Geschichten:Jäger und Beute - Auf der Pirsch: Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
''[[Handlungsort ist::Perricum:Dorf Waldhain|Irgendwo]] in der [[Ortsnennung ist::Perricum:Herrschaft Hardenfels|Herrschaft Hardenfels]], | ''[[Handlungsort ist::Perricum:Dorf Waldhain|Irgendwo]] in der [[Ortsnennung ist::Perricum:Herrschaft Hardenfels|Herrschaft Hardenfels]], Anfang Tsa 1045 BF''<br> | ||
<br> | <br> | ||
[[Hauptdarsteller ist::Perricum:Wolfhelm von Hardenstatt|Wolfhelm von Hardenstatt]] war ausgelaugt. Das Umherirren im Wald, mitten im Winter und Schnee strengte ihn mehr an als er zugeben wollte. Zwar versuchte er sich nichts anmerken zu lassen, doch die vielen Wölkchen, die er ausstieß, verrieten ihn.<br> | [[Hauptdarsteller ist::Perricum:Wolfhelm von Hardenstatt|Wolfhelm von Hardenstatt]] war ausgelaugt. Das Umherirren im Wald, mitten im Winter und Schnee strengte ihn mehr an als er zugeben wollte. Zwar versuchte er sich nichts anmerken zu lassen, doch die vielen Wölkchen, die er ausstieß, verrieten ihn.<br> |
Aktuelle Version vom 1. April 2022, 19:48 Uhr
Irgendwo in der Herrschaft Hardenfels, Anfang Tsa 1045 BF
Wolfhelm von Hardenstatt war ausgelaugt. Das Umherirren im Wald, mitten im Winter und Schnee strengte ihn mehr an als er zugeben wollte. Zwar versuchte er sich nichts anmerken zu lassen, doch die vielen Wölkchen, die er ausstieß, verrieten ihn.
Seine beiden Begleiter, kräftige Holzfäller, hatten ihre wuchtigen Äxte geschultert und Fackeln ausgepackt. Die Praiosscheibe war bereits hinter den Bergen verschwunden und es würde nicht lange dauern, dann wäre die Nacht komplett eingebrochen.
Der alte Ritter bückte sich und suchte nach Spuren. Kopfschütteln erhob er sich und lief weiter. Der Wald war groß und dicht, wer hier nicht gefunden werden wollte, den würde man auch nicht finden können.
Normalerweise hätte er gewartet. Darauf, dass Bärfried oder einer seiner Neffen kommen würden. Diese jedoch waren wohl immer noch eingeschneit oder genossen das mildere Klima des Südens, doch die Sache duldete keinen Aufschub. Als Ulgert Holzer vor einigen Tagen mit einer blutleeren Leiche im Wehrhof aufgetaucht war hatte sich eine Gewissheit in dem alten Ritter festgesetzt. Eine Gewissheit, dass dies eine Sache war, um die er sich selbst so schnell wie möglich kümmern musste.
Als Herr von Hardenfels, als Ritter der Zwölfgötter war es seine Pflicht die Menschen zu beschützen, welche in seinem Lehen lebten und auf den Schwertarm Wolfhelms vertrauten! Erstrecht wenn ein solch schändliches Wesen sich hier herumtrieb. Darum hatte er sich aufgemacht. Wolfhelm war gerade bis zum Dorfrand gekommen, da waren ihm seine Begleiter nachgegengekommen. Sie wollten ihren Herrn bei seiner Jagd unterstützen! Denn auch wenn man nicht viel über den Mörder Judovids wusste, eines wusste man hier genau, eine solche Kreatur wollte man nicht ungestraft davonkommen lassen!
Die "Jagdgesellschaft" war nun schon einige Stunden unterwegs. Wenn er sich nicht gänzlich irrte, dann waren Wolfhelm und seine beiden Männer irgendwo an der Grenze zu Gorbingen. Erschöpft hatten sie sich auf einer Lichtung niedergelassen, um etwas zu verschnaufen. „Herr, ich weiß, dass man so jemanden zum Baron bringen muss… Aber ich kann mir nicht helfen, ich hoffe er wehrt sich, damit es zum Kampf kommt“, durchbrach einer der Männer die Stille. Der andere nickte ihm zustimmend zu, „so jemand verdient es keinen weiteren Moment auf Dere zu leben“, pflichtete er bei. Der Ritter brummte, er konnte diese Gefühle nachvollziehen, doch dieser Mörder gehörte in die Obhut des Barons, diesem allein stand es zu über ihn zu richten. Dem Baron und natürlich den Göttern, „wir wollen ihn lebend. Er muss zum Baron und dort seine gerechte Strafe bekommen“.
„Hört Ihr das?!“, rief der jüngere der beiden Begleiter aus und sprang auf, seine Holzfälleraxt fest umgriffen und in den Wald spähend.
Wolfhelm und der andere Holzfäller taten es ihm gleich. Auch wenn der alte Ritter nichts gehört hatte, doch daran war wohl das Alter schuld. Es dauerte etwas, dann erkannten die Drei die Gestalt, vielleicht zwanzig Schritt von ihnen entfernt am Rande der Lichtung. Großgewachsen und hager stand sie da. Eingehüllt in dunklen langen Gewändern, die lange dünne Klinge schienen unheilig im Licht des Madamals und Wolfhelm war es, als ob es noch kälter geworden war.
„Ihr scheint entweder mächtig mutig oder mächtig dumm zu sein. Wisst ihr denn nicht, dass hier draußen, in der Nacht, ein mörderisches Wesen umherstreift? Ein wahrer Meister der Jagd!“, rief die Gestalt mit kehliger Stimme ihnen entgegen und setzte sich mit einem schaurigen Lachen blitzschnell in Bewegung.
Erschöpft schleppte er sich weiter, sein Hals brannte und jede Sehne seines Körpers schmerzte! Das Blut rauschte in seinen Ohren und das Herz schlug immer noch wie wild. Der Alte konnte nicht mehr, mit blutigen und aufgeschürften Händen umklammerte er das Heft seines Schwerts, in seinen jüngeren Jahren hatte er es einhändig führen können doch diese Zeit war längst vorbei. Auf seinem Bastardschwert abgestützt stolperte er weiter, dort hinten hatte er eine Höhle gesehen. Dort würde ihn diese Kreatur nicht finden…
Nach einer gefühlten Ewigkeit war er an der Höhle angekommen, dunkel und still lag sie vor ihm. Der Eingang hatte mehr etwas von einem unendlichen Schlund. Das Madamal brach vereinzelt durch die Wolkendecke hindurch und zeigte ihm den Weg tiefer in die Dunkelheit. Mit einem letzten Blick nach hinten versicherte sich der Ritter, dass ihm niemand gefolgt war.
Die Schreie der Männer hatten sich in sein Gedächtnis eingebrannt und es fiel schwer herauszufinden, ob es nur seine Erinnerungen waren oder ob sie tatsächlich noch schrien. Langsam stolperte er an der Wand weiter in die Höhle hinein, sein Schwert so fest umklammernd, wie es ihm noch möglich war. Er betete zum Herrn Praios, dass dieser die Nacht so bald wie möglich vertreiben würde, wenngleich er genau wusste, dass das Madamal erst seit wenigen Stunden am Firmament stand.
Der Ritter hatte keine zehn Schritte in die Höhle gemacht, da durchfuhr ihn ein eiskalter Schauer. Der Jäger hatte seine Beute in die Enge getrieben. Wolfhelm schluckte und drehte sich um, das Heft seiner Waffe nun mit beiden Händen umklammernd.
Es war ein ungleiches Bild, auf der einen Seite der alte, schwankende Mann. Aus dessen unzähligen Wunden das Blut floss, dessen Kleider sich von Blut rotfärbten, an Fetzen von ihm herabhingen und der nur noch die kläglichen Überreste eines Kettenhemds anhatte.
Auf der anderen Seite eine hagere Gestalt, ein langes, dünnes Schwert in der Hand haltend. Ein kehliges Lachen stieß das Wesen aus und ging langsam auf seine Beute zu.
Der Mann, der einst einem Turm glich, verfluchte sich. Das alles war ein Fehler gewesen, er hätte nicht verschwinden sollen, als dieses Monster von ihm losgelassen hatte und sich einem seiner Begleiter zuwandte. Auch hätte er sich nicht in diese Höhle schleppen sollen! Vor allem aber hätte er sich nicht nur mit zwei Begleitern auf die Jagd machen dürfen! Als die Kreatur einem seiner Begleiter in die Kehle gebissen hatte, war es dem Ritter schlagartig bewusst geworden was er hier vor sich hatte.
Und sich vor einem Vampir zu verstecken, das erkannte er nun, war ein sinnloses Unterfangen. Es dann auch noch in der Dunkelheit zu versuchen… schwer atmend hob er Fides und parierte einen Schlag des Vampirs gerade noch rechtzeitig, bevor dieser seine schmale Klinge in Wolfhelms Schulter rammen konnte.
Es war ein ungleicher Kampf und während Wolfhelm selbst keinen einzigen Angriffsversuch unternehmen konnte, deckte sein Gegenüber ihn mit Schlägen zu. Immer öfter kam der Vampir durch seine Deckung und mit jedem Schnitt, mit jedem Schlag wurde Wolfhelm schwächer.
Schließlich, nach einigen Momenten, welche Wolfhelm quälend lang vorkamen, bohrte sich die Klinge des Vampirs tief in Wolfhelms linke Schulter. Vor Schmerz schrie dieser auf, stolperte und fiel rücklings hin. Sein Schwert glitt ihm aus der Hand und schlitterte außer Reichweite. Das Blut quoll aus der tiefen Wunde. Das war es wohl, sein Ende. In einer Höhle im Kampf mit einer Kreatur der Finsternis würde Wolfhelm von Dere gehen. Würden seine Kinder oder Neffen seinen Tod rächen? Oder würde diese Kreatur weiter ungestraft die Herrschaft heimsuchen? Mit einem kehligen Lachen beugte sich der Vampir über ihn. Dann spürte der alte Ritter noch einen letzten stechenden Schmerz, bevor es gänzlich schwarz wurde.