Geschichten:Pulether Fehde - Teil 22: Drohungen!: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 21. Juli 2009, 14:58 Uhr
Der Unterhändler hatte auf der sonnenbeglänzten Wiese ein festliches Zelt mit seinem Wappen aufstellen lassen, ganz in den Farben seines Hauses: Schwarz, Weiß, Rot. Davor waren leichte Schemel aufgestellt worden, auf dem der Unterhändler mit seinen Begleitern saß und schwatzte. Er schien gar nicht zu warten, sondern eine Landpartie zu veranstalten. ’Sind das etwa gebratene Wachteln, die man da isst?’, dachte Hadrumir, als er mit vier Begleitern endlich vor das Tor der Burg ritt. Vor dem Zelt stockte das harmlose Treiben kurz, als die Reiter vor der Burg entdeckt wurden. Die Wachen fassten die Waffen fester, ein Ritter zeigte kurz in jene Richtung, doch dann speiste man weiter. Hadrumir näherte sich auf fünfzehn Schritt, dann stieg er ab. Er konnte sich immerhin sicher fühlen, denn auch er kam unter der Flagge des Parlamentärs. Er hoffte jedenfalls, sicher zu sein. Er hatte immerhin die Bombarden auf der Burg laden und die Armbrüste spannen lassen.
’Er sieht aus wie Kaiser Reto ausgesehen haben muss’, ging es Hadrumir durch den Kopf, als er seinen Umhang ordnete und weitere fünf Schritt in Richtung der Gesellschaft unternahm. Er kannte die Ritter nicht, die um den Unterhändler herum saßen, aber Hadrumir kannte einige der Wappen, die auf den Bannern prangten, die sanft in der Frühlingsbrise schwangen: Hartsteen, natürlich. Schallenberg, Gneppeldotz, Beisweil – alles Ritterfamilien der Hartsteens. Und dann – Hadrumir missfiel das – die Wappen des Grafen von Eslamsgrund, des Pfalzgrafen von Rathsamshausen und der Fuchs des Kaiserhauses! ’Viel Feind, viel Ehr’, dachte Hadrumir, doch deutete er eine Verbeugung an: „Die Zwölfe zum Gruße, Hochgeboren! Ich heiße Euch im Frieden des Unterhändlers vor meiner Burg willkommen und nehme Euch in meine Gastfreundschaft auf.“
Baron Alrik von Gareth von Rabensbrück, der Unterhändler, erhob sich, deutete ebenfalls eine Verbeugung an und wies einladend auf den Kreis, in dem er speiste: „Auch Euch Gruß und Segen der Zwölfe, Wohlgeboren. Und Dank für das erklärte Gastrecht. Das ist ja auch das Thema unserer Unterredung, wenn ich recht liege. Deshalb setzt Euch doch zu mir und meinen Begleitern.“ Die Ritter erhoben sich und traten soweit zurück, dass sie für alle leise gesprochenen Worte außer Hörweite waren. ’Gut einstudiert, Gareth’, bemerkte Hadrumir bei sich, ’wie hat Luidor es nur angestellt, Dich zu ködern?’
„Diese bleiben sitzen, Euer Wohlgeboren: Dieser edle Mann ist Seginhardt Raultreu von Ehrenstein, der Bruder der Vermissten. Dieser berühmte Recke ist Illehardt von Rathsamshausen, über sein Anliegen sprechen wir später. Und dieser bekannte Krieger ist Alrik von Hartsteen, der Schwager der Vermissten. Mich kennt Ihr ja, ich bin nur der unparteiische Unterhändler und soll Euch ins Gewissen reden. Setzt Euch.“
’Unparteiisch! Ha!’, dachte Hadrumir, doch tat er, wie ihm geheißen. ’Tatsächlich gebratene Wachteln. Meiner Treu! Der glaubt sich wirklich auf einer Landpartie!’ Nachdem er bequem Sitz gefunden hatte, hub Hadrumir mit einem gespielten Lächeln an: „Nun dann lasst uns anfangen! Ich hasse lange Vorgespräche! Kommen wir doch direkt zur Sache!“
„Zur Sache kommen.“, murmelte der alte Eslamgsrunder, wohingegen Alrik von Hartsteen nur schnaubte, so dass die Enden seines langen Schnurrbarts zu flattern begannen.
Baron Alrik hingegen ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er lächelte das strahlende Lächeln der Gareths, das ihn mit seinem rötlich-braunen Bart und der hohen Stirn noch mehr wie den Kaiser Reto der bekannten Darstellungen gleichen ließ. Er hatte teure Kleider an, Schnallenschuhe und Spitzenkragen. Das alles musste er noch am frühen Morgen angelegt haben, ehe er mit seinem Tross die Wiese vor Orbetreu erreicht hatte. Der alte Eslamsgrunder war zwar noch nicht alt, aber wegen seiner Glatze und des früh ergrauten Bartes wirkte er älter. Seine Schwester war die gefürchtete Reichskronanwältin gewesen, die Gräfin von Eslamsgrund. Sein Neffe Siegeshart war es heute. Und beiden hatte er als Säckelmeister gedient, das wusste Hadrumir. Alrik von Hartsteen war ihm ebenfalls bekannt: Ein hagerer Gesell mit braunem Haar, Leiter der Schule der Reiterei in Gareth und wie alle, die ihm gegenüber saßen, nicht in der Natterndorner Fehde engagiert. Alrik der Reiter war zwar Luidors Bruder, aber nicht sein Parteigänger. Und schließlich Illehardt von Rathsamshausen; sein Ruf war schlechter als der Hadrumirs, ritt er doch an der Seite des Blutigen Ugos. Sein Onkel war der Pfalzgraf vom Schlundgau. Alrik von Gareth riss Hadrumir aus seinen Betrachtungen:
„Gut, kommen wir gleich zur Sache. Luidor von Hartsteen hat mich gebeten, mit Euch über den Aufenthalt seiner Gattin Raulgard von Hartsteen-Ehrenstein und seiner Tochter Rudane auf Eurer Burg zu sprechen. Er ist erzürnt über die Handlungen seines Verbündeten Kelnian von Windischgrütz, der Eure Verwandte Eleona von Schwingenfels gefangen nahm. Gleichwohl ist sie Kombattantin dieser Fehde. Darum ist Luidor von Hartsteen außer sich vor Zorn und Bangen, weil Ihr seine Gattin und seine Tochter entführtet, deren einziger Fehler es gewesen ist, Luidor von Hartsteen zum Gatten und zum Vater zu haben und auf die Sicherheit der Stufen vor einem Tsa-Tempel vertraut zu haben. Ihr, Hadrumir von Schwingenfels, so soll ich Euch ausrichten, habt eine Linie übertreten, die ihr nicht einmal hättet berühren dürfen. Ludior von Hartsteen lässt Euch darum ausrichten, dass er keiner Eurer Forderungen nachgeben wird.“ Alrik von Gareth hatte flüssig und mit seiner sonoren Stimme gesprochen, doch alles Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden. ’Er meint es sehr ernst’, dachte Hadrumir, und spürte, wie ihm ein Räuspern im Hals stecken blieb. Dennoch brachte er fest und sicher heraus: „Weder Luidor noch Ihr kennt meine Forderungen. Doch das, was Ihr verlangt ist zuviel.“
Der Rabensbrücker bedachte Hadrumir mit einem merkwürdigen Blick: „Ihr habt noch nicht alles gehört, Wohlgeboren. Eure Taten sind nicht ungeschehen zu machen, doch sie können gesühnt werden. Allerdings nur, wenn der edlen Raulgard von Hartsteen-Ehrenstein und Rudane von Hartsteen nichts geschehen ist.“ Fragend zog er die Augenbrauen hoch.
„Im Gegensatz zum Grützer bin ich ein Mann von Ehre, Hochgeboren. Ihnen ist kein Leid geschehen und sie können sich auf Orbetreu frei bewegen. Niemand hat sie angerührt oder ihnen ein Haar gekrümmt.“
„Das ist gut zu hören“, sagte der Baron von Rabensbrück mit seinem kaiserlichen Lächeln. „Ich werde mich dieses Umstands gerne versichern.“ Doch seine Begleiter drückten mehr aus als Worte: Sie hielten Hadrumir offenbar nicht für einen Ehrenmann.
„Das könnt Ihr gewiss, ich werde Eure Begegnung mit ihnen im Hof der Burg gleich ermöglichen. Doch nun will ich alles hören.“ Langsam gefiel Hadrumir dies überhaupt nicht mehr.
„Selbstverständlich, Wohlgeboren. Das bringt mich zu meinen Begleitern: Alrik von Hartsteen ist das Ohr und das Auge seines Bruders. Er soll Raulgard und Rudane von Hartsteen sicher nach Burg Oberhartsteen begleiten.“
Nun mischte sich auch der Eslamgrunder ein. Seine Glatze glänzte, als er sich vorbeugte: „Schwingenfels! Mein Neffe ist nicht erbaut, dass diese Fehde aus dem Ruder läuft. Was Ihr mit den Herren von Windischgrütz rechtet, ist Eure Sache, aber die Familie Ehrenstein will nicht, dass sie da von Euch hineingezogen wird. Mehrere gute Pferde wurden zuschanden geritten, als die schreckliche Nachricht Eurer Untat nach Eslamsgrund gebracht wurde. Ich habe Euch dieses Band hier mitgebracht“, Seginhardt zog ein Wappenband der Ehrensteins hervor, „mit dem ich berechtigt und befugt bin, Euch die Fehde zu erklären. Euch und nur Euch, Hartsteener Grafen haben damit nichts zu tun. Wollt Ihr, dass die ganze Grafschaft Eslamgsrund ...“
„Das kommt vielleicht später, lasst es gut sein“, unterbrach Alrik von Gareth den Eslamsgrunder, dessen Kopf rot angelaufen war. „Ihr hört es, Wohlgeboren: Die Götter haben es eingerichtet, dass alle Taten der Sterblichen Folgen haben. Darum soll der Kluge diese Folgen abschätzen, bevor er seine Handlungen beginnt.“
Hadrumir ließ sich äußerlich nichts anmerken. Im Innern aber gesellten sich zu den Fragen, die ihm bereits seit vielen Nächten den Schlaf beschwerten gleich noch mehrere hinzu: Wie hatte Luidor es geschafft, die Eslamsgrunder mit hineinzuziehen – und wieso drohte der Mistkerl nur feige mit der Fehde, statt sie wie ein Mann gleich zu erklären? War das gerecht? Zweifelte man etwa wirklich an seiner Ehre?
Alrik von Gareth fuhr fort: „Dies sind die weiteren Forderungen Luidor von Hartsteens: Ihr übergebt seinem Bruder seine Gemahlin und seine Tochter – unversehrt und noch heute –, Ihr legt öffentlich Eure Würde als Ritter nieder und tretet für Jahr und Tag in den Knappendienst bei Graf Danos von Luring, sofern er Euch annimmt, und überlasst darüber hinaus Burg Orbetreu den Gefolgsleuten Luidor von Hartsteens. Widrigenfalls habt Ihr vernommen, dass das Haus Ehrenstein Euch die Fehde zu erklären bereit ist; darüber hinaus ist Burgvogt Illehardt von Rathsamshausen hier, um Euch zu bestätigen, dass die ›Goldene Lanze‹ bereit ist, für einen Feldzug gegen Eure Familie zu reiten und Euch zu vernichten“, der Adjudant des Blutigen Ugos nickte, „während ich nur der Überbringer der Botschaft bin. Welche Antwort soll ich Luidor von Hartsteen ausrichten?“