Geschichten:Stochern im Nebel: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 18. Dezember 2008, 07:53 Uhr

Burg Oberhartsteen, 11. Phex 1031 BF, abends


Im flackernden Kerzenschein saß der Hartsteener Graf über einem Stapel Papiere an seinem Schreibtisch. Er hatte sie selber aus den Archiven der Burg geholt und längere Zeit danach suchen müssen. Seit dem Tod seiner Vorgängerin im Amte des Barons zu Hartsteen hatte er sich nicht um den Papierkram Alwenes kümmern können, doch nun dankte er im Stillen seiner verstorbenen Tante, dass sie auch nach der Intrige der Praioten, die sie aus dem Zedernkabinett vertrieben hatte, die Geschicke des Garetischen Adels minutiös und genau verfolgt hatte. Nicht die Dokumente, die Luidor in den Händen hielt, waren wertvoll, sondern die kleine, schräge, gestochen scharfe Schrift der ehemaligen Staatsrätin, mit der sie die Eingänge, die sie erreicht hatten, versehen hatte.

Leicht quietschten die Türangeln, als Greifhold von Ennetbrück das Arbeitszimmer betrat. "Verzeiht, Hochwohlgeboren, Ihr habt rufen lassen?"

Ohne von dem Brief, den er gerade las, aufzusehen, winkte Luidor seinem Schreiber zu sich. "So ist es. Ihr müsst umgehend in die Archive. Morgen reitet Ihr mit meinem Vetter nach Gareth."

Der Secretarius hob seine Augenbraue und fragte: "Hat es etwas mit den Gerüchten aus Reinherz zu tun, Hochwohlgeboren?"

"Das kann ich jetzt noch nicht absehen. Es ist eine vage Vermutung." Der Graf verstummte und widmete sich wieder seinen Schriften. Auf einem der Briefe sah Greifhold von Ennetbrück die weiß-grüne Seerose Bugenhogs und las aus den Augenwinkeln:


Doch wo sind Mahnmal, Monument, Denkmal, die den Dank der Menschen vor den Göttern beweisen? Hat noch je einer gesehen, wie voll des Dankes und der Demut all jene sind, die den Sieg so wacker und fromm erstritten?"


Greifhold räusperte sich. "Verzeiht, Hochwohlgeboren, aber wonach soll ich suchen in den Archiven?"

"Findet die Antwort auf die Frage, warum der Siegestempel wirklich in Puleth erbaut werden sollte und warum nicht in Bugenhog. Und dann findet so viel wie möglich über Zylva Huisdorn heraus. Und tut dies unauffällig und schnell."

Greifhold nickte knapp und schritt eilig aus dem Zimmer.

Warum hatte er sich bisher nie mit dem Bugenhoger beschäftigt, fragte sich Luidor in einem Gefühl wachsenden Unbehagens. Seine Tante war da offensichtlich wachsamer gewesen. Neben dem Aufruf aus dem Jahr 31 Hal stand nur kurz und knapp der Kommentar: Ein Unruhestifter.


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