Geschichten:Das Herz des Schwertes - Teil 7: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 21. Juli 2009, 14:58 Uhr

Langsam schwebte Tsaiane kopfüber tiefer in die Tempelhalle hinab. Nimmgalf hatte wenig Mühe sie zu halten, schließlich war sie derzeit in guter Form. Flackerndes Licht aus zahllosen Kerzen in den Wandnischen beleuchteten die nächtliche Halle und warfen bizarre Schatten an die Wände. Tsaiane ließ ihre Blicke schweifen. Derzeit war es ruhig in der Halle. Draussen konnte sie den Edlen Friedward von Plötzingen lamentieren hören. Offenbar gab es sich Mühe, die Tempelwachen so lange es ging zu beschäftigen. Sie lächelte zufrieden. Als ihr Blick an ihren Füßen vorbei an die Decke wanderte, fiel ihr auf, dass sie ein Stück des heiligen St. Gilborn herausgesägt hatte. Sie schickte ein stummes Stoßgebet gen Alveran in der Hoffnung, dass der Heilige ihr vergeben möge. Wenigstens hatten sie keinerlei Magie eingesetzt, dies immerhin könnte ihn gewogen stimmen. Endlich gelangte sie auf Kopfhöhe der Statue. Sie gab Nimmgalf ein Handzeichen, und der Baron fixierte das Seil auf der Höhe und zurrte den Rest um den Balken fest. Tsaiane machte sich behutsam ans Werk. Zuerst zog sie einen soliden Dolch aus einer Armscheide. Sie betrachtete den funkelnden Rubin in der Krone und tastete vorsichtig die Schliffkanten ab. Schließlich fand sie einen Ansatzpunkt für die Dolchspitze. Mehrere Male rutschte die Klinge ab, doch plötzlich hatte sie sich verkeilt. Mit wohldosiertem Krafteinsatz hebelte Tsaiane den Rubin aus der Krone. Es knackte. Erneut blickte sie sich kurz um. Weiterhin war alles ruhig. Schließlich lies sie den Stein in ihre Gürteltsche gleiten und verschnürte sie. Nun holte sie eine rote Glasimitation hervor und klemmte sie zwischen ihre Zähne. Der folgende Teil war am schwierigsten: langsam holte sie ein Tiegelchen mit Orezal-Leim aus einer weiteren Tasche und öffnete es, was sich kopfüber als sehr ungewohnt erwies. Mit einem Holzstäbchen rieb sie dann den Leim behutsam auf die Ausbruchstelle des Rubins. Anschließend presste sie das rote Glasstück in die Öffnung. Es passte nicht genau - aber so würde es weitaus weniger leicht auffallen, dass der Originalstein verschwunden war. Als sie sicher war, dass der Leim halten würde, gab sie Nimmgalf erneut ein Zeichen.

Der Baron hatte die ganze Aktion gebannt beobachtet. Mehr als einmal hatte er befürchtet, dass etwas schief ginge, aber schließlich hatte Tsaiane es doch geschafft die Steine auszutauschen. Er zog sich seine Lederhandschuhe an, um ein Durchrutschen des Seiles zu erschweren, und zog es langsam wieder hoch.

Als sich Tsaiane auf halber Höhe befand, gab es plötzlich einen dumpfen Knall. Irgendwas war auf dem Dach gelandet - etwas Großes. Erschrocken blickte Nimmgalf auf und spähte in die Dunkelheit. Doch er konnte nichts erkennen.

"Was ist?" zischte Tsaiane. "Ich weiß nicht! Irgendwas ist hier!" flüsterte Nimmgalf. Rasch zog er sie das letzte Stück hoch. An einigen Stellen rieselte Staub von der Decke. Es klang wie dumpfe Schritte auf dem Dach. Als Tsaiane den Durchgang erreicht hatte, reichte Nimmgalf ihr eine Hand und zog sie durch das Loch. "Lasst uns schnell alles einsammeln und dann nichts wie raus hier. ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache." Nimmgalf nickte: "Ich auch nicht." Er lief ein paar Schritte in Richtung des Treppenabgangs. Dann plötzlich verharrte er und starrte wie gebannt nach vorn. Zwei dunkelrote Augen blickten ihn aus dem Dunkeln an.


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