Geschichten:Weyringhaus - Abschied vom Erben IV: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Auf [[Handlungsort ist::Garetien:Gut Weyring|Gut Weyring]], zur nachmittäglichen Traviastunde am 4. Phex 1043 BF'''
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Leise schloss Ulmia die Türe zur Schreibstube ihres Vaters. Sie atmete hörbar einmal ein und dann wieder aus. Seit ihrer Ankunft auf dem Stammsitz ihrer Familie hatte sie sich die meiste Zeit regelrecht in diesem Raum verschanzt, um sich einen Überblick über alle Angelegenheiten zu verschaffen, die zuvor in der Hand ihres Vaters gelegen hatten, aber vor allem auch, um ihre eigenen Gedanken zu ordnen. Deshalb hatte sie auch jegliche Hilfe durch den Secretarius Sigmans dankend, aber entschieden vorerst abgelehnt.
Es fiel ihr schwer, das bedrückende Gefühl von Trauer, das sich mit der Angst vor dem Versagen mischte, fortzuschieben. Viel zu früh - wie damals - lastete mit einem Mal eine Verantwortung auf ihren Schultern, von der sie geglaubt hatte, dass sie noch Jahre, in diesem Falle sogar Jahrzehnte auf sich warten lassen würde. Und wie schon damals hatte Ulmia das Gefühl, mit niemandem so recht darüber sprechen zu können. Ob [[Briefspieltext mit::Garetien:Leomar von Weyringhaus-Rabenmund|Leomar]] ihre Sorgen würde nachempfinden können, bezweifelte sie fast, und vermutlich würde Fenia sie nur damit aufziehen, wenn sie ihr von den nagenden Selbstzweifeln erzählte, die sie sich sonst zu verbergen alle Mühe gab. Dabei hätte sie sich gerade ihrer Schwester so gerne anvertraut.
Einige Augenblicke hatte Ulmia so gedankenverloren vor der Tür verharrt, die Klinke noch in der Hand, dass sie nun regelrecht zusammenschrak, als mit einem Mal die Schritte zweier Personen erklangen und Thorondir mit Fenia um die Ecke des Flures bog. Sogleich setzte Ulmia ein freundliches Lächeln auf und es mochte höchstens ihrer Schwester auffallen, dass sie sich dazu mehr als sonst zwingen musste. Doch über die Jahre als Stadtvögtin von Natzungen hatte sie das diplomatische Maskenspiel geradezu perfektioniert, sodass es ihr üblicherweise sehr zuverlässig gelang, ihr Umfeld über ihre wahren Gefühle hinweg zu täuschen.
“Die Kutsche sollte schon bereitstehen”, erklärte Ulmia mit einem Nicken, sah dann allerdings Thorondir fragend an: “Oder hattet Ihr vor zu reiten, werter Schwager?”
“Danke der Nachfrage, Schwägerin. Ihr kennt mich wahrlich recht gut. Nun, ich überlasse gern den Damen die Kutsche”, meinte dieser beinahe überspitzt höflich. “Ich begleite Euch zu Pferd, wie es sich für einen Ritter gehört.”
“...der sich von der holden Weiblichkeit wohl ach so schnell in die Flucht schlagen lässt”, führte seine Gemahlin den Satz zu Ende und spottete für ihre Verhältnisse milde. Demonstrativ wandte sich Fenia zu ihrer nur unwesentlich älteren Schwester um und bot dieser ihren Arm zum Geleit, den diese mit einem amüsierten Grinsen, das sie sich nicht verkneifen konnte, ergriff. Thorondir hingegen zeigte sie bewusst die kalte Schulter. Thorondir folgte ihnen leibwächtergleich mit einem unbeeindruckten Lächeln.
Da sie erst spät am letzten Abend eingetroffen waren, wandte sich Fenia an ihre unwesentlich ältere Schwester. “Ich nehme an, du warst bereits an der Kapelle - bei Vater?”, fragte sie und Ulmia konnte sich deutlich an den letzten Anlass dort erinnern: Die Hochzeit von Thorondir und Fenia.
“Nein, tatsächlich nicht”, erwiderte Ulmia scheinbar selbstverständlich, doch das kurze Zögern vor ihrer Antwort verriet zumindest Fenia, dass ihr dieser Lapsus erst jetzt bewusst wurde.
“Sieht dir gar nicht ähnlich…”, überlegte Fenia überrascht, da ihre Schwester als Erstgeborene und Erbin seit klein auf die besten Lehrer erhalten hatte - ebenso natürlich auch die Aufmerksamkeit ihres Vaters. An ihre schon lange abwesende Mutter hatte sie nur noch vage Erinnerungen. “Aber du wirst sicherlich deine Gründe haben”, mutmaßte sie entgegenkommend, obwohl sie das Verhalten Ulmias durchaus befremdlich empfand.
Die kaum Ältere zog die Stirn in Falten und hob das Kinn ein wenig. “Ich habe begonnen, mir einen Überblick über Vaters Angelegenheiten zu verschaffen. Ich will vorbereitet sein”, stellte sie ernst fest. “Wir gehen ja heute alle gemeinsam”, schob Ulmia noch nach und griff nach Fenias Hand. Sie hatte die Schwester sanft mit hinaus ziehen wollen zur Kutsche - vielleicht als Zeichen, dass sie die Dinge im Griff hatte -, aber es wirkte vielmehr haltsuchend.
“...gemeinsam…”, echote Fenia und der leicht fragende Unterton konnte leicht überhört werden, da sie rasch und entschieden hinzu setzte: “Du wirst dein ganzes Leben bereits darauf vorbereitet, Schwester. Vater hat dafür gesorgt und sicherlich seine Hoffnungen in dich gesetzt.” Sie drückte Ulmias Hand.
“Das einzige was du nun alleine vollbringen mußt, ist dir einen geeigneten Gemahl zu suchen - und diese Freiheit solltest du nutzen”, stellte die Jüngere fest.
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|Titel=Abschied vom Erben IV
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Aktuelle Version vom 21. November 2021, 09:31 Uhr

Auf Gut Weyring, zur nachmittäglichen Traviastunde am 4. Phex 1043 BF

Dramatis personae:

Ulmia von Weyringhaus, älteste Tochter Sigmans

Fenia von Weyringhaus-Ruchin, ihre Schwester

Thorondir von Dürsten, Fenias Gatte


Leise schloss Ulmia die Türe zur Schreibstube ihres Vaters. Sie atmete hörbar einmal ein und dann wieder aus. Seit ihrer Ankunft auf dem Stammsitz ihrer Familie hatte sie sich die meiste Zeit regelrecht in diesem Raum verschanzt, um sich einen Überblick über alle Angelegenheiten zu verschaffen, die zuvor in der Hand ihres Vaters gelegen hatten, aber vor allem auch, um ihre eigenen Gedanken zu ordnen. Deshalb hatte sie auch jegliche Hilfe durch den Secretarius Sigmans dankend, aber entschieden vorerst abgelehnt.

Es fiel ihr schwer, das bedrückende Gefühl von Trauer, das sich mit der Angst vor dem Versagen mischte, fortzuschieben. Viel zu früh - wie damals - lastete mit einem Mal eine Verantwortung auf ihren Schultern, von der sie geglaubt hatte, dass sie noch Jahre, in diesem Falle sogar Jahrzehnte auf sich warten lassen würde. Und wie schon damals hatte Ulmia das Gefühl, mit niemandem so recht darüber sprechen zu können. Ob Leomar ihre Sorgen würde nachempfinden können, bezweifelte sie fast, und vermutlich würde Fenia sie nur damit aufziehen, wenn sie ihr von den nagenden Selbstzweifeln erzählte, die sie sich sonst zu verbergen alle Mühe gab. Dabei hätte sie sich gerade ihrer Schwester so gerne anvertraut.

Einige Augenblicke hatte Ulmia so gedankenverloren vor der Tür verharrt, die Klinke noch in der Hand, dass sie nun regelrecht zusammenschrak, als mit einem Mal die Schritte zweier Personen erklangen und Thorondir mit Fenia um die Ecke des Flures bog. Sogleich setzte Ulmia ein freundliches Lächeln auf und es mochte höchstens ihrer Schwester auffallen, dass sie sich dazu mehr als sonst zwingen musste. Doch über die Jahre als Stadtvögtin von Natzungen hatte sie das diplomatische Maskenspiel geradezu perfektioniert, sodass es ihr üblicherweise sehr zuverlässig gelang, ihr Umfeld über ihre wahren Gefühle hinweg zu täuschen.

“Die Kutsche sollte schon bereitstehen”, erklärte Ulmia mit einem Nicken, sah dann allerdings Thorondir fragend an: “Oder hattet Ihr vor zu reiten, werter Schwager?”

“Danke der Nachfrage, Schwägerin. Ihr kennt mich wahrlich recht gut. Nun, ich überlasse gern den Damen die Kutsche”, meinte dieser beinahe überspitzt höflich. “Ich begleite Euch zu Pferd, wie es sich für einen Ritter gehört.”

“...der sich von der holden Weiblichkeit wohl ach so schnell in die Flucht schlagen lässt”, führte seine Gemahlin den Satz zu Ende und spottete für ihre Verhältnisse milde. Demonstrativ wandte sich Fenia zu ihrer nur unwesentlich älteren Schwester um und bot dieser ihren Arm zum Geleit, den diese mit einem amüsierten Grinsen, das sie sich nicht verkneifen konnte, ergriff. Thorondir hingegen zeigte sie bewusst die kalte Schulter. Thorondir folgte ihnen leibwächtergleich mit einem unbeeindruckten Lächeln.


Da sie erst spät am letzten Abend eingetroffen waren, wandte sich Fenia an ihre unwesentlich ältere Schwester. “Ich nehme an, du warst bereits an der Kapelle - bei Vater?”, fragte sie und Ulmia konnte sich deutlich an den letzten Anlass dort erinnern: Die Hochzeit von Thorondir und Fenia.

“Nein, tatsächlich nicht”, erwiderte Ulmia scheinbar selbstverständlich, doch das kurze Zögern vor ihrer Antwort verriet zumindest Fenia, dass ihr dieser Lapsus erst jetzt bewusst wurde.

“Sieht dir gar nicht ähnlich…”, überlegte Fenia überrascht, da ihre Schwester als Erstgeborene und Erbin seit klein auf die besten Lehrer erhalten hatte - ebenso natürlich auch die Aufmerksamkeit ihres Vaters. An ihre schon lange abwesende Mutter hatte sie nur noch vage Erinnerungen. “Aber du wirst sicherlich deine Gründe haben”, mutmaßte sie entgegenkommend, obwohl sie das Verhalten Ulmias durchaus befremdlich empfand.

Die kaum Ältere zog die Stirn in Falten und hob das Kinn ein wenig. “Ich habe begonnen, mir einen Überblick über Vaters Angelegenheiten zu verschaffen. Ich will vorbereitet sein”, stellte sie ernst fest. “Wir gehen ja heute alle gemeinsam”, schob Ulmia noch nach und griff nach Fenias Hand. Sie hatte die Schwester sanft mit hinaus ziehen wollen zur Kutsche - vielleicht als Zeichen, dass sie die Dinge im Griff hatte -, aber es wirkte vielmehr haltsuchend.

“...gemeinsam…”, echote Fenia und der leicht fragende Unterton konnte leicht überhört werden, da sie rasch und entschieden hinzu setzte: “Du wirst dein ganzes Leben bereits darauf vorbereitet, Schwester. Vater hat dafür gesorgt und sicherlich seine Hoffnungen in dich gesetzt.” Sie drückte Ulmias Hand.

“Das einzige was du nun alleine vollbringen mußt, ist dir einen geeigneten Gemahl zu suchen - und diese Freiheit solltest du nutzen”, stellte die Jüngere fest.