odilbert einfach öffentlich entschuldigt hätte."

"Stolz ist schon so manchem zum Verhängnis geworden." Ardos Blick war nachdenklich. Von den Reichsforstern, Ritter Danos' Erben, hatte so einen hinterhältigen Angriff als allerletztes erwartet. "Und die Hartsteener haben das hernach einfach so auf sich sitzen lassen?"

"Was sollten sie tun? Nachdem sich der Staub gelegt hatte, brachen sie ihre Zelte ab und verließen Reichsforst auf dem kürzesten Wege. Immerhin hatten sie auch für die Sicherheit des Grafensohnes zu sorgen. Es gibt auch nach dem Buhurt manchen Ritter in Reichsforst, der dem Hartsteener Jüngling seine Tat nicht so schnell wird verzeihen wollen. Ich bin sicherlich nicht der Einzige, der die vom Turniergericht auferlegte Buße als zu gering erachtet. Auf jeden Fall wurde mein Schwiegervater am nächsten Tag in die Residenz bestellt und kam mit diesem Vertragsentwurf zurück. Es scheint, Graf Drego rechnet bald mit einer Art Vergeltung durch die Hartsteener und will sich schnellstmöglich dafür wappnen."

"Was meinst du Phexian?"

"Die Bedingungen sind hervorragend, wenn der Zeitraum bis zur ersten Lieferung auch knapp ist. Selbst wenn wir die Prozente für den Kesselsteiner abziehen, bleibt uns ein satter Gewinn. Graf Drego muss die Waffen und Rüstungen wirklich dringend benötigen."

"Können wir die Mengen überhaupt liefern, die die Reichsforster haben wollen?"

"Für die ersten Lieferungen sehe ich da gar kein Problem. Wie du weißt, haben wir gerade das Zeughaus mit neuen Rüstungen und Spießen für die Landwehr aufgerüstet. Die können wir schnell und mit Gewinn an Graf Drego senden. Den einen Götterlauf oder zwei werden es für uns auch die alten Spieße noch tun, zumal uns hier in Kressenburg gerade nicht wirklich von irgendwoher Gefahr droht. Der Finsterkamm ist fern, der Reichsforst still, der Schwarzpelz ruhig und für die Scharmützel mit den Finsterzwergen wird es wohl kaum die Landwehr brauchen. Wir müssen jetzt natürlich mehr Eisen importieren und dafür sorgen, dass die Köhler mit allem was sie auf Lager haben und ab sofort herstellen die herrschaftlichen Schmieden beliefern. Dazu werden wir sicherlich auch etwas in Vorkasse gehen müssen. Ein gewisses Risiko bleibt, aber wenn wir den Vertrag erfüllen, holen wir die Investition bis zum Jahresende um ein Vielfaches wieder rein!"

"Der Finsterkamm ist nie still und ruhig, auch wenn es so scheinen mag Phexian. Das weißt du genauso gut wie ich. Der Ork kommt, wenn nicht heute dann morgen. Aber ich gebe dir insofern Recht, dass ich bei meinen letzten Reisen in den Kamm keine Anzeichen für eine erhöhte Aktivität der Schwarzpelze entdecken konnte. Die Finsterzwerge sind tollkühn geworden wie es scheint, aber das ist ein Problem, dass die Grenzreiter und die Finsterwacht in den Griff bekommen müssen. Haben wir denn eigentlich genügend Reserven um in Vorkasse zu gehen, wie du so schön sagst?"

"Viel ist es nicht, aber zur Not müssen wir Schuldscheine ausgeben. Schau mich nicht so an, ich weiß selbst, dass ich mich gegen so ein Gebaren sonst immer verwehrt habe, Aber mit den Gewinnen aus dem Vertrag sind die vor Jahresfrist wieder getilgt. Erst recht, wenn wir den Bonus für Mehrlieferungen einstreichen können. Überlass mir die Verhandlungen mit den Händlern und der Schmiedegilde. Ich werde alles in die Wege leiten."

"Nun gut Phexian, du weißt, ich vertraue dir in solchen Dingen immer. So eine Chance würde auch ich mir nur ungerne entgehen lassen. Ingmar, du wirst gleich morgen früh mit dem gesiegelten Vertrag zurück nach Luring reiten. Wir sollten Graf Drego nicht zu viel Zeit zum Überlegen geben, damit er es sich nicht doch noch anders überlegt."