Benutzer:Nimmgalf von Hirschfurten/Geschichten: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 112: | Zeile 112: | ||
=Szenen im Vorfeld= | =Szenen im Vorfeld= | ||
=== | ===Ich werde nicht mitkommen=== | ||
'''Auf dem [[Handlungsort ist::Garetien:Gräfliches Gestüt Erlgardshof|Erlgardshof]], Ende Travia 1044 BF''' | '''Auf dem [[Handlungsort ist::Garetien:Gräfliches Gestüt Erlgardshof|Erlgardshof]], Ende Travia 1044 BF''' |
Version vom 30. September 2023, 21:55 Uhr
Gästeliste zu Nimmgalfs 50. Tsatag (10.Boron 1044)
Gruppe | Name | Titel | Infos | Spieler |
---|---|---|---|---|
Familie | Nimmgalf von Hirschfurten | Baron zu Hirschfurten | Gastgeber | Ingo |
Familie | Ederlinde von Luring-Hirschfurten | Junkerin zu Rotkrähenborn | Ehefrau | Ingo |
Familie | Irnfrede von Luring-Hirschfurten | Edle zu Fr. Freudenstein | Tochter | Ingo |
Familie | Randolf von Hirschfurten | Erb-Baronet zu Hirschfurten | Sohn, Knappe bei Erlan | Ingo |
Familie | Racalla von Hirschfurten | Baroness zu Hirschfurten | Tochter, Elevin | Ingo |
Familie | Brinwulf von Hirschfurten | Baronet zu Hirschfurten | Sohn, Schule der Hohen Reiterei | Ingo |
Familie | Helmar von Hirschfurten | Pfalzgraf zu Goldenstein | Vetter | Ingo |
Familie | Hartmunde von Hirschfurten | Pfalzgräfin zu Goldenstein | Helmars Frau | Ingo |
Familie | Hernulf-Answin von Hirschfurten | Baron zu Leihenbutt | entf. Neffe | Bernd |
Familie | Sharbane Leutreu von Hirschfurten | Baronin zu Leihenbutt | Hernulfs Frau | Bernd |
Familie | Yolande von Hirschfurten-Zweifelfels | Junkerin zu Zweifelfels | Cousine | Ingo |
Familie | Oldebor von Zweifelfels | Junker zu Zweifelfels | ehem. Knappe | Bernd G. |
Familie | Jendara von Hirschfurten | Peraine Hochgeweihte zu Wegfeld | ehemals Samlor | Ingo |
Familie | Ludolf von Hirschfurten | künftig: Baron zu Erlenstamm | Verlobter von Selinde | Ingo |
Familie | Selinde von Ruchin | Baronin zu Erlenstamm | verlobt mit Ludolf | Ingo / BB |
Familie | Firnwulf von Hirschfurten | Junger Herr | Knappe bei Ardo v. Keilholtz | Ingo |
Familie | Sylphia von Hirschfurten | Edle zu Hirschwalden | Nichte, schwanger | Ingo |
Familie | Ortwin von Hirschfurten | Edler zu Hirschwalden | Mann von Sylphia | Ingo |
Familie | Berulf von Hirschfurten | Ritter zu Hirschfurten | Hausritter | Ingo |
Familie | Thalia von Rossreut | Hohe Dame | Berulfs Frau | Ingo |
Pfortenritter | Erlan von Zankenblatt | Baron zu Syrrenholt | Baron aus Reichsforst | Christian J. |
Pfortenritter | Erlbrechta von Zweifelfels | Baronin zu Syrrenholt | Erlans Frau | Bernd G. |
Pfortenritter | Melina von Ehrenstein | eh. Vögtin zu Gräfl. Rubreth | Ihr Mann führt derzeit Fehde | Andre J. |
Pfortenritter | Tsaiana von Waldfang-Angerwilde | Baronin zu Waldfang | Reichsforster Baronin | Melli L. |
Pfortenritter | Korhilda von Sturmfels | Baronin zu Wasserburg | ehem. Sturmfels | Ina S. |
Pfortenritter | Leobrecht von Ochs | Reichsvogt von Efferdstränen | Mann von Korhilda | Volker S. |
Pfortenritter | Wolfaran von Ochs | Baron von Bärenau | Sohn von Korhilda und Leobrecht | Volker S. |
Pfortenritter | Iralda von Ochs | Baronin von Bärenau | Frau von Wolfaran | Ina S. |
Reichsforster Adel | Drego von Altjachtern | Baron zu Schwarztannen | Monika L. | |
Reichsforster Adel | Ailsa ni Rian | Baronin zu Schwarztannen | Frau von Drego von A. | Monika L. |
Reichsforster Adel | Drego von Luring | Graf von Reichsforst | Nimmgalfs Schwager | BB |
Freunde | Ardo von Keilholtz | Baron zu Kressenburg | aus Greifenfurt | Robert O. |
Freunde | Praiadne Leuinherz Keilholtz | Baronin zu Kressenburg | Ardos Frau | Robert O. |
Freunde | Hal von Ehrenstein | Kronvogt zu kgl. Halhof | Vater von Melina, verwitwet | Andre J. |
Freunde | Anselm Hilberan von Hundsgrab-Bugenbühl | Baron zu Hundsgrab | aus Greifenfurt | Christian K. |
Freunde | Khorena von Hundsgrab-Bugenbühl | Baronin zu Hundsgrab | Anselms Frau | Christian K. |
Freunde | Gerion von Keres | Junker von Hohenlinden | Magier Schwert und Stab | Victor B. |
Freunde | Arinya von Baernfarn | Junkerin von Alfenmohn | Gerions Frau | Victor B. |
Freunde | Felian von Perainsgarten | Junker von Perainsgarten | aus Mardershöh, Schlund | Florian Z. |
Einladungsschreiben
Einladung zum 50. Tsatage
Es ist mir eine große Freude, Euch und Eure/n Gemahl/Gattin zu den Feierlichkeiten anlässlich meines 50. Tsatages einzuladen. Die Feierlichkeiten werden am 10.Boron 1044 BF auf Burg Trollhammer, Baronie Hirschfurten stattfinden. Die Anreise ist bereits ab dem 09. Boron möglich.
Für Verpflegung ist reichlich gesorgt. Die Unterbringung erfolgt entweder in den Gästequartieren auf der Burg, oder im Hotel „Zum Kronenhirsch“ in der nahegelegenen Stadt Samlor. Die Kosten werden selbstverständlich übernommen.
Es wird einen feierlichen Empfang geben mit anschließendem Festbankett. Am Abend wird noch ein großer Ball stattfinden, es gibt reichlich Musik und Tanz. Die Bardengruppe „Sine Mora“ wird den ganzen Abend für gute Unterhaltung sorgen.
Ich freue mich auf Eure baldige Zusage,
Nimmgalf von Hirschfurten,
Szenen im Vorfeld
Ich werde nicht mitkommen
Auf dem Erlgardshof, Ende Travia 1044 BF
„Ich werde nicht mitkommen“, brüllte sie durch die schwere Tür.
„Ich weiß doch, dass Du Erlgardshof normalerweise nicht verlässt, aber es ist doch immerhin Nimmgalfs Fünfzigster!“ Drego seufzte. Das hatte er jetzt auch schon etwa siebzehnmal gesagt, irgendwie drehten sie sich im Kreis. Er blickte die Treppe hinab, die vom Fuß des dicken Turms, um den herum das gräfliche Gestüt errichtet worden schien, bis in das Gelass seiner Gattin führte. Unter ihm warteten seine Begleiter und schauten erwartungsvoll hinauf. Franwin grinste, die Kravetz verdrehte immer wieder gelangweilt die Augen. Drego seufzte erneut und wandte sich zum Gehen, als die feste Tür sich plötzlich öffnete.
Kurz schien es so, als wollten Franwin und Kravetz einfach an ihrem Grafen vorbeistürmen, um das Turmzimmer zu erobern, aber da erschien schon die Tsa-Geweihte auf der Schwelle, begleitet von ihrem wuchtigen Schatten, der jede Tür zu bewachen fähig schien.
„Hochwohlgeboren“, begrüßte Serina Schillerkraut den Grafen und begann die Stufen herabzusteigen, gefolgt von Boronir von Haderstein, der nur nickte und nichts sagte, während er die Tür zuzog, hinter der die Gräfin noch einmal „niemals!“ rief.
„Äh, Hochwürden …“ wandte sich Drego an die Tsa-Geweihte, die dem Grafen an Körpergröße gleichkam, sich aber noch zwei Stufen über ihm befand – und nu prustend zu kichern begann.
Drego brach ab: „Was ist, Hochwü…“
„Hochwürden? Im Ernst? Ich bin doch Serina, das wisst Ihr doch“, lachte sie Drego an und wandt sich an ihm vorbei die Stufen hinunter. Als sie ihn passierte, klopfte sie ihm kurz respektlos, aber vertraulich auf die Brust.
„Äh, Serina. Halt, wartet doch!“
Die Geweihte schlängelte sich nun auch an Franwin und Kravetz vorbei, während Haderstein sich oberhalb des Grafen hielt. Alle folgten nun Serina hinunter auf den Hof des Gestüts, wo sich die Geweihte im herbstlichen Sonnenschein endlich zu Drego umdrehte.
„Ja, Hochwohlgeboren?“
Franwin und Kravetz gingen zur Seite und flankierten Drego, während Haderstein um die drei herumging und sich neben Serina stellte. Es gab eine gewisse Spannung, die sich vor allem zwischen Dregos Begleitern und dem düsteren Haderstein aufbaute.
„Serina, was macht Korwinne da oben? Warum kann sie nicht einmal mitkommen? Ich habe sie praktische seit Jahren nicht gesehen! Sie ist doch meine Frau!“ Drego wirkte ehrlich besorgt.
„Sie betet viel, Hochwohlgeboren. Dort oben ist ja nicht nur ihre Wohnung, sondern auch ein der jungen Göttin geweihter Schrein. Dessen heilige Aura unterstützt sie und schützt sie auch.“ Serinas Blick flackerte kurz zu Franwin hinüber.
„Schützt sie?“ Drego legte den Kopf auf die für ihn charakteristische Weise schief. „Wovor?“
Serinas Züge wurden plötzlich ernst: „Vor allem, was ihr schaden kann.“
„Ja, aber was soll das denn sein? Wenn sie so Angst hat, warum kommt sie denn nicht mit nach Burg Luringen? Wo könnte sie denn sicherer sein?“
Serina zögerte kurz, dachte offenbar nach. „Hochwohlgeboren, es gibt sichtbare und unsichtbare Gefahren. Es gibt solche, vor denen Mauern und Schwerter schützen, und solche, vor denen die Götter und der Glaube schützen. Wo hat denn Eure Gattin ihre Kinder verloren?“
Drego stutzte: „Was haben denn Grifo und Lechmin damit zu tun?“ Ein schmerzvoller Zug zerwühlte Dregos Gesicht. „Wieso Gefahren? Ich … verstehe Euch nicht.“
Serina zuckte die Achseln und lächelte wieder: „Ich weiß. Und deshalb kann die Gräfin nicht mit Euch nach Trollhammer kommen. Lasst Euch doch von dieser edlen Dame begleiten.“ Damit wies sie auf Selinde von Kravetz, die zusammenzuckte, als hätte eine Üeitsche geknallt, während die Tsa-Geweihte sich zu Haderstein umdrehte und mit diesem zum Stall schritt, vor dem Erlan Cardona wachsam gewartet hatte.
Drego und Franwin blickte beide auf die Kravetz, die abwehrend die Hände: „Nicht meine Idee!“
„Haha, mach mal, das gibt Gerede!“, feixte Franwin, während Drego das alles mit einer fahrigen Bewegung abschüttelte: „Warum nicht, ich kann schließlich nicht allein tanzen.“
Damit ließ er seine Ritterin und den schadenfroh grisenden Franwin stehen.
Selinde von Kravetz wandte sich mit Leidensmiene an Franwin: „Alleine tanzen? Ich kann gar nicht tanzen!“
Du wirst nicht mitkommen
Burg Luringen, Ende Travia 1044 BF
„Du wirst nicht mitkommen!“ Drego schlug bestimmt mit der flachen Hand auf den Tisch im Remter von Burg Luringen. Die Diener und Mägde zuckten sogar kurz erschrocken zusammen, während sie das Geschirr nach der Mahlzeit abtrugen. Auch die noch im Saal verbliebenen Hofangehörigen blickten erstaunt: Drego wurde selten laut, und gegenüber Rudon von Zwillingstein schon gar nicht. Doch genau das ging hier gerade vor sich! Rudon und Drego stritten sich über die Einladung zum Ball auf Burg Trollhammer. So oft waren „Nein“ und „Doch“ hin- und hergegangen, dass es Drego zu bunt geworden war. Er erhob sich: „Das ist mein letztes Wort. Einer muss schließlich hierbleiben, es kann ja nicht der ganze Grafenhof tanzen gehen!“
„Aber …“ Rudon, der seinem Grafen gegenüber auf der anderen Seite der Tafel stand, hob erneut die Hand im Widerspruch.
„Schluss jetzt! Geh, ich hab jetzt genug!“ Aber es war Drego, der ging. Zornig umrundete er seinen Burgsassen und Landvogt und verließ den Remter, gefolgt von seinem Mündel, der vorwitzigen Molwene von Granfeld, die mit der ganzen Gehässigkeit ihrer 15 Jahre in Rudons Richtung stänkerte: „Aber ich gehe mit!“
„Wir gehen ebenfalls“, raunte Maga Gragelsfort ihrem Gatten zu.
„Nach Trollhammer?“, fragte der verdutzt zurück.
„Nein, aber weg“, bestimmte sie.
„Wohin?“
„Egal, Hauptsache weg.“ Und damit verließen sie den Remter mit den anderen.
Rudon wartete ab, bis sich die Diener verzogen und die allgemeine Bewegung gelegt hatte. Er hatte seinen Platz nicht verlassen, ja sich nicht einmal gerührt. Nun drehte er sich langsam um und blickte in die Gesichter der wenigen, die noch hier standen.
Jesmina von Erlenfall starrte Rudon ernst und erwartungsvoll an. Ihr Vater verharrte neben ihr.
Dr. Baldus saß noch auf seinem Platz und blinzelte ebenfalls abwartend in Rudons Richtung.
Franwin von Luring lümmelte sich vor der Tür herum und schaute immer wieder über die Schulter.
Die Kravetz stand im Raum wie bestellt und nicht abgeholt. Daneben Knappe Debrek.
Im Remter war es ganz still geworden. Aus der Etagenküche hörte man eine Magd den Schacht hinunter zum Küchenmeister brüllen: „Ich hole das Essen für die Gräfin“. Dann verklang auch von dort das Rumpeln, Klirren,. Scheppern, Schwatzen. Franwin wies die Zofe Josmene kurz ab, die noch irgendetwas hatte holen wollen. Dann waren sie unter sich.
„Meister?“ Jesmina von Erlenfall starrte mit ihrem Blick leicht von unten, der sonst so angriffslustig wirkte, nun aber unterwürfig aussah.
„Er denkt, dass es seine Idee war.“ Rudon nickte zufrieden. „Gut so. Wenn der Hofstaat fort ist, kann ich hier endlich ein bisschen aufräumen.“
„Denk daran, dass wir nicht zur Verfügung stehen“, warf Emmeran von Erlenfall ein. „Wir stehen in Fehde und haben zu tun.“
„Ich weiß, und das ist auch gut so. Je mehr Unruhe und Chaos ihr in der Grafschaft stiften könnt, desto besser ist es. Wir wollen doch nicht, dass Dregos neue Freunde zu viel Sicherheit gewinnen.“ Rudon schien kurz in sich hineinzuhören. Dann fuhr er ruhig fort: „Emmeran, du und deine Tochter seid beschäftigt. Selinde: Du begleitest den Grafen als seine Tischdame nach Trollhammer. Auf dem Weg musst du noch einmal überprüfen, ob du den kleinen Greifenbastard nicht aufspüren kannst. Ich habe Informationen erhalten, wo er sein könnte. Franwin, du gehst ebenfalls mit Selinde. Der Graf wird mit eigener Gruppe anreisen, bei der die vielen Schläfer sind. Alwene und Hardane werden dort aufpassen. Doktor Baldus, Euch brauche ich hier.“
Der Sekretär blinzelte aufmerksam: „Was kann ich tun?“
„Wir lassen unseren Freund Ungolf herein und werden ein für allemal die Gräfin aus dem Spiel nehmen. Sie lenkt Drego zu sehr ab.“
„Gut, Ungolfs Hilfe werden wir gut gebrauchen können. Der grässliche Awarißt lässt die Gräfin kaum aus den Augen.“ Arth Baldus erhob sich nun steif.
„Der wird mit der Gräfin gehen. Es wird Zeit. Wie kann es sein, dass ausgerechnet auf Burg Luringen die Untergeschosse nicht uns gehören?“ Rudon strich sich den Bart glatt.
„Und die Magier?“, wollte Knappe Debrek wissen.
„Paarweise ab, wenn sie nicht vorher gehen“, schloss Rudon die Debatte.
Gerion sucht Arinya in Alfenmohn auf
Dorf Alfenmohn, Ende Travia 1044 BF
"Es ist gut, daß du dir das hier mal endlich ansiehst", sagte Arinya als sie Gerion das Dorf zeigte. Sie war vor knapp einem Jahr zur Junkerin dieses Ortes ernannt worden, doch Gerion hatte erst jetzt Zeit gefunden, sie hier zu besuchen, da die kaisermärker Politik ihn zu sehr in Anspruch nahm.
Sie wollte ihn ein wenig auf andere Gedanken bringen und so hatte sie ihn durch das Dorf geführt, die umfangreichen Mohnfelder gezeigt, ihm ihre Gnaden Felana Thomann im kleinen Hesinde-Tempel vorgestellt und mit ihm auch einen Abstecher zum Peraine-Tempel gemacht. Wir es schien, gelang es ihr auch ihm abzulenken - er zeigte sich an der hesindianischen Schule interessiert und auch wie man den Mohn zur Schmerzlinderung nutzte.
Doch letztlich holte sie die Politk wieder ein. Als sie auf einer Bank saßen und den Herbsttag genossen, zeigte Gerion ihr die Einladung zum Tsafest des Barons Nimmgalf von Hirschfurten. Arinya las den Brief durch und runzelte die Stirn.
"Er scheint auf deine Anwesenheit besonderen Wert zu legen", fiel Arinya auf.
"Richtig" , nickte Gerion. "Was meinst du?"
"Du solltet es annehmen", antwortete Arinya nach kurzem Überlegen. "Es ist ein Schritt zum Frieden im Königreich. Und du wolltest doch eine Aussöhnung zwischen den Grafschaften. Es ist auch eine gute Möglichkeit, die gute Beziehung, die dein Vater mit ihm hatte, fortzuführen."
"Da hast du Recht. Allerdings darf diese Aussöhnung nicht zu Lasten der Kaisermärker gehen. Ich habe eine Bitte an dich. Ich werde als Repräsentant der kaisermärker Familien dort auftreten."
"Das wird einigen Familien nicht schmecken", merkte Arinya an. "Allen voran die Isppernbergs."
"Das ist mir bewusst. Aber was wollen sie machen? Sie werden nicht da sein um mich daran zu hindern. Kannst du mit Fridega vom Berg reden und vielleicht auch mit den Aimar-Gors um mir hier Rückendeckung zu verschaffen. Du bist umgänglicher und dir schenken sie schneller Vertrauen, Arinya." "Ja, kann ich machen. Ich kenne da den einen oder anderen, den wir hier auch noch darauf ansprechen können. Statt den Aimar-Gors werde ich aber lieber die Heiterfelds besuchen. Und auch den Burggrafen Oldebor. Seine Stimme hat Gewicht."
"Dann mach das so."
Von Walen und Legenden
Schwerfällig ließ sie sich auf einen mit vielen Kissen ausgepolsterten bequemen Sessel in der Nähe des Feuers sinken: „Burg Troll... was?“
„Burg Trollhammer, Orknäschen“, wiederholte er nickend als er einen gepolsterten Schemel holte und andächtig ihre Füße darauf platzierte, „Burg Trollhammer.“
Sie nickte, rang sich ein müdes Lächeln ab und wollte wissen: „Warum dieser Name? Wurde sie denn etwa von einem Troll erbaut?“
„Die einen sagen so“, hob er an, „die anderen sagen so. Zumindest soll ein Troll etwas damit zu tun gehabt haben. Vielleicht nicht mit der Burg, aber mit dem Ort. Gewiss weiß Nimmgalf mehr. Du könntest ihn bei dieser Gelegenheit fragen.“
Sie winkte ab: „Der hat gewiss etwas besseres an seinem Tsatag zu tun als mit mir fettem Wal über die Geschichte seiner Burg zu sprechen.“ Damit strich sie sich über den inzwischen wirklich unübersehbar angewachsenen Bauch.
Er trat neben sie, beugte sich herab und hauchte ihr einen Kuss auf ihren Bauch: „Du bist von Tsa gesegnet, Orknäschen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Du trägst unser Kind.“ Doch er korrigierte sich augenblicklich. „Unsere Kinder.“ Ein feines Lächeln legte sich über seine Lippen. Liebevoll strich er ihr über den Bauch.
„Sie schlafen“, erklärte sie ihm, „Warum gehst du nicht alleine?“
„Ich habe ihm zugesagt, dass wir beide kommen“, erwiderte er ihr schlicht.
Sie zog die Augenbrauen tadelnd nach oben: „Du weist, das sich es nicht mag, wenn du über meinen Kopf hinweg entscheidest, Drego.“
„Weiß ich doch, Orknäschen“, stimmte er ihr da zu, „Aber Nimmgalf von Hirschfurten hat uns zu seinem Tsatag eingeladen. Zu seinem Tsatag! Uns! Verstehst du? Es ist der legendäre, der sagenhafte Nimmgalf! Nimmgalf der Große.“
„Nimmgalf der Große“, wiederholte sie tonlos, „Und wo liegt diese... Trollburg?“
„Samlor.“
„Samlor? Kommt da nicht Yolande her?“
„Ja, genau“, er nickte, „Drei Tagesreisen zu Pferd. In deinem Zustand wäre aber eine Kutsch...“
„Baron Nimmgalf hat gewiss Verständnis dafür, wenn ich angesichts meines Zustandes nicht erscheine“, meinte sie da nickend und lehnte sich zurück.
„Du bist gerade erst zu Pferd aus Praiosborn gekommen“, erinnerte er sie, „Da wirst du es ja auch die paar Tagesreisen nach Burg Trollhammer schaffen. Wir können auch gerne die Kutsche nehmen.“
Sie rollte mit den Augen und seufzte schwer: „Wenn es dir so schrecklich wichtig ist deinen Wal an deiner Seite zu haben...“
„Das ist es Orknäschen, das ist es.“
Autor: Orknase
Leihenbutter Befindlichkeiten
Barönliche Stadtresidenz im Stadtteil Greifenehr der Stadt Leihenbutt:
Mit einer kleinen, inneren knapp 3 Schritt hohen Mauer und hohen Bäumen war Greifenehr von den zu neugierigen Blicken, den Geräuschen und Gerüchen der restlichen Stadt Leihenbutt vortrefflich separiert. Die Torwache am Gittertor kontrollierte Fremde sehr genau. Nur wer glaubhaft ein Anliegen vorbringen konnte, wurde vorgelassen. Auf einem Hügel gruppierten sich die Stadthäuser des Barons und der umliegenden Adligen in einem Halbkreis um den großen Praiostempel, dessen leuchtende Kuppel in der ganzen Stadt recht gut sichtbar war. Leicht abgegrenzt durch eine kleine Parkanlage mit Ententeich befanden sich einige Häuser für Bedienstete sowie die Werkstätten eines Schreibers und eines Maßschneiders, dessen Dienste auch gerne von besuchenden Adligen in Anspruch genommen wurden, galten die Künste der Familie Tannicht doch als in den Grenzen der Grafschaft als von Menschenhand kaum übertroffen.
Sharbane Leutreu von Hirschfurten-Aurenstein stand auf einem gepolsterten Hocker, während Garland Tannicht mit seinen feingliedrigen Fingern den Stoff des neuen Kleides zurecht zog. Um sie herum tobten ausgelassen ihre Kinder Orlande, Werdomar und Selfina, sowie ihre Nichte Branibeth und ihr Neffe Gilborn umher. Sharbanes Bruder Roban saß auf einem der edlen Stühle und sah dem Trubel vergnügt zu.
„Seit du Burg Leihenbutt verlassen hast, scheint es dir viel besser zu gehen, liebe Schwester“, stellte der Geweihte des Praios fest.
„Ja und wie“, Sharbane atmete tief durch. „Der Hof ist ein Rattennest, jeder ist auf sein Vorteil bedacht und versucht meinen Gemahl zu beeinflussen. Vor diesen Hofschranzen wollte ich meine Kinder schützen. Hier in Greifenehr haben wir Ruhe, sodass Orlande, Werdomar und Selfina in Ruhe aufwachsen können. Außerdem habe ich dich hier, Bruderherz.“
Roban nickte verstehend. Der Praiot diente im hiesigen Praios-Tempel, verbrachte aber jede freie Minute bei seiner Schwester und seinen Neffen und Nichten. Er war Sharbane eine wichtige moralische Stütze, besonders seit sie und ihr Gemahl sich immer mehr entfremdet hatten. Nach dem dritten Kind sah sie ihre dynastische Pflicht erfüllt, verließ Burg Leihenbutt und den Baronshof und zog in die herrschaftliche Residenz in Greifenehr. Baron Hernulf-Answin hatte das desinteressiert zur Kenntnis genommen. Seine Interessen lagen eh woanders.
In diesem Moment betrat Seraffa von Plaum die herrschaftlichen Gemächer. Sie war die Gemahlin von Roban und diente Sharbane als Hofdame und Vertraute.
„Ihre Hochwürden Jendara von Hirschfurten wünscht eine Audienz.“
„Sie soll vortreten!“, sprach Sharbane kühl.
Die beiden Frauen begrüßten sich mit einem Nicken.
„Jendara, was führt dich aus deinem Tempel der gütigen Herrin in Rabenfelde nach Leihenbutt.“
„Ich komme tatsächlich vom Hof. Dein Gemahl wünscht, dass du ihn zu den Feierlichkeiten von Nimmgalfs Tsatag begleitest.“
„Ich weiß!“, antwortete Sharbane mit einem gewissen Unterton. „Ich habe meine Augen und Ohren am Hof, ich weiß was dort vorgeht.“
„Also wirst du ihn begleiten?“ Jendara wirkte etwas verwundert. „Ich meine, ihr seid … und dann noch die Fehde zwischen Reichsforster und Kaisermärker Familien … du als Kaisermärkerin... .“
„Ich werde meinen Gemahl begleiten, auch wenn es mir bei den Göttern nicht behagt. Doch weiß ich aus sicherer Quelle, dass er unsere Tochter Orlande auf den Feierlichkeiten irgendwem als künftige Pagin anpreisen wird … und ich will darauf zumindest Einfluss haben. Das kann ich nicht, wenn ich hier in Leihenbutt sitze.“
„Während du weg bist, werden wir uns um die Kinder kümmern.“ Roban blickte erst zu Seraffa und dann zu Sharbane.
„Sehr gut, dann weiß ich sie in guten Händen.“
Autor: Bega
Szenen auf der Anreise
Hier finden Episoden vor der Ankunft in Hirschfurten Platz
Anreise Helmar von Hirschfurten
8. Boron 1044 BF – auf der Reichsstrasse 6
Die prächtige Reisekutsche mit dem Wappen von Pfalz Goldenstein rumpelte die Reichsstraße 6 in Richtung Ackbar. Darin saßen Pfalzgraf Helmar von Hirschfurten und seine fast 20 Jahre jüngere Gemahlin Hartmunde von Hirschfurten. Letztere war sichtlich ungehalten ob der Reise.
„Ich kann ja verstehen, dass du der Einladung deines Vetters nachkommen möchtest. Aber warum muss ich auch dabei sein?“
Helmar lächelte: „Nun, zum einen weil du auch mit eingeladen wurdest, und zum anderen ich niemanden hätte, mit dem ich zum Ball gehen könnte.“
„Ach, der Ball. All diese aufgetakelten Fregatten, du weißt doch, wie wenig ich das mag. Und tanzen kann ich auch nicht richtig!“ nörgelte Hartmunde.
„Alles eine der Frage von korrekter Führung, so viel vieles im Leben, meine Teuerste!“ lächelte Helmar sie an. „Sieh es doch einfach mal als Gelegenheit, den neuesten Klatsch aus dem Hochadel zu erfahren.“
Hartmunde überlegte. „Naja, könnte schon recht interessant werden.“
„Und für mich ist es nicht der einzige Grund, warum ich die Reise angetreten habe. Mein Sohn Fredalf ist nun schon vor fast einem Götterlauf gefallen. Zu meinem größten Bedauern hatte ich bislang noch keine Gelegenheit, an seinem Grab in der Hirschfurtener Familiengruft zu beten. Das werde ich nachholen.“ Sagte er ernst.
Hartmunde nickte. Sie würde sich weiteres Genörgel verkneifen.
Anreise Hernulf-Answin von Hirschfurten
9. Boron 1044 BF – Burg Trollhammer
Rumpelnd schlängelte sich die Kutsche den Serpentinenpfad empor, der von Samlor zur Burg Trollhammer führte, die auf dem höchsten Gipfel der Rakullahöhen thronte. Gefolgt wurde die Kutsche von einer handvoll Reitern. Eine von ihnen war die Peraine-Geweihte Jendara von Hirschfurten. Die Mienen der beiden Insassen waren eisig. Hernulf-Answin und seine Gattin Sharbane hatten eine eher schweigsame Reise hinter sich. Viel hatten sich die beiden Eheleute nicht mehr zu sagen. Doch brach Sharbane ihr Schweigen.
"Warum mussten wir auf dieser Reise so viele Umwege machen? Rallerspfort kann ich ja noch verstehen, das lag auf dem Weg, aber dann Gut Weyring, Pfundt und Perainenau?"
"Das ist Politik, davon verstehst du nichts!"
"Ah, aber natürlich. Warum auch. Schön wäre es, wenn du ebenso umtriebig in Waldstein agieren würdest."
"Waldstein interessiert mich nicht. Was soll mich da auch interessieren? Wuchernder Wald? Mein Fokus ist die Goldene Au. Die großen Häuser werden um den Thron von Sonnentor ringen. Der Rabenmund ist tot und die Nachfolge noch voll kommen ungeklärt. Ich werde mit Vetter Helmar sprechen, das Haus Hirschfurten muss sich entsprechend aufstellen."
"Helmar? Warum nicht Nimmgalf?"
"Helmar ist der richtige Mann für die Herrschaft über die Kaisermark."
Sharbane wurde gewahr, dass ihr Gemahl schon seit vielen Monden nicht mehr so viel mit ihr gesprochen hatte.
Die Kutsche hatte die Vorburg erreicht. Bedienstete eilten herbei, um die Gäste und ihr Gepäck entgegenzunehmen. Sobald sich die Kutschentür öffnete, setzte Sharbane ich schönstes Lächeln auf. Der Schein war in der Adelswelt mehr als das Sein.
Autor: Bega
Empfang am 10.Boron 1044 BF ab 18:00 h in der Festhalle
Hier sollen die Episoden zum Einzug der Gäste in die Festhalle entstehen
Einleitung
10. Boron 1044, Burg Trollhammer Die Burg war festlich geschmückt. Zahlreiche Gäste waren von nah und fern angereist - teils schon in den letzten Tagen, um am 50. Tsatag von Baron Nimmgalf von Hirschfurten teilnehmen zu können. Die Burg war völlig überbelegt, einige der Gäste mussten gar im Hotel ‚Zum Kronenhirsch‘ im nahen Samlor untergebracht werden.
In der Festhalle war eine kleine Bühne aufgebaut, auf der die fünfköpfige Bardengruppe 'Sine Mora' aus Gareth eine liebliche Weise nach der nächsten spielte, und so den Empfang angenehm musikalisch begleitete, derweil ein paar Gaukler mit allerlei Kunststücken für gute Unterhaltung sorgten.
Der Herold begrüßte nun traditionell zunächst die engere Baronsfamilie, bis auf Irnfrede hatten sich bereits alle Hirschfurtens am Kopfe der Tafel eingefunden. Der Baron selbst stand vor der Tafel, um die nun eintretenden Gäste persönlich in Empfang zu nehmen.
Nach und nach wurden dann die Gäste vom Herold angekündigt, traten vor um ein paar warme Begrüßungsworte zu sprechen (in der Feierhalle war es im Boron schon recht kühl) und dabei ihr mitgebrachtes Geschenk zu überreichen, welches sogleich von den Dienern auf einem nahen Tisch abgestellt wurde. Anschließend nahm man dann an der Festtafel Platz, derweil aus der Küche schon verheißungsvolle Düfte von köstlichen Speisen in die Nasen drangen.
Einzug Drego von Luring
Graf Drego von Luring hatte Fehler und Vorzüge – wie jeder Mensch, ja: jede Kreatur auf Deren. Zu seinen Fehlern gehörte mit Sicherheit seine Unbeherrschtheit.Zum Beispiel konnte er nicht warten. Das sollte er aber nun hier, nämlich warten, weil es zu den Gepflogenheiten eines hochherrschaftlichen Balles gehörte, dass der Herold die Gäste ranghalber aufrief und ihnen den standesgemäßen Auftritt verschaffte.
Zu Dregos Vorzügen allerdings gehörte es, dass er auf diese stansdesgemäßen Auftritte problemlos verzichten konnte und sich und seinen Stand eben nicht so wichtig nahm.
Deshalb bewies er beides – Fehle rund Vorzug –, als er den Saal betrat, noch ehe der Herold ihn hatte aufrufen können. Er hatte sogar noch nicht einmal damit angefangen, als Drego schon an der Spitze seiner Begleiter eintrat und hurtig auf Nimmgalf zuschritt. Seine Balldame, die Rubrether Ritterin Selinde von Kravetz (die in Kleid statt Rüstung sogar sehr passabel aussah) kam kaum hinterher.
Der Herold beeilte sich, als er den Grafen nahen sah, das Hochwohlgeboren Drego von Luring“ noch anständig herauszubringen, da war Drego auch schon da: „Nimmgalf, teurer Schwager! Alles Gute und Tsas Segen auf Dein Haupt!“ Und dann umarmte der Graf den Gastgeber herzlich, reckte sodann Nimmgalfs Hand in die Höhe und präsentierte ihn allen, die zusahen: „Unser Bester!“ Und dann umarmte er Nimmgalf noch einmal ehe er seine Schwester herzte, die indigniert der Szene beigewohnt hatte.
Fehler und Vorzug: Mit der Würde der Herrschaft kaum vereinbar, aber voll ehrlicher Herzlichkeit und liebenswürdiger Freude – so trat Graf Drego auf, der sich irrsinnig auf einen großen Ball freute, den er diesmal nicht selbst ausgerichtet hatte.
Einzug der Gäste
Anschließend traten die andren Barone Reichsforst ein: Baron Erlan von Zankenblatt zu Syrrenholt, Nimmgalfs ältester Freund und Bundesbruder bei den Pfortenrittern samt seiner 35 Götterläufe jüngeren Gemahlin Erlbrechta von Zweifelfels, die trotz des Verlustes eines Armes unverkennbar in guter Hoffnung war, was bei den bereits Anwesenden für einige Verwunderung sorgte.
Ihnen folgte die hübsche aber noch unvermählte Baronin Tsaiana von Waldfang-Angerwilde zu Waldfang, ebenfalls Mitglied bei den Pfortenrittern.
Schließlich trat auch der neue Baron von Schwarztannen, Drego von Altjachtern ein, mitsamt seiner Gattin, die unverkennbar in guter Hoffnung zu sein schien.
„Ich grüße Euch, Euer Hochgeboren und danke Euch für die Einladung. Wir hatten bislang noch nicht das Vergnügen uns näher kennen zu lernen, von daher ist es mir eine besondere Ehre, heute hier sein zu dürfen.“
Nimmgalf trat ein paar Schritte vor und begrüßte ihn freundlich. „Willkommen auf Burg Trollhammer werter Baron Drego. Die Freude ist ganz meinerseits. Ich hörte von Eurem Schicksalsduell gegen die Waldsteiner Invasoren. Das war sehr gute Arbeit. Ihr habt uns den Rücken freigehalten, während wir im Osten die Kaisermärker in die Schranken weisen mussten. Ich hoffe ihr und Eure Ge…“, er stockte kurz als er Dregos hochschwangere Gattin ansah, „aber, Ihr seid doch… Moment, ich hab es gleich… Ailsa ni Rian, nicht wahr? Bei Rondras Lanze, ohne Eure Rüstung hätte ich Euch ja fast nicht wiedererkannt. Und nun steht ihr hier als neue Baronin zu Schwarztannen, wer hätte das gedacht? Wie geht es Euch?“
...
Zu Drego gewandt: „Verzeiht, aber ich habe Eure Gattin bereits damals beim Kaiserturnier 1041 BF kennen und schätzen gelernt. Sie hat dort wacker gestritten, das könnt ihr mir glauben. Ich habe ein Auge für gute Tjoster“, zwinkerte er ihm zu.
Es folgten weitere Vertreter aus dem Hochadel wie die Barone zu Bärenau Iralda und Wolfaran von Ochs, sowie Korhilda von Sturmfels zu Wasserburg und ihr Gemahl Vogt Leobrecht von Ochs von den Efferdstränen. Sie alle waren langjährige Freunde von Nimmgalf, auch verbunden durch die Pfortenritter.
Melina von Ehrenstein, ebenfalls Pfortenritterin und lange mit Baron Nimmgalf befreundet, trat gemeinsam mit ihrem Vater Hal von Ehrenstein, dem Kronvogt zu kgl. Halhof ein, da ihr Mann sich derzeit in einer Fehde befand. Sie war auf Graf Drego nicht gut zu sprechen, da er ihr erst vor Kurzem aus nichtigen Gründen die Herrschaft über Gräflich Rubreth entzogen hatte, und würdigte ihn keines Blickes.
Aus Greifenfurt waren angereist Baron Anselm Hilberan von Hundsgrab-Bugenbühl samt Gemahlin, sowie der Kreessenecker Baron Ardo von Keilholtz, ebenfalls an der Seite seiner Angetrauten.
Es folgten noch Junker Felian von Perainsgarten, ein Adliger aus Mardershöh und auch Junker Gerion von Keres, der sich als der Erste Rat der Kaisermark vorstellen läßt, und seine Gemahlin.
Einzug des Ersten Rates der Kaisermark
Dem Herold wurde der Name des nächsten Gastes vorgestellt, damit er ihn verkünden konnte. Er stockte kurz und sah den Mann stirnzrunzelnd an, straffte sich aber und verkündete laut:
"Seine wohlgeborene Exzellenz Gerion von Keres, Erster Rat der Kaisermark nebst Gemahlin Junkerin Arinya von Keres zu Alfenmohn."
Herein trat ein großgewachsener Mann in einer auffallend roten Iryanenlederrobe. Geschnitten war sie wie die Roben, die die Magier trugen und auch der hüfthohe Stab, an dessen oberen Ende eine Kristallkugel eingefaßt war, wies ihn als einen Gildenmagier aus. Auf seiner Stirn prangte ein kunstvoll verzierter goldener Reif (wenn ein Magiekundiger einen Hellsichtszauber auf den Reif sprechen würde, würde er ihn als magisch verzaubert erkennen). Seine stechenden graublauen Augen musterten aufmerksam die anderen Gäste im Saal und blieben einen kurzen Augenblick beim Grafen hängen. Wer genau hinsah, konnte unter seinem dunkelblonden Haaren die Spitzen von Halbelfenohren ausmachen, und wer danach sein Gesicht musterte, der konnte die hohen Wangenknochen des schönen Volkes erkennen.
An seiner Seite schritt eine Frau mittleren Alters, ihre Haare waren hochgesteckt und die Haarspitzen waren im Gegensatz zu ihren braunen Haaren hell. Gekleidet war sie in einem sandgelben Kleid das von einer langen roten Kordel gehalten wurde. Ihr Lächeln hatte etwas heiteres und steckte an, und überstrahlte den ernsten Ausdruck im Gesicht ihres Gemahls.
Sie schritten beide auf den Gastgeber zu, während die Gäste im Saal aufmerksam das Geschehen verfolgten.
Es gab aber auch finstere Blicke, die Gerion folgten. "Exzellenz?", murmelte der Pfalzgraf von Goldenstein und kniff verärgert die Augen zusammen. "Wie anmaßend", stimmte Hartmunde von Hirschfurten zu.
Auch wenn Barnhelm von Rabenmund verstorben war, so wurde der Posten des Ersten Rates nie offiziell als obsolet erklärt - wie auch, ohne einen Markvogt der das könnte? - und so nutzte Gerion weiterhin diesen Titel um für die Kaisermark zu sprechen und die Anrede diesem Titel entsprechenden Gewicht zu verleihen.
"Euer Hochgeboren", begrüßte Gerion seinen Gastgeber. "Ich bedanke mich für Eure Einladung. Und in Anbetracht diesen besonderen Anlasses habe ich mir erlaubt, einige Spezialitäten aus der Kaisermark mitbringen zu lassen."
Ein Diener brachte einen Korb mit allerlei Spezereien und Köstlichkeiten darin.
"Weizenfladen aus der Halsmark", zählte der Erste Rat auf und deutete auf die entsprechend genannte Spezialität. "Hartwurst-Rinderhaxe aus Ochsenblut, einen fruchtigen Quittenschnaps aus der Raulsmark, genannt 'Cellas Versuchung', Apfelstrudel aus Vierock, ein 'Goldensteiner', ein herber Rotwein Jahrgang 38, Sonnenblumenbrot aus Retogau, ein gewürzter Schnittkäse aus Alrikshain, ein Chimrärenschreck aus Grambusch und allerlei Süßgebäcke aus der Kaiserstadt."
Nimmgalf lächelte den Magier aus der Kaisermark freundlich an. "Da läuft einem ja schon vom Zuhören das Wasser im Munde zusammen! Vielen Dank, wohlgeborene Exzellenz, ich werde die erlesenen Köstlichkeiten zu besonderen Gelegenheiten gerne kosten!" Ein Diener nahm Gerion den Korb ab und stellte ihn auf den Geschenketisch.
"Und von mir bekommt Ihr dies." Arinya überreichte ihm ein kleines ledergebundenes Buch. "Das sind kleine Erzählungen über Heilige, Helden und andere Sagengestalten aus dem gesamten Königreich." Arinya beugte sich ein wenig vor und ihre Augen strahlten. "Mein persönliches Lieblingskapitel handelt über Korgond und seine jüngsten Ereignisse. Auch wenn vieles stark ausgeschmückt wurde, werden Euch doch viele Ereignisse erstaunlich detailliert vorkommen; als ob der Autor persönlich dabei gewesen war."
"Das klingt ja sehr vielversprechend. Habt Dank für dieses wertvolle Geschenk, Euer Wohlgeboren, was mir die nächsten Abende versüßen wird. Ich darf Euch beide herzlich auf Burg Trollhammer willkommen heißen. So nehmt doch bitte Platz", entgegnete Nimmgalf erfreut. Nachdem der Diener auch das Buch in Empfang genommen hatte, setzte sich das Junkerpaar ebenfalls an die Tische.
Einzug Irnfrede von Luring-Hirschfurten
Es waren bereits alle Gäste eingetroffen, als Nimmgalf seiner Frau zuraunte: „Wo ist Irnfrede? Sollte sie nicht längst hier sein?“ Aber Ederlinde zuckte nur mit den Schultern.
Der Herold wollte gerade die Türe schließen, als er plötzlich innehielt.
„Es tritt noch ein, Ihro Liebden Irnfrede von Luring-Hirschfurten, Prinzessin zu Reichsforst.“
Irnfrede betrat die Halle, und sorgte sogleich für Staunen. Sie trug ein dunkelrotes schulterfreies Ballkleid aus feinster Mengbillaner Seide, ihr langes hellblondes Haar war kunstvoll zurechtgemacht, sie hatte ein wenig dunkelgrünen Lidschatten und etwas Lippenrot aufgetragen, was ihre natürliche Schönheit nur noch mehr betonte. Seidene, spitzenbesetzte Stulpen und eine goldene Brosche mit Hirschfurtenwappen um ihren schlanken Hals rundeten das perfekte Erscheinungsbild ab.
Sie genoss sichtlich ihren Auftritt. Aus den Reihen der Gäste waren einzelne Stimmen zu vernehmen: „Ist das etwa Ederlindes Tochter?“ … „Wie schön sie geworden ist“ … „Und dieses Kleid, einfach traumhaft“ … „zum Verlieben schön…“ Sie zog so viel Aufmerksamkeit auf sich, dass kaum jemand bemerkte, dass sich ein Hirschfurtener Ritter heimlich noch in den Saal schlich und an einer bislang vakanten Stelle postierte. Auch er folgte wie gebannt der Szenerie.
Nimmgalf zischte Ederlinde zu: „Was bei den Göttern trägt sie da?“ „Nun, ich nehme an das stammt aus Gareth, Seidenschneiderei Renaken, der Schneider der Reichen und Schönen.“ „Und sündhaft teuer, wie mir scheint…“ „Tja, Schönheit hat bisweilen ihren Preis, mein Lieber!“ Nimmgalf beschloss erstmal gute Miene zu machen.
„Geliebter Vater“, begann Irnfrede, „entschuldige bitte mein Beinahe-Zuspätkommen, aber ich habe dir dafür auch ein besonderes Tsatags-Geschenk mitgebracht: eine echte ‚Schlunder Kurbel‘. Sie stammt aus einer berühmten Wandlether Armbrustmanufaktur, und wird dir bei der Jagd gute Dienste leisten.“ Ein Diener brachte die prächtige Armbrust auf einem großen Kissen heran, präsentierte sie den Anwesenden und legte sie anschließend auf den Geschenketisch.
„Ein wahrhaft formidables Geschenk, ich danke dir, meine Tochter! Bitte nimm doch Platz bei der Familie. Wir werden sogleich mit dem Bankett beginnen.“ Nimmgalf hieß sie herzlich willkommen und unter einigen Hochrufen der Gäste führte er sie galant zu ihrem Platz.
Als alle Gäste ihren Platz an der Tafel gefunden hatten, begann schließlich das Festbankett.
Szenen beim Bankett
Für die Episoden, die sich während des Banketts ereignen
OT: Der Einfachheit halber wird es für das Bankett keine feste Sitzordnung geben. D.h. wer mit einem anderen Charakter reden möchte, kann das jederzeit tun. Derjenige sitzt dann halt zufällig in seiner Nähe. Alles andere wäre zu kompliziert.
Nachrichten aus Leihenbutt
Die Festgemeinde langte kräftig zu, es wurden köstlichste Speisen aus der Reichsforster Küche aufgetragen. Nimmgalf beobachtete seine Gäste mit großem Wohlgefallen. An seinem entfernten Vetter Hernulf-Answin, der mit seiner reizenden Gattin Sharbane angereist war, blieb sein Blick haften. "Vetter Hernulf-Answin, ich hoffe doch, dass Euch die Reichsforster Küche zusagt?" sprach er den noch jungen Baron an.
Der Angesprochene sah auf und nickte: "Wirklich köstlich, Vetter! Mein Kompliment an die Köche."
"Sagt Vetter, was gibt es Neues aus meiner alten Baronie aus Waldstein zu berichten? Ihr habt dort alles im Griff, nehme ich an?"
"Selbstverständlich habe ich alles im Griff." Der Baron hatte einen deutlich selbstgefälligen Unterton. "Die Leihenbutter sind sehr obrigkeitsergebene Untertanen, die nach den finsteren Umtrieben Eurer Gattin ... also Eurer ersten Gattin versteht sich ... wieder Vertrauen in die Herrschaft unseres Hauses gefasst haben." Sharbanes Gesichtszüge schienen gerade bei den letzten Worten ihres Gatten für einen Moment zu entgleiten, doch konnte sie sich schnell wieder fangen. "Aber lasst uns nicht von Waldstein sprechen, außer wucherndem Wald und diesem unsäglichen Streit zwischen der Junkerin von Rabenfelde und der gräflichen Administration über die Burg Rabenfels gibt es dort nichts. Viel wichtiger für unser Haus sind doch die Entwicklungen in der Kaisermark. Ich weiß, lieber Vetter, Ihr seid auf den Kaisermärker Adel nicht gut zu sprechen. Doch sollte unser Haus die Goldene Au nicht außer Augen lassen, auch wir haben Interessen dort. Mein Schwertvater, der alte Rabenmund, ist nun dahin, unser Haus muss nun aktiv werden."
Nimmgalf und Ardo
Das Bankett war bereits in vollem Gange, die Dienerschaft hatte alle Hände voll zu tun, um ständig für Nachschub zu sorgen. Nimmgalf hatte gerade einen guten Bissen von einem Rebhuhnkeule genommen, als er seinen Greifenfurter Freund ins Auge fasste, der gerade den Dialog mit seinem Nachbarn beendet hatte.
"Sagt, Ardo, ich hörte, dass es vor einiger Zeit einen Vorfall in der Baronie Rallerspfort gegeben hat. Angeblich wurde da das Rittergut Eures Vetters Ingmar niedergebrannt. Wißt Ihr dazu vielleicht Näheres?"
Festball
Für die Szenen beim Festball
Eröffnung
Nachdem das Bankett beendet war, und die Diener alles bis auf die Getränke abgetragen hatten, wurden die Tischreihen kurzerhand zur Seite geschoben, um in der Mitte der Halle genügend Platz für den nun anstehenden Festball zu schaffen.
Als dies getan war, trat Nimmgalf vor: "Meine lieben Gäste, liebe Freunde und Verwandte, ich habe nun das große Vergnügen, den lang ersehnten Festball eröffnen zu dürfen. Ederlinde und ich werden beginnen, andere Paare dürfen sich dann gerne anschließen!"
Sofort brandete von allen Seiten Applaus auf, galt dies doch als der Höhepunkt des Abends.
"Meine liebste Ederlinde, wenn ich bitten dürfte", forderte er seine Gemahlin lächelnd mit ausgestrecktem Arm auf. Diese lächtelte freundlich zurück - in ihrem blauen Ballkleid sah sie beneidenswert gut aus - und ergriff sogleich seine Hand. Die Barden spielten einen langsamen Walzer auf und schon begann das Baronspaar sich elegant im Kreise zu drehen. Schon nach wenigen Augenblicken gesellten sich andere Paare hinzu.
"Schau mal zu Irnfrede. Sie sieht recht unglücklich aus", bemerkte Ederlinde leise. Nimmgalf nickte. "Ja, sie wünscht sich wohl sehnlich, dass sie bald auch zum Tanz aufgefordert wird. Leider ist die Zahl der Junggesellen hier recht überschaubar." "Dann weißt du ja, wen du als nächstes auffordern wirst oder?" sah sie ihn mit gespielter Strenge an. Nimmgalf lächelte: "Das hatte ich ohnehin vor, meine Liebe!"
Nimmgalf und Irnfrede
Es war der zweite Tanz des Abends und Nimmgalf hatte es sich nicht nehmen lassen, seine Tochter Irnfrede zum Tanz aufzufordern, was sie auch nur allzu gerne angenommen hatte. Es tat so gut, seine ‚Große‘ so glücklich zu sehen. Seit er sie nach Erlenstamm geschickt hatte, um dort erste Erfahrungen mit der Lehnsverwaltung zu sammeln war sie regelrecht aufgeblüht. Aus dem kleinen schüchternen Mädchen war eine schöne und selbstbewusste junge Frau geworden, was er wohlwollend zur Kenntnis nahm.
Aber… dieses Kleid! Für einen Moment kamen dunkle Erinnerungen hoch, und ein Schatten legte sich über sein Gesicht.
Irnfrede bemerkte dies sofort: „Was ist mit dir Vater, du schaust so betrübt. Macht dir der Tanz keine Freude?“ „Im Gegenteil, Irnfrede. Es ist eine Wonne, mit dir zu tanzen“, lächelte er mit etwas Schwermut. „Es ist nur… das Kleid!“ „So teuer war es gar nicht, Vater. Nur dreihun…“ „Nein, nein, das meine ich nicht! Es erinnert mich nur an jemanden, den ich am liebsten längst vergessen hätte.“ Irnfrede nickte und sagte erstmal nichts weiter. Für eine Weile tanzten sie schweigend. „Es… erinnert dich an deine erste Frau, stimmt’s? Tut mir leid, Vater!“
„Das muss es nicht, mein Kind!“ antwortete Nimmgalf. „Du hast recht, aber das ist alles schon viele Jahre her, und sollte uns am heutigen Tag nicht mehr belasten. Also genug davon, lass uns heute nur von schönen Dingen sprechen.“ „Gerne, Vater!“ antwortete Irnfrede und strahlte ihn an.
Nachdem der Tanz geendet hatte, geleitete er sie zu ihrem Platz zurück, und wollte sich schon zum Gehen wenden. Doch hielt er inne und drehte er sich nochmal zu ihr um. Er fragte leise: „Hattest du vorhin sagen wollen, dass das Kleid dreihundert Silbertaler gekostet hat?“
Irnfrede blickte ihn nur mit großen Augen an und zog einen Schmollmund.
Nimmgalf schüttelte leicht den Kopf und seufzte. Er konnte ihr einfach nicht lange böse sein.
Abendlicher Ausklang
Hier ist Platz für Episoden, die sich nach dem Ball ereignen sollen
Pfortenritter versammelt
„Pfortenritter – Stolz Garetiens – werden niemals untergeh’n,
weil sie in guten wie in schlechten Zeiten zueinander steh’n!
Pfortenritter – Lanzenreiter – sind nie in der Schlacht allein,
ja so war es, und so ist es, und so wird es immer sein! HURRRA!“
Mit einen vielfachen Klirren wurden die Weinpokale aneinander gestoßen, bevor sie die dürstenden Kehlen benetzten. Die anwesenden Pfortenritter namentlich Erlan von Zankenblatt, Tsaiana von Waldfang-Angerwilde, Melina von Ehrenstein, Korhilda von Sturmfels, Wolfaran von Ochs und natürlich Baron Nimmgalf selbst saßen in feucht fröhlicher Runde beisammen, und waren bester Laune. Iralda und Leobrecht von Ochs sowie Hal von Ehrenstein hatten sich hinzugesellt, weil sie ohnehin schon aus familiären banden den Pfortenrittern sehr nahe standen. Man lachte, sang und scherzte miteinander, und erzählte sich manch amüsante Anekdote aus alten Tagen.
Man gedachte auch der nicht mehr Anwesenden wie dem beliebten Baron Debrek von Zweifelfels, Tsaianas Tante Tsaburga, dem nach Korgond entrückten Hartsteener Baron Hadrumir von Schwingenfels und natürlich ihrem in der Schlacht gegen Haffax gefallenen Schirmherren, dem großen Grafen Danos, der König der Ritter, der ihnen allen stets Mentor und Vorbild gewesen war.
Trotz der vielen Verluste der letzten Jahren und trotz der vielen Fehden war man voller Zuversicht, weil ihr Bund immer noch Bestand hatte.
„Wißt ihr eigentlich, was uns am stärksten von den Pulethanern unterscheidet?“ fragte Nimmgalf seine Freunde? „Dass wir tjosten können?“ fragte Korhilda. „Dass wir keine Unbewaffneten niederreiten?“ riet Wolfaran. „Dass wir keine Namenlosen-Anhänger in unseren Reihen haben?“ mutmaßte Tsaiana. „Dass wir wissen was Ehre ist?“ vermutete Erlan von Zankenblatt.
Nimmgalf grinste: „Nein, vor allem dass es unseren Bund auch heute noch gibt, derweil die Pulethaner längst Geschichte sind.“
„Wirklich? Es gibt keine Pulethaner mehr?“ fragte Melina.
„Naja, die Nebachoten Simold und Eslam sowie sein Sohn Ra’oul sind schon lange unter der Erde, ebenso der Dunkelsfarner. Der Höllenwaller schmort hoffentlich in den Niederhöllen, und vor Kurzem hat man sogar den Blutigen Ugo abgesetzt als Marschall Garetiens.“ Die anderen tauschten verwunderte Blicke aus, für die meisten war das scheinbar neu.
„Ja, mein Vetter Helmar hat mir berichtet, dass das jetzt eine Veriya von Gareth, wohl eine Nichte des ehemaligen Burggrafen Eran von Gareth, übernehmen wird. War wohl eine Entscheidung des Kantzlers. Jedenfalls dürfte der Blutige Ugo erstmal keine große Rolle mehr spielen.“
„Und die Eychgraser?“ wollte Korhilda wissen. „Haben die denn je eine gespielt? Wüsste ich jetzt nicht“, grinste Nimmgalf. „Nur mein besonderer Freund aus Gallstein sitzt nach wie vor in seiner Burg, und denkt sich aus, wie er seine Leute quälen kann. Ich bezweifle aber ernsthaft, dass wir ihn jemals wieder in einem Turnier zu Gesicht bekommen werden. Damit wäre das Thema Pulethaner wohl endgültig ad acta gelegt.
„Nun denn, auf den Sieg der Pfortenritter! Auf das der Bund bestehe auf ewig!“ prostete Erlan den anderen zu, und erneut klirrten die Pokale.
Zusammenkunft der Familie Hirschfurten-Zweifelfels
„Hallo große Schwester! Setz dich doch zu uns!“ Ludolf rief seine Schwester Jendara zu sich an den Tisch, wo bereits seine Verlobte Selinde von Ruchin, sowie seine Mutter Yolande und sein Stiefvater Oldebor von Zweifelfels saßen. „Wenn ich kurz vorstellen darf: meine Verlobte Selinde von Ruchin, die Baronin zu Erlenstamm – meine Schwester Jendara, die Perainehochgeweihte zu Rabenfelde in Leihenbutt.“
Die beiden Damen begrüßten sich standesgemäß. Selinde schien es jedoch eilig zu haben: „Wenn ihr mich kurz entschuldigen würdet, ich müsste mal ein paar Worte mit Baron Nimmgalf wegen der Hochzeit im Tsa bereden. Dann habt ihr ein wenig Zeit für Eure Familie“, lächelte sie. "Natürlich, Euer Hochgeboren!" entgegnete Jendara.
Damit verabschiedete sich Selinde. Jendara zuckte mit den Schultern und wandte sich dann ihrer Familie zu: „Oh, Mutter, Vater, Bruder, ich freue mich, Euch wiederzusehen. Wie geht es Euch?“ damit nahm Jendara am Tisch ihrer Familie Platz.
„Nun, abgesehen davon, dass die Sighelmsmark im Rahmen dieser unsäglichen Fehde zwischen den Grafschaften arg gebeutelt wurde, geht es uns noch ganz gut, würde ich sagen!“ antwortete Yolande.
„Du darfst aber nicht vergessen, dass es uns auch wesentlich schlimmer hätte treffen können, wenn Nimmgalf nicht sämtliche Plünderungen durch Reichsforster in unserem Junkersgut untersagt hätte – schau dir mal an was die Reichsforster in Sighelmsaue angerichtet haben, dagegen geht es uns noch richtig gut“
„Ja ja, Nimmgalf. Der hätte sich besser darauf konzentrieren sollen, die Kampfhandlungen in seinen Gefilden zu vermeiden, statt mit wehenden Fahnen über die Kaisermark herzufallen“, entgegnete Yolande. Kein Wunder, dass die Hirschfurtens dort inzwischen wenig gelitten sind. Man traut sich ja kaum noch vor die Türe.“
„Mutter bitte, es ist weder die Zeit, noch der Ort, um sich darüber zu echauffieren!“ erwiderte Ludalf streng.
„Na schön. Dann eben zu dir, Jendara. Wie geht es dir im fernen Leihenbutt? Und wo ist eigentlich dein Gemahl?“ Jendara sah ihre Mutter an: „Eslam konnte mich leider nicht begleiten, er ist mit dem Fuchsrudel rings um den künftigen Großfürsten Sigman von Gareth unterwegs. Ich bin gemeinsam mit Hernulf-Answin und seiner Frau Sharbane angereist, allerdings zu Pferd, da ich, wie ihr wißt, keine Kutschen mag.“
„Ach diese obskure Großfürstenbewegung, ich halte davon rein gar nichts!“ entgegnete ihr Stiefvater Oldebor. Die bringt nur zusätzliche Unruhe ins Königreich, das können wir jetzt gerade gar nicht gebrauchen. Und ich bezweifle, dass die Königin das noch lange mitmachen wird.“
„Ja, ich hatte ihm auch stark abgeraten, sich da so reinzusteigern, aber er ist nun mal ein Dickkopf. Ich hoffe, das nimmt kein böses Ende.“
„Und wie geht es der kleinen Emer?“ wollte Oldebor wissen?
„Oh, sie macht sich prächtig! Ist vor kurzem 6 Jahre alt geworden. Sie geht schon mit anderen Kindern in die Praiostagssschule. Momentan ist sie bei ihrer Großmutter in Rabenfelde. Da spielt sie immer so gerne mit Ritterfiguren. Im nächsten Götterlauf werden wir sie wohl zu Baron Hernulf-Answin in Pagenschaft geben.“
Ludolf mischte sich ein: „Und hast du dich schon etwas eingelebt in Leihenbutt?“
„Oh ja. Ich habe schon einen neuen Tempelgarten angelegt, und das Siechenhaus ist auf meine Veranlassung hin komplett renoviert worden, was auch dringend nötig war. Es tut sich auch einiges in Rabenfelde. Ich wünschte nur, dass die Streitereien um diese Burg Rabenfels endlich aufhören würden. So was ist auf Dauer einfach zermürbend.“
„Was ist denn mit der Burg?“ fragte Ludolf.
„Es ist eine gräfliche Festung an der Südgrenze zu Leihenbutt. Meine Schwiegermutter würde sich die gerne einverleiben – Familie Wegfeld besitzt momentan keine eigene Burg, und das wo es so einige in Leihenbutt gibt. Darüber schwelt nun schon seit Jahren ein Streit, und es sieht nicht danach aus, dass da bald eine Einigung erzielt werden könnte, zumindest nicht, solange der Seneschall Coswin von Streitzig noch fest im Sattel sitzt. Er war es übrigens auch, der dafür gesorgt hat, dass Onkel Nimmgalf damals entlehnt wurde.“
Die anderen machten große Augen. „WAS?“
„Nun ja, ich war letztens in Hirschfurt – also der Stadt Hirschfurt – zu Besuch, um einige Besorgungen für den Tempel zu erledigen, und nahm gerade mein Mittagsmahl in der Taverne Waldmeister ein. Es gibt da auch das gute Uslenrieder Rotbier, müsst ihr wissen. Und dann wurde ich Zeuge eines Vorfalls: ein älterer Herr, der ebenfalls dort zu Gast war, hatte sich wohl an einem Hühnerknochen verschluckt und bekam kaum noch Luft. Panisch wedelte er mit den Händen, stürzte mit dem Stuhl um, dabei sein Essen mit sich reißend, und lief schon dunkelblau an. Man konnte beinahe schon Golgaris Schwingen rauschen hören. Zu seinem Glück habe ich aber Erfahrung mit solchen Notlagen. Ich drängte die Umstehenden beiseite, zückte mein Skalpell und setze dem armen Mann einen sauberen Luftröhrenschnitt, so dass seine Lunge wieder arbeiten konnte. Das Knöchelchen konnte ich dann mit einer Pinzette entfernen. Nach einem Heilungssegen war der Mann dann so weit über den Berg, dass ihn zwei Knechte dann auf ein Lager betten konnten. Ich blieb noch eine Weile bei ihm, um mich davon zu überzeugen, dass er auf dem Wege der Besserung wäre. Ich wollte schon gehen, als er mich nochmal zu sich rief. Er fragte nach meinem Namen, in seinen Augen stand tiefste Dankbarkeit. Als ich ihm den Namen Hirschfurten nannte, machte er große Augen. Er stellte sich mir als Jendor Allensbacher, der Sekretarius des Waldsteiner Grafschaftsrates Coswin von Streitzig vor.
Und zum Dank für die Rettung seines Lebens vertraute er mir ein nun schon über 10 Götterläufe altes Geheimnis an: Es war Coswin von Streitzig, der damals einen schändlichen Brief an den Staatsrat Horbald von Schroeckh verfassen ließ, in welchem er kein gutes Haar an Onkel Nimmgalf ließ, und auch einige dicke Lügen über ihn verbreitete, was wohl schließlich zu seiner Entlehnung geführt hat. Er konnte es mir bezeugen, denn er selbst war es, der die Zeilen zu Papier brachte.“
Die anderen blickten Jendara mit offenen Mündern an. Ludolf fasste sich als erstes wieder: „Hast du das Nimmgalf schon berichtet?“
Jendara schüttelte den Kopf. „Oh nein, und das solltet ihr auch nicht tun. Nimmgalf hat schon genug Fehden und Streit, und es ist nun auch schon so lange her. Es wäre unklug, die alten Geschichten wieder aufzurollen, daraus kann nichts Gutes erwachsen. Und dies wäre gewiss nicht im Sinne der Herrin Peraine!“ Sie blickte die anderen an. „Ihr werdet ihm doch nichts sagen, oder?“
„Natürlich nicht, Kind!“ antwortete Yolande. „Du kannst dich auf uns verlassen“, und warf Oldebor einen vielsagenden Blick zu.
hinter den Kulissen
Hier ist Platz für Szenen, die sich außerhalb der Feierhalle (und evtl. verborgen vor neugiereigen Augen) ereignen
Ein Gespräch unter Junkern
Es war der Nachmittag des 10. Boron, es hatten sich bereits einige der Gäste in der Burg eingefunden. Da der Hausherr noch einige wichtige Vorbereitungen treffen musste, hatte er kurzerhand eine Führung durch die Burg organisiert, die in Kürze stattfinden würde. So standen einige Adelige in einer kleinen Gruppe im Burghof, und warteten auf die Seneschallin Brunhild von Tsangen, die die Gäste dann herumführen würde.
Plötzlich näherte sich eine leicht gerüstete Frau der Gruppe, grüßte die einzelnen Anwesenden knapp und blieb dann vor dem Junker von Hohenlinden und seiner Frau Arinya von Baernfarn stehen.
„Hochgelehrter Herr von Keres? Auf ein Wort, bitte!“, sagte sie nach einer kurzen Begrüßung. Der Angesprochene blickte sie etwas überrascht an, als die Frau fortfuhr: „Verzeiht bitte die Störung, hohe Herrschaften. Mein Name ist Tsaiane von Talbach. Ich müsste Euch, Hochgelehrter Herr, in ein er dringenden Angelegenheit unter vier Augen sprechen. Hättet Ihr etwas Zeit?“
Gerion von Keres, der Junker zu Hohenlinden und Magier der Weißen Gilde, war sichtlich irritiert, als ihn die blonde Frau anprach. „Nun ja, wenn es wichtig ist! Arinya, bitte warte hier kurz auf mich, ich bin sicher bald wieder da!“ Seine Frau nickte.
„Vielen Dank. Dann folgt mir bitte rüber ins Burgpalais.“
"Die korrekte Anrede ist übrigens Wohlgelehrter Herr."
Tsaiane blickte irritiert. "Wie meint Ihr?"
"Der 'hochgelehrte Herr' steht nur einem Magus zu, der die entsprechende Prüfung abgelegt hat", erklärte Gerion ohne Regung. "Ich habe es nie für nötig empfunden diese Prüfung abzulegen. Es schmeichelt letztlich nur der Eitelkeit der Gildenmagier." Tsaiane glaubte nun eine Regung in seinem Gesicht zu erkennen. "Saldor Foslarin würde zur Decke gehen, wenn einer seiner Adepten sich mit 'Hochgelehrter Herr' ansprechen lassen würde." Jetzt war eindeutig eine Regung zu erkennen: der Magier lächelte grimmig - ihm schien der Gedanke zu gefallen. "Ach, wißt Ihr was? Hochgelehrter Herr ist schon in Ordnung."
Tsaiane führte den Magier in Nimmgalfs Schreibstube, bot ihm dort einen Polstersessel an und schloss die Tür.
Der Magier ließ sich auf dem angebotenen Sessel nieder und sah sich interessiert um, auch wenn er noch nicht so recht wusste, worauf das ganze hinauslaufen würde.
„Etwas Wein?"
"Gerne." Gerion wartete bis Tsaiane ihm ein Becher einschenkte und es ihm reichte. "Nun, Ihr werdet mich nicht eingeladen haben um Wein zu trinken“, entgegnete Gerion nicht unfreundlich. "Also, worum geht es?"
Tsaiane goss sich selbst einen Krug Wein ein und setzte sich dann zu ihrem Gast. „Ich möchte mich zunächst einmal entschuldigen, dass ich Euch so überrumpelt habe. Dies war aufgrund der Umstände leider nicht anders möglich. Erst einmal zu mir: ich bin Tsaiane von Talbach, die Junkerin zu Talbach und die rechte Hand Seiner Hochgeboren Nimmgalf von Hirschfurten, in dessen Namen ich auch hier spreche. Denn ursächlich dafür, dass er Euch heute hierher eingeladen hat, war mitnichten sein Wunsch Euch näher kennen zu lernen oder sich gar mit der Kaisermark auszusöhnen, vielmehr war ich es, die ihm empfohlen hat, Euch heute hierher einzuladen. Der eigentliche Grund ist folgender: ich kannte Euren Vater Balrik von Keres, er war meinem Herrn vor einigen Jahren eine große Hilfe im Kampf gegen die Machenschaften seiner Gemahlin Simiona, die sich dem Namenlosen verschrieben hatte.“
Gerion kniff mißtrauisch die Augen zusammen und fixierte sein Gegenüber. "Das ist mir durchaus bekannt“, nickte er.
„Natürlich. Ihr seid ein Experte im Kampf gegen die Mächte des Dreizehnten, was ich aus zuverlässigen Quellen weiß. Denn auch ich verfüge über ein gutes Netzwerk von… sagen wir Wissenszuträgern.“
Der Magier ließ sich nichts anmerken. "Und wozu braucht ihr mich?“ Gerion glaubte die Antwort zu kennen, war aber dennoch neugierig.
„Bevor ich fortfahre müsst Ihr mir versprechen, dass Ihr das nun Folgende mit allergrößter Vertraulichkeit behandelt, da dieses Wissen in den falschen Händen wahrhaft großen Schaden anrichten könnte.“
Gerion antwortete nicht sofort. Was ging ihm durch den Kopf?, fragte sich Tsaiane. „Nun gut", antwortete er schließlich. "Ich will es Euch gerne versprechen. Doch nun fahrt fort!“
„Baron Nimmgalf und ich haben den dringenden Verdacht, dass Graf Drego schon seit einiger Zeit unter den Einflüsterungen des Namenlosen steht. Wir wissen nicht, ob er selbst ein Anhänger des Dreizehnten ist, aber wir haben starke Indizien, dass zumindest hochrangige Personen in seiner Nähe dem Gott ohne Namen dienen!“
Gerion zog scharf die Luft ein. Er stellte sein Weinbecher auf einen kleinen Beistelltisch ab und beugte sich vor, während er Tsaiane durchdringend anblickte. „Wenn das wahr ist", sagte er, "dann ist das eine äußerst gefährliche Lage. Welche Personen habt Ihr in Verdacht und wie kommt Ihr darauf? Und welche Rolle habt Ihr mir zugedacht?"
Tsaiane fuhr fort: „Wir wissen, dass Drego von Luring heute Abend ebenfalls hier anwesend sein wird. Die Person, die wir explizit im Verdacht haben - ein gewisser Rudon Langenlob - wird allerdings nicht kommen. Trotz dessen, dass wir ihn ebenfalls eingeladen haben!“
„Ihr habt bewusst einen Anhänger des Namenlosen hierher eingeladen?“
„Ja, und zwar um ihn in eine Falle zu locken, natürlich alles unter dem Deckmantel der Etikette, da es sich um den Eingeladenen um den Landvogt zu Gräflich Luring handelt. Das wird aber nicht passieren, da er es vorgezogen hat, in Luring zu verbleiben. Dennoch müssen wir Gewissheit haben, in wie fern der Graf selbst in die namenlosen Machenschaften verstrickt ist. Das Ganze natürlich aber ohne ihm zu suggerieren, dass wir irgendeinen Verdacht gegen ihn oder seine Einflüsterer hegen.“
„Und wie wollt Ihr das herausfinden?“
„Nun denn: Nimmgalf wird seinen Schwager im Laufe des Abends beiläufig in ein Gespräch verwickeln und ihm scheinbar unverfängliche Fragen stellen. Unter anderem auch nach dem Verbleib einiger hohen Familienmitglieder des Grafen, namentlich seiner jüngeren Schwester Lechmin und des ehemaligen Burgsassen Odo von Luring-Mersingen. Wir haben den Verdacht, dass diese entweder in der Gewalt der Namenlosenanhänger gefallen sind, oder sich vor diesen auf der Flucht befinden. Jedenfalls gehen wir davon aus, dass er uns nichts über ihren derzeitigen Aufenthaltsort sagen wird oder sagen kann. Die entscheidende Frage ist nur, ob er tatsächlich nichts darüber weiß, oder ob er lügt! Im ersteren Fall haben seine Einflüsterer die Wahrheit nur vor ihm verborgen, was darauf hindeuten könnte, dass er selbst noch nicht den Einflüsterungen erlegen ist. Falls er aber bewusst lügt, dann müssen wir befürchten, dass er ebenfalls dem Namenlosen dient. Eure Aufgabe dabei wird sein, das Ganze möglichst unauffällig zu beobachten und nach Indizien zu suchen. Vielleicht habt ihr ja einen Zauber, mit dem ihr erkennen könnt, ob er lügt oder nicht?“
Gerion lehnte sich wieder zurück und legte seine Fingerspitzen aneinander. Er dachte über das eben Erfahrene nach. "Gibt es eine Möglichkeit sich mit dem Grafen privat zu treffen?", fragte er schließlich. "Es gibt einen Zauber mit dem ich die Wahrheit sogleich von ihm erfahren könnte. Allerdings ist das alles andere als unauffällig und er könnte es als Beleidigung auffassen, wahrscheinlicher aber eher als Affront. Aber ich vermute schon, daß dies Euren Absichten zuwider läuft." Das letzte war halb als Frage formuliert und er sah Tsaiane mit einer hochgezogenen Augenbraue an.
Diese schüttelte energisch den Kopf: "Nein, das ist leider ausgeschlossen. Der Graf würde sofort bemerken, dass wir einen Verdacht gegen ihn haben und weitere Aussagen verweigern. Schlimmer noch: er könnte seinen Einflüsterern davon berichten, und diese so zu Gegenmaßnahmen verleiten. Es müsste etwas Subtileres sein, etwas dass er gar nicht mitbekommt."
"Bedauerlich", murmelte Gerion, während er sich wieder zurück lehnte. "Das hätte vieles vereinfacht."
„Hochgelehrter Herr, ich habe Euch bewusst ausgewählt, da ihr zum einen über die nötige Objektivität verfügt, da ihr in keinerlei Abhängigkeit zu Graf Drego steht, und zum anderen über die notwendige Kompetenz und auch die Fähigkeiten, aktiv gegen die namenlosen Machenschaften vorzugehen. Deswegen seid Ihr in meinen Augen ideal geeignet, um uns zu helfen. Nun, da ihr die Sachlage kennt, werdet ihr uns bei unserem Vorhaben unterstützen?“
„Ihr könnt auf mich zählen!“, gab Gerion entschlossen Antwort. "Aber ich erwarte, daß ich über alles informiert werde, wie Ihr auf diesen Verdacht kommt."
"Hervorragend!" Tsaiane teilte mit ihm alle Informationen, die er brauchte, und betonte auch Racallas hilfreiche Recherche in der Akademie der Magischen Rüstung bezüglich des dringenden Verdachts gegen Nimmgalfs ehemaligen Waffenknecht Romin Westfall. Gerion hörte sich alles aufmerksam an und stellte gelegentlich Rückfragen. Die Führung durch die Burg verpasste er allerdings.
Tsaiane und Geromel
„Auf ein Wort, Vetter“ Tsaiane lief gerade über einen der Burggänge, um ihren Vetter Geromel dort abzupassen, der gerade auf dem Weg zur Küche war.
„Tsaiane?“ er drehte sich um und hielt inne.
„Gut, dass ich dich treffe, Geromel. Ich muss mit dir was bereden.“
„Gerne. Wie kann ich helfen?“ antwortete der große Ritter.
„Es ist wegen Irnfrede. Du hast … dich etwas verändert, seit du vom Baron den Auftrag bekommen hast, sie zu beschützen.“
Geromel blickte sie etwas überrascht an. „Verändert? In wie fern?“
„Du bist oft mit deinen Gedanken nicht bei der Sache. Dir entgeht hin und wieder mal eine Bemerkung. Und wie du sie immer ansiehst… kann es sein, dass dir die Kleine gefällt?“ Geromel fühlte sich ertappt, versuchte das aber herunterzuspielen.
„Ich? Ach was, ich war vielleicht nur ein wenig überarbeitet in letzter Zeit. Ich kann dir aber versichern, dass ich mich stets professionell verhalten habe, wenn es um die Sicherheit der jungen Dame ging. Du kannst sie gerne selbst fragen.“
Tsaiane kam etwas näher und sah ihm in die Augen. „Das hoffe ich sehr, Vetter! Nimmgalfs Tochter ist absolut nicht mehr deine Liga! Sollte da irgendetwas passieren, was nicht passieren darf, wärst du erledigt. Und unsere Familie wahrscheinlich gleich mit. Ich hoffe, das ist dir bewusst?“
„Danke für die Belehrung, Cousine! Ich sagte dir ja bereits, dass ich mich stets professionell verhalten habe. Und auch nicht vorhabe das zu ändern.“
„Nun gut, dann konzentriere dich aufs Wesentliche. Wir sind es dem Baron schuldig!“, damit ließ sie ihn stehen und ging.
Geromel sah ihr nach. Es war sicher nicht die erste Lüge in seinem Leben, aber mit Sicherheit die größte.
Eine kleine Ausnahme
Im Leben eines Kriegers gibt es viele Herausforderungen, Hürden und Versuchungen. Mit Mut, Entschlossenheit, Eisernem Willen und großer Kraft vermag er es ihnen stets zu trotzen. Dies wusste auch Ritter Geromel, der gerade auf dem Flur im Obergeschoss des Herrenhauses Wache schob, als er kurz vor Beginn der Begrüßung der Gäste auf Burg Trollhammer einen betörenden Duft gefolgt vom raschen Klackern hoher Absätze vernahm. Es war Irnfrede in einem atemberaubend schönen Kleid. Er spürte, wie sein Blut bereits in Wallung geriet. Er blickte sich kurz auf dem Flur um, doch ansonsten war keiner hier.
„Hier bist du ja! Hab dich schon überall gesucht!“ zischte ihm Irnfrede leicht verärgert zu, als sie ihn entdeckt hatte.
„Herrin… Irnfrede. Wie kann ich Euch helfen?“ fragte er vorsichtig.
„Lass den Quatsch, wir sind doch alleine!“
Sie kam näher auf ihn zu. Ihr Dekolletee war sehr großzügig geschnitten und ihr Parfüm stieg ihm in die Nase. Sie lächelte ihn verführerisch an. "Na, wie gefällt dir mein neues Kleid?"
Geromel atmete tief durch. "Einfach hinreißend. Ich kann kaum sagen was verführerischer ist: das Kleid, oder der Inhalt." grinste er zurück.
„Na, dann solltest du es aber dringend herausfinden!" schlug sie vor und sah sich nochmal um. Sie waren immer noch ungestört.
"Am Ende des Ganges ist ein Aufgang zu einem kleinen Turmzimmer, das noch unbelegt ist. Dort drinnen gibt es ein weiches Lager mit ein paar Strohmatratzen. Komm mit mir!“ forderte sie ihn leise aber verheißungsvoll auf.
„Ach Irnfrede, wie gerne würde ich das tun…“ seufzte er. „Aber ich kann meinen Posten hier nicht verlassen. Außerdem hatten wir doch gesagt, nicht hier! Das wäre viel zu riskant.“ Irnfrede fasste ihn sanft an der Hand und warf ihm ein sehnsuchtsvolles Schmachten zu. „Bist du ganz sicher?“ hauchte sie. „Wie wäre es mit einer kleinen Ausnahme?“ Doch Geromel schüttelte den Kopf.
Sie kam mit dem Mund näher an sein Ohr und flüsterte: „Ich trage nichts unter dem Kleid…. absolut gar nichts.“
Und dann gibt es die Momente im Leben eines Kriegers, da die Sturmflut des Verlangens so groß wird, dass selbst die stärksten Mauern von Vernunft, Entschlossenheit und eisernem Willen einfach hinfort gespült werden. Und so folgte Geromel Irnfrede in den Turm.